"Nun, so zeigt doch mal ein Kunststück!", forderte der Mann den Alten. Beide saßen am Brunnen des mittlerweile leeren Marktplatzes von Falkensee und hatten sich eine Weile unterhalten. Leicht ächzend drehte der Alte seinen Oberkörper zum Brunnenbecken hin und fuhr sachte mit den Händen durch die Wasseroberfläche. Mit einer sanften Handbewegung schüttelte er die Hand dann mit einem schelmischen grinsen aus und sanft sprenkelten die Tropfen in alle Richtungen. "Ihr wollt also einen Zaubertrick sehen, mh?", fragte der Alte den anderen, noch immer mit einem spitzbübischen Funkeln in den Augen und einem vergnügten Schmunzeln auf den Lippen. Auf das erwartungsvolle Nicken des Mannes schürzte er die Ärmel seines Hemdes hoch und tauchte beide Arme fast bis an die Ellbogen ins kalte Brunnenwasser.
Mit einem lauten "Huiiiii" riss er, ein kleines Kind beim Planschen imitierend ein paar Mal die Hände hoch und spritze freudestrahlend das Wasser in alle Richtungen. Mit einem schmunzeln wich der andere dem gröbsten Wasserschwall aus und beobachtete weiter das Treiben des Alten. Dieser hatte bereits wieder seine Hände in das Becken getaucht und starrte nun mit fixem Blick auf die Hände und das darüberliegende Wasser. Lautlos formten seine Lippen Worte, doch kein Ton drang aus seiner Kehle bis er freudig ausrief: "Walle Walle Wasser!"
Dann geschah nichts.
Beide blickten auf seine Hände die noch immer im Wasser ruhten und auf denen sich kleine Luftbläschen zu bilden begannen. Nach und nach perlten diese von seiner Haut ab und stiegen zur Wasseroberfläche wo sie prickelnd sprudelnd aufplatzen.
Und dann, hier, da überall, begannen kleine erst winzige dann imer größer werdende Wassertropfen auf der Wasseroberfläche auf und ab zu hüpfen, wie in einem fröhlichen Tanz. Wie in kleinen Kristallen brach sich das Licht Felas und in allen Farben funkelte der Tanz der Wassertropfen. Der Alte zog seine Hände langsam aus dem Wasser und betrachtete sichtlich zufrieden sein Werk, während eine Schweißperle von seiner Stirn herabrann und auch der andere betrachtete das Spektakel mit Fasziniation und Interesse.
Der Alte, der seinen Blick und all seine Konzentration auf das Wasser und die darin umherhüpfenden Tropfen gerichtet hatte bemerkte es wohl als Erster.
Irgendetwas geschah, ein dunkler Fleck tauchte am Becken des Brunnens auf und der Alte hatte das Gefühl der Wasserpegel sei von jetzt auf sofort ein gutes Stück gesunken, skeptisch blickte er zu dem dunklen Flecken der immer größer zu werden schien.
Und da, beide zuckten zusammen als der Braune gallertartige Klumpen über den Rand des Brunnens glitt und schmatzend und quatschend über den nassen Stein schmierte. Der Mann sprang von der Bank auf wich ein Stück zurück. Der Alte fiel der Länge nach von der Bank und starrte fassungslos auf den Brunnenrand.
"So tut doch was, irgendwas!" rief der Mann dem Alten zu während er ihm aufhalf, doch dieser starrte nur perplex auf das schleimige Ungetüm. Ein Zupfen an seinem Umhang riss ihn wohl aus seiner Starre, den plötzlich faselte der Alte wirres Zeug, und dann ganz abrupt riss er die rechte Hand zur Schulter, und reckte sie sogleich auf den Gallerthaufen am Brunnenrand. Bläulich kräuselten sich kleine Flammen über die ausgestreckten Finger und schoßen in einem schmalen Funken auf den Schleimhaufen zu. Dem Alten lief kalter Schweiß über den Rücken, während der andere daneben stand und wohl fassungslos dem Schauspiel beiwohnte.
Mit einem Zischen drang der Feuerfunken in das Schleimwesen und dränge es zurück ins Wasser. Beide atmeten sichtlich erleichtert auf und der Alte nahm sein nun zitternde Hand herunter, die noch immer auf die Stelle deutete wo der Flammenpfeil die Kreatur traf.
Misstrauisch und sichtlich erschrocken gingen beide wieder einen Schritt auf den Brunnen zu, doch hielten sie schlagartig an, als sie das keuchende Ächzen aus dem Brunnen vernahm, ganz so als würde eine Katze versuchen ein Haarknäul auszuwürgen. Der Mann versuchte sich hinter ein paar Kisten in Deckung zu bringen, während der Alte zur Salzsäule erstarrt auf das Szenario blickte, dass sich vor ihm auftat. Als hätte der Zauber des Alten den Gallerthaufen zerrissen krochen plötzlich fast ein Dutzend milchigweißer Gallerthäufchen aus dem nun fast leeren, mit trüben, bräunlich verfärbten Wasser auf. "Schnell, hinter die Kisten!" rief der andere dem Alten zu, der sich langsam aus der Starre löste und mit seinem kranken Bein vom Brunnen weghumpelte, um so schnell er eben konnte Schutz zu suchen. Er hörte wohl noch das Schmatzen des Schleimhaufens hinter sich, als er sich herumdrehte und erneut die Hand wider dem Schleim ausstreckte und ein Funke die Oberfläche des Wesens zeriss.
Mittlerweile waren, von dem Schreien der Beiden wpjö einige Menschen angelockt worden. Eine vorbeikommende Wache zückte entschlossen ihre mächte Axt und stürmte auf einen der Gallerthaufen zu und schlug mit kräftigen Hieben auf sie ein, während ein anderer ähnlich dem Alten versuchte den Kreaturen mit Magie beizukommen. Schleim spritze in alle Richtungen und erschöpft sanken die Leute zusammen als der letzte Schleimklumpen vernichtet war. Misstrauisch blickten alle auf den Brunnen der sich nun wohl langsam wieder zu füllen begann und dessen Wasser langsam wieder eine normale Farbe annahm. Auffällig war nur, dass die beiden Männer, der Alte und der andere, die flüchtig noch bei einem der Gallertklumpen standen, um mit einem Messer in der Gallerte zu stochern, plötzlich spurlos verschwunden waren. Nur ein beißender, nach faulen Eiern riechender Geruch und dicke Schleimspuren sowie ein paar brennede mit Alkohol getränkte Stofflappen auf den Gallertklumpen können nun noch davon Berichten was vorgefallen war.......
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