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 Betreff des Beitrags: Nikolaus Marckersdorf und die Siebenwind'schen Verhältnisse
BeitragVerfasst: 18.05.08, 15:35 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 13.01.08, 17:16
Beiträge: 6
Es gibt Fragen, die die denkenden Wesen Tares schon seit jeher umtreiben und bis zum heutigen Tage keine Ruhe lassen. Dazu gehören Forschungen zur Geschichte, zum Wesen der Götter und zum Wesen der Seele. Verschiedenste Theologen und Wissenschaftler haben sich an Thesen probiert und sie ausgeführt in weitläufigen wissenschaftlichen Werken. Doch keiner ist zu einer abschliessenden, zufrieden stellenden Antwort gekommen und nur ein Grund kann es sein, dass Astrael in seiner unendlichen Weisheit uns nicht alle Antworten auf unsere Fragen gibt: Er liebt es uns forschen zu sehen, er liebt es uns denken zu sehen. Er will uns nicht bevormunden, er will uns weiterhin Fragen stellend sehen und mit offenen Augen über Tare wandeln.

Endgültige Wahrheiten und Antworten können Menschen, Elfen und Zwerge selten geben, dennoch existieren Theoreme, bei denen die Vermischung von Einfachheit und Allanwendbarkeit so gut gelungen ist, dass deren Verfasser tatsächlich von Astrael gesegnet sein muss.

Nikolaus Marckersdorf, ein Staatsphilosoph aus Florentin, einem kleinen Städtchen im Fürstentum Herder, versuchte in seinen Werken über die Politik des Galadonischen Reiches eine zyklenhafte Wiederkehr der Historie Tares zu begründen.

Laut seiner Auffassung besteht der Anfang einer jeden Gesellschaft, sei sie menschlich oder nicht, in einem anarchischen Zustand. Das Recht des Stärkeren gilt, wobei hier Stärke nicht nur die reine Körperkraft eines Menschen darstellt, sondern womöglich auch seine geistige Überlegenheit, seine Verfügungsgewalt über Rohstoffe und lebensnotwendige Grundlagen, seine Fähigkeit sich in einem System einzuordnen oder auch nur die Fähigkeit schnell zu rennen. Keine Gesetze gelten hier und es gibt keine zielgerichtete Bewegung der gesamten Gesellschaft, es wird keine zukunftsfähige Organisation entstehen.
Dennoch ist dies der Nährboden für wichtige Ereignisse, der Humus der notwendig ist um sichere Abfolgen zu nähren.

Laut Marckersdorf entwächst diesem Urschlamm der Gesellschaft eine Anführerpersönlichkeit, ein uomo virtuoso, der eine Struktur erschafft um sich und seine Nachfolger an der Macht zu erhalten. Er führt Gesetze ein um sich und seine Herrschaft zu legitimieren. Aus dieser Legitimationsphase erwachsen Strukturen die im Ansatz republikanisch oder gar demokratisch sind und somit stabiler werden. Je mehr Angehörige eines Staatsvolkes sich daran beteiligen, desto unumstößlicher wird das System, und desto höher steigt es nach der Ansicht Marckersdorfs in der Hierarchie der Systeme auf.
Sobald die Bürger sich mit diesem System identifizieren ist der Zenit erreicht und es beginnt der unwiderrufliche Verfall.

Der Abstieg eines Systems beginnt am Haupt, bei den führenden Schichten, laut Marckersdorf, und zwar mit einem Sittenverfall, wie der sprichwörtliche Fisch der am Kopf anfängt zu stinken. Nach dem Sittenverfall an der Spitze des Systems folgt der Verfall der Institutionen, erst beginnen die Würdenträger die Vorteile des Systems für sich zu nutzen, dann verliert die Bevölkerung den Respekt vor den Institutionen wegen ihres Missbrauchs.
Früher oder später wird diese Respektlosigkeit bestraft von der Obrigkeit, was dann aber nur ein retardierendes Moment darstellt bis zu dem Zeitpunkt wo sich Volkes Zorn so weit erhitzt hat, dass die Strafe das Gegenteil bewirkt und der Sturm lossbricht.

Revolution und Umsturz finden statt, die Machthaber werden ihrer Herrschaftsinsignien beraubt, aus ihren Palästen geworfen oder gar getötet. Folge dieser Veränderung ist die Hinfälligkeit der Gesetze, es entsteht wieder eine Anarchie und das was entstand, sackt wieder zum Urschlamm zusammen.

Hier schliesst sich der Kreis der Theorie von Marckersdorf und der Zyklus der Geschichte beginnt wieder von vorne. Selbstverständlich dauern diese Zyklen Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte.


Allerdings ist Siebenwind sehr schnelllebig und wir wissen wohl alle, auch die jüngsten Einwohner der sagenumwobenen Insel, dass Organisation und Führer schnell aufsteigen und wieder verfallen. Nirgendwo sonst hat man dies gesehen, dennoch gibt es wohl auch Organisationen auf die sich dieser Zyklus übertragen lässt.
Vielleicht lässt es sich auf die beiden menschlichen Siedlungen der Insel übertragen, Falkensee und Brandenstein.
Ich behaupte diese beiden Städte befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien dieser Theorie.
Falkensee ist im Sittenverfall begriffen und die Strassen habe sich mehr als einmal in letzter Zeit in Aufruhr befunden, immer wieder wurden Unruhen und Volkes Zorn entweder ignoriert oder blutig niedergeschlagen. Falkensee und seine Machthaber haben den Zenit wohl überschritten und es scheint nur noch eine Frage der Zeit bis das System zusammenbricht.

In einem gänzlich anderen Stadium befindet sich Brandenstein. Die kleine Siedlung im Nordwesten der Insel scheint ohne Herrschaft zu sein. Die nominelle Führerin der Siedlung ist tatsächlich scheinbar machtlos und hält sich nur an ihrem Titel fest. Ein anarchischer Zustand besteht schon längst in den Strassen des eigentlich beschaulichen Städtchens. Die Schwarzen Reiter überfallen die Siedlung ohne Konsequenzen, Goblins streunen durch die Gassen und erschrecken und gefährden Kinder und Alte. Hier scheint sich keiner zuständig zu fühlen, hier scheint es ein Machtvakuum zu geben. Dies ist ein unbefriedigender Zustand für die Bewohner der Stadt, aber vielleicht auch eine Gelegenheit für diese. Denn sollte, wenn die Theorie des Marckersdorfs korrekt ist, ein uomo virtuoso in Brandenstein präsent sein, dann könnte dieser Mann oder diese Frau, das kleine Städtchen aus seinem Schlaf wach küssen und zu neuer Größe führen.

Falkensee muss die Phase des Niedergangs und der Anarchie erst noch überwinden, doch für Brandenstein scheinen alle Tore geöffnet zu sein. Allein, noch fehlt ein Führer für Brandenstein!


Geschrieben im Spätmorsan des Jahres 19 nach Hilgorad

Vom demütigen und neugierigen Diener des allwissenden Astrael
Aspirant William Mercator


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