Nur langsam erlosch das Glühen aus dem kleinen Lagerfeuer, dass ihre Begleiterin erzündet hatte, um für etwas Wärme in dieser kalten Winternacht unweit von Brandenstein sorgen zu können.
Doch kein Feuer Tares mochte sie erwärmen - ihr ganzer Körper war wie erkaltet, ihre Seele glich einem eiskristallenem Gebilde, kalt, hart und doch zerbrechlich. Sprünge und Risse zogen sich durch dieses Eis, doch sie baute immer weiter den kalten Panzer auf, um ja nicht zu verzweifeln.
Leise knirschte es in ihren Händen, als sie ihre Faust ballte, in der zuvor noch eine getrocknete Rosenblüte geruht hatte. Wie süsser Wein schmeckte die Genugtuung, die sie spürte, als dieses zarte Gebilde in ihren Hände in kleinen Stück zerrieselte und aus ihren Händen hinab in den Schnee fiel, wo es in der Nacht wie feine dunkle Sprenckel von Blut liegen blieb. Mochte eine Rose noch so schön, noch so rein und edel wirken - sie war zerbrechlich und empfindlich wie jede andere Blume auch.
Doch eines blieb zurück - sie richtete ihren Blick aus den müden und doch ruhelosen Augen auf den Stiel der Pflanze hinab. Einige kräftige, spitze Dornen zierten sie und langsam strich sie mit einem Zeigenfinger an diesen entlang, spürte kurz einen leichten Stich und fühlte, wie es warm in jenem Finger pulsierte, das Leben sich trotz der Kälte bemerkbar machte und sich in einem kleinen, roten Blutstropfen manifestierte.
'Was am Ende für mich noch bleibt, wenn er sein Leben aushaucht - sind die Dornen, die ich langsam aufbaue.'
Mit der Zungenspitze leckte sie den Tropfen ab und richtete ihren Blick wieder auf die schwarze Wand, die der Wald um sie herumbildete.
'Gib mir die Kraft - Kraft, diese Zeit zu überstehen, Kraft, um jegliche Hürde zu meistern und die Kraft, mit meinen Dornen die zu verletzten, die mich brechen wollen.'
Der Stiel der einstmals prachtvollen Rose glitt hinab bei diesen Gedanken, die in ihrem Kopf wiederhallten... bis sich ein letztes, dunkles Wort in ihrem Geist bildete, doch wagte sie es nicht einmal zu denken.
Dichter schlug sie ihren warmen Fellumhang um sich und starrte mit unbewegten Augen und einem nunmehr deutlicherem Frösteln in die schwarze Nacht hinaus.
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