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Wandeltag den 17. Seker 17 nach Hilgorad
Die Kerzen werfen unruhiges Licht an die Wände und lassen den kleinen, vollgestellten Raum noch unruhiger wirken. Aus dem Nebenraum dringt das Geräusch von klappernden Töpfen und die Gespräche der Bediensteten, welche sich bei ihrer Arbeit wieder über allerlei Klatsch austauschen. Der Duft nach frischem Tee, Brötchen und Speck zieht bis zu mir und ich sehe mit einem etwas wehmütigen Blick zu meinem Becher mit abgestandenem kalten Kräuteraufguss. Der Raum hat keine Fenster, so dass ich mich an den Geräuschen und Gerüchen die zu mir dringen orientieren muss. Die Vorbereitungen für das Frühstück, das Zubereiten des verspäteten Frühstückes für die Langschläfer, die Dürfte die vom Mittagessen durch die Räume des Hofstaats ziehen, die Ruhe zur Nachmittagszeit in welcher nur hier und da ein eiliges paar Füße in die Küche huscht und den hohen Herren eine Leckerei zu besorgen oder um sich den eigenen knurrenden Magen zu füllen, dann wieder das geschäftige Treiben wenn es daran geht das Abendmahl zu bereiten, und die Stille der Nacht.
Ich fühle mich wie ein unsichtbarer Beobachter, ich habe meine Augen geschlossen und sehe mit den Ohren was um mich herum geschied.
Ich richte mich etwas in den Kissen auf und zucke zusammen als mich der scharfe Schmerz durchfährt. Wie schon oft in den letzten beiden Tagen bereue ich meine Unbesonnenheit. Es schien doch nur ein so kurzer Weg gewesen zu sein, und doch hat er genügt. Immer die gleichen Gedanken und nur der eine Schluss – ich bin selber schuld. Das einzig gute scheint, dass dadurch nun alle deutlich vorsichtiger geworden sind und die Gefahr für die anderen so sicher kleiner ist. Ich atme tief durch und versuche mich mit dem Gedanken zu trösten, auch wenn diese Tatsache sicher nicht mein Verdienst ist.
Das fast unbändige Verlangen wieder aufzustehen, ein wenig frische Luft zu atmen und den Himmel über mir zu sehen, überkommt mich, doch scheinen mich die Decken tief in das Bett zu drücken und mir keine Möglichkeit zu geben, aufzustehen. Abgesehen davon, dass die Tür zum Garten wahrscheinlich verschlossen wurde.
Ich habe mehr als einmal ein Bußgebet an die Viere gerichtet, und doch habe ich noch keine Ruhe gefunden. Mich ängstigt nicht vor den Folgen meiner Fehler, auch nicht vor den anklagenden Worten der Vorgesetzten, ich verfluche mich nur selbst meiner Unbedachtheit. So oft bin ich die Geschehnisse des Abends im Kopf durchgegangen und es wäre so einfach zu verhindern gewesen. Ich war mir der akuten Gefahr trotz der Worte des Fähnrichs nicht bewusst genug, und schon gar nicht nahm ich an das mir diese Gefahr drohen würde.
Nur wenige Stunden zuvor waren wir auf Wachgang gewesen, alles war ruhig und nichts schien auf eine Gefahr hinzudeuten. Und dann, auf dem kurzen Weg zwischen Burg und Tempel musste es natürlich passieren. Orte die normalerweise immer belebt waren und gerade zu diesem Zeitpunkt so ausgestorben wirkten wie die endlose Wüste. Ich atme tief durch und versuche die Gedanken zu verdrängen – es bringt nichts sich über Geschehenes zu ärgern.
Zyklus um Zyklus verstreicht ereignislos. Ich mustere den Raum ein ums andere Mal, den Tisch mit der Bürste darauf und einigen Bändern die sich wohl die junge Dienerin bereit gelegt hat um ihr langes Haar zu bändigen, die fleckige Schürze am Boden, das ungemachte Bett neben dem meinen, der Becher mit dem kalten Kräuteraufguss, ein zartes Gesicht.... ich schüttle den Kopf und öffne meine Augen wieder. Ein Traum. Nur ein Traum. Lilja? Nein, es war nicht das feine blonde Haar Liljas gewesen, welches ich gesehen habe. Es war ein fremdländisches Gesicht, dunkles Haar, ein freundliches Zwinkern und so unendlich sanfte Hände. Nein, nein das kann nicht sein. Es war nur ein Traum, ein Gedanke aus der Untätigkeit geboren. Die Röte schießt mir noch nachträglich ins Gesicht als ich daran denke. Was ist nur über mich gekommen?
Ich atme tief durch und sehe an die Unterseite des Bettes über mir. Was für ein ausgemachter Unsinn. Es war nicht einmal ein halbes Hellzyklus den ich sie sah. Grollend denke ich an die Worte zurück die mir Tage zuvor gesagt wurden. Es geht nur darum etwas zu wecken. Als ob das so wichtig wäre. Es ist nur ablenkend. Überflüssig.
Ich ziehe die Decke etwas weiter über mich und bedenke die Wand gegenüber mit einem bösen Blick.
Ein Streiter des Königs zwischen Langeweile und dem Wunsch ganz woanders zu sein.
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Nicht-Aussteiger aus Überzeugung: Weil es immer jemanden geben wird, für den es sich lohnt zu spielen. Was auch immer sonst geschieht.
Spielweltdesign (Referenzen: Avindhrell, Radak, Seeberg, Armenviertel Falkensee, Tempel FS, Ersonter Schloss, Dunquell ect.) - Anfragen per Ticketsystem oder PN
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