*am Brett neben der Steinbrücke in Brandenstein hängt ein Zettel mit kindlich ungelenker Schrift*

Die Kröte

Die Kröte sass in Brandenstein
und wollt so gerne Ritter sein.
Denn Ritter-Sein, das wär schon toll,
so würdig und so ehrenvoll.
Man wär geachtet und beliebt,
ein Herr, wie's keinen Zweiten gibt.

Die Kröte quakt voll Übermut:
"Das kann ich ganz genauso gut!
Brauch nur ein Schwert und -Quak!-
einen falkengelben Frack.
Für mich ist Schleimen kein Problem,
nach unten tritt man ganz bequem.
Als Kröte hab ich das erkannt
und werde im ganzen Land bekannt.
Und damit keiner weiss wie feig ich bin,
lass ich niemand zu den Kämpfen hin.
Ach, die Burgen sperr ich zu
und ein Held bin ich im Nu!"
Gesagt, getan sie geht zum Ritter
und klagt und quakt und weint recht bitter.
Wenn sie schon Ritter nicht sein kann,
so wär sie gern des Ritters Mann
und würd voll Stolz die Farben tragen.
Der Ritter aber hört die Klagen.
Sein Herz war gut, sein Herz war rein,
er konnt nicht sagen zu ihr: "Nein!"
So wurd das "Banner" denn geboren
und alle, die ihm Treue schworen
eiferten der Kröte nach
und brachten Leid und Schmerz und Schmach
über unsre schöne Stadt
die bessres wohl verdienet hat.

Die Kröte aber sitzt in Stein
und würd so gerne adlig sein.
Ja, Freiherr sein, das wär schon toll,
so würdig und so ehrenvoll........

*der Zettel wurde scheinbar fein säuberlich entfernt*