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G Ö T T E R S P I E L P L A T Z




Intermezzo

Es war einmal auf einer unbekannten Insel, in unbekannten, tiefen Gewässern. Fernab von alle dem was als richtig oder falsch, krumm und gerade, leicht oder schwer angesehen wurde, spielten vier Kinder.

Ein Mädchen verbrachte den gesamten Tag vergnügt auf einer Schaukel, deren Kordelenden weit oben, irgendwo im Reich der Wolken angebracht waren. Ein gesummtes Liedlein stets auf den erdbeerroten Lippen tragend, schienen ihr alle Blumen und Schmetterlinge zu lauschen.

In sein Buch vertieft sog einer der drei Jungen unentwegt die Worte verschiedenster Bücher in sein Innerstes auf. Ein übergrosses Monokel auf dem rechten Auge, ein riesiger gestapelter Turm zu seiner Linken, tauchte er in fremde Welten ein und vergass die kleine einschränkende Welt der Insel um ihn herum.

Mit einem säuberlich geschnitzten Holzschwert in der Hand und einem umfunktionierten Mehlsieb auf dem Kopf zog es der Dritt im Bunde vor die spärlichen Abenteuer dieses Eilandes zu erforschen und auf die vereinzelten Fruchtbäume zu klettern.

Abseits der Drei sass ein weiteres Kind. Ein trauriger Junge, der von den anderen meist gemieden wurde. Seine Mutter pflegte ihn in dunkle, unansehnliche Kleider zu stecken, welche zu allem Überfluss nach vergammelten Mottenkugeln rochen. Er ist der Einsame, der Träumer unter ihnen.

An jedem Tage einmal, solange sie selbst und alles Getier und Gewächs um sie herum denken können, treffen sich die Vier am Sandkasten. Über und über mit Moos bewachsen und mit einzelnen Seechen aus Regenwasser bespickt, stellt dieser einen Nährboden für ein Allerlei aus krabbelnden Tierchen dar. In dieser einen Stunde unterhalten sich das Mädchen und die drei Jungen und bieten ihre Ansichten zum Leben dar.

„Schaut euch diese Käferlein an! Viel zu wenige“, spricht das Mädel und berührt den erdigen Boden mit ihrer patschigen Kinderhand, worauf die Panzerträger einander wild und mit Begierde besteigen und überall im Sand versteckt Eier legen.

„Und dumm sind sie dazu. Leben in Höhlen. Schulen müsste man bauen!“ Innig reibt der Zweite sein Monokel an seinem Robenärmel als von Geisterhand aus dem Sand kleine Häuslein, Strassen und Wege emporwachsen, sich die Käfer ohne zu zögern jenen entlang bewegen und kleine Rauchschwaden aus den winzigen Kaminen steigen.

„Ich geb ihnen Waffen, auf dass sie ihr Hab und Gut mit Stolz und dem Sinn für Recht und Heldenmut verteidigen können.“ Der dritte unter ihnen steckt sein hölzernes Schwert am Rand in den tiefen Sand worauf einige der besonders gut gepanzerten Kriechtiere sich vor den Toren der winzigen Stadt postieren und ihre scherenartigen Sicheln zum Kampfe bereit anheben.

Die Blicke heften auf dem in schwarz gekleideten Jungen. Mit hängendem Kopf beugt er sich weit über den Sandkasten, greift sich einen Käfer aus der Menge und zerdrückt ihn zwischen zwei Fingern. Schockiert sehen ihn die anderen drei an. „Was machst du denn da? Machst ja alles kaputt?“ Angewidert wenden sich das Mädchen und die beiden anderen vom Einsamen ab und kehren zurück zu Schaukel, Buch und Schwert. "Du bist doof!" Einzig er bleibt alleine zurück und legt den zerdrückten Körper zurück in den Sand, beobachtet, wie sich eine kleine Schar an Käferchen sich um den Leib sammeln und trauern. Leis’ spricht er vor sich hin: „Die Welt ginge unter würde alles bestehen bleiben wie es ist.“ Im Wissen, dass er niemals verstanden werden würde, setzt er sich wieder an den Rand der Insel und taucht seine Füsse ins kühle Wasser und wartet es ab, das nächste Treffen am Sandkasten.


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