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 Betreff des Beitrags: Der Norlandkrieg
BeitragVerfasst: 3.07.08, 20:20 
Altratler
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Kapitel I – Invasion

„Sie sind da“. Mit diesen einfachen Worten seines Knappen Wulfs schien die Luft in der kleinen Kammer in einem der massiven Türme der Zitadelle von Ersonts Tal zu Eis zu werden. Nicht dass es nicht sowieso schon kalt wäre, der stramme Nordwind trug den Geruch des ersten Schnees genauso wie er die Barbarenhorde brachte, deren Ankunft vor den Toren Wulf gerade verkündet hatte. Die anwesende Streiter verharrten in ihrem Tun, welches hauptsächlich darin bestand ihre Waffen ein letztes mal zu reinigen und ihre Rüstungen zusammen zu suchen. Ein eisig kalter Griff legte sich um Nathaniels Herz, ohne dass er sich dies jedoch anmerken ließ und mit einem knappen Nicken wandte er sich zur Türe um, seinen Helm unter den Arm klemmend. Seine Rüstung schien ihm schwerer als sonst, wobei dies auch die Ahnung einer dunklen Zukunft sein konnte, während er die engen Gänge der Festung in schnellem Schritt hinunter eilte. Die Mauern waren reich dekoriert in farbigen Gobelins und erhellt von zahlreichen Kerzen dort wo die großen Glasfenster nicht genug Licht spenden konnten. Die Zitadelle, wenn man sie überhaupt als solche bezeichnen konnte war mehr ein Schloss, eingerichtet für Luxus und nicht für Krieg. Niemand hatte damit gerechnet das über 30.000 Nordmannen den Grenzwall überrennen würden und seit Hunderten von Jahren war Ersonts Tal nicht direkt angegriffen worden, was die Grafen mehr und mehr dazu veranlasste die Verteidigungsanlagen als ein Andenken an alte, gefährlichere Tage, abzutun.

Mit schnellen Schritten nahm er eine Treppe, stieß die schwere Eichentüre auf und zuckte einen Moment zusammen als die Kälte des Windes in sein Gesicht blies wie der Hauch Morsans selbst. Er zog seinen gold-gelbenen Umhang mit dem Wappen des Falken darauf um sich und eilte weiter auf die Nordmauer hinaus, welche sich in einem eleganten Bogen um die Stadt schwang und in diesem Moment von den Soldaten der Grafschaft besetzt war, welche sich Schulter an Schulter drängten, allerlei Waffen in den Händen. Zu Nathaniels Missmut waren die meisten dieser Streiter bestenfalls Stadtwachen, kaum ausgebildet im Kampf gegen einen richtigen Feind. Ihre Ausrüstung war ebenfalls in bedauernswertem Zustand und neben Schwertern die vermutlich schon vor 50 Jahren in irgendeinem Schrank weggesperrt wurden und Rüstungen die entweder zu eng oder zu weit waren weil sie dem Großvater des jetzigen Trägers gehört hatten, sah er auch viel zu wenige Bögen und Armbrüste. Als die Nachricht der Invasion und der unglaublichen Schnelle mit welcher die Nordmannen sich nach Süden bewegten die Stadt erreicht hatte, war keine Zeit geblieben noch einen ausreichenden Vorrat an Munition für die Belagerung bereit zu stellen und so hatte nur jeder zehnte der Anwesenden eine Fernkampfwaffe. Die Nordmannen würden kein Problem haben die Mauern zu erreichen mit solch magerer Gegenwehr.

Leise Worte des Grußes mit dem einen oder anderen Verteidiger wechselnd und ein ermutigendes Nicken spendend so oft er konnte suchte er seinen Weg zum Nordtor, welches von der Garde des Grafen selbst verteidigt wurde und wo er eingeteilt war, seine Waffe im Kampf zu führen. Als er die letzten Stufen hinauf zu den zwei mächtigen Türmen des Torhauses nahm konnte er nicht anders als Mitleid für den Grafen selbst zu fühlen. Gunther von Ersont war weit über 50 Morsan alt und nie ein großer Krieger gewesen. Die Schmiede hatten seine Familienrüstung in einer eiligen Aktion etwas ausweiten müssen damit die gesamte Breite des Grafen überhaupt einen Raum darin fand und seine kurzfingrigen Hände konnten höchstens ein Buttermesser führen, aber keine Klinge wie sie nun an seiner Seite hing. Schweiß stand auf der kahlköpfigen Glatze des Grafen, dessen gerötetes Gesicht tiefe Augenringe aufwies und eine Resignation die deutlich auf seine umgebenden Soldaten abfärbte.

„ Mein Graf“, sprach Nathaniel leise und deutete eine Verneigung an ehe er den ersten genaueren Blick nach Norden wagte und sogleich wünschte es nicht getan zu haben. Die Ebene vor der Stadt war schwarz mit Kriegern des Norlandes, ein jeder mindestens zwei Köpfe größer als Nathaniel selbst und mehr Soldaten näherten sich in dicken Kolonnen auf der Straße die zum Grenzwall führte. Und im Zentrum der Armee, so gerade ausser Reichweite eines guten Elfenbogens wehte das Bannes des Bären, der auf zwei Hinterbeinen stehend die Stadt zu beäugen schien. Unter dem Banner standen die Berserkergarden des Norlandes, Krieger deren Ruf weit nach Süden gedrungen war und die selbst Nathaniel, der immerhin sein ganzes Leben darauf gearbeitet hatte ein guter Soldat zu sein, in nichts nachstanden. Inmitten der Garde stand Halgir, selbst auf diese Entfernung einfach auszumachen da er die anderen Nortraven nochmals überragte wie ein Fleisch gewordener Avatar Bellums.. oder Thjareks, wie die Nortraven ihren Kriegsgott nannten. Er hatte zwei mächtige Äxte geschultert und über seinem feuerroten Bart und Haar ruhte der mächtige Kopf eines Polarbären, aus dem die Kopfbedeckung des Hetmanns gemacht war.

„Keine Belagerungsmaschinen“, vermerkte der Hauptmann der Stadtwache, welcher seinen unnötig verzierten Helm auf einer der Zinnen abgelegt hatte und die versammelte Armee musterte. „So werden sie an unsere Mauern branden wie die ungeschlachten Barbaren die sie sind und hier werden sie verenden“, kam die Antwort des Grafen, dessen unsichere Aussprache den ersten Verdacht gab, den der Geruch seines Atmens nur bestätigte. Wein, und nicht gerade wenig davon. Nathaniel vermied es zu erwähnen dass auch der Grenzwall den Nordmannen nicht stand gehalten hatte und warf statt dessen einen Blick über die Anwesenden. Neben dem Baron und dessen Hauptmann waren eine Reihe von Offizieren der Stadtwache und gräflichen Garde anwesend, sowie ein Vertreter des Ordo Bellums und der lokale Stadtverwalter. Keiner der Magier war anwesend, was Nathaniel einerseits beruhigte und andererseits verwunderte. Er mochte keine Magie in Schlachten, ein Kampf sollte ehrenhaft gewonnen werden ohne die Hilfe übernatürlicher Kräfte und keinem Krieger konnte man zumuten in das arkane Feuer der Graumagier zu stürmen. Andererseits wäre dies vielleicht genau die richtige Methode um die Nordmänner zurück zu werfen. Er beschloss der Sache nachzugehen.

„Mein Graf, darf man nach dem Verbleib der Magister fragen?“. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen konnte er spüren wie die Stimmung säuerlich wurde, als hätte er einen wunden Punkt angesprochen und die sowieso nicht sonderlich gute Moral sackte spürbar weiter ab. Der Graf schwieg nur verbissen und es war an der Stadtverwalterin, eine ergraute Frau hohen Alters die Antwort zu geben. „Tot. Die gesamte Akademie“.

„Alle Magier?“, er konnte den Unglauben in seiner Stimme nicht unterdrücken. Nicht dass die Akademie in Ersont besonders groß gewesen wäre, vielleicht ein halbes Dutzend Magister und zwei Dutzend Schüler und Adepten, aber dennoch, fast dreißig Magier. Die Stadtverwalterin warf ihm nur einen mürrischen Blick zu, sprach jedoch nicht weiter. Sie wäre sowieso nicht dazu gekommen viel zu erörtern denn nur einen Augenblick später erklang in der Ferne ein mächtiges Horn, gefolgt von einem Schlachtschrei aus dreißig Tausend Kehlen zugleich, welcher gegen die Mauern der Stadt brandete und jedes Gespräch zum Verstummen brachte. Und dann setzte sich der Feind in Bewegung, Halgir vorne weg, gefolgt von seiner Garde und direkt hinter ihm der Rest der Armee, die wie eine gewaltige Welle auf die Stadt zuflutete. Nathaniel riss seinen Blick nur von der Armee weg als er den Grafen keuchen hörte „Keine Verhandlungen? Diese... Barbaren“, stieß er hervor und wankte für einen Moment unter dem Dunst des Weines der seine Sinne vernebelte. Nathaniel wandte sich vom Grafen ab und stieg eilig die Treppen hinunter zum Platz direkt hinter dem Tor, wo die etwas erfahreneren Krieger versammelt waren. Das Trommeln zahlloser Füße auf der Ebene ließ ein sanftes Beben durch die Erde gehen noch während Wulf heran eilte und Nathaniel seinen Schild brachtet, welchen er auch an dessen linkem Arm befestigte. Nathaniel setzte mit der andere Hand den Helm auf und stierte durch das stark eingeschränkte Sichtfeld auf die Soldaten. Mit einer ruhigen und kalkulierten Bewegung zog er seine Klinge, diese gen Himmel richten. „Für den König und für Bellum“ schrie er über den Lärm der nahenden Nortraven und wandte sich dem Tor zu. Von den Mauern erklang das Sirren der ersten Pfeilsehnen die ihre tödliche Last hinunter in die Angreifer trugen, doch war klar dass dies den Ansturm nicht einmal verlangsamen konnte. Das Tor, fünf Schritte hoch und drei Schritte breit, erbebte unter einem Hieb den Nathaniel förmlich in den Knochen fühlen konnte und das Krachen von Holz war deutlich zu hören. Über dem Tor war ein kleiner Raum von etwa zwei Schritten bevor die Decke des Torbogens begann, und genau dort erschien in diesem Moment der Kopf eines Polarbären dessen Anblick die versammelten Soldaten zurückweichen ließ. Im selben Moment schwang sich Halgir über das Holz, in jeder Hand eine gewaltige Axt von denen Nathaniel vermutlich nichtmal eine hätte führen können, und landete krachend auf den Füßen direkt vor der Gruppe der Verteidiger die sich enger zusammen drückten wie eine Herde erschrockener Schafe. Weitere Berserker folgten nur wenige Augenblicke hinter Halgir, alle eine Bärenmaske tragend und die meisten davon ohne Rüstung, doch dafür beschmiert mit Blut und mit einem wilden Ausdruck in den Augen. Noch bevor der Erste davon den Boden berührte stürmte der Hetmann voran mit einer Geschwindigkeit die Nathaniel einem Mann seiner Statur nicht zugetraut hätte und eine der Äxte krachte mit knochenbrechender Macht in den gerade noch rechtzeitig hochgerissenen Schild des Falkenritters und schleuderte diesen drei Schritte nach hinten durch die Reihen seiner Krieger. Er spürte wie sein Arm unter dem Aufprall brach, die Knochen an zahlreichen Stellen barsten und wie Dunkelheit des Schmerzes seinen Geist zu umschließen drohte noch während der zweite Schwung des Hetmannes zwei seiner Soldaten auf der Stelle fällte. Im gleichen Moment brach der Schock der Verteidiger und mit einem, zugegebenermaßen etwas laschem, Kriegsschrei stürzten sie sich voran und auf die Angreifer während im gleichen Moment aus den Straßen um den Platz weitere Soldaten quollen und sich auf den Hetmann und seine Elite warfen. Nathaniel indessen war kaum bei Bewußtsein als sein Knappe neben ihm auftauchte und ihn weg vom Kampf zog, dabei die Überreste des zerschmetterten Schildes zurück lassend. Mühsam und nur mit Hilfe von Wulf kämpfte er sich auf die Beine, nur um zu sehen wie das Tor langsam nach innen schwang und einen Schwall weiterer Nortravenkrieger auf den Platz entließ welche mächtige Äxte und überdurchschnittlich lange Schwerter schwangen und mit dieser vergrößerten Reichweite die Soldaten des Reiches niedermachten ohne selbst große Verluste zu nehmen. Halgir war nirgends zu sehen, und der Lärm der Kämpfenden füllte den Platz während die Schreie der Verwundeten und Sterbenden darin erstickt wurde wie ihr Leben im Kampf ausgelöscht wurde. Ihm wurde klar dass die Stadt verloren war. Das Tor war gefallen und im Nahkampf hatten die schlecht ausgebildeten und kaum ausgerüsteten Verteidiger keine Chance gegen die Horde der Nordmänner, wobei die Leichtigkeit mit welcher Halgir das Tor überwunden hatte Nathaniel mit Erstaunen und Panik versetzte.

Augenblicke später erklang ein spitzer Schrei vom Wehrgang des Torhauses und der Kopf des Grafen, das Entsetzen noch immer auf seinen Zügen geschrieben, flog über die Zinnen empor wie ein grotesker Ball in einem noch groteskeren Spiel und landete vor den Füßen seiner Soldaten während der massive Oberkörper von Halgir lachend über den Zinnen erschien, seine lederne Rüstung blutbesudelt wie die Ausgeburt Mandors selbst.

Fela sank langsam dem Horizont entgegen als Nathaniel, an der Spitze eines Trosses der geschlagenen nach Süden ritt, sein Pferd mit der Rechten lenkend während sein linker Arm in einer Schlinge lag. Die Stadt war gefallen, der Graf und alle seine Offiziere tot und erschlagen von den Nordmannen und doch, entgegen aller seiner Erwartung hatte Halgir ihm, als letztem Ritter der Stadt, erlaubt die besiegten Truppen und alle Einwohner die nicht verbleiben wollten nach Süden zu führen, noch während seine Beserker im Hintergrund die Reliquien der Schreine auf einen Haufen warfen und anzündeten.

„ Du hast gekämpft und verloren, doch es ist nicht an mir dein Leben zu nehmen. Thjarek beschloss das du meinen Hieb überstehst, somit hat er vielleicht noch Pläne für dich, Ritter. Du kannst deine... Krieger nehmen und gehen“ hatte der Hühne in schwer akzentuiertem Galad zu ihm gesagt während die Flammen des brennenden Tempels hinter ihm empor loderten wie eine unheilvolle Aura. Die letzten Verteidiger, wenige Hunderte nur von Tausenden welche die Mauern besetzt hatten, standen hinter Nathaniel. Allesamt geschlagen, viele verwundet und mancher der den nächsten Tag nicht sehen würde. „Doch seid gewarnt. Thjarek gibt euch die Gunst des Lebens nur einmal, das nächste mal wird es keine geben“, rief Halgir den Soldaten zu und wandte sich einfach ab, als wären die letzten Verteidiger seiner Aufmerksamkeit nicht weiter wert.

Im Nachhinein musste er sich eine gewisse Bewunderung für den Nordmann zugestehen. Auch wenn seine Motive verblendet waren, denn sicherlich gab es keinen Thjarek, so waren seine Handlungen eines Ritters des Reiches würdig und an seinem Mut konnte ebenso kein Zweifel bestehen. Und so schlängelten sich die Überreste von Ersonts Tal, gefolgt von einer kleinen Kolonne der Adeligen jener Stadt, welche nicht hatten zurückbleiben wollen unter nortravischer Herrschaft, nach Süden, wohl wissend, dass der Krieg ihnen folgen würde.

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 Betreff des Beitrags: Kapitel 2 - Dunkle Mächte
BeitragVerfasst: 4.07.08, 00:04 
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Kapitel 2 – Dunkle Mächte

Die gepeinigten Schreie, welche durch die Hallen klangen hatten im letzten halben Dunkelzyklus immer mehr an Kraft verloren. Der schleichende Klang des Wahnsinns hatte sich darin gemischt und ab und an unterbrach sich das Gekreische und wurde durch hysterisches Lachen ersetzt. Angusa konnte die finstere Aura spüren welche aus der Richtung der Folterkammer kam und ebenso das langsame Brechen des Geistes des Weißmagus durch dessen Verstand die Irah’far fraßen. Die unsichtbaren niederen Dämonen der Furcht taten dies mit einem Genuß der selbst sie schaudern ließ und würden von dem Mann nichts zurück lassen als eine leere Hülle. Falls ER diese nicht verspeiste. Als ihre Gedanken an das Wesen dachten spürte sie die eiskalte Berührung seines Geistes selbst durch die dicken Mauern der unterirdischen Anlage hindurch und das Gefühl spöttisch belächelt zu werden ob ihrer Furcht und ihres Zauderns machte sich in ihr breit. Mit nicht geringem Aufwand schüttelte sie das Gefühl ab und konzentrierte sich auf die Karte vor ihr welche die nördlichen Regionen des Reiches zeigte. Eine kleine, aus Blei gegossene Figur eines Nortraven stand über der Stadt Ersonts Tal und südlich davon zeigten sich weitere kleine Figürchen welche die Position bekannter königlicher Truppen anzeigte. Sie wusste, dass keine dieser Truppen in der Lage war den Vormarsch der Nortraven aufzuhalten, die meisten waren sogar auf der Flucht nach Süden in der Hoffnung den Drakenwald und die Grenze zu Bernstein zu erreichen bevor die Nortraven zu ihnen aufholen würden.

Die Türe hinter ihr öffnete sich mit dem leisen Scharren von Holz über Stein und ein eisiger Hauch legte sich über ihren Rücken. Erst jetzt fiel ihr auf dass die Schreie verstummt waren und so sehr sich alles menschliche in ihr dagegen strebte, wandte sie sich zu dem Eintretenden hin. Die Gestalt war beinahe drei Schritte hoch, gepanzert in einer massive schwarze Rüstung mit einer gezackten Klinge die an seiner Seite hin. Doch das schlimmste war das Gesicht, welches dem Versuch eines unbegabten Künstlers ähnelte, menschliche Züge zu formen. Wo die Nase sein sollte war nur ein klaffendes Loch zu sehen, welches in den Schädel hinein zu reichen schien. Die Haut war von einem hellen Weiß, mit roten Flecken versehen von denen sie nicht wusste ob sie das Blut des Weißmagus waren oder nur das krankhafte Aussehen des Wesens. Die Augenhöhlen waren leer bis auf einen dunkelroten Funken der in der Mitte glühte und aus seiner Stirn ragten zwei kleine, schlanke Hörner empor. Sie spürte den Hass der von dem Wesen ausging wie der Geruch nach kaltem Schweiß und unter seiner unangenehmen Präsenz sank sie auf das linke Knie hinab, den Kopf beugend.

„Meister. Ich hoffe unser Geschenk war.. ansprechend?“. Selbst in ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme ängstlich und schwach und sie schalt sie selbst dafür nicht mehr Rückrat zu zeigen. Doch Angesichts eines solchen Wesens, eines Auserwählten Angamons selbst, blieb nichts von ihrer gewohnten Stärke zurück. Eine lange schwarze Zunge glitt aus dem zahnlosen Mund des Dämons und leckte, was nun offensichtlich Blut war, von seinen Wangen.

„Nur einer?“, erklang seine Stimme, die sich anhörte Eisplatten die aneinander rieben.
„Es war der einzige welcher den Angriff überlebte, mein Lord. Die anderen starben schnell und effizient wie Ihr es geordert hattet“, erwiderte sie leise. Der Dämon nickte nur sachte, wobei sein Hunger nach mehr in seinen Augen brannte deren Blick sie eine Flamme zu versengen schien. Mit nicht geringer Genugtuung dachte sie zurück an die lächerliche Hütte die von den Bewohnern als Akademie bezeichnet wurde und die Schreie der sterbenden Magier und ihrer Schüler als die Schatten der Attentäter in die Räume der Schule gedrungen waren und ihre vergifteten Dolche ihre grausames Werk vollrichteten. Nicht einmal ihre vermaledeite weiße Magie hatte ihnen helfen können als sie vergiftet zu Boden sanken und abermals musste Angusa sich selbst dafür loben ihre Schergen ungesehen eingeschleust zu haben.

„Gut. Die Stadt ist gefallen, das Blut seiner Verteidiger fließt ihn Strömen. Die Nordmannen haben uns nicht enttäuscht.. so berechenbar in ihren Wegen. Wie weit sind die Vorbereitungen?“, fügte er schließlich an.
„Wir haben die Boten abgefangen welche die Nachricht der Invasion zum Hofe bringen sollten. Aber es ist nicht auszuschließen dass der Feldmarschall in diesem Moment bereits Befehle entsendet die Legionen zu sammeln. Das...“, sie zauderte einen Moment bei dem Gedanken an die Abomination welche sie geplant hatten „Ritual ist bereit, Meister. Wir benötigen nur Eure Anwesenheit“. Erneut nickte der Dämon und wandte sich der andere Türe zu, welche in die große Kammer führte. Monde lang hatten die beschworenen Sklaven aus dem Limbus arbeiten müssen um diese Reihe von natürlichen Höhlen in eine unterirdische Festung zu verwandeln welche einem Wesen seiner Statur angemessen war, und welche nicht zuletzt auch die nötigen Qualitäten aufwies um ihr Vorhaben überhaupt erst möglich zu machen. Sie erhob sich von ihren schmerzenden Knien und folgte ihm mit gebührendem Abstand durch den Torbogen.

Der Raum vor ihnen war grob kreisförmig, etwa dreißig Schritte im Durchmesser. Die Adepten hatten Stunden damit zugebracht die nötigen Ritualkreise auf den Boden zu ziehen und das mächtige, blutgezogene Pentagram im Zentrum des ganzen strahlte vor arkaner Macht mit welcher es versehen war. Die Leiber der gleichen Adepten welche den Kreis gezogen haben lagen an den fünf Zacken des fünfstrahligen Sternes, das Blut ihrer aufgeschlitzten Kehlen kleine Pfützen um ihre dunklen Roben bildend. An den Wänden standen etwa zwei Dutzend weitere Magier, allesamt erfahren in ihrem Werk und lange in den Diensten des schwarzen Pfades. Sie verneigten sich als der Dämon und Argusa den Raum betraten und das leise Wispern welches den Raum zuvor gefüllt hatte verstummte sofort. Eine der Gestalten, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, trat vor.

„Mein Lord, Magistra Prima. Alles wurde vorbereitet in seinem Namen”, wobei er sich tief verneigte. Der Dämon ignorierte ihn gänzlich und schritt ohne zu zögern in die Mitte des Kreises, dabei sorgsam über die gezogenen Linien tretend. Er zog seine Klinge und trieb sie mit einem Schlag in den massiven Stein unter seinen Füßen, welcher sogleich von tiefen Rot zu strahlen begann. Argusa nickte nur sachte während die Reihen der Magier sich ausbreitete und einen perfekten Kreis um das Pentagramm bildeten.

Ohne weiter Zeit zu verlieren erhob der Dämon die Stimme und Geräusche, welche von keiner menschlichen Kehle hervor gebracht werden konnten, drangen daraus hervor und füllten die Kammer. Sie konnte die Worte wie eine sachte Vibration in ihrem Schädel spüren noch während ihr Atem vor ihrem Gesicht zu Dampf wurde als die Temperatur schlagartig abfiel. Die Laute erklommen eine neue Ebene auf der Tonleiter und die Anwesenden stöhnten gedämpft auf als SEINE Präsenz den Raum füllte und ungezähmter Hass ihr Blut zu füllen begann. Das Schwert und der rot glühende Stein darunter fingen an wie ein Herz zu pochen und sie fühlte wie ihr eigener Puls sich in den Rhythmus einreihte. Ohne Aufforderung hob sie die Hände und begann die Worte zu sprechen welche sie selbst noch vor dem Ritual sorgsamst ausgesucht hatte und spürte wie ihre eigenen arkanen Kräfte zum Leben erwachten und in den grausamen Tanz der Töne einfiel, und auch wenn ihre Worte von dem Dröhnen einfach hinweg geschwemmt wurden so stieg die arkane Kraft an, wurde sichtbar wie ein feiner Dunst in der Luft und stieg in einem wilden Tanz um den Ritualkreis empor in Richtung des Dämons. Aus den Augenwinkeln sah sie wie das selbe bei jedem der anderen Magier geschah, die versammelten rohen Kräfte einen Punkt erreichend an dem die Kakophonie des Lärmes so laut wurde dass Blut aus ihren Ohren ran.

Der Dämon streckt die Linke nach oben und wie auf einen unsichtbaren Befehl hin glitten die Kräfte in seine entstellte Klaue. Ein Beben ging durch den Raum und ihre arkanen Sinne kreischten auf als der Dämon Dinge mit der Magie tat die nicht sein durfte, die nicht sein konnten und doch waren, durch SEINEN Willen und SEINE Macht getrieben. Das astrale Netz begann zu reißen, sich zu verformen auf Weisen die sie nicht für möglich gehalten hatte und gleichzeitig riss ein unglaublicher Schmerz hinter ihrer Stirn sie in die Realität zurück als sie gepeinigt ihre arkanen Sinne verdunkeln musste um nicht zu erblinden. Um sie herum brachen die Magier zusammen und auch sie selbst, obwohl sie die Mächtigste und Fähigste der Gruppe war, sank auf die Knie herab. Sie wusste, nicht alle ihrer Kollegen würden dieses Ritual überleben und dennoch war es SEIN Wille und dieser musste geschehen.

Im Lehen Ersont und im Norden von Bernstein überall sanken Magier auf die Knie, ihre Schädel haltend als wollten sie verhindern das diese einfach die überreife Tomaten platzen, als die Perversion der Magie Fuß fasste und das Netz veränderte. Eine kleine Gruppe von Magiern, welche sich in diesem Moment auf einer magischen Reise durch den Astralraum befanden, verschwanden auf nimmer Widersehen in den Tiefen des Limbus, ihre Schreie ungehört.

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 Betreff des Beitrags: Kapitel 3 - Das Gleichgewicht
BeitragVerfasst: 4.07.08, 08:23 
Altratler
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Kapitel 3 – Das Gleichgewicht

Seine Hände zitterten noch immer leicht während er das dritte Bier an diesem Abend hob und mit wenigen, tiefen Zügen leerte. Der Alkohol hatte nur wenig dazu betragen den pochenden Kopfschmerz zu vertreiben welcher ihm die Tränen in die Augen jagen wollte und jeden Gedanken an Zauberei sofort erstickte. Er wusste immer noch nicht genau was geschehen war, nur dass von einem Augenblick zum nächsten der arkane Horizont, welchen er hinter seine Stirn stets mehr ahnen als sehen konnte, in Chaos ausbrach. Ihm fehlten sogar die Worte das Ganze genauer zu beschreiben, es war als wäre ein Sturm über das arkane Netz herein gebrochen mit unglaublicher Wucht und Macht und hatte die einst ruhige Ordnung zerschmettert wie die Faust eines Giganten.

Reinhold, ein hagerer Mann leicht über 30, mit eine Hakennase und hoher Stirn hob seinen Krug kurz in Richtung des schmierigen Wirtes der lokalen Taverne um noch ein Bier zu ordern. Der Schmerz ließ zwar langsam nach, aber die Panik über das Geschehen, welches das Land vor nicht ganz einem Zyklus getroffen hatte, war noch zu frisch um jetzt mit dem Trinken aufzuhören. Seine Gedanken rasten. Wer oder was konnte diesen Effekt haben? Ein Sphärenbeben möglicherweise oder ein Ausbruch arkaner Energien durch den Limbus. Oder schlimmsten Fall ein Ritual gewaltigen Maßstabes welches fürchterlich schief gelaufen... oder erschreckend erfolgreich war. Er zögerte bei dem Gedanken als der Wirt das nächste Bier vor ihm abstellte.

„Kannste das auch bezahlen?“, fragte er mürrisch und wischte sich die schmierigen, schweißnassen Hände an seiner Schürze ab, an welcher man bei genauem Hinsehen sicherlich das Abendmenü der letzten drei Monate ablesen konnte. Ohne zu antworten griff Reinhold in die Tasche und streute eine Reihe kleine Goldmünzen auf den Tisch, welche der Wirt zufrieden grunzend einstrich und sich sogleich trollte. Er seufzte, rieb sich noch einmal den Schädel und zog den Bierkrug zu sich heran. Seine Magie funktionierte noch und auch wenn der Sturm im Astralraum jede Sicht auf ein Minimum einschränkte so schienen seine Kräfte nicht nennenswert gestört zu sein. Allerdings wagte er es nicht einmal die hölzernen Runen in seiner Tasche zu berühren und einen Translokationszauber zu versuchen. Nicht einmal der mächtigste arkane Anker würde ihn retten wenn er versuchte sich durch diesen Sturm zu bewegen. Somit war wohl das magische Reisen auf einige Zeit ausgesetzt, was ihn ziemlich wurmte. Eigentlich wollte er zurück zum Hochturm, er war sich sicher dass seine Exzellenz neue Befehle hatte. Doch zu Fuß war der Hochturm eine Woche entfernt, vielleicht sogar mehr. Das kleine Dorf in dem er sich nun befand lag am Fluß Shamet, zwei Tagesmärsche süd-westlich von Ersonts End und undankbar weit weg vom nächsten grauen Turm.

Der Lärmpegel ausserhalb der Taverne nahm auf einen Schlag zu und so ungerne er auch sein Bier zurückließ so wusste er dass dies nichts gutes bedeuten konnte. Er drückte sich hoch, den weiten Umhang über das gegürtete Schwert ziehen. Er trug einfache Kleidung in der bräunlichen Farbe eines einfachen Bauern. Er sah nicht aus wie ein Magier und das war auch Absicht. Als er die Türe öffnete und in das schwache Licht der untergehenden Sonne heraustrat und sich zugleich dem kalten Winde aussetzte, wurde ihm sofort klar was los war. Der kleine Marktplatz des Dorfes war gefüllt von aufgeregten Bauern und Handwerkern während eine kleine Gruppe von Gestalten, gehüllt in weiße Roben und mächtige Stäbe mich sich tragend, auf dem Platz stand und lauthals etwas verkündete. „ ...und somit sind alle Magier des elementaren und grauen Pfades aufgefordert sich sofort der weißen Inquisition auszuliefern um ihre Unschuld in dem Desaster was uns befallen hat zu beweisen. Ebenso verkündet die weiße Inquisition im Namen von Inquisitor Exzellenz Arkanius dass hiermit die Jagd auf Hexen, Schamanen und anderes Gesindel wieder aufgenommen wird.“ Der Magus welcher dieses charmant und typisch weiße Edikt vorlas trat dann voran und drückte das Pergament an einen der Pfosten des Brunnens, wo dieses haften blieb. Reinhold war nicht überrascht. Die Weißen hatten die Katastrophe genauso gespürt wie er, waren genauso erbaut darüber und es kam mit geringer Überraschung zu ihm dass sie natürlich zuerst die anderen Pfade verantwortlich machen würden.

In diesem Moment fiel sein Blick auf die Platte, die von einem der Weißmagier gehalten wurde. Sie schien aus einem gräulichen Holz zu sein und darauf lag etwas, welches er im ersten Moment für einen Pfeil gehalten hatte. Und dieser Pfeil deutete direkt auf ihn selbst, wobei der Weißmagier ihn geradezu feindseelig anstarrte und dann leise Worte mit seinem Nebenman wechselte. Langsam doch beständig näherten sich die Magier ihm, sich dabei über den Markt verteilend, wobei die ängstlichen Bauern vor ihnen zurückwichen. Reinhold fluchte gedanklich, wandte sich um und beeilte sich um die Taverne und in eine der Gassen zu schreiten als hinter ihm bereits die ersten Rufe erklangen und er beschleunigte Schritte vernahm. Was immer jenes Artefakt war, es hatte die Weißmagier direkt auf seine Spur gebracht. Die Haare auf seinem Nacken stellten sich auf als er einen Zauber auf sich zurasen hörte und nur ein tollkühner Sprung zur Seite rettete ihn vor dem geballten Telekinesespruch, welcher ein Loch in die Lehmhütte hinter ihm stampfte und diese bedrohlich zum Wanken brachte. Seine Gedanken rasten, sicherlich würden sie eine einfach Illusion durchschauen und er konnte schlecht das ganz Dorf anzünden um seine Flucht zu decken. Im Zickzack huschte er durch die Gassen, zufällig seinen Weg wählend und dabei ein hastiges Tempo beibehaltend und dennoch, an mehr als einem Punkte hörte er dicht hinter sich die Rufe der Weißmagier und ihre Schritte auf dem lehmigen Boden. Das Artefakt schien ihnen noch immer seine Richtung anzuzeigen und ohne Reisemagie bestand keine Möglichkeit ihnen zu entkommen und noch während er seine anderen Optionen erwog, traten vor ihm zwei weiße Gestalten aus der Gasse und starrten ihn erschrocken an, bevor sie eilig ihre Stäbe hoben.

Beide Magier waren noch relativ jung, vermutlich Novizen oder höchstens Adepten, doch konnte er sich nicht auf ein magisches Duell mit ihnen einlassen während die anderen so dicht hinter ihm waren. Stattdessen sprang er nach vorne und trieb dem Linken der Beiden seine geballte Faust in den Wanst, welches die Konzentration des Magus effektiv und dauerhaft unterbrach und ihn keuchend zu Boden gehen ließ. Erschrocken wich der andere Weißmagus zurück und holt schon Luft um Hilfe zu rufen, wozu Reinhold ihn jedoch nicht kommen ließ sondern sich mit einem Sprung auf den Jungen warf und ihn von den Füßen riss. Der eilig hochgerissene Stab des Magus prallte schmerzhaft gegen Reinholds Arm, jedoch war es weniger ein gezielter Schlag als der jämmerliche Versuch ihn fernzuhalten. Beide landeten auf dem matschigen Boden während Reinhold den Novizen mit beiden Fäusten bearbeitete und dessen klägliche Schreie damit erstickte. Dieser zappelte wie ein gefangener Fisch und schlug ebenso wild um sich und es kostete Reinhold wertvolle Augenblicke bevor er ihm einen Kinnhaken verpassen konnte welcher dem Novizen das Bewusstsein raubte. Rasch drückte er sich hoch, die fingerdicke Schlammschicht welche ihn nun zu Teilen bedeckte, gänzlich ignorierend und hieb dem anderen Weißmagier, welcher noch immer am Boden nach Luft rang, die Faust gegen die Schläfe um auch diesen erst mal ins Schlummerland zu schicken. Und dann rannte er, denn schon wieder konnte er das hektische Gemurmel seiner Jäger hören als sie sich im näherte und vielleicht noch eine oder zwei Gassen von ihm entfernt waren. Kaum hatte er eine weitere der kleinen, schäbigen Hütten umrundet erklangen hinter ihm zornige Rufe. Sie hatten wohl ihre Schüler entdeckt. Er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen wenn er sich vorstellte das beide nun wohl für ihr Versagen bestraft würden.

Die Kälte des nassen Schlammes begann sich indessen durch seine Kleidung auszubreiten und auch wenn ihn das in diesem hitzigen Moment seiner Flucht nicht weiter störte, so wusste er dass er kaum eine Nacht unter freiem Himmel verbringen konnte, so kurz vor Einbruch des Morsans und schon gar nicht mit nasser Kleidung. Er eilte um eine weitere Ecke und stand unerwartet direkt am Ufer des Shamet, welcher langsam vor ihm dahin zog. An dieser Stelle war er etwa dreißig Schritte breit und die Tiefe ließ sich mit dem schwindenden Licht Felas nicht mehr abschätzen. Ihm blieb weder die Zeit noch die Muse sich eine perfekte Lösung zu überlegen sondern rannte statt dessen zehn Schritte zurück, wobei er schon die leisen Worten eines Zaubers zu murmeln begann. Es kostete ihn einige Überwindung aber nach kurzem Zögern sprintete er schließlich los, direkt auf den Fluß zu und stieß sich im letzten Augenblick ab, ein schallendes „PERDE“ über seine Lippen bringend. Unsichtbare Kräfte prallen wie ein Faustschlag in seinen Rücken und trieben ihn über das Wasser als hätte ihm ein Riese einen Tritt in den Allerwertesten verpasst. Das andere Ufer kam rauschend schnell auf ihn zu und er hatte gerade noch Zeit die Hände vors Gesicht zu reißen bevor er krachend durch die Äste eines Busches brach, sich zweimal überschlug und dann direkt und unmittelbar vom Stamm eines wenig beeindruckten Baumes gebremst wurde gegen welchen er prallte. Seine Sinne schwanden ihm noch während sich zwei knorrige kleine Hände an seiner Kleidung zu schaffen machten und ihn langsam aber sich in ein dunkles Erdloch zogen.

Er erwachte mit Schrecken und setzte sich sogleich auf, wofür sein Kopf ihn sogleich bestrafte als sein Schädel gegen die Decke der niedrigen Höhle krachte und Erde und Schmutz auf ihn hinab rieselten. Er unterdrückte einen Fluch der so manche zart besaitete Person erblichen hätte lassen und sah sich langsam um bevor er sich noch mal aufsetzte, langsamer diesmal. Sein Schwert war verschwunden und knapp einen Schritt neben ihm schwelte die Glut eines niedrig gehaltenen Feuers. Die Höhle war etwa drei Schritte im Durchmesser und weniger als anderthalb Schritte hoch und sie war zudem nicht sonderlich gut beleuchtet so dass er die dunkle Gestalte welche ihm schräg gegenüber hockte kaum ausmachen konnte. Der starke Geruch von Kräutern und merkwürdigen Mixturen ging von ihr aus und nur zwei im Widerschein des Feuers glimmende Augen musterten ihn mit verhaltener Neugier.

„Na, das war ziemlich dumm, nicht wahr mein Junge? Hättest dir was brechen können oder schlimmeres, wobei ich’s dir nicht verübeln kann. Grässliche Bande diese Weißen, sie bringen Feuer und Ignoranz wo immer sie gehen“ begann die Gestalt mit der Stimme einer alten Frau zu sprechen. Er rieb sich die Stirn und setzte sich dann ganz auf, wobei ihm schlagartig klar wurde dass seine arkanen Kraftreserven verschwunden waren. Er war so leer wie der Kopf eines Novizen und konnte selbst die Konturen des astralen Netzes kaum noch spüren. Panik schlug in ihm hoch.

„Was hast du mit mir gemacht?“, wobei seine Hand an den Griff seines Schwertes zuckte nur um nachträglich zu erkennen dass es verschwunden war. Sie kicherte deutlich amüsiert über sein Verhalten und neigte sich vor so dass der schwache Schein der Glut nun zum ersten mal ein Licht auf ihre Züge war, welche ihn eher an die Rinde eines Baumes erinnerten als an eine Frau. Ihr Alter war unmöglich zu schätzen, wobei sein spontaner Tipp irgendwas zwischen 2000 und 2500 Jahren war, was vermutlich auch das letzte mal war dass sie gebadet hatte. Eine krumme Nase mit einer dicken Warze darauf, gefolgt von einem beinahe zahnlosen Mund welcher ständig zu kauen schien auch wenn nichts darin war und tief liegende kleine Augen voller List. Sie zischte mehr als dass sie sprach. „Ist der einzige Weg die Weißen abzuhalten, weißt du Junge? Sie jagen Magie, aber wo keine Magie ist, ist nichts zu jagen. Jaja, die Alte Grundel weiß“, erklärte sie wirr und kicherte erneut.

Es fiel Reinhold wie Schuppen von den Augen. Natürlich, so hatten sie ihn gejagt. Das Artefakt zeigte Ansammlungen magische Kräfte an wie man sie in jedem Magier fand und zugleich wurde ihm klar wem er da gegenüber saß. Die Alte war zweifellos eine Hexe und die Tatsache dass sie um diese Fähigkeit der Weißen wusste, bedeutete wohl auch dass sie das durch den harten Weg gelernt hatte. Die weißmagische Inquisition hatte in ganz Falandrien die Jagd nach Hexen vor einigen Jahren erst beendet, nachdem Hunderte von Frauen in den Verließen der Weißmagier verschwunden oder auf den Feuern der Inquisition verbrannten. Der Graue Hochturm hatte so mancher Hexe mit nützlichen Fähigkeiten und vor allem mit nützlichen Kenntnissen Asyl gewährt in dieser Zeit, natürlich ohne das Wissen der Weißen. Sein Gegenüber war anscheinend unter die Erde geflohen um wie ein Tier in einem Loch zu leben.

Sie neigte den Kopf zur Seite als könne sie direkt durch seine Stirn in sein Gehirn schauen und zischte abermals „Dein Mitleid brauch ich nicht, Magus. Ich hab dir geholfen weil ich die Weißen nicht mag, nicht weil ich deine Almosen möchte. Grundel lebt im Schoße der Mutter und Grundel fühlt sich wohl hier, so denk nichtmal daran“, gurgelte es aus ihrer Kehle und Reinhold deutete nur ein sachtes Nicken an. In seinem erschöpften Zustand konnte er sich sowieso nicht mit einer Hexe anlegen.

„Ich muß nach Westen, etwas schreckliches ist dort geschehen, ein Sturm hat die Magie erfasst und macht uns blind, vielleicht kannst du...“ sie unterbrach ihn mit einer herrischen Geste. „Grundel ist kein Kind. Nachts wispert die Mutter in Grundels Ohr und Grundel hört. Dunkle Mächte sind am Werk im Westen, der alte Feind spielt sein finsteres Spiel wiedereinmal“. Sie schlug ein Stück Stoff zurück und enthüllte dabei Reinholds Schwert welches sie ihm zuwarf. „Du gehst jetzt besser. Es ist ein weiter Weg und Grundels Höhle ist zu klein für Magier“.

Er musste einräumen dass der Zugang zu der kleinen Höhle perfekt versteck war. Man konnte direkt daran vorbei laufen ohne den Zugang, welcher sich zwischen den Wurzeln eines alten, knorrigen Baumes befand, überhaupt zu erblicken. Als er daraus hervor kroch realisierte er dass Fela erneut niedrig am Himmel stand, diesmal jedoch auf der anderen Seite des Himmels. Es war früher Morgen. Hinter ihm kicherte die Alte nochmals, bevor sie sich umwandte und wie eine alte Dächsin zurück in ihre Höhle trollte.

Der alte Feind. Meinte sie etwa dass der arkane Sturm ein Werk der Diener des Einen war? Und was zum Henker war die Mutter, eine Form von Gottheit? Sein Kopf schwirrte mit den Implikationen ihrer Worte, wobei er einerseits nicht wusste ob man ihrem Wissen vertrauen konnte und anderseits sein Instinkt ihm sagte dass sie genau wusste was sie tat und sagte. So setzte er seinen Weg nach Westen fort, entlang der nördlichen Ausläufer des Drakenwaldes. Mit etwas Glück würde er die Straße die nördlich nach Ersonts Tal führt in zwei Tagen strammen Marsches erreichen. So lange die Weißmagier ihn nicht wieder aufstöberte, natürlich. In dem Fall würde er die Strecke wohl rennend zurücklegen.

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Tarlas: Angamons Segen dispellt keine Meteorregen!


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 Betreff des Beitrags: Kapitel 4 - Verfall
BeitragVerfasst: 8.07.08, 08:02 
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Kapitel 4 - Verfall

Er spähte vorsichtig über die Kuppe des Hügels auf dem er bäuchlings lag hinunter in das sanft geschlungene Tal in dessen Zentrum das Fort lag. Die Bäume hatten schon die Gold- und rottöne des kommenden Herbstes angenommen und in wenigen Wochen würden die Blätter zu fallen beginnen. Noch immer zog ein kalter Wind von Norden heran, den er jedoch als höchst erfrischend empfand denn obwohl die Temperaturen für die Galas schon recht kühl waren, kamen sie ihm noch immer zu hoch vor und brachten selbst bei kleinen Anstrengungen schon den Schweiß auf seine Stirn. Langsam robbte er zurück und richtete sich erst dann auf als er außer Sichtweite der Hügelkuppe war. Seine Gestalt, fast 2,20 hoch war muskelbepackt wie die der meisten Berserker in Halgirs Garde und sein schulterlanges pechschwarzes Haar war zu Zöpfen gebunden in welche er Runen des Sieges und der Ehre geflochten hatte. An seiner Seite spürt er, auch ohne hinzusehen, das vertraute Gewicht seines Nordmannenschwertes, knapp einen Schritt länger als die Klingen der Galadonier, deutlich schwerer und verziert mit zahlreichen weitere Runen, von denen eine jede für eine gewonnene Schlacht stand. Oieff war stolz auf die Siege welche die Nordmannen in dieser kurzen Kampagne schon errungen hatten, obwohl er sich eingestehen musste dass er die Galas für gefährlicher gehalten hatte. Ihre Städte wurden von Bauern verteidigt die kaum eine Waffe zu führen wussten und ihre Anführer waren fettgefressene Kerle die wohl eher eine Feder als eine Klinge zu führen verstanden und selbst von ihrer verfluchten Hexerei hatte er bisher kaum etwas gesehen. „So zahlreich wie die Tropfen des Regens“, murmelte er zu sich selbst die alten Sagen der Schöpfung der Welt und konnte nur den Kopf schütteln. Viele von ihnen gab es zweifellos, doch schien es das kaum einer davon etwas vom Krieg verstand.

Er dachte zurück an sein eignes Dorf, seinen Klan und den kleinen Hof im Fjord von Sturmbach wo seine jüngeren Söhne wohl nun mit ihrem Boot Fische fingen oder Robben jagten um für den Winter zu sorgen. Er würde sich nicht als Krieger bezeichnen, ein Krieger war jemand der sein Leben dem Krieg verschrieb und für nichts anderes lebte. Er war Nortrave, Vater, Ehemann und vieles mehr. Er versuchte alles woran er seine Hand legte so gut es ihm möglich war zu tun und durch seine Taten die Götter zu ehren wie es ihn gelehrt wurde und so der Hetmann ihn in die Schlacht rief, so tat er auch das mit jenem Streben nach Perfektion. Natürlich gehörte der Umgang mit dem Schwert zu seinen täglichen Pflichten, selbst zu Hause. Das Norland war ein gefährlicher Platz den Thjarek einzig geschaffen hatte auf das seine Kinder darin stark werden konnten und niemand würde die Sicherheit des Dorfes ohne eine Klinge an seiner Seite verlassen denn noch immer gab es viele Trolle in den Bergen und Wäldern und andere, ungenannte Kreaturen die nur in Sagen und Legenden erwähnt wurden weil die wenigsten die ihnen begegneten davon berichten konnten. Er war kein Krieger, doch er war Nortrave und das genügte ihm.

Er suchte seinen Weg zurück zu der kleinen Kampftruppe die Halgir vom Hauptheer entsandt hatte und welche die Aufgabe hatte die Garnison des Forts zu überwältigen um die Flanken ihres Vormarsches zu sichern. Vielmehr hatte dies Thorndon vorgeschlagen, Halgir selbst hielt nicht viel von derartig taktischem Vorgehen. Wenn die Galas ihren Vormarsch über einen Flankenangriff herausfordern wollten, sollten sie dies tun, doch Thorndon verwies jene Einstellung ganz und wieder einmal hatte er das Ohr des Hetmannes in der Sache gehabt. So ganz gefiel es Oieff nicht, dass die Stimme eines Mannes im Kriegsrat des Hetmannes derartiges Gewicht trug, doch musste er einräumen das Thorndons vorsichtiges Denken ihnen bisher freie Fahrt verschafft hatte, auch wenn es sie wohl einige ruhmreiche Schlachten gekostet hatte. Als er schließlich den kleinen Wald erreichte in welchem sich die gut fünfzig Krieger und die vier anderen Berserker befanden konnte er schon die massige Gestalt von Bjorn ausmachen und seine Miene verzog sich vor Unmut. Bjorn war zu jung um Berserker zu sein, zumindest war das Oieffs Meinung. Nicht mal ein nennenswerter Bart zierte das ansonsten unvernarbte Gesicht des Jungen und obwohl er Oieff um fast einen Kopf überragte fehlte im die Ruhe und die Erfahrung um Krieger sinnvoll zu führen. Abgesehen davon zog er zu viel Freude aus dem Rausche Thjareks, welcher jeden Berserker im Kampf überkam. Oieff zweifelte nicht dass dieser Rausch ein Geschenk der Götter war, doch missfiel es ihm stark an diesem übermäßige Freude zu empfinden. Der Rausch war eine Notwendigkeit um den Feind zu überwinden und kein Fass Bier welches man mit Freuden in sich hinein kippt und dann besoffen durch den Raum torkelt, sinnloses vor sich hinbrabbelnd, doch genau das schien Bjorn so sehr daran zu gefallen.

„Ah, der alte Mann ist wieder zurück. Genug geschaut?“, empfing ihn der Spott des deutlich jüngeren Mannes, welcher so manches schadenfrohe Grinsen in den Reihen der jüngeren Krieger hervor rief. Oieff verkniff sich einen Kommentar und verfluchte insgeheim Thorndon dafür den ihm die Last des Jungen aufzuerlegen.

„ Wir beginnen unseren Angriff wenn der Asgorn am höchsten steht. Bis dahin, bereitet euch vor“, wies er seine Leute knapp an und entschwand in Richtung der Packpferde um sich etwas getrocknetes Robbenfleisch zu holen. Er sah dabei eine Reihe der jüngeren Krieger zusammen mit Bjorn das Lager verlassen, in Richtung eines leicht bewaldeten Hügels im Norden, welcher immerhin noch ausser Sichtweite des Forts lag. Immerhin würde der Junge nicht ihre Position verraten.

Die Nacht war schnell herein gebrochen und nachdem Eydorn seinen Zug am Himmel getan hatte war dieser nur noch vom schwachem Licht der Sterne erfüllt zu welchen Oieff in diesem Moment aufsah. Oft tat er dies, in der Hoffnung Thjareks Schiff einmal am Himmel zu erblicken, gleichzeitig aber auch wissend dass er jenes Schiff nur dann erblicken würde wenn es an ihm war, dort Einzug zu halten. Dennoch, konnte er den majestätischen Drachenbug des Schiffes fast sehen wie es seine Fahrt durch die Unendlichkeit der Sterne machte. Er seufzte und stockte als ein fernes Gegröle ihn aus seinen Gedanken riss. Er setzte sich auf und griff nach seinem Schwert, befürchtete er doch einen Überraschungsangriff der Galas. Er hatte sich vom ihrem kleinen Lager abgesondert, wo die meisten der Krieger schliefen um ihre Kräfte für den kommenden Kampf zu schonen. Der Lärm den er so gerade durch die Schatten der Bäume hören konnte, war jedoch nicht jener von kämpfenden Mannen, sondern eher jener von feiernden. Mit grimmiger Miene suchte er sich seinen Weg durch den finsteren Wald, die Klinge fest in seiner Hand, immerhin gab es keinen Grund alleine durch die Natur des Lärmes bedingt unvorsichtig zu werden. Er ahnte woher der Lärm kam als er seinen Weg die bewaldete Flanke des Hügels hinauf machte den zuvor Bjorn und die jüngeren Streiter angestrebt hatten, doch hielt er sich weiter im Schatten auch als er die Kuppe des Hügels erreichte und sich vor ihm ein Anblick eröffnete der den Zorn des Berserker in ihm weckte und welchen er nur mit großer Anstrengung unterdrücken konnte.

Das Plateau vor ihm war weitestgehend waldfrei bis auf eine einzelne verdorrte Eiche im Zentrum, vor welcher ein kleines Feuer rauchlos brannte. Auf einem großen Stein lag ein toter Hirsch, seine Kehle offenbar durchschnitten und das Blut welches aus jener über den kalten Stein ran wurde in einer Schale auf dem Boden gefangen. Bjorn stand vor dem Tier mit nacktem Oberkörper, wobei wilde Zeichen die Oieff nichts sagten und die vermutlich auch nichts bedeuteten mit Blut auf seinen Leib und über sein Gesicht gezogen waren. Um ihn herum grölten die anderen Krieger, Krüge mit schäumendem Bier in ihren Händen. In diesem Moment erhob Bjorn die Stimme.

„Brüder, der Kampf ist Nahe und das Blut der Galas wird in Strömen von unseren Waffen fließen. Doch, wie vor jeder Schlacht die wir gefochten haben, muss ein Opfer gebracht werden zu Ehren Thjareks und Wolthars auf dass sie unseren Kampf segnen“, mit diesen Worten, welche Oieff überrascht nach Luft schnappen ließen, griff er die Schale mit dem Blut und goss einen Teil davon in die Glut, wo die Flammen es hungrig verschlangen.

„Blut für Blut, wir geben den Göttern das Blut des Opfers auf dass sie uns das Blut unserer Feinde geben“, sprach Bjorn mit erhobener Stimme und tiefer Ernsthaftigkeit, woraufhin die anwesenden Krieger ihre Krüge zusammen stießen und ebenfalls ausriefen „Blut für Blut“.

Es war genug für Oieff und knurrend erhob er sich hinter dem Stein und trat in das schwache Licht des Feuerkreises, die Waffe noch immer gezogen, wenn auch zu Boden gerichtet. „BJORN!“ brüllte er lautstark und sah mit grimmiger Genugtuung und gleichzeitigem Zorn wie die anwesenden Krieger zusammen fuhren. Somit hatten sie nicht einmal Wachen aufgestellt. Bjorn fuhr ebenso herum, dabei fiel ihm die Schale aus der Hand und das tönerne Gefäss zerbrach krachend auf dem Stein.

„Ich sollte dich übers Knie legen Bjorn. Ihr sauft vor der Schlacht, wagt es unbewacht zu feiern und dann, dann...“, er deutete auf den toten Hirsch, nach Worten suchend „DAS!“.
Sein Blick schwamm rot vor Zorn über diese Entehrung der Götter.

„Was denkt ihr was ihr tut? Ihr opfert Thjarek? DENKT IHR DENN...“, brüllte er nun wieder, „ das Thjarek eurer Opfer Bedarf? Ist nicht alles hier seine Schöpfung? Was für Narren bieten einem Gott eine Schale Hirschblut in der Hoffnung seine Gunst zu erregen? Niederstrecken sollte er euch alle für diese Beleidigung“, die Worte strömten nur so aus ihm heraus während er seinem Zorn Luft machte, dabei weit mit dem Schwert gestikulierend.

„Na komm schon alter Mann, wir haben nur etwas Spaß hier. Es ist nur ein Ritual.. nichts weiter“, vernahm er nun Bjorns Stimme mit beinahe schmeichelndem Unterton als der Junge auf ihn zutrat und sogar im Schritt wankte währen Oieff den Gestank des Bieres in seinem Atem roch. Er zögerte nicht sondern holte zu einem überraschenden Schlag gegen die Nase des Jungen aus, den dieser weder kommen noch sich selbst in der Lage sah in seinem betrunken Zustand auszuweichen. Knochen splitterte und mit einem hellen Kreischen fiel er zu Boden, seine Nase zertrümmert von Oieffs Faust. Überraschung und Schrecken breitete sich rasend schnell und ernüchternd in den Reihen der jungen Krieger aus.

„ Du trägst keine Narben deiner Siege, so trage diese deiner Scham, Bjorn“, knurrte Oieff und wandte sich an die anderen. „Das einzige was wir den Göttern geben können, sind unsere Taten, denn sie allein sind unser eigener Verdienst. Ihr wisst das, so beherzigt es oder ich breche heute Abend noch ein paar Nasen. Und jetzt zurück zum Lager, der Angriff beginnt bald“, sprach er erst mit ruhiger, dann befehlender Stimme und zu seiner Zufriedenheit erhoben sich die Krieger schnell und eilten durch die Dunkelheit davon in Richtung des Lagers. Hinter ihm knirschten Stiefel auf Stein und er wandte sich dem wankenden Bjorn zu der sich gerade wieder auf die Beine kämpfte. Zorn flackerte in seinem Blick und ein Hass der Oieff erschaudern ließ auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Blut strömte aus seiner gebrochenen Nase die erstaunlich verformt aussah und dem sonst jungen Gesicht etwas Finsteres gab. Einen langen Moment starrten sie sich gegenseitig an bevor Bjorn sich abwandte und den anderen folgte, wobei Oieff im gleichen Moment wusste dass der Junge sich nicht mit dieser Niederlage abfinden würde. Er seufzte, schob sein Schwert zurück in die Scheide und trat hinüber zum Feuer um es mit Erde zuzuschütten. Er warf einen letzten bedauernden Blick auf den toten Hirsch und wandte sich dann ebenfalls ab.

Unbemerkt von den Nortraven, die selten auf so was achteten, stand ein dunkler Fleck am Himmel wo ein so finsterer Himmelskörper hing dass er das Licht der umliegenden Sterne zu verschlucken schien. Nabgorn nannten ihn die Nortraven, Unheilsbringer. Dorayon flüsterten die Galadonier seinen Namen, Stern des Ungenannten. Und der Rauch des schmorenden Blutes stieg unter der verdorrten Eiche gen Himmel und wäre jemand da gewesen um zu hören, so hätte man ein leises, finsteres Wispern durch die Tiefe der Nacht hören können.

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Tarlas: Angamons Segen dispellt keine Meteorregen!


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