Eine Messe ertrinkt in Blut…
Versammelt waren die Dwarschim im kleinen Schrein zu Ehren Bellums, ihr jüngstes Bauwerk im Tale Bergheim in der Kesselklamm. Vor dem Altar stand der hochgewachsene Geweihte Bellums, zu seiner rechte neben dem Altar der Anwärter, der emsig Weihrauch in die Luft fächelte.
Seid der Weihung des Schreins war dies die erste Messe, die hier überhaupt abgehalten wurde, der Mensch, Ortwin gerufen, hatte selbst darum gebeten eine Messe hier abzuhalten, um das angespannte Verhältnis zwischen dem Ordo Belli und dem Volk der Dwarschim zu entspannen. Gern nahmen die Bärte diese Gelegenheit in Anspruch, ein jeder von ihnen diente den Herren Bellum, Arkadon und Terra einen jeden Tag, die Messe zu besuchen war eine Pflicht und gern kamen die Dwarschim dieser nach.
Lang und weit ausschweifend sprach Ortwin zu den vielen Zwergen, immer länger schien seine Rede zu werden und jeder Satz wiederholte den vorherigen. „Hrm…ist dies die Art wie die Khaela dem Herrn Dienen, har?“ fragte sich Traim, der einen Platz in der ersten Reihe hatte. Aufgestanden, so war es wohl Brauch bei den Khaela, waren die Bärte und standen hinter ihren Sitzbänken und hörten den Worten Ortwins zu. Andächtig noch anfangs…doch immer mehr Ungeduld machte sich breit unter ihnen, als Vers für Vers der Ortwins Lippen verlies nur darauf abzielte das vorangegangene noch mal zu sagen…
und noch mal…
und noch mal…
Erst sprach er von den Verfehlungen vor dem Herren, und wie eine jede Sünde wie ein Kettenglied sich an den Körper legen würde, und so nach und nach die Last der Sünde immer größer werden würde… dies allein muss mindestens einen halben Zyklus gedauert haben, bis er denn endlich über das sprach, was er als Sünde bezeichnete, und nach jeder Sünde die er nannte, nutzte er den freigewordenen Raum im Nebensatz, seine Eingangslitanei noch mal zusammenzufassen… „Hrm…har…machen die Bärte nicht…“ brummte Traim leise zu dem Zwerg neben ihn, und sicher war er sich seiner Aussage, denn der Wortbruch, die Ehrlosigkeit und andere Sünden, von denen der Geweihte sprach, waren seid jeher in seinem Volke unter Strafe gestellt und kein Dwarschim würde noch Respekt vor einem Bart haben, der sich eine dieser „Sünden“ zu Schulden hat kommen lassen.
Die Rede des Geweihten aber endete nicht, sie wurde scheinbar immer länger, und es wurde immer öfter noch mal das erwähnt, was schon gesagt wurde, mitlerweile enthielt wohl nur noch jeder vierte Vers eine Neuerung… sind die Khaela so vergesslich, oder meinen die Geweihten etwa, wir Bärte wären so dumm, dass wir nur aus redundanten Erzählungen lernen würden?
Ob der Länge und unerträglichen Langweile des Gepredigten, schlief Dolotmine, ein alter Kämpe der schon mehr Schlachten zu Ehren des Herren geführt hatte, als dieser Ortwin je erleben würde, allmählich ein… und ob seines dicken Wanztes wohl, der sich hier und da unter der goldenen Rüstung herauszuquetschen versuchte, ging sein Atmen in ein leichtes und rhythmisches Schnarchen über… Da…- und erst waren wohl alle Dwarschim darüber erfreut, - endete die Predigt von Ortwin, und dieser Schritt hastig auf den schlafenden Zwergen zu. Mit dem ausgestreckten Arm wies der Mann zur Tür des Schreins, den Kopf senkte er leicht hinab und derart über den schlafenden Zwergen gebeugt, brüllte er Dolotmine an: „HIII – NAAAAUUSSS!“ … es mag die Zwerge nicht mehr verwundert haben, dass selbst diese Aufforderung künstlich in die Länge gezogen war … Erschrocken erwachte der gute Dolotmine aus seinem Schlummer und blickte eingangs verwundert um sich, ehe er dann die Stirn im Gram in Falten legte und den Blick des Geweihten trotzte. „Mein Bart lässt sich doch nicht aus dem Schrein werfen, den er selbst erbaut hat!“ raunte er dem Geweihten völlig zu Recht entgegen. Ein Streitgespräch entbrannte hierauf, tatsächlich verstand es Ortwin hierbei mal nicht jeden Punkt 8 mal darzustellen, sondern seinen Standpunkt klar zu machen, noch deutlicher aber waren die Worte Dolotmines: „Ich diene dem Herren Bellum in der Schlacht, aber doch nicht mit Worten!“ brummte er, und in der Tat war dies die Tradition der Dwarschim, der Tat immer größere Ehre zu bescheiden als dem Worte, und Predigten in der Art des starken Volkes waren auch nie von solch unerträglicher Länge und mieden Worthülsen und Euphemismen, sondern hielten sich lieber an den Tatsachen auf. Hin und her ging es im weiteren Gespräch, Zornesröte stieg dem Geweihten ins Gesicht und schließlich wendete er sich herum und Schritt zum Altar zurück, wo er es wagte, jenes zu tun, was seinen Untergang besiegeln sollte.
In den steinernen Altar zu Ehren Bellums eingelassen, ward ein Kürzer, eine mächtige Waffe aus uralten Überlieferungen der Zwerge, angeblich soll Bellum selbst das Wissen über die Fertigung dieser Waffe den Zwergen gegeben haben… Eine Doppelblattklinge aus reinem Fethril, verziert mit Runen zu Ehren des Herren Bellums, 14 Rubine schmücken das Blatt und den Schafft, der aus festem Stahl gemacht ist und mit Gold und Fethril verziert wurde… 2 goldene Haken, tief in den Stein des Altars gelassen, hielten die Axt an ihrem Ort. Eine solche Waffe zu berühren ist nichtmal jedem Dwarschim erlaubt, nur die ehrbarsten und stärksten Bärte dürfen jemals ein solches Kunstwerk der höchsten Schmiedefähigkeiten ihr Eigen nennen, und neben dem hohen Materialwert, ist vor allem die Tatsache, dass diese Waffe dem Volk der Dwarschim heilig ist, die höchste Auszeichnung für einen Krieger der Dwarschim, einen Kürzer verliehen zu bekommen.
Wer ohne Befugnisse aber eine solche Waffe auch nur an sich nimmt, dessen Leben sei verwirkt, so will es das uralte Gesetz der Dwarschim…
Ortwin griff wutentbrannt den Griff des heiligen Kürzers… er faselte Wirr, als wäre er im Fieber, er sprach davon, er wolle „richten“ und zerrte immer wieder Kräftig an den Griff der fethrilenen Axt. Die Dwarschim aber gerieten in großen Tumult, ein solcher Frevel, hier…im Schrein zu Ehren Bellums, von einem, der sich selbst Geweihter nennt? Undenkbar! Laut protestierten die Dwarschim gegen das Treiben, sie versammelten sich hinter Ortwin, erste zogen bereits ihre Waffen blank, um zur Not den heiligen Kürzer zurück aus den Händen des Frevlers zu holen, wenn es soweit kommen sollte. Traim sprang knurrend über die Bank hinweg und mit nur einem weiteren Schritt stand er neben dem Geweihten, der wieder und wieder seine ganze Kraft gegen die goldenen Halterungen lehnte und versuchte den Kürzer aus dem Altar zu brechen.
Grollend griff der Zwerg mit seinen bepanzerten Handschuhen nach den Armen des Geweihten, versuchte ihn aufzuhalten. „Har, diese Waffe ist unserem Volke heilig. Sie ist nicht für Eure Hände bestimmt!“ brummte er dem Geweihten beim ersten Male noch mahnend zu. Doch scheinbar hatte es einen Grund, das der Geweihte in seiner Predigt alles mehrfach sagen musste, denn beim ersten Male hörte er nicht auf die mahnenden Worte. Auch beim zweiten Male gingen sie an ihm vorüber. „Har…lass ab von dem Wahnsinn, Khael! Diese Waffe ist den unseren heilig… sie ist NICHT für Deine Hände bestimmt!“ knurrte er dann wütend auf, schließlich die Arme des Geweihten loslassend und seine Axt im nächsten Moment vom Rücken ziehend. Mit lautem Krachen gaben die goldenen Haken so denn nach, und voller falschen Stolz ob seines Frevels hob der Geweihte den heiligen Kürzer herauf, und wendete sich sodenn um. Die Dwarschim hatten ihn bereits eingekreist, ein jeder seine Waffe griffbereit, ein jeder knurrte laut und wartete nur auf das Symbol zum Angriff. „Leg die Waffe zurück auf den Altar, Khael, oder Du wirst es mit Blut bezahlen!“ „Diese Waffe ist uns heilig, leg sie zurück, Ketzer!“ und andere Sätze wurden dem Geweihten entgegengegrollt, doch in seiner unglaublichen Arroganz, in seiner völligen Fehleinschätzung der Situation, seiner bodenlosen Dummheit, hielt der Geweihte die Axt in seinem Griff umklammert, und wagte es noch dem Volk der Dwarschim zu spotten. Wiederholt wurde er aufgefordert den Kürzer zurück zu legen, selbst der Kan’thrag der Bragarim, Pogolosch, forderte ihn dazu auf, doch nichts tat der dumme Khael, als lästern und seine Ketzerei wie einen Sieg zu zelebrieren. Traim erhob knurrend die Axt, er hatte zu oft die Dummheit der Khaela erlebt, er wusste wie dies hier enden würde, er machte sich schlagbereit „Auf Deinen Befehl, Pogolosch“ brummte er noch mürrisch hervor… der Geweihte hob seinerseits den Kürzer…eine solch heilige Waffe gegen einen Dwarschim zu heben, ist das zweite Verbrechen, das nur mit dem Tode gestraft werden kann, welches sich der Geweihte an jenem Tage schuldig machte…selbst einem Dwarschim würde man dafür den Kopf abschlagen und seinen Namen als den eines Verräters ächten und nie wieder über den falschen Bart reden… „Angriff!“ raunte Pogolosch nur, und mehr brauchte es auch nicht, als die Meute der Dwarschim auf den Geweihten zuraste, die Äxte und Hämmer zum Schlag erhoben, wie Sturm aus wütenden Klingen müssen sie über ihn hereingebrochen sein, und nachdem der Geweihte grade mal dazu kam einen einzigen Hieb mit dem Kürzer auszuführen, der ins Leere ging, da er von zu vielen Treffern abgelenkt wurde, fiel der Geweihte rücklings zu Boden und regte sich nicht mehr.
Grummelnd hob Traim den heiligen Kürzer vom Boden auf, die Waffe musste an ihren rechten Platz zurückkehren, und so ging er zu Borlox und reichte ihm die Klinge.
Das Blut des Geweihten bildete unterdessen eine Lache vor dem Altar Bellums, für dessen Schändung der Geweihte nun seine Strafe erhalten hatte…
~ Wer ohne Befugnisse aber eine solche Waffe auch nur an sich nimmt, dessen Leben sei verwirkt, so will es das uralte Gesetz der Dwarschim! ~
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