Die Sonne brannte heiß an diesem Tage im Querlar und wer konnte hatte sich entweder einen schattigen Ort oder ein anderes kühles Plätzchen gesucht. Istrigur hatte seinen Dienst gerade beendet als er so nachdenklich durch die Gassen Falkensees schritt. Unter dem Arm eine Decke hatte er sich aufgemacht gen Nordwesten. Dort kurz hinter der Brücke würde er sich in der Abgeschiedenheit der Wälder ein Bad gönnen und so sich selbst Kühlung und Erfrischung gönnen. Dort angekommen und nachdem er sich durch das trockene Unterholz gekämpft hatte breitete er die Decke aus und entblößte sich seiner Kleider um mit einem satten Sprung in die kühlenden Wellen des Flusses zu springen. Einige Schritt tauchte er voran bevor er dann mit einem tiefen Atemzug hinauf stieg um die Wasseroberfläche zu durchbrechen und durch den Atemzug seine Erfrischung zum Ausdruck zu bringen. Einige Minuten schwamm er dann so durch die Breite und genoss die dabei empfundene Freiheit. So wie Fische hin schwimmen wo sie wollen und Ihre Freiheit genießen so genoss auch er sie und das Gefühl keinen Boden unter den Füßen zu spüren, fast zu schweben und sich einfach treiben zu lassen von der Strömung des Flusses. Gerade so wie das leben, in dem man doch so oft denkt das man den Boden unter den Füßen verliere und es einen in seinem Strom mitreißt und immer wieder andere Wendungen nimmt um schlussendlich doch im Großen Meer anzukommen.
Wenig später stieg er an einer flachen Stelle der Böschung aus dem Wasser und ließ sich nieder auf seiner Decke. Der Duft der Felder stieg ihm mit dem seichten Südwind in die Nase. Der Duft von gerade blühenden Blumen und derlei gleicher Geruch. Er saugte jene Eindrücke tief in sich ein, so wie er so viele Eindrücke gewonnen hatte in den letzten Tagen. War er durch die Burg geschritten und hatte die Pracht und Vielfalt gesehen welche dort herrschte. Er hatte die Berge im Norden Falkensees hinter sich gelassen in dessen Schoß Kesselklamm lag und hatte die Wälder dahinter erkundet. Er hatte das Haus der Elementarherren gesehen und ebenso hatte er Greifenklipp gesehen. Dort war er auf den Grafen Robaar getroffen. Ein Mann von dem er seit jeher dacht er würde Ihn nie eines Blickes würdigen, schon die erste Begegnung damals war in seinen Augen ein Fiasko gewesen und doch war der Graf scheinbar aufgeschlossen und hatte wohl auch offenkundig des Öfteren Informationen über den jungen Soldaten eingeholt. Er wusste bescheid über den schnellen Aufstieg in der Armee. Überrascht war Istrigur hiervon und ebenso etwas eingeschüchtert. Ein solch großer Mann, ein Ritter und einstiger Lehnsherr wusste über Ihn. Einen einfachen Mann. Und doch saß er nun hier gemeinsam mit Ihm in ein Gespräch über Treue und Entscheidungen vertieft. Ein Gespräch über Schuld und Rechtfertigung und vor wem man jene zu tragen habe.
Auch mit dem Ritter Luther hatte er nähere Bekanntschaft gemacht. Hatte Ihm von sich selbst berichtet und von seinen Zielen und was er bereit war dafür zu geben. Hatte sein Interesse an der Ritterschaft und deren Leben und handeln geäußert. Er kam sich so klein und unwissend vor. Gerade wie damals als er seinem Oheim als kleiner Knabe hatte Rechenschaft ablegen müssen warum er dies getan hatte und das falsch gemacht hatte. Die Fragen welche er Ihm stellte versuchte er nach bestem wissen und gewissen zu beantworten. Woher sollte er alle Antworten kennen? Hatte er doch nicht studiert in Draconis oder war zuvor nie in engeren Kontakt getreten mit Rittern. Er war der Spross, einer längst vergangen Adelslinie und der Nachfolger in einer Reihe von dem Militär dienenden Mitgliedern des Stammbaumes. Er hatte das Gefühl gehabt er würde an einer Kreuzung stehen und statt wie sonst immer rasch einen Weg einzuschlagen oder dem bereits Gewählten weiterhin zu folgen stand er nun da und konnte sich nicht entscheiden wo es lang gehen sollte. Er wartete fast auf ein Zeichen. Auf einen Wink des Schicksals, eine Strömung die Ihn mit sich riss.
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