Es war schon sehr spät, als er sich leise und vorsichtig wieder aus dem Bett erhob und hinüber zu dem Schreibpult wankte. Langsam lies er sich dort nieder und entzündete mit einem Span, den er kurz hinter sich in das Kohlebecken hielt die Kerze, deren Schein nur mühsam das Dunkel des Raumes durchdrang. Dann zog er die Schublade an der Seite des Schreibpults auf und entnahm eine noch unbeschriebene Schriftrolle. Mit müden Bewegungen entrollte er sie und griff dann nach der Feder, die die ganze Zeit über in dem Tintenfass ruhte. Viel hatte er in der letzten Zeit geschrieben und so setze er auch jetzt wieder die Federspitze auf das Blatt und wollte gerade anfangen zu schreiben, als er innehielt.

Leise murmelte er: "Mutter... nun sitze ich hier und versuche meine Gedanken festzuhalten und weiß nicht weiter... wo soll das nur Enden? Erst Merros, dann Zulan und nun dieser Unbekannte."

Nachdenklich glitt sein Blick wieder über das Blatt, dann tauchte er seine Feder wieder in das Tintenfass und setzte sie erneut auf das Pergament.

"Und dann noch die Ensis Caelestis, der Inquisitor und... aufsässige Geweihte."

Leicht schüttelte er den Kopf.

"Eine Gestalt aus Licht und Schatten... geschickt von seiner Eminenz..."

Seine Augen verengten sich und er rieb sich über seinen Bart, der ebenso wie sein Haar nur aus einem feinen Flaum zu bestehen schien, ganz ähnlich wie bei einem Vogel. Erneut schüttelte er seinen Kopf leicht.

"Schreie... und dann doch keine... oder doch? Was geht da vor?"

Sein Blick verlor sich nun in der Kerzenflamme, welche durch einen Windhauch leicht ins Flackern geraten war. So ein Zimmer in den Mauern der Stadt war eben doch ziemlich zugig.
Ein drittes Mal in dieser Nacht tauchte er die Feder in das Tintenfass und wollte wieder zum Schreiben ansetzen, doch auch diesmal hielt er inne.

"Du hast mir schon viele Rätsel auferlegt, Mutter, doch noch nie so hartnäckige. Manchmal wünschte ich, ich wäre noch mein früheres Ich. Zumindest war das Leben damals viel problemloser. Anderseits wäre ich nun wohl tot, wenn du mich nicht gerettet hättest...
Und nun? Sag mir was ich davon halten soll: Wie soll ich einem Dämon trauen und mit ihm gemeinsame Sache machen? Wenn du mir irgendwie helfen kannst... ich wäre dir schon über das kleinste Zeichen dankbar."

Seufzend steckte er die Feder zurück in das Tintenfass und gab es nun endgültig auf. Er nahm die Kerze in die Hand und wollte sie gerade ausblasen, als sein Blick auf das dünne und abgenutzte Lederarmband an seinem Arm fiel. Kurz huschte ein Lächeln über sein Gesicht, dann löschte er das Licht und wankte zu dem Bett zurück.

Vorsichtig kletterte er wieder hinein und versicherte sich noch mit einem Seitenblick, dass er die Elfe nicht aufgeweckt hatte, dann schloß er die Augen.

Er träumte von Messern, Engeln und finsteren Gestalten, deren Gesicht im Schatten lag.