Der Tag war lang gewesen. Er hat zu viel erlebt und konnte nicht mehr denken, nur noch der Gedanke an Eliana hielt ihn wach. Er musste wach bleiben, wach bleiben um hilfe zu holen ... nur einen Moment ... kurz ... die Augen schließen ...........
Ein jeder der in das Lazarett neben der Küche der Burg Finianswacht blickt wird dort einen schwer gerüsteten Auron Ruodrik vor finden. Er hält fest umklammert, mit beiden Händen die Hand eines leblos wirkenden Mädchens das im Bett liegt. Er selbst kniet vor dem Bett, einige Kissen wurden ihm unter die Beine geschoben. Sein Gesicht ruht an ihrer Seite und er scheint tief und fest zu schlafen. Sein Gesicht, so man es betrachtet, ist deutlich blutverschmiert doch ist das alles schon getrocknet. Das Mädchen, so man sie kennt wird man wissen dass es Eliana Leventhal ist, liegt leblos wirkend auf dem Bett nur schwach hebt und senkt sich ihr Brustkorb.
Immer wieder murmelt der gerüstete Mann im Schlaf "Eliana ... Hexe .... Hilfe" . scheinbar gehen ihm immer wieder die Erlebnisse des Tages durch den Kopf, seine ganze Gesichtsmimik sieht so aus als hätte er selbst im Schlaf noch schmerzen oder die Erinnerung schmerzt.
Die Erinnerungen an den gestrigen Tag schmerzten ihn immer noch. Er war aufgewacht, als er dringend aufs Klo musste und konnte sich nur mit sehr viel Mühe dazu durchringen aufzustehen. Wackelig und mit schmerzendem Brustkorb stand er auf und ging in den Keller auf das Plumpsklo. Nachdem er sich erleichtert hatte, torkelte er wie eine Betrunkener wieder nach oben und kniete sich wieder an ihre Seite und umklammerte ihre Hände mit seinen noch leicht feuchten Händen vom Händewaschen. Der gestrige Tag ließ ihn nicht los. Es sollte alles ganz normal werden, er wollte nur eine Übungsstunde mit ihr machen. Sie hatte ihre Sachen am Wall liegen gelassen, deswegen gingen sie dort hin. Zuerst kamen die obligatorischen Übungen, Liegestütz, Rundenläufe. Doch sie wurden gestört, mehrere Male und so zog sich alles in die Länge. Bis dann dieser dreiste Hühne meinte, Eliana beleidigen zu müssen. Das versetzte ihn so sehr in Rage, dass er den Mann Ohrfeigte. Es war im nachhinein ein Fehler und er bereute ihn, doch er konnte sich einfach nicht beherrschen, wenn es um seine Familie geht. Sie war ihm überaus wichtig, immerhin ist sie seine Tochter. Aber soetwas dürfte er nie wieder zulassen....
Es war alles seine Schuld. Hätte er sich beherrscht, dann hätte er sie beschützen können. Aber nein, der Herr musste ja unbedingt die Ehre seiner Tochter verteidigen und sich mit dem Hühnen duellieren! Hätte er doch nur auf sie gehört, dann wäre sie jetzt nicht auf halben Wege zu Morsan. Als er mit dem Hühnen in der goldenen Rüstung kämpfte, näherte sich nämlich eine Frau Eliana und legte ihr die Hand an die Schulter. Zuerst hörte er nur das schnappen nach Luft, danach den Schrei. Er brüllte ebenso laut auf, als er sie hörte, mehr aus Wut und Verzweiflung dass ihr jemand etwas angetan hat, denn aus Schmerzen. Er vergaß den anderen Kämpfer komplett, warf sein Schwert zur Seite und stürmte wie eine kleine Dampfwalze auf die Frau zu, die sich lachend auflöste, Eliana fiel Leblos zu Boden und Auron sprang in Hadrians Schwert, welches er in den Rücken der Frau gehalten hatte. Glücklicherweise hatte er sein Schild vor Sich, so dass schlimmeres vermieden wurde. So schnell er konnte, riss er sich Helm und Schild ab und schüttelte Eli. Als sie nicht wach wurde, hiefte er sie auf das Pferd von Hadrian, da er unberitten zum Wall kam. Er hatte nicht mit dem anderen Mann gerechnet ....
Er wurde Umgeworfen und das letzte was er sah, war Eliana, die auf dem Pferd davongebracht wurde und den schweren Zweihänder, der sich auf seine Brust niedersenkte. Danach war nichts.... er wachte mit einer fürchterlich Schmerzenden Nase im Burghof auf. Verwirrt wie er war, fasste er sich an die Nase und bereute es sofort, der schmerz brachte ihn fast um den Verstand. Die lauten Schmerzensschreie weckten Armand, welcher ihn mitsamt des gerüsteten Hühnen in das Burglazarett schleifte. Das einzige was ihm bei klarem Verstand hielt und nicht nur vor Schmerzen schreien lies, war der Gedanke an Eliana. Er musste alles tun um ihr zu helfen. Er konnte nicht einfach nur hier liegen... Doch Armand sah das anders. Er machte seltsame Dinge mit seiner Nase, brachte ihm noch mehr schmerzen und schließlich heilte er sie mit einem äußerst Merkwürdigen Gefühl, so als würden Maden seine Nase auffressen. Doch schon eine Sekunde nachdem Armand fertig war mit seiner Magie und die Schmerzen langsam verklungen, packte er ihn am Kragen und schleifte ihn mit sich. Er brachte ihn zum Hospitz, da er vermutete, dass sie sie dorthin gebracht hatten, doch weit gefehlt, sie war nicht da.
Es war einfach nur pures Glück oder die Götter wollten es so, dass sie ein Mitglied des Löwensordens fand und in das Ordenshaus brachte, wo sie Eliana in das Bett gelegt hatten. Sie atmete nicht mehr! und niemand tat etwas... er war am verzweifeln ... er starb innerlich als er das junge Mädchen da liegen sah, doch seine Kräfte reichten nicht aus und er brach vor dem Bett zusammen und schaffte nur noch ihren Fuß mit einer Hand zu umklammern. Er wurde schon nach wenigen Augenblicken wieder aufgescheucht, er sollte sie mit den anderen in den großen Raum hinüberbringen, Armand bräuchte mehr Platz. Gesagt getan. Tief durchatmend, was er sofort bereute, erhob er sich. Der stechende Schmerz in seiner Brust lies einfach nicht nach... Doch er stemmte sich hoch und packt das Laken auf dem sie lag und trug es hinüber mit den anderen. Recht sanft bettete er sie auf den Boden, ehe er auf seinen Hinter viel und ihre Hand umschloss und den Kopf streichelte. Jergan saß auf der anderen Seite und hielt ebenfalls ihre Hand und sprach ihr gut zu. Er selbst hingegen wollte den Mund nicht öffnen, hätte er doch nur laut geschrien vor Schmerzen. Erneut wurde er von ihrer Seite verscheucht, doch nicht für Lange. Als Armand seine Magie benutzte und sie heilte, oder was auch immer er genau tat mit diesen Fäden, sah er, dass sie sich wieder bewegte, atmete! Die Hoffnung keimte in ihm auf, dass sie doch nicht verloren war und robbte zu ihr hinüber um sie in die Arme zu schließen und fest zu halten während um sie herum die Fäden von Armands Magie lagen und nun auch ihn erfassten und festhielten.
Er verstand nicht, was Armand tat, doch es schien zu helfen. Sie atmete wieder, die Kälte die sie noch vor kurzem Ausstrahlte wich langsam zurück und machte ihrer Körperwärme Platz, doch sie wachte nicht auf. Er erhob sich einfach von dem Boden, sprach gequält "Wir sollten sie in die Burg bringen... Weißmagier wohnen dort..." Und unter den schlimmsten Schmerzen, die er seit er sich erinnern kann, ertragen musste, stemmte er sich hoch, mit ihr auf den Armen. Das Atmen schmerzte, das Gehen schmerzte, das Reden schmerzte.... Jergan bot mehrere male an, Eliana zu tragen, doch das konnte er nicht verstehen. Er musste die Schmerzen ertragen, sie waren die einzige Strafe die er akzeptieren konnte, für sein furchtbares Vergehen, Eliana im Stich gelassen zu haben. Er trug sie wankend und schwer keuchend bis in die Burg zurück, wo er sie in das Bett legte. Jergan wurde wieder hinaus gerufen, auf den Burghof... und er kniete sich neben ihr Bett, hielt ihre Hand fest und streichelte beruhigend über ihren Kopf...
Er fasste sich nun Selbst an den Kopf und strich sich die Haare aus dem Gesicht und betrachtete Eliana mit gequälter Miene. Immer wieder musste er an all das zurückdenken und die Zweifel, ob sie jemals wieder aufwachen würde, nagten an ihm. Ebenso wie eine hartnäckige Stimme in seinem Kopf immer wieder flüsterte "du bist schuld, du bist schuld..." und er einfach keine Gegenargumente dafür fand... Er war an ihrem Unheil schuld. Daran bestand kein Zweifel. Nicht für ihn. Und wenn sie sterben sollte, würde auch etwas in ihm mit ihr sterben.... und erschöpft legte er den Kopf wieder an ihre Seite, die Gedanken plagten ihn immer noch und ließen ihn auch nicht los, als er wieder in seinen unruhigen Schlaf verfiel....
[Edit: nur kleine Rechtschreibfehler]
_________________ Ein Dutzend verlogener Komplimente ist leichter zu ertragen als ein einziger aufrichtiger Tadel. Mark Twain, Bekannt aus Star Trek - The Next Generation Staffel 5, Folge 26.
Zuletzt geändert von Auron Ruodrik: 12.12.07, 17:51, insgesamt 1-mal geändert.
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