Mondtag, 11. Sekar 17 n. H. a. M.
Dass die Ratsversammlung vor sechs Tagen einen Abbruch erfahren hatte und vertagt worden ist verschafft mir weitere Zeit, mich einerseits einzuarbeiten und interim an das ländliche Leben dieserorts zu gewöhnen. Zwar ist es mir kein großes Gaudium, doch habe ich mich damit vertraut gemacht, Wasser zum Waschen erst schöpfen und am offenen Feuer erhitzen zu müssen, da in Brandenstein kein öffentliches Badehaus besteht.
Endtag, 25. Sekar 17 n. H. a. M.
Ich habe lange Zeit keinen meiner gefassten Gedanken und keine Sentenz mehr niedergeschrieben, da mir indes das Papier zu kostbar erschien und wenig geschah, riss ich diesem Buch doch gar die eine oder andere Seite für Notizen aus, die ich in meiner kaum eingerichteten Wohnung niederschreiben wollte. Es erweist sich als vorteilhaft, dass mir im Moment einiges an freier Zeit bleibt, denn dergestalt ist es mir möglich, mich wieder verstärkt dem zu widmen, wofür ich seit meiner Kindheit vornehmlich studierte. Wider die Zweifel mancher von Ihresgleichen deklarierten Meister und Magister hoher Künste an Akademien bin ich – wie die meisten meiner Fachgenossen – fest davon überzeugt, dass es einen Weg gibt, das Elixier herzustellen. Der Lapis philosophorum ist weit mehr als ein erdachter Mythos. Die Zweifel der Magier erklären sich nur dadurch, dass ihnen mit ihren hochgepriesenen Methoden kein Fortschritt in Erforschung und Herstellung gelungen ist. Es wird erzählt, gebe es kein Verfahren mit Hilfe von Astraels Gabe, dann gibt es keinen. Doch hat der Weise den Sahorkindern nicht nur die Magie, sondern vielmehr auch das Denken selbst verliehen. Derowegen kaum verwunderlich, weshalb noch keine befriedigende Konklusion erzielt werden konnte.
Eine Tatsache, welche die plausible Theorie unterstützt, dass der Weg der Substanzen beschritten werden muss. Doch bin ich fest davon überzeugt, dass der erste Schritt die Gewinnung der prima materia ist. Ferner vermute ich, dass die schwarze Erde am besten als Ausgangsstoff taugt, wie sie auch Ursprung so vieler gedeihender Dinge auf Tare ist. Gelänge es, ihr alle unedlen Prinzipien zu entziehen, dann stünde der eigentlichen Arbeit nichts mehr im Wege. Bliebe mir der rote Löwe auch verborgen, so könnte mich zumindest der weiße reich machen. Ich habe mich mit einigen mitgebrachten Büchern wieder und wieder belesen. Wenn die Theorien stimmen, dann gibt es nur noch zwei gewaltige Hürden: Die Theorie in gewissenhafter Praxis umzusetzen und zuvor die Urmaterie zu finden. Vielleicht erfahre ich Nützliches, wenn ich Kontakt zu den Anhängern des Gohorglaubens aufnehme, nur handeln sie im Verborgenen, als wenn sie die Nacht gefressen. Gleichsam wie ich es tun muss, denn die Potentaten sind oft zu gierig und besessen. Das Geheimnis ewiger Gesundheit und ewigen Lebens und der Erschaffung von Silber und Gold sollte auch fürder nach seiner Entdeckung ein gehütetes Arkanum bleiben, denn es birgt eine große Verantwortung. Doch könnte man den Lakaien des Namenlosen allemal mit diesem Wundermittel den endgültigen Untergang bescheren!
_________________ Gespräch unter Fischen:
Zuletzt geändert von Hali: 24.12.06, 00:24, insgesamt 1-mal geändert.
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