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Zwei Tage später:
Eigentlich, ja eigentlich begann der Tag recht ruhig. Seine Hände taten immer noch weh und sein Gesicht hatte noch immer den Anschein als währ er durch ein Rudel wilder Katzen gestolpert - aber die Zeit zum Nachdenken hatte ihm gut getan.
Gedankenverloren schlenderte er über den Markt. Irgendein Gefreiter brüllte ihm etwas entgegen.
Wall, was soll ich dort …
Er fragte zwar was geschehen sei und warum man dort hinkehren sollte, stockte aber im Worte als er eine Person sah. Eine Frau.
Für einen Moment hatte er alles vergessen, den Markt, den Gefreiten, einfach alles.
Eigentlich konnte es ja nicht wahr sein. Die konnte ja garnicht hier sein. Wie hätte sie ihn denn finden sollen. Und eben drum kam er zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich nur etwas verwirrt war, ob der letzten Tage.
Gewiss nur eine Einbildung.
„Gwydion?“. Die Frau sprach.
Er unterdrückte einen entsetzten Aufschrei und sprang, regelrecht stolpernd einen Deut zurück.
"Bei den Vieren…" , entfuhr es ihm zitternder Stimme. Er wurde aschfahl im Gesicht.
Jener Tagtraum war etwas zu wahrhaftig und die Stimme klang deutlich bekannt und scheinbar, er war sich nunmehr sicher, stand dort jemand.
Er brauchte einige Atemzüge um das gesehene zu realisieren.
Worte viele Worte.
Sie sprach mit ihm. Wo er gewesen sei, er wäre einfach verschwunden. Man glaubte er wäre tot. Und was er auf dieser Insel tue...
Doch in seinem Kopf klang ständig nur:
Nein, nein. … Bitte nicht.
Anfänglich schien er verwirrt, mitunter panisch und nach kurzem deutlich wie ein Tier welches jedem Moment bereit sei zu fliehen.
„Verzeiht, ich muss nun… wirklich. Der Gefreite. Ich sollte zum Wall. Der Eine fällt bestimmt gleich ein.“
„Es sind Oger.“ Scheinbar wusste sie mehr als er.
„Oh,ähm.. Oger, natürlich – ich sollte, nun wirklich – ich werde bestimmt gebraucht.“
Über kurz, gar etwas länger machte er sich davon, mit dem Versprechen, welches er keines Falls beabsichtigte zu halten, gleich zum Tempel zu kehren, als denn er vom Gefreiten zurückkäme.
Er rannte auf das Stadttor zu, dieses hinaus und eine weile Lang den Weg entlang.
Schuldig.
Das bist du.
Bist es… schuldig.
Seine Schritte wurden langsamer und er sah den Weg zurück. Konnte er gehen. Einfach so. Natürlich konnte er. Wieso sollte er nicht.
Er hastete weiter den Pfad entlang.
Pflicht.
Es ist deine Pflicht.
Abrupt stand er still.
Wieso, wieso bin ich es, wieso sollte es so sein. Es ist nicht mein Wille. Nicht mein Wunsch.
Versprechen.
Du hast es versprochen.
Es sind nur Worte, nur Worte – es ist nicht, nichts was etwas bedeutet.
Ehre. Wahrheit der Worte. Ehre.
Ich brauche keine Ehre. Ich habe keine Ehre. Ich will keine.
Doch du willst.
Ach schweig.
Eine weile stand er einfach nur still da und starrte den Boden an währen er mit seinem Gewissen rang.
Du weißt, er würde genauso handeln.
Ja, ja er wusste es, er hatte schon daran gedacht als er am Tag zu vor solang auf jene Puppe einschlug bis seine Hände bluteten, er hatte daran Gedacht als er des Nachts wach lag und nun als er die Stadt verließ. Konnte er es? Mut. Wie konnte er jenen finden, Mut finden wo keiner war. Nie war er mutig gewesen. Nie tapfer und ehrvoll ebenso wenig. Wieso sollte er es nun werden.
Weil du es für ihn sein magst.
Seine Schultern sackten herab und er nickt schweigend vor sich hin.
Ja.
Mit einem bangenden Blick trat er den Weg zurück zur Stadt an, zum Tempel.
„Ihr seid doch gekommen...“
Ja, das war er, doch er hatte keine Worte – keine Worte die beschreiben konnten warum er sie verlassen hatte. Die beschreiben konnten warum er hier war.
Sie redeten eine Weile. Die Worte klangen nie wirklich freundlich. Er konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. Denn so recht begriff er sie selbst noch nicht. Fast ein Dunkelzyklus verging ehe sie sich auf dem Dache des Tempels wiederfanden.
Es sei so absurd.
Er zweifelte, seine Worte klagen zweifelhaft und das was er sprach war selten die Wahrheit. Sie schien es merken. Irgendwie.
Würde er jetzt nicht Handeln, würde er jetzt nichts tun - so hätte er gar nicht erst umkehren brauchen. Hätte einfach wieder weglaufen können.
Sie war im begriff zu gehen als er nach ihrem Ärmel griff und sie ansah.
Er hatte Angst. Viel zu viel Angst.
Mühselig überwand er jene, denn seine Gedanken waren an einem anderen Ort, bei einem anderen.
"Ich bin es Euch schuldig." , formten seine Lippen lautlos ehe der blasse Jüngling mit dem dunklen Haar ungeahnt für jemanden etwas tat, wozu er sonst nie im Stande gewesen wäre.
Er küsste sie.
Zuletzt geändert von Gwydion: 15.11.06, 15:10, insgesamt 1-mal geändert.
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