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 Betreff des Beitrags: Am Ziel und Anfang einer Reise...
BeitragVerfasst: 16.11.06, 01:20 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 15.11.06, 19:44
Beiträge: 16
Vorsichtig hielt sie die Lampe höher und sah sich um.
„Hallo?!“ Ihre Stimme war zittrig und ausgelaugt. Soviel war bereits an ihrem ersten Tag hier geschehen und sie war am Ende ihrer Kräfte.
Zuerst diese lange Überfahrt, bei der sie durch raue See soviel ihres Hab und Gut verloren hatte. Dann die Ankunft im Dauerregen, welches sie von oben bis unten durchnässte.
Zum Glück war ihr nach kurzer Zeit bereits jemand über den Weg gelaufen, die ihr helfen wollte. Ihr Name war Galdiell und sie war ihres Zeichens Heilerin. Sie gab ihr trockene Kleidung und machte ihr Mut, hier in der Fremde nicht schnell aufzugeben oder sich einschüchtern zu lassen. Gar war sie so freundlich Asrai nach Falkenstadt zu bringen, wo ihres Wissens nach ein Ordenshaus der Gläubigen Ventus’ war.
Auf der langen – für Asrai doch etwas beschwerlichen Reise auf blanken Füßen – trafen sie auf drei schweigsame Gestalten, die jedoch so schnell wieder verschwunden waren, wie sie aus dem Schatten gekommen sind. Galdiell erklärte ihr, dass dies Mythen waren, nachdem Asrai keinerlei Furcht vor diesen Wesen gezeigt hatte. Im Gegenteil, sie war eher neugierig gewesen und hätte sich vielleicht sogar gern näher mit diesen Wesen befasst, doch lag noch ein langer Weg vor ihnen und sie wollte ihre Begleiterin nicht länger aufhalten, als es unbedingt nötig war. Zumal es immer noch in Strömen regnete.
Endlich in der Stadt angekommen hatte sie soviel neues gesehen, dass es sie fast einschüchterte.
Asrai ging weiter. „Hallo?! Ist hier jemand?“
Dann dieses… Wesen. Dieses nachtschwarze Etwas, ein Schemen… etwas Angsteinflößenderes hatte sie noch nie gesehen. Erst hatte sie die Erscheinung neugierig gemacht, als sie jedoch immer näher und näher auf sie zugeschwebt kam, war es nur noch Furcht, die sie durchfuhr. Viele standen herum, keiner schien ihr helfen zu wollen… doch dann war dort doch eine Kraft, die sie von dem Schemen davontrug. Ventus selbst schien seine Arme um sie zu legen und sie von dem Schemen fort zu reißen. Zwar landete sie unsanft auf dem harten Boden, doch in einiger Entfernung zu dem Wesen.
Sie rieb sich kurz die Hüfte bei der Erinnerung, gar nicht an die Farbenpracht denken wollend, die sich nun dort bilden würde.
Ein alter Mann, dessen Namen sie nicht kannte, hatte ihr geholfen. Ein Diener Ventus. So hatte sie eines zum anderen geführt und Asrai schien ihrem Ziel schneller entgegen zu eilen, als sie es zu hoffen gewagt hatte.
Und nun war sie hier, mit hochgehobener Laterne zwischen den scheinbar verlassenen Mauern des Ordens. Der alte Mann hatte sie hierher geführt.
Voller Dankbarkeit, doch mit schmerzenden Knochen und Füßen sowie einer schier unendlichen Müdigkeit verabschiedete sie sich von ihm und stieg die Stufen zum efeubewachsenen Eingang empor.
Einen kurzen Moment zögerte sie… doch dann atmete sie tief durch und klopfte – zuerst zögerlich, dann beherzter – an die hölzerne Tür des Ordensgebäudes.
Während sie auf eine Reaktion wartete, griff sie zum Medaillon um ihren Hals, in dem ein kleiner Saphir eingefasst war und strich mit einem Finger darüber.

Ventus... ich danke dir für deinen Schutz.
Danke für deinen Diener, den Du meinen Weg kreuzen hast lassen und mich hier in die Arme deiner Gläubigen geführt hat.
Ich danke dir…


Zuletzt geändert von Asrai: 16.11.06, 18:26, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 19.11.06, 00:20 
Einsiedler
Einsiedler

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Es war bereits dunkel als sie in das Armenviertel der Stadt zurückgekehrt war um sich dort eine trockene Bleibe für die Nacht zu suchen. Sie fand diese schlussendlich eine kleine Hütte, die ihr Schutz vor dem einsetzenden Regen gewährte und noch relativ sauber war. In ihr lag sogar eine Matte aus Stroh, welche zwar auch schon bessere Tage gesehen hatte, jedoch ihren Zweck erfüllte. Asrai schüttelte sich den Regen von der Robe und zog die Matte etwas näher an eine der hölzernen Wände der Hütte, welche eher ein trockener Unterstand war. Dann setzte sie sich und vergrub sich selbst in die Robe. Es dauerte einen Moment, bis ihr einigermaßen warm wurde. Dann griff sie nach ihrer Tasche und holte ein kleines Buch hervor, in dem sie nochmals ihre Notizen vom heutigen Tage durchging und ergänzte. Sie hatte lediglich zwei Bücher bei sich. Einmal ein Buch über die Götterwelt und dann dieses Büchlein, welches eine Mischung aus Tage-, Notiz- und Briefbuch war.
Sie überprüfte ihren eher geringen Dukatenbestand und hielt fest, dass sie sich davon ein Kräutermesser gekauft hatte. Die meiste Zeit des heutigen Tages hatte sie in den Wäldern verbracht und Pilze, Beeren sowie Kräuter gesammelt. Zwar hatte sie noch keine Ahnung, ob sie diese verkaufen könne, aber darüber machte sie sich noch keinerlei Gedanken. Sie war froh eine sinnvolle Beschäftigung gefunden zu haben und draußen unterwegs zu sein. Die ganze Zeit übe war es trocken gewesen und erst, als sie Falkenstadt wieder erreicht hatte, setzte der Regen ein.
Auch heute hatte sie wieder einige Leute kennen gelernt, wenn es auch meist bislang nur flüchtige Bekanntschaften waren. Aber dann und wann lief man sich über den Weg und Asrai war immer froh, ein bekanntes Gesicht zu sehen.
Neben den geschriebenen Text vervollständigte sie noch eine kleine Skizze von einem Vogel, der sie heute munter bei ihrem Werk beobachtet hatte und stets seinen Senf dazu abgegeben hatte. Irgendwann fing sie an mit ihm über ihr Tun zu diskutieren, was wohl eine sehr einseitige Diskussion war und jeder andere es für ein Selbstgespräch gehalten hätte. Es war ein sehr schöner blauer Vogel gewesen, der ihr sogar teilweise nachgeflogen war. Doch als sie sich zur Stadt abwandte flog er fort. Asrai seufzte und zog einen weiteren Strich mit dem Kohlestift nach. Vielleicht würde sie ihn ja mal wieder sehen.
Ihre Gedanken drifteten dabei zurück zu dem Vogel in dieser Taverne. Wie hieß sie gleich?
Asrai blätterte eine Seite zurück, wo sie alles aufgeschrieben hatte. Zum Seiltänzer. Richtig.
Sie presste die Lippen aufeinander als sie an den kleinen Vogel dachte, der in dem viel zu kleinen Käfig sein einsames Dasein fristen musste. Doch die Besitzerin ließ überhaupt nicht mit sich reden und sah den Vogel als ihren Besitz an.
Besitz… Vögel können nicht besessen werden. Kinder der Lüfte, Freiheit unter den Schwingen......

Sie wurde wach und sah sich kurz erschrocken um. Wahrscheinlich war sie kurz eingenickt. Es regnete immer noch und ihre Robe hatte nun zwei Löcher, jedes etwa so groß wie ein Apfel. Asrai verzog das Gesicht kurz und legte sich die Robe so hin, dass der kalte Wind nicht mehr durchdringen konnte. Ein Wolf, welcher sie auf dem Rückweg nach Falkensee überrascht hatte, hatte zum Glück nur ihre Robe erwischt und sie selbst blieb unverletzt. Dennoch steckte der Schreck ihr in den Gliedern und sie fürchtete kurz, einzuschlafen.
Der kalte Wind ließ nach und nun schien nur noch der Regen zu fallen. Asrai winkelte die Knie an und legte ihren Kopf darauf, nachdem sie das Büchlein zurück in ihre Tasche gelegt hatte und diese sicher verstaute. Sie vergrub ihren Körper so gut es ging in der warmen Robe und seufze kurz, wobei sie in Gedanken Ventus dafür dankte, dass er dem kalten Wind Einhalt gebot, so dass sie schlafen konnte. Jedoch würde es eine unruhige Nacht werden, denn der Wolf verfolgte sie noch in ihren Träumen und ein kalter, dunkler Sturm kam immer näher...


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BeitragVerfasst: 21.11.06, 00:56 
Einsiedler
Einsiedler

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Beiträge: 16
Nur noch eine Kerze brannte in dem Raum, in denen mehrere – meist leere Betten – standen. Die meisten anderen dort schliefen schon und nur Asrai war noch mit ihrem Büchlein beschäftigt, in dem sie noch mal alles Revue passieren ließ, was heute geschehen war.
Sie war einem Barbaren über den Weg gelaufen, der sie prompt bat, ihr die Stadt zu zeigen. Und das tat sie auch, zumindest zeigte sie ihm das, was sie in den wenigen Tagen, die sie schon hier war, bereits kannte.
Als sie diese paar Orte in Falkensee besucht hatten, fragte er sie, ob er ihr nun einen besonderen Ort in den Bergen zeigen sollte. Kurz war Asrai etwas unschlüssig gewesen, willigte dann jedoch ein. Es fehlte ihr bisher an Spontaneität, und das wollte sie ändern.
Es war zwar kein langer weg bis zu den Bergen, doch stellte sich der Aufstieg als schwieriger raus, als Asrai gedacht hatte. Der Barbar – der sich mittlerweile als Zayn Lagrah vorgestellt hatte – bot ihr zwar an, sich zu tragen, doch das wollte sie nun wirklich nicht. Sie zog sich ihre dicke, warme Robe aus und war mit den leichten Sachen, die sie darunter trug, um einiges gewandter. Die beiden sicherten sich noch mit einer dicken Liane ab und begannen dann mit dem Aufstieg. Alles klappte auch soweit ganz gut, doch auf den letzten Metern versagten ihre Kräfte, sie rutschte ab und konnte sich nur mit Mühe halten. Doch Zayn hatte sie an der Liane gesichert und half ihr das letzte Stück hinauf. Der Schreck steckte ihr in den Glieder, doch was sie dort auf der Spitze des Berges erwartete, hatte sie nicht zu träumen gewagt… Der Wind wehte hier beständig und kalt, fegte über den Schnee und blies ihn umher. Doch an einer Stelle schien er sich zu sammeln und in einer Böe in den Himmel aufzusteigen. Neben diesem Wirbel waren zwei Statuen aufgestellt, die beide einen Adler darstellten. Vor dieser Aufstellung befand sich ein kleiner hüfthöher Felsen, in dem drei Sternensaphire eingearbeitet waren… mehr brauchte Asrai nicht um zu erkennen, wem dieser Ort geweiht war und wessen Geist hier gegenwärtig war…
Tief verneigte sie sich vor der dem Luftwirbel und den Statuen und wich ehrfürchtig einige Schritte zurück, bevor sie ihr Haupt wieder erhob. Der Barbar hatte das Geschehen unschlüssig beobachtet und Asrai erklärte ihm, was das hier war. Ein Lächeln hatte sich auf ihre Lippen gelegt. Nie zuvor war sie an einem solchen Ort gewesen. Die Kälte um sie herum, der Schnee sowie der eisige Wind, der ihr ins Gesicht fegte, das alles nahm sie nicht mehr war… oder war er vielleicht gar nicht mehr da gewesen…?
Gründlich und fein säuberlich hatte sie diesen Ort in ihrem Büchlein festgehalten und skizziert, ebenso wie den Weg hierher. Sie würde sicherlich noch oft hierher gehen…

Nach dem Abstieg hatte Zayn ihr noch einige andere Orte gezeigt, die sie bisher nicht auf dieser Insel gesehen hatte und sie mit Staunen und Begeisterung erfüllten. In den wenigen Tagen, in dem auch der Barbar hier auf der Insel war, hatte dieser scheinbar schon mehr gesehen und erlebt als sie.
Später trafen sie noch Johan und Thyrian, mit denen sie sich in die trockene Wärme der Taverne „Zum Seiltänzer“ zurückzogen. Auch wenn ihr der Ort – oder vielmehr die Besitzerin – noch immer nicht geheuer waren, war sie doch froh im Warmen zu sein und sich der schweren Robe wieder entledigen zu können.
Lange hatte sie sich an jenem Abend mit Thyrian unterhalten… und es brachte sie zum Nachdenken.
Lange hatte sie sich später auch mit Zayn unterhalten… und es brachte sie noch mehr zum Nachdenken.
Es waren Dinge, über die sie bisher gar nicht nachgedacht hatte, die für sie bisher keiner Rolle gespielt hatten… doch niemand wusste, wie lange sie noch auf dieser Insel verweilen würde… und dann würde es sicherlich früher oder später eine Rolle spielen…

Asrai blickte von ihrem Büchlein auf als die Kerze kurz in einem Luftzug flackerte. Doch die Fenster waren alle zu ebenso wie die Tür. Was bedeutete das…? Sie sah zur Kerze, doch geschah nichts mehr.
Als sie ihren Blick zurück zum Büchlein wandte, sah sie, wo ihr Stift angesetzt hatte… und das verwirrte sie noch mehr. War dies ein Zeichen? Ein Zeichen Ventus'?
Erschöpft und müde strich sich Asrai mit einer Hand über das Gesicht, bevor sie das Buch zurück in ihre Tasche legte und die Kerze auspustete, um zu schlafen.
Dennoch ließen ihr die Gedanken keine Ruhe und es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie eingeschlafen war.


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BeitragVerfasst: 26.11.06, 20:31 
Einsiedler
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Seufzend legte sie den Kopf auf den Tisch, obliegend auf ihrem linken Arm und sah auf das leere Blatt Papier. Nun war sie im Orden aufgenommen worden und wollte – wie sie es versprochen hatte – einen Brief nach Hause schicken… doch vermochte ihr kein Wort von der Feder kommen. Ihre Gedanken waren noch immer wie die raue See, die nicht zur Ruhe kommen wollte und keine Ordnung ermöglichte.
Ihr Blick legte sich auf die Kerze, die im Düstern der draußen hereinbrechenden Dämmerung ruhig ihr warmes Licht in den Raum warf. Doch auch dort mochte sie keinen Anfang für ihren Brief finden. Sicher konnte sie einfach berichten, dass sie gut hier auf der Insel angekommen war und nach kurzer Zeit in den Orden Ecclesia Elementaris aufgenommen wurde, dass es ihr gut ging und sie bereits jetzt schon große Fortschritte machte, was ihre Eigenstudien über die Insel und über ihre eignen Fähigkeiten anging… doch war da noch etwas, was sie daran hinderte. Sie wusste nicht so Recht, ob sie etwas darüber schreiben sollte, oder nicht. Wahrscheinlich war es zu früh. Und sollte ihre Familie ungehalten darüber sein, was würde dann wohl geschehen? Vielleicht würden ihre Eltern vorschnell urteilen oder denken, dass sie vom wahren Grund ihrer Reise abgekommen war.
Kurz flackerte die Kerze unter einem Luftzug und Asrai hob sacht den Kopf, um sich umzublicken. Doch hier war niemand. Es war kein Fenster auf und auch niemand war durch die Tür getreten. Wahrscheinlich ihr eigener Atem…
Sie legte den Kopf zurück auf den Arm und nahm mit der freien Hand ihr Medaillon in die Hand. Still betrachtete sie den im Kerzenschein schimmernden Sternensaphir, wandte es dann um und las die Worte, die dort eingraviert waren. Ihre Lider senkten sich etwas, so dass sie mit halbgeöffneten Augen in Gedanken auf das leere Blatt Papier vor sich sah, während ihre Hand die Kette des Medaillons hochging und auf der anderen Kette, welche sie dabei trug, verharrte und sich darauf legte. Sacht strichen ihre Finger über die glatt geschliffenen Glasperlen.
Die Kerze flackerte abermals unter einem Luftzug, jedoch verlosch sie diesmal gänzlich und hinterließ nur Dunkelheit im Raum. Asrai schreckte auf und sah sich um. Ihr Herz schlug schnell und hämmerte gegen ihre Brust und ihr Atem war flach und ebenso schneller als normal. Hatte sie geschlafen? Sie hatte geträumt…
Sacht legte sie eine Hand auf die Stirn und strich sich über das Gesicht. Ihr Blick fiel vor sich auf das noch immer leere Blatt Papier, während die Bilder des Geträumten langsam verschwammen. Ein Alptraum… es war nur ein schlimmer Traum gewesen…
Im Zimmer herrschte eine unheimliche Stille. Kein einziges Geräusch war zu hören, was sie nervös machte. Die Kerze war erloschen und es befand sich nichts hier im Raum, mit dem sie diese hätte wieder anzünden können.
Wo war Felix, wenn man ihn mal brauchte. Sie rang sich bei diesem Gedanken ein flüchtiges Schmunzeln ab und erhob sich von ihrem Platz. Mittlerweile musste es schon spät geworden sein. Warum hatte sie niemand geweckt? Sacht hob sie eine Hand um sich zur Tür gen Schlafraum zu tasten. Sie konnte kaum die Hand vor Augen erkennen. Schritt für Schritt ging sie voran, mit ausgestreckter Hand um nach der Tür zu greifen.
Plötzlich berührte ihre Hand etwas, was jedoch nicht die Tür war. Es war weich und fühlte sich nach einer Art Stoff an. Ihre Hand fuhr etwas hoch und folgte diesem Stoff. Ihr Herz schlug wieder schneller und ihr Atem wurde erneut flacher, denn ihre Angst nahm wieder zu. „Felix?“
Plötzlich packte sie jemand grob und zog sie an sich. Eine große Hand legte sich in ihr Gesicht auf Mund und Nase und sie spürte kalten Stahl an ihrer Kehle. Ihr ganzer Körper erstarrte und ihr Herzschlag war ein einziges Dröhnen in ihren Ohren. Sie spürte den heißen Atem dieser Gestalt auf ihrem Hals und vernahm die geflüsterten Worte, die er ihr zuflüsterte, bevor er die Klinge durchzog.
Ein kurzer Schrei entfuhr ihr als sie sich mit einem Ruck aufrichtete und mit weit aufgerissenen Augen den Raum absuchte. Die Kerze flackerte kurz unter dem sachten Windzug ihrer Bewegung und wurde dann wieder ruhig. Asrai legte sich erschrocken eine Hand auf den Mund und sah sich nochimmer verängstigt um.
Ein Traum… es war ein Traum… nur ein Traum…
Sie keuchte kurz und stand von ihrem Stuhl auf. Ihre Beine waren zittrig und ihr Gang unsicher. Kurz hielt sie inne und blickte sich nochmal um. Es war so real… Nochimmer konnte sie ihren Herzschlag spüren, wie er wild und gehetzt in ihr schlug und ihr Geist gab nur noch einen Gedanken von sich: Verschwinde von hier! Lauf!
Es war nur ein Traum gewesen, das wusste sie. Doch hier konnte und wollte sie nicht bleiben. Nicht heute Nacht… Sie stürzte los, griff ihren Mantel und verließ fluchtartig das Ordenshaus. Mittlerweile waren ihre viele ruhige Orte auf dieser Insel bekannt, auf die sie sich hätte zurückziehen können… und zu einem von diesen Orten zog es sie auch hin. Dort würde sie verweilen, bis sie sich wieder beruhigt hatte und die Bilder in ihrem Kopf verblasst waren… sofern dies überhaupt möglich wäre…


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BeitragVerfasst: 5.12.06, 16:51 
Einsiedler
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Registriert: 15.11.06, 19:44
Beiträge: 16
Sie hatte beschlossen, den Tag über im Orden zu bleiben. In den letzten Tagen hatte sie ihre Arbeit im Orden vernachlässigt und das wollte sie nun nachholen. Ohne Aufforderung hatte sie sich daran gemacht und die ihr zugänglichen Räume aufgeräumt und ausgefegt. Dabei machte sie sich bereits ihre Gedanken und ließ die letzten Tage im Kopf Revue passieren. Soviel war passiert…
Als sie nach mehreren Stunden fertig war, ließ sie sich in der Küche vor dem warmen Ofen am Tisch nieder und blickte auf eine Schale voll Obst, welche sie zuvor auf den Tisch platziert hatte. Doch irgendwie fehlte ihr der Appetit. Erschöpft legte sie ihren Kopf auf die Arme, welche auf dem Tisch lagen, schloss die Augen und atmete tief durch. Nach einer Weile öffnete sie die Augen wieder und blickte in die kleinen Flammen des Küchenofens.
Den ganzen Tag über hatte sie niemanden hier im Orden angetroffen und langsam fragte sie sich, ob alles in Ordnung war. Vielleicht hatte sie auch irgendetwas versäumt, vielleicht ein Ereignis verpasst, aufgrund dessen hier niemand zugegen war.
Draußen war es bereits dunkel und es hatte wieder angefangen zu schneien.
Sie verließ ihren Platz vom Ofen, griff nach ihrem Mantel und legte ihn um, bevor sie das Ordenshaus verließ und die Tür hinter sich zu zog. Nur ein paar Schritte entfernte sie sich von der Tür und hob den Blick in den grauen Schneehimmel. Einige Schneeflocken fielen ihr ins Gesicht und sie schloss lächelnd die Augen. Sie setzte sich auf einen Mauervorsprung und sah den Weg hinab, der vom Ordenshaus fort führte. Doch dort war auch niemand. Niemand der kam und niemand der ging. Sie saß allein im Schnee und machte sich ihre Gedanken, während der Schnee lautlos auf sie niederfiel.
Ich muss ihnen schreiben... sie machen sich sonst Sorgen. Aber was soll ich schreiben? Die ganze Wahrheit? Das konnte sie nicht. Noch nicht... es war noch zu früh...
Erst nach einer sehr langen Weile kehrte sie ins Ordenshaus zurück und begab sich in die Bibliothek, um dort ihr Studium fortzusetzen.
Auch heute würde kein Brief von ihr die Insel verlassen.


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