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 Betreff des Beitrags: Ein Lied in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 10.05.06, 15:01 
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Wer zur ersten Dunkelheit des Tages nördlich von Falkensee am Flußufer eine hellbraun gekleidete Gestalt mit roten Haaren erblickte, mag folgendes Lied vernommen haben, als sie es dem Fluß anvertraute.
Auch wenn der Text in altem Nortravisch gehalten ist, wird man den Inhalt verstehen, wenn man der komplizierten und traurigen Melodie lauscht.

In Arngolds Nord uf weissem Berg
Dort set alljahr en Thing am Werk

Un waelt die Maenn die skepet in
Den Drachen holn nach Norden hin

In eisigs Meer die Wogen drohn
Et winkt der Ruhm als einzig Lohn

Sie jagen dort am ewgen Eis
Niit Tiere oder Fjelle weiss

Sie fahren aus mit sechzehn Maenn
Ein jeder was er trajen kaenn

Zu fangen die die ehrlos sind
Und rauben Weib und rauben Kind

So tagt der Thing der Richtspruch faellt
Die Mannen schaun int Himmelszelt

Da seggt die alte kranke Frouw
Et fehlt noch iin er komm hinzu

Und fuelle auf die Reihe nun
Des sieventehn die Reise tun

Doch set die Wahl uf jehnen falen
Der endet mine Levensqualen

Da stand hervor siin Frouw schreit auf
Der alte Halvard Stoinhiirslouff

Sticht durch sie durch mit siinem Schwert
Das sie darauf zu Eydis faehrt

So brechen sie des naechtens auf
Und folgen stetem Sternenlauf

Des Meer warf zürnend über sie
Und spuelte fort einander sie

Als sie im Leven stehn an Land
Hett man schon nach dem Feind jesandt

De Hetmannstreuen sterben hin
Von Armbrustbolzen schossen inn

Da steht als letzter rot von Blut
Das Haar und ouch das Oug vor Wut

De alte Recke Halvard gar
Der niemals ene Berserk war

Doch hielt der Blick sins toten Aerben
Ihn zwischen Leven noch und sterven

De Jalas laden hastig nach
Da wird siin Blicke wieder wach

Und greift siin Schwert wirft fort den Schild
Den Helm vom Kopfe denn et gilt

Zu sterben mit der Sonn am Haupt
So hett et Thjarek uns erlaubt

Die Armbruest heben langsam sich
Und Halvard blaestet fuerchterlich

Des Horne siines alten Aett
Der Tot nu in dem Strande sett

Er schwingt des Schwert und stürmt heran
Zehn Finger krümmen sich allsdann

Am fernen Ufer set siin Frouw
Und hoert et Horne immerzu

_________________
Roselin Linnfaerber
Bram Fichtenstieg
Viinjald Frederikksson

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BeitragVerfasst: 31.05.06, 00:03 
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Es treibt die Fela helle Blühten
Sie treiben sanft den Fluss hinab
Sie werden Dich im Glanz behüten
Die Simbel wächst auf meinem Grab

Mein Grab, das liegt im Grunde dort
Und wartet, hofft, und bangt darum
Daß Du einmal an jenen Ort
Die Tränen trägst und weisst warum

Warum wir uns verloren hier
Der Wege zweie liefen fort
Und dann in mir das dunkle Tier
Der Leere bohrte sich den Hort

Aus dem es frisst und waidet aus
Bis leere Hülle wandelt nur
Im Schlafe wachend läuft hinaus
Im Nebel über leere Flur

Mein Grab, das liegt im Grunde dort
Und wartet, hofft, und bangt darum
Daß Du einmal an jenen Ort
Die Tränen trägst und weisst warum


*Die Ente schaute den weisshaarigen Nortraven, welcher ihr am Ufer sitzend dieses Lied leise vorgesungen hatte mit schiefgelegtem Kopf an und bemerkte den Simbelkranz in seiner Hand. Nachdem sie zweimal erfolglos versucht hatte, den Kranz zu erhaschen, liess sie sich ins Wasser zurückgleiten, wendete sich ihm aber noch einmal zu. Doch schien sie gar nichts verstanden zu haben, denn sie paddelte schließlich recht unbeeindruckt aus dem Schein seiner Fackel hinaus...*

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Roselin Linnfaerber
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BeitragVerfasst: 13.07.06, 00:38 
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Zufrieden legte der massige Nortrave die Füße auf den Schemel und lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück. Kurz darauf flackerte das Licht und die Kerze, welche die Stube neben seiner Werkstatt erhellt hatte, folgte ihrem Weg in den Übergang.
Die Dunkelheit, welche jäh den Raum durchflutete stürzte sich aus allen verborgenen Winkeln ins Freie um samten in der Raummitte über ihm zusammenzuschlagen.
Nur der mattrot glühende Kelch einer Meerschaumpfeife hielt der Invasion der Dunkelheit stand und verbreitete dabei den angenehmen Geruch rassigen Knasters.
Träge schloss er die Augen und versank in einen wohltuenden Schlummer, der ihm die Erinnerung an ein fernes vergangenes Lied, welches die alten Frauen im Aett ihm zum schlafen vorgesungen hatten, schenkte, an welches er sich aber aus der inneren Dämmerung erwachend später nicht mehr erinnern können sollte.


Es fjaellt so lang de Rejen
De Himmeln weinen nass
Am Water trommelts gejen
De Flaech wenn SIE da sass

Miin Herz set leicht unn flieget fort
Zu iinem andern schkoenren Ort
Wo finden kann mich niemand mehr
Und glouben kann jej miine Mähr

Jej gloub sie mag mich mehr als nur
Fuer iin Jespraech inn der Natur
Des Laecheln havt sie mitjebracht
Drum liegt der Kopf ouch auf der Wacht

Des Herz seggt aye, de Kopf seggt nej
Es freggt sich nur wie jej verleij
Dem Tage Fluejel - sausen fort
De Naechte Fuesse - hier am Ort

Um lachend, weinend, levend gar
Dir seggen, was zu seggen war

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BeitragVerfasst: 3.08.06, 10:46 
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Rufe und Stimmen hallten über die Wasser. Die Stadt schlief nie. Aufsteigender Nebel hüllte eine einzelne Gestalt an der Reling der Stürmischen Xan in einen weissen Mantel, wärend er sich langsam an Deck des alten Schoners schlich und nach der Takelage und einzeln an Deck verstreut liegenden Gegenständen griff um sie unter seinen weissen züngelnden Fingern zu begraben.
Eine kleine Laterne in der Hand des jungen Mannes versuchte etwas Durchsicht zu behalten, schaffte es aber schließlich nur, ihren Besitzer, indem sie eine hellgelb fluoreszierende Flammenkugel um ihn schuf, gänzlich zu blenden. Also löschte er diese und stand schließlich im Dunkeln. Leise summte er eine alte Melodie, zu der einst ein Text gehörte.


Neblich zieht er über Wasser
Dampft und schwingt sich auch an Land
Kriecht auf Deck und über Planken
Manchen toten drin man fand

Und so zieht er, der Klabauter
Trinkt den Rum der toten aus
hebt sich fort in Felas Strahlen
Xan holt ihn ins nasse Haus

Darf er wandeln nur bei Nächtens
Darf er locken jedes Kind
Darfst die Tür nicht lange öffnen
Spucken nicht gegen den Wind

Zeigst Du festen Willen ihm
Weichen wird er jedem Ort
Zeigst Du Ängste, Nöten Sorgen
Ziehen wird er niemals fort

Und Klabauter bautert weiter
Und die Xan liegt schlafend dort
Erst die Fela lockt ihn wieder
Zieht ihn ´nauf zu anderm Ort

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BeitragVerfasst: 6.10.06, 00:57 
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Der Massige Nortrave strich eine wiedersprenstige weiße Haarsträne hinter sein linkes Ohr. Mit leicht schiefgelegtem Kopf stand er am Fenster des Kontors und schaute über den Markt der Hauptstadt.
"Jewusel", war das einzige Wort, daß ihm bei diesem Treiben einfiel. Kopfschüttelnd dachte er an Gofilm zurück und den Trubel dort. Galadonier schienen es zu lieben aufeinanderzuhocken wie eine Reihe aufgespießter Hornfrösche.
Seufzend strich er sich über seinen knurrenden Bauch. Nicht einmal echtes Essen hatten sie hier. Wie wurden die Galadonier nur groß? Es wurde wirklich Zeit mal wieder ein echtes Fiskbrot zu essen. Lustlos kaute er auf einem faden Würstchen herum und vermisste den Pökelgeruch der Katen Drakensviiks.
War es wirklich schon so viele Eydisfeste her, daß er das letzte mal mit seiner Schwester zum fischen auf den Sund herausgefahren war? Schwermütig legte seine Stirn an den Fensterrahmen. Seine Augen nahmen das Treiben auf dem Marktplatz nicht mehr war und seine Haare begannen im Wind der Brandung zu wehen, während er den Atem tief einzog, Salz und Kalfater aufsaugend.
Momente später verklang das Knarren der Dolden und er fand sich im dunkler werdenden Verkaufsraum des Kontores wieder.
Mit leerem Blick folgte er den Schatten, sah ihnen dabei zu, wie sie Schlieren ziehend aus den Ecken krochen in denen sie den Hellzyklus verschlafen hatten.
Schließlich erhob sich in der Dunkelheit eine ruhige dunkle Stimme und der Nortrave füllte mit einer schlichten Melodie den Raum, wärend unten auf dem Platz Laternen angezündet wurden und ihr Schein die gekälkten Wände des Raumes in einem warmen Goldgelb anstrich.


Es bleibet dort das Herz zurück
Wo lieben konnte es ein Stück
Es bleiben dort die Füße stehn
Wo es sich nicht mehr lohnt zu gehn
Drum fragt sich morgens noch das Glück
Geht er heut fort, kehrt er zurück?
Entscheidet Schicksal über morgen
Macht man sich unnötig Sorgen
Entscheiden Hand und Herz den Lauf
Dann nimm ihn auf den Silberknauf
Und strecke für das Deine Herz
Den Kopf und schaue Himmelwärts
Dann sieh mit Sternen voller Glück
Nach vorne hin - und geh zurück

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BeitragVerfasst: 9.10.06, 11:44 
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Der junge Mann hob die Schösse seiner abgetragenen Robe und setzte sich im Schneidersitz in das Gras. Den weissen Turm im Rücken lehnte er sich an den Stamm eines Baumes und sah über die Wasser hin.
"Dunkel wie ein Sack voll Schwarzfisch...", hätte sein Meister wohl gesagt und seine Hände auf die rastlose Suche nach Tabak geschickt.
Wehmütig dachte er an Plenius Traunstein und die satte Ruhe und Stille der Akademie Krolin zurück. Dort konnte man sich der erhabenen Kraft des Wissens sicher sein... aber hier?
Die Stille dieses Ortes schien eher etwas gelähmtes zu haben. Gelähmt wie der Rest der Insel auch, deren begehbaren Teil er in wenigen tagen hatte durchwandern können. Wie Kaninchen starren sie gehn Osten...
Und gelähmt war auch er. Das wusste er. Jedoch aus anderen Gründen.
Trübe Gedanken schlichen sich in sein Herz und er zog seine Robe enger um sich, im ersten kalten Wind fröstelnd.
Morsan kommt näher.

Die graugewandete kleine Gestalt vertraute den Wassern leise ein Lied an:


Es führt kein Weg zu ihm zurück
Erst recht, wenn Du in einem Stück
Und unversehrt .
Es bleibt kein Licht, kein Wärmehauch
Erst recht, wenn Du nach altem Brauch
Ihn stets verehrt.
Er wird nicht krumm und hässlich sein
Erst recht, wenn Du ihm reichst den Wein
Der ungeleert.
Er wird noch schön und endlos gar
Erst recht, wenn Ihr als trautes Paar
Sein Ansehn mehrt.

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BeitragVerfasst: 18.10.06, 01:19 
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Das feuerrote Pferd preschte den halbdunklen Waldweg entlang und liess den Matsch hinter sich auffliegen. Dicht über seinen Hals gebeugt ritt ein in grün und weiss gekleideter Nortrave richtung süden.
Wäre ihm jemand auf dem Wege entgegengekommen und hätte sich durch einen Sprung in den Graben retten können, hätte er oder sie vielleicht einen Fetzen des Liedes gehört, mit dem seine dunkle Stimme den Wald durchflutete...


Thjarek, reißt Du mir den Kopf
Vom Halse wo solch wohnen
So wird sich für mich armen Tropf
Kein Plattenhelm mehr lohnen

Ich liefe fort ohn Augenlicht
In seltsam taubem Nebel
Und schmeckte keine Süsse nicht
Es hielte auch kein Knebel

So ständ ich da mit meinem Haupt
Dem fehlend guten Stück
Und früg mich, ob es denn erlaubt
Zu nehmen mir mein Glück

Versuch zu singen - geht nicht mehr!
Wo krieg ich jetzt nen Kopf nur her?

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BeitragVerfasst: 27.10.06, 19:58 
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Der Nortrave reckte den Rücken durch und hängte das kleine hölzerne Schild ab. Mit einem sachten Lächeln sah er darauf hinunter.
"Feinwerk-Witt" war in einfachen klaren Buchstaben darauf geschrieben.
Der letzte Schritt in einen neuen Abschnitt seines Lebens war getan, er hatte sein Packpferd mit den wenigen Habseligkeiten bepackt die er in dem kleinen Häuslein angesammelt hatte.
Wie hatte er in den letzten fünf Monden die Stille Südfalls genossen. Hier wo er jetzt stand hatte er mit seinen Freunden einen Tisch und Stühle ins freie geholt und sie hatten unter den Monden gefeiert und gescherzt. Und getrunken.. naja, zumindest er.

Doch jetzt? Die Werkstatt war ungenutzt seitdem er in Falkensee im Kontor arbeitete, und immer öfter hatte er zum schlafen seine Matte im Keller des Kontores ausgerollt und sich den Ritt durch den Sumpf des nächtens gespart.
Es war Zeit für neuen Wind...

Brummelnd zurrte er Raevenwins Packsattel fest und schwang sich auf Blodharts Rücken.
Die Dämmerung fiel vom Himmel herab und er sagte im Geiste einen alten Vers auf, den er als Kind gelernt hatte:


Dein Heim ist HIER - das weisst Du gut
Und doch fehlt meistens Dir der Mut
Dein Herz zu fragen wo es ist.
Das HIER, wo Du zu Hause bist.


Der Regen und die Dunkelheit hüllten die wegreitende Gestalt rasch in ihren Schleier...

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BeitragVerfasst: 31.01.07, 01:31 
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Nachdenklich hatte er Vänskap verlassen und sich wieder auf den Weg nach Falkensee gemacht.
Blodharts Hinterkopf betrachtend liess er jenen den besten Weg finden und die Gedanken schweifen.
Als er die Hufe schließlich auf der Holzbrücke poltern hörte, zügelte er das treue Roß und schaute in den dahinplätschernden Fluß.
Ja, dachte er bei sich, wir müssen uns wichtig machen, bevor wir untergehen.
Ein Lied kam ihm in den Sinn und schließlich leise über die Lippen...


Jej schrej nach Eydis halve Nacht
Et havt um miinen Schlaf gebracht
Bedeutet mir zu viel.

So such jej andernorts danach
Wo sonst sich nur de Stille brach
Nach Mut, janz ohne Ziel.

Nach Mut, wie er im Liede steht
Und nicht nur, wo die Flagge weht
Und Schankmajd lacht.

Nach schwerster Last in dunkler Zejt
Der Probe, ob wir all bereit
Zur großen Wacht.


Schliesslich lenkte er das Pferd im Schritt weiter, in das Schneegestöber hinein.

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BeitragVerfasst: 11.05.07, 22:46 
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Die kleine grün gewandete Gestalt saß auf dem Baumstamm und wartete.
Wartete und wartete.

schließlich nahm er sein Schnitzzeug heraus und bastelte weiter an einigen Armbrustbolzen, die sich gewaschen haben sollten.

Langsam senkte sich die Dunkelheit über die kleine Lichtung und ein sehnsuchtsvoller Blick suchte wie schon so oft in den letzten Wochen die Lichtung nach jemandem ab.

In Gedanken formte er die seltsam glockenhellen Klänge nach, die sie von sich heheben hatte. Man... kein Wort hatte er verstanden. Wie er hier ja niemanden verstand.
Hätte er doch auf seine Schwester gehört und diese doofe Sprache gelernt. Aber nein... nichtmal einige nützliche Brocken liessen sich aufschnappen.
Diese Enthings und die Enths waren je sehr nett, aber... nein, das wahre war das alles nicht.
Aber Sie... und ihre Haare... und als sie hinter oder in oder unter dem Baumstamm verschwand. Er verstand es bis heute nicht, und das machte ihm sorgen.
Drei Tage lang hatte er nach der Begegnung diesen verflixten Baumstumpf untersucht. Ergebnislos.

Und dann diese Peinlichkeit! Er hatte doch tatsächlich ohne nachzudenken aus seiner staubigen und dreckigen Tasche sein halb zwischen Bolzenschäften und Baumharzklumpen zerdrücktes drittes Frühstück hervorgeholt und ihr die Hälfte davon aus seinem fleckigen Tuch heraus angeboten...
Er wurde heute bei dem Gedanken daran noch rot im Gesicht - aber... sie hatte es gegessen. Und gelächelt...

Und ihm ein Geschenk gemacht! Eine kleine Flasche mit einer hellgelben Flüssigkeit darin.
Keine Ahnung, was es war, aber er trug das schlichte Fläschlein seither unter seinem Hemd verborgen.

Als es auf der Lichtung ganz finster geworden war stimmte er mit klarer Stimme ein Lied an.
Wenn es ein Wanderer im Walde vernommen haben sollte, so wird er sich über die fremde glockige Sprache gewundert haben, die zwischen den Bäumen erklang, als Bocco den Amrai besang.

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BeitragVerfasst: 6.06.07, 11:42 
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* Das Bett ächzte unter dem Gewicht des Nortraven, als er sich im Halbschlaf von einer Seite zur anderen drehte.
Wirre Träume und Gedanken flogen in seinem Kopf herum.
Pergamente...
Immer wieder Pergamente.
Und blaue Hände...

Er schoß aus dem Schlaf empor und fand sich für einen Moment in fremder Umgebung wieder, bis er sich erinnerte.
Nein, dies war nicht seine Kammer in Brandenstein.
Es war auch nicht das Langhaus in Vänskap oder seine Schlafkoje im Keller des Handwerkshauses in Falkensee.

Seltsame Gerüche und unvertraute Geräusche drangen durch die Vorhänge bis an sein Bett.
"Die Heiler haben auch nachts zu tun...", dachte er bei sich und schloss wieder die Augen.
Sofort schossen ihm wieder die Bilder von seinen Händen durch den Kopf, wie sie sich blau verfärbten und sein Atem stechend schmerzte. Das Herz raste und seine Beine gehorchten ihm nicht mehr.
Seltsam teilnamslos hatte er in seinem Kopf gehockt und die Situation wie durch einen Spiegel hindurch betrachtet, als beträfe es einen Fremden.
Er hatte sogar gesehen, wie ihm auf dem Weg zum Hospitz Schaum aus dem Mund lief.
"Du wirst sterben!", hatte er sich immer wieder gesagt.
Und alles, weil er ein Pergament berührt hatte, wie es nun regelmäßig nachts über den Tresen geworfen wurde.
Aber Gift?
Das war neu!

Seine Augen öffneten sich wieder langsam und er dachte an den Ritter und die grauen Gardisten zurück.
Ob sie ihm wirklich glaubten?
Er würde nicht weichen, schwor er sich. Er würde Falkensee nicht verlassen, was auch immer der unbekannte forderte.
Nein.
Und Rebecca würde auch weiterhin nichts erfahren. Sie hatte schon Dinge genug um die Ohren.
Nein, damit musste er alleine fertig werden.
Wer hatte ihn eigentlich geheilt?
Eine innere Vision von weißen Blitzen, die um seine Hände umfuhren durchzuckte ihn, sagte ihm aber nichts weiter.

Nach diesem inneren Disput schlief er wieder ein und füllte den Raum mit einem infernalischen Schnarchen, das die Balken zitterten und sich der ein oder andere Holzdübel aus dem Ständerwerk lockern mochte.


Kein Lied in dieser Nacht... *

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BeitragVerfasst: 17.06.08, 14:23 
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Im Wald steht stumm
Die Augen leer
Die Arme Krumm
Die Finger schwer
Der Vater aller Bäume

Er trägt sein Kleid
Er fängt das Licht
Und streut es weit
Doch weiß er nicht
Zu deuten seine Träume

Drum schläft er wieder...

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