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 Betreff des Beitrags: DER REICHSKORRESPONDENT
BeitragVerfasst: 11.01.08, 15:37 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 31.10.07, 18:26
Beiträge: 10
*Im Laufe der folgenden Zyklen tauchen auf der ganzen Insel handschriftliche Kopien des folgenden Inhalts auf, die, mal ganz offen, mal eher versteckt, hier und da abgelegt wurden. Urteilt man nach den unterschiedlichen Handschriften, müssen diverse Schreiber am Werk gewesen sein, die genaue Anzahl liesse sich aber nur ermitteln, wäre man im Besitz jeder einzelnen Kopie des Reichskorrespondenten - eine unmöglich anmutendes Unterfangen, da unklar ist, wie viele der Ausgaben bereits in den Händen des Volkes befindlich sind.*
Zitat:
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Sonnentag, 9. Oner 19 nach Hilgorad
Ausgabe 5


ZUM THEMA "DER WILLE DER VIERE"
An ihren Taten erkennt ihr sie...

Groß ist das Vertrauen, dass das Volk in die Diener der Viere setzt. Und zu Recht, sind diese doch von den Göttern selbst berührt und verstehen weit eher, als das einfache Volk, und sei es von hohem Adel, den Willen der Viere zu deuten und zu verkünden. So tut man gut daran, auf den Rat eines wahren Dieners der Viere zu hören, und gerade die Herrschenden tun gut daran, dies zu tun. Ist es doch eine der wichtigsten und vornehmsten Aufgabe der Kirche, als Hüter über die Herrscher zu wachen und diesen, wo immer es nötig sein mag, mahnend daran zu erinnern, dass gerade sie den Geboten und dem Willen der Viere gegenüber verpflichtet sind. Denn nur zu leicht geschieht es im Einfluss der Macht, dass ein Mann oder eine Frau vergisst, dass ihnen all diese Macht nur von Anderen verliehen wurde, damit sie besser dienen können.

Doch auch dem einfachen Volk ist es ebenso geraten, auf die Worte der wahren Diener der Viere zu lauschen. Denn diese verfügen durch göttliche Eingebungen und ihre eigenen Studien über Wissen und Einsichten, die der einfache Mann, der den ganzen Tag im schweiße seines Angesichts sein Tagewerk verbringt, nie zu erlangen hoffen kann. Und so ist es gewiss richtig, im Vertrauen auf die Diener der Viere diesen Worten glaube zu schenken und folge zu leisten, selbst wenn sich der tiefere Sinn nicht immer offenbaren mag.

Groß ist das Vertrauen, dass das Volk in die Diener der Viere setzt, und gut ist es, dass es so ist. Und dennoch erwächst gerade daraus eine große Gefahr. Denn nicht jeder, der im Namen der Viere zu sprechen vorgibt, ist tatsächlich auch ein wahrer Diener der wahren Götter. Was aber nun, wenn ein falscher Diener mit falscher Rede das Volk in die Irre leitet? Woran, so fragt man sich, kann man die wahren Diener von den Falschen unterscheiden?

Leicht ist dies nicht, und doch gibt es Wege dazu. Lasst euch nicht blenden von denen, die Wunder zu wirken scheinen. Etwas, was einem wie göttliche Wunder erscheinen mag vermögen viele herbeizurufen, seien es Magier, Hexer oder gar Diener des Ungenannten. Lasst euch nicht täuschen von schönen Worten. Schöne Worte vermögen viele zu finden, und viele, die mit Seidenzungen sprechen, tun dies nur, um über ihre wahren Absichten hinweg zu täuschen. Vertraut nicht auf Kleidung, Titel und Stand. In die Robe eines wahren Dieners kann jeder schlüpfen, und selbst Titel und Ehrungen mögen so erschlichen werden können.

Lasst euch nicht täuschen von all diesem Tand. Nicht daran werdet ihr einen wahren Diener der Viere erkennen, sondern alleine an seinen Taten. Spricht jemand von Demut und Aufopferung, ist selbst aber eitel und herrisch, so verwerft ihn. Spricht jemand von großen Opfern für edle Ziele, ist aber selbst nicht bereit, alles zu geben, so wendet ihm den Rücken. Preist jemand die Ideale der Viere, aber versucht nicht selbst aus ganzem Herzen, ihnen nachzueifern, dann betet für seine Seele, aber lasst euch nicht von ihm blenden. Denn es gibt viele, die den Namen der Viere auf den Lippen tragen, ihn deren Seele sich aber nur das Streben nach eigenen Zielen ruht.

Gerade in unsicheren Zeiten wie diesen werdet ihr sie leicht erkennen können. Wenn ihr Diener der Viere seht, die die Herrscher ermahnen und in ihrem eitlen Kampf um Macht und Einfluss zurechtweisen, dann achtet sie. Wenn ihr Diener der Viere trefft, die den Verunsicherten Trost und Halt bieten, dann respektiert sie. Wenn ihr Dienern der Viere begegnet, die ihre Kraft einsetzen, um Frieden und Ordnung in unserem gebeutelten Reich zu erhalten, und sei es nur im Kleinen, dann ehrt sie.

Aber hütet euch vor denen, die statt ihre Kräfte zum Schutz des Glaubens und der göttergewollten Herrschaft einzusetzen, den Unfrieden und Zwist im Reich ausnutzen oder gar selbst anfachen und verstärken, um ihr niederes Streben nach Macht zu verwirklichen. Denn wie kann jemand sich zu Recht Diener nennen, wenn ihm die Herrschaft wichtiger ist als die treue Erfüllung seiner Pflicht? Wie kann man jemandem seine Treue und Gefolgschaft geben, der sich auf eine Ebene mit all den Aasfressern stellt, die ohne Rücksicht auf die Folgen für die, die ihnen anvertraut sind, bei der ersten Gelegenheit danach streben, sich selbst zu erhöhen und damit das Reich ins Chaos stürzen? Oh, sie werden sagen, es sei für das Wohle aller, zur Beendigung des Zwistes. Eine starke Hand, die das Reich wieder einen könne, um Frieden und Sicherheit zurück zu bringen.

Doch würden all die, die so sehr für das Wohl des Reiches zu kämpfen vorgeben, sich damit zufrieden geben, die ihnen übertragenen Aufgaben zu erfüllen und Frieden und Sicherheit für die zu erfüllen, die ihnen Anvertraut wurden, statt diese Pflicht zu vernachlässigen und nach Höherem zu strebe, bräuchte es keine starke Hand mehr, um das Reich wieder zu einen. Und nirgendwo leidet Volk und Reich mehr unter den Unruhen als in den Lehen gerade derjenigen, die sich die Errettung des Reiches auf die Fahnen geschrieben haben, während dort, wo Herrscher und Geweihte unbeirrt ihrer Pflicht folgen, fast nichts davon zu spüren ist.

So folgt den wahren Herrschern in festem Vertrauen, aber hütet euch vor den Pflichtvergessenen. Und folgt den wahren Dienern der Viere in festem Glauben, aber habt Acht vor den falschen Dienern, die im Streben nach Macht und Einfluss die Einigkeit zerstören und so dem Ungenannten den Weg bereiten.

***

REZENSION
Niederschrift "Der Wille der Viere" von seiner Gnaden Etril Gamajeff.


So wahr der Inhalt sein mag, und wer würde es schon wagen, die Worte eines Geweihten in Frage zu stellen, so erschreckend erscheinen die eklatanten methodischen Mängel in der Argumentationsführung. So werden auf Basis von bekannten Zitaten illegitim Aussagen abgeleitet, die so in den Zitaten keineswegs getroffen wurden, sondern bestenfalls eine mehr oder weniger willkürliche Interpretation des Verfassers darstellen. Ähnlich wurde mit allgemein anerkannten Glaubensparadigmen verfahren, die ebenso dazu genutzt wurden, Ansprüche zu belegen, die wenn überhaupt nur auf sehr erzwungen wirkende Art im Zusammenhang mit dem eigentlichen Paradigma stehen. Auch Aussagen wie "dass niemand vom Pfade des heiligen reinigen Lichtes der Viere abfallen kann, der sich im vollends verschreiben hat"; irritieren stark. Immerhin ist jemand, der vom Pfad des heiligen reinigenden Lichtes der Viere abfällt per Definition niemand, der sich ihm vollends verschrieben hat.

Natürlich hat ein Geweihter das Recht, sich auf höhere Einsicht zu berufen, stehen doch Geweihte den Vieren am nächsten und haben daher zweifelsohne tieferen Einblick in deren Willen. Doch die getroffenen Aussagen auf eine solcherart unbeholfene Art zu Belegen, die eigentlich schlicht als methodisch Falsch gelten muss, ist ausgesprochen unglücklich und gerade einem Diener des allwissenden Astrael eigentlich nicht würdig. Dazu kommt, dass einige der getroffenen Aussagen mit großer Wahrscheinlichkeit zu heftigen Irritationen führen dürften. So zum Beispiel, dass sich niemand dem Willen der Götter entziehen könne und daher auch jemand der dem Dunklen verfallen sei, diesem auch folgen müsse. Dies würde, unvoreingenommen betrachtet, nicht weniger bedeuten als dass selbst der finsterste Diener des Ungenannten moralisch keinerlei Schuld auf sich lädt, ebenso wenig wie sich der treueste und aufopferungsvollste Diener der Viere auszeichnet...vollziehen doch beide nur den Willen der Götter, ohne dass sie selbst Einfluss darauf hätten.

So bleibt abschließend zu sagen, dass es sich bei dem Werk möglicherweise um ein für Geweihte interessantes Schriftstück handeln mag. Das eigentliche Ziel, den Glauben des Volkes zu festigen, muss aber als im Wust aus unsachlicher Argumentation und verwirrenden Aussagen untergegangen betrachtet werden, so dass das Schriftstück den einfachen Gläubigen, der nicht über die tiefere Einsicht eines Geweihten verfügt, wohl weit eher verwirren als erleuchten wird.


Zuletzt geändert von Reichskorrespondent: 12.01.08, 17:30, insgesamt 1-mal geändert.

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