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 Betreff des Beitrags: Grenzland
BeitragVerfasst: 17.03.06, 02:47 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 7.06.03, 11:25
Beiträge: 2
Es liegt wohl schon eine ganze Weile zurück, auch damals war es die kalte Zeit gewesen. Sie war Erschwernis auf unserem langen, ermüdenden Weg, zerrte an unseren Kräften und der Entschlossenheit.
Vom Drakenwald oben im Norden, im Grenzland an den kargen Weiten von Ravel und dem ungezähmten Landen Kahlandras war ein Bote geeilt, um sich an die Brüder weit südöstlich zu wenden.
Die alte Sippe der Schweiger hatte sich im Landesinneren zerstreut, doch einige von ihnen waren in den Norden abgewandert, waren sesshaft geworden in Ersant, nahe dem Shamet, der trennt, was nie zu vereinen gewesen war.
Khelkars Horden waren in das Land eingefallen und plünderten und brandschatzten und brachten Leid und Blut über die versprengten Siedlungen. Wir nannten sie Barbaren, obgleich wir nicht wussten, woher sie kamen und welche Namen ihre Väter trugen.
Lange bevor sie die kleinen Niederlassungen erreichten, hatten die Späher ihren Zug entdeckt. Sie kehrten zurück, unserem Marsch durch kalten Schnee und eisigen Winden entgegen und dennoch reichte das Vorsehen nicht aus. Drei male trafen wir auf die grausamen Schlächter, drei male waren wir unterlegen im Kampf und drei male stoben wir auseinander, dem Schutz der Wälder entgegen. Wir wurden geschlagen und unsere Reihen waren so geschwächt, dass es aussichtslos erschien und an Wahnwitz grenzte, den Siedlungen entgegen zu ziehen und zu feien. Doch der alte Pakt gebot es uns, den Brüdern im Blute zur Hilfe zu eilen und sie nicht dem sicheren Tode auszuliefern. Obgleich wir wussten, dass wir nicht einmal mehr die Verteidigung aufrecht halten konnten, sammelten wir uns noch einmal am Fuße der weißen Hügel, um uns Khelkars Horde zu stellen.
Nur noch wenige von uns waren beritten, die langen tückischen Speere der Feinde hatten sich in die Leiber unserer treuen Pferde gebohrt und sie niedergestreckt. Die anderen schleppten sich verwundet und geschwächt unserem letzten Sammelplatz entgegen.
In Eile hatten wir mehrere Feuer entfacht, die Männer brauchten Stärkung und Wärme im eisigen Frost. Khelkars Horden waren nicht weit, nur wenige Höhen trennten sie von der Siedlung, von uns und etwas, das keiner von uns ausgemacht hatte im Blutvergießen. Wir ließen uns nieder um die knisternden Flammen und hofften auf die nächste Dunkelheit, in der wir uns sicherer bewegten als der Feind. Die Männer versorgten notdürftig die klaffenden Wunden, umwickelten tiefe Risse im Fleisch mit rot getränktem Tuche und besserten gebrochene und verkrümmte Waffen aus.
Die Elfen hatten uns vor vielen Menschenaltern die Schweiger benannt und auch jetzt, in der Trauer und der Furcht, waren die Stimmen unserer Männer verstummt und kein Wehklagen entkam ihren gepressten Mündern. Wir besannen uns auf das, was uns lieb und teuer, auf die Verbundenheit und unsere Tapferkeit, die nach aller Zurückhaltung und Verschlossenheit nur in bitterster Not ihren Großmut verriet.
Ich hatte die Beine eingeschlagen und weinte ein wenig, weil ich an jene dachte, die wir gefallen zurück gelassen hatten und an jene, die ihren letzten Zyklus erleben würden. Ich dachte an die Bewohner der Siedlung und die Aussichtslosigkeit, an das unabwendbare Ende und die Gewissheit, dass die vielen Leben umsonst gegeben sein würden. Ich war unversehrt, nur meine Beine schmerzten, denn ich hatte tagelang im Sattel meines Braunen gesessen ohne zu rasten und die Lager der Feinde aufgespürt. Raven, der Bruder meiner Mutter, saß dicht an meiner Seite und nie hatte ich schmerzvoller in das Gesicht dieses stolzen Mannes gesehen, das nun von Verzweiflung und Kummer gezeichnet war.
„Reite zur Wacht der königlichen Soldaten, die das Grenzland bewachen, Zwirn,“ sprach er gebrochen in der unerträglichen Stille, die nur das Knistern des Holzes in den Feuern durchbrach, „der König hat am Shamet mehrere Posten…der…“
Er sah mich bei den Worten nicht an und ließ zermalmt den Kopf fallen. Blut war seine Schläfe hinab geronnen und bildete eine bröckelnde Kruste.
Wir wussten beide, dass selbst wenn ich die königlichen Soldaten erreichen würde, die Truppen niemals rechtzeitig hier sein würden. Wir wussten beide, dass ich viel zu jung war, um zu fallen, aber auch viel zu sehr eine der ihren, um nicht für das, was so tief in unserem Herzen lag, zu sterben bereit sein würde. Er wollte mich fortschicken, doch dafür war es zu spät.
„Sie brennen! Die Siedlungen, sie brennen!“ rief eine Stimme markerschütternd und dann brach sie sich in klagendem Jammer.
Die Männer standen auf und blickten entsetzt empor zu den Rauchsäulen, die sich schräg in den Himmel erhoben und mit den Winden einten. Wir weinten auf unsere schweigende Art und unsere Herzen brannten vor Kummer um die Kinder, Frauen und Männer, denen wir nicht zu helfen vermocht hatten. Die ersten fielen auf hartem Grund zusammen und manche von ihnen formten die Zeichen ihrer Götter, in deren Schutz sie standen.
Raven harrte an meiner Seite und wir starrten gelähmt in das schwarzen Gewölk, das sich immer weiter hinter den Hügeln verdichtete.
„Ravelorken!“ schallte unerwartet ein Ruf aus der anderen Richtung und ließ die geschlagenen Männer erneut zusammenfahren.
„Bei meiner Seel, wenn du jetzt nicht die verdammten Soldaten holst, verprügel ich dir den Hintern!“
Ravens Worte hatten derart an Festigkeit verloren, wie ich es nie zuvor vernommen hatte. Sie klangen so dünn und kratzig, dass sie eher einem Ächzen glichen, denn einem Befehl. Seine Tränen wuschen sich durch verkrustetes Blut und seine Hand hielt den Griff seines Schwertes umfasst, als stützte es allein ihn noch auf den Beinen.
Wir drängten zusammen, Schritt für Schritt und blickten in Todesangst dem Späher entgegen.
„Norden!“ brüllte er von seinem galoppierenden Pferd aus und sprang aus dem Sattel, als er unsere Reihen erreicht hatte.
Betäubt kehrten wir uns und sahen zurück zu den brennenden Tälern. Hinter den Hügeln nährte sich ein Stampfen und Klirren und das Dröhnen eines ganzen Bollwerks, das jemand niederschlug. Dann tauchten sie in durchbrochenen, ungeordneten Linien auf der Kuppel auf und traten mit Gepolter und Krachen in den Schneewehen in Stellung. Gelbliche Augen blickten uns aus hässlichen grünen Fratzen entgegen und der Gestank, der von ihnen zu uns hinab zog, war beißender als der des Rauches und raubte jeden Atem. Sie waren bedeckt von dunklem Leder, die Rüstungen fest und undurchstoßen. Verbeulte Helme fügten sich in absonderlichen Formen um die breiten Schädel und ihre Waffen waren gewaltig und Furcht einflößend. Ihre dunkelgrünen zottigen Pelze waren beschmiert vom Blut und fauliger Schweiß kroch über die groben, ungelenken Leiber. Sie gaben Laute von sich, die mein Gehör nie vernommen hatte und dennoch war darin eine Sprache zu erkennen. Sie deuteten einander, warfen die Pranken auf und rissen Kriegshammer und Streitkolben in die Höhe. Ihr Grunzen wurde lauter und wieder kehrte Regung in ihre Herde. Einer von ihnen trat hervor und überblickte uns in der Senke mit hocherhobenem Haupte. Die Rüstung an seinem kräftigen Körper erschien um vieles kostbarer, wenngleich auch zerschlissener und befleckter. Auf seinem Haupt prunkte der ausgehöhlte Kopf eines Untieres, den man einst von seinem Rumpf getrennt hatte. Zerfetzte Lederstreifen einer unbekannten Art flatterten um den gedrungenen Oberkörper, mächtige Hauer standen aus seinem Maul eindrucksvoll hervor.
Wir wagten nicht, uns zu rühren, oder die Waffen aufzugreifen, während sie uns betrachteten. Wir ahnten, dass sie Unterredung hielten und ersuchten eine Unterwerfung.
Der vorderste von ihnen, der auch der größte und kräftigste zu sein schien, stieß einen Gebrüll aus, das Mark und Bein erfasste und sogleich verklang das Getöse hinter ihm.
„Khelkar himar zhains mit den Phflammen gegangen. Gitze machänz kehren von hier. Mez´ Choharar siegreich, Margh-Zo´karh heuthä Be´rglum Ehre machänz. Gehänz gitze, snäll. Wir zhains die starken, wir zhainz mächtig, wir zhains Olorgi!“
Und wie auf eine Weisung johlten die Grünpelze hinter ihm den Himmeln entgegen und verjagten alles Getier und Ding, das noch zwischen den Hügeln ging. Ihr Anführer gebot abermals Einhalt und sie gehorchten. Er sprach weiter in grunzenden Lauten und einer unserer ältesten trat vor, um zu lauschen und uns unterbrochen die Worte zu überbringen.
„Er ist der Choharar… er sagt, siegreich seien die starken und mutigen Krieger… er sagt… im Feuer aufgegangen seien die Leiber der Diebe, die Kar´morogg betraten. Er sagt… die Menschen leben und die Menschen der Wälder sollen heimkehren, fort in Schande, denn nur die Orken seien Träger des Sieges und der Ehre. Er… die Starken und Furchtlosen…“

Wir fielen an diesem Tage auf die Knie vor den großen Kriegern der Orken, vor dem, was an den Ufern des Shamet nicht zu vereinen war. Niemand von uns erfasste, wie geschehen konnte, das dem Bruder im Blute und uns das Leben gerettet hatte.
Die Orken hatten den Strom überquert, um zurück zu fordern, was Khelkars Horden ihnen genommen, um ihre Ehre auf den schneebedeckten Schlachtfeldern zurück zu erlangen.
Und die selbe Ehre war es, die uns Besiegte im Tal zurück ließ und uns den Tod verwehrte. Wir waren nicht gekommen, um Sieg oder Ehre Nachhaus zu tragen, die Gründungen waren beschützt, die Barbaren getötet, Wir zogen eilig fort aus dem Grenzland und der Kälte und wir trugen zurück in unsere tiefen Wälder, wie groß die tapferen Krieger Be´rglums waren.


Zuletzt geändert von Sperber: 17.03.06, 09:04, insgesamt 1-mal geändert.

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