Die zwei Männer in blauer Robe sitzen auf dem Karren und haben sich in Decken eingehüllt, um sich vor der bitteren Kälte und dem eisigen Wind zu schützen. Ab und zu hallt das Knallen der Peitsche durch die Nacht. Immer wieder wird das Pferd mit der Peitsche angetrieben, gilt es doch, Zeit aufzuholen, da mehrmals die beiden Männer den Weg verfehlt haben. Pferd und Karren sind in tiefem Schnee öfter stecken geblieben und kostbare Zeit ist verloren gegangen, Pferd und Karren aus dem tiefen Schnee zu befreien.
Die beiden Männer wissen, dass in einem Mondeslauf ein Schiff in der Bucht von Falkenstein vor Anker gehen wird und dann dort zwei Tage auf sie dort warten wird, um die zwei Kisten an Bord zu nehmen. So wissen sie, dass sie rechtzeitig die Bucht von Falkenstein erreichen müssen. Kommen sie zu spät, wird das Schiff wieder fort sein.
Beide Männer kennen gut den Weg zu dem kleinen Städtchen Torfeld. Darum wissen sie, dass sie noch immer im Herzogtum Sae sich befinden, und sie noch eine weite Strecke vor sich haben. Eile ist somit geboten, denn tief verschneit ist der Weg und beschwerlicher ist der Weg um so mehr, da sie nur nachts fahren sollen.
Zu derselben Zeit, da die beiden Männer auf dem Weg nach dem in dem Grenzland Falkenstein gelegenen Städtchen Torfeld sich befinden, erreicht der Diener des Allwissenden Astrael, Adriano Mirell, die Hafenstadt Venturia. Wie ihm geheißen, kehrt er in die Taverne „Zur lachenden Möwe“ ein und trifft dort zu seiner Überraschung auf zwei seiner Brüder, die er sofort an deren Habit erkennt.
Der Allwissende Astrael mit Euch, Brüder!“ „So Astrael mit Euch, Bruder! Woher kommet Ihr, Bruder? Und wohin des Weges?“ „Man komme von der Heilgen Stätte Lafays’ Stab und müsse nach Siebenwind, Brüder.“
Ein leises, zögerlich gesprochenes „Argionemes lächelt im zweiten Mond den blauen Tüchtigen“, welches ebenso leise erwidert wird mit den Worten „Drei Katzen werden werfen in Lafays Stab 15 zornige Junge“ veranlasst Adriano Mirell, sich zu den beiden Brüdern an den Tisch zu setzen.
„Ich eilte von Lafays’ Stab hierher nach Venturia, da Hochwürden Gosh mich wies, eiligst eine Botschaft nach Siebenwind zu bringen, welche ich seiner Hochwürden ... hm ... wie war noch gleich sein Name ... ah ja .. Hochwürden Mantaris überbringen soll. So soll ich, so dieses ich getan, auch auf dem Eiland bleiben und der unsrigen Sache dienlich sein auf dem Eiland.“ „Auch uns wurde gewesen, sich auf das Eiland Siebenwind zu begeben. Doch sollten uns Brüder der Bruderschaft geleiten, welche aber man hier in Venturia nicht antraf. Darum blieb man hier zurück in Venturia, allein unser Bruder Claffo Ansprand, mit dem wir gemeinsam aufbrachen von der Heilgen Stätte Lafays’ Stab, so wie auch Ihr es getan, allein er machte sich allein auf den Weg, um eine wohl wichtige Botschaft auf dem Eiland einem unserer Brüder, Hochwürden Salanus, zu überbringen.“ „So wollt Ihr, Brüder, weiter hier in Venturia verweilen und warten auf die Brüder der Bruderschaft?“ „Ja, so ist’s. Und wir müssen es auch tun, doch davon zu erzählen, ist nicht der rechte Ort hier, Bruder.“ „Nun, ich muss eilen, auf dass ich den Brief, den ich bei mir habe, baldigst Hochwürden ... aähmm .. ach ja .. Hochwürden Mantaris übergeben kann, wie es der Wunsch seiner Hochwürden Gosh ist. So werde ich heut Nacht noch hier in der Taverne mich etwas ausruhen und hoffe, schon morgen einen Segler zu finden, der mit dem Ziel Siebenwind in See sticht.“ „So möge Astrael Euch schützen, Bruder! Sicherlich werden wir uns schon bald wieder sehen werden auf dem Eiland.“ „So will ich ruhen. Astrael möge ebenso Euch schützen, Brüder!“
Am kommenden Tag ist Adriano Mirell froh darüber zu erfahren, dass zum späten Zyklus ein Segler mit dem Ziel Siebenwind in See stechen wird. Eiligst begibt er sich nochmals in die Taverne „Zur lachenden Möwe“, um sich von seinen Brüdern zu verabschieden.
Bevor er sich auf das Schiff begibt, vergewissert er sich, dass der versiegelte Brief für Hochwürden Mantaris in seiner wenigen Habe, die er mit sich führt, gut versteckt ist.
Der Allwissende mit Euch, Bruder Sanduros, mein Sohn!
Viel Zeit ist vergangen seit jenem Tag, als ich Euch und Bruder Calmexistus Salanus wies, Euren Meister Arondar Mellhorn zu begleiten auf das Eiland Siebenwind. Es war wohl im Jahre 13. n. Hilgorad, wenn ich mich recht entsinne.
Ich erinnere mich gerne an Euch und Euren Gefährten Calmexistus, mit dem Ihr während Eurer Ausbildung im Kloster ja viel Zeit gemeinsam verbrachtet, obwohl Ihr Euch in Euren Wesenszügen doch sehr von jenem unterschiedet. Euch wie Calmexistus war ein unstillbarer Wissensdurst eigen und beim Disputieren standet Ihr dem Calmexistus in keinster Weise nach, gleichwohl jener eine schärfere Zunge hatte als Ihr, dagegen Ihr mehr mit Bedacht und Besonnenheit das Wort zu führen verstanden habt.
Aber all dieses liegt lange Zeit zurück. Lang liegt auch zurück der Tag, an welchem Ihr Euch auf den Weg zu dem Eiland Siebenwind gemacht habt mit Eurem Lehrer, Bruder Arondar Mellorn und Calmexistus. Ich weiß, dass in den vielen Jahren, die nun vergangen sind, Ihr wie auch der Bruder Calmexistus auf dem Eiland Siebenwind gedient habt dem Allwissenden Astrael.
Es war mein Wunsch, dass Bruder Arondar Euch, Bruder Sanduros, nichts erzählte über Zweck und Ziel der Reise auf das Eiland Siebenwind, Man wies Bruder Arondar an, allein Bruder Calmexistus die Gründe der Reise auf das Eiland zu offenbaren. So blieb Euch all die Jahre verborgen, welchem Zwecke diese Reise diente, wie es mein Wunsch war.
Ihr fraget Euch sicherlich nun, warum es mein Wunsch war, dass Ihr nichts davon erfahren solltet. So lasset Euch sagen, dass dieses geschah um Euretwillen, aber auch geschah um der Sache willen, der Bruder Arondar diente und der Bruder Calmexistus dient. Ihr habt aber sicherlich geahnt, dass Gefahren mit dieser Reise wohl verbunden waren. In diesen Euren Ahnungen wurdet Ihr sicherlich auch bestärkt, als das Schreckliche geschah und Euer Lehrer, Bruder Arondar, auf mysteriöse Weise verschwand und wohl gemeuchelt wurde.
So Ihr nun diese Zeilen lest, Bruder, mag es sein, dass Ihr Eurem Bruder Calmexistus gram seid, da er sich Euch gegenüber in Schweigen hüllte die ganze Zeit. Doch seie Euch gesagt, dass Euren Bruder Calmexistus keine Schuld trifft, wies man doch Bruder Arondar an, Bruder Calmexistus beim Allwissenden Astrael schwören zu lassen, dass kein Wort vor niemandem über seine Lippen komme, was Bruder Arondar ihm offenbarte.
Jetzt ist nun die Zeit gekommen, Euch einzuweihen. Dieses muss und will ich nun tun mit diesen Zeilen, denn es ist mein Wunsch, dass ich es bin, der Euch einweihet über den "Ring des Argionemes".
Bruder Arondar wurde gewiesen von den Brüdern des „Ringes des Argionemes“, sich auf das Eiland Siebenwind zu begeben. Bruder Arondar war ein Bruder des „Ringes des Argionemes“, er diente diesem, wie auch ich und Bruder Calmexistus dienen dem „Ring des Argionemes“. Ihr werdet Euch nun fragen, was es mit diesem „Ring des Argionemes“ auf sich habe. So seie Euch gesaget, dass die Brüder des „Ringes des Argionemes“ in Demut dienen dem Herrn Astrael. Ihr Denken und Handeln allein ist bestimmet davon, zu loben und zu preisen den Namen des Allwissenden, auf dass des Allwissenden Astrael Segen liege auf dem von den Heilgen Vieren Auserkorenen, in dessen Händen liege das Schicksal des Galadonischen Reiches.
Allein wird der Segen der Heilgen Viere liegen auf dem Galadonische Reich, es erblühen im Glanze, so denn eine Ordnung seie im Reiche, welche den Heilgen Vieren wohl gefalle. Doch wie schauet es aus im Galadonischen Reich?
Das Galadonische Reich liegt darnieder, verfallet mehr und mehr in Agonie. Gewiss traget seine Majestät, welche auserkoren von den Heilgen Vieren, keine Schuld daran., dass so geschehen ist. Schuld sind allein die alten, mächtigen Adelsgeschlechter, die Ritterschaft in den Baronien und Grafschaften des galadonischen Reiches, welche es verstanden haben, sich bei seiner Majestät einzuschmeicheln. Unkultiviert und hemmungslos sind diese in ihren Instinkten. Etwas Barbarisches, wider den Heilgen Vieren, lebt in ihren wilden Seelen ungebrochen, je wie es ihr Vorteil will. Die Frucht dieser weltlichen Obrigkeit ist allein die Verderbtheit, welche sich offenbare in Hochmut und allen lasterhaften weltlichen Begierden. Fremd ist ihnen, in Demut zu erflehen den Beistand der Heilgen Viere und den Segen der Diener der Heilgen Viere, so sie zu Felder ziehen wider die Brut des Ungenannten, des namenlosen Gottes. Stattdessen bedecken sie ihre Pferde mit seidenen Decken und ihre Panzer mit allen möglichen Überhängen und Tüchern, bemalen ihre Schilder, schmücken sich ringsum mit Gold und Silber und Edelsteinen. Ein törichtes Tun mag man darin sehen, so sie mit solch weibischem Putz wider dem namenlosen Gott in den Kampf ziehen. Doch ist weitaus Schlimmeres zu sehen darin als nur törichtes Tun, so sie glauben, dass der Arm des namenlosen Gottes vor den gülden Rüstungen zurückscheut, nicht ein Gewand aus kostbarem Tuch zu durchbohren vermag. Doch Schlimmeres offenbaret sich, so man erkennet, dass sie sich anmaßen, so sie so sich gebaren, ohne den Segen der Heilgen Viere, ohne den Segen der Heilgen Vier Orden in die Schlacht zu ziehen. Ein Frevel ist’s, den sie selbst nicht erkennen wollen oder nicht zu erkennen vermögen. Ein Frevel, durch welchen uns allen drohet, in den Abgrund gerissen zu werden.
Geschickt haben Adel und Ritterschaft es verstanden, den Einfluss der Heilgen Kirche der Viere bei seiner Majestät und im ganzen Reich zu verringern. Geschickt verstanden es Adel und Ritterschaft, seiner Majestät Herrschaft gleichzusetzen mit der ihrigen weltlichen Herrschaft. Welch frevlerischer Hochmut wider den Heilgen Vieren, ist doch allein eine Herrschaft viergöttergefällig, so sie den Segen derer erfahre, die da berühret sind von den Heilgen Vieren. So lasset Euch sagen, Bruder Sanduros: Allein ist’s, diesem frevlerischem Tun wider den Heilgen Vieren, wider seiner Majestät Willen ein Ende zu bereiten, was die Brüder des „Ringes des Argionemes“ lenkt und leitet in ihrem Tun.
So will ich hier nun diesen Brief enden lassen mit der Bitte und dem Auftrag an Euch, Bruder Sanduros, dem Bruder Calmexistus und den Brüdern des „Ringes des Argionemes“ auf dem Eiland Siebenwind zur Seite zu stehen.
Lasset Euch leiten in Eurem Denken durch den Allwissenden! Lasset Euch leiten in Eurem Tun durch Argionemes!
Zoran Gosh
Demütiger Diener Astraels
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Furchtbar ist es, zu töten. Aber nicht andere nur, auch uns töten wir, wenn es nottut. Da doch nur mit Gewalt diese tötende Welt zu ändern ist, wie Jeder Lebende weiß.
Zuletzt geändert von Calmexistus: 24.01.08, 05:50, insgesamt 1-mal geändert.
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