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 Betreff des Beitrags: Sagen von den Elementen
BeitragVerfasst: 14.01.09, 17:36 
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Von Riens weißer Kuh


Einst, lange bevor die Linie der Ap Mer Herrscher über Galadon wurde, welches damals noch viel kleiner war und ganz Falandrien noch voller unentdeckter Landstriche und aufregender Gefahren war, als noch die großen Kriege unter den verschiedenen Reichen gefochten wurden und es die Zeit der wahren Helden war, gab es einen heißen Astrael. Felas Strahlen brannten herab wie Ignis leibhaftiger Blick und die Menschen und die Ackergäule, die Schweine, die Kühe, die Vöglein im Walde, selbst die Pflanzen ächzten unter der Hitze. Und die Flüsse, selbst der große Drac, zogen sich in ihr Bett zurück und von ihnen blieb nurnoch ein jämmerliches Rinnsal über, das traurig über die trockenen Steine des Flussbettes plätscherte. Und so kam es, dass in Lichtenfeld, welches weithin bekannt ist als die Kornkammer des Reiches, aber damals noch viel kleiner und wahrlich beschaulich war – mit weiten Wiesen voller glücklicher, weidender Schafe, mit dichten Wäldern, die die Ebenen unterbrachen und in die sich zu jener Zeit noch kaum ein Mensch gewagt hatte und weiten Kornfelder mit goldgelben Ähren, die sich auf felabeschienen Hügeln sanft in Ventus Hauch wiegten – eine Dürre ausbrach. Und im Laufe weniger Tage gar trockneten der Ravin und der Ionbar, die Flüsse des Landes, vollständig aus und die Pflanzen auf den Feldern verloren ihre herrliche Farbe und begannen zu verdorren wie das grüne Gras um sie herum, das sich vor Hitze kräuselte und braun wurde und wenn man darauf schritt knisterte.
Die Menschen wehklagten und riefen die Götter an, denn bald schon wurden die Vorräte knapp. Keiner hatte vorgesorgt, denn sie lebten schließlich und Lichtenfeld und hatten sich gesagt: Wir hungern nicht, denn wir haben Felder soweit das Auge reicht und wir sind rechten Glaubens, fleißige und aufrichtige Leute.
Und nachdem drei mal drei Tage vergangen waren und die Not immer unerträglicher wurde, da ging bald eine unglaubliche Mär um: Man sagte sich, auf der höchsten Hügelkuppe in der Nähe von Lichtenfeld, dem kleinen Dörfchen, das genauso hieß wie die Landschaft um es herum, inmitten der drei mächtigen Eichen, die schon dort standen als die Väter der Väter und deren Väter das Licht Tares erblickten, eine Kuh gesichtet worden sein soll, deren Fell so weiß war wie die Kreide der Klippen von Malthust.
Und als der dickliche Vorsteher der Bürger von Lichtenstein zusammen mit seinen drei Bütteln und der Menge Schaulustiger die ihnen folgte sich auf den beschwerlichen Weg den Hügel hinauf machte, da fanden sie die Kuh in der Tat vor, wie sie dort stand und gemächlich vom grünen Gras fraß, das im Schatten der Eichen gediehen war. Und sie hob ihren Kopf, um ihren breiten Hals war ein dickes Lederband mit einer Bronzeglocke befestigt, muhte laut und langgezogen und sprach mit sonorer Stimme:
„So melkt mich und labt euch an meiner Milch und der Hunger soll von euch genommen werden. Aber wehe euch, wenn einer von euch sich mehr als das nimmt, was er braucht, und meine Großzügigkeit missbraucht, denn dann werde ich gehen und nie wieder kommen.“
Vorsichtig näherte sich der erste Bauer, dessen Gesicht schon ganz hager und ausgezehrt war vom Hunger und dessen Haut wie die der anderen von Felas unbarmherzigen Strahlen braungebrannt worden war, und er stellte den Eimer aus Holz, den er in weiser Voraussicht mit sich gebracht hatte, unter den Euter der Kuh, hockte sich hin und begann sie zögerlich zu melken. Die Kuh muhte noch einmal und fraß weiter von dem Gras und ließ sich auch von dem Darauffolgenden, und dem darauf und von allen, die sich ihr näherten in ihrem Wunsch nach Milch, melken, ohne bockig zu sein, wie es die meisten Kühe wären.
Und so könnte die Geschichte glücklich ausgehen, doch geschah es eines Nachts, dass eine böse Hexe, welche tief im nahen Wald in ihrer verwunschenen Hütte lebte, sich der Kuh näherte aber keinen Eimer mit sich trug, sondern einen Sieb. Und sie hockte sich hin und stahl der Kuh ihre Milch, indem sie sie einfach durch den Sieb auf den Erdboden laufen ließ. Aber weil es dunkel war fraß die Kuh weiter von dem grünen Gras und hörte das Plätschern als die Milch auf den Sieb traf und verwechselte es mit dem Plätschern, als wenn die Milch in einen Eimer laufen würde.
Nachdem die Hexe immer gieriger und gieriger ihrem dunklen Werk nachging, zweifellos mit dem finsteren Hintergedanken die Kuh um ihre gesamte Milch zu erleichtern und so die Menschen weiter leiden zu lassen, zog ein Gewitter auf. Schwarze Wolken, regenschwer tief herabhängend ballten sich über dem Hügel und auch ganz Lichtenstein zu wahren Wolkentürmen auf und als mit einem lauten Donnern ein Blitzschlag im nahen Wald niederging, da sah die Kuh, als alles kurz erhellt wurde von dem Widerschein des Blitzes, die Hexe und sie trat aus und erwischte das böse Weib mit ihren Hufen und vertrieb sie.
Am nächsten Tag war die Kuh, wie sie den Bürgern einst gesagt hatte, nicht mehr gesehen. Das Gewitter aber hatte endlich, nach vielen Monden der Dürre, den erlösenden Regen gebracht und die Trockenheit beendet, sodass die Menschen von Lichtenstein wieder wohlgenährt und glücklich wurden und noch lange Zeit der weißen Kuh gedachten, ohne die ihr Schicksal eine schlimmere Wendung genommen hätte.




Von Makklakordas Söhnen

Nervös drehte der kleine Junge die kleine Kupferdukate in seinen zartgliedrigen Fingern und steckte sie zurück in die Tasche seiner zerlumpten Jacke. Schließlich blieb er stehen und trat nervös mit einem seiner baren Füße auf den anderen und wippte vor und zurück. Der Blick seiner großen, blauen Augen huschte ängstlich umher während er wachsam die Schatten des Waldes um ihn herum betrachtete, die sich wie lauerndes Ungetier um den warmen Schein der Fackel in seiner linken Hand auf die Lauer legten. Schließlich sah er vor zu dem hüfthohen, massiven Stein vor ihm, dessen Oberfläche flach und glatt geschliffen war vom Regen und wie es aussah, von dutzenden kleinen Händen und dem nagenden Zahn Timanors.
Er zog einen kleinen Briefumschlag aus der Umhängetasche um seine Schulter. Die Umhängetasche selbst schien dem Jungen viel zu groß und brachte ihn immer wieder dazu etwas nach links zu wanken, wenn ihn das ungewohnte Gewicht aus dem Gleichgewicht brachte. Den Umschlag und die Kupfermünze legte er ganz vorsichtig und behutsam, als würde er sich vor dem Stein fürchten auf jenem ab. Die großen Äugchen dennoch glitzerten erwartungsvoll und vorfreudig, als er sich wieder abwendete und in den Wald davonhuschte, über einen kleinen Trampelpfad der ihn bald wieder zurück in sein Dorf führen würde. Gewiss würde er eine Schelte seiner Mutter erhalten, dass er eine der teuren Fackeln angezündet hatte, aber es schien ihm das wert gewesen zu sein.
Langsam setzten die zwei Monde ihren Weg über das nächtliche Firmament fort und bald war die Zeit gekommen, da alle rechtschaffenen Personen im Reiche schliefen und sich selbst die Waldtiere und die Bienen und die Vögel zur Ruhe legten. Plötzlich aber kam Leben in den Stein, es knirschte und knackte und der massive Stein wackelte.
Eine winzige Hand schoß aus einer Felsritze im Stein, griff sich mit einer einzigen Bewegung den Brief und die Kupfermünze und verschwand mitsamt der Beute wieder in den Tiefen des Steines.
Kurze Zeit darauf aber machte einer der Regenwürmer eine ungewöhnliche Entdeckung, als er plötzlich aus seinem gewohnten Takt gerissen wurde und tief unter dem flachen Stein an der Oberfläche auf einen Hohlraum in der Erde stieß. Die Erde selbst gefiel dem Regenwurm ausnehmend gut, sie war sehr feucht, durchsetzt von aromatischen Pflanzenstückchen und zugleich leicht zu verdauen und gut verträglich. Ein wirklich guter Jahrgang an Humus. Bevor er die Umgebung in dem Hohlraum aber ertasten konnte, spürte er einen kurzen Windhauch und hätte ein leises Sirren gehört, wenn er Ohren gehabt hätte, bevor sein kleines Leben erlisch.
Das winzige Wesen, das hinter sich den Brief hinterherschliff und die Kupfermünze unter den linken Arm geklemmt hatte steckte die winzige blutbeschmierte Axt wieder an seinen Gürtel und eilte weiter die Stufen herab, zwei auf einmal nehmend in dem kleinen Gang der kaum größer war als eine Dukate breit. Es zeterte und fluchte vor sich hin, in einer gurgelnden, grollenden Sprache, dennoch mit einer piepsigen Stimme und rückte die große Schürze die es rückte zurecht, die bei dem kurzen, einseitigen Kampf gegen den Regenwurm verrutscht war. „’as zt’eht d’r d’ aich r’m, h’la grixx’l.“
Die Gestalt selbst erweckte den Anschein eines winzigen Dwarschim, den ein Zauber auf die Größe einer Erbse geschrumpft und seinen Haarwuchs genommen hatte – wahrlich ein furchterregendes Bild. Dennoch schienen die Muskeln Melonen gleich – sehr kleinen, versteht sich – und das Wesen hatte keine Schwierigkeiten damit den Brief hinter sich durch den Gang zu zerren. So polterte es die Wendeltreppe aus gestampfter Erde, abgestützt von fingernagelgroßen Holzsplittern als Stützen an den Schachtwänden und eilte herab in die stickigen Tiefen, mit einer Gewohnheit als wäre es der tägliche Ablauf.
Wenig später erreichte der Zwerg das Ende des Ganges, einen wahrlich monumentalen Torbogen von der Höhe einer menschlichen Fingerlänge und trat hindurch.
Die Höhle die nun folgte war nach menschlichen Maßstäben nicht größer als ein Ameisenbau, doch hunderte, gar tausende der Zwerge huschten dort drin umher und die kleinen Äugchen des Zwergen, der den Brief gerade auf seine Schultern hievte, konnten nicht bis zur Spitze sehen. Überall waren kunstvoll gebaute Holzgerüste aus Ästen und Kiefernnadeln zu sehen und von den Wänden zweigten unzählige Wege ab aus denen wahlweise Zwerge hervorkamen oder in die sie verschwanden.
Das Zentrum des Zwergenbaus aber war ein Amboss, der so weit in den Boden eingelassen worden war, dass man nurnoch die eiserne Oberfläche sah, abgenutzt und von Kratzern von Jahrhunderten übersät. Der Amboss selbst hätte wie die Esse, die neben jenem in einer Bodenkuhle brannte selbst menschlichen Maßstäben gereicht. Durch den Qualm der Kohlestücke die in der Esse verbrannten war ein beständiger, schwarzer Schleier in dem Bau und es roch wie in einer richtigen Schmiede.
Als der Zwerg näherkam stürzten von allen Seiten weitere Zwerge auf ihn zu und nahmen im sogleich den Brief und die Münze ab, begleitet von lautem, fiepsigem Geschrei: „D’ b’s’se nt’lech!“.
Eine Mannschaft aus zwei dutzend Zwergen entrolle unter gemeinsamer Kraftanstregung den Brief, während einer von ihnen die sich nach und nach aufdeckenden Zeilen entlanglief und Buchstabe für Buchstabe, jeder größer als der Zwerg selbst, las. „D’r Kl’ngrix w’ll „Hufeisen“!“ Das letzte Wort wurde Buchstabe für Buchstabe abgelesen, die Vokale klangen wie als würde ein Schraubenschlüssel zwischen zwei Zahnränder geraten.
Sofort wurde der Brief wieder zusammengerollt und von weiteren zwei dutzend Zwergen in die Esse geworfen, die aufloderte. Die Kupfermünze verschwand von einem Zwerg gerollt wie Kinder einen Reifen beim Spiel rollen würden in einem der Nebengänge.
Das vorher ohrenbetäubende Gekecker und Gebrülle im Zwergenbau erstarb von einem auf den anderen Wimpernschlag als aus einem der abzweigenden Tunnel ein Hüne unter seinesgleichen schritt, so groß wie der Daumennagel eines Menschen. In beiden Händen hielt er zwei Hämmer, deren Köpfe so groß waren wie er selbst und die seine muskelbepackten Arme mit Leichtigkeit prüfend hin und her schwangen. Dann nickte er einmal zufrieden und schnaufte zu den nächsten beiden Zwergen hin aus. Die Beiden zuckten zusammen, nickten aber hastig und eilten in einen anderen Nebentunnel. Bald schon flogen Erzkrümel aus jenem Tunnel in die Esse, scheinbar geworfen von den fleißigen Winzligen, bis sich genug Eisenerz in der Esse befand, das zu einer rotweißlich glühenden Masse wurde. Der Zwergenschmied schlug mit seinem rechten Hammer einmal kräftig auf den Boden und donnerte ein lautes „Schm’d’n!!“, woraufhin das Erz wie von der Erschütterung des Boden die folgte aus der Esse geschleudert in der Mitte des Ambosses landete. Der Schmied begann sogleich sein Werk und hämmerte wie besessen auf das glühende Erz ein, das helle Klingen als Hammer auf Erz trat klang unaufhörlich und ohrenbetäubend durch den Bau, während andere Zwerge in ganz ähnlicher Montur wie der Schmied das Stück Eisen hin und her drehten und Feinheiten mit Meißel und Feile hinzufügten.
Inzwischen war Fela schon aufgegangen und der neue Tag brach an. Die Vögel sangen im Geäst, Tau lag auf den Pflanzen, noch von der Nacht, und der kleine Junge stand zitternd vor dem Stein, auf dem nichts mehr lag. Die Äugchen waren tränengefüllt und die Schultern bebten – wie sollte er seinen Eltern nur erklären, dass er die Münze für die er ein Hufeisen kaufen gehen sollte verloren hatte? Warum hatte er nur dem Märchen, das der alte Barde in der Taverne erzählt hatte, Glauben geschenkt?
Und plötzlich knackte es wieder im Stein und mit Schwung wurde ein Hufeisen aus einer Ritze geworfen, wie der Bursche später herausfinden sollte passte es wie angegossen und war noch dazu aus reinstem Eisen und mit vielen schönen Ornamenten verziert.
Die Kupferdukate aber blieb bei den kleinen Söhnen des Makklakorda.

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"Nenne mir, Muse, den Mann, den Vielgewanderten..."
Ἄνδρα μοι ἔννεπε, Μοῦσα, πολύτροπον


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