Stumm starrte sie auf die unruhige Wasseroberfläche, starrte ihr Spielebild auf eben jenem ab. Weit entfernt nur lauschte sie dem Gespräch der beiden, als wäre es gar nicht sie selbst die sprechen würde. Nein, sie war es nur die kämpfen würde. Sie war es nur die ihre Strafe empfangen und letztendlich sterben würde.
Sie zeigte ihm die Narbe, die Narben, sprach von dem alten Lehrer dessen Namen aus der Erinnerung der Bruderschaft getilgt wurde. Ob sich noch jemand erinnerte, ob noch jemand den Namen nannte? Wohl kaum.
Sie wusste nicht wieso sie gekommen war, so lange Zeit hatte sie ihr Leben gelebt. So lange Zeit hatte sie sich versteckt. Wirklich versteckt? Oder vielleicht doch nur auf den passenden Moment gewartet um ihrem Tod einen Zweck zu geben, ausser der Buße? Vielleicht war es der Schritt der sein musste. Der Erste Schritt, ihr Erster Tod. Der letzte Schritt, ihr Letzter Tod. Und für den geliebten Bruder der wichtigste.
Es hatte sie nicht gewundert das er nun an der Stelle war, die einst die ihre gewesen war. Wenn er sie töten würde, würde er nicht vom Wege abkommen wie es ihr geschehen war.
Doch sie war gekommen, sie wusste es war an der Zeit. Er lauschte ihren Worten, doch wusste sie das er sie nicht verstanden hatte. An der Zeit. Sie hatte nichtmal abschied genommen. Was wäre, wenn Milena zurückkehren würde? Was würde man ihr sagen wo ihre Mutter geblieben ist. Würde Randall nach ihr fragen, oder würde irgendeine namenlose Dirne ihren Platz einnehmen, jeden Tag eine andere?
Es kümmerte sie nicht mehr, es ließ sich nicht weiter hinausschieben. Sie hatte alles vorbereitet, hatte selbst Tionne einen letzten Besuch abgestattet. Hatte Dinge für die Bruderschaft zurück gelassen. Doch keine Nachricht.
Vielleicht würde es nichtmal jemand bemerken, wer sollte sie schon vermissen? Ihre Freunde, ihre Familie? Alle gingen ihren eigenen Weg, auch wenn man füreinander einstand. Längst waren die Monde, längst war der Mond verblasst seit Molungas Tod Sie warf einen flüchtigen Blick auf einen ihrer Ringe.
Larson vielleicht, doch auch diesen hatte sie lange nicht mehr gesehen. Anaih? War nicht auch er ein Weiser ihres Weges gewesen. Oder sollte sie sagen er hatte ihren Tod mit besiegelt? Rahv, Ralet, Sahra, Varg, Karyun,. Jeder Bruder, jede Schwester die sie einst geliebt waren Tot. Und wer lebte – der hasste sie.
Es ist Zeit.
Das Mädchen schloss die Augen und die andere stand auf. Jetzt war nicht mehr die Zeit zum reden. Sie erwartet ihre Strafe – doch sie würde kämpfen. Sie würde nicht still sterben, sie würde nicht sterben ohne das sein Blut sich mit dem ihren vermischte.
Und sie kämpften. Sie wusste genau, wenn sie ihn angreifen würde, würde sie ihn töten. Immer wieder ließ sie einen Treffer seinerseits zu – bis sie es tatsächlich nicht mehr schaffte ihn zu besiegen.
Würde sie nun alle wieder sehen? Würde sie auch wenn sie nicht mehr in dieser Sphäre war Angamon dienen? Angamon verraten?
Ein letzter Blick in den dunklen Himmel, wieder war es das Mädchen dessen Augenmerk auf den Dorayon viel. Hatte sie ihn jemals gesehen? Oder war es das Blut vor ihren Augen das den Mond in Rot tauchte? Zischend fuhr die Klinge durch die Luft.
Vielleicht mag man am Flusslauf, tief im Wald den Körper einer dürren jungen Frau finden – doch ohne den Kopf. Am Handgelenk ein abgewetztes, mit Einkerbungen verziertes knöchernes Armband, am Finger einen Ring mit einem blutroten, mondförmigen Rubin.
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