Ich lausche meinem rasenden Herzen, dem flachen Atem, spüre, wie die kalte Morsansluft in meinen Rachen und in meine Lungen schneidet. Mein Körper liegt matt auf dem hartgefrorenen Waldboden, während sich meine bloßen Finger in ihn graben. Sanft rieselt der Schnee hinab, durch die kahlen, hohen Bäume und bedeckt alles um mich herum mit einem verlogenen Hauch von jungfräulichen Weiß.
Mein ärgster Feind, das habe ich die letzten Wochen spüren dürfen, bin noch immer ich selber. Meine Schwäche, meine Ängste, die Zweifel, wenngleich sie auch allmählich aus meinem Geist geprügelt wurden.
Ein Tritt in die Seite, ich höre meinen Namen, doch erscheint er so fern. Wieder ein Tritt und Regung geht nun durch meinen Leib, ich erhebe mich, spüre dabei jeden einzelnen Knochen, jeden harten, erbebenden Muskel. Ich zittere, während ich mich abmühe Haltung anzunehmen, meinem Gegenüber jedoch nicht in die Augen blickend.
Befehle werden gesprochen, Worte bahnen ihren Weg durch meinen Geist. Ich nicke, spreche leise "Wie ihr wünscht, Herr", warte darauf, dass er mich entlässt, um mich dann mühevoll zu straffen, Haltung anzunehmen und mich weiter zu schleppen.
Warum, frage ich mich so oft und manches Mal glaubte ich die Antwort verloren zu haben, nur schob sich doch in so manch' einsamen Moment sein Antlitz von meinen Augen, der Grund, warum ich diesen Weg beschreite.
Und doch - ist er es allein? Stärke versuche ich zu erlangen und ich weiss, dass mir auf diesem Pfad nichts geschenkt wird. Der Herr über die Schatten, mein Gottkönig, verschenkt nichts an Schwächlinge. Nur der Starke allein obsiegt, überlebt und ich werde stark sein!
Ich erinnere mich jedes Mal an den Moment, als ich erkannte - ich hatte ein Wildkaninchen beobachtet, wie es von einem Adler gerissen wurde. Wie stark und kraftvoll der Greifvogel aussah, als er sein Opfer erbarmungslos tötete - ganz ohne Reue, ohne zu zögern. Das, so hatte ich erkannt, ist die Natur und so ist auch unser Leben von dem Sieg der Starken über die Schwachen bestimmt.
Waren es nicht mächtige Feldherren mit ihren gewaltigen, waffenstarrenden Armeen, die Endophal oder das Norland besiegten? Nie waren es gnadenvolle Priester der Vitama, die den Menschen in diesen Landstrichen sagten, sie mögen sich doch bitte Galadon unterwerfen.
Gewalt, Kraft, Stärke - allein das zählt, um an seine Ziele zu kommen und allein diese Bestrebung nach Macht fordert auch der Eine von mir.
Ich habe es erkannt und in dem Moment wich jeder Zweifel. Allein die Schwäche, die ich so manches Mal spüre, wenn ich zerschunden am Boden liege, gilt es noch zu tilgen, dafür die Schwäche der anderen auszunutzen, jener, die nicht meinem Pfad folgen.
So wie einst - einst, auf dieser Insel weit im Westen, welche verborgen liegt im Nebel meiner Erinnerungen.
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