*eine verlotterte Gestalt steht vor den Toren und besteht darauf, diesen Brief persönlich bei Richter Sandor abzugeben. Er versichert viele Male, dass er in der "blutigen Ratte" von einem Mann in schwarzer Lederkleidung angesprochen wurde, dass er diesen Brief übergeben solle. Wenn er durchsucht werden sollte, finden sich in seinen Taschen ein kleiner Dolch und knapp 40 Dukaten, welche sein Lohn für das Überbringen der Nachricht seien.*

*die Nachricht selbst ist in ungelenken Buchstaben geschrieben, oft wurde durchgestrichen, verbessert und gekleckst*

Sehr geehrter Herr Sandor,

wie Ihr sicher bemerkt habt, sah ich mich gezwungen, die Akademie und damit Eure Obhut zu verlassen. Es ist mir klar, damit Euren Unmut auf mich gezogen zu haben. Doch bitte versteht, dass ich um mein Leben fürchte. Die Zwerge drohten mir mit dem Tod und es schien ihnen Ernst. Ich werde meine Strafe, auch wenn sie jetzt erhöht sein sollte, dennoch Folge leisten. Doch bitte lasst keinen anderen davon wissen. Die Zwerge sollen mich einfach für tot halten. Gebt dem Überbringer der Nachricht doch bitte einen Brief mit, wie ihr entschieden habt.

Ich hoffe, es freut euch zu sehen, dass ich die Zeit nutzte, um mir Grundkenntnisse des Schreibens anzueignen.

Mit hochachtungsvollem Gruß

Darrag Zerwas

*Sandor sah den Boten eine ganze weile an, dabei wechselte seine Mine von Ratlosigkeit zu einer verstimmten Mine.
Langsam beugte er sich zum Boten vor. Dabei schien sich kurz die Gasse, in der der Bote Sandor aufspührte, für wenige Augenblicke zuverdunkeln. Oder waren es nur die Augen des Boten die kurz nachließen. Mit leiser Stimme begann er zu sprechen.*

Sag eurem Auftraggeber, entweder er sucht mich Persönlich auf oder er soll es lassen.

*Dann wande er sich zackig von dem Boten ab, fast militärisch. Sein Hut und seine Robe wipten kurz der abrupten Bewegung. Dann schlenderte er in aller Seelenruhe voran. Bald hörte man nur noch das auftocken seines Stabes auf dem Pflaster von Falkensee, während Sandor hinter einer Häuserecke verschwunden war.*

* am Hafen Falkensees tritt zu früher Morgenstunde wieder eine verlumpte Gestalt auf, die man als den Überbringer der Nachricht erkennen könnte. Sie kratzt sich an der unrasierten Wange und scheint sich suchend umzublicken*

"Wo ist der Kerl?"

*dann, nach kurzer Wartezeit, tritt abermals der dunkel gekleidete auf und geht langsamen Schrittes auf den Vagabunden zu*

"Die Antwort?" , kommt es mit schnarrender Stimme, vermutlich verstellt. "Wo ist sie?"

"Hörn se ma... Der Kerl hat mir nichts mitgegeben... Ich soll bloß sagen dass du...*hustet* Ihr ihn selbst aufsuchen sollt"

*unter der Robe, nicht ersichtlich für den Straßenpenner, versteinert sich der Gesichtsausdruck des Mannes. Dann, nach einer scheinbar endlosen Pause, hebt er die Stimme abermals*

" Dann verschwinde jetzt...."

*dann wendet sich der dunkel Gekleidete ab*