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 Betreff des Beitrags: Tagebuch eines einfachen Soldaten
BeitragVerfasst: 16.10.06, 13:27 
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Tagebuch eines einfachen Soldaten


Wandeltag den 17. Carmar 17 nach Hilgorad

Der Regen fällt in dichten Bahnen und durch die graue Wolkendecke kann man nicht ein Stück freien Himmel erblicken. Die Bäume wandeln ihre Farbe und der feucht-modrige Geruch des Herbstes breitet sich über die Insel aus und hüllt sie völlig ein. Kaum ein Mensch ist bei diesem Wetter auf den Strassen zu sehn und wenn sich doch einer hinauswagt so ist sein Blick gesenkt und die Schritte sind eilig und zielgerichtet – keine Zeit für ein Gespräch oder auch nur einen zweiten Blick.
Ich stehe unter dem Vordach eines Hauses am Marktplatz zu Falkensee und blicke über die verlassenen Stände von denen kleine Sturzbäche zu Boden rinnen. In den Häusern brennt gemütliches Licht und in manchem ist der flackernde Schein eines Kamins zu erkennen und mich sehnt es danach ebenfalls vor einem warmen Kamin zu sitzen. Mein Blick wandert über die stattlichen Gebäude die mir noch vor eine Woche völlig unbekannt waren und von welchen ich nun jeden Stein zu kennen vermeine.
Etwas über eine Woche ist es nun her das ich auf die Insel kam und ich bin froh die Schifffahrt ohne einen der gefürchteten Herbststürme überstanden zu haben. Ich meldete mich beim Banner und nahm den Dienst für König und Vaterland auf. Viele Wochen hat meine Reise vom fernen Ersont gedauert bis ich dieses Eiland erreicht habe und das Leben vor der Reise scheint mir weit entfernt und wie aus einem anderen Leben. Der Dienst, die neue Umgebung und die Menschen die mir begegneten haben mich völlig in Bann genommen und mir ein neues Ziel gegeben an welchem ich anhalten werde solange es meine Kräfte zulassen.
Mein Blick wandert über die Häuser hinweg und richtet sich auf die fernen Berge unter welchen die Zwergenstadt Kesselklamm liegt. Die Berge sind es die mir das Gefühl geben nicht völlig in der Fremde zu sein – sind sie auch nicht so hoch wie die Skapen so vermitteln sie mir doch das vertraute Gefühl das sie über uns wachen als Zeugen der Vergangenheit.

Meine Runde durch die Stadt führt mich am Tempel der Viere vorbei und mein Schritt wendet sich zu den großen Flügeltüren. Der Altarraum ist groß, aber menschenleer. Aus den internen Ordensräumen höre ich hin und wieder leise Geräusche die mich jedoch nicht weiter stören. Ich knie auf dem tiefroten Läufer nieder und senke mein Haupt. Wie von selbst finden die altbekannten Worte des Glaubensbekenntnisses den Weg über meine Lippen und füllen mein Herz mit neuer Zuversicht und neuem Mut. Meine Gedanken treiben zu jenen Tagen zurück, an welchen ich diese Worte am Schrein im Dorf täglich gesprochen hatte und stille Dankbarkeit erfüllt mich über den Beistand den die Viere mir stets gaben und die Sicherheit die mir ihre Gebote geben und mein Handeln in festen Bahnen halten.
Ich stehe auf und gehe leisen Schrittes zu dem einfachen Weidenkorb nahe der kleinen Tür und lege einige Münzen hinein – mögen sie denen helfen welche nicht solch ein Glück haben wie ich. Ein letzter Blick über die geheiligte Halle und ich stehe wieder aus den regenüberfluteten Strassen der Stadt.

Ein graubrauner Hund mit struppigem Fell hat den Weg zu mir unters Vordach gefunden und leistet mir während meiner Wache Gesellschaft. Genüsslich kaut er auf einem Stück Dörrfleisch, welches sich noch in meiner Tasche befand und welches er mit seiner großen Nase sogleich erschnüffelt hatte. Ich ziehe den roten Umhang meiner Uniform enger um meine Schultern und trete auf der Stelle um wieder etwas Gefühl in meine eiskalten Füße zu bringen.
Die feuchte Nase des Hundes bohrt sich wieder in meine Tasche aber diesmal findet sie nichts mehr. Ich streiche dem Streuner über den Kopf und finde einige tröstende Worte für ihn, welche er mit einem treuherzigen Blick beantwortet.
In Gedanken gehe ich noch einmal die Erlebnisse der letzten Tage durch und denke mit Schaudern an die Geschehnisse nahe des Grenzwalles. Ich hatte viele Stunden auf den Mauern des Wachturms verbracht und meinen Blick über die triste Ebene gleiten lassen, hatte gelernt jeden Stein und jedes mit Moder überzogene Stück Land genaustens zu beobachtet – wusste man doch nie von wo aus der nächste ungebetene Besucher kommen würde. Ein kalter Schauer überläuft mich als ich an die schwarzen Reiter denke die mehr als einmal an den Mauern aufgetaucht waren und mit ihrem Gebaren Angst und Beklommenheit verbreitet hatten. Das Gefühl das mich überkam als mich die Haut der dunklen Kriegerin streifte werde ich sicher nicht so bald vergessen.
Gedankenverloren streiche ich mir über die Hand und blicke wieder hinaus in den Regen. Die Erinnerung an die Worte des hohen Ritters klingen in meinen Ohren wieder und lassen das klamme Gefühl zumindest erträglich erscheinen. Es sind unsere Feinde, doch man kann - und sollte sie auch respektieren und ehrenvoll behandeln, so wie es uns unser hochheilige Herr Bellum lehrt. Und doch können wir ihnen bei anderer Gelegenheit im Kampfe bis zum Letzten gegenüber stehen. Die Worte die mir gleichwohl vertraut wie auch fremd klingen, als hätte ich sie vorher nie auf diese Weise vernommen, lassen die Erlebnisse in anderem Licht erscheinen und geben mir neuen Mut.

Mein feuchtnasiger Freund hat sich wieder aus dem Staub gemacht – wahrscheinlich um sich ein wärmeres, und vor allem trockeneres, Plätzchen im Stall vor der Stadt oder im Hause eines Bürgers zu finden welcher Erbarmen mit der armen Kreatur hat. Die Regentropfen fallen noch immer genauso dicht und manchmal erscheint es mir als müsste ich eigentlich mehr Wasser atmen als Luft. Ich schaue gen Himmel und langsam setzt die Dämmerung ein und damit das Ende meines Wachdienstes. Ich straffe die Haltung und mache mich auf dem Weg zur Stall kurz vor der Mauer Falkensees, ignoriere dabei das Quietschen meiner Stiefel und schmunzle leicht bei der Vorstellung welches Bild ich abgebe: Ein einfacher Soldat, in triefend nasser Uniform der mit quietschenden Schuhen durch die Stadt läuft – das wahre Bild eines Streiters für den König.

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BeitragVerfasst: 18.10.06, 17:16 
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Mittentag den 18. Carmar 17 nach Hilgorad

Vollkommen still ist es in den heiligen Mauern zu dieser frühen Stunde, nur ab und zu ist von draußen der Ruf eines Käuzchens zu hören. Mein Schritte klingen unwirklich als ich den Mittelgang entlang gehe und einige Schritte vom Altar entfernt auf die Knie sinke um meinen Kopf im Gebet zu senken. Die Worte strömen nur so aus mir heraus als ich mein Dankgebet an die Viere richte

Ich danke euch ihr hochheiligen Viere
Für die Gnade die ihr mir habt zuteil werden lassen
Ich danke dir oh hochheiliger Astrael
Für die Wahrheit die du mir zuteil werdet ließest
Ich danke dir oh hochheiliger Morsan
Für den Frieden den du mir zuteil werden ließest
Ich danke dir oh hochheiliger Bellum
Für die Ehre die du mir zuteil werden ließest
Ich danke dir oh hochheilige Vitama
Für die Liebe die du mir zuteil werdet ließest
Ich danke euch ihr hochheiligen Viere
Für eure Gnade

Es sind vertraute Worte, alte Worte, und doch finden sie heute in mir einen neuen Boden und beginnen zu wachsen. Selten zuvor habe ich eine solche Dankbarkeit empfunden wie in dieser Nacht. Zwar schmerzt meine Seite noch von dem Hieb den mir einer der Gegner beigebracht hat, doch wenn ich an meine Kameraden denke und das viele Blut, welches sich auf dem Boden der Katakomben gesammelt hatte, so kann ich den Göttern nur danken das sie ihre schützende Hand über mich hielten.
Draußen höre ich die ersten Geräusche der erwachenden Stadt. Das Tappen eiliger Schritte über das Pflaster, das Rumpeln eines einfachen Karrens und das Gezänk zweier Frauen die am Brunnen Wasser holen. Ich atme tief durch und versuche die Gedanken an den Kampf zurück zu drängen. Das erste Mal habe ich Blut vergossen, das erste Mal an der Seite meiner Kameraden gefochten. Ein Schaudern durchläuft mich. Die Gedanken lassen sich nicht vertreiben und ich senke mein Haupt wieder vor dem Altar. Meine erste Schlacht und gleich eine solche Schuld. Noch immer klingen mir die Worte des Novizen in den Ohren: „Sie sind die Hüter der Gräber, vergeht euch nicht an ihnen.“
Immernoch weiß ich nicht was unsere Vorgesetzten dazu trieb die Grabesruhe zu stören. Diener des Ungesagten sollen sich in den dunklen Gängen verborgen gehalten haben– ich sah keinen. Die Wächter der Gräber griffen uns an und wir wehrten uns unserer Haut. War es Recht? Im Stillen leiste ich Abbitte.

Ein kühler Wind streift um die Häuser als ich den Tempel verlasse. Er weht einzelne braune Blätter mit sich und lässt sie auf dem Vorplatz in einem wilden Reigen tanzen. Ich setze das Barett wieder auf den Kopf und ziehe die festen Handschuhe über meine eiskalten Hände. Nachdenklich lenke ich meine Schritte zum Stall und Blutstolz begrüßt mich mit einem Schnauben. Ich streiche ihm über die Blesse und sitze weitaus ungelenker auf als sonst. Der Verband behindert mich in meinen Bewegungen und reichlich schief reite ich so gen Seeberg. Der Kampf geht mir einfach nicht aus dem Kopf, das Blut hat mich bis in meine Träume verfolgt und auch jetzt nach dem Besuch im Tempel bin ich das Gefühl der Schuld nicht losgeworden. Wie konnten wir die warnenden Worte des Novizen so einfach in den Wind schlagen?
In Seeberg angekommen bringe ich Blutstolz in den Stall und reibe ihn mit reichlich Stroh ab. Die wohlige Wärme des Stalls lässt meine Muskeln etwas entspannen und ich verbringe noch einige Augenblicke länger zwischen den stolzen Tieren bis mich meine Schritte in die kleine Wachstube der Feste führen. Die Kameraden die nicht im Hospiz sind, schlafen noch und ich will sie nicht wecken. Eilig nehme ich etwas Brot und Wurst aus meiner Tasche und verziehe mich wieder nach draußen.
Die kleine Laube am Steg ist mein Ziel und ich setze mich im Windschatten auf eine der Bänke. Leichte Wellen kräuseln die Wasseroberfläche des Sees. Während ich mein Brot esse denke ich über das nach was mich in den letzten Tagen so oft zum Grübeln gebracht hat. Ich hatte geglaubt die Nähe des Ödlandes und die immerwährende Gefahr die von den Dienern des Einen ausgeht, würde die Menschen zu noch größerer Gottesfürchtigkeit bringen als im fernen Ersont. Und doch scheint es als würden nur eine Hand voll den Geboten der Viere wirklich Folge leisten oder die Strafen fürchten die Gotteslästerern drohen.
Die Geweihten der Viere scheinen kaum Gehör zu finden in diesem Schmelztiegel verschiedenster Rassen und Persönlichkeiten. Die Ermahnungen des Novizen der beim Appell aufgetaucht ist waren da wohl das beste Beispiel. Nie hätte ich gedacht das man so respektlos gegenüber einem Diener der Viere sein kann. Zu gerne hätte ich einmal die Gelegenheit darüber mit jemandem zu sprechen, doch traue ich mich kaum meine Kameraden darauf anzusprechen – zu deutlich erinnere ich mich an das abschätzige Lächeln als ich sagte das ich vor dem Appell noch zum Tempel gehen wolle um zu beten.

Ich stehe auf und sehe über die weite Wasserfläche. Ehre, was ist Ehre? Ist es ehrenvoll Unschuldige zu erschlagen um die Diener des Dunklen zu stellen? Ist es ehrenvoll alleine in die Ödlande zu rennen und sich damit selbst in Gefahr zu bringen nur um den eigenen Blutdurst zu stillen? Fragen über Fragen bilden sich in meinem Kopf und der stille Wunsch selbst etwas bewegen zu können regt sich in mir.

Mein Spiegelbild ist verschwommen im Wasser zu sehen und ich sehe den nachdenklichen Ausdruck auf meinem Gesicht – ist dies das wahre Bild eines Streiters für den König?

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BeitragVerfasst: 19.10.06, 19:26 
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Endtag den 20. Carmar 17 nach Hilgorad

Die ersten Strahlen Felas fallen auf das taufeuchte Gras und der kühle, frische Wind streift mein Gesicht. Es ist kalt und ganz leicht kann ich meinen Atem in der Luft sehen als ich von der Wachstube zum Übungsplatz gehe. Die Feste ist noch still und bis auf die Wachen ist noch niemand wach. Ich nicke den beiden grüßend zu und lege meinen Umhang über den Zaun. Auf dem Baum nahe des Schießplatzes tummeln sich einige Spatzen und zwitschern um die Wette, doch als ich mich ihnen nähere fliegen sie hastig davon und lassen sich auf dem hohen Dach der Feste nieder. Dichter Nebel hängt über dem Wasser des Sees und lässt alle Konturen irgendwie verschwommen erscheinen.
Ich beginne mit einigen Dehnübungen und teste meine Beweglichkeit mit dem starren Verband aus - sie ist ausreichend - so ziehe ich nach einigen Minuten mein Schwert aus der Scheide. Das Schwert fest in der Linken hebe ich es zum Schwertgruß, ehe ich es langsam durch die kühle Morgenluft bewege, führe es als würde ich an einem unsichtbaren Gegner die grundlegenden Schlagfolgen trainieren. Die Bewegungen sind vertraut und nur noch ab und zu muss ich nachdenken welcher Schlag am besten auf den vorherigen folgt. Mir wird wärmer und für eine ganze Weile bin ich ganz in meine Übungen versunken.
„Halte den Arm ausgestreckt“ klingt mir die Ermahnung im Ohr und ich wiederhole die Übung nochmals richtig. Recht, Links, Rechts, Links – die Klinge fährt durch die dunstige kalte Luft und nach einem geraden Stich nach vorne bewege ich mich in die Grundstellung zurück und verharre einen Augenblick. Ruhe.

Langsam stecke ich das Schwert in die Scheide zurück und nehme meinen Umhang vom Zaun – Zeit für das Morgengebet. Meine Schritte führen mich durch das nasse Gras zum Schrein und über den glatten Stein bis vor den Altar. Ich sinke auf die Knie und beuge mein Haupt vor dem heiligen Schwerte. Noch immer hebt und senkt meine Brust sich schnell von der Anstrengung der Übungen und ich bleibe einfach ruhig sitzen bis sich mein Atem beruhigt hat. Ich zeichne die Raute vor meiner Brust und spreche leise das Gebet mit welchem jeder Tag für mich beginnt

Ihr Viere
Lob und Dank sei euch für die Ruhe der Nacht,
Lob und Dank sei euch für den neuen Tag.
Lob und Dank sei euch für alle eure Güte und Treue in meinem vergangenen Leben.
Ihr habt mir viel Gutes erwiesen,
lasst mich nun auch das Schwere aus eurer Hand hinnehmen.
Ihr werdet mir nicht mehr auflegen, als ich tragen kann.
Ihr lasst euren Kindern alle Dinge zum Besten dienen.
Ihr Viere, was dieser Tag auch bringt - euer Name sei gelobt.

Ich stehe wieder auf und lasse den Blick einen Augenblick auf dem Altar verharren. Ein einzelnes Blatt liegt neben dem eingelassenen Schwerte als einziger Farbfleck auf dem dunklen Stein. Ich drehe mich um und mein Blick fällt auf die Zeichen die in den Boden eingelassen sind: Ehre, Treue, Gerechtigkeit und Mut. Bellums Tugenden. Ich habe sie immer hoch gehalten und mache es noch immer. Sie geben mir Halt und Sicherheit in der wandelnden Zeit. Aber habe ich wirklich gefehlt? Die Aufgabe schien ausweglos und die Situation verfahren. Was war die richtige Antwort? Gab es eine?

Ich gehe wieder zurück zum Übungsplatz, die Strohpuppen hängen schlaff an den Balken und schwingen kaum merklich im Wind. Wieder ziehe ich mein Schwert aus der Schneide und wiederhole die Übungen die wir gestern beim Appell durchgenommen haben. Die Anstrengung tut gut und die Bewegung macht warm, ein Schlag folgt dem nächsten und trotz der Erschöpfung die mich langsam überkommt, beginne ich immer mehr Schläge zu führen ohne darüber nachzudenken. Es ist als würde ein anderer meine Hand führen während ich alles von außen beobachte und bewerte. Die Puppe schwingt hin und her und ich ducke mich um ihr zu entkommen, schlage wieder auf ihren strohgefüllten Leib und springe zurück. Ein ums andere Mal führe ich die Streiche aus und genieße die körperliche Anstrengung.
Im Stillen rufe ich mir die Aufgabe von gestern wieder in den Kopf und suche eine bessere Lösung. Wie hoch muss ein Risiko sein das man es um alles in der Welt versucht zu vermeiden? Wie hoch darf der Preis sein um zum Ziel zu kommen? Wie viel Vertrauen darf man in seine eigenen Fähigkeiten legen ohne sich selbst zu überschätzen?
Ich habe versagt! Ich habe versagt! Immer wieder klingen die Worte in mir nach und meine Streiche gegen die Puppe werden härter und schneller. Ich kämpfe gegen meine eigene Fehlbarkeit, kämpfe gegen meine Angst, kämpfe gegen meine Unerfahrenheit. Ich kämpfe um zu bestehen.

Völlig erschöpft sinke ich in die Knie und bleibe im einsetzenden Nieselregen auf dem feuchten Boden sitzen. Der Regen mischt sich mit dem Schweiß auf meiner Stirn und tropft mein Kinn hinab zu Boden. Am Ende meiner Kräfte und doch um einen ausgefochtenen Kampf stärker. Dreckig, verschwitzt und müde und doch mit neu erwachtem Mut in die eigenen Kräfte. Heute bin ich Streiter des Königs!

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BeitragVerfasst: 20.10.06, 15:01 
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Mondstag den 21. Carmar 17 nach Hilgorad

Blutstolz’ Hufe wirbeln die Blätter am Boden auf, als ich mit ihm durch den Wald reite. In der Nähe plätschert ein Bach und ich genieße das milde Wetter. Einige Schritt vor mir huscht ein Eichhörnchen über den kaum sichtbaren Pfad und verschwindet im Geäst des nächsten Baumes. Mein Ritt führt mich quer über die Insel und ich versuche mir die Landschaft und die Umgebung gut einzuprägen. Das Land mag zwar nicht groß sein, aber es hält einige Verstecke parat und ich habe schon gemerkt das man in der scheinbar ruhigsten Gegend auf einmal einem wilden Bären über den Weg laufen kann.
Galt mein letzter Ausflug über die Insel noch dem kennenlernen der verschiedenen Dörfer, so gilt dieser heute den kleinen Höhlen, Verstecken, Plateaus und verborgenen Wegen. Ich komme endlich an den Bach den ich schon von weitem gehört habe. Er schlängelt sich durch den Wald und scheint sich hier am Fuße der Berge zu einem wahren Netz an kleinen Bachläufen entwickelt zu haben. Nicht weit von hier höre ich einen Wasserfall von den Bergen sprudeln und ich steige ab um Blutstolz über den weichen Waldboden zu führen.
Am Fuße des Wasserfalls lasse ich mich einen Augenblick nieder und genieße die Ruhe, die dieser Ort verströmt. Ein kleines Mahl aus Brot und Käse bereichert meine Pause und das einzige was ich misse ist meine Laute. Ich erinnere mich zurück an die Zeit, als ich noch oft auf der alten Weide am Gebirgsbach, in der Nähe meines Heimatortes, saß und die Welt um mich herum vergaß als ich an den Seiten meiner Laute zupfte und ihnen klare Töne entlockte. Diese Zeit scheint so unendlich weit entfernt und verschwommen durch die Ereignisse die mich davon trennten.

Gestern sah ich das erste Mal seid langem eines dieser wundervollen Instrumente in dem blätterumwobenen Haus zwischen Bach und Schilf. Zu gerne hätte ich darum gebeten dem Instrument einige Töne entlocken zu dürfen, doch die Situation war nicht gerade für ein friedliches Gespräch über Musik geeignet. Das Unbehagen hält mich noch jetzt gefangen als ich daran denke wie wir in diesen friedlichen Ort eingedrungen sind. Ich traute mich kaum meine Füße auf die feingearbeiteten Bohlen des Hauses zu setzen oder gar gegen die Bitte der Bewohner den oberen Teil des Hauses zu betreten – doch Befehl ist Befehl und daran gab es nichts zu rütteln.
Ich bin nur froh das die Auseinandersetzung die erst beinahe zu eskalieren schien, durch den beherzten und dennoch sanften Eingriff der Geweihten der heiligen Mutter gelöst wurde. Zunächst hatte es zwar so ausgesehen als würden die zarten Worte überhört werden in dem sich immer weiter aufschaukelnden Streit, doch schließlich breitete sich wieder Ruhe aus und eine für beide Seiten sinnvolle Einigung konnte erzielt werden.
Es schmerzte mich diesen schönen Ort wieder verlassen zu müssen, doch wusste ich auch das es ohne mich und die anderen hier deutlich harmonischer sein würde. Vielleicht komme ich ja eines Tages zurück.

Ich stehe wieder auf und führe Blutstolz weiter. Das helle Licht Felas fällt durch das Blätterdach und wirft einzelne helle Flecken auf den düsteren Boden. Als wir das Feuchtgebiet verlassen sitze ich wieder auf und führe meinen Weg über die Insel fort. So viele Orte gibt es hier, die einen fast vergessen lassen wie unwirtlich die Gegend hinter dem Falkenwall aussieht und die einen wieder glauben machen das die Viere diese Insel noch nicht aufgegeben haben. Ich habe eine Karte der Insel gesehen wie sie zu der Zeit vor dem Krieg aussah – ein gut doppelt so großes Gebiet und mit vielen Dörfern und Städten. Zu gerne hätte ich die Insel zu dieser Zeit kennen gelernt.
An manchen Orten kann man selbst auf dieser Seite des Walls spüren das einst Krieg hier herrschte und das Land unter der Herrschaft der Dunkelheit lag. Einsame Gräber, Ruinen, und die Städte die neu wirken als wären sie alle innerhalb weniger Tage aus dem Boden gewachsen wie Pilze im Wald.
Ich hoffe das es uns gelingt die öden Lande auch eines Tages wieder urbar zu machen und den Hauch des Todes von der Insel zu verbannen. Es mag ein großer Wunsch sein, doch wenn ich sehe wie viel Kraft in diesem Land steckt und wie viel Tatkraft seine Bewohner haben, so lässt es mich hoffen das dieses Wunder eines Tages war wird.

Imposant ragen die trutzigen Mauern von „Finians Wacht“ über die Mauern von Falkensee hinaus und die letzten Strahlen Felas streifen ihr Dach als ich die Stadt wieder erreiche. Mein Weg führt mich an der Stadt vorbei und kaum einmal kann ich meine Augen von diesem Anblick abwenden. Die Burg scheint ihren Schatten weit bis in die Ödlande zu werfen und den Gefahren die dort lauern trotzig Wiederstand zu leisten. Wie viele hundert Hände müssen an diesem Bau mitgewirkt haben, wie viele Steine aus den Bergen gebracht worden sein und wie viele Bäume im Wald geschlagen. Die Menschen sind doch zu wahrlich großen Taten fähig. Aber mein Ritt auf über die Insel hat mir ebenso gezeigt welche Wunder die Viere auf Tare bewirken. Hoffnung ist es die ich mit mir trage, Hoffnung auf ein heiles Siebenwind durch die Kraft der Menschen und die Macht der Götter.
Ich stehe auf der Brücke nach Seeberg und ein stilles Lächeln liegt auf meinen Zügen. Ich werde all meine Kraft für dieses Ziel geben und sei es noch so weit entfernt. Eines Tages werde ich vielleicht sagen können das es erreicht wurde. Ein gutes Ziel für einen Streiter des Königs.

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Zuletzt geändert von Kya: 20.10.06, 17:30, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 22.10.06, 11:07 
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Mittentag den 23. Carmar 17 nach Hilgorad

Es ist kalt und mich fröstelt als ich die Augen aufschlage. Bleierne Schwere zieht meine Lider hinunter, doch nach einigen Minuten schaffe ich es meine Umgebung genauer zu mustern. Der Raum ist recht klein und mit einigen Stockbetten ausgestattet. Ein kleiner Tisch steht an der Südwand und eine Tür führt nach Norden heraus. Kein Fenster. Der Raum wird nur durch einige Kerzen erhellt – was war geschehen?
Mein Kopf scheint mit dem Nebel gefüllt zu sein der die Insel die letzten Tage so oft in seinem Griff hielt. Ich erinnere mich nur noch an einige wirre Bilder, doch ob sie Traum oder Wirklichkeit waren weiß ich nicht zu unterscheiden.
Die Bilder vom Hof meiner Eltern entstammten sicher meinen Träumen - selten sah ich ihn auf diese verklärte Weise. Die Weide nahe des Baches auf der ich so oft saß um meine Lieder auf der Laute zu spielen, wo ich das erste Mal mit Lilja gesprochen hatte. Lilja. Ich hatte von ihr geträumt. Diese unheiligen Wesen hatten sie in ihrer Gewalt und ich wollte sie schützen. Es war mein Befehl sie zu schützen. Sie kamen von allen Seiten auf sie eingestürzt und ich auf sie zu....
Mein Atem geht hektisch und erst nach einem Moment wird mir wieder klar das es nur ein Traum war. Das feurige Brennen in meiner Schulter und meinem Rücken bringt mich nur allzu deutlich in die Wirklichkeit zurück. Nicht Lilja war es für die ich in der Höhle gekämpft hatte – es war der Lehnsherr und meine Kameraden. Diese unheiligen Kreaturen hatte ich mir nicht erträumt dessen war ich mir nun sicher. Das kalte Grauen, welches mich gepackt hatte als ich ihrer das erste mal ansichtig wurde, kann ich mir nicht eingebildet haben.
Die anderen hatten solcherlei Wesenheiten scheinbar schon mehr als einmal gesehen und ich schämte mich meiner Angst. Immerwieder sprach ich im Geiste mein Gebet zu den Vieren und trotzdem wurden mir die Knie weich als ich das erste Mal im Kampf gegen dieses Wesen stand. Es schien mich höhnisch anzugrinsen und nur darauf zu warten das ich mein Schwert gegen es richte. Der Kampf war nicht lang, doch kurz darauf standen wir ihnen in der alten Mine wieder gegenüber. Es waren zu viele und auf einmal schienen sie von allen Seiten zu kommen. Ich erinnere mich nur noch das ich versuchte Alarm zu schreien aber keinen Ton mehr herausbrachte.

Gesichter erscheinen vor meinem inneren Auge und zusammenhanglose Szenen spielen sich ab. Ich erinnere mich kaum noch wie ich hier her kam. Der Raum ist mir unbekannt, aber von draußen höre ich immerwieder Geräusche die darauf schließen lassen das ich mich irgendwo in der Burg Finianswacht befinde. Mühsam versuche ich aufzustehen. Meine Kleider liegen über einem Stuhl – wer hat... ich denke nicht weiter darüber nach und ziehe trotz der Schmerzen meine Sachen wieder an. Die Uniform ist völlig rot vor Blut und ein breiter Riss zieht sich über die Schulter – genauso das Kettenhemd das ich erst mal aus lasse.
Ich stehe vorsichtig auf und muss mich festhalten, der ganze Raum scheint sich zu drehen und meine Knie sind weich als hätte ich den ganzen Tag trainiert ohne etwas zu essen. Es ist so kalt und trotzdem steht mir der Schweiß auf der Stirn. Fest presse ich die Zähne aufeinander und richte mich etwas weiter auf. Wie Befehle klingen mir da auf einmal die Worte meines Vaters wieder in den Ohren: „Aus dir wird nie ein Mann, du bist unfähig, zu schwach!“ meine Haltung strafft sich noch etwas mehr, auch wenn das Brennen auf meinem Rücken dadurch noch zunimmt. Meine Schritte sind langsam zittrig und nach einigen Minuten stehe ich auf dem Burghof. Die Wache nickt mir etwas zu und ich salutiere förmlich. Mein Blick gleitet an den mächtigen Mauern hoch und ich frage mich was meine Kameraden dazu veranlasst hat mich hier auf die Burg zu bringen anstatt auf die viel nähere Feste Seeberg. Langsam tragen mich meine Schritte bis zum Tempel der Viere. Ich fühle mich völlig ausgelaugt als ich die wenigen Stufen bis zur großen Flügeltür hinaufsteige und in die heilige Halle eintrete. Nur wenige Schritt weiter sinke ich auf die Knie und zeichne die Raute vor meiner Brust. Das Gebet kommt mir nur stockend von den Lippen so geschwächt hat ich durch den Weg von der Burg bis hierher. Die Ruhe hier lässt mich wieder zu Atem kommen und ich bleibe in der knienden Position.

Ich setze mich auf eine der Bänke und verharre still. Im Ordensgebäude höre ich die Geräusche der Geweihten aber ich kann nicht heraushören was sie tun. Ich versuche die elende Mattigkeit abzuschütteln und rufe mir die letzten Tage in Erinnerung um meinen Geist beschäftigt zu halten. Der Dienst hatte mich ziemlich in Anspruch genommen und das erste Mal seid ich auf der Insel bin habe ich einen Abend nicht allein verbracht, sondern meine erste Bekanntschaft in der Stadt gemacht. Fast bereue ich an diesem Abend nicht wie immer auf dem Gelände der Feste geblieben zu sein um meine Ausrüstung zu pflegen und einige Übungen zu machen – die Ereignisse des Abends waren sehr verwirrend und ungewohnt.
Ich hätte nie geglaubt das ich nun als Soldat noch einmal die gleichen Vorwürfe hören würde wie von meinem Vater. Tief in mir hatte sich die Angst geregt vielleicht wirklich so zu wirken und durch mein Verhalten solche Situationen heraufzubeschwören.
Ich habe an diesem Abend mehr über einige Personen herausgefunden als ich je herausfinden wollte und ich bin nur froh dass das Gespräch in der Taverne am folgenden Morgen endlich Licht ins Dunkel brachte und mir die Chance den Irrtum klar zu stellen. Ich bin froh das ich mich jemandem anvertrauen konnte, der scheinbar keine eigenartigen Ambitionen in Bezug auf mich hat. Noch einmal kommen mir vage Bilder der vergangenen Nacht in den Kopf und ich runzle leicht die Stirn als ich versuche sie klarer werden zu lassen. Es war wohl nur ein Traum – geflochten aus den Ereignissen der Tage zuvor.

Nach einer Weile stehe ich vorsichtig auf, zeichne die Raute vor meiner Brust und spreche ein leises Dankgebet zu den Vieren. Langsam verlasse ich den Tempel wieder und bleibe einen Moment unschlüssig auf dem Vorplatz des Tempels stehen. Bis Seeberg schaffe ich es kaum und Blutstolz steht noch immer im Stall der Feste. Meine Schritte führen mich wieder zur Burg und ich atme tief durch als ich unsicher das mächtige Tor passiere - der Respekt vor diesen mächtigen Mauern und das Gefühl nicht die Befugniss zu haben mich hier aufzuhalten, lässt mich zögern. Ich versuche meine Haltung zu straffen und beiße die Zähne bei dem aufkommenden Schmerz zusammen.
Geschwächt und trotzdem aufrecht - ich hoffe ich werde heute dem wahren Bild eines Streiters für den König gerecht.

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PO von: Ionas, Layna Rabenstein und noch wem anders


Zuletzt geändert von Kya: 22.10.06, 11:21, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 24.10.06, 15:43 
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Nebel liegt über dem Wasser der Bucht von Falkensee und kriecht von dort aus durch die Gassen der Stadt. Eine einzelne Möwe kreist über dem Hochelfenviertel und ihr klagender Schrei durchbricht die morgendliche Stille. Ich lasse den Blick über die Bucht gleiten und hinüber bis zur Burg. Es ist kalt und ein plötzlicher Wind zerreißt den Nebelteppich und wirbelt mir einige Haarsträhnen ins Gesicht. Den Umhang enger um mich ziehend wende ich mich um.
Vor nicht einmal 3 Wochen habe ich hier das erste Mal den Fuß auf die Insel gesetzt und seid dem scheint alles durcheinander zu laufen und die Ereignisse überschlagen sich. Leicht schüttle ich den Kopf und wende mich ab um über den Pier zurück zum Weg durch das Vitamalinviertel zu gelangen. Gedankenlos setze ich meinen Wachgang durch die Stadt fort, und versuche das Elend das hier herrscht nicht zu nah an mich heran zu lassen. Einige Menschen liegen auf Stofflappen und Stroh zwischen den halb verfallenen Katen und schlafen ihren Kater aus. Ein struppiger Hund wühlt in einer Tonne deren Geruch selbst hier im Viertel deutlich heraussticht und worüber auch schon ein dichter Schwarm Fliegen kreist. Das einzige saubere Gebäude scheint die Unterkunft des Orden der Tränen Vitamas zu sein und ich schicke ein kurzes Dankgebet an die Viere, das sie auch über dieses Elend ihre schützende Hand halten.
Ich bücke mich um einer Katze über das getigerte Fell zu streichen und verlasse daraufhin das Viertel durch die schweren Tore die es vor dem Rest der Stadt abschirmen. Die Luft ist augenblicklich klarer und vor mir schälen sich schon die Konturen der stolzen Häuser des Felaviertels aus dem Nebel. Diese Insel ist wahrlich ein Ort an welchem Schwarz und Weiß, Licht und Schatten direkt nebeneinander bestehen. Der grüne Teil der Insel und das Ödland, das Vitamalinviertel und im Gegensatz dazu das Felaviertel und auch die Menschen scheinen hier zu Extremen zu neigen und ich habe manchmal das Gefühl zwischendrin zu stehen.

Es ist lang her das ich so eine Wut in mir gespürt habe wie in der letzten Nacht und ich musste mir mehr als einmal die Glaubenssätze der Viere ins Gedächtnis rufen um mich zu beherrschen. Wut führt zu nichts und lässt einen nur noch in einer Bahn denken und alles andere ausblenden – wer sollte das besser wissen als ich? Die Wutausbrüche meines Vaters sind mir nur in allzu guter Erinnerung und gestern erkannte ich mit Schrecken das auch ein kleiner Teil von ihm in mir lauert. War es nicht die selbe Situation gewesen? Ich hatte mich von der Fremdheit des anderen blenden lassen und meinen eigenen Weg als den einzig richtigen gesehen – wie töricht diesen Gedanken auch nur einen Moment zu hegen.
Ich atme tief durch und erinnere mich an das darauffolgende Gespräch. Es hat mich alle Kraft gekostet ruhig zu sein und den Worten des Mannes zuzuhören, aber ich spürte das dies der richtige Weg war - habe ich doch langsam die Gründe für sein Handeln verstanden. Ich mag es nicht gut heißen, aber ist es nicht gerade die Güte Vitamas die uns in solchen Situationen leiten sollte? Ihre Wege sind so vielfältig wie ihr Schöpfung und führen doch alle näher zu ihr.

Nachdem ich einen Blick in die Taverne geworfen habe, führt mich mein Weg wieder gen Marktplatz. Ein paar Frauen stehen dort und lachen fröhlich während sie aus dem Brunnen Wasser schöpfen. Die langen Haare einer dunkelhaarigen Frau wehen im Wind und ein Duft der stark an Rosen erinnert kitzelt meine Nase. Ich bleibe am Rande des Platzes stehen und mustere sie einen unbeobachteten Moment lang. Die dunklen Augen sind von langen Wimpern umrahmt und blitzen fröhlich auf als sie mit den anderen scherzt. Das Kleid aus einfachem Leinen umschmeichelt ihren Körper und lässt die gefälligen Formen hier und da erahnen und den Betrachter zum träumen ermutigen. Ich atme tief ein und nicke der Gruppe freundlich zu als ich den Marktplatz passiere, sie stecken die Köpfe zusammen und Kichern - eine verlegene Röte steigt mir in die Ohren.
Kurz kommen Bilder in mir hoch die ich jedoch sogleich wieder mit aller Kraft zurückdränge – das golden schimmernde Haar das ihr zartes Gesicht umspielt und ihre freundlichen blauen Augen die mich sanft anblicken – nein! Unweigerlich folgen weitere Bilder und die Tränen schießen mir mit aller Macht in die Augen, ein Schluchzen entrinnt sich meiner Kehle und ich lehne meine Stirn an die kühle Mauer eines Hauses - schlage mit den Fäusten gegen die raue Wand und versuche die Bilder aus meinem Kopf zu verbannen. Der Schmerz der in meinen Händen aufflammt lenkt die Gedanken ab und ich hämmere gegen die Mauer, die Tränen strömen meine Wangen hinab vereinen sich mit dem einsetzenden Nieselregen. Dumpf schlägt mein Kopf gegen die Mauer bis ich durch das Gefühl warmen Blutes auf meinem Gesicht aus dem Strudel der Bilder gerissen werde. Ich sinke an der Mauer hinab und berge das Gesicht in den Händen. Ihr Viere, bitte steht mir bei diese Bilder zu vergessen.

Ein Streiter des Königs im Kampf mit den Inneren Gegnern hockt still in einer Gasse Falkensees und stetig wiederholt er ein und das selbe Gebet an die Viere.

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BeitragVerfasst: 27.10.06, 01:28 
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Wandeltag den 27. Carmar 17 nach Hilgorad

Die Dunkelheit senkt sich bereits über die Stadt, welche heute so ungewohnt betriebsam war. Das Rauschen des Meeres dringt durch das leicht geöffnete Fenster hinein und bis auf das gelegentliche Lallen und Lachen der Betrunkenen ist es ruhig. Nun, nach etwa einer Stunde, finde ich etwas Ruhe. Meine verkrampfte Haltung löst sich etwas und ich atme tief durch. Die Felle sind weich und warm und trotzdem fröstelt es mich leicht. Die gedämpften Geräusche aus dem Nebenzimmer sind inzwischen verstummt und eine der Katzen hat sich an meinem Fußende eingerollt und schnurrt leise.
Einige Holzscheite knistern in der Glut und ich rutsche etwas näher an den Kamin heran - ich bin mir sicher dass das heiße Brennen in meinem Ohren von der Wärme des Feuers kommt. Die Knie eng an mich gezogen liege ich unter dem weichen Umhang und mit geöffneten Augen starre ich an die gegenüber liegende Wand. Mein Herz klopft schnell von innen gegen meinen Brustkorb und scheint ihn fast sprengen zu wollen. Selten haben ich mich bisher so fehl am Platz gefühlt und sicher wäre ich auch nicht mehr hier wenn ich mir zutrauen würde den Weg zurück zu schaffen.

Das dumpfe Stechen in meiner Seite wird bei jeder Bewegung zu einem flammenden Schmerz und ich denke voller Grauen an den Ort zurück, an welchem ich verwundet wurde. Die schroffen Bergkämme, das tote Land und überall die lauernde Gefahr in der Dunkelheit. Die anderen hatten gescherzt und dumme Witze gemacht – aber wahrscheinlich auch nur um das bohrende Gefühl der Angst zu überspielen. Als der Boden aufbrach und die zuckenden Leiber daraus hervorkrochen und sich auf uns stürzten verging auch dem Letzten die Lust am Scherzen. Es war so kalt, so eisig kalt.
Ich kauere mich noch enger unter meiner Decke zusammen und starre mit geweiteten Augen an die Wand. Allein die Erinnerung an die unnatürliche Kälte die dort herrschte lässt mich erschaudern. Oh Bellum, ich schäme mich so für meine Angst, den Drang im Angesicht der Gefahr zu flüchten und meine Kameraden im Stich zu lassen. Leise wispernd spreche ich das Gebet

Ihr Viere erhöret mich,
Meine Sünden trage ich vor euch.
Und öffne euch meine Seele,
Möge nichts vor euch verborgen sein,
Möge nichts euren Blick trüben.
Astrael, schenk mir Wahrheit,
Das ich meine Fehler erkenne.
Bellum, schenk mir Kraft,
Das ich meine Fehler bekämpfe.
Morsan, schenk mir Ruhe,
Das ich mit meinen Fehlern lebe.
Vitama, schenk mir Gnade,
Das ich wieder Frieden finde.

Tief atme ich durch und schließe für einen Moment meine Augen. Inzwischen haben sich zwei Katzen zu mir gesellt und bearbeiten das Fell mit ihren Pfoten. Vorsichtig streiche ich ihr über den Rücken und sie reibt sich an meiner Hand. Kurz darauf legt sie sich vor mich hin und kitzelt mit ihren Ohren meine Nase. Ich drehe den Kopf leicht beiseite und mustere meinen Bettnachbarn mit einem leichten Schmunzeln. Die Katze ist warm und ich genieße die Anwesenheit eines anderen Wesens. Meine Gedanken treiben weiter und wieder tauchen die Bilder in meinem Geist auf. Ich verziehe das Gesicht und nur mit Mühe kann ich meine Tränen zurückhalten, lege mein Gesicht nah an den Körper der Katze und versuche die Bilder aus meinem Geist zu drängen. Je mehr ich versuche an etwas anderes zu denken desto heftiger kommen sie wieder und stehen mir klar vor Augen als wäre ich wieder dort, würde wieder sehen was geschah, würde wieder die Schreie hören und das dumpfe Lachen.
Tief vergrabe ich mich in den Fellen und beiße fest die Zähne zusammen um nicht zu schreien. Seine Worte kommen mir wieder in den Kopf „Es ist geschehen, ist ein Teil von dir... akzeptiere deine Vergangenheit“ immerwieder wiederholen sie sich in meinen Gedanken, und langsam lässt der quälende Schmerz nach. Noch ein paar Mal schluchze ich lautlos auf ehe sich wieder tiefe Ruhe über mich legt.
Die Katze hat sich eng an mich gekuschelt und voller Sehnsucht ein atmendes Wesen in den Armen zu halten, schmiege ich mich eng an ihren weichen Pelz. Nur kurz durchzuckt mich der Gedanke was geschied wenn sich die Tür öffnet... wohl kaum das Bild eines wahren Streiters für den König.

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BeitragVerfasst: 29.10.06, 12:00 
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Endtag den 30. Carmar 17 nach Hilgorad

Der angenehme Duft nach frisch aufgebrühtem Tee erfüllt die Luft und vermischt sich mit dem Geruch von Räucherwerk, welcher diesem Ort stets anzuhaften scheint. Die niedrigen Tische sind sauber, nur an wenigen ist um die Uhrzeit schon Kundschaft. Ich sitze nahe des Kamins und sehe über die anderen Gäste. Ein junges Pärchen sitzt etwas verdeckt von den schweren Vorhängen und tuschelt leise miteinander, ihre Blicke nehmen mich oder die anderen Gäste gar nicht wahr, so sehr sind sie damit beschäftigt den anderen auswendig zu lernen. Ein älterer Herr sitzt an der Theke und stürzt bestimmt schon das zehnte Bier und sein Blick wird immer träger – ich bin mir sicher das er bald nach hinten sinken wird um auf dem Boden liegen zu bleiben. Am Tisch bei der Tür sitzen zwei Männer in weiten Kutten beieinander und scheinen über eine Schrift zu diskutieren, welche vor ihnen liegt. Ihre Gesichter sind hochkonzentriert und auch sie scheinen kaum einen Blick für ihre Umgebung zu haben. Mir bleibt also ein wenig Zeit sie zu beobachten bevor ich mich wieder der Pergamentrolle zuwende, die vor mir liegt.
Am vorigen Abend hatte ich mir diese Schrift gekauft und erst jetzt die Ruhe gefunden sie zu lesen. Der Text ist nicht lang und trotzdem bringt er mich zum Nachdenken. Es streckt viel Wahrheit in den Zeilen und in den letzten Tagen habe ich mehr als einmal gespürt, dass sie eine tiefe Wahrheit in sich tragen. Es ist an mir mit den Dingen Frieden zu schließen, die mir belasten. Stets habe ich sie tief in mir verborgen gehalten aus Angst das sie mich wieder verletzen und neue Narben hinterlassen. Selbst allein, im stillen Zwiegespräch während des Gebets, hatte ich nicht den Mut mir die Bilder ins Gedächtnis zu rufen um sie mit Hilfe der Viere zu ertragen.
Doch wie nahe man Morsans Reich auf dieser Insel stets ist, habe ich nur zu deutlich gemerkt. In den drei Wochen war ich jetzt schon öfter in Gefahr, früher als gedacht vor ihn zu treten. Ich atme tief durch und trinke des Rest meines Tees. Vor wenigen Stunden hatte ich das erste mal die ganze Geschichte erzählt und immer noch hält das flaue Gefühl in meinem Bauch an. Es fiel leichter als gedacht aber seid dem gehen mir die Bilder nicht mehr aus dem Sinn. Viele Monde lang habe ich sie verschlossen gehalten und nun schaffe ich es nicht mehr sie tief in mir zu begraben.

Ich stütze den Kopf auf die Hände und sehe nachdenklich ins Leere. Das Feuer im Kamin wärmt mir den Rücken und lässt mich ein wenig entspannen. Die vergangene Nacht war unruhig und ich habe kaum geschlafen. Eine bleierne Müdigkeit steckt mir in den Knochen und lässt mich davon träumen die Glieder am warmen Kamin auszustrecken. Ich schüttle leicht den Kopf um die schläfrige Benommenheit abzuschütteln und sehe nochmals durch die Taverne. Der ältere Mann hat es wider Erwarten geschafft doch noch einmal aufzustehen und die Taverne auf eigenen Beinen zu verlassen und das junge Pärchen hat sich auch zurückgezogen. Nur die beiden Männer in den Kutten sitzen noch da und fachsimpeln. Ich gähne leicht und rolle das Pergament vor mir wieder zusammen. Vorsichtig lasse ich es in die Lederhülle zurückgleiten und lege es in meine Tasche.
Ich stehe auf und bezahlt meine Zeche ehe ich die behagliche Wärme der Schrankstube verlasse und hinauf auf die Straße trete. Es ist kühl an diesem Morgen und wie in den letzten Tagen hat auch heute der Bellum die Stadt fest in seinem Griff.
Mein Weg führt mich die Stufen zum Tempel hinauf und leise betrete ich die Hallen. Eine junge Frau sitzt auf einer der Bänke und scheint ins Gebet vertieft. Ich mustere sie einen Augenblick ehe ich mich niederknie und die Raute vor meiner Brust schlage. Es ist viel geschehen und ich gehe in Gedanken die Geschehnisse durch. Es ist nicht leicht aber heute schaffe ich es das erste Mal meine Vergangenheit vor die Viere zu tragen und tief in mir hoffe ich das ich mit ihrer Hilfe Frieden finde. Das Gebet geht mir leicht über die Lippen nachdem ich eine ganze Weile still zwischen den Bänken gekniet habe. Zwar habe ich noch immer keine Ruhe, und die Bilder stehen mir trotzdem noch klar vor Augen, aber dennoch habe ich das Gefühl, dass ich es schaffen werde damit zu leben.

Als ich den Stall am Nordtor betrete, begrüßt mich Blutstolz mit einem Schnauben. Ich nehme ihn sanft am Zügel und führe ihn hinaus. Wenige Augenblicke später sind wir schon auf dem Rückweg nach Seeberg. Ich seufze leise auf als ich an den letzten Appell denke. Wir waren lange durch den dunklen Wald gelaufen und hatten uns in mehr als einer Dornenhecke verfangen, die wir im Dunkel nicht gesehen hatten. Das erste Mal seid ich im Banner bin habe ich einen Befehl mit solchem Unbehagen ausgeführt. Nicht nur das wir durch den Wald streiften um eines der scheuen Wildschweine aufzustöbern und sicherlich mit unseren Rüstungen genug Lärm machten um selbst den taubsten Schwein zu sagen das wir kommen, wir hatten auch alle keine Ahnung wie man ein Schwein fängt wenn wir es denn gefunden haben.
Schließlich fanden wir doch ein halbwüchsiges Tier an der Nähe einer Wasserstelle und kreisten es ein. Es war wohl noch zu unerfahren um die Gefahr zu spüren. Befehl war ein Wildschwein zu fangen, nicht das es ein Ausgewachsenes sein sollte. Also legten wir dem verängstigten Tier ein einfaches Seil um den Bauch und führten es mit uns zur Feste. Ich hatte schon da ein unangenehmes Gefühl im Bauch bei dem Gedanken das unschuldige Tier zu töten. Für das wenige Fleisch welches wir im Endeffekt erhielten hatte sich diese Schinderei auf jeden Fall nicht gelohnt. Wahrscheinlich ging es ums Prinzip – auch wenn mir lieber gewesen wäre wenn wir nicht gerade an einem unschuldigen Geschöpf Vitamas geübt hätten. Gerne hätte ich einen Kameraden der Spähkompanie durch den Wald verfolgt um zu lernen wie man sich im Dickicht bewegt und selbst im Dunkeln einer Spur folgen kann.... aber so? Ich atme tief durch. Nein, ein Befehl wird nicht in Frage gestellt.
Der Unterricht danach hätte eigentlich dazu beitragen können mich zu beruhigen, sagte der Feldmeister doch das die Verantwortung beim Befehlshabenden liegt und nicht bei denen die den Befehl ausführen... aber wieso habe ich trotzdem das Gefühl gesündigt zu haben?

Ich bringe Blutstolz in den Stall, reibe ihn ordentlich ab und striegle ihn, bevor ich mich in die Wachstube begebe um noch ein paar Stunden zu schlafen. Bevor ich jedoch schlafe ziehe ich noch einmal das Pergament aus meiner Tasche und lese es durch. Was für ein Bild, ein Streiter des Königs lesend auf dem Bett.

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BeitragVerfasst: 30.10.06, 11:53 
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Mondstag den 1. Seker 17 nach Hilgorad

Ein schnelles, regelmäßiges Klopfen ist das einzige, dass an mein Ohr dringt. Es ist kalt, so unendlich kalt. Meine Muskeln schmerzen von der unnatürlichen Anspannung, die sich meiner Glieder bemächtigt hat und mein Blick sieht nichts mehr außer der weiß getünchten Decke über mir. Angst. Ich versuche alles tief in mir zu begraben, versuche meine Sinne wieder zu schärfen um meine Umgebung wahrnehmen zu können, doch der Mantel der Fühllosigkeit bleibt über mir liegen und dämpft alles was dazu führen könnte das meine Gedanken wieder auf einen Weg kommen, der mich zwingt mich mit dem Geschehenen auseinander zu setzen.
Eine Geschichte, wie ich sie so oft in den langen Nächten des Morsans im Hause meiner Eltern gehört hatte, kommt mir in den Sinn.

Es war mein Großvater gewesen der diese Geschichte oft erzählte, damals hing ich ihm mit der kindlichen Begeisterung für alles Grausame und Gruslige an den Lippen, aber heute schaudert mich wenn ich daran zurückdenke. Viele Götterläufe bevor mein Großvater auf die Welt kam gab es in der Nähe seines Heimatdorfes einen verlassenen Turm. Er war schon immer von einem kauzigen Mann bewohnt der ein Einsiedlerleben führte – er störte niemanden also störte niemand ihn. Doch eines Tages fing es an. Menschen verschwanden aus den Dörfern – Frauen, Männer und Kinder. Sie tauchten nicht wieder auf und Gerüchte über wilde Tiere, magische Tore und sogar dämonisches Treiben machten im Dorf die Runde und schürten die Angst. Die Menschen verschwanden alle Nachts aus ihren Betten und nichts außer einem kleinen Blutfleck blieb auf dem Laken zurück.
Fast ein Jahr später, aus den gesamten Dörfern der Umgebung waren immerwieder Menschen verschwunden, kamen sie wieder. Sie waren blass und abgezehrt, die Gesichter erschienen wie die von Toten im Schein des Vitamalin. Die Verwandten und Freunde begrüßten die lange Vermissten und nahmen sie wieder in ihre Häuser auf. Niemand der Verschwundenen wollte reden und keiner konnte es ihnen verdenken. Es wurde Nacht und in der Nacht geschah das Schreckliche. Die Heimgekehrten wandten sich gegen ihr Freunde und Familien und nahmen ihnen allen etwas Blut um es bei Nacht und Nebel fort zu bringen. Nur der leise, immerwiederkehrende Ruf „Meister, Meister...“ erfüllte die totenstille Nacht.
Die Menschen verschwanden einer nach dem anderen aus den Dörfern und eine innere Stimme führte sie zu dem Turm des Einsiedlers. Eine kleine Armee von willigen Dienern hatte sich dort bereits gebildet und keiner von ihnen trug auch nur einen Funken eigenen Willen in sich. Sie strömten in die weiter entfernten Dörfer und unterwarfen die Bewohner, machten sie zu weiteren Dienern und verbreiteten Angst und Grauen.
Da geschah es das ein junger Bellumsdiener von dem dunklen Treiben erfuhr und er legte ab all sein Rüstung und alle Waffen und trat baren Hauptes und Fußes vor seinen Herrn und sprach: „Bellum, der du mir die Gnade zuteil werden ließest deine Macht zu erkennen und deinen Werten zu folgen. Ich bitte dich, führe meine Schritte auf diesem Weg und lasse untergehen die falsche Herrschaft des Dunklen. So gebe ich mich in deine Hand und vertraue auf dich.“ Er zog los mit nichts als den einfachen Kleidern am Leib.
Nach langen Tagen kam er schließlich an den Turm und erblickte die Diener die sich um ihren Meister geschart hatten und ihn schützend. Der Einsiedler hob die Hand und befahl seinen Dienern den jungen Bellumsdiener zu töten, doch da sprach der junge Mann: „Bellum, der Herr der Ehre und der Gerechtigkeit steht hinter mir und so soll niemand zwischen mir und euch stehen, wenn ich euch für eure Taten zur Rechenschaft ziehe.“ Da brach ein Strahl Felas durch die dichte Wolkendecke und erhellte das Land rund um den Turm und in den Augen der Menschen blitzte das Erkennen auf. Die Viere in ihrer allumfassenden Güte hatten sie aus der Knechtschaft befreit und ihnen den Blick geklärt um den falschen Meister zu erkennen.
Der junge Bellumsdiener trat unbehelligt durch die Menge auf den Einsiedler zu und streckte ihn ohne Waffe nieder - allein mit der Kraft seines unerschütterlichen Glaubens und die Menschen priesen ihn und seinen Mut. Sie kehrten heim in ihre Dörfer und nie mehr ward ein Schatten der Ungläubigkeit über den Dörfern denn sie alle hatten die Kraft der Viere gespürt.

Ich atme tief durch und Tränen rinnen meine Wangen hinab und leise spreche ich mein Gebet an die Viere. Die tiefe Angst der Herrschaft des Einen zu erliegen schnürt mir die Kehle. Blut ist stark und gibt dem Macht der es besitzt. Sie haben mein Blut. Sie haben Macht über mich. Oh, ihr Viere, lasst mich nicht zu einem ihrer Diener werden.
Immerwieder spreche ich das Gebet vor mich hin und ganz langsam formt sich noch eine ganz andere Angst in mir. Was geschied mit denen die mir wichtig sind wenn ich der Herrschaft des Dunklen unterliege? Kann ich sie vor mir schützen? Mein Blick wendet sich das erste Mal seid Stunden von der Decke ab und sieht zu der einfachen Tür die ins Nebenzimmer führt. Fast wie von selbst stütze ich mich auf und versuche auf die Beine zu kommen. Sie tragen mich nicht und ich stürze, rapple mich wieder auf und bleibe schwankend stehen. Jeder einzelne Muskel schmerzt und doch beherrscht mich nur ein Gedanke – fort. Ich nehme meine Sachen und langsam werden meine Bewegungen flüssiger. Die lähmende Angst ist fort und einer Inneren Unruhe gewichen. Ich nehme eine Pergamentrolle aus meiner Tasche und lege sie auf die Felle auf denen ich eben noch lag.
Ich gehe die Treppe hinunter, hinaus zur Tür und durch den Garten bis auf die Straße. Ich weiß nicht wohin aber vor der Tür begrüßt mich Blutstolz. Ich steige auf seinen Rücken und wir reiten los.

Der Wind peitscht mir vom Meer her durchs Gesicht und langsam fällt das Gefühl der Betäubung von mir ab. Meine Schulter schmerzt und ich beiße die Zähne zusammen. Keine Schwäche zeigen, das macht es nur einfacher Macht über mich zu bekommen. Kurz ziehe in Erwägung im Tempel Schutz zu suchen, doch die Ereignisse des Abends zuvor lassen mich diesen Gedanken verwerfen. Wie soll ich an diesem Ort nun Ruhe finden wenn die Viere selbst noch dabei sind den Geweihten wieder Ruhe und Einsicht zu schenken?
Im Galopp geht es ziellos über die Insel. Getrieben von der Angst führt es mich schließlich wieder zurück nach Brandenstein und zum Schreine Bellums. Mit zitternden Gliedern steige ich vom Pferd und ich lege ab meine Waffen und Rüstungen. Mit bloßen Füßen steige ich die marmornen Stufen hinauf und trete vor den Altar. Ich sinke auf die Knie und neige den Kopf. „Bellum, Herr der Ehre und Gerechtigkeit. Hilf mir...“

Mir schwinden die Sinne und ich bleibe reglos auf dem Marmor liegen.

Ein Streiter des Königs, baren Fußes vor den Angesicht der Viere

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BeitragVerfasst: 1.11.06, 14:39 
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Mittentag den 3. Seker 17 nach Hilgorad

Leise schließe ich die kleine Gartentür hinter mir und trete hinaus auf die Gasse. Der Himmel ist klar und die erste Ahnung auf den Frost des Morsans liegt über den Dächern der Stadt. Die Luft schmeckt rein und lässt mich tief durchatmen. Das eigenartige Gefühl, dass mich seid gestern Abend bemächtigt hatte, entschwindet nun völlig und meine Gedanken werden wieder klar. Die ganze Nacht hatte ich wirre Träume und ich bin mir nicht sicher was davon Traum und was Wirklichkeit war. Es macht mir Angst wenn ich daran denke, dass ich einige der Dinge wirklich gesagt haben könnte.
Der Abend zuvor war sehr angenehm gewesen. Wir hatten gegessen und getrunken und ich hatte seid langem das Gefühl einen Freund zu haben mit dem ich lachen kann. Zwar fühle ich mich in seiner Gegenwart noch nicht ganz sicher, aber manche Dinge muss man einfach hinnehmen wenn man einen Freund gefunden hat. Zu oft habe ich erlebt das man Vorverurteilt wird für etwas, was gar nicht so sehr ins Gewicht schlägt.
Aber das Gespräch danach? Irgendetwas hatte meine Sinne betäubt und mich nicht mehr klar denken lassen. Mir war leicht schummrig und ein wohliges Gefühl als wäre ich in Wolken bebettet hatte sich meiner bemächtigt. Seid dem Tee den wir beide tranken. Ich schaudere als ich an den bitteren Geschmack zurückdenke.

Ich versorge ruhig mein Pferd das schon auf mich gewartet zu haben schien und wir machen uns auf den Weg zurück. Morgens scheint die Insel immer so friedlich und lässt mich die eigenartigen Ereignisse der letzten Wochen fast vergessen. Wir traben durch den Hohlweg in Richtung Schlachtenpass und bis auf ein Reh, dass einige Schritt vom Weg entfernt im Wald steht und wegrennt als ich mich nähere, ist alles ruhig.
Ich erreiche die Feste und stelle Blutstolz zu den anderen Pferden in den Stall. Es ist wärmer hier als draußen und die Pferde scheinen schon genau zu wissen was jetzt kommt. Ich füttere sie und beginne sie zu striegeln und zu pflegen. Die Arbeit beschäftigt mich und beruhigt meine Gedanken. Lilja, meine eigene Fuchsstute, verwöhne ich etwas mehr und halte ihr auf der flachen Hand einen Apfel hin. Inzwischen zögert sie nicht mehr wenn ich ihr etwas anbiete und ich glaube langsam erkennt sie mich wirklich wieder. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen und ein eher ungläubiges Kopfschütteln folgt. Etwas über drei Wochen nun und ich habe hier bereits mehr Freundlichkeit erfahren als jemals zuvor. Zwar verwirren mich viele Dinge hier und manches erscheint Grausam, die Insel mag zur Hälfte noch von den Dienern des Einen beherrscht werden, doch finden sich hier so viele Orte, Menschen und Dinge die den Geist der Viere in sich tragen, dass die Hoffnung in mir nicht stirbt. Es ist ein Land für das es sich zu kämpfen lohnt, ein Land für das es sich zu sterben lohnt wenn die Zeit gekommen ist, um denjenigen die hier leben Frieden zu schenken.

Die Pferde stehen sauber und gepflegt wieder in ihren Boxen und ich trete wieder hinaus. Kurz lege ich meine Sachen in der Wachstube ab und trete nur in einfacher Rüstung und mit meinem Schwert in der Hand nach draußen. Erst mal lege ich es noch beiseite und beginne meine kalten Muskeln zu dehnen und zu wärmen. Ein kleiner Rundlauf vertreibt die letzte Kälte aus meinen Gliedern und ich greife nach dem Schwert.
Die Übungspuppen hängen feucht vom Tau da als ich vor sie trete und meine Waffe ohne nachzudenken zum Schwertgruß hebe. Den ersten Streich führe ich gegen die Schulter der Puppe und die weiteren folgen in einer, fast wie eingeübt aussehenden, Bewegungsabfolge. Hieb, leichte Drehung, Streich gegen die Seite, ein Zurückweichen, ein Stoß nach vorn und eine Drehung zur Seite um der pendelnden Puppe auszuweichen. Die Bewegungen werden flüssiger der Übungskampf zum Tanz. Mein Atem schwebt als Dunst in der kalten Morgenluft und der Schweiß steht mir auf der Stirn als ich die Klinge sinken lassen.

Lange stehe ich so da und sehe auf die Übungspuppe bis diese wieder völlig ruhig da hängt. Ich lasse das Schwert in die Scheide zurückgleiten und wende mich um. Ich gehe zum Stall und sattle Blutstolz. Wir verlassen die Feste und reiten in Richtung Wall. In der Nähe des nördlichen Wallendes ist die kleine Nische in der Felswand und schlüpfte zwischen den schweren Findlingen hindurch. Die Dunkelheit der Grotte umfängt mich und warme, feuchte Luft hüllt mich sogleich ein. Ich entzünde meine Fackel und gehe einige Schritte hinein bis zu den behauenen Felsenbecken in denen sich das heiße Wasser der warmen Quellen sammelt. Schnell lege ich meine Kleider ab und lasse mich in das wohl temperierte Wasser gleiten. Ich schließe die Augen und genieße es wie meine Muskeln sich nach der Anstrengung durch die Wärme entspannen. Lange bleibe ich einfach so liegen und lasse meine Gedanken treiben.
Geheime Wünsche tauchen vor meinen Augen auf und es ist nicht das erste Mal das mich die Sehnsucht danach übermannt sie noch einmal in den Armen halten zu dürfen. Eine einzelne Träne rinnt über meine Wange und fällt ins warme Wasser um sich damit zu vereinen und untrennbar verschmolzen zu sein. Ein Träne im Wasser – welch eigenartiges Bild, ein wenig anders und doch nicht zu unterscheiden von dem was sie umgibt.
Lange noch bleibe ich ruhig im Wasser liegen und gebe mit den Gedanken und Gefühlen hin die auf mich einstürzen, dann langsam finde ich Frieden und die letzten Minuten verbringe ich nur mit dem einen heimlichen Wunsch den auszusprechen ich nie wagen würde. Nur das heimliche Lächeln auf meinen Lippen zeugt davon. Als ich die Augen öffne blickt mich ein fremdes Gesicht aus dem Wasser an, nein, es ist mein eigenes aber so wie ich es noch nie sah. Das Bild eines Streiters für den König, der ein wenig Frieden gefunden hat.

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BeitragVerfasst: 4.11.06, 18:01 
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Der kühle Wind der auf einmal vom Meer her weht reißt mich aus meinen Gedanken. Viele Zyklen muss ich hier auf dem kalten Steinboden gekniet und mein Haupt vor dem Altar gebeugt haben. Meine Knie schmerzen von der ungewohnten Haltung. Die Kälte ist mir bis in die Knochen gekrochen und nun, dar ich meinen Körper wieder wahrnehme, fange ich an zu zittern. Langsam und steif stehe ich auf und zeichne vor meiner Brust das Zeichen der Viere in die Luft.
Der Morgen ist schon lange vorüber und ich schätze das der sechste Zyklus eben angebrochen ist. Fela steht noch niedrig am Himmel und hüllt die stolze Feste in das erste Licht. Ich trete langsam aus dem Schrein und sehe mich um als wäre mit diese Welt fremd, als müsste ich erst wieder zurückfinden. So vieles war geschehen was mir zu so unglaublich fremd und wie aus einer anderen Welt vorkommt. Die Menschen sehen mich hier mit anderen Augen wie es scheint und ich fühle mich eigenartig wenn mich ihre Blicke treffen. Hab ich mich so sehr verändert? Oder sind die Menschen Siebenwinds einfach anders? In den Stunden die ich kniend im Schrein verbracht habe, sind mir viele Gedanken durch den Kopf gegangen. War Siebenwind so von Unglaube und Lästerlichkeit übersäht, dass ein Mensch der einfach glaubt und Demut gegenüber den Vieren und der Krone zeigt etwas besonderes ist? Der Gedanke ist erschreckend und ich mag es kaum glauben. Ich habe versucht mein Bestes zu geben, habe versucht den Vieren und meinem Vaterland treu zu sein und werde dafür mit solch hoher Achtung belohnt das es mir schwer fällt an die Ernsthaftigkeit dieser Worte zu glauben selbst wenn diese aus so erhabenem Munde stammen – oder wissen sie etwas über mich das ich selbst nicht weiß?

Ich setze mich auf den kleinen Steg der in den See hineinragt. Das Wasser schlägt leichte Wellen und einzelne braune und gelbe Blätter schwimmen auf der Oberfläche. Ich denke an meine Kindheit zurück und an die vielen Geschichten die wir in den langen Nächten des Morsan erzählt bekommen haben. Geschichten von tapfereren und edlen Helden die im Vertrauen auf die Viere große Taten vollbrachten, von einfachen Bauernsöhnen die ob ihrer demütigen und göttergefälligen Lebensweise erhöht wurden und als Diener der Viere fortan Gutes taten oder von den armen Sündern die durch die Gnade der Viere zu einem besseren Leben fanden und für die Gebote und Tugenden der Viere eintraten. All das sind Geschichten die mir schon von klein auf bekannt sind und doch hätte ich nie auch nur zu hoffen gewagt selbst einmal ein solches Glück erleben zu dürfen. Der Gedanke ich könnte von weltlicher oder göttlicher Macht ausgewählt sein, einen besonderen Dienst an den Vieren oder dem König zu leisten scheint mir frevelhaft und sofort bereue ich meine anmaßenden Gedanken.
Aber ich verstehe einfach nicht was die Worte sonst bedeuten sollen. Die langen Stunden im Schrein haben mich zu keinem Ergebnis kommen lassen, ich bin verwirrt und mehr als einmal habe ich die Viere in Gedanken angefleht mich zu erleuchten und mir Erkenntnis zu schenken.

Inzwischen geht die Sonne am westlichen Horizont unter und lässt die letzten Lichtstrahlen auf dem Wasser tanzen. Die Kühle senkt sich wieder über das Land und lässt mich schaudern. Noch immer sind meine Hände kalt und meine Glieder steif vom langen knien. Ich rapple mich auf und beginne meine Muskeln zu dehnen und zu strecken. Ich trete etwas fester mit dem verletzten Bein auf und versuche herauszufinden wie sicher es mich wieder trägt. Dann fange ich an zu laufen, erst sind es nur langsame Schritte aber bald schon werde ich schneller und verfalle kurz darauf in einen leichten Laufschritt. Mein Atem formt leichte Wölkchen vor mir und ich laufe den Weg zwischen den bunten Bäumen entlang. Meine Schritte wirbeln einige Blätter auf und meine Gedanken werden ruhiger. Ich konzentriere mich ganz auf die Bewegung, auf den Boden unter meinen Füßen und auf die kalte Luft die mir die Lungen füllt. Kurz schließe ich sogar meine Augen und laufe weiter. Die Anstrengung macht sich bemerkbar und mein Bein schmerzt wieder mehr, aber ich beiße die Zähne zusammen und laufe weiter. Das Laufen hemmt meine fiebrigen Gedanken und lässt mich frei sein. Keine Gedanken, keine Angst und keine Anmaßungen mehr.

Schwer atmend komme ich wieder an der Feste an. Es ist dunkel und mein Herz schlägt rasend von der Anstrengung. Die Wunde an meinem Bein pocht schmerzhaft und die kalte Luft schmerzt in meinen Lungen. Kurz kann ich mich kaum auf den Beinen halten und trotzdem erfüllt mich eine gewisse Befriedigung. Mir ist wieder warm und der Schweiß rinnt meine Stirn hinab, auch wenn der kalte Wind ihn schon wieder vertreibt und dem Gefühl klammer Kälte weicht.
Ich betrete den Stall und sattle Blutstolz. Es sind nicht mehr viele Stunden bis zum Appell und ich will die Zeit nutzen um noch mal zu den heißen Quellen zu gehen und mich zu reinigen. Der Weg dorthin ist ruhig und nur ein älterer Mann läuft mir über den Weg, er entzündet die Laternen die den Weg zwischen Falkensee und Seeberg beleuchten und ich nicke ihm freundlich zu als er die Hand zum Gruß hebt. Sein wettergegerbtes Gesicht hat gewiss schon viele Götterläufe ins Land ziehen sehen und doch sind seine Augen von etlichen kleinen Lachfalten umgeben die ihn wie einen gütigen Großvater wirken lassen. Seine Kleidung ist abgetragen aber sauber und mit der Sturmlaterne in seiner Hand wirkt er für mich fast wie ein Fels in der wütenden Brandung der ruhig da steht und den nichts zu erschüttern scheint. Ein Leuchtturm der den Schiffen den Weg weist und sie auf den rechten Pfad zurückführt. Ich atme tief durch und in mir formt sich ein neuer Gedanke. Der Mann hat mir klar gemacht wie ich weiter handeln werde – ich werde an dem festhalten was mich stets gelenkt hat. Ich werde weiter meinen Dienst an den Vieren und der Krone tun und werde mein Bestes geben. Ich werde mich nicht erhöhen und mich nicht eitler Selbstüberschätzung hingeben, sondern das Urteil über mich höhere Mächte sprechen lassen. Wer bin ich das ich glaube die Wege der Götter zu verstehen.

Glücklich darüber endlich die quälenden Gedanken hinter mich zu lassen und mit einer neuen Sicherheit die mir Kraft gibt, reite ich weiter. Ein Streiter des Königs im Dunkel der Nacht und doch noch immer auf dem selben Weg.

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Sonnentag den 9. Seker 17 nach Hilgorad

Reglos liege ich in meinem Bett in der kleinen Wachstube in Seeberg, und starre an die Unterseite des Bettes über mir. Trotz der Anstrengung heute Morgen finde ich keine Ruhe und der Schlaf will sich einfach nicht einstellen. Nach über einem halben Zyklus stehe ich wieder auf und ziehe mir einfache und saubere Kleidung an, packe ein wenig Brot ein und fülle meinen Wasserschlauch auf.
Draußen weht ein kräftiger Wind und fegt selbst die hartnäckigsten Blätter von den Bäumen. Er ist schneidend und erinnert an den nahenden Morsan. Ich gehe nur kurz in den Stall um nach den Pferden zu sehen, fülle etwas frisches Heu nach und gebe Lilja und Blutstolz jeweils eine Möhre aus der Futterkiste. Dann wendet sich mein Schritt wieder nach draußen und ich gehe über die Brücke nach Westen. Im Hof der Taverne sammeln sich die Blätter unter den Tischen und die Fensterläden sind zu dieser Zeit noch geschlossen. Als ich die Taverne hinter mir gelassen habe, verfalle ich in einen leichten Laufschritt und konzentriere mich ganz auf meinen Atem und die Regelmäßigkeit meiner Schritte. Ein großer Schwarm Vögel hat sich nahe des Schlachtenpasses gesammelt um wohl bald die weite Reise nach Süden anzutreten. Wie ein einzelnes Wesen bewegt sich diese Wolke aus Vögeln und lässt sich von den Aufwinden am Berg in luftige Höhen tragen. Ich durchquere die Schlucht und das laute Zwitschern der Tiere begleitet mich noch bis sich mein Weg von der Strasse in den lichten Wald wenden. Hier stehen die Bäume weniger dicht und der Waldboden federt leicht unter meinen Schritten. Der würzige Geruch des Waldes umhüllt mich, scheint meine Sinne wieder zu wecken, zu schärfen. Das erste Mal seid ich von meinem Bett aufgestanden bin, kommen mir wieder Bilder und Gedanken in den Sinn.

War es wirklich erst zwei Tage her, dass ich im Wald Falkensees gewesen bin und den tiefen Frieden der Bäume um mich herum wahrgenommen habe? Mich einen Gespräch hingegeben habe, bei dem nichts von mir erwartet wurde? Das ich eine Freundschaft fand bei einem Wesen, dass so fern von allem scheint das ich bisher kennen gelernt habe? Ich vermisse das beruhigende tiefe Schnurren und ich bereue das ich in den letzten Tagen nicht die Zeit fand sie zu suchen. Es waren unbeschwerte Stunden gewesen in denen ich nicht an das gedacht habe was vor mir liegt. Ich hatte keine Verantwortung zu tragen und es wurde auch kein bestimmtes Verhalten von mir gefordert. Es war ein Spiel gewesen, ein schönes Spiel das so weitab meines sonstigen Lebens stand.
Ganz im Gegensatz dazu stand der Abend danach. Es war verwirrend die Vorgesetzten auf diese Weise zu sehn, zu merken wie sie langsam die Beherrschung über sich verlieren und dem Alkohol anheim fallen. Wie ihre sonst so strengen Gesichter lachend und grölend nach noch mehr Schnaps verlangen, wie die Disziplin die sonst alles zusammenhält zusammenbricht und einen Haufen lärmender Menschen zurücklässt. Es war nicht meine Welt und ich habe mich unwohl gefühlt, habe versucht mich zurückzuhalten und wurde dann wie ins kalte Wasser geschmissen, mein Geist und mein Körper rebellierten und eine lang versteckte Angst hat sich wieder in mir geregt.
Ich schüttle den Kopf und meine Bewegungen werden schneller. Nicht daran denken, nur laufen. Nicht denken. Die Bäume fliegen an mir vorbei und mein schneller Atem ist das einzige was ich höre.

Ich komme an den Waldrand und ich schaue zu den Bergen hinauf, beschleunige meine Schritte während ich daran denke wer wohl schon allen durch diesen Teil der Insel gelaufen ist. Im hellen Licht Felas, dass durch die Wolken bricht, tränen meine Augen aber ich renne weiter. Die eisige Luft schmerzt in meinem Hals und die Kälte beisst sich durch meine Kleider. Ich renne als wäre mit der Schmerz ein willkommener Freund, mit zusammengebissenen Zähnen und kleinen Dampfwölkchen vor meinem Mund.
Ich bleibe stehen, keuchend, meine Hände auf den Knien aufgestützt. Als ich aufsehe fällt mein Blick auf einen kleinen Teich. Seerosen schwimmen darauf und das Bild wirkt vollkommen friedlich. Ich blinzele mehrfach und gegen den Schein der tiefstehenden Sonne scheint es mir als würde ich eine menschliche Gestalt am Teich ausmachen. Das Gesicht ist verschattet, aber mit dem Licht im Rücken wirkt sie wie von einem Strahlenkranz umgeben.
Ich wische mir über die Augen und blicke ein zweites Mal hin. Aber dieser Jemand ist immer noch da und scheint mich zu beobachten. Das Gesicht ist gütig und warm wie das einer Mutter und ein stilles Lächeln liegt auf ihren Zügen. Sie hält ein Bündel im Arm welches sie sachte wiegt und sieht mich lange an.
Noch einmal schließe ich meine Augen und versuche wieder klar zu denken. Mir ist schwindelig vom laufen. Ich blicke wieder auf und will auf die Gestalt zugehen, doch dann ist sie fort. Das einzige was bleibt ist das tiefe Gefühl der Ruhe in mir.

Ich setze mich an das Ufer des Teiches und hole etwas Brot und Wasser heraus. Eine Pause wird mir gut tun und ich beobachte still meine Umgebung. Irgendetwas scheint diesem Ort eine besondere Ausstrahlung zu geben und langsam fasse ich den Mut meine Gedanken wieder auf das zu richten was vor mir liegt. Der See, der Baum und jeder einzelne Grashalm scheint so etwas reines, ursprüngliches zu haben wie ich es auf der ganzen Insel noch nicht sah. Oder sind es nur meine aufgewühlten Gefühle die sich nach so einem Ort sehnen und ihn herbeiwünschen? Es ist wie eine Stimmung die tief mit diesem Ort verankert ist und einem das Gefühl gibt wie neu geboren zu sein, einem die Sicherheit gibt einen neuen Anfang zu finden. Ein neuer Anfang.
Die Zweifel die noch bis vor kurzem in mir waren scheinen für den Augenblick vergessen und ich das erste Mal lasse ich die Gedanken zu, die ich noch vor wenigen Stunden so weit von mir geschoben habe. Es wird ein neuer Anfang, eine neue Aufgabe, und es werden viele Prüfungen zu bestehen sein. Ich werde mein Bestes geben und meine ganze Kraft dafür einsetzen. Noch immer wohnen Ängste und Zweifel in mir, die Angst zu versagen, der Zweifel daran ob ich es schaffen kann und ob ich wirklich geeignet bin auf diese Weise zu dienen.
Ich erinnere mich an die letzten Tage und nach einem tiefen Atemzug habe ich meinen Entschluss gefasst.

Ein Streiter des König am Anfang eines neuen Weges.

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BeitragVerfasst: 9.11.06, 15:50 
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Das Prasseln der Regentropfen auf das Dach ist das erste was ich höre. Der Wind treibt sie vom Meer her über die Insel und lässt die Fensterläden klappern. Selbst das Brausen der Brandung ist noch zu hören, das Rumpeln wenn die Schiffe von den Wellen gegen den Pier geschlagen werden und das klagende Geschrei der Möwen. Das Feuer im Kamin ist in sich zusammen gefallen, aber noch immer ist die rot glimmende Glut unter den verkohlten Holzscheiten zu sehen. Ich liege tief in die Felle vergraben, ein fecht-warmes Tuch auf meiner Stirn und ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen. Mir fröstelt selbst unter der dicken Felldecke und ein kalter Schauder läuft regelmäßig über meinen Rücken. Meine Glieder fühlen sich schwer an, als wäre ich stundenlang gelaufen, mein Hals schmerzt und ich kann kaum die Augen offen halten. Ich schließe sie wieder und unterdrücke ein Husten das sich dennoch unaufhaltsam wie ein übermächtiges Tier aus meinem Inneren drängt. Es schmerzt.
Wirre Bilder tanzen mir vor den Augen, wie aus den Träumen der letzten Nacht entsprungen. Die menschenleeren Straßen der Stadt durch die der Wind fegt, ein Gesicht von Fackelschein erhellt, ein Möwe die über den Meer kreist, zwei Kinder spielend mit einem kleinen Hund, ein warmer Blick. Die Bilder sind unzusammenhängend, wie von einem feinen Schleier umgeben. Ich kann sie nicht zuordnen und sobald ich versuchen meine Gedanken darauf zu sammeln, entgleiten sie mir.

Ich versuche aufzustehen. Alles dreht sich und ich muss mich am Regal festhalten. Ich stolpere mehr die Treppe hinunter als das ich gehe und sehe mich nach etwas Wasser um. Ich trinke gierig und das kühle Nass rinnt meine trockene Kehle hinab. Ich sehe durch den Raum der wie von einem dichten Nebel gefüllt zu sein scheint. Ich kann die Luft kaum atmen und ich lasse mich auf einen der Stühle sinken und stützte den schmerzenden Kopf auf meine Hände. Ich döse am Tisch sitzend ein, es ist kalt und ich kann mich kaum rühren. Die Kälte hüllt mich ein wie ein Mantel und Traumbilder formen sich in meinem Kopf.
Ich stehe auf dem Felsplateau und sehe über den Wald. Alles scheint so weit weg, nur einige Schwalben zwischen mir und dem Rest der Welt. Hinter mir führt ein steiler Weg den Berg weiter hinauf und er wirkt kaum zu bezwingen, tiefe Schluchten durchreißen des Fels, es ist ein Weg voller Gefahren und Entbehrungen aber auch voller Herausforderung. Ich sehe das Ziel nicht klar vor Augen doch ich spüre das mich der Weg weiter bringt in meinem Dienst an den Vieren. Der Weg den ich schon gegangen bist, ist ein Weg der sich durch eine Hügellandschaft zieht, aber auch lange durch einen dunklen Wald führte ohne Licht. Die letzten Schritte gingen durch seichte Täler und über lichte Wiesen. Nun stehe ich hier und sehe zurück, schaue auf zu dem neuen Weg der sich mir bietet und ich habe Angst.
Zu meiner Linken geht ein Weg ab, er wirkt schroff aber nicht gar so steil. Eine kräftige Hand bietet mir Hilfe auf diesem Weg und will mich über Schluchten tragen und Steine aus meinen Weg räumen. Zu meiner Rechten führt ein Weg wieder hinab auf die Ebene, dort mag es ruhige Orte geben, schattenspendende Bäume, wo man den Strahlen Felas nicht ungeschützt ausgeliefert ist. Niemand würde auf mich achten wenn ich diesen Weg ginge und doch könnte ich hier in Frieden und im Einklang mit den Vieren leben. Niemand geht mit mir auf diesem Weg, niemand zeigt ihn mir und ich weiß nicht was mich dort erwartet.
Ich sehe wieder nach vorn, versuche den Gipfel des Berges zu sehn, zu erkennen ob sich das Ziel lohnt, aber ich sehe kein Ziel. Es ist ein Weg der immer weiter führt, mich viel Kraft kosten wird dessen Ende nicht zu erkennen ist. Aber ich sehe Felas Licht auf dem Weg und immerwieder stehen kleine Schreine am Wegesrand die Ruhe und Frieden bieten wenn der Weg mich zuviel Kraft kostete. Ich setze einen Schritt nach vorn und mache mich an den Aufstieg.

Ich schlage die Augen auf, mein Kopf liegt auf der kühlen Tischplatte, der Hund zerrt an meinen Hemd und versucht mich mit sich zu ziehen. Ich stehe auf und der Stuhl kippt rumpelnd nach hinten um. Ich muss nach Seeberg, die Pferde versorgen, muss weiter trainieren, muss zum Dienst.
Ich schleppe mich bis zur Tür. Sie ist verschlossen. Es führt kein Weg hinaus. Ich sinke zu Boden und bleibe vor der Tür auf dem kalten Boden liegen, habe keine Kraft mehr weiterzugehen. Nicht jetzt.

Ein Streiter des Königs im Kampf gegen die eigene Schwäche

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BeitragVerfasst: 15.11.06, 15:42 
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Wandeltag den 17. Seker 17 nach Hilgorad

Die Kerzen werfen unruhiges Licht an die Wände und lassen den kleinen, vollgestellten Raum noch unruhiger wirken. Aus dem Nebenraum dringt das Geräusch von klappernden Töpfen und die Gespräche der Bediensteten, welche sich bei ihrer Arbeit wieder über allerlei Klatsch austauschen. Der Duft nach frischem Tee, Brötchen und Speck zieht bis zu mir und ich sehe mit einem etwas wehmütigen Blick zu meinem Becher mit abgestandenem kalten Kräuteraufguss. Der Raum hat keine Fenster, so dass ich mich an den Geräuschen und Gerüchen die zu mir dringen orientieren muss. Die Vorbereitungen für das Frühstück, das Zubereiten des verspäteten Frühstückes für die Langschläfer, die Dürfte die vom Mittagessen durch die Räume des Hofstaats ziehen, die Ruhe zur Nachmittagszeit in welcher nur hier und da ein eiliges paar Füße in die Küche huscht und den hohen Herren eine Leckerei zu besorgen oder um sich den eigenen knurrenden Magen zu füllen, dann wieder das geschäftige Treiben wenn es daran geht das Abendmahl zu bereiten, und die Stille der Nacht.
Ich fühle mich wie ein unsichtbarer Beobachter, ich habe meine Augen geschlossen und sehe mit den Ohren was um mich herum geschied.

Ich richte mich etwas in den Kissen auf und zucke zusammen als mich der scharfe Schmerz durchfährt. Wie schon oft in den letzten beiden Tagen bereue ich meine Unbesonnenheit. Es schien doch nur ein so kurzer Weg gewesen zu sein, und doch hat er genügt. Immer die gleichen Gedanken und nur der eine Schluss – ich bin selber schuld. Das einzig gute scheint, dass dadurch nun alle deutlich vorsichtiger geworden sind und die Gefahr für die anderen so sicher kleiner ist. Ich atme tief durch und versuche mich mit dem Gedanken zu trösten, auch wenn diese Tatsache sicher nicht mein Verdienst ist.
Das fast unbändige Verlangen wieder aufzustehen, ein wenig frische Luft zu atmen und den Himmel über mir zu sehen, überkommt mich, doch scheinen mich die Decken tief in das Bett zu drücken und mir keine Möglichkeit zu geben, aufzustehen. Abgesehen davon, dass die Tür zum Garten wahrscheinlich verschlossen wurde.
Ich habe mehr als einmal ein Bußgebet an die Viere gerichtet, und doch habe ich noch keine Ruhe gefunden. Mich ängstigt nicht vor den Folgen meiner Fehler, auch nicht vor den anklagenden Worten der Vorgesetzten, ich verfluche mich nur selbst meiner Unbedachtheit. So oft bin ich die Geschehnisse des Abends im Kopf durchgegangen und es wäre so einfach zu verhindern gewesen. Ich war mir der akuten Gefahr trotz der Worte des Fähnrichs nicht bewusst genug, und schon gar nicht nahm ich an das mir diese Gefahr drohen würde.
Nur wenige Stunden zuvor waren wir auf Wachgang gewesen, alles war ruhig und nichts schien auf eine Gefahr hinzudeuten. Und dann, auf dem kurzen Weg zwischen Burg und Tempel musste es natürlich passieren. Orte die normalerweise immer belebt waren und gerade zu diesem Zeitpunkt so ausgestorben wirkten wie die endlose Wüste. Ich atme tief durch und versuche die Gedanken zu verdrängen – es bringt nichts sich über Geschehenes zu ärgern.

Zyklus um Zyklus verstreicht ereignislos. Ich mustere den Raum ein ums andere Mal, den Tisch mit der Bürste darauf und einigen Bändern die sich wohl die junge Dienerin bereit gelegt hat um ihr langes Haar zu bändigen, die fleckige Schürze am Boden, das ungemachte Bett neben dem meinen, der Becher mit dem kalten Kräuteraufguss, ein zartes Gesicht.... ich schüttle den Kopf und öffne meine Augen wieder. Ein Traum. Nur ein Traum. Lilja? Nein, es war nicht das feine blonde Haar Liljas gewesen, welches ich gesehen habe. Es war ein fremdländisches Gesicht, dunkles Haar, ein freundliches Zwinkern und so unendlich sanfte Hände. Nein, nein das kann nicht sein. Es war nur ein Traum, ein Gedanke aus der Untätigkeit geboren. Die Röte schießt mir noch nachträglich ins Gesicht als ich daran denke. Was ist nur über mich gekommen?
Ich atme tief durch und sehe an die Unterseite des Bettes über mir. Was für ein ausgemachter Unsinn. Es war nicht einmal ein halbes Hellzyklus den ich sie sah. Grollend denke ich an die Worte zurück die mir Tage zuvor gesagt wurden. Es geht nur darum etwas zu wecken. Als ob das so wichtig wäre. Es ist nur ablenkend. Überflüssig.
Ich ziehe die Decke etwas weiter über mich und bedenke die Wand gegenüber mit einem bösen Blick.

Ein Streiter des Königs zwischen Langeweile und dem Wunsch ganz woanders zu sein.

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