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 Betreff des Beitrags: Von den Monden verlassen...
BeitragVerfasst: 11.07.06, 14:06 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 26.06.06, 20:56
Beiträge: 115
Sandra war eigentlich nur so früh wieder nach Brandenstein aufgebrochen, weil Rangar sie darum gebeten hatte, etwas für ihn zu färben. Sicher, zusammen hätten sie vor der Schneider Zunft zu Falkensee Sturm klopfen können, aber sie liebäugelte mit dem Gedanken, erst einmal in Brandenstein, ganz nahe bei ihrem flauschigen Bett zu sein. Und in der Hafenstadt wußte sie von dem dortigen, sehr gut ausgestatteten Handwerkshaus, in dem man auch Farben für die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt hatte. Ja, so etwas fehlte hier in Falkensee oder sie wußte nur einfach nichts davon. Aber das war jetzt nicht wichtig. Wichtig war jetzt nur, die passende Farbe für Rangars Gehrock zusammen zu mischen.
Gehrock sagte er eigentlich gar nicht dazu. Wie war das? Umhang? Mantel? Ach, wie nebensächlich.
Sie tauchte den Mantel in den Färbebottich und ließ die Farbe einziehen. Nicht mehr lange und sie konnte ihn auswringen und für einen kurzen Augenblick in der Luft trocknen lassen und schon konnte er ihn anprobieren.

Es war immer ein wenig merkwürdig in einer Stadt zu wohnen, die kaum beseelt war. Und gerade die Dunkelheit hereinbrach, möchte man hinter jeder Ecke eine lauernde Gestalt erwarten. Jetzt Gewitterte es sogar in dieser Dunkelphase. Nicht, dass es ihr etwas ausgemacht hätte; die Dunkelheit gehörte schließlich nicht zu ihren Feinden, ganz im Gegenteil, aber die Atmosphäre war doch ein wenig gedämpft. Und um so merkwürdiger erschien es, dass genau in dem Augenblick, als ein weiterer Blitz die Stadt erhellte, die Tür aufglitt und eine düstere Person in den Raum trat. Unter der Robe und der Kapuze ließen sich nur zwei Augen erkennen, die suchend umherschweiften und schließlich auf sie und ihren Begleiter trafen. Die dunkle Gestalt machte keinerlei Anstalten, sich zu nähern, sie zu grüßen oder, nach dem sie ein wenig Wolle auf dem Boden gestreut hatte und sich wieder zum Gehen entschied, sich zu verabschieden.
Sandra und Rangar sahen sich ein wenig verdutzt an und setzten ihr Gespräch fort, welches jedoch recht bald ein jähes Ende finden sollte. Abermals flog die Türe auf und donnerte, ganz ohne Unterstützung eines Blitzes, an die Wand. Dieses Mal betraten drei vermummte Gestalten den Raum mit gezogenen Klingen und Feuer bereiter Armbrust. Da war sie wieder... die dunkle Person von eben und sie hatte sich Unterstützung geholt.

Merkwürdig, dachte Sandra, gab es hier auf dieser Insel nur Zwerge, die einen zur Buße zwangen und Personen, die Dinge unrechtmäßig in ihren Besitz bringen wollten? Mehrere Gedanken dieser Art schossen Sandra durch den Kopf, als die drei sich bedrohlich vor ihnen aufbauten. Ins geheim war sie froh, noch das wenige Gold eingesteckt zu haben, das sie besaß. Erst letztens wollte eine Räuberbande sie einen Kopf kürzer machen, da sie nichts bei sich hatte, was von Wert gewesen wäre. Nein, falsch! Was für die Gauner von Wert gewesen wäre.
Sie seufzte resigniert, wohl wissend, was nun kommen würde und löste bereits ihren Beutel vom Gürtel.
Und da war sie auch schon, die beinahe unausweichliche Aufforderung von Seiten der Dreien, das Gold an sie weiter zu geben. Im Gegensatz zu Rangar nahm sie die wenigen Goldstückchen aus ihrem Beutel und ließ diese ein wenig geringschätzend vor sich auf den Boden fallen. Gold bedeutete ihr nichts. Was war es denn auch schon? Es war nicht schön, es war nicht sanft, es war nicht warm. Wie hätte sie es jemals lieben können?
„Braves Mädl, und nun zu dir“ meinte einer der Drei nur und wandte sich ihrem Begleiter zu.
Scheinbar waren die Gauner mit ihrer kleinen Spende ob dieses Ehrfurcht gebietenden Auftrittes zu frieden gestellt und kümmerten sich daraufhin um Rangar, der kaum Anstalten machte, ihnen das zu geben, wonach sie verlangten. Erst war Sandra ein wenig amüsiert über den kindischen Mut ihres Begleiters. Dann aber, als die Räuber anfingen, von zehn ab rückwärts zu zählen und ihre Klingen hoben, verkrampfte sich ihr Magen.
„Rangar... gib ihnen doch einfach, was sie wollen.... bitte!“ hauchte sie nun recht ängstlich in seine Richtung. Er war für sie immer noch wie ein guter Freund, den sie beim besten Willen nicht sterben sehen wollte, auch wenn einiges zwischen ihnen eine Kluft aufgebaut hatte. Die Klingen der Gestalten waren bereits erhoben und selbst als sie ihre Finger zur Gänze abgezählt hatten, kam Rangar ihren Forderungen nicht nach. An das darauf folgende Schauspiel konnte sich Sandra anschließend nur noch vage erinnern, als wären all die Bewegungen und das Blut im Nebel untergegangen.
„Morsan braucht neue Diener“ meinte einer der Drei immer wieder und als sie sich umwandten um zu gehen, rief einer über seine Schultern:
„Ihr solltet die Mondwache besser kennen lernen“.
Und jetzt verabschiedeten sie sich sogar, auch wenn Sandra die Abschiedsworte in dieser Situation sehr merkwürdig empfand und nur am Rande ihres Bewußtseins aufnahm:
„Schatten mögen euch verbergen“.

...sie stürzte hinüber zu dem Verwundete, der wie tot auf dem Boden lag, in einer Pfütze aus eigenem Blut.


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