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Sterne prangten am wolkenlosen Himmel, eine warme Nachtbriese zog durch den Wald, als sie an der gewohnten Stelle kniete um ihre Gebete zu sprechen. Die letzten Tage hatten so viele Gespräche, Erkenntnisse und Bekanntschaften mit sich gebracht, es war gerade zu verwirrend, zum Teil auch auf gewissen Art und Weise ärgerlich. Sie ärgerte sich über sich selbst, über ihre Reaktionen und Handlungen. Dieser alte Mann heute, er hätte sie nicht so einfach aus der Ruhe bringen dürfen. Ja, er hatte ein heikles Thema angeschnitten, als er beim Anblick ihrer roten Haare gleich zu einem Talisman griff, dennoch hätte sie sich niemals derart ihrer Wut, ihrem Zorn hingeben dürfen, doch als er diesen Talisman streichelte, da sah sie nur noch rot. Er war wie sie! Wie die Dorfbewohner, welche sie und ihre Schwester niemals in Ruhe gelassen hatten, damals als sie noch ein Kind war. Was wäre wohl gewesen, wenn sie nicht aus dem Dorf weggemusst hätten? Was wäre aus ihr geworden, wenn sie ein ganz normales Leben dort hätte führen können? Ein Leben mit täglichen Gängen zum Tempel der Viere, mit Gebeten an sie, mit einem Mann, mit Freunden, vielleicht eigenen Kindern. Es wäre anders gekommen, da war sie sich sicher, aber wäre es besser gewesen? Wäre es wirklich besser, wenn sie mit geschlossenen Augen durchs Leben gegangen wäre, völlig blind gegenüber der Wahrheit? Mit einem Kopfschütteln versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen. Es wäre anders gekommen, ja, aber es wäre falsch gewesen. Der Weg, welchen sie beschritten hatte, der sie hier her, nach Siebenwind geführt hatte, war der richtige. Das wusste sie in ihrem tiefsten Inneren und jenes Wissen lies sie wieder zu ihren Gebeten finden, zu der Ruhe, die sie so liebte.
Ein alter Mann, ist eben doch nur ein alter Mann. Er ist weit weg von Wahrheit und Glauben. Unbedeutend.
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