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Der kalte Wind der nördlichen Tundren...
Das gelbe Yat-Yat-Gras das sich wiegt...
Die Augen zusammengekniffen wartet ein junger, drahtiger Ork in dem wogen Meer aus Gras. Er beobachtet unter den milchfarbenen, leeren Himmel die Herde Tom'buks, die in einer Senke des welligen Landes grast.
Die Tom'buks sind eine Abart der Rinder... zotteliges, langes Fell.. vier gewundene, geriffelte Hörner und so gross wie die gewaltigen, heiligen Eber in Kr'nar'ghn, dem heiligen Sumpf von Be'rglum...
Es ist kein leichtes, sie zu töten. Die langen Finger des jungen Orken zucken um das dünne Stäbchen, das er an seine Brust gedrückt hat..
Er fühlt die glatte Oberfläche die so typish für das harte, überorkoch-wachsende Larunbuschwerk ist, aus dem seine Flöte gemacht wurde.
Es ist kein leichtes, sie zu töten. Man braucht viele starke Zho'krah, die Speere schmeissen, die Äxte tragen und so laut brüllen können, dass Blut aus den Ohren spritzt...
Es ist kein leichtes. Aber der Aikar hat gesagt, er braucht nichts, als die fünf jungen Söhne seines Bruders.. ohne Waffen.. ohne Erfahrung... ohne Narben...
Er braucht nur sie um ein halbes Dutzend der wertvollen Tom'buks zu töten.
Ein Blick über die Schulter: Aufrecht im wogenden Gras, in einer anderen Senke, verborgen vor den Rinderbestien, wartet der Aikar; Ein langer, schmaler Ork, der in schwarze, glänzende Felle gehüllt ist. Auf seine kahle, grüne Glatze sind viele, wild blickende Monsteraugen gemalt, an seinen Fingern trägt er rot bemalte, hölzerne Klauen.
Er dient Ci'rgbuz.. dem formlosen Schrecken, dem Schlangenärmigen, dem Blutsäufer der sich unter dem Herz ein Nest macht. Er dient dem schaurigen Gott.. dem schaurigen Gott..
Der Schamane blickt zu dem junge Okr auf - rasch schaut er weg. Er muss auf die Tom'buks achten - doch sein Blick geht nach rechts und links.. zwei seiner Brüder kann er noch sehen, sie sind jünger als er. Sie stehen, mit vorgestrecktem Bauch und einem Finger im Mund, im hohen Gras. Die übrigen drei sieht er nicht... gut können sie sich verbergen.. sie haben schon das Grasland durchstreift.
Endlich der Schrei des Aikar - "DUNKELGOTT! LAUFT!" - und er fängt an auf eine grosse Trommel zu schlagen die an seiner Hüfte hängt. All seine Brüder springe auf, sie alle haben auf die Brust Raubtieraugen gemalt, die gelb durch das Gras blitzen und gewaltige, rote Münder mit weissen Reisszähnen auf dem Bauch.
Fünf kleine, bemalte Orken setzen die dünnen Flöten an die Lippen und fangen an zu tröten. Sie gehen auf die riesigen Berge aus Fleisch, Hufen und Hörnern zu. Es ist Irrsinn.. sie werden sterben.. sterben für den schaurigen Gott..
.. doch nein!
Die Tom'buks fliehen!
Sie fliehen!
Sie sind schwer zu töten und die mächtigsten Wesen der Senke von Grou'rlaruu, dem Ahnenfluss. Aber sie fliehen, sie fliehen vor den kleinen Orken, die nie gejagt haben, fliehen..
...der Urinstikt der fünf Orkkinder ist erwacht und sie beginne zu traben, sehnig, gleichmässig, wie die Wölfe der südlichen Steppe. Die hellen, kreidigen Stimmen kreischen zwischen den Flötentönen. Sie schlagen sich klatschend auf die noch schlaffen, mageren Oberkörper. Sie jubeln..
..treiben die gewaltigen Tiere vor sich her..
..jagen sie..
..treiben sie vor sich her..
..treiben sie durch das hohe, wogende Gras..
..wie der Aikar es befahl..
Bis das erste Tom'buk im Erdboden verschwindet, als hätte Tak'pa'grm es verschluckt. Dann verschwindet die ganze fliehende Meute von Tieren; Blind in ihrem Jagdfieber stürzen die jungen Orken den Tieren nach..
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Rlangu hält sich an einer der dicken, harten Wurzeln fest... gerade noch hat er sie packen können... der Rest seiner Geschwister ist den Tom'buks gefolgt, ist ihnen gefolgt in die Tiefe der Schlucht, in die der Aikar sie hatte treiben lassen.
Der schaurige Gott, der Gott der Angst...
...der Körper ist so schwer und sein Arm so schwach, er wird sich nicht lange halten können. Er schliesst die Augen..
..und wird vom Aikar empor gehoben, über die Klippe und seine nackten, hornigen Füsse werden auf das Gras gestellt.
Langsam blickt der Aikar die Klippe hinab, in der fünf sterbende Tom'buks noch zucken... und auf deren wogenden Fell die fünf reglosen Körper von nackten, bemalten Orks zu sehen sind.
An diesem Tag nahm der Aikar Ci'rgbuz den überlebenden der Söhne seines Bruders mit sich.. und der Rest der Horde tat sich fast eine ganze Jahreszeit gütlich am Fleisch der Tom'buks und der toten Orkkinder.
Der junge Orke hatte die Macht, die Furcht über Fleisch hat erlebt; Den Tod, der kommt, wenn man sich den Trieben ergibt; Und die unbestreitbare Kraft eines Geistes..
..und er hatte die Geistesgegenwart besessen, sich als einziger seiner Brüder zu retten. Er war der, den der schattenhafte Gott, den Ci'rgbuz auserwählt hatte, um für ihn zu leben, zu jagen, zu töten.
In der Horde von Gou'rlaruu war es schon immer so, dass die Zho'krah, die Krieger, sich in zwei Gruppen teilten, die, die Be'rglum dienten und das Fress-Vieh jagten, die schlachteten und gegen fremde Orks kämpften; Und die, die Ci'rgbuz dienten, die töten, was nicht gegessen werden darf, auf dass das Blut den dunklen Gott eine Labsal ist, die Mitglieder der eigenen Horde töten, so sie gegen die Gesetze des Chohahar verstossen.
Als einer der Ci'rgbuz-Zho'krah bekam auch der junge Ork die Zeichen seines Amtes: Verschlungene, martialische, rote Zeichen, eingebschnitten in die schwieligen Handflächen und die Augenhöhlen.
Er wurde von den älteren seiner Kaste ausgebildet darin, die schwere, hölzerne Käule zu führen, den langen, beschnitzten Stab und auch, ohne jegliche Hilfe, nur mit Einsatz der Zähne, der Hauer und Beine, zu kämpfen...
...doch eines Tages - es war die Nasse Zeit, in der bleierne Wolken über den Steppen hingen, Mücken aus dem Schlamm krochen und es tagelang regnete, regnete, regnete - wurde der junge Zho'krah-Ci'rgbuz vom Aikar aufgesucht und ihm wurde seine neue Bestimmung enthüllt:
Der Grosse Choharhar, der Oberhäuptling der Ka'zla hat den Befehl gegeben, dass auch die kleineren Horden, die den Stamm formen, einen Auserwählten nach Siebenwind schicken sollen...
...der angehende Krieger für den Schattengott wurde ausgewählt, die Horde der Gou'rlaruu auf Siebenwind zu vertreten. Er war noch zu jung und unerfahren, als dass sein Weggehen die Horde geschwächt hätte und schon so listig, verschlagen und diszipliniert, dass er dem Ansehen seiner Ahnen keine Schande bringen würde.
So wurde er zum Sklaven der Frauen seines leiblichen Vaters gebracht, einen alten Menschen mit grauem Haar und einem verkrüppelten Bein, welcher der Hauptfrau seines Vaters als Geschenk gebracht wurde vor ach.. langer Zeit.
Vier Jahre lang, lernte der heranwachsende Ork bei diesem Sklaven die galadonische Sprache zu verstehen und er lauschte den Gesängen der Alten, die vom Reich der Erde sprachen, ausserhalb... jenseits.. der kalten Steppen.. jenseits vom wogenden Gras.
Schliesslich, befand der Aikar Ci'rgbuz, dass die Zeit gekommen sei, den nun ausgewachsenen und ausgebildeten Ork auf seine Reise zu schicken...
...allein, nur mit etwas Gold, brach er auf. Er wanderte südlich und ernährte sich von dem, was seinen Weg kreuzte und trank aus den Pfützen...
Schliesslich umwanderte er die ersten Dörfer der Menschen...
Erst als er die Steinbauten sah, von denen die Alten erzählt hatten, kam er aus seiner Deckung und wanderte nicht mehr durch Gebüsch und Wiesen, sondern auf den Pfaden und steinernen Straßen...
Nach langen Monaten, in denen er die Sprache der Menschen belauscht hatte.. sich an diese seltsamen Goldstücke und ihren Wert gewöhnt hatte.. und das Verhalten der Menschen auf seine Erscheinung studiert hatte, wagte er es, Städte zu betreten.
Er arbeitet zwei Tage bei Scheuermännern in irgendeiner dieser riesigen Stinkstädte um genug Geld für die dreiwöchige Überfahrt nach Siebenwind zusammen zu bekommen...
Die Überfahrt selbst verlief unproblematisch, der Anblick des gewaltigen Wassers jagte ihm zwar Ehrfurcht ein, aber er hatte keine Angst, denn die Ahnen der Gou'rlaruu waren selbst aus dem Wasser gekommen, dem Ahnenfluss. Nach einer Woche aber, gab es eine Schlägerei zwischen ihm und einem anderen Orken, der aus irgendwelchen Gründen mit einem der blassen, schäußlichen Wesen mit Spinnenarmen und spitzen Ohren redete und damit sein Volk beleidigte. Niemals sollte ein Olorghi mit diesen Auswürfen von Tak'pa'grm sprechen, als wären es unverfluchte Wesen!
Sicher hätte er ihn getötet, wenn einige der starken Matrosen ihn nicht davon abgehalten hätten.
Die restlichen zwei Wochen wurde er eingesperrt in den leeren, zweiten Kleinladerum.. aber das war ihm gleichgültig; Einem Verräter die Knochen gebrochen zu haben, war es wert, in diesem schunkelnden Holzkäfig über das Meer getragen zu werden.
Schliesslich raffte das Schiff die Segel, er wurde aus seinem kargen Holzgefängnis geholt und reihte sich mit den übrigen Reisenden ein um mit dem Beiboot nach Brandenstein geschifft zu werden ...
Auf Siebenwind schließslich machte sich Rlangu auf um im Ödland starke Wesen zu töten; Er wollte ihre toten Körper ins Lager schleifen um seine Stärke zu beweisen...
...doch er war nie mehr gesehen.
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