„Nicht Waffe und Rüstung unterscheiden uns von einem Söldner, das Ehrgefühl ist es, das uns zu Dienern Bellums macht“
Narneo van Ehrenstein, Diener Bellums
Aufgeschnappt in einem Gespräch mit einem fahrenden Söldner
„Ehre, Bengel, ist es die Ehre, die Dich ernährt oder die klingende Münze. Bengel, ich habe dutzende Städte gesehen, ich habe in dutzenden Kriegen gekämpft. Erkläre mir nicht, wie sich ein Söldner verhalten soll, Lucenius. Und jetzt scher Dich nach draußen, richte Deine Ausrüstung her.“
„Jawohl Hauptmann“ die Fersen des jungen Söldners schlugen zusammen, ehe er das Zelt des Hauptmannes der Söldner verlies. „Wenn Du so viel auf Ehre zählst verding Dich doch bei irgendeiner Stadtwache.“ Klang die Stimme des Hauptmanns noch nach. Lucenius biss sich auf die Lippen und ging zu seinem Reisegepäck und machte sich daran die Waffen zu schärfen. „Bellum, Herr. Deine Kraft schärfe meine Klinge. Herr hilf mir auch in dieser Gruppe von Söldnern nie die Ehre aus den Augen zu verlieren. Mein Glaube soll meine Rüstung sein, der Gedanke an Dich, Bellum, soll meine Waffe führen.“ Mitlangsamen Bewegungen des Schleifsteines entfernte er die Scharten aus der Klinge des Schwertes und bemerkte so nicht das sich jemand ihm näherte.
Er zuckte zusammen als er die Stiefelspitzen eines Kameraden im Rücken spürte und die Waffe schnell griff. Er fuhr herum und blickte in das bärtige Gesicht eines der Unteroffiziere des Schwadrons. „Na, wo ist Dein Bellum nun? Hat Dir der Hauptmann nicht eingetrichtert, das Geld unser Gott ist und nicht irgendein Bellum? Nur weil uns die Ehre vollkommen egal ist, gewinnen wir unsere Kämpfe. Wir legen Hinterhalte, wir strecken jeden Gegner nieder, gleich ob Überzahl oder Unterzahl. Uns ist Ehre nur von Nutzen, wenn sie den Gegner dazu bringt in eine offene Schlacht zu ziehen.“
„Ihr nehmt das auf der Stelle zurück, Leutnant. Niemand hier verbietet mir meinen Glauben.“ Die Hand des jungen Söldners griff die Waffe fester, was den Leutnant nicht entging. „Oh, der Kleine hier will seine Meinung mit der Waffe durchsetzen. Ist das die Ehre Bellums Du kleiner, dreckiger Söldner. Wie tief müssen die Diener Bellums sinken, wenn sie schon als Söldner dienen und nicht mehr in den Heeren des Königs? Komm schon, zeig mit die Stärke Deines Bellums, komm beweise mir, was Bellum Dich gelehrt hat. Ich werde Dir zeigen, was man für Dukaten lernen kann.“ Ein Knirschen der Zähne mischte sich nun in das aufkeimende Johlen der Söldnertruppe. Es schien eine Eigenart dieser Söldnerbande zu sein, das man solche Konflikte förmlich roch. Wann immer sich ein Zweikampf anbahnte sammelte sich die gesamte Truppe, vom Hauptmann bis zur Hure um den Kampf zu beobachten.
Irgendjemand aus der Truppe warf einen Schild in seine Richtung und die zwei Kurzschwerter des Leutnants die auf ihn zuschnellten befreiten ihn von der Entscheidung zu kämpfen oder den Spott zu ignorieren. Schon der erste Angriff lies das Holz splittern und nur eine schnelle Reaktion mit dem Langschwert hinderten den zweiten Angriff daran, den Kopf Lucenius’ zu treffen. Von Anfang an bestimmte der Leutnant so den Kampf, trieb den jungen Söldner in die Defensive. „Komm und zeig mir die Kraft Deines Bellums, Du Hurensohn. Die Huren hier kämpfen geschickter als Du. Wenn das die Kraft und das Geschick Bellums ist, müssen wir uns um Aufträge keine Sorgen mehr machen.“ Ein tosendes Jubeln untermalte die Worte des Unteroffiziers und das provokante heben beider Arme bot die Gelegenheit einen Schlag mit dem Schild in die Seite zu treffen.
„Wenn das die Ehre Bellums ist, dann pass mal auf, Du Hurensohn“ Vom Treffer offenbar wütend geworden prasselten nun die Hiebe beider Schwerter auf den Schild ein. Der Leutnant hatte vor dieses einfach zu zerschmettern und offenbar würde ihm das auch gelingen. „Bellum, Herr, hilf mir. Schenk mir Kraft und Zuver…“ Mit jedem Wort des Stoßgebetes wurden die Hiebe kräftiger und bevor Lucenius sie beenden konnte splitterte der Schild und dutzende Teile. Der nächste Hieb traf Schulter, kurz darauf schnitt das zweite Schwert des Angreifers die Seite und schnitt sich durch den Lederwams. Ein dumpfer Schrei beendete den Kampf, kupfriger Geruch nach Blut lies die Menge noch lauter aufjohlen, lies den Leutnant hochleben. „Und nun sieh zu, dass Du verschwindest, Bellumpack. Solche Leute wie Dich haben wir noch nie gebraucht und werden sie auch nie brauchen. Und bete zu Deinem Gott, dass wir Dir nie wieder über den Weg laufen. Scher Dich so weit weg wie Du kannst. Wenn ich Dich noch einmal treffe, schicke ich Dich auf dem direkten Weg zu Morsan.“ Mit einem breiten Grinsen wand er sich zum Feldscher der Truppe. „Hey, Wundenflicker, sieh zu, das er nicht sofort verblutet. Wir wollen ihm doch eine faire Chance geben zu entkommen.“ So schnell wie die Menge zusammengefunden war, so schnell verschwanden seine ehemaligen Kameraden auch in alle Winde. Der Kampf war schnell vergessen und jeder widmete sich seinem Tagesgeschäft.
„Hey Bursche, wenn Du dem Leutnant nicht mehr über den Weg laufen willst, reis nach Siebenwind, reis Richtung Falkensee. Und nun halt still und bete zu Vitama.“ Der Schmerz war noch einige Momente zu spüren, dann tat das Kraut seine Wirkung und Lucenius schlief bis zum nächsten Nachmittag. Die Söldner hatten inzwischen das Lager abgebrochen und die Standarten des Schwadrons verschwanden gerade hinter einer Hügelkuppe. Und wieder einmal war er auf sich allein gestellt. Neben sich fand er nicht mehr als einen zerschundenen Lederwams und ein schartiger Dolch. Überrascht war er nur über einen Lederbeutel, der offenbar mit Münzen gefüllt war. Der Zettel daneben machte auch deutlich, wie sich die Dukaten hier her verirrt hatten. „Das ist unsere Ehre. Dein verdienter Sold. Wenn Du dem Leutnant nicht mehr begegnen willst, geh nach Siebenwind. Viel Erfolg. In drei Tagen fährt ein Schiff von Vandris nach Falkensee. Viel Glück“
Zwei Tage später kam er auch in Vandris an und suchte sich das Schiff für die Überfahrt. Das Geld würde sicher reichen und so machte Lucenius sich auf in den Bellumtempel der Stadt. Die Wachen am Tor runzelten zwar die Stirn, ließen den jungen Mann also eintreten. Am Altar angekommen fand das Geld, das er für die Überfahrt und das erste Brot nicht mehr brauchte den Weg in den Spendenbeutel, dann kniete er sich das letzte mal vor den Altar, ehe er nach Siebenwind reisen würde.
„Bellum, Herr der Krieger, Herr der Schmiede. Herr schenke meinem Herzen Ehre und Stärke. Schenke mit den Glauben an Dich. Hilf mir mich zu Recht zu finden auf Siebenwind. Ich werde Dir immer ein treuer Diener sein.“
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