~gepostet im Auftrag von Wilbert Hornschuh~

Endlich waren sie gegangen. Viel zu lange musste er mit ansehen, wie sie mit seinen Gefühlen spielten, ihn verletzten, ihm das Herz zerbrachen. Wie sie sich versammelt hatten, so bärtig und kantig wie sie waren. Umzingelten das Fass, SEIN Fass. Kaum mit anzusehen war es, wie sie es sich die Kehle runter jagten, ohne den köstlichen Gerstensaft wirklich zu schmecken, zu genießen. Oh wie undankbar sie doch waren. Wussten sie denn nicht was sie da taten? Haben sie denn nicht gesehen wie er leidet? Aber was sollte man auch erwarten von einem Volk das mehr Haare im Gesicht als auf den Füßen hatte.

Aber endlich waren sie gegangen. Und sie hatten es nicht ganz geplündert, den schwarzen Schatz im Fass. Und nun war er allein. Allein mit dem Fass. Keiner war mehr zu sehen, weder Zwerg… noch Hobbit. Nur das Fass… und er. Und wie er es umschloss mit seinen alten, steifen Armen, wie ein Kind, das er in seinen Armen wiegen wollte. Endlich würde man es schätzen, das schwarze Gerstengold. Er würde es schätzen, wenn es seine Kehle runter lief, er würde es sich auf der Zunge zergehen lassen, dieses kühle Gesöff. Ein Hochgenuss für einen jeden, der es zu schätzen weiß. Und er war einer jener, die einen guten Trank zu schätzen wussten. Und so wurde geschätzt… und zwar reichlich.

Den Becher zur Hand, die Hand zum Fass. Raus mit dem schwarzen Bier, rein in den grauen Becher. Welch eine Freude es war, es zu hören, es zu riechen. Nicht so, wie es die kantigen, bärtigen, stinkenden Zwerge taten, die es einfach nur tranken, weil es Zeit zu trinken war, nein, nein, er trank es, weil es sich so gehörte und es dem Fass zustand, zumindest von ihm gewürdigt zu werden.

Und so wanderte der Becher zum Mund und vom Mund zurück zum Fass. Raus aus dem Fass, rein in den Becher. Und wie sie sich leerten, die Becher. Und wie es schmeckte, das Bier. Und wie schnell es doch zu ende ging, mit einem jedem dieser Becher. Größere Becher wären hier vielleicht von Vorteil.

Sie wussten es einfach nicht zu würdigen. Seine Gastfreundschaft, sein Geschenk. Er wusste es zu würdigen, ja, er wusste es ganz genau. Er war gut im würdigen von solchen Dingen. Viele Jahre hatte er damit zugebracht und jetzt konnte er sich auch hier ganz darauf konzentrieren. Er klopfte das Fass ab. Wie leer es doch wurde. Aber es war viel zu köstlich um es jetzt schon in den Schränken ruhen zu lassen. Wäre er dann nicht genauso undankbar, wie einer jener Schufte, die seine Gastfreundschaft ausgenutzt hatten? Ja, das wäre er wohl gewesen und so dankte er weiter. Dankte und dankte und dankte...

Es wurde schon wieder leer und er wurde schläfrig. Das Feuer war doch so warm und das Bier so köstlich. Und das Fass lag so wunderbar im Arm. Wie ein guter Freund, der ihn nie im Stich lassen würde. Es hörte sogar zu, wenn er erzählte. Was für ein guter Zuhörer es doch war. So still und aufmerksam und doch bereit ihm viel zurück zu geben. Aber er wurde müde. Das Fass hatte ihn geschafft und er hatte das Fass geschafft. Seine Augen wurden schwerer und tiefer sank sein Kopf. Der alte Schädel brummte schon jetzt, aber das war es wert. Außerdem war der Boden doch so bequem.

Er war voll und das Fass war leer.

*betritt man die Taverne der Hobbits, so sieht man vor dem Kamin einen alten, schnarchenden Hobbit, der gehörig nach Bier riecht und fest umklammert hält er ein noch tropfendes Bierfass unter dem sich eine kleine Bierlache abzeichnet.*