Ein gänzlich gegensätzlicher Ort, doch nicht minder geheim.
Ein junges Mädchen, schwarzes Haar, aschfahle und bleiche Haut, blutrote Lippen, ängstlicher Blick.
Ein Mann auf einem mit Knochen besetzten Thron. Riesig, bleich, unheimliche Augen, kalte Aura, die Kleidung schwärzer als schwarz. Unter der schwärzer als schwarzen Dunkelheit der Robe fixiert sich ein ungesehenes Augenpaar auf das Mädchen, mustert sie mit völliger Gleichgültigkeit, streift sie mit eisiger Kälte, berührt sie mit absoluter Arglist und Selbstsicherheit, durchbohrt sie mit nie enden wollendem Hass. Eine weisse, knöcherne Hand hebt sich ohne das es unter der Robe raschelt.
"Meister, verzeiht die Störung." Brüchig und leise, deutlich mag man Angst und Ehrfurcht hören.
"Es gibt neue Kunde vom Heiligen Krieg auf der Insel der Sieben Winde."
"Sprich!"
"Keine guten Neuigkeiten, ehrenwerter Meister. Man erzählt sich, unser aller Herr verliere an Respekt. Man erzählt sich, niemand beachtet mehr den Krieg...."
"Komme sie zur Sache."
"... gar wenige Krieger des Schlächters vermögen es ganze Heere seiner Diener auszuschalten. Es wurde sogar gesehen, wie Pfeile durch Holz gingen. Wie dann erst die Knochen zerberst-"
Ein weiterer Wink mit der Hand.
"Der Krieg lockt Leute an, selbst der gemeine Bauer ist in diesen harten Zeiten der stärkste Krieger. Der gemeine ketzerische Pöbel vermag selbst heilige Reliqiuen einem der nächsten Vertreter des Herren aus den Armen zu reissen. Manche erfreuen sich gar an der eisigen Kälte und den Schmerzen, Meister, gleich ob es eine Schwarze Rüstung oder gar das heilige Schwert eines Nächsten des Fürsten ist. Ob Bauer, Magd oder Schweinehirt, ein jeder ist dem Gläubigen des Herren auch mit dem Dolche überlegen und selbst die schwächste Schneiderin spaziert durch die Diener des Herren als seien es Schafe."
Stille kehrt für einige Momente ein.
"Gar furchtbares erzählt man sich von den Dienern des Schlächters. Sie lernen nicht zu dienen, nicht zu kämpfen, nicht Demut - schon ein Schüler im Dienste des Schlächters vermag anderen Gläubigen des Genannten zu schaden, sie zu schwächen. Und dies nicht nur einmal, nein ständig. Man munkelt, nur durch schwere Buße sei dieser Frevel an den ehrenwerten und heiligen Schülern des Schlächters wieder gut zu machen. Man stelle sich vor was ein solcher Schüler erreichen mag, so er geweiht wird. Er kann eine Mülltonne mit einem heissen Blitz zur Seite fegen, so sie denn im Wege steht. Doch nicht nur das, sein Blick geht durch Kleidung hindurch und scheint sich direkt ins Herze zu bohren, so dass schon von weitem ersichtlich ist wessen Seelenheil im Auge des Schlächters in Gefahr ist. Man erzählt sich das die Grausamkeit eines solchen Verhörs die unsrige noch überschreitet, sie aktzeptieren nur Ja oder Nein. Man kann sich kaum noch hinaus trauen, als Gläubige-"
Wieder nur eine einzige Handbewegeung die das plappernde Mädchen zum verstummen bringt.
"Auch erzählt man sich, die Krieger schießen auf Dämonen als seien es Hühner - und nicht nur dass, sie lachen über jene als wären sie tatsächlich Hühner! Manch prunkvoller Krieger soll sogar unter dem bepanzerten Körper noch stahlharte Haut haben, die kaum eine Klinge zu durchdringen vermag. Doch der Schlächter scheint in Not, er lässt Güte walten und verhilft einst gesuchten Verbrechern zu Ruhm und Ehre und neuem Gesichte, auf dass sie alsbald in seinem Dienste stehen. Auch jene haben, ähnlich den höchsten Dienern des Schlächters, einen ausgeprägten Sinn die Gläubigen aufzuspüren - und habe auch wenig anderes im Sinne als jene niederzumetzeln ehe sie die Lippen bewegen können."
Schweigen.
"So müsse man sie lehren die Diener des einzig wahren Herrn ernst zu nehmen."
|