Die Grundlagen diese Welt
Werter Leser,
dieses Werk soll euch einen Blick ermöglichen auf die Welt, durch die ihr wandelt und die derart wenig begriffen wird von den meisten jener Kreaturen, welche darin existieren. Hierbei wird zunächst eine Grundlage gelegt, eine Basis, auf der weiterführende Spekulationen und Gedankengänge möglich sind. Da ich mich jenem Werke selbst die genannte Basis zu legen gedenke sollte der geschätzte Leser zu diesem Zeitpunkt alle eventuell von ihm als unumstößlich angesehenen "Tatsachen" bei Seite schieben. Dies zu verstehen wird der erste Schritt, den ihr, geschätzter Leser, zu bewältigen habt, wenn ihr wahrlich die tieferen Einblicke in diese Welt begreifen wollt. Beginnen wir mit dem, was der Volksmund "Wissen" nennt. Was genau ist dies? Nach gängiger Überzeugung wohl würde man davon ausgehen, dass es sich um jene Informationen handeln mag, welche wir erfahren und in unserem Gedächtnis abgelegt haben, wie Kisten in einem nicht immer verständlich sortierten Lagerhaus. Nun ist uns allen wohl bekannt, dass nicht alles Wissen, welches wir erfahren, auch gleich der Wahrheit entsprechen mag und damit nicht wirkliches Wissen darstellt, sondern beispielsweise auch eine Lüge, Vorurteil oder Aberglaube sein kann. Zusätzlich sollte uns bekannt sein, dass es durchaus einfach möglich ist, die Wahrnehmung eines Sterblichen solcherart zu manipulieren, dass auch scheinbar selbst Erlebtes sich in Wahrheit sich um Tuschung, Streich oder Illusion handeln kann. Doch damit nicht genug! So ist es, wie wohl zumindest im Gerüchte Einigen bekannt, auch den finsteren und ruchlosen Schwarzmagiern teilweise möglich, durch eine gezielte Manipulation des Gedächtnisses auch bereits existierende Erinnerungen zu verfälschen, zu zerstören oder, was für uns nun wichtiger sein mag, gänzlich neue Scheinerinnerungen einzupflanzen.
Betrachtet ihr all jenes so sollte euch klar werden, warum man niemals wirkliches und streng theoretisches definiertes Wissen zu erlangen vermag. Wie tief greifend jene Unwissenheit ist, kann folgendes Gedankenspiel euch offenbaren: Seht euch um, einmal um euch herum und prägt euch eure Umgebung ein. Ihr habt dies getan? Wenn nicht, so bitte ich an dieser Stelle nun darum, dem nachzukommen, ehe ihr weiter lest. Exzellent. Ihr habt wohl auch hinter euch gesehen, schätze ich, wenngleich ich nicht abschätzen kann, welcher Natur jene Eindrücke waren, die ihr erfahren habt und die sich nun sicherlich in eurem Gedächtnis befinden und damit ein in praktischen Belangen niemals angezweifeltes Wissen darstellen. Doch nun bedenkt! Seid ihr euch denn wahrlich sicher, dass ihr euch nicht gerade inmitten eines schwarzmagischen Experimentes befindet und eure Erinnerung an die bisherige Lektüre jenes Werkes, sowie jener weiteren Dinge, die in jüngerer Vergangenheit bisher geschehen sind nur um eingepflanzte und falsche Erinnerungen handeln? Demnach wäre auch jene Erinnerung daran, wie Ihr euch umgesehen habt und natürlich jene Schwarzmagier, welcher möglicherweise derzeit exakt hinter euch stehen, nicht erblickt habt nur eine Absicherung jener finsteren Gestalten. Vielleicht habt Ihr Euch abermals umgesehen um nun endgültig „sicher“ zu sein. Doch sollte euch bewusst sein, dass auch dies nur eine weitere wertlose und trügerische Erinnerung darstellt und keinesfalls wirkliches Wissen.
Ich hoffe, jenes Gedankenspiel vermag euch nachdenklich zu stimmen und euch dazu bringen, eure Welt mit offeneren, skeptischeren Augen zu betrachten. Bedenkt nun dass, wenn bereits jenes, was ihr höchst selbst erlebt zu haben scheint sehr zweifelhaft und nur potentiell der Wahrheit wohl entspricht, alles was irgendwelche anderen Wesen euch erzählen und was, wenn diese nicht sogar absichtlich versuchen euch zu täuschen, auch nur auf deren scheinbarem Wissen besteht, mindestens ebenso zweifelhaft ist. Selbiges gilt für den Inhalt aller Bücher, welche nur das aufgeschriebene, scheinbare Wissen darstellen, wenn sie nicht absichtlich Lügen verkünden.
Wenn nun also feststeht, dass keinerlei wirkliches Wissen entstehen kann, so möchte ich weitergehen und nur noch einen Aspekt behandeln, welcher mir neulich wieder einmal in einem Gespräch bewusst wurde: Der Glaube.
Selbstverständlich ist ein götterfürchtiger Mensch, was auf so ziemlich jeden vernunftbegabten Menschen zutreffen sollte, stark angeraten, seinen Glauben zu bilden und keineswegs ihn zu verwerfen, doch sollte eins klargestellt sein. Der Glaube ist lediglich ein Konstrukt aus teilweise berechtigten Mutmaßungen, welche bestärkt werden durch unsere Erfahrungen und das scheinbare Wissen über unsere Welt. Selbst die höchsten sterblichen Diener der Götter sind nicht in der Lage, ihre Herren gänzlich zu begreifen. Nun mag ein solches Konstrukt aus Möglichkeiten und Vermutungen zwar empfehlenswert sein für das Leben, jedoch stellt es keinesfalls eine Grundlage dar, auf welcher wahre Wissen entstehen kann.
Aus diesem Grund ist ein jeglicher „Beweis“, welcher auf einem wie auch immer gearteten Glauben oder auf allgemeinen Vermutungen oder Erfahrungswerten basiert zwar womöglich schön formuliert, aber dennoch nach der reinen Logik betrachtet kein Beweis.
Ihr, geschätzter Leser, mögt euch nun also an dieser Stelle (zu recht) fragen, wie dieses Buch also in der Lage sein soll, euch wahrhaftig Wissen über den Aufbau dieser Welt zu bescheren. Dies tut es nicht. Natürlich werde ich mich an meine Definitionen halten und damit feststellen, dass solcherlei unmöglich ist. Was ich jedoch hier tun möchte ist folgendes: Dieses Werk soll euch nicht Wissen bescheren, sondern Erkenntnis. Ich werde euch keinerlei Fragen beantworten, sondern lediglich euch Fragen stellen, um euren Geist zu schärfen und euch die Möglichkeit zu geben, selbst und ungebunden über euch und eure Umgebung nachzudenken. Sobald ihr dieses Stadium geistiger Freiheit und logischer Vernunft angenommen habt, vermögt ihr nach und nach die Welt um euch herum zu entschlüsseln. Ich empfehle Euch zunächst einmal mit weiteren Gedankenspielen wie dem so eben aufgezeigten zu beginnen. Überlegt euch, ob, was ihr am gestrigen Tag erlebt habt, wirkliches Wissen ist, oder es jemanden geben könnte, der euch nur vorgaukeln möchte, dass dort eben dies geschehen ist, an das ihr euch zu erinnern glaubt. Ersinnt jemanden, der hierfür ein Interesse haben könnte und erfindet einen alternativen Hergang des Tages, der eben jene Spuren hinterlassen hat und an dem doch gänzlich anderes geschehen ist.
Oder aber ihr denkt darüber nach, welche alternativen Möglichkeiten zu eurer erlebten Existenz es geben könnte.
Vielleicht ist alles, was ihr kennt nur ein Traum, in welchem ihr agiert, ohne zu bemerken, dass ihr schlaft?
Vielleicht seid ihr bereits gestorben und ihr durchlebt nur immer und immer wieder die Erinnerungen an euer Leben, welche gebunden an euren Geist sich stetig wiederholen?
Wahrlich diese Möglichkeiten klingen abenteuerlich und wenig wahrscheinlich. Unglaubwürdig, könnte man sagen. Doch betrachtet es genauer und versucht zu erkennen, ob dieser erste Eindruck vielleicht nur die Gewohnheit ist!
Was sagt euch, dass jene Möglichkeiten nicht zutreffen könnten?
Woher wollt ihr wissen, dass dies nicht der Fall sein könnte?
Die Wahrheit, welche ihr nun so langsam erkennen solltet, sollte sein, dass ihr dies niemals wissen könnt. Wenn ihr euch dies nun also verinnerlicht habt, so könnt ihr weitergehen und die nächsten Schritte tun, in einer nach und nach verständlicheren und doch unbekannten und unheimlichen Welt. Dass ihr auf nichts und auch niemandem mehr trauen könnt, wenn ihr es ernst nehmen wollt, sollte euch nicht weiter stören. Jene Gedankenspiele sollten euch nicht davon abhalten, abseits dieser euer Leben ebenso zu führen, wie ihr dies, laut euren Erinnerungen auch bisher getan habt. Es sollte lediglich eine gewisse, wachere und aufmerksamere Wahrnehmung eurerseits zu finden sein, ohne dass ihr in praktischen Belangen alles „Wissen“ anzuzweifeln braucht.
Wenn ihr jedoch die Muße finden wollt, über die Grundlagen dieser Welt nach zu sinnen so steht es euch frei, dies zu tun.
Nehmt euch etwas, das ihr für unumstößlich halten würdet und negiert es. Geht davon aus, dass es nicht stimmt und stellt euch die Welt vor, wie sie damit aussehen würde. Gras, welches nicht grün ist, Wasser, welches nicht den Berg hinab fließen mag und Vögel, die nicht fliegen können sollten hierbei nur einige sehr elementare Ideen sein. Viel interessanter sieht es aus, wenn ihr dies auf gesellschaftliche Überzeugungen übertragt. Die Gesellschaft, in der wir leben basiert erschreckend stark auf alten Traditionen, welche von einer Scheinerinnerung auf die nächste übertragen wurden. Mit jenen zumindest in Gedanken einmal zu brechen, sollte euch ein Werkzeug zur Hand geben, um eurem Geist ein wenig Freiheit zu bescheren.
Zwar mag jener Gedanke, die Traditionen zu verwerfen von so manchem wohl als frevelhaft und gar ketzerisch betrachtet werden, doch sollte euch dies nicht weiter stören, da ihr ja nicht bezweckt, sie abzuschaffen, sondern lediglich eurem Geist freien Lauf lasst, wie es wohl auch nicht verboten ist. Oder ist es das doch? Stellt euch mögliche Gesellschaften vor, in denen bereits, Gedanken schwer bestraft werden, in denen es beispielsweise keine Gesetze gibt. Könnte so etwas existieren? Würde es auf Dauer funktionieren?
Wenn euch dies gelingen sollte, so habt ihr das nötige Stadium der geistigen Freiheit erlangt, welches euch ermöglich, die Grundlagen der Welt wahrhaftig selbst zu erörtern!
Versucht, zu entscheiden, welche Dinge getan werden, weil dies klug ist, welche aus Furcht und welche aus Tradition in dieser Art getan werden. Entscheidet welche grundlegenden Fakten wirklich solche sind und welche angezweifelt werden könnten. Bestimmt, welche Elemente dieser Welt ihr zu verstehen glaubt und forscht tiefer und tiefer nach! Ihr werdet erstaunt sein, was sich euch offenbaren mag, wenn ihr solcherart die Welt um euch herum betrachtet und sorgfältig analysiert. So manches, was euch als unumstößlich galt, wird bröckeln oder fallen, wenn ihr es genau genug betrachtet.
Erforscht die Grundlagen dieser Welt!
Buchhandel Tiberias Falkensee 11 J.M.T.
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