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 Betreff des Beitrags: Lebenszeichen
BeitragVerfasst: 7.03.06, 00:29 
Edelbürger
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Wohnort: Black Adder Castle
Donnernd brachen die Wogen über ihm zusammen. Er war frei. Unzählige Male hatte der Wyrm ihn hinab in das kalte Nass gezogen, nur um wenig später wieder aufzutauchen. Aber nun war er endlich befreit. Panisch versuchte er dem Kampfgesehen um sich herum zuentrinnen, doch waren die Strömungen, welche das Monster verursachte zu stark. Schnell verlor er seine Kräfte und eine Gleichgültigkeit machte sich in ihm breit. Sein Körper erschlaffte und eine wohlige Wärme begann ihn zu umgeben. Langsam sank er tiefer, nur leicht hin und her geschaukelt vom Wasser das ihn umgab. Und dann begann alles um ihn sich zu verfinstern, seltsam und unnatürlich, als würde Morsan seine Hand über ihn legen.
Mit einem Ruck wurde er jedoch wieder zurück nach Tare versetzt. Irgendetwas hatte sein Hemd gepackt und zog ihn unaufhaltsam zurück an die Wasseroberfläche. Als er sie durchbrach schnappte er nach Luft und er spürte wie Vitama langsam wieder Leben in seine Glieder hauchte. Sein Hemd hing an einem Enterhaken und vor ihm erhob sich die „Schlangentod“. Schnell zog ihn die junge Seefrau an Deck, wo er noch immer schwer atmend liegen blieb.
Es dauerte einige Augenblicke bis er sich erinnerte: Der Auftrag des Grafen von Malthust, die Jagd auf den riesigen Wasserwyrm welche die Küsten unsicher machte und der Kampf mit dem Ungeheuer. Und was das für ein Kampf war. Broderich hatte seit er den Hof seines Vaters verließ viele Monster gejagt. Er war Bestienjäger, ein Mann, welcher für gute Münze Bauernschaften von verfressenen Ogern befreite, Rieseneber erlegte oder, so es ihm gelang, auch einmal Vandristinger fing um ihn ausstopfen zulassen. Doch dies war das erste Mal, dass er auf offener See, auf einem Schiff einen unsäglichen Wasserwyrm jagte. Dieses Schiff, die Schlagentod, wurde eigens für die Jagd gebaut, denn das Ungetüm hielt seit Monaten Handelsschiffe davon ab die Hauptstadt Kalamundus anzulaufen.
Broderich richtete sich langsam auf. Fast alle Beiboote waren von der mächtigen Schwanzflosse des Monsters zerschmettert worden. Unzählige Harpunen hatten den Wanst des Wyrm getroffen, jedoch schienen sie nur wie Mückenstiche für ihn und jeder Stich machte die Bestie nur noch wütender. Das Schlimmste jedoch war, dass ein Großteil der Mannschaft von den kalten Fluten des Meeres verschluckt worden waren. Ihm stockte der Atem und sein Blick schweifte an Bord herum. Sein Schüler? Wo war Broderichs Schüler? Unter den Verletzten, welche an entlang der Reling lagen und notdürftig versogt wurden war er nicht. Doch wo war er?
„Lob Bellum, Meister Broderich, und betet zum Herrn Morsan. Er ist auf den Rücken der Bestie gesprungen um Euch aus den Seilen zu schneiden. Sein Leben gab er für Eures. Ihr habt ihn wahrlich in Ehre unterrichtet!“ Als Broderich diese Worte vernahm verschwamm die Welt um ihn herum. Alles um ihn schien nun unwirklich und fern zu sein. Langsam ging er Schritt für Schritt Richtung Bug. Dort stand er aufrecht und starrte auf das weite Meer hinaus. Sie hatten also nicht nur den Wyrm nicht töten können, er hatte auch seinen Schüler verlohren. Denjenigen, welchen er als Knaben auf einer seiner ersten Reisen in das ferne Endophal von seiner Familie kaufte, weil diese ihn nicht ernähren konnte. Er nahm ihn auf und behandelte ihn wie einen Lehrling. Alles was er wusste unterrichtete er ihm, das Waffenhandwerk, das Wissen über Kreaturen und die Kunst diese zujagen. Aber er gab ihm auch mit, was er in seiner Jugend lernte: Lesen, Schreiben und auch Rhetorik. All die Jahre war er nun mit ihm durch Galadon gezogen, ein junger Hitzkopf war er, stets ganz wild darauf auf die Jagd zu gehen, egal ob auf eine Bestie oder die schöne Tochter eines Bauern. Sicher war es sein endophalisches Blut, welches ihn so handeln ließ. Broderich war jedoch froh, dass sein Schüler zwar ein Heißsporn war, er jedoch die galadonischen Werte und die Verehrungswürdigkeit der Frau zu achten wusste. Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht als er sich der vergangenen Zeiten erinnerte. Es war gewiss, er würde seinen Schüler niemals wiedersehen.


Es war nun schon über ein Jahr her, dass Broderich mit der Schlangentod ausgelaufen war. In diesem Jahr war viel geschehen: Zurück in Kalamundus hatte man ihn Zwangsrekrutiert und zusammen mit einem weiteren Kontingent aus Strafgefangenen in die nördliche Nachbarprovinz Vandrien geschickt. Es galt die ketzerischen Anhänger des Erzverräter Raziel zu bekämpfen. Vieles hatte er über die Armeen des Feindes gehört, so auch dass keiner seiner Anhänger noch etwas menschliches behalten hatten und dass sie wie wilde Tiere kämpften. Dämonen führten ihre Reihen an und keine Gebete an die Viere konnte die eigene Seele schützen wenn man vom Feind niedergestreckt wurde. Doch der Krieg, zumindest wie Broderich ihn erlebte, unterschied sich nicht von Anderen. Die Feinde waren Bauern, selten auch ausgebildete Söldner- oder Kriegshaufen. Es gab wohl immer wieder Berichte von Dämonen auf den Schlachtfeldern, jedoch sah Broderich, den Vieren sei Dank, niemals einen solchen. Während des Krieges lernte er auch Valeria kennen, eine Frau in den besten Jahren. Sie war eine Witwe aus Ossian und es dauerte nicht lange und Vitama hatte ihrer beiden Herzen füreinander entfacht. Als der Krieg sich seinem Ende neigte zogen beide in ihre Heimatprovinz, wo sie sich in Rowa niederließen. Broderich wurde bodenständig und nach den langen Jahren der Reise endlich sesshaft.
Der Morgen des 6. Oner. Ein kalter und nasser Sonnentag. Tiefe Wolken hingen über der Linfahrt und es versprach wohl noch vor Mittag erneut Schnee zugeben. Broderich arbeitete als seit kurzer als Verwalter in einem kleinen Kontor am Hafen der Stadt. Der Betrieb war trotz der geringe Größe der Stadt beachtlich und auch im Kontor war emsige Geschäftigkeit. Das Lehen Ossian hatte 100 Sack Mehl, 20 Sack Äpfel und 17 Fass Frischwasser bestellt. Verpflegung für ein Schiff, welches ein Kunstwerk zur neuen Provinz Siebenwind transportieren sollte. Aus diesem Grund trieben sich auch unheimlich viele Dwarschim in Rowa herum. Sie waren zwar nicht gern gesehen, doch man duldete sie zähneknirschend, ließen sie doch jeden Abend viel Geld in den Tavernen und Wirtshäusern. Einer dieser Dwarschim kam aus der neuen Provinz, ein missmutiger kleiner Geselle, welcher Broderich so gar nicht gefiel. Er hatte die Aufgabe den Transport zuübehrwachen und nahm sich dabei äußerst wichtig. Auch in diesem Augenblick kam er den Pier langstolziert, einen großen, mehrfach gefalteten Zettel unter dem Arm. „Ist alles bereit?“ brummte er Broderich an. Langsam blickte dieser zu ihm hinab und nickte. „Fein, fein. Genügend Dörrfleisch dabei?“ der Dwarschim legte den Kopf leicht schief und blickte zu den Säcken und Fässern herüber. „In der Bestellung stand nichts von Dörrfleisch, Zwerg“, rief Gunnar dann zu ihm herüber, während er die Verschnürung der Säcke prüfte. Der Dwarschim lief hinter seinem Bart tief rot an und brüllte hinaus: „Wen nennst Du einen Zwerg?“ Er ließ das Papier los und griff zu der Handaxt, welche an seinem Gürtel baumelte. Grimmig stapfte er zu Gunnar herüber und ein hitziges Wortgefecht entstand. Broderich jedoch senkte seinen Blick auf das Papier, welches vor seine Füße gefallen war. Unwillkürlich überflog er die Zeilen. Ein Aufruf zu einem Erfinderwettbewerb auf der Insel Siebenwind. Er weitete die Augen. 15.000 Dukaten für den ersten Platz. Plötzlich stockte ihm der Atem. Er bückte sich und hob das Papier auf. Eilig blickte er sich um und rannte dann in die Schreibstube des Kontors. Mit zitternden Händen begann er den Brief.


Es taute. Endlich! Lange genug war die Insel unter diesem unsäglichen Schnee verborgen gewesen. Aber Felas Strahlen wurden nun endlich mächtiger. Dalabai blickte aus dem Fenster der Bibliothek hinaus. An einigen Stellen war die Schneeschicht bereits durchbrochen und vereinzelt konnte man Schneeglöckchen erblicken. Wiedereinmal war alles anders gelaufen als er geplant hatte. Er hatte bei Bauer Ohlmann Rosen für einen ganz besonderen Anlass bestellt und wartete nun eine Antwort ab. Er wusste, dass sie ihn abgewiesen hatte, doch nun wo es ihr besser ging wollte er allen Mut zusammennehmen und um ihre Hand anhalten. Es sollte eine gewaltige endophalische Hochzeit werden, ein Fest welches die gesamte Insel, ja selbst das Ödland erblühen lassen sollte. Doch ging es ihr wirklich besser? Sie war nur noch selten da, ständig suchte sie die Jagd. War sie doch einmal zugegen lehnte sie jede Annehmlichkeit ab, dies alles hätte sie in der Vergangenheit nur verweichlicht. Zart war sie gewesen. Zart und gutmütig. Doch auch traurig und verzweifelt hatte er sie erlebt. Doch stets war sie das liebenswerteste Mädchen von ganz Brandenstein. Nicht umsonst hätte sie unzählige Verehrer gehabt, sogar aus den Reihen der Ritterschaft. Doch in letzter Zeit schien sie Dalabai unnahbar, manchmal sogar kalt. Dann jedoch war sie verführerisch und trieb ihn mit doppeldeutigen Anspielungen und anmutigen Bewegungen fast in den Wahnsinn. Und nun war auch noch eine alte Liebe aufgetaucht über dessen Gefühle zur ihr er sich nicht im klaren war. Alles war so verwirrend, doch er musste sich entscheiden. Da klopfte es plötzlich an der Türe. Dalabai ging aus der Bibliothek und öffnete die Haustüre. Ein Junge in einer Schiffsuniform stand davor und salutierte. „Herr al Wechnett? Sekretarius al Wechnett?“ „Ja“, anwortete Dalabai und schmunzelte. Der Knabe trug eine etwas zu große Uniformjacke, dafür war seine Hose ein ganze Stück zu kurz. „Ich habe eine Botschaft von Euch aus Ossian“. Der Junge streckte einen Brief aus. Dalabai nahm ihn entgegen und der Junge salutierte abermals. Dann wendete sich um und marschierte übertrieben aus dem Garten hinaus. Dalabai schüttelte grinsend den Kopf und wandte sich wieder um. Er schloss die Türe hinter sich und öffnete den Brief noch im gehen. Seine Augen begannen zu funkeln und es entfuhr ihm: „Meister Broderich! Er lebt!“ Sofort wand er sich abermals um und rannte hinaus, dem Jungen hinterher. Von ihm erfuhr er, dass er den Brief in Rowa von einem Mann angenommen habe und das sein Schiff noch bei der nächsten Flut erneut nach Rowa aufbrechen würde. Wortlos stürmte der Sekretarius zurück zum Haus. Hektisch packte er eine Tasche mit dem Nötigsten. In der Bibliothek begann er dann einen Abschiedsbrief auf ein Papier niederzuschreiben, jedoch nach wenigen Zeilen knüllte er den Brief zusammen und ließ ihn einfach fallen. Mit seiner Tasche unter dem Arm rannte er dann zum Hafen, wo er sich beim Kapitän des Schiffes eine Passage nach Ossian kaufte...

_________________
Für schnellen Kontakt:
ICQ Nummer 130236371
IRC- Nick Dalabaer
IRC- Channel #Tempel-Brandenstein

Chars:
Iycheas Vrahn - Diener des Morsan mit link;
Lurkz - Goblinork Händler (mit video)
- (und noch ein video auf englisch) - (und eins wieder auf deutsch - Lurkz&Co unter Geweihten) und noch ein Video für Hügelauork-Gaukler!;
Dalabai - Schriftsteller und Lebemann; Islarion Ethalasar - Kapitän der "Stern von Papin";Sedtrick Moosgrund - Halblingfriseur ;

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BeitragVerfasst: 7.03.06, 01:08 
Edelbürger
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Schwer erklangen die Stiefel, wie sie über den hölzernen Boden schrammten, eine Tür schloss sich, nur kurz strich etwas von der Kälte des Morsans in das warme Haus und fahrig, wie mechanisch und tausendfach getan, strich sie der ihr entgegeneilenden Hündin kurz über den Kopf, ehe sie die rote Kapuze zurückschlug, ein ernstes Gesicht offenbarend.
Getrocknetes Blut klebte an ihrer ledernen Kleidung aus Rothirsch, ein Köcher, noch halb gefüllt mit hölzernen wie gläsernen Pfeilen auf dem Rücken, daran mit ausgehakter Sehne hängend ein schlichter Jagdlangbogen.
Den Blick aus den grüngrauen Augen liess sie einen Moment mit dem Anflug von Unsicherheit durch den Raum schweifen.

Irgendwas war anders.

Einen Moment lauschte sie der Stille, während die Hündin sich wieder in ihre Ecke trollte, sich mit einem Schnaufen dort niederliess.
Elena beleckte sich ihre Lippen, hob dann kurz an zu einem Rufen: "Dalabai?"
Stille.
Sie öffnete die Tür zu der Bibliothek einen Spalt, sah durch den Raum - sah, wie er verwaist dalag, einige Bücher und Boten in den Regalen, der Schreibtisch mit den Schreibsachen, davor ein Stück zerknülltes Papier.
Sie hob es auf, die Stirn furchend, entknüllte es und las die wenigen Zeilen, die kaum Aufschluss gaben und doch machte sich in ihr eine düstere Ahnung breit.
Sie liess den Brief achtlos wieder fallen, Unsicherheit, Angst gar, machte sich sichtlich auf ihren sonst so in letzter Zeit spöttischen oder verhärteten Zügen breit und sie hastete die Treppe hinauf, wollte zu der Klinke der Tür zu seinem Zimmer greifen, hielt jedoch inne und klopfte zweimal leicht an.
Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe herum, während sie die Tür anstarrte, doch - nichts regte sich.
Immer noch Stille.
Sie griff zur Klinke, drückte hinab, trat ein - verwaist lag das Zimmer da.
"Dalabai?" flüsterte sie leise, fast ängstlich in die Stille hinein, spürte, wie ihr Herz schwerer wurde. So schwer wie schon lange nicht mehr.
Ihr Blick ging zum erloschenen Kamin, an ihm hoch und sah hinauf zu dem dort hängenden Bild - eine Frau, blondes Haar, gewandet in einem schlichten jedoch eleganten Kleid sass auf dem Rand eines Brunnes.
Schön - nein, schön fand Elena diese Frau auf dem Bild nicht, auch wenn ihre Züge weich und sanft waren.
Wahrlich nicht - sie fand sich nie selber schön und der Maler hatte sie offenbar gut getroffen.

Das Bild verschwamm unter Tränen und kopfschüttelnd trat sie zu einem der Fenster, im Geiste die Worte Mama Jais hörend - sie würde sie verlieren.
Alle.
Mit einem leisen Schluchzer legte sie ihre Stirn an die Scheibe, schloss die Augen, aus denen sich Tränen lösten.

Eine Weile verharrte sie so, dann ergriff jedoch die Dunkelheit wieder Besitz von ihren Gedanken - er floh doch nur, der Narr, schalt eine Stimme in ihrem Kopf ihn, während sie über ihre Augen mit den Händen strich, die Züge sich wieder verhärteten.
Warum noch einen Gedanken an ihn verschwenden?
Einer von vielen - wenngleich auch er einen gewissen Einfluss hatte, was praktisch gewesen war.
Ja, praktisch.
Das war alles.
Mehr war da nicht.
Nur der Gedanke an den Nutzen.
Seinen Nutzen.
Sie hämmerte sich die Worte förmlich ein, während sie sich umwand, hinausging, die Tür zuknallte und sich wieder auf den Weg hinaus aus ihrem Haus machte, die Kälte des Morsans sie wieder verschluckte.


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