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 Betreff des Beitrags: Der lebende Raum
BeitragVerfasst: 13.02.06, 05:18 
Edelbürger
Edelbürger
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Registriert: 31.07.03, 14:28
Beiträge: 3012
Meine Beine kraftlos, meine Füsse kaum fähig mich zu halten - so hielten sich mich an meinen Armen, fest und schmerzhaft umklammert und zogen mich durch die bedrückend dunklen und kalten Gänge. Mein Blick war hinabgerichtet auf den rauhen Steinboden, meine Umgebung kaum noch registrierend, dem dumpfen Gefühl der Machtlosigkeit in meinem Kopf nachgehend, während ich die erdrückende und kalte Last eines Eisenkragens an meinem Hals spürte.
Lebte ich wirklich noch oder war es bloße Illusion?
Langsam nur hob ich meinen Blick etwas an, sah aus müden, brennenden Augen auf den Saum des nachtschwarzen Umhangs des Mannes, der vor uns ging. Flach und schwer ging mein Atem, jeglicher Luftzug schmerzte in meiner trockenen Kehle, wundgeschrien von tagelanges Schreien.
Matt sank mein Kopf wieder hinab - wenigstens würde es bald zu Ende sein.

Gang um Gang zerrten sie mich, ein abgemagertes, dem Tode nahes Wesen, mit sich, ehe wir Halt machten. Erneut hob ich den Kopf etwas an - wir standen vor einer dunklen, feuchten Wand und der Mann vor mir drückte seine Hand gegen eine kleine Platte. Sogleich schob sich die Wand unter tiefem Grollen zur Seite weg.
Süsser Gestank von Verwesung schlug mir entgegen und ich würgte ein paar Mal, während meinen Begleitern dieser Geruch kaum etwas auszumachen schien. Anhänger des Einen - sie hatten eh kein Empfinden für angenehme Gerüche, Geschmäcker oder Anblicke mehr. Warum sollten sie sich da auch noch an solch einem Gestank stören?
Sie schleiften mich weiter, mein Kopf hing wieder kraftlos hinab, doch nun bemerkte ich trotz meiner von den Resten eines Giftes benebelten Sinne, dass der Boden sich änderte. Vom blossen rauhen Steinboden wechselte es nun über zu einem gekachelten, schwarzen Marmorflur, der durchzogen war von roten Verästelungen.
Seltsam, dachte ich für einen Moment, solch einen Marmor hatte ich noch nie gesehen, doch lange hielt sich der Gedanke nicht, denn nun schleiften sich mich über etwas rüber, was sich warm an meinen nackten Füssen anfühlte - warm, pulsierend, lebendig. Meine Füsse zuckten zurück, ich blinzelte und wand den Kopf soweit es ging herum, doch stockte ich sogleich - mit angehaltenen Atem sah ich mich nun um. Mein ganzer Körper verspannte sich, mein Magen verkrampfte sich schlagartig, als ich sah, dass es keine roten Einschlüsse im Marmor waren.
Nein, es waren Adern - der gesamte Raum war durchzogen von sowohl feinen wie auch dickeren Adern, ein Geflecht bildend, wie ich es in manch' Anatomiestunde während meiner Lehre am Turm an ehemals lebendigen Lebenwesen gesehen hatte. Doch im Gegensatz zu den Exemplaren auf dem Seziertisch im halbrunden Lehrraum von einst, durchzog noch immer Leben diese Adern - Blut pumpte sich durch ihnen hindurch und ein stetes, dumpfes Dröhnen von einem Puls untermalte diesen monströsen Eindruck.
Lebte der Raum etwa?
War es vielleicht sogar ein Teil eines Lebewesens?
Ein ungläubiges, fassungloses Lachen, ja, Glucksen entfuhr meiner Kehle, während ich meinen Kopf langsam schüttelte - ich musste wahnsinnig sein, denn so etwas gab es nicht, konnte es nicht geben, niemals!

Ein kurzes Deuten des Mannes im schwarzen Umhang zu seinen beiden Lakaien, dann schleiften sich mich rüber zu einer Wand, ketteten mich dort fest, während neben mir an der Wand entlang dunkles, rotes Blut langsam hinabfloss und einen metallischen Geruch verströmte.
Der Mann trat vor mir, rieb seine Hände aneinander und sah einen Moment mit seinen glanzlosen, dunklen Augen über das Geflecht, was sich quer durch den Raum zog, Wände, Boden und Decke so miteinander verband.
"Dieser Raum", begann er mit einer leisen, dunklen und tonlosen Stimme, "dient der Exekution. Er wird euch langsam und schmerzhaft verzehren. Zuerst eure Haare und eure Haut, was ihr noch miterleben dürft. Wir werden euch etwas geben, was euch etwas resistenter gegen Schmerzen machen wird - so habt ihr die einzigartige Gelegenheit in aller Ruhe euren Tod beobachten zu dürfen. Nach der Haut wird der Raum sich an euren Muskeln, euer Gewebe und euren Organen gütlich tun, dann und wann etwas Blut absaugen..." Ein kurzes Deuten seinerseits über das organische Geflecht, seine Miene dabei vollkommen emotionslos und gleichgültig... "... und dann werdet ihr soweit sein, dass dieser Raum euch die Gnade des Todes gewähren wird - denke ich." Er wiegte seinen Kopf, sah auf ein paar der Verästelungen, die in den Wänden krochen, manche schienen sich mir sogar zu nähern oder war es auch nur eine Einbildung? Ich redete es mir zumindest ein. Es konnte nur ein Alptraum sein!
"Mag auch sein", fuhr er tonlos fort, "dass er euch noch etwas länger am Leben erhalten wird. Er führt genug Blut in seinen Adern und mag euch an dem Leben der vielen Menschen, die das ihre hier gaben, sogar teilhaben. Eine besondere Ehre wäre das für euch, wenn er euch als ein Teil von sich verschlingt und mit euch eine Symbiose eingehen würde. Ewiges Leben - habt ihr darüber schon mal nachgedacht?" Nun schien sich doch in seiner Stimme so etwas wie ein sadistischer und höhnischer Ton einzuschleichen und die Augen funkelten für einen Moment fasziniert auf.
"Wie dem auch sei."

Er trat ein paar Schritte zurück, einer seiner Lakaien griff in mein Haar, zog meinen Kopf hoch und etwas in den Nacken, während der andere mir einen Trank einflösste und dann meinen Mund verschloss. Unweigerlich schluckte ich das bittere Gebräu hinab und nur wenige Augenblicke später glaubte ich zu spüren, wie sich ein ungewohnt wohltuendes Gefühl in meinem Körper breitmachte, so als wäre die schwere Last des Körpers nicht mehr existent. Der Mann jedoch liess sich auf einen der blutroten Throne nieder (irrte ich mich oder pulsierten sie ebenso?) und lehnte sich zurück, die Fingerspitzen aneinanderlegend und mich aufmerksam beobachtend.
Nur am Rande spürte ich noch, wie etwas meine nackte Haut berührte, sich durch diese bohrte und es begann - langsam, stunden-, tage- oder sogar wochenlang begann ich mich bei mehr oder minder vollem Bewusstsein aufzulösen, apathisch in den Ketten hängend, nur selten noch genug Kraft aufbringend, um meinen Tod zu betteln, doch diese Gnade wurde mir nie gewährt...


[ooc: Ergebnis einer kranken Idee, die mich während des Bauens auf meinem Homeserver beschlich - Lebende Folterkammer - dummerweise behindern die Reben hier und da das normale Durchqueren des Raumes, also wohl eher ungeeigent und nur 'schön' zum Ansehen]

_________________
Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
James Bond: And the second?
Q: Always have an escape plan.


Zuletzt geändert von Kikia: 13.02.06, 05:20, insgesamt 1-mal geändert.

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