Schwankendes Grauen

Zuerst war er entsetzt gewesen. Ein Bett, in unglaublicher Höhe frei schwingend.
Das Schaukeln der Wellen würde es ausgleichen hatten sie gesagt. Tat es auch ein wenig. Dafür schaukelte es aber bei jeder seiner Bewegungen!
Murrend wälzte sich der Zwerg in seiner Hängematte herum.
Einen Vorteil hatte es, durch das Netz konnte man wunderbar kotzen, ohne das eigene Lager zu beschmutzen.

Grummelnd drehte er den den Hahn des kleinen Schnapsfasses auf, dass er mit ein paar Seilen über sich an der Schiffsdecke befestigt hatte. Es war ein paar mal heruntergefallen, hatte aber keine Lebensnotwendigen Körperteile getroffen.
Der heruntertropfende Schnaps brannte angenehm in seiner Kehle. Erleichterung machte sich in seinem Magen breit, und schwappte in feuriger wärme auf den Rest seines Körpers über. Wohlig seufzend vergaß er für eine kleine Weile das gleichmäßige Rauschen und Schwanken. Es war ja nicht seine erste Fahrt...
Gestern schon hatte er Land gesehen, und auch wenn der verdammte Kapitän behauptet hatte, es gäbe hier noch keine günstige Anlegestelle, so wäre er doch am liebsten gleich von Bord gegangen.

"Na, willste wieder Pökelfleisch in kleine Stücke verarbeiten und auf dem Boden verteilen?"
Dümmlich grinsend steckte der Smutje sein Gesicht durch die Deckluke. Es musste Mittag sein, die übliche Zeit für das Gewitzel dieses verdammten Langbeins. Mürrisch knurrend hob der Dwarschim den Kopf an, nur um dann kurz das Gesicht zu einem verklärten Lächeln zu verziehen. Ja, dieser Smutje, zerquetscht zwischen Hammer und Hafenpflaster... das wäre ein feiner Anblick.
Irgendetwas an dem kurzzeitig so zufriedenen Gesichtsausdruck des Dwarschim schien dem Koch Beine gemacht zu haben, also folgte er ihm leise murrend aufs Deck. Essen musste sein, und vielleicht gäbe es hoffnungsvollen Ausblick auf festen Boden...

Erleichtert und voller Erwartung erreichte der Dwarschim den Hafen Falkensteins. Kurze Zeit später schon übertrat er die Grenze zu Endophal, und wanderte, vorbei an den Rändern der nördlichen Wüsten, nach Osten.

Immer die Drachenschwingen im Blick führte der Weg nicht unweit von Lurath vorbei, das er mit aufmerksamen Blick aus der ferne begutachtete. Von Reisenden liess er sich neues aus der großen Stadt der Langbeiner erzählen.

Doch dann führt sein Weg strikt nach Norden. Hinein in die Felsige Abgeschiedenheit der Drachenschwingen. Einsame Handelswege in tiefen Schluchten, gefährliche Bergpfade. Bis er schliesslich Tiefenfeuer erreichte, die Binge seiner Heimat.

Entlang dieses Reiseweges, und auch von der Binge aus, wurden Nachrichten verteilt, die der Dwarschim immer wieder an fahrende Händler der Talzwerge, oder vertrauenswürdige Reisende weitergab.

Inzwischen ist genug Zeit vergangen, dass gar neu auf Siebenwind Eintreffende vielleicht eine dieser Nachrichten in der Hand hatten. Die Nachrichten sind kurz und immer ähnlich: