*Ein versiegelter Umschlag mit folgendem Titel wird an die weibliche Wache vor den Stallungen der Burg in Brandenstein abgegeben:*

An ihre gnädigste Durchlauchtheit Baron Friedwald von und zu Gerdenwald

*Wenn man den Brief öffnet, wird jener Text lesbar sein:*

Ihrer Majestät König Hilgorad und den Vieren zum Grusse ehrenwerter Beherrscher der Gläubigen

Es ist einige Zeit vergangen, seit ich Euch meinen letzten Brief zukommen liess. Ihr erinnert Euch daran, dass ich um eine Anstellung im Lehen ersuchte und jede zu mir passende Tätigkeit mit all meinen Fähigkeiten in Euren Diensten ausgeübt hätte.
Schwer traf mich Eure kurze, aber direkte Absage, doch nahm ich sie zur Kenntnis und bewarb mich daraufhin nicht als Euer Berater, war ich dazumal doch - warum auch immer - sichtlich unerwünscht.
Wahrlich ist es mir jedoch unverständlich, dass das Hause Gerdenwald kein Interesse an den Diensten eines loyalen, geschulten und angesehenen Dieners der Krone hat, seid Ihr Euer Durchlaucht doch wohl der intelligenteste Mann der Insel und wisst doch daher zu schätzen, dass ich mich Euch zur Verfügung stelle. Es kann in der Tat nur so sein, dass Ihr meine Beharrlichkeit einem Test unterzogen habt und so entstand jener Brief, der Euch in diesem Moment vorgelesen wird, um Euch erneut zu bitten mir eine angemessene Tätigkeit zuzuweisen, die meine Fähigkeiten ausschöpft und dem Wohle der Krone dient. Seht also, dass ich fest daran glaube mit diesem erneuten Gesuch um Arbeit Recht zu tun. Seht, dass ich nicht daran zweifle, dass ich einem ehrwürdigen Amt gewachsen bin. Mögen die Viere in ihrer Herrlichkeit und Allmächtigkeit mich bestrafen, sollte ich meinen Pflichten nicht weitaus besser nachkommen, als es von mir verlangt würde.

Sicherlich sucht Ihr noch aufs Dringlichste nach Mitgliedern des Stadtrats oder fähigen Personen, die andere wichtige Stellen für die neue Hauptstadt ausüben. In mir habt Ihr gefunden, wonach Ihr Ausschau haltet.
So Ihr mir denn ein eigenes Haus und einen angemessenen Lohn zusprecht, könnte ich Brandenstein verlassen, um mich voll und ganz den Belangen meines neuen Wohnortes zu widmen.

Ich bin mir sicher, dass Ihr bei all Eurer Güte und Eurem Sinn für Gerechtigkeit die Dienste eines Eurer treuesten und ergebensten Untertanen nicht ein zweites Mal verschmäht, sondern in aller Zuversicht auf eine goldene Zukunft mit mir Euren Stab an hochqualifizierten Bürdenträgern vermehret.

Demütigst Euer Untertan auf Lebenszeit
Avaratio Mischelgrimm

*Die Handschrift ist wohl Resultat einer sehr sorgsamen und langsamen Schreibweise, wobei der Verfasser sich wahrscheinlich trotz nicht perfektem Talent hierzu sichtlich Mühe gegeben hat.*

Dem Koenig zum Grusse Herr Mischelgrimm.

Man sei davon ueberzeugt, seine Gnaden Baron Friedward von Gerdenwald habe in seiner unendlichen Weisheit einen Grund gehabt Euch nicht einzustellen. Um so unnoetiger Eure abermalige Nachfrage und auf das hoechste Masze unverschaemt um ein eigenes Haus zu bitten! Wollt Ihr seiner Gnaden etwa mit solch unwichtigen Dingen belaestigen?


Finduleia Laurelin,
Beraterin seiner Gnaden, Baron Friedward von Gerdenwald.

*um ein sicheres Erhalten der Antwort zu gewaehrleisten hinterlegt sie das Pergament bei der selben Wache bei der er den Brief abgegeben hatte, hoffend er wuerde dort vorbeischauen*

*Avaratio Mischelgrimm verlässt bei Dunkelheit die Taverne in Brandenstein, in welcher er sich mit einem belegten Brot gestärkt hat und schreitet am Pranger vorüber an der Bibliothek entlang auf Anissa Merden zu. Die Wache steht wie immer pflichtbewusst da und bewacht den Eingang der Stallungen bei der Burg. Freundlich lächelt ihr Avaratio zu und nickt ihr grüssend entgegen. Er macht vor ihr halt und erkundigt sich nach einem Rückschreiben auf seinen Brief an den Baron. Die gerüstete Frau überreicht ihm schliesslich eine Pergamentrolle und Avaratio steckt sie in seine Tasche und übergibt Anissa einige Münzen für ihre Mühen. Es gelingt ihm gerade noch sich förmlich zu bedanken, als ein Mann mit ärmellosem Hemd und Glatze auf beide zugehumpelt kommt. Sogleich heisst ihn Avaratio mit einem anständigen "Die Viere zum Grusse" willkommen. Da antwortet der heruntergekommen aussehende Mann: "Aus dem Weg Du Lump!". Frau Merden und Herr Mischelgrimm tauschen entsetzte Blicke aus und als Avaratio erbost festellt, dass es einem Freien nicht gebührt einen Bürger einfach so derart dreist zu beleidigen, ist der Mann schon wieder weg. Herr Mischelgrimm bittet die weibliche Wache den Mann sofort einzusperren, doch jene entgegnet bedauernd, dass sie den Platz nicht verlassen dürfe.
So verabschiedet sich der ältere Herr Mischelgrimm nicht überschwänglich glücklich und folgt dem Weg auf sein Haus zu, um dort dann vielleicht die Nachricht bei Kerzenschein lesen zu können.*

*Zu Hause angekommen setzt er sich im ersten Stock bei den Büchergestellen an den Tisch und zieht eine Kerze etwas näher heran. Er öffnet die kürzlich erhaltene Nachricht und liest den kurzen Text zweimal durch. Sein Gesicht verfärbt sich währenddessen und das Blut scheint sich übermässig in seinen Kopf zu verlagern. Seine Gesichtszüge bleiben ob der für ihn unverschähmten Nachricht völlig kalt, doch verkrampfen sich seine Finger und er legt den Brief ab. Er atmet mehrmals tief durch und seine Augen starren wutentbrannt gegen die Wand. Dann beginnt er plötzlich unheimlich zu grinsen, weiss er doch, was er nun zu tun hat!...*