Was in der letzten Episode geschah:

Die unbekannte Gestalt entschloss sich, Brandensteins Verwaltung zu erpressen. Ob es nun aus einer monetären Zwangslage heraus geschah oder ob es schlicht an der Gelegenheit lag, ist nicht bekannt. 20.000 Dukaten wurden gefordert und eine Antwort innerhalb einer Frist von 7 Tagen erwartet. Was die unbekannte Gestalt jedoch nicht ahnte, waren die ganz eigenen Pläne vom Volk der Sammler, was nur wenig später sich dazu entschloss als Finte Brandenstein anzugreifen, ehe dann die übrigen Schergen den Wall besetzten und den auch hartnäckig hielten.
Derweil geschahen noch diverse andere Geschichtchen rund um Liebe, Intrige und Marktstandanlehnerei, die jedoch für diese Geschichte glücklicherweise vollkommen belanglos sind, so dass wir uns rasch dem eigentlichen Geschehen wieder zuwenden können...


Keine Antwort.
Gut, es war absehbar, zumal diese 20.000 Dukaten eine Summe gewesen wären, dank der sie sich erstmal wirklich für eine Weile gemütlich hätte zurückziehen können. Hätte - eine Antwort fand sie nicht vor und somit war sie eigentlich nun mehr oder minder gezwungen, ihre Drohung umzusetzen, wenn sie nicht an Glaubwürdigkeit verlieren wollte.
Andererseits sah man Brandenstein die aktuelle Lage der Insel leider nur allzu gut an - Wachen sah man keine, dafür sah man diese nun mehr in Falkensee, was von den Sammlern belagert wurde. Für manchen wohl die Gelegenheit gewesen, seine Drohung umzusetzen. Sie jedoch sah es ein wenig anders.
Die Sammler waren offenbar Ausgeburten des Einen und glücklich war sie mit der Situation hier auf der Insel eh nicht. So wie ihr, gingen es vermutlich genug andere Leute und die Viere allein mochten wohl wissen, wieviele Opfer es schon insgesamt gegeben hatte im Kampf gegen das Schlangengezücht aus dem Ödland.
Sollte sie in so einer Situation diesen Ort weiter unter Druck setzen?
Es war ihr Gewissen, was sich mahnend meldete. Sollte der Belagerungszustand beendet werden und das Regiment, die Wachen und wer sich sonst noch daran beteiligte, die Sammler vernichten oder zumindest zurück ins Ödland verbannen können, dann wäre immer noch genug Zeit, um Brandenstein unter Druck zu setzen. Sie war sich im Klaren darüber, dass, wenn sie irgendwann vor Morsan stehen würde, sich eh für einiges zu verantworten hätte, was aber zumindest Vitama noch in Schutz nehmen würde. Aber würde sie es auch als richtig ansehen, wenn sie in diesen schlimmen Zeiten die Lage ausnutzen würde? Mit Sicherheit nicht.
Ihre Schritte lenkte sie aus dem Rathaus, wanderte einsam durch den fast verlassen wirkenden Ort, ehe ihr Blick auf ein rötliches Pergament an einer Tür fiel. "Räumungsandrohung". Mit einem Mal huschte ein breites Lächeln über ihre Miene. Genau das kam doch wie gerufen. Wohnungen, in denen sich nichts mehr zu regen schien, weil die Bewohner vielleicht abgereist waren oder... verschollen, sagte sie sich rasch in Gedanken. Wohnungen, die also eh geleert werden. Eine ziemliche Arbeit... wie wäre es, wenn man da dem Freihafen unterstützend zur Hand gehen würde?


Es dauerte nicht lang und sie hatte alles bei sich, was sie benötigte. Es war nunmehr der achte Dunkelzyklus und nachdem sie ein paar Laternen rund ums Handwerkshaus zu Brandenstein gelöscht hatte, stieg sie leise die Stufen zur oberen Wohnung hinauf. Zwar stand sie hier oben förmlich auf dem Präsentierteller und bei einer möglichen Flucht galt es unter Umständen waghalsige Klettereien zu vollführen, aber es war wohl der Name am Briefkasten, der sie, neben der Räumungsandrohung, gelockt hatte. "Silberglanz" stand darauf und das klang schlichtweg verheißungsvoll!
Es dauerte eine Weile, ehe sie die Haupttür geöffnet hatte und zerbrochene Dietrichreste kündeten auch noch später von diesem Bruch. In der Wohnung selbst durchwühlte sie die Regale und Kisten, knackte hier und da Schlösser und fand doch einiges, was sie zufriedenstellte.
Am Ende wandte sie sich einer Schiefertafel zu, griff zu einem Stück Kreide und begann, möglichst etwas verschlungen, zu schreiben: