Wieder und wieder strich der Wetzstein mit seinem matten, metallenen Kreischen über das Blatt der Waffe. Selina liebte dieses Geräusch, es war schrill, störend, ein Mißklang unter den Tönen der Welt. Es war passend.
Wie jeden Abend bevor sie schlafen ging, saß sie an einen Baum gelehnt und schärfte ihre Waffen, so lange, bis der Schlaf sie übermannte. Es tat gut, zu wissen, bereit zu sein. Besser noch zu wissen, wozu.
Nachdenklich wandte sie den Kopf ab, blickte starr in die Ferne. Dort war nichts zu erkennen und doch wußte sie, daß dort das Lager der Ritterschaft und des Banners war. Wann immer sie daran dachte, mußte sie an jemanden denken. Eine Schwester. Hart ratschte der Wetzstein über das geschwungene Blatt. Mißmutig wandte sie den Blick darauf, dann wieder in die Ferne.
"Soldaten sind Werkzeuge des Krieges, geschmiedet in den Feuern der geheimsten Abgründe der Seele, gestählt an den Wunden der Welt, geschaffen um zu vergehen." sinnierte sie leise vor sich hin. "Unliebsame Werkzeuge, wir glühen heiß vom Feuer der Esse, die uns hervor brachte und eine jede Hand, die uns ergreift, wird sich an uns verbrennen und uns fallen lassen noch bevor unser Schmerz sie zu übermannen droht."
Prüfend fuhr ihr Daumen über das Blatt, ehe sie diesen in den Mund nahm um an dem kleinen Schnitt zu lutschen.
"Eines Tages werden die Flammen erloschen sein und die glühenden Sensen, die reiche Ernte unter ihresgleichen halten, erkaltet und man wird sie wieder ergreifen um das Korn der Äcker zu mähen, die sie noch zuvor mit flammender Klinge pflügten."
Langsam legte Selina die Hellebarde neben sich. Bilder von Sensen und Schwertern durchströmten ihre Gedanken, Hände, manche gepanzert, manche waren es nicht, wieder andere waren verzerrte Klauen und überall wo man hinsah, Feuer.
Allmählich formte sich ein Lächeln auf ihren Lippen. Sie war das geborene Werkzeug, kaum eine Wunde, an der sie sich nicht geschärft hatte, kaum ein Feuer, daß so heiß loderte. Es gab noch viel zu tun. Noch härter geschmiedet, noch heißer brennend. Es ward an der Zeit, Feuer in die Welt hinaus zu tragen.
Ein letztes mal ging ihr Blick in Richtung des Lagers, dann umfing sie die Ruhe eines dämmerigen Schlafes.
|