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 Betreff des Beitrags: Festlandstagebuch Teil 1
BeitragVerfasst: 7.12.06, 00:57 
Ehrenbürger
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(OOC: Diese Tagebucheinträge veröffentliche ich, weil die darin enthaltenen InGame Infos hauptsächlich veraltet sind. Dennoch gilt, daß der Inhalt euren Chars nur bekannt ist, wenn ihr das Tagebuch vorgesetzt bekommt. Ich hoffe ihr habt Spaß dran. :) )

Tag 1

Ich wurde am Hafen von Brandenstein abgeholt. Mit einem kleinen Landungsschiff wurde ich nach Etriska gebracht. Die Insel sah schlimm aus, es roch nach Amoniak, Treibgut trieb in den Gewässern, Leichen wurden mit langsen Stangen aus dem Wasser gefischt und die stolzen Banner der königlichen Admiralität schwammen zerfetzt in einer schmutzigen Brühe, die einst mal zum Meer gehörte. Über der Insel war der Anblick auch nicht schöner, die Wolken hatten einen starken Grünstich. Etriska existiert nicht mehr. Das Einzige, was von der Insel noch übrig ist, sind poröse Felsen im stinkenden Wasser. Dazwischen zucken Blitze, was mir den Gedanken aufdrängt, dass jener Ort auf ewig verflucht sein wird. Der Wille alter Meister hat auch hier keine Gnade walten lassen.

Wir erreichten die Roknar, das Flaggschiff Admiral Bärenkopfs. Als ich ankam, wurde gerade ein Ersatzmast errichtet. Anscheinend fielen nicht nur die drei Schiffe in der Bucht Brandensteins, dem Zorn der Mazzaremer Kreatur zum Opfer. Das Deck der Roknar war bedeckt mit Blut und Teer, auch schien es nicht gut um die Moral der Besatzung zu stehen. Der Admiral bot mir zwar seine Kajüte an, sonst sah ich ihn aber kaum und wenn doch, dann bei seiner Lieblingsbeschäftigung: Trinken. Ein hochelfischer Leutnant (an dessen Namen ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann) geleitete mich in die äußerst luxoriöse Kabine des Kapitäns Bärenkopf. Ich empfand tiefes Mitgefühl für die Matrosen, Marine-Brigadisten und Offiziere, die nach diesem Schlag einen geregelten Alltag fortsetzen mussten. Ich entschied mich an Deck auszuhelfen. Das Resultat hätte ich erwarten müssen, denn man war nicht begeistert darüber, dass ein Ritter der Sieben Winde hier offen auftrat. Verübeln kann ich es den einfachen Soldaten nicht, die die Komplexität der Vorfälle nicht begreifen. In ihren Augen war ich eine jener Schlächter, die in Südfall und Brandenstein ihre treuen Kameraden niedergemetzelt haben. Das alles auf einem Missverständnis beruhte, wollte hier wohl niemand so recht glauben.

Wenn ich das Deck schrubben wollte, wurde mit der Lappen entrissen. Wenn ich helfen wollte ein Loch in der Reling zu schließen, bekam ich einen Ellbogen in den Magen. Wollte ich helfen die Leichen zu bergen, drohte man mir sogar mit dem Tod. Schließlich resignierte ich, nahm aus meiner Kajüte ein altes Hemd und missbrauchte es als Lumpen, um stoisch (oder einfach nur dumm) das Deck mit selbigen zu Schruppen.

Mein Resüme fällt folgendermaßen aus: Wir haben es hier mit einer der größten Katastrophen der neuzeitlichen Zeitrechnung des Königreichs zu tun. Tausende Tode, astronomische Sachschäden an den besten Schiffen der königlichen Flotte, ganz zu schweigen von etwaiger Fracht, die sicherlich auch nicht gerade günstig gewesen sein dürfte.

Tag 2

Etriska ist zwar dahin, jedoch muss ich meine Meinung bezüglich der Verseuchung revidieren. Anscheinend gehen die Wolken allmählich auseinander, auch die Blitze, die um den schwarzen, verkohlten Fels zucken, der einst der Vorposten Etriska war, verlieren an Kraft. Heute segelten wir los, in Richtung meiner alten Heimat. Es schmerzte mich hier auf dem Schiff Landsmänner zu treffen (sogar aus dem Lehen Savaro, meiner Heimat) die nur Verachtung für mich übrig hatten. Mittlerweile hatte ich eingesehen, dass ich nicht helfen konnte, denn meine Hilfe wurde nicht akzeptiert. Die Reparaturen eines Schiffes benötigen nun mal eine Mannschaft und nicht eine in der Seefahrt ungeübte Adelige, die nur im Weg herum steht.

Als beunruhigend empfand ich das Verhalten meines neuen Leibwächters. Der hochelfische Leutnant folgte mir wie ein Schatten, ich nehme sogar an, dass er mein Essen vorkostete. Anscheinend befürchtete Admiral Bärenkopf einen Anschlag auf mein Leben, geschürt durch den Hass seiner Mannschaft. Dementsprechend selten ließ ich mich an Deck blicken, ich zog es nun vor in der Admiralskajüte zu bleiben.

...

Tag 12

Durch mein Kabinenfenster sah ich heute die Salz und Schwere, jenes Schiff, dass wir lange für das Übel, welches seit der Landung der Admiraltät auf Siebenwind herrschte, verantwortlich machten. Das Schiff hatte etwas gespenstisches an sich. Ich sah weder Matrosen an Deck, noch sonst irgendein Lebenszeichen. Es schien fast so, als würde die vandrische Barke durch die pure Willenskraft ihrer magischen Bewohner angetrieben. Die größte Merkwürdigkeit war jedoch ihre Geschwindigkeit, denn sie ließ das Admiralsschiff schon bald in ihrem Kielwasser schwimmen. Damit wurde eine meiner Befürchtungen geschürt, der König könnte durch die Graumagier Bericht erstatten bekommen, bevor ich die Gelegenheit habe unsere Version vorzutragen, die wesentlich mehr Wahrheit enthält.

...

Tag 21

Ich hielt es in der Kajüte nicht mehr aus. Vier Wochen sind wir nun auf See, bald würden wir das Festland erblicken. Der Leutnant sprach nur einmal über unser Ziel, wir wollten den Marinestützpunkt nahe Papin-Stadt ansteuern. Meine Sehnsucht nach festem Boden unter den Füßen war groß. Nachts saß ich häufig auf der Steuermannsempore, sang leise savaronische Verse und polierte mein treues Schwert Liardys. Dabei wurde ich konfrontiert mit dem Ungemach des Steuermannes, jedesmal wenn er nach hinten zu mir blickte, spuckte er lautstark aus.

...

Tag 24

Land, endlich Land. Heute kam der befreiende Ruf aus dem Krähennest. Als ich an Deck trat, sah ich die Erleichterung auf den Gesichtern der Mannschaft. Die zuvor so greifbare Feindseligkeit und Anspannung schien vergessen zu sein. Ich freute mich für diese Soldaten, die nicht als Helden in die Geschichtsbücher eingehen werden, sondern als Teilhaber an der größten Misere des Königsreichs im letzten Jahrzehnt. Von der Reling aus sah ich die Fichtenwälder nahe Papin. Nie war ich froher ein Stück Natur zu sehen, einen Wald voller unbekannter Gefahren. Dann kam er in Sicht - Der Marineposten Papins. Ein stolzer, militärischer Bau, gezimmert aus bleichem Holz. Die Banner der Admiralität, des Königreichs und des Lehens Papin wehten elegant im Wind. Zur Landung des Schiffes hatte ich meine Ordenstracht angezogen, während der Überfahrt erschien mir das ein wenig pietätslos, im Angesicht dieser desillusionierten Marine-Brigadisten.

Per Beiboot wurde die Roknar langsam entladen, die Segel wurden herab gelassen und das Schiff wurde rückwärts aus dem Wasser gezogen, aufgebahrt auf Baumstämmen, die als Laufrollen dienten. Erst als das Trockendock erreicht war, verließ ich das Schiff, welches mir mittlerweile wie ein schwimmendes Gefängnis vorkam. Einen letzten Blick warf ich zurück, auf den stolzen, tropfenden Leib der MS Roknar, dann jedoch richtete ich meinen Blick nach vorn.

Der Admiral, der Mitreisende Bellumsgeweihte und ich wurden durch eine Gesandtenschaft (ich glaubte den Sohn des Regenten von Papin unter ihnen zu sehen) zu einer Audienz geladen. Ich stimmte zu und folgte der kleinen Prozession.

Das Audienzzimmer überraschte mich, es war in Schlichtheit kaum zu übertreffen. Man konnte es eher als Einlass in die Gemäuer des Trockendocks bezeichnen. Wie der ganze Stützpunkt, war auch dieser Raum eher auf Effektivität, als auf Prunk ausgelegt. Es gab Banner, die von der Decke hingen, eine Goldstatue eines mit unbekannten Herrschers, der die Königskrone Galadons trug und von Sonnenlicht durchbrochene Buntglasfenster, die ein schummriges Licht in den kargen Raum warfen. Die rechte Wand war offen, sie bot einen wunderbaren Panoramablick auf das Trockendock herab. Vor mir saßen hinter einem schlichten Schreibtisch, der derzeitige Lehensherr und Regent Pappins und der Kommandeur der galadonischen Flotte, ein recht imposanter Nortrave.

Umgehend wurde Bericht gefordert. Der Admiral trug seinen Bericht ohne jede Anschuldigung gegen die siebenwindische Magierschaft oder die dortige Obrigkeit vor. Genau genommen fiel sein Bericht sehr nüchtern aus, es schien mir fast so als wolle er keine weitere Konfrontation, sondern einfach die Sache hinter sich bringen. Der Bellumsgeweihte bestätigte darauffolgend den Bericht. Auch er trug dann seine Version vor, die wesentlich harscher ausfiel. Er sprach vom Bösen, dass Siebenwind in seinen Klauen hält und er gab mehrere Zahlen an, die wohl die Summe der gefallenen Soldaten ergeben sollten. Ich zitiere hier am besten seine Worte: "Dies war keine Schlacht, sondern ein Kampf höherer Mächte. Es gab keinen Ruhm für die Gefallenen. Man wird für sie keine Statuen errichten können, die Stolz und Glorie offerieren. Nein, man wird nur Statuen voller Zorn und Trauer errichten können, auf den zahlreichen Friedhöfen, die für diese Männer errichtet werden müssen."

Im Anschluß daran wurde von mir ein Bericht verlangt. Ich legte ihn eben so nüchtern ab wie der Admiral. Ich erzählte den beiden Würdenträgern von den Zusammenhängen zwischen Mazzarem, der Kreatur "Willen alter Meister" und der Zerstörung ihrer Flotte. An den Gesichtern konnte ich ablesen, dass mir niemand wirklich Glauben schenken wollte, allerdings wollte ich das ganze Mazzarem-Thema nur vor dem König selbst ausbreiten. Zwar schenkte man meinen Worten vielleicht keinen Glauben, es wurde jedoch akzeptiert und man ließ es dabei bewenden. Der Regent erwähnte noch die Prophezeihung die einst über Siebenwind aufgestellt wurde und unterbreitete mir, dass alles weitere nun in Händen größerer Mächte liegt.

Mit Bestürzen reagierte ich auf die Bitte Admiral Bärenkopfs ehrbaren Selbstmord zu begehen. Der Kommandeur lehnte dies rigoros ab, er könne sich den Verlust eines so guten Soldaten nicht leisten. Mein Einwand, dass es wesentlich mehr Ehre bringen würde, den rituellen Selbstmord zu begehen, als lebensmüde in eine Schlacht zu rennen, stieß auf Entrüstung des Bellums Geweihten. Nach einer ausführlichen Standpauke des Geistlichen, wurde der Admiral nach Vandrien versetzt, wo er von nun an ein Kloster bewachen soll.

Danach verließen der Bellums Diener, der ehemalige Admiral und der Kommandeur das Zimmer. Ich war nun alleine mit dem derzeitigen Lehensherren Pappins. Er zündete sich eine Pfeife an und fragte mich dann aus, was nun mein Ziel sei. Der folgende Dialog enthielt den Zweifel des Blutsadeligen. Er sprach mit Skepsis darüber, dass ein Provinzritter dem König seine Aufwartung machen will. Auch gedachte er, meine Etikette würde für eine Audienz dieser Größenordnung nicht ausreichen. Dem kann ich leider nicht widersprechen, denn in der Provinz war der Umgang unter Adeligen wesentlich gelöster, als im Herzen des galadonischen Reiches.

Schließlich gestand der Adelige mir seine Kutsche, seinen Kutscher, einen Knecht und zwei Soldaten zu. Ein bärbeißiger, aber freundlicher Soldat geleitete mich zu den Stallungen. Unterwegs kamen wir nochmals an der Roknar vorbei. Werftarbeiter hatten begonnen irgendwas auf den Rumpf des Schiffes zu schreiben, Namen um genau zu sein. Ich konnte nur raten, jedoch glaube ich, dass es sich dabei um die Namen der toten Marine-Brigadisten handelte. Der bärbeißige Soldat murmelte etwas über Weißmagier, als ich ihn danach fragte, wich er jedoch aus. Er antwortete mit den Worten: "Wir sind Soldaten, keine Ratschkatteln." Was er mir damit sagen wollte, wird mir wohl ewig schleierhaft sein.

...

Tag 27

Wir reisten an der Königsstrasse entlang, die Route ging von Swa, nach Ravins Höh bis nach Draconis. Es gab einiges fürs Auge. Die Königsstraße war imposant. Nach dem Jahr auf der provinziellen Insel Siebenwind, kam mir jenes Dorf wie eine große Stadt vor. Überall zuckten Feuersäulen in die Luft, Lagerfeuer brannten und Händler priesen lautstark Waren an. Ich sah Zollstationen zu den anderen Provinzen, Schenken überfüllt mit Leben und Gaukler die ihr Handwerk verstanden. Gerne hätte ich hier verweilt, jedoch war mir meine Mission stets bewusst. Stoisch richtete ich meinen Blick nach vorn.

...

Tag 30

Wir erreichten die zweite Etappe unserer Reise: Swa lag in winterlicher Kälte. Die Menschen, an denen wir auf den Straßen begegeneten, schienen mir missmutig und übellaunig. Ich war froh als wir Lichtenfeld erreichten, dass eine soviel schönere Atmosphäre aufweisen konnte. Freudenfeuer sah man am Horizont, die Felder waren verhagelt und die Menschen wesentlich besser gelaunt.

Wir schlugen in jener Nacht am Wegesrand ein Lager auf. Die beiden Leibwächter die mit mir reisten, zogen mein Interesse auf sich. Ich fragte sie nach Herkunft, Namen und Art ihrer Berufung. Ich erfuhr, dass sie Schwestern waren, beides Frauen mittleren Alters und ehemalige Kommandanten im Vandrienkrieg, bis sie einem Fluch erlegen waren. Immer wenn sie nun das Banner Vandriens sahen, brachen sie in Tränen aus und wurden zu wimmernden Wracks. Rosteria und Arwilla waren ihre Namen. Ich fragte die beiden über die Geschehnisse in Vandrien aus, sie lieferten mir einen ausführlichen Bericht darüber.

Vandrien war tatsächlich befreit worden. Fürst Raziel war verschwunden und eine neue Regentin war an die Macht gehievt worden. Eine Verwandte des scheidenden Fürsten, der (meiner Befürchtung nach) nun Siebenwind ansteuern wird, da er sich als bekannte Persönlichkeit kaum auf dem Festland verstecken kann. Um Vandrien steht es nicht gut, das Land hat ähnliche Schäden erlitten wie es in der Ödnis auf Siebenwind der Fall ist. Säure Seen, pervertierte Wälder mit organischen Gewächsen und andere Grausamkeiten dominieren die dortige Landschaft. Weteka wurde fürs erste zur neuen Hauptstadt umfunktioniert, was den Handel und andere wichtige Dinge im Lehenswesen betraf. Ein weiteres Problem stellen die Söldner und freiberuflichen Krieger dar, die das geschwächte Lehen Vandrien als Rückzugsstätte nutzen und dort der Wegelagerei und anderen illegalen Machenschaften nachgehen. Erstaunlicherweise geht die größte Gefahr jedoch durch eine ganze Rasse aus: Die Waldelfen. Anscheinend haben es jene sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen dafür zu bestrafen, was sie den Wäldern Vandriens angetan haben. Jeder der sich diesen nähert, wird ohne großes Aufheben unter Beschuss genommen oder gewaltsam vertrieben. Außerdem gibt es das Gerücht (was ich aber eher für Aberglauben halte), dass die Waldelfen ihre eigenen Kinder töten und verspeißen, wenn diese nicht kompatibel sind mit ihrer Art der Magie. Man kann für die treuen Vandrier nur hoffen, dass das Lehen bald wieder in alter Herrlichkeit erstrahlen wird, denn einst waren sie die Treusten der Treuen. Hoffentlich sind sie es bald wieder.

Überrascht war ich über die Reaktion, als ich den Namen "Tardukai" erwähnte. Da ich mich in der vandrischen Sprache nicht auskenne, war mir die Bedeutung jener Worte bisher schleierhaft. Im Großreich gilt dieses Wort von nun an als ketzerisch, wenn man es im Zusammenhang mit den dunklen Streitern benutzt, denn es bedeutet nichts anderes, als "die Treusten der Treuen." Eine solche Anerkennung haben die Diener des Verdorbenen auf keinen Fall verdient.

Der Schrift anhängend ist eine Zusammenfassung der Legende des heiligen Serass:

Serass, der Cousin des Fürsten Raziel. Einst schwor er Vandrien seine alte Herrlichkeit wieder zu geben. Alle Schergen der Dunkelheit wollte er niederwerfen und verbannen vom Antlitz des Erzdrachen. In seiner endlosen Reinheit, suchte er unter Gefahren Raziels Festung auf, um für dessen verstorbene Frau und seine toten Kinder zu beten. In jener Nacht soll ihm Maynagh erschienen sein, das Schwert Bellums und entschied, Serass möge sein Vertreter auf Erden sein. Er kam über die bösen Vandrier, wie Bellum über die Niederhöllen kommen wird. Blutig schlug er die Schlacht an der Seite der Menschen. Zehn gegen Hundert, die Feinde wurden zerschmettert und er stand in seiner Herrlichkeit auf einem Berg aus Leichen, unversehrt und befleckt mit dem unreinen Blut der Herätiker. Das ist Serass, der Schutheilige Vandriens. Der neue Großinquisitor Galadons.

...

Tag 35

Bernstein, das Herz Galadons. In der Ferne flimmerten die Mauern von Draconis. Die zwei Stadtringe, unterteilt in mehrere Bezirke. Ein Haus so groß wie halb Falkensee. Im Herzen der Stadt ragte der weiße Hochturm empor. Die gewaltige Kuppel, umgeben von den vier imposanten, prunkvollen Türmen. Dahinter lagen die goldurchwirkten Rosenquarzmauern des königlichen Palastes, hochaufragend die alabsterfarbenen, schlanken Türme und umsäumt von den schönsten Gärten aller Länder Falandriens.

Der Kutscher ließ die Pferde durch eine der bombastischen Tore traben und fragte nach meinem Ziel. Ich nannte den königlichen Palast und er begann diverse Teilabschnitte des emensen Baus herunterzuleiern: Schattenhain, weiße Kreuzung, Säule der Helden, Morgentor, Abendtor, Vermächtnis von Necra, Bellums Pforte. Alles in allem war ich überfragt, schließlich entschied ich mich dafür, den obersten Kommandanten der Militärstreitkräfte aufzusuchen. Jene Persönlichkeit schien mir als Berater des Königs gerade zu prädestiniert meinen Audienzwunsch entgegen zu nehmen.

Tag 36

Einen ganzen Tag hat die Umrundung des Palastes gebraucht. Die Straßen Draconis' sind überfüllt von Leben, es quillt praktisch aus jeder Ritze der heiligen Stadt. Wir waren in einem Teilbereich des Palastes angekommen, der eindeutig militärischer Natur war. Eine gedrungene Festung schälte sich aus den Rosenquazmauern und ragte düster empor. Schießscharten zierten die Außenmauer und Banner wehten im Wind. Die Fahnen des Lehensbanners zu Bernstein ähnelten derer ihres Pendanten auf Siebenwind. Auf dem Hof exerzierten Rekruten, die laufend angebrüllt wurden von einem schneidigen Spieß. Ich stieg aus der Kutsche und bedankte mich bei meiner Begleitung, danach ging ich auf eine der Torwachen zu und fragte nach dem Kommandanten. Der Soldat wies in den Hof, rüber zum Hauptgebäude.

Als ich den Hof betrat, nahm der Spieß dies zum Anlass seine Rekruten noch etwas mehr zu schinden. "Ritter anwesend ! Appell !" Die gesamte Rekrutentruppe (bestehend aus unbedarften Jugendlichen, schwitzend und beladen mit schwerem Marschgepäck) kam neben mir zum stehen und salutierte brav, danach folgten gemurmelte, gekeuchte Worte die verdächtig nach "Ehre dem König" nebst namendlicher Kennung und Rang klangen. Der Ausbilder fand dies anscheinend sehr amüsant, denn er lachte vergnügt, kam dann heran und begrüßte mich keineswegs respektlos, jedoch etwas jovial. Nach der Grußerwiderung trug ich mein Anliegen vor und er nickte recht eifrig. Umgehend merkte er an, dass es sich ja nur um einen Botendienst handeln könne. Dem stimmte ich zu und er nannte mir den Namen des Kommandanten: Siegfried von Rohenhand. Ich bedankte mich, ging dann in die gewiesene Richtung und trat in eine schattige Untersäulung neben dem Haupttor. Ein leichter Lavendelgeruch lag in der Luft. Die beiden Wachen, die vor dem dortigen Tor stationiert waren, grüßten mich mit allem gebührlichem Respekt und kreuzten dann die Hellebarden. Nachdem ich Rang, Grund meines Besuches und andere Dinge herab gelaiert hatte, wurde ich eingelassen. Nun stand ich in einem kühlen Vestibül. Der Boden war mit Teppichen drappiert und Gobeline hingen an den Wänden. Hinter einem Schreibtisch hockte ein brummiger Zwerg und kümmerte sich aufopferungsvoll um diversen Papierkram. Als ich näher kam, schaute er auf. Ein Wortschwall brach aus ihm heraus, er wiederholte haarklein, was ich den Wachen berichtet hatte. Ich bestätige all das mit einem Nicken. Die darauffolgende Frage verunsicherte mich etwas, er fragte nach meinem Befinden. Ich erzählte von gelegentlicher Seekrankheit während der Überfahrt. Von Etriska? Fragte er dann und ich nickte. Danach wies er mich durch die Tür hinter sich und gebot mir die nächste Tür im folgenden Korridor links zu nehmen. Dort sollte ich mich entkleiden. Diese Aufforderung brachte mich etwas in Rage, denn ich sah mich schon nackt vor diesem Zwerg stehen, der mit einem Hämmerchen an meinem Knie herum klopft. Ich fragte ob dort Kleidung parat liegen würde, er bejahte und ich war beschwichtigt. Als ich nach einer Begründung fragte, nannte er Siebenwind und vorallem Etriska ein "verseuchtes Gefilde". Bei diesem Zwerg war Hopfen und Malz verloren, ich ließ ihn links liegen.

Ich betrat einen umfunktionierten Waschraum. In der Mitte stand ein Kupferkessel, gefüllt mit klarstem Qullwasser. Daneben, auf einer Bank, lag eine blaue Robe. Der Boden war bekachelt mit den Symbolen der göttlichen Vier. Ich entkleidete mich, stieg in die Wanne und wusch mich mit den bereitstehenden Ölen und Seifen. Als ich fertig war, zog ich die Robe an und die dazu passenden Ledersandalen. Außerdem gürtete ich mein Schwert wieder um, ich konnte es nicht leiden dieses Familienerbstück in fremde Hände zu geben.

Grad war ich fertig mit ankleiden, schwang die Türe auf und zwei Männer kamen herein. Beide waren von schlanker Figur, der eine ein blonder Endophalie, der andere trug die Insignie des Allsehenden. Der endophalische Magier, dessen Brust von einer türkisen Magierrune geziert wurde, entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten und berichtete mir, dass man mich leider nochmals genauer untersuchen müsse. Danach trat der Magier, ebenso wie der Geweihte, näher an mich heran. Der Arkane begann Formeln zu murmeln und führte Gesten aus, als taste er die Luft um mich herum ab. Reichlich absurde Frage stellte er. Ob ich verliebt sei, was meine Lieblingsfarbe ist, woher ich stamme und was ich gerne esse. All das beantwortete ich wahrheitsgemäß und nach bestem Gewissen. "Qelvoh, ... Dor." Diese Worte habe ich mir eingeprägt, der Magier gab sie von sich, als seine Hand gerade über meine Bauch schwebte. Mir wurde mit bedrückender Intensität bewusst, dass das ehemalige vandrische Mal, das einst meinen Bauch zierte, ein Problem darstellen könnte. Es wurde zwar seinerseits entfernt, jedoch konnte man auf magischer Basis sicher noch einen Rückstand entdecken. Eine Narbe war ja schließlich verblieben. Ich erklärte mich, sprach mich über die Herkunft jener "Befleckung", wie es der Geweihte nannte, aus. Danach sagte er, dass darüber noch gesprochen werden müsse. Dann trat er aus dem Weg, der Magier richtete seine Hand auf mich, murmelte eine Formel und schließlich umfing mich Dunkelheit.

Tag Unbekannt

In absurde Träume versunken, sah ich meinen Vater. Wir gingen zusammen durch einen hübschen Garten, bepflanzt mit Lilien, Rosen und allen anderen Blumen schönster Anmut. Er fragte mir Löcher in den Bauch, teils über profane Dinge, aber er stellte auch wichtigere Fragen. Die Absonderlichkeit an ihm war, dass er ein Zyklop war. Ein Auge ragte aus seiner Stirn, silbern wie der aufgehende Astreyon. Gekleidet war er in eine blaue Robe.

Ich erwachte in einer großen, nach außen offenen Schlafkammer eines Tempels. Meine Kleidung war nun eine rosenfarbene Robe, neben dem Bett standen die ledernen Sandalen. Irgendwo plätscherte leise Wasser. Benommen sah ich mich um. Durch die Säulen, die die Decke der Halle stützen, konnte man hindurch blicken in eine schöne Gartenanlage. Vereinzelt sah man Diener des Tempels, ebenso Geweihte und andere Leute, die auch die rote Büßerrobe trugen, die mir angezogen worden war. Neben mir saß eine beleibte, freundliche Novicin Vitamas am Bett. Sie lächelte mir zu, als ich ihr den Kopf zu drehte. Als ich sie fragte, wo ich denn sei, antwortete sie: "Im königlichen Palast." Wenigstens hatte man mich nicht in den weißen Hochturm gebracht, wie es mir der Regent Pappins prophezeiht hatte. Ich fragte warum ich hier wäre, sie erwiderte, dass man mich untersucht habe und das man die Narbe an meinem Bauch entfernt habe. Als ich meine Bestürzung über diese Methoden kund tat, reagierte sie etwas schnippisch und rechtfertigte sich damit, dass es galt den Palast zu beschützen, ebenso mich selbst, da mir ja der unmöglichste Zauber hätte auferlegt werden können. Danach ließ ich mich lautstark darüber aus, dass man mir mein Schwert abgenommen habe. Die Novicin beschwichtigte mich und sagte mir, es sei gut aufgehoben, in einer der Kasernen am Palastausgang. Ich lenkte ein, gab ihr recht und bat dann darum einen Berater seiner Majestät sprechen zu können. Die pummelige Geweihtenanwärterin nickte geschäftigt, sputete dann davon und ließ mich alleine zurück. Ich entschloss mich (da die Wartezeit lange währte) die Leute hier auszufragen. Ich ging auf einen älteren Herren zu, der auf einer Bank saß und abwesend den Himmel anstarrte. Ich fragte ob ich mich setzen könne, er bejahte dies und wir stellten uns einander vor. Sein Name war Ruwinio Larasse, ein Feldmeister des Banners von Sae. Als wir ins Gespräch kamen, kehrte auch schon die Novicin zurück und gebot mich sie zu begleiten. Ich verabschiedete mich von dem Feldmeister und ging ihr nach.

Ich wurde durch eine weitere, prunkvolle Hallte gleitet. Vereinselt sah ich Dienerinnen der lieblichen Herrin meditieren und beten, zwischen innen saß eine ältere Dame und strickte. Wir verließen die Halle in einen Flur aus edlem Zedernholz. Es roch leicht nach Harz, getäfelte Türen säumten den Gang und es herrschte eine sehr angenehme Kühle. Eine der unbeschrifteten Türen wurde geöffnet und man gebot mich hinein. Hinter mir schloss man die Türe.

Der Raum war ein perfektes Rechteck. Boden, Wände und Decken waren bekachelt mit dunklen Fließen, vermutlich eine Art von Onyxgestein. Die Wand mir gegenüber war offen und bot einen Panorama Blick auf ein Labyrinth an ähnlich gestalteten Räumen, die wahrscheinlich als Büros oder anderweitig genutzt wurden. In der Mitte der Kammer leuchtete eine helle, blendende Lichtsäule, die komischerweise durch den Boden zu kommen schien. Irritierenderweise stand in der Mitte des Raums kein Schreibtisch, sondern eine portable, gepolsterte Sitzgelegenheit aus grünem Stoff, ein ebenfalls portabler Standofen, der wohlige Wärme verbreitet, diverse Stehlampen und eine eigentümliche Kombination aus Stuhl und Schreibtisch. In dem komischen Bastardmobiliar saß ein bärtiger, älterer Herr, mit aristokratischen Gesichtszügen und weise funkelnden Augen. Der braune, kurzgeschnittene Bart sah absonderlich aus, auf seinem sonst so edel gearbeiteten Antlitz. Eine seidene, weiße Tunika trug er, darunter ein feines, schwarzes Hemd. An den Händen trug er diverse Siegelringe, die eine raffinierte Schutzvorrichtung aufwiesen. Man konnte sie verdecken, durch kleine metallische Klappen, wodurch Rang und Adelsstand kaschiert wurden. Er wies mich an auf dem grünen Sofa Platz zu nehmen und stellte sich als Manduran Reisengut, Berater seiner Majestät, vor. Stolz verkündete er außerdem, dass er der Bruder des Drachenhochmeisters von Pappin sei, Graf Nanduran. Ich berichtete ihm vom Auftrag, den ich durch die Tafelrunde der Ritter zu Siebenwind erhalten hatte. Er wollte umgehend einen ausführlichen Bericht haben, um jenen dem König vorzulegen. Ich verneinte, mit der Begründung, dass ich nur mit dem König persönlich darüber sprechen könnte. Diese Einstellung schien ihn zu irritieren. Mehrmals fragte er ob ich mir sicher sei, dass ich eine Audienz wagen wolle. Ich erwiderte, dass ich mir keineswegs sicher sei, ich es aber als nötig erachte und meinen Auftrag nach bestem Gewissen erfüllen werde, so wahr mir die Götter helfen. Ein wenig beeindruckt war er dann schon, jedenfalls interpretierte ich seine Mimik so. Er lenkte ein, gewährte mir mein Anliegen und läutete ein Glöckchen. Zwei Drachenritter traten in den Raum, er instruierte die beiden und schickte mich mit ihnen. Ich verabschiedete mich höflich und folgte den beiden Rittern mit erfürchtig gesenktem Haupt.

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"It seems as if heaven had sent its insane angels into our world as to an asylum, and here they will break out into their native music and utter at intervals the words they have heard in heaven; then the mad fit returns and they mope and wallow like dogs."
Ralph Waldo Emerson, 1841


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 Betreff des Beitrags: Die Audienz
BeitragVerfasst: 7.12.06, 00:58 
Ehrenbürger
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Es wurde ein langer Marsch. Die Königsritter führten mich durch endlose Aneinanderreihungen von Sälen, Hallen, Gärten, Gallerien und Museen. Die verschwenderische Dekorierung raubte mir ein ums andere Mal den Atem. Von Gold durchwirkte Kacheln aus Marmor, Vorhänge aus feinstem Samt, Statuen aus Alabaster, perfekte Imitate ehemaliger Feldherren und Könige. Wie gerne hätte ich mehr Zeit gehabt, um den Königspalast bis in den letzten Winkel zu erkunden. Da die Schritte der Ritter jedoch sehr zielstrebig waren, blieb mir nicht viel Zeit zum bestaunen.

Schließlich kamen wir in einer Halle an, der Boden gekachelt mit Alabaster, die Wände mit blauem Gestein behauen. Mir kam die Ähnlichkeit mit einer Kathedrale in den Sinn. Die Decke ragte weit auf, mehrere Holz und Steinbänke reihten sich durch den ganzen Raum. Buntglasfenster ließen Regenbogenfarben in den Raum fallen, Schlachtportraits und göttliche Lobpreisungen verzierten die Decke. Am Ende des Mittelgangs erhoben sich vier Stufen, umspannt von violettem Brokat. Die erste Stufe war mit kupfernen Trittleisten versehen, die Zweite war Eisern, die dritte aus Gold und die letzte verziert mit blendendem Silber.

Die beiden Bernstein-Ritter gingen vor, knieten sich nieder, senkten die Häupter und grüßten ihren König. Danach traten sie ab und ich konnte vor die Thronempore treten. Auf der untersten Stufe saß ein Mann, gekleidet in ein buntes Harlekinkostüm. Die langen schwarzen Haare, hatte die Gestalt zu einer mehrstufigen, elfenartigen Frisur hochgesteckt. Mit einem Messer schälte er einen Apfel, mich mit einfacher Missachtung strafend.
Mein Blick richtete sich auf die zweite Gestalt, die auf der goldenen Stufe stand. Betagt, alt, aufrecht und stolz stand sie da, in einer Hand einen schlichten Stab aus Silberholz, ihre Augen von heller, grüner Tönung. Ihre Robe verriet ihre Herkunft. Auf dem weißen Stoff war das Emblem des weißen Hochturms gestickt.
Auf der letzten Stufe, thronte Er. Unser Herrscher. Ich sah ihn und sah ihn dennoch nicht. Ein Schleier der Magie lag über ihn. Ich sah ihn bewusst, doch blieb mir sein Antlitz nicht im Gedächtnis. Es blieb trotzdem das Gefühl, dass ich ihn unter Tausenden wiedererkennen würde. Kein Mensch, den ich zuvor traf, strahlte so sehr den Willen zu Herrschen aus. Ein Wesen bestehend aus Dominanz und Macht. Mir wurde halb schwindlig: Ich stand vor einem alles verschlingenden Abgrund, der er war, in all seiner göttlichen Präsenz.

Ich trat näher, sank vor den drei Gestalten auf die Knie und neigte tief versunken in Demut, mein Haupt. Die Maga ergriff als erstes das Wort: "Nun?" Als Antwort darauf, brachte ich einen gebührlichen Gruß für den Monarchen hervor. Die Reaktion darauf, war eisiges, langes Schweigen. Ich spürte den stechenden Blick der alten Magierin und auch Seinen. Wie ein Sog in meinen Eingeweiden, konnte ich seine Blicke spüren. Ich erhob wieder das Wort, tat kund, dass ich Nachricht von Siebenwind hätte. Die darauffolgende Reaktion war abermals schweigen. Ich gebe zu, dass ich nervös wurde, jedoch riss ich mich zusammen. Mit dem naheliegendsten fing ich an, ich sprach über die Bedeutung Siebenwinds in der großen Prophezeihung. In meinem Geist erklang die arrogante Stimme der Zauberin, sie bließ mir kalten Spott entgegen und kommentierte jedes meiner Worte mit blanker Verachtung. Übergehend versuchte ich dann, über die Tragödien in der Geschichte Siebenwinds zu sprechen. Abermals kam der Spott, sie wurf mit Unwissenheit vor, ließ mich wissen, dass sie mich für ahnungslos und unwissend hielt. Beirren ließ ich mich von ihr nicht, mein Bericht galt dem König, nicht ihr. Ich sprach weiter, lenkte die Ausführung zum Desaster, welches ausgelöst wurde durch die Erscheinung des Willens alter Meister. Meine Ausführung über die Mazzarem traf bei ihr auf keinen Unglauben, sie gab mir nur laufend das Gefühl, schon über alle Wirrnisse des Krieges bescheid zu wissen.

Ich beendete den Bericht. Es herrschte wieder Schweigen, von draußen kam der Schrei eines Fasans herein. Die Erzmaga ergriff schließlich das Wort und fragte enerviert: "Und?" Die einwörtige Frage so stechend und schneidend gebrochen, wie ein Schwert, glänzend in Felas Strahlen. "Mir wurde aufgetragen vor dem König zu sprechen, da man auf Siebenwind davon überzeugt war, dass dem König möglicherweise Fehlinformationen vorgelegt wurden." Diese Aussage meinerseits, wurde wieder mit eisigem Schweigen quitiert. Der König erhob das Wort, zumindest kam es mir so vor. Ich verstand seine Worte nicht, sie waren wie Musik, ohne das man den Text verstehen könnte. Die Erzmaga lauschte seinen Worten. Als der König geendet hatte, wendete sich die Erzmagierin wieder mir zu. "Noch etwas, Ritter seiner Majestät." Ich bejahte und überreichte die Schreiben, die mir gegeben wurden. Die Maga nahm selbige entgegen, während ich mich für die Impertinenz einer direkten Audienz bei seiner Majestät entschuldigte. Während die weiße Maga die Schriften studierte, war es wieder ruhig in der großen Halle. "Der Inhalt dieser Briefe ist uns bereits bekannt. Und angesichts der dort zu lesenden Idiotie der Aussagen, wirkt euer Auftreten geradezu drollig." Meinen Groll über die Ausdrucksweise dieser Person, zügelte ich mit der mir angelernten Disziplin. Der König bat sie mit einer einzigen Geste zu Contanance. Sie gehorchte und mäßigte sich. Ruhig und sachlicher fuhr sie dann fort: "Dir wird die Ehre zu Teil, Nachricht von seiner Majestät höchst selbst nach Siebenwind zu tragen. Zu Vorderst: Siebenwind steht nicht an der Seite des Königreichs, Siebenwind ist Teil des Königreichs. Solcherlei aufwieglerischer Wortwahl sei nimmer mehr auf dem Eiland der Seelen gestattet. Ein jeder, der auf Siebenwind einen Handgriff tut, kann dies nur so tun, weil der König es gestattet. Er ist der Herr der Menschheit und aller fleischlichen und friedfähigen Völker Tares. Jeder ist Untertan des Königs. In seiner göttergegebenen Weisheit und Umsicht, ist er derjenige, der uns befiehlt den Ort und die Aufgabe unseres Lebens. Und wenn es sein muss auch Ort, Art und Zeitpunkt unseres Todes. Ferner hin: Wer sich nicht in der Heraldik des Königreiches in den Grundzügen auskenne, sei es nicht wert, einen Rang zu tragen. Die Farben Vandriens seien Rot und Schwarz. Meist ein schwarzer Grund, mit fünf roten Tränen, einem Tropfen oder Kreisen herinnen. Oft auch schlichter gehalten Schwarz-Rot-Schwarz. Das Zeichen des Diamanten auf Blauem oder Violetten Grund, dies sei das Zeichen des Grauen Turmes. Schlaget nach, wenn ihr etwas nicht wisst, aber ratet nicht so göttererbärmlich herum. Ihr beschämt diejenigen, die für diese Flaggen gestorben sind." Ich erhob nach diesem Monolog das Wort, um mich für die Missverständnisse zu entschuldigen. Dies wurde nicht gut aufgenommen, denn die Maga fuhr mich an: "Es wurde euch nicht gestattet zu sprechen !" Dieses Aufbrausen wurde wieder gestopt, indem der König durch eine Geste, die Leiterin des weißen Hochturms um Ruhe gemahnte. Die Erzmaga beruhigte sich und führte ihre Ausführungen fort: "Es gehe weiter in jenem Schreiben: Es hätte sich Wehr gegen die Truppen seiner Majestät eingestellt, da man gehört hätte, es seie in Wirklichkeit ein Diener des Erfeindes Raziel und es sei anzunehmen, dass nicht die Graumagier, sondern wohl die Schwarzen ihre Finger im Spiele hätten. Zu oberst: Uns ist bekannt, dass..." An dieser Stelle zögerte die alt erwürdige Arkane. "Dass der Freie, der sich Venchurius nennt, behauptet habe, den Erzfeind Raziel gesehen zu haben, und eben jenen erbärmliche Fehler in der Leseart der Flaggen geschah, welcher die Graumagier den Vandriern zuordne, die auf Siebenwind, ungerechtfertigt, noch als generell Böse betrachtet wohl werden. Es wurde ein General der Flotte und Briefe mit Befehl und Siegel des Königs in die Waagschale gelegt, mit dem Geschwätz eines Freien und der eigenen Unfähigkeit den Geist zu gebrauchen - Und auf Siebenwind siegte das Geschwätz der Freien und das Unvermögen. Wäre es dem König gestattet, so müsste er weinen, tausend Jahre, über das was auf Siebenwind geschieht !" Ich klärte die Maga darüber auf, dass die siebenwindschen Lehensvasallen keines wegs dem Irrtum einheim gefallen wären, anzunehmen, dass Vandrien abgrundtief Böse sei. Immerhin ist es eine erwiesene Tatsache, dass einer der ruhmreichsten Ritter der Provinz vandrischer Abstammung sei. Meine Worte bewirkten irgendetwas, der Zauber über seiner Majestät flackerte. Ich erinnerte mich an kurze Impressionen Seines Antlitzes. Gepflegt, hoch gewachsen, die vierfach geschichtete Krone Galadons auf dem stolzen Haupt. Das Kinn auf die Hand gestützt, sah er mich einen Moment lang an. Dann verschwamm dieses Bildnis, ich verlor die Konzentration. Als die Benommenheit nachließ, war ich alleine in der Audienzhalle. Es hallten nur noch die Worte "In Zukunft wird Gehorsam erwartet !" in meinen Ohren nach.

Die Audienz war beendet. Nur das Bild der boshaften, weißen Erzmaga, hatte sich wie ein Kupferstich in meinen Verstand gebrannt. Es blieb das ungute Gefühl, dass ich früher bereits hatte, wenn ich meiner Großmutter ein Missgeschick beichten musste. Die Enttäuschung der Maga war ähnlich dieser alten Erinnerung. Die Bernstein-Ritter traten an mich heran und baten mich, ihnen zu folgen. Aus Mangel an anderen Möglichkeiten, folgte ich ihnen.

Dies war das Ende meiner Reise. Um dieses Tagebuch, das an Blättern sich dem Ende neigt, nicht überzustrapazieren. Beende ich hier meinen Bericht. Die Reise heim, war ereignislos und ohne Vorkommnisse die einer Erwähnung bedürften. Mein Schiff fuhr von der Rothenbucht aus los und steuerte Siebenwind an. Alles was bleibt, ist das Gefühl versagt zu haben. Der einzige Lichtblick ist, dass seine Majestät uns Nachricht zukommen lassen wird. Wann dies der Fall sein wird, ist mir nicht bekannt. Vielleicht morgen, vielleicht auch erst in Monaten.

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"It seems as if heaven had sent its insane angels into our world as to an asylum, and here they will break out into their native music and utter at intervals the words they have heard in heaven; then the mad fit returns and they mope and wallow like dogs."
Ralph Waldo Emerson, 1841


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