Müde öffneten sich die Augen zu seinem Spalt. Es war kaum etwas zu sehenoder zu hören. Nur leise drängte das Geräusch von umherirrenden Ratten an sein Ohr und nur schwach beleuchtete die kleine Öllampe die Umgebung. Nass und kalt war es hier unten, die Ausdünstungen der Stadt konnten einem fast die Sinne betäuben, doch mit der Zeit gewöhnt man sich an alles. Der Schädel brummte noch von dem Gesoff welches er für seine letzten Dukaten einem stinkenden Hafenarbeiter im Vitamalinviertel abgekauft hatte. Wie so oft hatte er vergessen was die letzten Stunden überhaupt Geschehen war. Seltsamerweise wachte er aber fast jedes mal wenn ihm dies geschah hier unten in der Kanalisation. Aber wo sollte er auch hingehen. Ein Zuhause kannte er nicht und wenn er einmal eines besessen haben sollte, so hatte ihm der Alkohol die Erinnerung daran geraubt. Wie lange war er schon auf dieser Insel? Ein Monat, ein Jahr? Unwichtig. Am Anfang suchte er wohl noch nach einer ordentlichen Arbeit, nach einer Anstellung im Dienste irgendeiner dieser Kriegstreibergilden. Aber schon nach den ersten Begegnungen mit jenen fühlte er erneut diese Übelkeit die ihm jedesmal überkam wenn er jene Idealisten sah, die sich von noch idiotischeren Mannern und Frauen herumkommandieren ließen. Nein, das war sicher nicht was er suchte. Auch wenn er nicht wie andere seiner Herkunft ständig seinen Namen durch die Gegen trug wie ein Aushängeschild, so hatte er doch einen gewissen Stolz. Nun zumindest was man noch so an Stolz haben kann, wenn man in verdreckten Lumpen, stinkend und ungewaschen neben Ratten schläft und die einzigste Freude es ist ab und zu eine zu fangen und sie über einem kleinen Feuer zu braten.
Dunkel rief er sich jene Tage auf dem Festland ins Gedächtniss. War es ihm dort besser gegangen? Sicher, er hatte ein paar Dukaten mehr in der Tasche gehabt aber auch immer nur so lange bis er die nächste Taverne erblickte. Aber das waren nicht jene Momente an die er sich zu erinnern versuchte.
Nein es war die Zeit die schon lange wie ein schwarzes Fleck auf seiner Vergangenheit lag. Sie verdunkelte und ihn nur selten, schemenhaft daran zurückdenken lies.
So schien es dass ihm jene Dinge, die ihn an das was verborgen war erinnerten präsenter waren als die Erinnerung selbst.
Nur ein einzigstes mal bisher hatte es auf dieser Insel einen Moment gegeben der für den Bruchteil einer Sekunde die Dunkelheit etwas lichter werden lies. Es war keine dieser Begegnungen die man in den Geschichtsbüchern festhalten würde, keine epische Schlacht, kein atemberaubendes Wunder und doch war es etwas besonderes.
Auf der Suche nach einer Flasche Schnaps, lief er an jenem Tage etwas ziellos durch Falkenseem, als er eine aufgeregte Menge erblickte. Angezogen von den Rufen und Schreien drängte er sich an einigen schwer bewaffneten Gardisten vorbei um den Grund für die Ansammlung zu erblicken. Doch während scheinbar alle um ihn herum drauf und dran waren nach mit gezogenen Waffen vor zu preschen, verwandelten sich seine Beine in Salzsäulen. Unfähig einen Schritt zu machen. Vor ihm zeichnete sich das Bild zweier Gestalten ab. Eine Person trug eine schwere Plattenrüstung, die andere eine seltsam geschneiderte Robe die fast lebendig wirkte. Ihre Gewandung schien von einer undurchdringlichen Schwärze und lediglich der scharlachrote Mantel des einen sowie das Glühen am Ende des Stabes des anderen schien jene Dunkelheit die sie umgab durchbrechen zu können. Wortlos standen die beiden Gestalten der wütenden Menge gegenüber, schienen sich von jener jedoch nicht beeindrucken zu lassen. Im Gegenteil, fast schien es so, als seien sie über so viel Aufmerksamkeit amüsiert gewesen. Doch nur eine der beiden Gestalten fesselte seine Aufmerksamkeit derart. Es war nicht die Art wie sie sich bewegte, es war auch nicht die Dunkelheit die jene Gestalt zu umschlingen schien. Es war das Wappen auf ihrem Schild. Das Visir eines Helmes, Bluttropfen und ein heulender Wolf. Doch gerade als sich jener Gedanke zu festigen schien, verschwanden beide Gestalten in einem ovalen Lichtkegel. Und genauso schnell wie sie verschwanden, schien sich auch das Licht über der Erinnerung zurück zu ziehen.

Es war eisig zu dieser Jahreszeit, doch der Wind der vom Ödland gegen den Wall wehte hatte eine unnatürliche Kälte an sich. Als würde einem der Atem eines längst verstorbenen engegegen wehen, trug er einen seltsamen Beigeschmack mit sich. Irgendetwas seltsames wartete dort draussen und auch wenn man keine Seele in der Ferne sah, fühlte man sich doch stets beobachtet. Es war schon spät an jenem Tag und die Kälte kroch durch die heruntergekommene Kleidung. Eigentlich gab es für ihn gar keinen Grund hier zu sein. Er stand weder im Dienst des Ordens, noch des Banners oder irgendeiner anderen Vereinigung. Etwas Ablenkung würde ihm gut tuhen dachte er sich, den Kopf frei kriegen und nicht alles im Suf ertränken.
Wann hatte er das letzte mal einen klaren Gedanken gefasst?
Nichts desto trotz wanderte seine Hand imer wieder unter die Robe, ein kleines Fläschchen hervorholend, um daraus einige tiefe Züge zu nehmen. Brennt wie Feuer im Rachen, doch das beste gegen die Kälte.......murmelt er dabei zu sich selbst, ehe das Fläschchen wieder verschwindet.

Wie lange Stand er hier? Sein Zeitgefühl hatte ihn wohl schon vor langer Zeit verlassen und jede Minute, jede Stunde, jeder Zyklus schien gleichsam lang und erbärmlich.

Er betrachtete dich Wachen aus den Augenwinkeln. In ihren sauberen Uniformen, lachend und witzelnd trotz der Ernsthaftigkeit die man an einem Ort wie diesem vermuten sollte. Imer wieder erschienen junge Damen am Wall, die Soldaten umgarnend, vielleicht sogar mit ihnen spielend?

Der Dienst hier war wohl für jeden eine Tortur. Stundenlanges warten, ständige Bereitschaft im nächsten Augenblick einen Angriff zu erwarten, zermürbende Kälte.
Es war nur verständlich dass man dass man versucht dann das Beste daraus zu machen.

Doch er war freiwillig hier, könnte jeder Zeit gehen wenn es ihm beliebt.

So verging einige Zeit des Wartens. Man hatte ihn vorne am Tor postiert. Als Vorhut hatte man ihm gesagt. Natürlich. Erst einmal die abschlachten lassen, deren Namen in keinen stein gemeisselt werden wird. Aber es war ihm gleichgültig. Immer wieder wanderte der Blick das Ödland ab. Ein dünner, weisser Schleier hatte sich teilweise über die Asche gelegt und lies jene Landschaft gleich weniger erschreckend wirken als sonst.

Doch plötzlich schien da eine Bewegung zu sein. Zwei schwarze Punkte noch zu weit entfernt um etwas genaueres zu erkennen. Die Augen kniffen sich zu zwei Schlitzen zusammen, stets auf die beiden Punkte gerichtet, welche nun immer größer wurden, bis man deutlich zwei Reiter feststellen konnte. Kurz vor der Brücke schien sie ihre Pferde langsamer traben zu lassen. Es war einer der dunklen Reiter die er schon zuvor sah. Erneut jenes Wappen tragend. Sie redeten auf ihn ein, seltsame Worte.....von Erlösung und Lüge war die Rede. Doch konnte er nicht zuhören. Zu gebannt starrte er auf jenen Schild. Suchte nach dem verborgenen Sinn hinter jenen Zeichen. Was sie bedeuteten. Was sie für ihn bedeuteten.

Schließlich trat einer der Streiter vor, ihm zuredend er solle sich zurück ziehen. Und erst nach einer zweiten Aufforderung ging er einige Schritte rückwärts, ehe das Tor vor ihm hochgezogen wurde.

Was danach passierte schien wie ein verblichener Traum. Ein Frau erschien, erneut seltsame Reden und von den Zinnen erklang die Stimme es Geweihten Bellums. Sie tauschten einige Worte aus......dann zogen die dunkel gewandten Reiter ab.

Seltsam....wie gleich sich beide doch anhörten.