In der Königlichen Bibliothek zu Draconis steht in einem schlecht belichteten Regalplatz ein schwerer, verstaubter Band. In dem wohl kaum gelesenen Buch stehen galadonische Abschriften zwergischer Lieder und Gedichte, die ein interessierter aber unbekannter Schreiber übersetzt hat.
Auf der Bahre
In der Kerzen mildem Licht die Leiche schläft. Und Priester und Brüder gehen Um sie herum und legen ihre Finger Manchmal über das stolze Angesicht.
Froh sind die Toten, die zur Ruhe kehren und strecken ihre weißen Finger alle, den Ahnen zu, die groß und erhaben gehen mit schwerem Schritt durch die hohe Halle.
Doch manchmal schallt ein Weinen durch die Bingenwände ein tiefes Schluchzen wälzt sich in der Lust. Man kreuzet ihre starren Hände über den Hammer sanft auf die verharrte Brust.
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Einige Seiten dahinter liegt ein herausgetrennter Bogen Papier, der wohl von weiter vorn aus dem Buch stammt, wo sich die Gedichte und Lieder um Schlachten der Dwarschim ranken, die in Zeitaltern gefochten wurden, die der Übersetzer nichtmal in Erfahrung bringen konnte. Aus Zeiten, in denen das Drachenschwingengebirge noch lange nicht fest in zwergischer Hand und von Gefahren gesäubert war.
Krieg steigt auf unsere Berge
Aufgestanden ist er, welcher lange schlief, Aufgestanden unten aus Gewölben tief. In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt, Und den Gorlon zerdrückt er in der schwarzen Hand.
In den Abendlärm der Täler fällt es weit, Frost und Schatten einer nur zu bekannten Dunkelheit, Und der Mienen runder Wirbel stockt zu Eis. Es wird still. Sie sehn sich um. Und jeder weiß.
In den Stollen faßt es ihre Schulter leicht. Eine Frage. Keine Antwort. Ein Gesicht erbleicht. In der Ferne wimmert ein Geläute dünn Und die sonst so stolzen Bärte zittern um ihr breites Kinn.
Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an Und er schreit: Ihr Krieger alle, auf und an. Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt, Darum von tausend Schädeln eine laute Kette hängt.
Einem Turm gleich tritt er aus die letzte Glut, Wo der Tag flieht, sind die Ströme schon voll Blut. Zahllos sind die Leichen schon auf den Hängen gestreckt, Von des Todes Krähenflügeln schwarz bedeckt.
Über runder Mauern rauchigem Flammenschwall Steht er, über schwarzer Täler Waffenschall. Über Toren, wo die Wächter liegen quer, Über Brücken, die von Bergen Toter schwer.
In die Nacht er jagt das Feuer querfeldein Einen roten Drachen im unheiligen Widerschein. Aus dem Dunkel springt der Nächte schwarze Welt, Von Vulkanen furchtbar ist ihr Rand erhellt.
Und mit tausend rotglühend Helmen weit Sind die finstren Täler flackend überstreut, Und was auf den Pässen wimmelt hin und her, Fegt er in die Feuerhaufen, daß die Flamme brenne mehr.
Eine große Binge versank in gelbem Rauch, Warf sich tösend in des Abgrunds Bauch. Aber riesig über glühnden Trümmern steht Der in den wilden Himmel die schartige Axt dreht.
Aus tausend matten Kehlen werden die Toten besungen, Er hat nur den ersten Sieg errungen. Bald tönt unter schwerer Rüstung Schritt ein Beben Das Heer der Dwarschim wird sich wieder erheben.
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Leider in größten Teilen geklaut.
_________________ Wow! Bestens recherchiert, prima belegt durch Zitate von Leuten, die es einfach wissen müssen, und voll mit Situationen, die wohl jeder kennt. Hat mich sehr berührt, vor allem innerlich - wunderschön! Da kam wirklich alles vor: Dieses autistische Mädchen da, ihre Freundschaft mit dem Delphin, die Außerirdischen, der liebe Gott, stundenlange Reflexionen, Verben, Interpunktion... Ein Beitrag, der mitunter zu Tränen rührt. Danke! "Fili" (IRC), Spieler von Solice Aurora (Dank an Awa fürs Portrait) Johann Cassius Thorgat
Zuletzt geändert von Kaputter Typ: 14.10.05, 20:31, insgesamt 1-mal geändert.
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