„Ich habe wieder geträumt...“
So beginnt sie zumeist, wenn sie im Tempel der Vier Götter nach Schutz und Rat suchte.
Der blinde Bruder Morsans hatte ihr oft mit Geduld zugehört und sich mit Fragen an das Problem herangenährt.
„Ich habe von Flügeln geträumt...“
„Wessen?“
„Das weiß ich nicht...“
„In welcher Farbe nun?“
„Hell...glaube ich...“
Der Bruder hält den blinden Blick gen Boden gerichtet.
Ein langsames Nicken.
„Sodenn seien sie nicht das Galtors Federkleid.
Wofür mögen diese Flügel stehen, mein Kind?“
Auch sie wusste, dass es nicht die ersehnten Flügel Galtors waren, in dessen Arme ihr Sohn im letzten Bellum gelegen hatte. Ärgernis stieg in ihr auf und bald schon schämte sie sich für ihre plumpe Antwort. Für’s Wegfliegen... für die Flucht...
Doch gütig überhörte er ihre Worte und ein leises Flüstern gab seine Antwort preis.
„Man dachte da nun an den Aufbruch... in die Freiheit. Befreit Euch von Euren Sorgen, mein Kind.“
Aber sie wusste nicht wie. Wo steckten diese Sorgen?
Tief in ihr musste ein tiefes, dunkles Loch sein, ein finsterer Abgrund der sie in den Schlund zu ziehen versuchte. Vielleicht brauchte sie Flügel um darüber hinwegzugleiten... doch gelingt soetwas auch
im Leben?