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 Betreff des Beitrags: Stolz und Untergang
BeitragVerfasst: 15.08.07, 17:04 
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Die Wölfe ziehen nach Süden

Als Isaah die Augen öffnete konnte er nur verschwommen und schemenhaft das Lagerfeuer erkennen, an dem er lag. Und obwohl das Feuer hell vor sich hin brannte war es ihm, als würde er erfrieren. Wo war er nur? Er versuchte sich an die letzten Tage zu erinnern. An den Hinterhalt, in den er und sein Spähtrupp geraten sind. Daran, wie zwei seiner drei Kameraden nach kurzer Zeit fielen und er in den Wald flüchten musste. Plötzlich durchfuhr ihn ein brennender Schmerz und sein ganzer Körper verkrampfte. Er wollte um Hilfe rufen, doch sein Mund war so trocken, dass er kein Wort herausbekam und nur jämmerliche, röchelnde Laute von sich gab. Er rollte sich eher ungewollt auf den Rücken und sein Blick fiel auf den klaren Sternenhimmel. Diese Bewegung schien auch seinem Schmerz Linderung zu verleihen und so blieb er gut eine Stunde mit offenen Augen gen Himmel starrend liegen. Plötzlich verdunkelte ein Schatten den Sternenhimmel über Isaah. Ein vermummter Mann, in graue, weite Kleider gehüllt, beugte sich über ihn. Isaah starrte ihn nur an, unfähig zu sprechen und auch schien ihn eine Angst zu übermannen. Er schloss dann die Augen und gab vor, ohnmächtig zu werden, um nicht länger diese Gestalt ansehen zu müssen. Er bemerkte, wie der Mann langsam sein Hemd öffnete und erst jetzt bemerkte Isaah, dass er Verbände um den Oberkörper trug. Sie saßen fest, aber schnürten nicht ein wodurch er sie wohl nicht bemerkt hatte. Anscheinend hatte ihn jemand versorgt, der viel von der Heilkunst verstand. Jetzt fielen ihm auch nach und nach Einzelheiten des Kampfes ein, der ihn in diese Situation gebracht hatte. Er wurde von mehreren Pfeilen getroffen, zuerst in sein linkes Bein, was er aber nicht spürte. Er machte keine Anstalten nachzusehen, ob es noch da sein. Sein Kopf war so benebelt dass er sich sicher war, dass sie es großflächig mit Nachtschatten betäubt hatten. Der zweite Pfeil traf ihn an seiner rechten Schulter, drang aber nicht durch. Der Knochen muss wohl im Weg gewesen sein. Der dritte Pfeil jedoch durchbohrte seine linke Brust und brachte ihn schließlich zu Fall. Er lag an dem Tag mit Pfeilen gespickt mit dem Gesicht auf dem Waldboden, wie ein Eber, der in die Falle ging und nun auf seine Schlachtung wartete. Und so wartete er damals auf den Tod. Irgendwie hatte er sich zu dem Zeitpunkt bereits mit dem Gedanken angefreundet und ihm war es egal, ob er je dorthin zurückkehren könnte, wo sein Herz hingehörte. Als sie ihn dann an dem Tag erreichten, hörte er, wie einer sein Schwert zog und er sah es als seine Pflicht an - oder vielleicht war es auch sein letzter Wunsch – seinem Henker ins Gesicht zu sehen. Und so rappelte er sich noch ein letztes Mal auf, auf das Heft seines gescheideten Schwertes gestützt. Wenn er schon sterben sollte, dann soll ihm wenigstens die Ehre bleiben, denn nichts anderes hat ein Mann, wenn man tot ist. Er hasste Ehre insgeheim, denn war sie nur den Toten zu teil, bei den Lebenden war diese Ehre doch nur Heuchelei oder Neid.
Der Mann mit dem Schwertkam auf ihn zu und holte mit der Klinge aus. Doch bevor er zum Schwung ansetzen konnte, der Isaahs Verstand von seinem Herz getrennt hätte, doch auf einen Ruf von weiter hinten ließ der Henker das Schert sinken. Isaah konnte es nicht verstehen, sein Blick der auf dem Schwertmann lag war leer, der Kopf leicht nach hinten geneigt, der Körper gekrümmt. Stattdessen ging dieser bis auf einen Schritt an Isaah heran, holte mit der linken aus und schlug ihm hart ins Gesicht. Das war das letzte, an das Isaah sich erinnern konnte. Danach war alles nur noch schwarz und wilde Träume mischten sich mit Erinnerungen und aus Schwarz wurde Weiß, welches sich nach und nach in die seltsamsten und grellsten Farben verwandelte, ehe es wieder weiß und schließlich wieder schwarz wurde.



Als Isaah wieder erwachte spürte er keine Schmerzen. Er hob den Kopf leicht an und musste feststellen, dass er nicht mehr an dem Lagerfeuer lag. Stattdessen befand er sich diesmal anscheinend in einer Höhle, denn der Boden war kalt und die Luft war ungewöhnlich feucht. Er sah sich etwas benommen um und nach kurzer Zeit bemerkte er die beiden Wachen, die am Eingang saßen. Er taste vorsichtig seinen Körper ab und stellte fest, dass die Wunden wohl immer besser heilten. Sein linkes Bein war größtenteils wieder beweglich wie eh und je und auch seine rechte Schulter schien sich nahezu komplett erholt zu haben. Nur der Verband um seinen Oberkörper drückte leicht auf die Wunde in seiner linken Brust, ohne jedoch groß zu schmerzen. Er richtete sich ein wenig auf und lehnte sich mit dem Rücken an die Höhlenwand. Nach und nach versuchte er sich an Details seiner Reise zu erinnern. War er überhaupt auf einer Reise? So langsam kamen ihm Zweifel. War er noch in Ossian? Oder brachte man ihn an einen ganz anderen Ort. Er wusste, dass solche Fragen heute egal seien. Sein Zustand hatte sich um Einiges gebessert. Und egal was kommen würde, er würde wieder tagsüber wach sein uns des Nachts schlafen. Diese Vorstellung freute und ängstigte ihn zugleich, immerhin hatten sie ihm nichts angetan, solange er nicht bei Kräften war. Die Zeit wird zeigen, ob sich dies ändern wird. Erneut schaute er zu den beiden Wachen rüber und mit gedämpfter Lautstärke sprach er sie an. „Meine Kehle ist trocken wie die Wüste Endophals, habt ihr etwas Wasser für mich?“
Die Wachen schauten für einen Augenblick etwas unbeholfen zu ihm rüber, bevor einer von den beiden eine Handbewegung machte und der andere mit einem Trinkschlauch auf ihn zukam. „Teil es dir ein, du wirst es noch brauchen.“ meinte dieser dann zu Isaah und warf ihm etwas unsanft den Trinkschlauch zu. Isaah öffnete den Schlauch und nahm einen Schluck und er genoss das kalte Prickeln, welches seinen Gaumen belebte. Er brachte noch ein kurzes „Danke“ raus, ehe er sich wieder hinlegte.
Er lag noch eine Weile wach, es müssen gut zwei Stunden gewesen sein, und versuchte die Wachen bei ihren nächtlichen Gesprächen zu belauschen, doch noch bevor die Ablösung kam fiel er erstmals seit langem wieder in einen ruhigen, angenehmen Schlaf.

Am nächsten Morgen wurde Isaah unsanft von einem Tritt geweckt und als er die Augen öffnete erkannte er den Mann, der seine Wunden versorgt hatte. „Genug ausgeruht, sieh zu dass du hochkommst, sonst mach ich dir mal richtig Beine!“ keifte der ihn an. Langsam schob Isaah das Fell beiseite und schaute sich um. Zwei Männer standen mit gezogenen Schwertern neben ihm, der Heiler war verschwunden. Einer der beiden warf Isaah einen Rucksack zu und deute ihm die Sachen seines Nachtlagers da drin zu verstauen. „Beeil dich, wir reiten in einer Viertelstunde weiter!“ knurrte der andere. Isaah nickte nur und machte sich daran die beiden Felle in den Rucksack zu stopfen. Dann fiel ihm ein langer Lederriemen auf, der neben seinem Kopfende lag. Er hob ihn hoch und sah ihn eindringlich an. Dann seufzte er, schnallte sich den Rucksack auf den Rücken und hielt den Lederriemen den beiden Männern hin. „Nun macht schon“, sprach er und streckte seine Arme aus „macht das Ding fest damit es endlich weiter geht.“ Die Männer fackelten nicht lange und banden Isaahs Handgelenke zusammen und zogen sie so fest, dass er einen Schmerzensschrei mit einem Biss auf die Lippen unterdrücken musste. „Wo geht es hin?“ fragte er sie schließlich. „Das willst du besser nicht wissen“, meinte der andere dann zu ihm. Er seufzte erneut und ließ sich von den beiden dann zu einem Pferd bringen.

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BeitragVerfasst: 15.08.07, 17:08 
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Es ist der zweiundzwanzigsten Querler und die Sonne brannte schon hoch am Himmel, als die kleine Karawane den Pass über den Schlachtenberg einschlug. Er selbst wusste es nicht denn er kannte die südlichen Ländereien Galadons nicht und von Endophal hörte er auch nur ab und an Erzählungen von denen, die wie er einst das Festland hinter sich ließen. Und trotz der vielen Stunden, die er damals in seiner Kindheit mit Wandern und Bergsteigen verbrachte, hatte sich für ihn alles geändert seit er zurückkehrte. Oder hatte er sich geändert? Er war sich nicht sicher, doch die Wälder und Berge waren sein zu hause. Selten hielt es ihn im Haus seiner Eltern, immer wieder stahl er sich davon und zog durchs Land, ehe er spät abends heimkehrte. Er schlich durch die Wälder und beobachtete Rehe und ihre Gewohnheiten oder er erklomm einen Berg um von dort das Meer zu erblicken. Oft stellte er sich vor, was dort wohl hinter dem Horizont ist. Doch da war er noch ein Kind, jetzt ist er nur ein Gefangener, auf dem Weg nach Süden zu den Wüsten Endophals. Er wusste nicht, was sie mit ihm vorhatten und er wollte es sich auch nicht ausmalen. Flucht war ein Gedanke, der ihm oft gekommen war, doch seine Bewacher ließen ihn nie aus den Augen. Ständig war er von mindestens zwei Wachen umgeben. Selbst als sie an einem Fluss hielten und man ihm die Möglichkeit gab, den Schmutz der langen Reise von sich abzuwaschen, war jemand in der Nähe. Er hatte keine Möglichkeit zu entkommen. Noch nicht. Er würde abwarten und wenn die Zeit gekommen ist, die Gelegenheit beim Schopfe packen.

Schwer nur schleppte sich die Karawane, es waren um die dreißig Mann, den langen und von etlichen Kurven durchzogenen Pfad den Berg hinauf. Er saß
gefesselt auf dem alten Gaul, ohne Zügel, die ein anderer an sein Pferd gebunden hatte. In jüngeren Tagen wäre er zu Fuss schneller über den Berg gewesen
als einer von den anderen mit dem Pferd. Doch er war hilflos und musste sich auf die Führung durch die anderen verlassen. Nach einer Weile wurde der Anstieg sanfter und nach wenigen Kilometern erstreckte der Weg sich flach und gerade, geradezu auf ein großes Steingebilde, das einem Tor ähnelte. Sie nannten es Tor zum Süden. Als sie hindurch waren, bogen sie nach langem Marsch nach Süden auf einmal nach Westen ab und hinter der nächsten Annhöhe erstreckte sich vor ihnen der Nordwesten Endophals und weit dahinter erkannte Isaah das Meer. Mit feuchten Augen schaute er nach Westen und langsam schweifte sein Blick weiter nach Nordwesten. Wehmütig stand er da, mit Tränen in den Augen, verzweifelt in seiner Lage, dem Zusammenbruch nahe. "Ich hab euch alle enttäuscht. Versprechen werden nicht eingehalten, Freundschaften vergehen. Und das Leben wie ich es kannte verlässt mich." Wieder einmal versuchte er sich die fröhlichen Gesichter seiner Freunde ins Gedächtnis zu rufen. Doch er konnte sie nicht erkennen. Alles was er sah
waren Schatten, Schatten die seine Seele beschwerten.

Es war bereits spät und die Karawane rastete noch immer. Isaah war es egal, er hatte jeglichen Mut verloren und das letzte Fünkchen Hoffnungin ihm schien
erloschen zu sein. Doch dann, plötzlich, weit entfernt im Norden, konnte er einen Wolf heulen hören. Anscheinend waren die anderen abgelenkt und so konnte er unauffällig aufstehen und zum Rand des Plateus gehen. Er schirmte mit einer Hand seine Augen vor der tiefstehenden Sonne ab und sein Blick wanderte langsam über den Horizont, in der Hoffnung etwas zu erkennen. Gerade als er es aufgeben wollte, konnte er in weiter Ferne eine Bewegung am Rande eines Waldes erkennen. Er rieb sich die Augen und schaute erneut hin und tatsächlich, da war der Wolf. Isaahs Augen wurden wieder feucht, diesmal vor Freude und sie leuchteten regelrecht.
"Filias, du lebst? Was machst du hier?" ging es ihm durch den Kopf. Der Wald musste noch mindestens fünf Kilometer entfernt sein, doch konnte er das weiße Fell dieser seltenen Wolfsart klar am Waldrand ausmachen. Er schaute noch eine Weile rüber und plötzlich verschwand der Wolf. Isaahs Blick suchte den ganzen Wald ab, doch er konnte ihn nicht wieder finden. Plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz am Hinterkopf und fiel vornüber auf den warmen, aber nichtsdestotrotz harten Steinboden. Alles was er noch mitbekam waren die Worte 'Ausreißer' und 'Strafe', danach fiel er in einen langen unruhigen Schlaf.

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BeitragVerfasst: 15.08.07, 17:17 
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Viele Tage sind sie durch die unwirtlichen Weiten Endophals geritten. Isaah hatte nun langsam eine Ahnung davon, was sie mit ihm vorhatten. Es war Nacht und die Sterne funkelten klar am Himmel. Nicht eine einzige Wolke schien sich an ihm zu verirren. Lange schaute er zu den Sternen auf, mal zählte er sie oder versuchte es zumindest und ein andermal verfluchte er sie, weil sie alles so unerträglich hell machten, wenn er versuchte zu schlafen. Sowieso kam er die vergangenen Tage selten dazu, sich dem Schlaf hinzugeben. Zu früh weckten sie ihn oder ritten die Nächte durch. Sicher, es war angenehm, schließlich war es nachts über nicht so unerträglich heiß. Als sie am Abend des elften Querlar über eine weitere hohe Sanddüne ritten konnte er in der Ferne Lichter ausmachen. Man sprach nicht mit ihm, es sei denn, man drohte ihm Prügel an oder befahl im das Pferd zu satteln. Zudem hatte er Probleme, seine Bewacher zu verstehen, da sie alle aus Endophal zu kommen schienen. Doch je länger er mit ihnen durch die Wüste zog, umso mehr Wörter verstand er. Eben meinte er zu hören, wie einer von ihnen "Stadt" und "Raddaburra" erwähnte. Nun ging es ihm wieder durch den Kopf, wie sie weiter mit ihm verfahren würden. Verkaufen wollten sie ihn. Töten durften sie ihn nicht, das wusste er. Er stand unter ihrem Schutz, doch wenn sie ihn auf dem Sklavenmarkt verkaufen würden und er in den Händen eines anderen sterben würde. Er vermochte diesen Gedanken nicht zu Ende zu denken. Noch immer kamen ihm Gedanken der Flucht, doch als sich ihm mal eine wenn auch geringe Möglichkeit bot, ließ er sie verstreichen. Jeden Abend, bei Sonnenuntergang, suchte er den Horizont im Norden,auf der Suche nach dem weißen Wolfswelpen, den er vor einigen Tagen erblickte. Doch Filias, wie er ihn einst nannte, tauchte nicht wieder auf. Er war zugleich glücklich, dass der Welpe zurückkehrte wo er hingehörte aber auch traurig, dass ihm der letzte gebliebene Freund den Rücken kehrte. Wieder einmal breitete er das inzwischen stark abgenutzte Fell unter den scharfen Blicken seiner Bewacher auf. Er legte sich dann nieder und schloss die Augen. Doch der Schlaf wollte ihn für heute nicht erlösen. Quälend waren die in die Zukunft gerichteten Gedanken und Vorahnungen. Und so schlief er auch diese Nacht nicht ein. Nachdem er nun seit einigen Tagen nicht geschlafen hatte, konnte man ihm seine Erschöpfung leicht ansehen. Immer wieder neigte er sich zur Seite, während sie ritten. Am nächsten Tag würden sie die Stadt erreichten. Sie machten eine letzte Rast und der Medicus, der einst seine Wunden behandelte, die erstaunlich gut verheilten wobei eine Narbe an der Schulter zurückblieb, kam zu ihm. Er fragte ihn in gebrochener Gemeinsprache, wie Isaah sich fühle. Isaah war zu dem Zeitpunkt so gut wie alles egal, er wollte sich nur ausruhen und eine Nacht schlafen. Der Medicus gab ihm darufhin einen Tee, aus Nachtschatten gebraut, woraufhin Isaah seit langem wieder in einen langen, tiefen und erholsamen Schlaf fiel.

Als Isaah am nächsten Morgen die Augen öffnete war sein Mund trocken. Er spürte einen unangenehmen Druck um seine Handgelenke und die Sonne brannte auf sein Haupt. Überall war Lärm, Menschen, in sonderbare Gewänder gekleidet und mit Tüchern um den Kopf gingen auf dem großen Markt umher. Die einen geschäftig ruhig, die anderen rastlos und hektisch. Sie hatten ihn während er schlief in die Stadt gebracht und in einen Holzkäfig gesperrt. Neben ihm saßen noch andere, darunter ein Mann mit einem dicken Bauch und einem Schnauzer. So wie dieser ständig schmatzte war er wohl Koch, bevor man ihn zum Sklaven machte. In einer der Ecken saß auch ein junges Mädchen, vielleicht siebzehn Jahre jung. Ihre Haare waren staubig und total zerzaust, welche Farbe sie hatten, war nicht mehr zu erkennen. Ihr Gesicht war dreckig und ihre Kleidung, so wie die vieler anderer zerrissen und von Blutflecken übersäht. Isaah wandte den Blick von ihr ab. So klein schien sein eigenes Schicksal jetzt, wo er andere Menschen sieht, die das gleiche Schicksal teilen wie er. Er schaute durch die Holzstäbe nach draußen und sein Blick untersuchte die Umgebung. Entweder wussten die Männer ihre Waffen zu verbergen oder sie waren wirklich alle unbewaffnet. Das würde seine Fluchtmöglichkeiten erhöhen. Dann untersuchte er die Häuser. Viele waren aus Lehm oder einfachen Steinen mit Holzstreben auf dem Dach über die dann Stroh oder Palmenblätter gelegt wurden. Sein Blick fiel dann auf die Stadtmauer, die in einiger Entfernung zu erkennen war. Auf ihr gingen mehrere, schwer bewaffnete Wachen umher, mit Bögen die unnatürlich schwarz aussahen und komischen, gekrümmten Schwertern. Er überlegte lange, wie er es anstellen könnte zu fliehen. Doch je länger er darüber nachdachte, umso unsinniger erschien es ihm. Die Dächer der Häuser waren wohl zu schwach um ihn zu tragen, die Stadtmauer unbezwingbar und wo die Stadttore waren wusste er auch nicht. Ganz zu schweigen von den Bewaffneten und den vermeintlich Unbewaffneten. Das alles waren unbekannte Faktoren, die jeglich Rechnung zunichte machen würden. Und so setzte er sich wieder hin, den Blick gen Boden gerichtet und wartete darauf endlich fortgebracht zu werden.

In der Mittagshitze begann die Auktion. Zu viert staden sie jeweils da oben und wurden mit Schlägen und Stockhieben malträtiert. "Belastungstest", meinte ein junger, kräftiger Mann, der in Isaahs Gruppe war. "Die Hitze, die SChläge. Alles nur um zu sehen wieviel sie wert sind." Auch der dicke Koch und das Mädchen waren dabei. Sie waren die nächsten. Isaah ging als erster in der Gruppe nach oben, gefolgt von dem Koch, dem Mädchen und schließlich dem Jüngling. Mehrere Male musste Isaah die Stock und Peitschenhiebe über sich ergehen lassen. Das trieb den Preis nach oben. Und je länger es dauerte, umso mehr Hiebe bekam er. Nach quälenden zwei Stunden war es dann vorüber. Alle Vier wurden an einen Mann verkauft, der aus allen anderen herausstach. Er lief gebückt, mit einem Stock in der Hand. Er hatte lange, graue Haare und sein Gesicht war faltig vom Alter. Isaah hasste sich innerlich dafür, dass er denen, die ihn gefangen nahmen noch eine Menge Gold einbrachte. Doch so konnte er sich sicher sein, dass er länger überleben würde. Niemand verheizt einen Sklaven, für den er einen Haufen Geld abgedrückt hat. Und so ging Isaah mit erhobenem Haupt von der Bühne, auf der sie angepriesen wurden. Der alte Kauz kam zu ihnen und begutachtete sie aus der Nähe. Isaah war überrascht, dass dieser Mann solides und akzentfreies Galadonisch sprach.
"Gute Sklaven. Kräftig. Und die Frau. Hübsch. Wird meinem Herren gefallen. Ich hoffe ihr seid das ganze Geld wert. Sonst blüht euch schlimmes Übel." Obgleich seines hässlichen Aussehens war der Mann doch freundlich zu ihnen. Er gab ihnen Wasser und Obst, dazu Brot und auch Fleisch und Käse. Isaah konnte fast nichts essen, so sehr war er von der Freundlichkeit des Mannes angetan. Eine Stunde später dann brachen sie auf. Sie waren wieder in dem Holzkäfig, doch dieser befand sich jetzt auf einem Wagen, der von zwei Pferden gezogen wurde. Das Mädchen, das während der gesamten Auktion nicht angerührt wurde, kroch zu Isaah und dem Jüngling rüber um deren Wunden zu versorgen. Ihre Körper waren mit etlichen blutigen Striemen und blauen Flecken übersäht. Sie stellte sich als Erya Rotsilber vor und besaß geschickte Hände. Isaah und der Junge, der sich als Gerand vorstellte, schienen kaum Schmerzen zu verspüren, als sie ihre Wunden auswusch. Der nette Kauz saß vorn und hielt die Zügel der beiden Pferde. Vor und hinter ihnen ritten jeweils zwei Mann mit langen, schwarzen Haaren, die zu komplizierten Zöpfen geflochten waren. Während sie durch die Steppe fuhren erzählte er ihnen etwas über ihr Ziel. Sie waren auf dem Weg zu einer Reiterstadt. Es waren Halbnomaden, die Männer waren die meiste Zeit jagen, während die Frauen daheim blieben und die spärrlichen Felder bestellten. Nach dem Winter zogen sie dann weiter, wobei sie alles mitnahmen. Nur selten wurde jemand ausgeschickt, um Sklaven in den Städten zu erstehen.
"Euch wird es an nichts fehlen, solange ihr keine Dummheiten macht. Hart arbeiten müsst ihr, führwahr. Doch mein Herr ist so gütig, wie er streng sein kann."
erklärte er ihnen. Isaah hörte nicht hin. Er konzentrierte sich auf seine Schmerzen und schaute nur teilnamslos auf den Fluss der immer kleiner wurde, je weiter sie fuhren.

Nach acht Tagen hatten sie ihr Ziel erreicht. Die Reiterstadt war ein Meer aus Zelten. Kreisrund bauten sie sich um ein einziges, riesiges Zelt auf, welches dem Herrscher dieser Stadt gehörte. Die Zeltplanen trugen alle möglichen Farben, doch immer fand man noch einen gewissen Braunton dabei. Sie hielten vor dem großen Zelt in der Mitte und man öffnete die Tür des Holzkäfigs. Man sprach nicht zu ihnen sondern zerrte sie nur aus dem Wagen und stellte sie auf. Man drückte ihnen die Köpfe nach unten, sodass sie den Herren, sollte er heraustreten, nicht ins Gesicht sehen konnten. Dieser trat kurz darauf vor das
Zelt und wechselte mit dem alten Mann ein paar Worte, ehe er wieder in das Zelt ging. Der Alte kam dann zu ihnen und führte sie zu ihrer Unterkunft. Es war ein relativ großes Zelt neben dem des Anführers. Ihre Betten bestanden aus einem Fell unter dem etwas Stroh lag. Es gab keine Trennung zwischen Männern und Frauen, insgesamt waren sie wohl an die fünfzig. Der alte Mann kam dann noch zu jeden von ihnen und teilte ihnen ihre Tätigkeiten zu. Der Dicke mit dem Schnauzer sollte der neue Koch werden und das Mädchen sollte den Anführer bedienen. Was das genau zu bedeuten hatte, wollte Isaah nicht ausmalen. Zu Isaah und Gerand sagte er, dass sie überall eingesetzt würden, wo man sie brauchen würde. Ohne ein weiteres Wort verschwand der Alte dann und auch die anderen legten sich wortlos auf ihre Schlafstätten, wo sie nach kurzer Zeit dann einschliefen.

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Zuletzt geändert von Isaah Ewyngard: 15.08.07, 19:34, insgesamt 1-mal geändert.

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