Siebenwindhomepage   Siebenwindforen  
Aktuelle Zeit: 12.07.25, 21:01

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Ereignisse aus dem Leben eines Wissenden
BeitragVerfasst: 4.10.07, 01:36 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 9.09.07, 03:56
Beiträge: 63
Geschehnisse vom 3. Carmar 18. n. H.


Er war völlig verstört gewesen, als er endlich den Weg in die Kapelle gefunden hatte. Das Portal öffnete sich und er brach vornüber auf die Knie, zitternd am ganzen Leib. Wie er hergekommen war, wie er den Weg gemeistert hatte, das wusste er selbst nicht mehr. Er war seid der Vision wie in einem Dämmerzustand gewesen. Nur vereinzelte Bilder geisterten vor seinem inneren Auge, wie der Junge ihn eingeschlossen hatte in den Hallen und er verzweifelt gegen die harte Mauer trommelte, die grellen Fela-Strahlen als er freigekommen war, der kleine Teich der Vitama, dort wo er versucht hatte die Schuld von sich zu waschen - doch erfolglos. Ein mal ein Wegweiser, alles andere jedoch war fortgeschwemmt, wie von einer großen Flut des Vergessens. Doch viel schwerer wogen die Bilder der Vision, welche sich ihm immer wieder lebhaft vor Augen drängten. Es fiel ihm noch immer schwer zu trennen ob tatsächlich er es durchlebt hatte oder der Junge. Die Erinnerungen von Götterläufen, vermutlich sogar Dekaden, die er in wenigen Augenblicken durchlebt hatte. Grelle Töne und ein dumpfes Pochen, welches drohte seinen Schädel zu sprengen, ihn in tausend Teile zu zerreisen, war nun der Preis dafür. Als wäre das Erlebte selbst nicht schlimm genug gewesen.

Zunächst war da noch das Mitleid, an welches er sich klammerte, wie ein Anker. Sich jederzeit daraus zu erretten. Doch dann begann sich ein Teil von ihm mehr und mehr nach den Erinnerungen zu verzehren. Es war so als wären ihre Geister verschmolzen, jede Erinnerung des Jungen in dieser Vision, Stunde um Stunde war seine Erinnerung geworden. Jeder Gedanke des Jungen, von Jahr zu Jahr, war zu seinem Gedanken geworden. Für diese Zeit war er selbst zu dem Jungen geworden. Wie konnte er Mitleid mit einem anderen fühlen, wenn er selbst es war?
Er selbst hatte die Strafe empfangen, gemeinsam mit dem Jungen. Hatte Dinge gesehen, welchen nur die Niederhöllen gleich kommen konnten. Ewige Träume von Selbstgeißelung und Folter, welche sie gemeinsam als Linderung empfanden. Von denen keiner von beiden verstand, wo sie ihren Ursprung hatten. Unaussprechliche Fantasien, abzulenken von der ewigen Dunkelheit, der Einsamkeit und dem ewig ungestillten Hunger und Durst in ihrem steinernen Gefängnis. Nein, nicht einmal der Tod mochte sie gemeinsam ereilen. Leises Flüstern hallte durch seinen Kopf, gehörte nicht zu der Vision, nur ein Abglanz Calveas seines Geistes, der da flehte nach Astraels Licht und flehte um die Hilfe des Argionemes. Doch er selbst war es der die Stimmen in seiner Wissbegierde niederrang, sich weiter nach den Erinnerungen verzehrte. Und so durchliefen sie gemeinsam weitere Jahre der Folter und Qualen, doch die Bilder die sie teilten wurden schlimmer mit der Zeit, immer unaussprechlicher und bald schon drohte Calveas verrückt zu werden. Es war nur noch ein schmaler Grat zwischen klarem Verstand und Wahnsinn auf dem er da wandelte, die schwere Last des Jungen auf den Schultern, die ihn drohte in die schwärzesten Abgründe hinab zu reißen. Und wieder begehrte das ferne Flüstern auf, schwoll an, wurde in den sich ewig wiederholenden Bitten lauter. Keine Begierde mehr gegen die es kämpfte, nur noch der der Junge, der den erflehten Beistand verhöhnte, versprach dass die Viere ihn hier nicht hören konnten, nicht kommen würden. Doch je mehr der Junge es verneinte, desto lauter wurden die Stimmen - vielleicht aus Trotz, vielleicht aber auch des reinen Glaubens wegen - wurden zu einem reissenden Strom, der es schliesslich vollbrachte die Geister zu trennen, ihn zurück in die Realität riss, fern der Illusionen die so echt erschienen waren. Doch war es noch rechtzeitig geschehen? War er dem Wahnsinn anheim gefallen? Oder war er ihm noch rechten Zeit entgangen?

So war er für diesen Moment, als er auf der Schwelle des Portals kniete nur noch ein Schatten seiner selbst, konnte die Eindrücke nicht verarbeiten, nicht in Einklang bringen, wie sie immer wieder willkürlich hervorbrachen. Die höllischen Kopfschmerzen die ihn die ganze Zeit über peinigten.
[size=24]
Ist euch nicht wohl?


fragte eine Frauenstimme plötzlich,

Entschuldigt Hochwürden ..


Er wollte antworten, doch er brachte nichts hervor, bis dann die ewigen Litaneien wieder aus ihm hervorbrachen, zitternd auf dem Boden kauernd:

Astrael! Bellum! Morsan! Vitama!
Astrael! Bellum! Morsan! Vitama!

Hochwürden, ich glaube es geht ihm nicht gut,


ein Aufschluchzen des Dieners unterbrach sie,

er murmelt immer nur die Namen der Götter.


Calmexistus bedeutete ihr nur ihn ins Hinterzimmer zu geleiten. Doch er suchte einen anderen Weg, als er schliesslich auf die Beine zurückgefunden hatte, taumelte er geradewegs zum Altar, liess sich vor diesem sinken und setzte von neuem an,

Herr! Ich habe die Dunkelheit gesehen!
Herr! Leuchte mir den Pfad ins Licht …

Ihr seid in der Obhut der Viere .. ängstigt euch nicht!


antwortete die Frauenstimme.

Glasig lag der Blick auf dem Altar, die Augen gerötet von unendlich vielen Tränen. Er wirkte älter als sonst in diesem Moment, vielleicht auch nur von der unnatürlichen Müdigkeit und Erschöpfung, wie ausgelaugt. Ein grauenhaftes Bild, kalt und blass.
Schliesslich hatte er seinen Weg fortgesetzt in die Hinterräume, stützte sich auf den Pult und begann zum ersten Mal mit ihnen zu sprechen, murmelte Zusammenhangloses zum Pult:

Er ist fort ..


bevor er die Frau zum ersten mal ansah, direkt in ihr Gesicht starrte, ihr niedergeschlagen und völlig fassungslos erklärte:

Er ist fort!!

Bald schon hatte Calmexistus sie fortgeschickt und es brauchte beinahe einen Zyklus Calveas zu beruhigen und etwas von ihm zu erfahren. Er brachte kaum einen vollständigen Satz heraus, ehe er wieder begann die flehenden Litaneien herunterzubeten, stets begleitet von schmerzerfüllten Schluchzern. Sprach immer wieder von Dunkelheit und frevlerischen Gedanken. Konnte kaum trennen zwischen sich und dem Jungen, manchmal fingen seine Sätze mit „Wir“ an, dann wieder mit „Er“ oder „Ich“. Immer wieder sollten die Protestschreie aus dem Hinterzimmer gedämpft in die Kapelle dringen.

NEIN! - Nicht ich!! ER!! JA ER!! - ER IST BÖSE!!


Schliesslich ließ Calmexistus es für diesen Tag gut sein und Calveas schlief erschöpft auf einem Stapel Bücher ein, in welchen er sich haltsuchend verkrallt hatte …
Für heute ließ Calmexistus es dabei bewenden, doch der Junge, in den sie so viel Hoffnung gesetzt hatten, war fort ...

[/SIZE]


Zuletzt geändert von Calveas: 4.10.07, 01:44, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste


Sie dürfen keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de