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 Betreff des Beitrags: Tagebuch eines Verlorenen
BeitragVerfasst: 9.02.07, 04:08 
Einsiedler
Einsiedler
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Registriert: 13.01.03, 16:47
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Unwillig murrend erhob er sich und sah sich in seiner Unterkunft um. 'Seiner' - er teilte sie mit noch gut einem halben Dutzend weiterer armer Pechvögel, die nicht das Geld besassen, sich eine bessere Wohnung leisten zu können oder wie er gerade erst angekommen waren und sich in der muffigen Obdachlosenunterkunft im Armenviertel von Falkensee zurückgezogen hatten.
Es war nicht seine Art, mit seinen Stiefeln auf einem Bett zu liegen, desweiteren zog er ein richtiges Kopfkissen einem Seesack mit seinen Habseligkeiten vor, in dem sich unter anderen unangenehm harte Plattenarmschoner, die ihm seine Gnaden Telbius gegeben hatte, befanden. Doch um ihn herum lag Gesindel, was sicher nur danach gierte, seine langen Finger nach seinem wenigen Hab und Gut auszustrecken.
Er griff in den Seesack, zog ein Buch hervor, dazu einen Kohlestift und kurz nur zuckte seine Hand noch in Richtung der kleinen Tasche am Schwertgurt, wo stets gut verwahrt ein gefüllter Flachmann mit einem scharfen Kräuterschnaps ruhte.
Nein - er hielt sich zurück, mühselig, die Hand etwas zitternd und atmete tief durch, ehe er dann mit verkniffener Miene das Schreiben in dem Buch begann.



10. Onar, 18 n. H. - Falkensee, Armenviertel

Nun bin ich also nach gut vier Götterläufen wieder hier auf dieser Insel, doch hätte dieser Hund von einem Matrosen mir ruhig sagen können, dass Brandenstein nicht mehr die lebendige Stadt der Insel ist, die sie einst war. Allein die Bezeichnung "Stadt" trifft schon nicht mehr zu. Kopfschüttelnd hatte ich mir die Reste der alten Mauer angesehen und offenbar herrscht hier auf der Insel teilweise eine gefährliche Tollkühnheit vor, wenn sie eine schützende Mauer abtragen. Ich irrte durch die [D]Stadt[/D] Siedlung und fand wenig, was noch an damals erinnerte. Selbst der mir einst liebste Ort auf dieser Insel, die "Rote Seeschlange", sieht nun anders aus. Nicht schlechter, aber anders. Der Markt jedoch, mit seiner Hilgoradstatue, hatte sich kaum geändert, wenn man einmal davon absieht, dass jeglicher Handel dort am Platz wohl zum Erliegen gekommen ist.
Eine Frau namens Rosalinde Gui, die ich in ihrem offenen Laden antraf, war dann so hilfreich und klärte mich über die Verhältnisse auf dieser Insel grob auf und wie ich zur Hauptstadt kommen könnte. Ich folgte den Weg und traf dabei unterwegs am Lavafluss einen Zwergen namens Galduin, der auch noch die Freundlichkeit besass und mir den Wall zeigte, der den zivilisierten Teil vom sogenannten Ödland, in dem die verblendeten und verdammten Anhänger des Einen vegetieren, abtrennt. Ein gewaltiges Bollwerk, doch leider sah ich im Torhaus auch ein paar Risse, als ich mich dort zusammen mit meinem zwergischen Begleiter sowie zwei Angehörigen des Löwenordens unterhielt.
Danach zeigte er mir den Weg in die Hauptstadt, Falkensee, und wir verabschiedeten uns. Auch wenn seine Worte nicht immer so leicht zu verstehen waren, war er mir durchaus sympathisch.
Hier in der Stadt schaute ich mich um, fühlte mich aber verlorener denn je und folgte etwas unschlüssig einem Wegweiser zu einer Taverne namens "Seiltänzer". Eigentlich wollte ich nicht gleich in so einen Ort einkehren, doch andererseits trifft man dort häufig Leute an, die sich mit einem etwas unterhalten und ich hatte Glück, denn dort sassen tatsächlich noch ein paar Personen beisammen.
Ich kam in den etwas zweifelhaften Genuss einer sogenannten Wasserpfeife, bestellte mir einen Tee, doch der Geruch des Alkohols, der dort in den Fässern gelagert und ausgeschenkt wird, blieb mir nicht erspart und am Ende rang ich innerlich mit mir selber um meine Selbstbeherrschung.
Erst draussen wagte ich es und nahm einen Schluck aus meiner kleinen Flasche, in der ich einen scharfen Kräuterschnaps aufbewahre.
Bellum, steh mir bei, dass ich dieses Verlangen endlich ablegen kann! Ich will es endlich aufgeben könne, aber - bei den Vieren! - es geht einfach nicht. Ich spüre schon jetzt, wie ich mich wieder innerlich verzehre und winde. Ich muss bald Schlaf finden, am besten traumlos, ohne Erinnerungen an *Hier gleitet der Kohlestift ab, danach ein paar Tropfen auf dem Papier, die nach einem scharfen, alkoholischen Getränk riechen, danach geht die Schrift weiter, doch unsauberer als zuvor.*
Vielleicht ist der Herr Morsan so gnädig und ruft mich bald zu sich.


Zuletzt geändert von Sachmet: 9.02.07, 04:09, insgesamt 1-mal geändert.

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