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 Betreff des Beitrags: Das Ende der Zeit der Könige
BeitragVerfasst: 28.10.07, 15:52 
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Der Abt des Klosters des Ordo Astraeli zu Gofilm - Zoran Gosh - blickt aus dem Turmfenster. Wie es den Tagen Bellums eigen ist, ist die Luft klar und der Ausblick aus dem Turmfester gen Norden ist wahrlich ein prachtvoller. In der Ferne erstreckt sich die Valensteinebene im Licht Felas und schemenhaft kann man in der Ferne den Gebirgszug des Lareegebirges erkennen. Träge fließt das Wasser in den vielen Flussarmen des Drac dahin, vorbei an den zahlreichen Inseln.

Dem Hochgeweihten Zoran Gosh, Mitglied des Inneren Zirkels des Ringes des Argionemes, scheint aber dieser herrliche Blick aus dem Fenster des Turmes auf die Landschaft des Herzogtums Bernstein keine rechte Erbauung zu sein. Ein Irrtum wäre es, würde man den Grund für das offensichtliche fehlende Interesse an der herrlichen Landschaft des Herzogtums darin vermuten, dass er die Wälder der Baronie Kadamark vermissen würde. Der eigentliche Grund ist, dass seine Gedanken allein kreisen um das, was geschehen war in den letzten Tagen, jene Ereignisse, die das galadonische Reich in seinen Grundfesten zu erschüttern drohen.

„Wie seie es bestellt um die Grafschaften Lichtenfeld und Papin und das Fürstentum Malthust, Bruder Henricus?“ hört Zoran Gosh den Greis fragen, der an einem in der Mitte des Raumes stehenden runden Eichentisch mit fünf weiteren betagten Männer sitzt, deren gemeinsames auffälliges Äußerliche ist, dass ihre Kopfe alle kahl geschoren sind.

Der Fragesteller, dessen übergroße, der Form nach einem Krummdolch ähnelnde Nase die Gesichtszüge des Greises prägen, ist Eminenz Telophas von Basarius, ehemals Mitglied des Erzkonliums der Kirche der Heilgen Viere. Die Geschehnisse der letzten Tage sind es gewesen, die Telophas von Basarius veranlasst haben, als Rector des Inneren Zirkels des Argionemes-Ringes die sechs Mitglieder des Inneren Zirkels des Argionemes-Ringes nach Draconis kommen zu lassen.

Über drei Zyklen lang dauert schon die Beratung der sieben Greise in einem Zimmer im schlanken Rundturm des Astrael, der einer der Vier Türme, die in der Wacht stehen um den Hochturm des Königs zu Draconis.

Die von Eminenz Telophas von Basarius gestellte Frage gilt Hochwürden Henricus Decredon Catae, Hochgeweihter des Ordo Astraeli, Prätor der Diözese Lichtenfeld und Abt des Klosters zu Lichtenfeld. Der Befragte, dessen Schneidezähne auch bei geschlossenem Mund zu sehen sind und dadurch dem Gesicht des Greises ein frettchenhaftes Aussehen verleihen, welches noch durch kleine, rattenhafte Augen, die eher Misstrauen als Vertrauen zu wecken vermögen, verstärkt wird, blickt in die Runde, bevor er antwortet: „Die rücksichtslose Fehde des Grafen von Papin mit dem Fürsten bestimmt noch immer die Geschehnisse, Eminenz. Eine leidige Sache seie diese Fehde, aber davon berichtete man ja schon oft. Aber nun mag diese Fehde für unser Tun sein Gutes haben, lenke es doch die weltlichen Herrscher ab von unserem Tun, Eminenz.“

„Gut, gut, Bruder Henricus. Und wie stehe die unsrige Sache auf dem Eiland Siebenwind? Ihr habet doch geschicket aus Eurem Kloster Novizen auf das Eiland Siebenwind, wenn ich mich recht entsinne.“ „Man habe leider noch keine Nachricht vom Eiland erhalten. Doch rechne man, dass bald eine Bericht kommen werde, Eminenz.“

Bei der Antwort des Henricus Decredon Catae wendet sich Zoran Gosh den am Tisch Sitzenden zu. „Man erinnere Eminenz daran, dass ich aus den Reihen der Bruderschaft, deren ich vorstehe, im Jahre 13 den Bruder Arondar von Mellhorn schickte auf das Eiland in Begleitung zweier Novizen. Der Bruder Arondar verschwand gleich nach der Ankunft auf dem Eiland. Man konnte nie erfahren, was dem Bruder widerfuhr. Gleichwohl wurden meine Hoffnungen nicht enttäuscht, die ich hegte in den Novizen, deren Namen sind Calmexistus Salanus und Sanduros Mantaris. Sie taten ein gutes Werk auf dem Eiland in den Jahren im Namen des Allwissenden und Bruder Calmexistus ist eingeweihet in den Argionemes-Ring. Er wird wissen, was zu tun und er weiß, besonnen zu handeln. Eine Abschrift des Briefwechsel des Bruder Calmexistus mit dem Speichellecker im Erzkonzilium, Erzprätor Adrianus Herwart von Yngelsburg, habe man Euch vor Zeiten überreicht, Eminenz.“

Zoran Gosh hält einen Moment inne in seiner Rede, die Anwesenden anschauend, eher er sich wieder Eminenz Telophas von Basarius zuwendet und mit seiner Rede fort fährt.

„So Ihr erlaubet, meine Einschätzung kundzutun über das Eiland Siebenwind: Die weltlichen Obrigkeiten auf dem Eiland, die da sind der Baron Friedward von und zu Gerdenwald und die Ritterorden, werde man nicht fürchten müssen. Der Baron Friedward von und zu Gerdenwald, königlicher Schatzmeister und Verwalter von Siebenwind, ist – Eminenz verzeihe mir meine Wortwahl – in Wahrheit ein korruptes, geldgieriges und feiges Schwein. Er wird fliehen, so der Tag gekommen ist, an dem aus Lafays Stab drei dunkle Katzen 15 zornige Jungen werfen werden. Die Ritterschaft auf dem Eiland, sich suhlend in Eitelkeit und Hochmut, wird man zu täuschen und zu teilen wissen. Divide et impera!“

„So soll jetzt Argionemes Wille geschehen in diesen Tagen, wo eine Leere ist im Hochturm zu Draconis? Das Siegel des Großinquisitors und das königliche Siegel liegen bereit.“ Eminenz Telophas von Basarius blickt fragend zu den um den Tisch Sitzenden.

„Man rate davon ab, übereilt anstatt besonnen zu handeln, wie wir es stets bisher getan haben. Wir alle wissen, dass noch Vieles vorzubereiten sei. Dieses koste Kraft und bedarf der gebotenen Zeit und Ruhe. So seie mir erlaubet, mahnend zu erinnern an das Schicksal unseres Bruders Josef Knecht - möge seine Seele ruhen im Schoße Astraels. Er wollte zu schnell zu viel!“ spricht Hochwürden Romualdo Lavarin, seines Zeichens Abt des Klosters zu Umdest im Herzogtum Savaro.„Sollen sie ruhig einen auserwählen und auf den Thron des Reiches Galadons setzen. Unserer Sache wird dieses nur förderlich sein können.
Zudem halte man es nicht für ratsam, dass sich der innere Zirkel hier in Draconis treffe und hier verweile, Eminenz. Es sei mir erlaubet dazu zu raten, Draconis zu verlassen und sich zu begeben in das Herzogtum Sae. An jenem Ort dort, wo Argionemes wirkte, sollten wir uns einfinden. Dort ist die Quelle, die uns die Kraft geben wird, dort ist die Quelle des Flusses, die den weltlichen Thron des galadonischen Reiches wird fortspülen. Und an diesem Ort, an dem Lafays Stab stehe, seie man allein sicher“.


Zoran Gosh wendet sich wieder um und schaut aus dem Fenster. In der Ferne erstreckt sich die Valensteinebene im Licht Fales und schemenhaft kann man in der Ferne den Gebirgszug des Lareegebirges erkennen. Träge fließt das Wasser in den vielen Flussarmen des Drac dahin, vorbei an den zahlreichen Inseln.

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Aber nicht andere nur, auch uns töten wir, wenn es nottut.
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BeitragVerfasst: 7.11.07, 22:26 
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Andaris Maran tut sich schwer auf dem schmalen Pfade, welcher sich durch das Kalkgestein der Steilküste schlängelt und steil bergauf führt. Fest umfassen die dürren Finger seiner rechten Hand den Stab aus Elbenholz mit seinen filigranen Verzierungen. Bei jedem Schritt stützt er sich auf den Stab, auf dass der Schritt bergauf ihm ein wenig leichter fällt und er das Gleichgewicht auch nicht verliert. Andaris Maran ist zwar ein Mann in den besten Jahren, wohl 30 Astrael würde man sein Alter schätzen, doch solch körperliche Anstrengungen ist er nicht gewohnt. Deshalb macht er eine kurze Rast, um neue Kraft zu schöpfen. Sein Blick schweift über die Linfannbuch, welche tief unter ihm sich erstreckt. Während er sich mit einem feinen Tuch den Schweiß von seiner Stirn und seinem kahl geschorenen Schädel wischt, schaut er die Steilküste hoch. Gleichwohl er schon die großen, flache Kuppel, dessen weißes Gestein das Licht Felas reflektiert, erblicken kann, entfährt ihm ein Seufzer angesichts der Wegstrecke auf dem schmalen, steilen Pfade, die noch vor ihm liegt. „Es hilft ja nichts, Andaris Maran, du musst dort hinauf“ spricht er zu sich selbst und setzt seinen Weg fort.

Vor einer der vielen kleinen ziegelgedeckten Hütten, die am Rand der Steilküste errichtet sind und den Schülern der Anstalt für ozeanische Thaumaturgie zu Swa als Wohn- und Arbeitsstätte dienen, steht ein groß gewachsener, breitschultriger, wohl 50 Astrael alter Mann. Filigrane Stickereien, welche wohl die Heilgen Zeichen des Ventus darstellen, zieren das Habit, welches den Mann kleidet. Ins Auge springt jedoch ein Zeichen, welches die Robe des Mannes aufweist: Ein überdeutliches, großes „Z“, aus dessen unterstem Strich drei senkrechte Linien abgehen Die steife Brise aus Südwest spielt mit seiner schulterlangen Haarpracht und legt frei seine auffällig großen und weit abstehenden Ohren, die bei einem jeden Betrachter dieser Ohren sofort den Gedanken aufkommen lassen, dass mit selbigen man Ventus gleich durch die Lüfte zu segeln vermag. Der Mann, seine Arme vor seiner Brust verschränkt, blickt schon eine ganze Weile die Steilküste hinab und beobachtet das quälend langsame Vorankommen des Andaris Maran. „Ja – mein guter Freund in deinem blauen Habit. Auch für einen Diener des Einäugigen ist der Weg steinig und mühselig, will er den Enhor nahe sein. Aber die Diener des Einäugigen wissen ja Mühsal in Demut zu ertragen.“ spricht er mit einem Lächeln in seinem wohl vom Wetter gegerbten Gesicht zu sich selbst.

„Gepriesen seien ... Gepriesen seien die Namen der Sahor, .... und gepriesen .... und gepriesen seien die Namen ... seien die Namen der Enhor!“ Noch immer keuchend spricht Andaris Maran die Worte, neben dem Mann mit zittrigen Beinen stehend und auf die Linfannbuch blickend, die nun in Gänze unter ihm sich zeigt. „Bei ... bei Astra... Astra ...el, welch einen ... welch einen herrlichen Blick man doch hat ... hat ....von hier oben. Aber welch eine Qual... Mühsal, hier herauf zu gelangen.“ Während Andaris Maran dieses mit keuchender Stimme sagt, ist er leicht vorgebeugt, dabei seinen Stab mit beiden Händen fest umklammernd und noch immer nach Luft ringend. Mit stierem Blick schaut er herunter auf die Buch. „Wahrlich ..pracht... prachtvoll!“ Der Mann steht unbeweglich neben Andaris, seine Arme noch immer vor der Brust verschränkt, sein Blick gen Südwesten gerichtet. Nur ab und zu schaut er zu Andaris Maran mit einem mitleidigen Blick herab. „Nicht leicht hier herauf zu kommen wohl für jemanden, der nur im Scriptorium hocket und von der Größe und Mächtigkeit der Natur, geschaffen von den Enhor, nur aus Büchern wisse, wie?“ Schmunzelnd blickt der Mann zu dem Diener Astraels. Andaris Maran richtet sich nun auf, den Mann anschauend, aber auf die Worte des Mannes nicht eingehend. „Ich vermute, dass jene helle Kuppel dort wohl der berühmte Dom sei.“ „Ja, Ihr vermutetet recht“. „Würdet Ihr so gütig sein und mich dort hinführen?“ „Das will ich gerne tun, so Ihr wieder zu Kräften gekommen seid.“ „Seid bedankt dafür.“ Andaris Maran wendet sich noch einmal um und blickt die Steilküste herab auf die Linfannbucht. Ob es der Erschöpfung geschuldet sein mag, ob es ein unbedachtes Handeln ist – all dieses mag nicht von Bedeutung sein, als es Andaris Maran entfährt: „In Lafays Stab fanden sich drei dunkle Katzen ein!“. Überrascht schaut nun der Mann zu dem Astraeli und erwidert: “15 zornige Jungen werden sie werfen. So kommt, denn man erwartet Euch mit Ungeduld“


Zu gleicher Zeit, in der Andaris Maran in den Hauptdom der Bildungsanstalt für ozeanische Thaumaturgie zu Swa geleitet wird, wo er schon voller Ungeduld seit Tagen erwartet wird, steht der Hochgeweihte des Ordo Astraeli, Zoran Gosh, mit dem Hochgeweihten des Ordo Astraeli, Willibald Puckel, auf einem Platz nahe des Haupttores des Hohen Hauses der Magie zu Lafays Stab, eben jene weissmagische Bildungsstätte , die nach dem Il’Drun wohl die berühmteste, sicherlich aber die älteste Bildungsstätte für Weissmagiere ist.
Hochwürden Puckel ist wie Hochwürden Gosh einer der Sieben des Inneren Zirkel des Ringes des Argionemes. Hochwürden Puckel war ebenso bei dem Treffen des inneren Zirkels zugegen, welches vor Tagen in Draconis stattfand. Und wie fünf derer des Inneren Zirkels begab er sich zu dieser Heilgen Stätte – Lafays Stab. Einzig Eminenz Telophas von Basarius und Hochwürden Henricus Decredon Catae blieben zurück in Draconis.

Ein Jeder, der seiner Hochwürden Puckel gewahr wird, wird nicht vermuten, welch bedeutende Person vor ihm steht. Allein das Habit ist’s, dass einen Betrachter stutzig machen wird. Die Statur eines Gnoms, knapp 1 Schritt ist er groß. Wenn man ein Massband um seinen Bauch legen würde, käme man zu dem gleichen Ergebnis. Und erst recht wird ein Jeder ein Schmunzeln nicht sich verkneifen können, wenn man Hochwürden Puckel sprechen hört – ein Lispeln vor dem Herrn Astrael, wie man es selten hört. Aber ein Jeder seie gewarnet davor, allein ob des Äußeren diesen Mann zu unterschätzen.

„Bruder Zsssoran. Ssso ssssind die Boten gesssschicket zu den Hohen Ssssschulen der Elementare? Issst diesssses gessssichert?“ „Ja, Bruder Willibald. Es ist geschehen und man denke, dass die Getreuen just die Stätten der Anstalt für ozeanische Thaumaturgie bei Swa, der Akademie des grünen Zweiges im Fürstentum Tiefenwald, und die Schule der tausend Funken im Fürstentum Malthust erreicht haben.“ „Und der Turm des Nordwindes?“ „Du weißt, Bruder, dass der Weg dorthin weit ist. Dieses braucht seine Zeit.“

„Esss war recht, sssich zssu diesthem Ort sssich zu begeben, wo Argionemessss wirkte. Gleichwohl – wir müsssen wachsssam sein. Die Weisssmagiere, die Magissster dieser Ssschule hier sind missstrauisch, ssseit jenem Geschehen, dasss man Ihnen jenen Ssschriften ssstahl ausss der Bibliothek. Esss war gewagt und tollkühn, dasss Ihr diesssessss vollbracht, Bruder Zsssoran. Dasss wisssst Ihr ssssicher ebenssso wie ich“. „Gewiss, Bruder Willibald. Aber es werden uns diese Schriften von Nutzen sein. Nun aber gilt es, die Magiere des Elementaren Pfaden zu informieren, wisse man doch, dass jene uns beistehen werden.“ „Gewissss! Gewissss! Bruder Zsssoran. Issst auch ein Bote geschicket zu dem Hohen Turme der Elementaren?“ „Auch dieses ist geschehen, Bruder.“ „Ssssso habet Ihr einen gefunden, der weisss um dessss Wegesss, der zsssu dem Turme führe?“ „Das habe man , Bruder.“
„Sssso sssaget, Bruder, wann denket Ihr issst die rechte Zeit, einen Getreuen zu sssschicken zum Dor’Drun?“


Während dieses Gespräches schauen beide aufmerksam zu dem Haupteingang des Hohen Hauses der Magie zu Lafays Stab und beobachten genauestens, wer hinein- und hinausgeht.

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BeitragVerfasst: 10.11.07, 21:02 
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Unzählige Male hat die Geschichte die seelische Tragödie des Bastards gestaltet, dieses Sohnes und Doch-nicht-Sohnes, welchem unbarmherzig galadonisches Recht nimmt, das Natur ihm in Blut und Antlitz geprägt. Verurteilt durch das Vorurteil – das härteste, das unbeugsamste aller Urteile - , sind diese Unehelichen, diese nicht im Adelsbett Gezeugten, hintangesetzt, ewig Zurückgestoßene und Ausgestoßene und zu Bettel verdammt, wo sie befehlen und besitzen sollten. Wird aber einem Menschen der Stempel der Minderwertigkeit sichtbar aufgedrückt, so muss dieses dauernde Minderwertigkeitsgefühl ihn entweder entscheidend schwächen oder entscheidend stärken; ein solcher Druck kann einen Charakter brechen, oder kann ihn wundervoll stärken. Feige Charaktere werden durch solche Demütigungen noch kleiner als sie waren; als Speichellecker schmeicheln sie sich an bei den anerkannt Legitimen und lassen sich beschenken. In starken Naturen aber steigert Zurücksetzung alle dunklen und gebundenen Kräfte; wo ihnen der gerade Weg zur Macht nicht gutwillig gewährt ist, werden sie lernen, Macht aus sich selbst zu schaffen.

Hochwürden Hadrian Lugado ist eine starke Natur. Die wilde Entschlossenheit seiner hochadligen Ahnen, ihr Stolz und ihr Herrscherwille wiegen stark und finster in seinem Blut. Als Mann, als Erscheinung überragt er durch Klugheit und klare Entschlossenheit die meisten – auch im Ordo Astraeli. So ist es nicht verwunderlich, dass er schon seit vier Jahren das Habit eines Hochgeweihten des Ordo Astraeli trägt, gleichwohl er gerade erst jetzt ein Alter von 30 Astrael erreicht hat. Seine Ziele sind weit gesteckt, seine Pläne stets klug und weit blickend überdacht; Unermesslich überlegen ist er anderen durch seine Besonnenheit und Erfahrung. Hadrian Lugado lässt sich nicht leiten von gefühlvollen, gar romantisch verklärten Impulsen, er hat nichts Heldisches als Herrschers, aber er kennt dafür das Geheimnis des Wartens und sich Geduldens, das den Erfolg sicherer verbürgt als der rasche, leidenschaftliche Elan.

Wie seine vier Brüder hat auch Hadrian Lugado als Mitglied des inneren Zirkels sich begeben von Draconis zu diesem Ort, der genannt wird Lafays’ Stab. Nun steht Hochwürden auf einem Platz, weiter entfernt des Haupttores des Hohen Hauses der Magie zu Lafays Stab. Um Hochwürden Lugado herum stehen vier Männer, gekleidet in dem Habit, welches für Aspiranti des Ordo Astraeli üblich, und lauschen Hochwürdens Worten.

„Bindung von der Kraft Bellums und der Schönheit Vitamas, von dem Mut Bellums mit der Ruhe Morsans. Dieses ist es allein – die Hohe Kunst, den Tod nicht zu fürchten und dennoch das Leben sinnlich zu machen. Ein Edelmann ist’s, welcher bei dem Turniere im Panzerrock den Gegner mit der Lanze anzureiten versteht und zugleich mit anmutvoller Wendung die künstlichsten Figuren des Tanzes vorbildlich auszuführen verstehet. Er muss die raue Kriegskunst ebenso meistern wie die zarten Gesetze der höfischen Courtoisie; dieselbe Hand, die den pfündigen Zweihänder im Nahkampf führt, muss verstehen, zärtlich die Laute zu schlagen und einer geliebten Maid Sonette schreiben: beides in einem zu sein, stark und zart, rau und kultiviert, kampfgeübt und kunstgebildet.“

Zu dieser Zeit, zu der am Ort „Lafays Stab“ vier Aspiranti des Ordo Astraeli den Worten seiner Hochwürden Lugado aufmerksam lauschen, weilen in der Hafenstadt Venturia vier Männer, um mit dem nächsten Schiff, dessen Ziel Siebenwind ist, auf das Eiland zu gelangen. Gemeinsam haben sie eine weite Wegstrecke hinter sich gebracht, brachen sie doch vor Tagen in der fern gelegenen Baronie Kadamark auf. Ihre Heimstatt war bisher das verzweigte Höhlensystem zu Gofilm. Ein Kenner wird den Männern ansehen können, dass sie der Hohen Magierschule zu Gofilm angehören müssen, tragen sie doch alle unübersehbar einen Ring aus gemasertem Kada-Stein an der rechten Hand.

Während Hochwürden Lugado zu den Anwärtern spricht, mustert er die Aspiranti mit einem prüfenden Blick, ist ihm doch von seinen Brüdern des Inneren Zirkels des „Ringes der Wissenden“ aufgetragen worden, zwei der Aspiranti zu bestimmen, welche sich auf das Eiland Siebenwind begeben sollen.

„Im galadonischen Reich ist der Adelsstand, sind Grafen und Barone Ausgeburt eines wilden und zügellosen, eines gierigen und kriegsfrohen, eines trotzigen und unbeugsamen Rittergeschlechts. Selber kleine Könige auf ihren Schlössern, Burgen und Landsitzen kennen diese unbeschränkten Gebieter keine andere Daseinsfreude als den Krieg, Streit ist ihre Lust, Eifersucht ihr Antrieb, Machtgier ihr Lebensgedanke. Geld , Macht und Willkür, sind die Töne, denen allein sie lauschen. Ihnen Demut vor den Heilgen Vieren, Ihnen im Namen der Heilgen Viere Ehre, Gerechtigkeit Tugend, edle Handlungen predigen zu wollen, hieße sie zum Lachen reizen. So soll sich niemand wundern, wenn nun das galadonische Reich in seinen Grundfesten wankt.“

Auf dem Platz vor dem Haupttore des Hohen Hauses der Magie zu Lafays Stab herrscht reges Treiben, aber die Hektik der vergangenen Tage, als die Hiobsbotschaft vom Verschwinden des Königs und der Königin eintraf, hat sich wieder etwas gelegt. Zwar hört man immer wieder ein Spekulieren über des Königs Verbleib und ein manchmal hitziges Disputieren darüber, welche Folgen die Geschehnisse für das galadonische Reich haben könnten, doch geschiehet dieses im Gegensatz zu den vergangenen Tagen mit einer gewissen Sachlichkeit und Gelassenheit.

Doch diese eingekehrte Ruhe wird schlagartig wieder von Hektik und gar Panik abgelöst werden, wenn die Nachricht von dem gewaltsamen Tod des Bibliothekars der weissmagischen Schule der Läuterung in Borast eintreffen und sich wie ein Lauffeuer im Hohen Hause der Magie zu Lafays Stab verbreiten wird.

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BeitragVerfasst: 14.11.07, 21:33 
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Zwei Blauberobte hatten am gestrigen Abend zu spätem Zyklus die Heilge Stätte Lafays’ Stab erreicht. Am heutigen Tage zu spätem Zyklus haben in einem kleiner Zimmer sich nun versammelt jene sieben Brüder, welche bilden den Inneren Zirkels des Ringes des Argionemes – eben jene Brüder, die – tief vom Glauben an den Allwissenden erfüllt - Entscheidungen fällen; Entscheidungen, die all den Brüdern des Ringes der Argionemes Befehl sind, denen sie gehorchen fest im Glauben, dass die Entscheide des Inneren Zirkels des Argionemes der Wille des Allwissenden Astrael ist.

Eminenz Telophas von Basarius, Hochwürden Zoran Gosh, Hochwürden Henricus Decredon Catae, Hochwürden Romualdo Lavarin, Hochwürden Willibald Puckel und Hochwürden Hadrian Lugado hörten zu den Worten seiner Hochwürden Ignaz Moravio.

„Wir wollen beten für unsere zwei Brüder, welche wir beauftragt haben, sich zu begeben zum DorDrun. Wir sollten warten darauf, welch Nachricht sie uns bringen werden. Warum verfallet Ihr schon jetzt ins Zaudern und Zögern, Brüder, wenn es darum geht, den Pakt zu suchen mit jenen, die da folgen dem schwarzen Pfade der Magie! Erinnert Euch jener Geschehnisse, wie man sie lesen kann in jenen Schriften, die da berichten von den Geschehnissen vor langer Zeit im galadonischen Reiche, welche ihren Ausgang nahmen in Savaro?. Fielen nicht Jene, die sich abgekehrt von den Heilgen Vieren, zum Opfer jenem Wirken der Schwarzen Magie? War es nicht der Wille der Heilgen Viere gar selbst, der Wille des Allwissenden, auf dass jene Ruchlosen, die da nicht in tiefer Demut dienen wollten den Heilgen Vieren, ihr verdientes Ende fanden? Haben Jene, die da den Heilgen Vieren höhnten, es nicht verdienet, dass ihnen ihr Speichel zu ätzender Säure wurde, dass ihnen ihre Knochen morsch wurden, dass sie dem Wahnsinn anheim fielen?“

Hochwürden Ignaz Moravio legt eine kleine Pause ein, mit einem strengen, mahnenden Blick die um den Tisch Sitzenden anschauend.

„Ist es erst einmal vollbracht, was unser Herr, der Allwissende uns aufgetraget zu tun, dann wird dieser Pakt sein Ende finden und es werden Jene zertreten werden, die da nicht schwören auf die Heilgen Viere. Denn wer solle es dann noch vermögen zu widerstehen den drei dunklen Katzen und ihren 15 zornigen Jungen, die sie geworfen haben?

Jetzt. Brüder, müssen wird unser Augenmerk auf andere Dinge richten. So ist die Nichte der Erzmagierin des weißen Pfade, Adanah Fellaran zu Bernstein, unseren Häschern entkommen. Eine Trumpfkarte, deren wir wieder habhaft werden müssen. Man vermute, jene Maid seie geflohen auf das Eiland Siebenwind. Und so ich Euch dieses sage, will ich Euch, Brüder, mahnen, das Augenmerk auf dieses Eiland Siebenwind zu legen. Wir haben dieses versäumt in vergangenen Tagen all zu sehr. Ihr wisset, dass der Bruder Aldelmar, den wir schickten mit einer geheimen Botschaft zu diesem Eiland, auf dem Schiff verstarb und das Eiland nie erreichte. Dieses sorge mich sehr. Unsere Brüder auf dem Eiland müssen informieret werden, was unser Trachten ist hier im galadonischen Reich, wie es der Allwissende uns befiehlt. Sie müssen wissen, dass man das Bündnis schmiede mit Jenen, die da erhalten haben das Geschenk des Allwissenden und die da folgen dem elementaren und dem grauen Pfade. Sie müssen wissen davon, auf dass sie Gleiches tun. Und auch müssen sie erfahren davon, was uns berichten werden unsere Brüder, die wir entsandt haben zum DorDrun. Doch ebenso müssen wir erfahren, was auf diesem Eiland geschehe, Brüder!“


Hochwürden Ignaz Moravio Worte sind bestimmend, sein Ton herrisch. Herrisch ist stets das Auftreten seiner Hochwürden Moravio. Zelotisch heischt er selbst vom König sklavische Unterordnung unter sein theokratisches Gebot. Schon oft geriet Hochwürden Moravio in Disputen mit Dienern Vitamas aneinander; allzu oft war das finstre Eifertum des Astrael-Hochgeweihten Moravio jenen ein Ärgernis; nichts konnte der den Dienern Vitamas eigenen lebensfreudigen, genießerischen Art, ihrer musischen Neigungen unfassbarer sein als die nüchterne Strenge, die Lebensfeindlichkeit, der Freudenhass des Ignaz Moravio, nichts war ihnen unerträglicher als der hochmütige Starrsinn, der das Lachen verbietet und die Schönheit als Verbrechen verurteilt, der alles zerstören will, was ihnen teuer ist, die frohen Formen der Sitte, Musik, Dichtung und Tanz, und der überdies in einer an sich schon düsteren Welt noch eine besondere Düsternis annimmt, die selbst Diener des Herrn Morsan und manchmal sogar seine Brüder des Inneren Zirkels erschrecken lässt.

Ursprünglich ein Diener Astraels niederen Ranges, ein Novizius, hatte sich Ignaz Moravius mit der ganzen Wildheit und Wut seiner rechthaberischen Seele in den Dienst der Inquisition gestellt als Schüler der Hochgeweihten Josef Knecht
, welchen der König als Ketzer lebendig verbrennen ließ. Diese Flamme, in der sein Lehrer unterging, brennt weiter in der Seele des Ignaz Moravius. Von jenem Josef Knecht lernte er die Kraft der Rede und die unbarmherzige Demut vor dem Allwissenden Astrael, welche zugleich in ihm nährt den puritanischen Hass gegen alles Helle und Schöne. Nie bewegt innerer Frohmut die Seele des Ignaz Moravius, ohne Glanz und mystische Erleuchtung ist dessen Rede. Durchaus redlich in seiner Gradlinigkeit, ist er durch diesen grauenhaften Starrsinn einer jener engen, strengen Geister, für die eigene Wahrheit wahr ist, nur die eigene Tugend tugendhaft, nur der tiefe Glauben an Astrael in ihm der wahrhaftige Glauben. Man muss Hochwürden erleben bei einer Messe zu Ehren der Viere - ein Mann, im Alter von 50 Astrael, mit wallendem Bart und kahl geschorenem Kopf in einem Tempel der Viere leicht vorgebeugt stehend, seine Knochen von der Gicht gezeichnet, seine Wangen eingefallen, seine Augen blutunterlaufen, Hass und Fluch donnernd gegen alle, die nicht seiner Predigt lauschen; grimmig schleudert er, der „Freudetöter“, Schmähungen gegen die Natternbrut der Unbekümmerten, der Sorglosen, die nicht in Demut und nach seiner Auffassung den Heilgen Vieren dienen.
Hochwürden Moravius jubelt auf, so ein unfrommer Adliger beseitigt oder gedemütigt ist; und wenn durch Mörderhand ein „Feind“ wider dem Ordo Astraeli aus dem Wege geräumt wird, so war es für Hochwürden Moravius der Allsehende Astrael selbst, der diese löbliche Tat gewollt und gefördert hat. Mit einem derart unbeirrbaren Mann, der nur befehlen will und nur gehorsame Gläubigkeit hinnimmt, gibt es nur schwer Kompromisse; alles Werben und Sich-um-ihn-Bemühen wird ihn nur um so härter mache, höhnischer und anspruchsvoller machen. An dem steinernen Block eines solchen Starrsinns zerschellt jeder Versuch der Verständigung.

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Da doch nur mit Gewalt diese tötende Welt zu ändern ist, wie Jeder Lebende weiß.


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Das Gebrüll und Gekreische der Orken zerreißt derart die Stille der weiten Steppe, dass man glauben mag, noch auf den drei Türmen der fern im Westen liegenden Feste Ersonts End den Lärm hören zu können. Eine wilde Rangelei ist entbrannt zwischen drei Orken, die sich ganz und gar nicht einig sind, wem es vergönnt sein soll, sich mit den zwei blauen Roben zu kleiden, die durch das Gezerre schon arg zerfetzt sind. Keine Aufmerksamkeit schenken die Orken den Pergamenten, die der Wind aufwirbelt und in die Steppe hinausträgt. Warum sollten die Orken auch den Pergamenten Beachtung schenken, sind sie doch des Lesens nicht mächtig. Und wenn es auch anders wäre, würde sie die Schrift, die von drei Katzen und fünfzehn zornigen Jungen berichtet, so wenig interessieren, wie sie von den beiden Leichen, die im faulenden Wasser eines nahe gelegenen Tümpels liegen, kaum Notiz nehmen, gleichwohl sie für einem Moment gestutzt hatten, als sie sahen, dass beiden Jünglingen wohl jeweils ein Auge ausgestochen wurde, bevor sie zu Tode kamen.

Mehr Aufmerksamkeit erfährt jedoch die Ankunft eines Jünglings in dem Hohen Haus der Magie zu Lafays Stab. Verwunderlich ist’s einigen Schülern und manch Magister der Akademie, da der Jüngling, welcher kaum mehr als 10 Astrael alt sein mag, in Begleitung mehrerer Diener Astraels das Hohe Haus der Magie betritt. Verwunderlich ist es auch für so manchen, dass Hochgeweihte Diener des Allwissenden und sogar ein Erzgeweihter sich vor diesem Jüngling verneigen.

Zu gleicher Zeit, in der sich drei Orken um das Habit eines Dieners des Allsehenden Astrael streiten und an dem heilgen Orte zu Lafays Stab manche Gespräche von jenem Jüngling handeln, der von Dienern des Allwissenden stets umringt ist, haben zwei Männer, gekleidet in schwarzen Roben, ihre Rast in der Feste Ersons End beendet und machen sich auf den Weg Richtung Ersonts Tal. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns bis nach Venturia, Und wir müssen eilen, um rechtzeitig dort einzutreffen. Also trödel nicht herum, sondern spute Dich, Romualdo!“ „Ja, Meister“. „Und wenn wir Rast machen in einer Taverne, dann hast du nicht daherzuplappern, wer wir sind und was unser Weg ist! Ich mahne Dich, schweigsam zu sein, sonst werde ich dir deine Zunge mit glühendem Eisen lehren, sich zu zügeln!“ „Ja, Meister, ich werde Euch gehorchen!“ „Und lass deine elendigen Finger von den Weibern, Romualdo. Erwische ich Dich noch einmal dabei, dass Du einem Weibsbild nachstellst, ....“ „Ich werde gehorchen, Meister! Ich werde gewiss gehorchen!“ erwidert Romualdo in ängstlichem Tonfall. Nach einer Zeit von einem Zyklus des Schweigens wagt Romualdo seinen Meister wieder anzusprechen. „Sagt Meister, wart Ihr schon an jener Stätte, die man nennet Lafays Stab?“ Kaarem Balta zittert leicht, als er diese Frage seines Schülers Romuldo Jakta vernimmt. Er verharrt im Schritt, wendet sich um und schaut drohendes Blickes zu seinem Schüler, der ängstlich einen Schritt zurückweicht. „Nein“ ist dann die knappe Antwort, worauf Kaarem Balta sich wieder abwendet und seinen Weg fortsetzt und sein Schüler Romuldo Jakta ihm in respektvollem Abstand folgt. Es vergeht eine geraume Zeit des Schweigens, bis Rumualdo wieder Mut fasst, seinen Meister anzusprechen. „Meister? Werden denn an diesem Ort Katzen gezüchtet? Weil es doch hieß, dass dort drei Katzen Junge werfen ....“ Romualdo kommt nicht mehr dazu, seine Frage vollends seinem Meister zu stellen, weil ein furchtbarer Schmerz ihm durch Mark und Bein fährt. Es sei einem Jedem ersparet zu erfahren, auf welche grausame Art Kaarem Balta seinen Schüler zu quälen weiß. Nur so viel seie gesagt: Erst in Rothebucht wird Romualdo fähig sein und es wagen, seinen Meister wieder anzusprechen.

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BeitragVerfasst: 25.11.07, 11:17 
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„Ob es ein Grund zur Besorgnis sei, darüber vermag man kein Urteil zu fällen, Exzellenz.“

Hinter einem Eichentisch sitzend hört der Rektor des Hohen Hauses der Magie zu Laf'ays Stab aufmerksam den Ausführungen seines Secretarius zu.
„Aber gewiss ist es nicht alltäglich, dass Diener des Allwissenden in dieser Anzahl zu gleicher Zeit hier an diesem Ort verweilen, wie es jetzt der Fall ist. Und jeden Tag treffen weitere Diener des Allwissenden hier ein, welche wohl aufgebrochen sind aus verschiedenen Orten des galadonischen Reiches. Man ließ schon einen Boten schicken nach Draconis und beim Erzconzilium der Heilgen Kirche der Viere fragen nach dem Grund. Doch auch dort wisse man keinen Grund zu nennen. Diese Antwort erhielt der Bote von seiner Erhabenheit, dem Erzprätor Adrianus Herwart von Yngelsburg, höchst selbst.“

„Nun – man wisse darum, welch Hochschätzung unsere Bibliothek bei den Geweihten des Allwissenden genießt. Sicherlich ist dieses die Erklärung dafür, dass Geweihte des Allwissenden sich hier nun so zahlreich einfinden, da sie hier in Gemeinsamkeit das Wissen mehren wollen. Ein astraelgefälliges Tun somit und kein Grund also, darin Besonderes zu sehen.“
entgegnet seine Exzellenz.

„Sicherlich seie Eurer Exzellenz Urteil zutreffend“ erwidert der Secretarius zögerlich. „Jedoch – möge mir Eure Exzellenz erlauben darauf hinzuweisen, zu welcher Zeit dieses geschehe. Eure Exzellenz möge bedenken, dass seine Majestät noch immer verschwunden, in Draconis man noch immer ratlos sei und das galadonische Reich durch das Verschwinden seiner Majestät in seinen Grundfesten erschüttert.“

„Ihr vermutet, dass das mysteriöse Verschwinden seiner Majestät in Zusammenhang stehe damit, dass sich Diener des Allwissenden hier eingefunden? Doch auch hier vermag ich nichts zu erkennen, was mir Sorge mache. Sicherlich wollen die Diener des Allwissenden an dieser Heilgen Stätte beten zu dem Herrn Astrael für seine Majestät.“


Etwas unschlüssig steht der Secretaius vor dem schweren Eichentisch, sein Haupt demütig gesenkt, ehe er wieder das Wort ergreift: „Es sind noch andere Umstände, die Eure Exzellenz wissen sollten. Vor zwei Tagen traf ein Jüngling, kaum dem Knabenalter wohl entwachsen, an diesem Ort in Begleitung mehrerer Diener des Allwissenden hier ein. Man konnte bisher nicht in Erfahrung bringen, wer dieser Jüngling sei, wird doch von Dienern des Allwissenden dafür Sorge getragen, dass niemand dem Jüngling sich nähere. Und es sind nun nicht mehr Geweihte des Allwissenden Astrael, die dafür Sorge tragen. Eure Exzellenz müsse wissen, dass am gestrigen Tage Brüder der Bruderschaft aus Gofilm angekommen sind. Eure Exzellenz wisse sicherlich, dass in der Bruderschaft neben Dienern des Allwissenden sich Brüder der Division Catares ebenso finden wie Magiere, welchen ein gemaserter Kada-Stein als Zeichen dient. Die Brüder der Bruderschaft sind es nun, die es zu verhindern wissen, dass man zu diesem Jüngling gelange. Sicherlich ist Eurer Exzellenz bekannt, dass der Spiritus Rector der Bruderschaft, seine Hochwürden Zoran Gosh, weilet an diesem Orte seit einigen Tagen.“

Während des Berichtes, den sein Secretarius abgibt, betrachtet der Rektor mal ein Pergament, mal legt er ein anderes Pergament bei Seite. Aber bei den letzten Worten seines Secretarius hält er inne in seinem Tun. „Brüder der Bruderschaft weilen hier an diesem Ort und seine Hochwürden Zoran Gosh? Seid Ihr Euch dessen sicher?“ „Man seie sich gewiss, dass es Brüder der Bruderschaft seien, Eure Exzellenz. Unübersehbar pranget das schwarze B auf weißem Grund auf ihren blutroten Roben.“ „So bin ich wahrlich überrascht, glaubte ich doch, dass die Bruderschaft nicht mehr sei.“ Der Rektor erhebt sich, geht zum Fenster und schaut eine Weile auf den Platz, welcher sich vor dem großen Eingangstor erstreckt.

„Ihr wisset um eben jene Bruderschaft?“ fragt der Rector seinen Sekretarius, während er weiter aus dem Fenster blickt. „Man wisse nicht viel über die Bruderschaft, doch wohl so viel, dass man sich gewiss sei, dass es Brüder der Bruderschaft sind, welche hier an diesem Orte weilen und welche man hier an diesem Orte sah, Exzellenz.“

Der Rektor wendet sich seinem Secretarius zu.

„Wahrlich habe ich Ehrfurcht und Hochschätzung vor jenen, die in der Bruderschaft dienen dem Allwissenden. Zugleich ist es aber auch ein unheimliches Gefühl, welches mich stets beschleicht, so ich nachdenke darüber, was es heiße, sich dem Herrn Astrael zu nähern auf einem Pfade, welchen Orpa einem weist.“ „Ein Pfad, welcher Orpa einem weist, Exzellenz?“ "Ja – so ist es. Orpas Wege nennen sie die Pfade, auf welchen sie wandeln, um dem Allwissenden sich zu nähern. Wahrlich sage ich Euch, dass ich Männer kannte, die daran zerbrachen, als sie versuchten, auf Orpas Pfaden zu wandeln in dem Bestreben, dem Allwissenden nahe zu sein. Denn wahrlich: So sehr diese Pfade Orpas für einen Außenstehenden unscheinbar sind und wohl auch immer unverständlich bleiben, so sehr sind die Pfade Orpas steinige Wege. Jene Männer, welche auf Orpas Wegen zu Astrael wandeln und nicht daran zerbrechen, nennen sich selbst Meister. Mir war es vergönnt, Meister der Bruderschaft kennen zu lernen. Mit einer gewissen Bewunderung sah ich diese Meister der Bruderschaft und zugleich überkam mich auch stets ein Gefühl der Beklommenheit und Furcht, so ich Ihnen begegnete. Ich erinnere mich noch gut dieser alten Meister: Meister Neo Xan, Meister Dwiezel, Meister Van’Dyk, Meister Val’Dyren, Meister Neithan, Meister Arondar Mellhorn. Aber diese alten Meister sind alle nicht mehr. Jedoch - einer von den alten Meistern ist wohl noch, eben jener Meister, welchen Ihr saht – Hochwürden Zoran Gosh.“

Staunend lauscht der Sekretarius den Erzählungen des Rektors des Hohen Hauses der Magie zu Laf'ays Stab, welcher in Erinnerung schwelgend über seine lange zurück liegenden Begegnungen mit Meistern der Bruderschaft berichtet. Leicht zuckt er zusammen, als der Rektor abrupt seine Erzählung beendet und sich wieder an den großen Eichentisch setzt.
„So sendet einen Boten nochmals nach Draconis. Er solle im Il’Drun die Exzellenzen Tellbas und Atema Fellaran zu Bernstein aufsuchen, ihnen von diesen Ereignissen berichten und um ein Urteil der Exzellenzen bitten.“

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BeitragVerfasst: 15.12.07, 12:21 
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Hochwürden Hadrian Lugado hatte sich schwer getan bei der ihm von den Brüdern des Inneren Zirkels des Ringes des Argionemes aufgetragenen Entscheidung, welchen Aspirantus er erwählen und auf das Eiland Siebenwind entsenden sollte, auf dass dieser die Brüder des Ringes des Argionemes auf dem Eiland beistehe in ihrem astraelgefälligen Tun. Mehrmals am Tage begab er sich in den Astraelschrein, welcher nahe gelegen der weißmagischen Akademie zu „Lafays’ Stab“, um zu beten zu dem Allwissenden, Ruhe zu finden und Kraft zu schöpfen in der Meditation. Seine Entscheidung fiel auf den Aspirantus Hubertus Anverita, ein Mann, welcher im Alter von 38 Astrael und dessen Zuhause das Kloster des Ordo Astraeli zu Gofilm war.
Die Entscheidung seiner Hochwürden Lugado war nicht überraschend, sondern im Gegenteil hätte man sie vorhersehen können, so man wisse um seiner Hochwürden Hadrian Lugado. Wie Hochwürden Lugano ist der Aspirantus Hubertus Anverita ein Mann, der sich nicht leiten lässt von gefühlvollen, gar romantischen verklärten Impulsen. Gleichwohl Hubertus Anverita sich auf seinen Verstand und sein Wissen zu Recht viel einbildet, zuweilen auch auf manchen arrogant wirken mag, weiß er sich auch zurückzunehmen und kennt wie Hochwürden Lugano das Geheimnis des Wartens und sich Geduldens, das den Erfolg sicherer verbürgt als der rasche, leidenschaftliche Elan.
Gleichwohl Hochwürden Lugado bekannt war, dass der Aspirantus Hubertus Anverita seine klösterlichen Pflichten ab und zu vernachlässigt hatte, war es wohl diese Seelenverwandtschaft letztlich, welche Hochwürden Lugano diesen Aspirantus auserwählen ließ. Und dieses ist um so mehr verständlich, da Hochwürden die Gründe für diese Disziplinlosigkeiten bekannt sind, waren die Gründe doch die, dass jegliche Geheimnisse den Aspirantus Hubertus Anverita in den Bann zogen und seine Pflichten oftmals vergessen ließen. Der Aspirantus verbrachte oft und gerne Zeit mit praktischen Forschungen, bei denen er auch vor eigenmächtigen Expeditionen in die Wälder Kadamarks und in die Wildnis Ravels nicht zurückschreckte.
Letztlich aber war wohl für seiner Hochwürden Lugado Entscheidung von Bedeutung, dass der Aspirantus Anverita die Menschen einzuschätzen und gut mit ihnen umzugehen weiß, ist er sich doch ihrer Wünsche und Nöte bewusst, was sich auch in einem gewissen Verhandlungsgeschick ausdrückt. Und noch etwas war es, was Hochwürden Lugado bewog, sich für diesen Aspirantus zu entscheiden: Hubertus Anverita diente einige Jahre der Heilgen Inquisition.

Bevor Hubertus Anverita sich auf den Weg nach Venturia macht, bekommt er von Hochwürden die nötigen Instruktionen und einen Brief für Calveas Catae, welcher das Siegel des Ordo Astraeli ziert.

Der Allwissende Astrael mit Euch, Calveas Catae, mein Sohn!

Eine Zeit liegt es nun schon zurück, dass ich Euch schickte auf das Eiland Siebenwind. So hoffe ich, dass Ihr das Eiland wohlbehalten erreicht habt und Ihr aufgesuchet habet seine Hochwürden Salanus, Bruder des Ringes des Argionemes, wie ich es Euch wies.
Mit diesem Brief nun will ich Euch auftragen eine wichtige Sache, die Ihr tun sollt. Sorget dafür, dass alle Heilgen Schriften, welche sich finden lassen auf dem Eiland, sich in Euren Händen befinden, wie es auch geschehe hier auf dem Festland.

Hochwürden Henricus Decredon Catae
Demütiger Diener des Ordo Astraeli



In Venturia angekommen steht Hubertus Anverita etwas verloren, gekleidet in seiner blauen Robe, vor der Taverne „Zur Lachenden Möwe“. In der Gasse versperren Kisten und Säcke den Weg, Menschen hasten durch die Gasse, für die der Diener Astraels ebenso ein Hindernis zu sein scheint wie die Säcke und Kisten, nehmen sie doch in ihrer Hast und ihrem geschäftigen Treiben kaum Rücksicht auf ihn, rempeln ihn an und ein leises Fluchen kommt manchem Händler über die Lippen.
Zögerlich betritt Hubertus Anverita den von Tabakrauch geschwängerten Gastraum der Taverne. Der Wirt der Taverne, der hinter dem Tresen mit dem Putzen von Gläsern beschäftigt ist, schaut zunächst erstaunt, als er des Astraeldieners gewahr wird, doch das Erstaunen in dem hochroten Schweinsgesicht des Wirtes weicht alsbald einem feisten Grinsen, als Hubertus Anverita ein „Gepriesen sei der Name des Allwissenden“ über die Lippen kommt. „Vitama mit Euch!“ erwidert der Wirt, sich mühend, dem Astraeldiener in einem devoten Tonfall seinen Gruß zu entbieten. „Man suche vier Männer aus Kadamark, welche man in dieser Taverne anzutreffen hoffe.“ Der Wirt deutet mit seinem wulstigen Fingern der rechten Hand auf einen Tisch des Schankraumes, an welchem vier Männer sitzen.

Zu den vier Männern schauend erkennt Hubertus Anverita an den blutroten Roben, welche ein unübersehbares großes, schwarzes „B“ ziert, dass diese Männer Brüder des Ordens der Bruderschaft sind. Hubertus Anverita ist sich sicher, dass - wie es ihm Hochwürden Lugado gesagt hat – diese Männer es sind, die er hier in Venturia antreffen soll, von denen zwei dieser Bruderschaftler ihn zu seinem Schutz auf das Eiland Siebenwind geleiten sollen. Doch gleichwohl sich sicher, weiß Hubertus Anverita darum, dass Vorsicht geboten ist, weshalb er, sich dem Tische nähernd, den Männern zuraunt: „Argionemes lächelt im zweiten Mond den blauen Tüchtigen.“ Einen Moment verfliegt das Gefühl der Sicherheit, da von keinem der vier Männer eine Reaktion erfolgt. Erst nach einiger Zeit, die Hubertus Anverita wie eine Ewigkeit vorkommen, schaut einer der vier Männer ihn nur missmutig an, blickt dann skeptisch zum Wirt, schaut dann wieder missbilligend den Astraeldiener an, um kaum vernehmbar zu erwidern: „In Lafays’ Stab werden werfen drei Katzen 15 zornige Jungen.“ Erleichtert und doch etwas zögerlich setzt sich Hubertus Anverita zu den Vier Männern. Etwas sonderbar ist ihm schon, so er den vier Männer gegenüber sitzt, die schweigen und kaum von ihm Notiz zu nehmen scheinen. Er hat viel gehört von der Bruderschaft, von diesen Männern, die der Lehre Orpas folgen, um dem Allwissenden nahe zu sein.
„Hubertus Anverita nennt man mich, dem Allwissenden im Ordo Astraeli dienend. Man seie aufgebrochen vor Tagen von der Heilgen Stätte Lafays’ Stab auf Weisung seiner Hochwürden Lugado. Der Ring des Argio...“ Ein mahnender Blick des Mannes, der zuvor schon ihn angeschaut und ihm erwidert hat, lässt Hubertus Anverita jäh stocken im Satz. „Man habe Euch erwartet und harre hier schon eine Weile in diesem Venturia. Mein Name ist K’endalor Aothes. Ich bin es, der Euch auf das Eiland Siebenwind geleiten wird zusammen mit Bruder Maltus Shuarshirad.“ Hubertus Anverita bemerkt, wie ihn ein prüfender Blick trifft und vermutet, dass dieser Mann Maltus Shuarshirad sein muss. Doch sein freundliches Lächeln wird von diesem Mann nicht erwidert, lediglich ein in ernstem Tonfall gesprochenes „Argionemes wird über uns wachen“ kommt dem Mann über die Lippen, bevor er wider schweigend zu Boden blickt.
Hubertus Anverita mustert die Männer und schätzt, dass sie alle wohl um die 30 Astrael alt sind. Ihm geht durch den Kopf, was man früher ihm berichtet hatte über die Ausbildung, die man bereit sein muss, über sich ergehen lassen in dem Orden der Bruderschaft. Als er das erste Mal sich davon erzählen ließ, welch Prüfungen man zu bestehen habe, auf dass sich die Pforten zu Orpa's Weisheit öffnen zu den tieferen Weisheiten der Grauen Magie, um Astrael nahe zu sein, vermochte er dieses kaum zu glauben. Als er nicht mehr zweifelte darum, fragte er sich, ob es wohl ein astraelgefälliges Tun sei, in welcher unbarmherziger, gnadenloser Weise die Meister der Bruderschaft ihre Novizen lehrten. Doch diese Zweifel hatte er nicht mehr, diese Fragen waren beantwortet, als er die Gelegenheit hatte, drei Tage in einem Kloster der Bruderschaft zu verweilen.
Sich dieser Erfahrungen erinnernd weicht bei Hubertus Anverita, diesen Männern gegenüber sitzend, das Gefühl der Unsicherheit einem Gefühl des Vertrauens, weiß er doch die Verschlossenheit dieser Männer zu verstehen. Sein Vertrauen zu diesen Männern verstärkt sich auch dadurch, dass ihm bewusst ist, dass allein der Glaube an den Allwissenden Astrael die Seele und das Herz dieser Männer erfüllt. So wendet er sich jenem K’endalor Aothes zu, der ihm im Vergleich zu den drei Andren der Bruderschaft etwas offener erscheint: „Eure zwei anderen Brüder werden zurückbleiben in Venturia?“. „Ja – sie werden auf zwei weitere Brüder Eures Ordens hier in Venturia warten, um auch sie auf das Eiland zu geleiten. Auch warte man hier auf das Erscheinen eines Kaarem Balta. Euch sagt dieser Name etwas?“ „Nein, von einem Kaarem Balta wisse man nichts. Wann werden wir aufbrechen zu dem Eiland?“ „Schon bald. In zwei Tagen wird ein Segler in See stechen mit Kurs auf Siebenwind.“ „Weilt denn schon ein Bruder Eures Ordens auf dem Eiland Siebenwind?“ Bei dieser Frage nimmt Hubertus Anverita wieder den mahnenden und missmutigen Blick des K’endalor Aothes wahr. Während dieser flüsternd die Frage beantwortet, schaut er misstrauisch zu dem Wirt, der aber von den Männern keine Notiz zu nehmen scheint und mit dem Putzen seiner Gläser beschäftigt ist. „Ja – einer unserer Brüder weilt auf dem Eiland und tue sein Werk dort, auf dass geschehe der Wille des Allwissenden. Seine Aufgabe war es, wichtige Dinge auf das Eiland zu bringen und über diese zu wachen.“


Viele weitere Worte werden nicht mehr gewechselt zwischen Hubertus Anverita und K’endalor Aothes. So bleibt es auch in den kommenden zwei Tagen, bevor sie das Schiff betreten, dass sie zu dem Eiland Siebenwind bringen wird.

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Mit einem genügsamen Lächeln steht der Wirt der Taverne „Zur lachenden Möwe“ hinter der Theke und tut, was er immer tut: Er nimmt ein Glas oder einen Krug aus dem Regal, taucht selbiges in einen mit Wasser gefüllten Bottich und lässt das Wasser dann abtropfen, bevor er das Glas oder den Krug mit einem Tuch abtrocknet. Geschickt das Glas in den Händen haltend, es drehend und wendend, dabei mit dem Tuch das Äußere und Innere des Glases putzend, beobachtet er durch die Glasscheibe der Eingangstüre der Taverne das geschäftige Treiben auf der Gasse oder blickt mit einem verschmitzten Grinsen seines feisten, hochroten Gesichtes zu den im Schankraum sitzenden Gästen, um jederzeit der Wünsche der Gäste gewahr zu werden.

Genau so verhält es sich auch, als Kaarem Balta mit seinem Schüler Romuldo Jakta die Taverne betritt. Wie der Wirt es immer tut, so ein neuer Gast seine Taverne betritt, blickt er mit einem fidelen Grinsen im Gesicht zur Türe. Aber von einem Moment zum anderen wird das Gesicht des Wirtes aschfahl; der Krug, den er gerade putzt, entgleitet seinen Händen und zerbirst auf dem Boden. „Vita... Vita ... Vitama mmmit Euch!“ Kaarem Baltas würdigt den Wirt nur mit einem flüchtigen Blick und wendet sich dem Schankraum zu, die anwesenden Gäste musternd, während Romualdo Jakta mit offensichtlicher Schadenfreude über das Missgeschick des Schankwirtes selbigen angrinst. Während der Blick Kaarem Baltas die zwei an einem Tisch im Schankraum sitzenden Männer in den blutroten Roben beäugt, wendet er sich in kühlem Tonfall an den Wirt: „Ein Zimmer benötige man, Wirt! Und für meinen Schüler reiche ein Schlafplatz mit etwas Stroh in Eurem Stall.“ „Si..Si,, Sicher, der Herr. Wie.. wie .. es Euch beliebet. Immer zu Diensten dem Herrn.“ Bei der Aussicht, im Stall zu nächtigen, weicht das Grinsen aus dem Gesicht des Romuldo Jakta . „Aber Meister, ich...“ „Ruhe, Novizius, ich will nichts hören von Dir!“


Zu gleicher Zeit, in der sich Kaarem Baltar mit seinem Schüler in der Taverne „Zur lachenden Möwe“ einquartiert, treffen in der weißmagischen Akademie, dem Hohen Hause der Magie zu Laf'ays Stab besorgniserregende Botschaften ein.
Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht von dem gewaltsamen Tod des Bibliothekars der weissmagischen Schule der Läuterung zu Borast, welcher wohl in Verbindung zu stehen scheint mit dem Entwenden von Schriften aus selbiger Bibliothek. Die Spekulationen über die Umstände dieser Freveltat in Verbindung mit dem Entwenden von Schriften aus der Bibliothek werden in den folgenden Tagen weiter genährt durch das Eintreffen weiterer Nachrichten, die davon berichten, dass Schriften aus anderen Bibliotheken entwendet worden sind, wenngleich bei diesen Geschehnissen nicht der Tod eines Bibliothekars zu beklagen ist. Wie diese Taten wohl zu erklären sind, wer diese Taten wohl begangen hat und warum – all diese Fragen sind es, die die Gespräche an der weißmagischen Akademie beherrschen. Um so mehr wird über diese Fragen disputiert und spekuliert, als die Kunde in der weißmagischen Akademie umgeht, dass in Klöstern der Heilgen Vier Orden – des Ordo Vitamae , des Ordo Belli, des Ordo Morsani – ebenso geschehen ist, und dass es sich bei allen diesen Diebstählen wohl einzig um Heilige Schriften gehandelt habe, die entwendet worden sind.

Bei der Beschäftigung mit diesen Geschehnissen und all den damit aufgeworfenen Fragen mögen manchem nun die vielen Diener Astraels auffallen, die sich an der Heilgen Stätte Lafay' Stab aufhalten. Dieses auch deshalb, da keine Nachricht davon berichtet, dass aus einer der Bibliotheken des Ordo Astraeli gleichfalls Schriften entwendet worden sind.

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BeitragVerfasst: 24.12.07, 09:53 
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Auserwählt von den Brüdern des Inneren Zirkels des Ringes des Argionemes brechen drei weitere Diener des Allwissenden an der Heilgen Stätte Lafays' Stab zu frühem Zyklus auf, um sich zu der Hafenstadt Venturia zu begeben.

Dort hoffen sie sieben Brüder des Ordens der Bruderschaft anzutreffen, die sie zu ihrem Schutz geleiten sollen auf das Eiland Siebenwind.

Bei sich haben die Brüder Briefe für den Ordo Astraeli auf Siebenwind - namentlich für seine Hochwürden Salanus. Doch von besonderer Bedeutung ist der Inhalt eines kleinen, flachen Kästleins, welches einer der drei Diener des Allwissenden gut versteckt, eingenäht in den Saum seiner Robe, mit sich führt.



Zu dieser Zeit, als die drei Brüder sich auf den Weg nach Venturia machen, ist der Diener des Allwissenden, Hubertus Anverita, in Begleitung zweier Ordensmitglieder der Bruderschaft. Kendalor Aothes und Maltus Shuarshirad, wohlbehalten auf dem Eiland Siebenwind angekommen.

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BeitragVerfasst: 11.01.08, 21:18 
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Einige Tage sind schon vergangen seit jenem Tag, an dem der Diener des Herrn Astrael, Hubertus Anverita, in Begleitung der zwei Brüder des Ordens der „Bruderschaft“, Kendalor Aothes und Maltus Shuarshirad, sich auf den Großsegler begeben hat, der ihn nach Siebenwind bringen sollte.

Seit diesem Tage sitzt Echyleas Gaureon, Bruder des Ordens der „Bruderschaft“, in der Schankstube der Taverne „Zur lachenden Möwe“ allein stets am selben Tisch und beobachtet aus dem Fenster das geschäftige Treiben der Händler in der Gasse. Ab und an macht er einen Gang zur Pier des Hafens von Venturia, sieht dem Be- und Entladen der Segler zu oder geht zum Ende der Hafenmole, auf das Meer schauend.

Viel ist nicht los in der Taverne „Zur lachenden Möwe“, sind in diesen Tagen neben Echyleas Gaureon allein Kaarem Baltar und dessen Schüler Romuldo Jakta noch Gäste der Taverne. Ab und an kommt ein Gast in die Taverne, trinkt seinen Met und geht wieder. Allein die Belehrungen des Kaarem Baltar, die sein Schüler Romuldo Jakta über sich ergehen lassen muss, sind für Echyleas Gaureon eine Abwechslung. Doch sucht Echyleas Gaureon nicht das Gespräch mit Kaarem Baltar, wie auch Kaarem Baltar sich in Schweigen hüllt, so man von den Belehrungen gegenüber seinem Schüler absieht.

Die kühlen, schneidenden Worte, mit denen Kaarem Baltar seinen Schüler zu lehren weiß und mit denen er den Wirt seine Wünsche mitzuteilen pflegt, sind Echyleas Gaureon in den Tagen schon aufgefallen, doch hat er diesem Umstand keine weitere Bedeutung beigemessen.
Eine Begebenheit aber veranlasst Echyleas Gaureon, den Mann aufmerksam zu beäugen:
Der Tavernenwirt mag einen Wunsch des Kaarem Baltar überhört haben. Es mag auch sein, dass er dem Putzen der Gläser eine größere Bedeutung beimisst als dem Wunsche seines Gastes. Wie dem auch sei, der Tavernenwirt lässt sich Zeit damit, dem Wunsche des Kaarem Baltar sofort nachzukommen. Dieses Warten erzürnt Kaarem Baltar. Mit zornigem Blick schaut er zu dem Tavernenwirt. Während er seinen rechten Arm in Richtung des Tavernenwirtes ausstreckt und mit seinen Fingern der rechten Hand Zeichen anzudeuten scheint, kommen schneidend, zischend die Worte „UR JUR“ aus seinem Mund. Die Arme des Tavernenwirtes beginnen sonderbar zu zucken. Der Krug entgleitet dem Wirt aus seinen Händen und zerbirst krachend auf dem Boden. Arme und Beine, der ganze Leib des Wirtes beginnen zu zittern und zu zucken, Das Gesicht des Wirtes schneidet sonderbare Grimassen, die Augäpfel quellen aus den Augenhöhlen hervor. Mit einem sardonischen Lächeln blickt Kaarem Baltar zu dem Wirt. Echyleas Gaureon entgeht all dieses nicht. Sehr wohl hat er die Worte „UR JUR“ vernommen. Er sieht den hilflos zuckenden Wirt hinter dem Tresen. Und gleichfalls bemerkt er, wie sehr sich Kaarem Baltar an dem Anblick des Tavernenwirtes ergötzt. Eine Bewegung der rechten Hand des Kaarem Baltar macht dem Schauspiel ein Ende. „Ich sagte Euch vor Zeiten, dass Ihr mir einen Krug Met bringen sollt, Wirt!“ Hastig füllt der Wirt einen Krug, wobei er mit angstvollem Blick zu Kaarem Baltar schaut. Mit zittrigen Händen stellt er den Krug vor Kaarem Baltar auf den Tisch, dabei den Blicken des alten Mannes in schwarzer Robe ausweichend.

Das Gespräch sucht Echyleas Gaureon mit Kaarem Baltar aufgrund einer Bemerkung des Schüler Romuldo Jakta, die selbigem strafende Blicke seines Meisters einbringt: „Meister, Ihr sprachet von drei Katzen, die fünfzehn zornige...“ „Schweig, Elendiger!“ Doch Echyleas Gaureon vernimmt die Worte des Schüler Romuldo Jakta und setzt sich daraufhin zu Kaarem Baltar an dessen Tisch. „Argionemes mit Euch!“ „Möge er auch mit Euch sein!“ In dem Gespräch erfährt Echyleas Gaureon, dass Kaarem Baltar auf zwei Männer wartet, die auf dem selbigen Pfade der Magie wandeln wie er Kaarem Baltar selbst. So diese in Venturia eintreffen, werde er, Kaarem Baltar, mit diesen sich auf das Eiland Siebenwind begeben, um dem Ringe des Argionemes zu dienen.

Über den ganzen Tag sind Echyleas Gaureon und Kaarem Baltar vertieft in ein Gespräch. Flüsternd unterhalten sie sich über Nachrichten, die von dem Verbleib des Königs und von den Unruhen im Galadonischen Reich Kunde tun. Doch auch sprechen sie über Magie und interessiert lauscht Echyleas Gaureon den Worten Kaarem Baltars, so er über den Pfad der Magie spricht, auf welchem er wandelt.
Doch verbleibt nicht viel Zeit für das Gespräch. Am Abend erreicht ein Reitersmann die Hafenstadt Venturia. Der Reitersmann war aufgebrochen von der Heilgen Stätte Lafays’ Stab und hatte drei Pferde zu Tode geritten hat, um in kürzester Zeit die Hafenstadt zu erreichen. Die Eile war geboten, da er eine Botschaft Echyleas Gaureon in kürzester Zeit überbringen sollte und den Bruder des Ordens der Bruderschaft auftragen sollte, mit dieser Botschaft eiligst nach Siebenwind aufzubrechen.

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Beschwerlich war für die drei Diener des Ordo Astraeli der Weg von der Heilgen Stätte Lafay’ Stab nach Venturia, denn die Pfade waren tief verschneit. Müde und geschwächt erreichen die drei Diener des Astrael die Hafenstadt Venturia und sind froh, als sie sich in der Taverne „Zur lachenden Möwe“ aufwärmen können.

Der beschwerliche Weg hätte sicherlich noch längere Zeit gedauert, doch ist es einem der drei Diener, dessen Name Claffo Ansprand, zu verdanken, dass aufgrund der widrigen Umstände die Wanderung zur Hafenstadt Venturia nicht noch länger gedauert hat. Immer wieder trieb Claffo Ansprand seinen Brüder an, so diese verzagten, wenn die Schritte im tiefen Schnee ihnen schwer fielen oder der eisige Wind ihnen ins Gesicht blies.

Der eiserne Wille, der dem Claffo Ansprand innewohnt, mag es gewesen sein, dass er seine Brüder immer wieder zur Eile getrieben hat. Es mochte aber auch dieses dem Umstand geschuldet sein, dass er mit seinen 37 Jahren älter ist als seine beiden Brüder, die ihn auf dem beschwerlichen Weg begleiteten. Seinen zwei Brüdern hat Claffo Ansprand wohl manchmal sogar Furcht eingeflößt, wenn er vor ihnen stehend, mit seinen harten Gesichtszügen, seinen dunklen, wachen Augen sie anstarrend, seine ergrauten Haare und sein langer Bart erstarrt vom Schneetreiben und vom eisigen Winde, gegen den tobenden Sturm anschrie: „Eilt, Brüder, eilt! Wir haben keine Zeit zu rasten! Wir müssen Venturia erreichen in kürzester Zeit!. Brüder des Ordens der Bruderschaft warten auf uns in Venturia! Wir dürfen sie nicht verpassen!“

Man mag sich fragen, wie es kommt, dass dieser eiserne, unbändige Wille dem Claffo Ansprand zu eigen ist. Doch ist eine Antwort darauf schnell gefunden, so man denn weiß, dass Claffo Ansprand einst Schüler seiner Hochwürden Ignaz Moravio war, welchem er auch in der Heilgen Inquisition zur Seite stand. Wie bei seiner Hochwürden Ignaz Moravio sind die Worte des Claffo Ansprand bestimmend, sein Ton herrisch. Herrisch ist stets das Auftreten des Claffo Ansprand. Wie auch seine Hochwürden Ignaz Moravio heischt er von einem Jeden zelotisch Unterordnung gegenüber der Kirche der Heilgen Viere. Und so man seine Hochwürden Ignaz Moravius kennt, ist es nicht verwunderlich, dass dem Claffo Ansprand die Freuden des Lebens, frohen Formen der Sitte, Musik, Dichtung und Tanz zuwider sind. So ist auch nicht verwunderlich, dass dem Diener des Astrael, Claffo Ansprand trotz großem Missionarseifers es schwer fällt, Zugang zum einfachen Volk zu finden.

Mit Fug und Recht kann man wohl sagen, dass der Charakter und Eigenheiten des Claffo Ansprand von seinem Lehrmeister, Hochwürden Ignaz Moravio, geprägt wurden. Dieser Umstand erkläret auch das große Interesse des Claffo Ansprand für Studien des Verhaltens und der Anatomie aller Arten der Kreaturen auf Tare. Bei diesen Studien begeistert ihn vor allem die Anatomie und das Verhalten derer aus den Elfenvölkern. Mit seinem ihm eigen Starrsinn wagt er stets forsch wissenschaftliche Reisen, um seine Studien auf diesen Gebieten voranzutreiben. Mit eisernem Willen, eiserne Disziplin und großem Eifer erledigt er auch ihm aufgetragene Pflichten, gleichwohl dieses manchmal auch auf unkonventionelle Art und Weise geschehen mag. Aber eben diese oftmals unkonventionelle Art der Pflichterfüllung war es, die bei Hochwürden Ignaz Moravio Gefallen fand. Doch kam es auch vor, dass Claffo Ansprand seine eigenen Studien zu sehr in den Vordergrund rückte, so dass er seine alltäglichen Pflichten darüber vernachlässigte und ihn Hochwürden Ignaz Moravio tadeln musste.

Als die drei Diener des Astrael sich bei dem Wirt der Taverne „Zur Lachenden Möwe“ nach den Mannen der Bruderschaft erkundigen, ist die Enttäuschung groß, so sie feststellen müssen, dass die Brüder der Bruderschaft nicht zugegen sind. Die drei Diener Astraels beratschlagen sich, was nun zu tun sei. Sollen sie in Venturia verharren und warten auf die Brüder der Bruderschaft? Sollen sie nicht warten auf die Brüder und sich eiligst auf ein Schiff begeben, um zu dem Eiland Siebenwind zu gelangen, ohne Zeit zu verlieren?

Nach einigem Hin und Her entscheidet Claffo Ansprand, dass er allein sich auf ein Schiff begeben will, während er seine zwei Brüder rät, in Venturia zurück zu bleiben, um die Brüder der Bruderschaft zu erwarten.
„Bruder Claffo, bedenke, welch wichtige Dinge es sind, die du mit dir führst! Der Brief an Hochwürden Salanus und ... und das Siegel der Hochheilgen Inquisition, welches in dem kleinen Kästlein sich befindet, das in dem Saum deines Habit verborgen ist. Nicht ausmalen will, was folge daraus, so Euch etwas zustoßen würde und in falsche Hände gerate, was Ihr überbringen sollt. Wir sollten warten auf die Brüder der Bruderschaft, auf dass diese uns schützen auf dem vor uns liegenden Weg. Gefährlich genug war schon der Weg von der Heilgen Stätte Lafays’ Stab nach Venturia ohne Schutz der Brüder der Bruderschaft. Doch gefährlicher ist noch der Weg, der vor uns liegt. So lasse ab von deinem Vorhaben. Lass uns hier in Venturia warten auf die Brüder der Bruderschaft.“ „Brüder, Ihr wisset, dass Eile geboten ist. Doch hast du wohl recht, Bruder. So magst du das Kästlein mit dem Kostbaren darin, das Siegel der Heilgen Inquisition, an dich nehmen und in dem Saum deines Habits verbergen. Dann ist nicht so groß das Wagnis, wenn ich allein, Euch voraus, mich auf das Eiland Siebenwind begebe. Denn der Brief muss eiligst seiner Hochwürden Salanus oder Bruder Anverita überbracht werden.“

Die Brüder des Ordo Astraeli kommen überein, so zu tun. Während die zwei Wegbegleiter in Venturia zurückbleiben, begibt sich Claffo Ansprand auf einen Großsegler, der alsbald mit dem Ziel Siebenwind in See sticht. Gut versteckt in dem wenigen Habe, das Claffo Ansprand bei sich hat, ist der Brief an seine Hochwürden Salanus, welchen allein und einzig Claffo Ansprand diesem aushändigen soll.

Ehrwürdiger Bruder Calmexistus, Brüder des Ringes des Argionemes,

Viele unserer Brüder haben sich schon gefunden an der Heilgen Stätte Lafays’ Stab. Und jeden Tag treffen weitere Brüder ein an dieser Heilgen Stätte. Nicht mehr fern ist der Tag, an dem die Insignien der Herrschaft über das galadonische Reich in den Händen der Diener der Heilgen Viere liegen werden. Der von Astrael Auserkorene, er weilet ebenso an dieser Heilgen Stätte.
Doch wisse man nun, dass auf das Eiland Siebenwind unsere Blicke sich richten müssen. Auf diesem Eiland wird geschehen müssen und geschehen, was über unser aller Schicksal, was über das Schicksal ganz Tares entscheiden werde. Darum werde überbracht und übergeben Euch von diesen drei Brüdern das Siegel der Heilgen Inquisition. Verwahret dieses gut, denn dieses Siegel wird es sein, das Ihr brauchet, so Ihr aufrufen werdet im Namen der Heilgen Viere und im Namen seiner Majestät die Heilge Inquisition auf dem Eiland. Doch dieses tuet erst, so Ihr durch uns dazu aufgefordert werdet, so zu tun! Denn weitere Brüder als auch tapfere Recken des Ordens der Bruderschaft müsse man schicken auf das Eiland und werde auch so tun in kommender Zeit.

Dringlichst erwarte man weitere Nachricht von Euch, Bruder Calmexistus. Sorgenvoll war es, was Bruder Hubertus in seinem Brief, der uns erreichte, schilderte über das Eiland. Darum eilet es sehr und sei dringend geboten,, dass Ihr uns über die neuen Geschehnisse auf dem Eiland informieret.

So habet Vertrauen und Zuversicht! Argionemes wird lächeln den blauen Tüchtigen im Zweiten Monde und in Lafays’ Stab werden werfen drei Katzen 15 zornige Jungen.

Möge Astrael Euch schützen!

Hochwürden Zoran Gosh
Demütiger Diener des Allwissenden

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Zuletzt geändert von Calmexistus: 15.01.08, 22:17, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 21.01.08, 07:13 
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Der erste Dunkelzyklus ist gerade angebrochen. Ein eisiger Wind wirbelt den Schnee auf und treibt ihn über den großen Platz vor dem Haupttor des Hohen Hauses der Magie zu Lafays Stab. Flackerndes Licht von Laternen erhellt für kurze Momente die Szenerie. Das Wiehern eines Pferdes ist zu hören, das vor einem Karren eingespannt ist und von zwei Männern am Zaumzeug gehalten wird.

Etwas abseits stehen Hochwürden Willibald Puckel und Hochwürden Romualdo Lavarin und wachen darüber, wie zwei eisenbeschlagene Kisten von Männern herangetragen werden.
„Leissse, Leissse, Brüder! Beruhigt den Zssosssen! Sssstill, sssttilll, dassss niemand unssss höre und erwache, Brüder!“

Zwei Kisten, jede Kiste getragen von vier Männern, werden herangebracht. Schwer scheinen die Männer an diesen Kisten zu tragen und nur mit Mühe hieven sie die Kisten auf den Karren.

„Prüfet die Schlösssser nochmalssss, auf dasss es gewissss, dasss die Kissssten verschlossssen und die Eisssssenbeschläge gesssichert sind, Brüder!“ Im Licht einer Laterne prüft ein Mann die schweren Eisenbeschläge und Schlösser der Kisten. „Die Kisten sind verschlossen, die Eisenbeschläge fest, Hochwürden Puckel! Es ist alles in Ordnung!“ ruft der Mann Hochwürden Puckel zu. „Leisssee, Bruder! Von Eurem Gessssschrei wird noch jemand aufwachen! Allessss ist dann zunichte.“

Zwei Männer steigen auf den Karren. Hochwürden Lavarin tritt an den Karren und schaut zu den zwei Männern auf. „Fahrt nur im Dunkelzyklus, Brüder! Keine Laterne lasst brennen, auch wenn es beschwerlich sein mag, den Weg zu finden. Am Hellzyklus verbergt Euch im Walde und ruhet. Umfahret Dörfer und Siedlungen. Kehret nicht ein in eine Taverne. Und nun fahret los, Brüder!. Möge der Allwissenden Euch schützen und Argionemes über Euch wachen!“

Nach kurzer Zeit schon ist der Karren in der Dunkelheit und dem heftigen Schneetreiben nicht mehr zu sehen. „Ssssoo lössscht die Laternen und begebt Euch wieder in Eure Sssschlafgemächer, Brüder. Aber leisssse, leissssee!“

„Ich hoffe, die Brüder werden rechtzeitig die Bucht nahe Falkenstein erreichen, Bruder Willibald. Nur zwei Tage wird der Segler, welcher die Kisten nach Siebenwind bringen soll, vor Anker liegen in dieser Bucht.“
„Ich bin immer noch im Zzzweifel, Bruder Romualdo. Vielleicht wäre esss doch besssser gewesssen, man hätte die Kissssten im Hafen von Venturia verfrachtet.“
„Nein, Bruder. Ihr wisst um die Gefährlichkeit dieser Fracht. Wir haben lange das Für und Wider abgewogen. Es ist gewiss besser so und sicherer, Bruder, dass auf diesem Wege die zwei Kisten nach Siebenwind verbracht werden. Den Nortraven, welche mit ihrem Segler diese Fracht nach Siebenwind bringen werden, können wir vertrauen.“

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Zuletzt geändert von Calmexistus: 21.01.08, 07:30, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 24.01.08, 05:12 
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Die zwei Männer in blauer Robe sitzen auf dem Karren und haben sich in Decken eingehüllt, um sich vor der bitteren Kälte und dem eisigen Wind zu schützen. Ab und zu hallt das Knallen der Peitsche durch die Nacht. Immer wieder wird das Pferd mit der Peitsche angetrieben, gilt es doch, Zeit aufzuholen, da mehrmals die beiden Männer den Weg verfehlt haben. Pferd und Karren sind in tiefem Schnee öfter stecken geblieben und kostbare Zeit ist verloren gegangen, Pferd und Karren aus dem tiefen Schnee zu befreien.
Die beiden Männer wissen, dass in einem Mondeslauf ein Schiff in der Bucht von Falkenstein vor Anker gehen wird und dann dort zwei Tage auf sie dort warten wird, um die zwei Kisten an Bord zu nehmen. So wissen sie, dass sie rechtzeitig die Bucht von Falkenstein erreichen müssen. Kommen sie zu spät, wird das Schiff wieder fort sein.
Beide Männer kennen gut den Weg zu dem kleinen Städtchen Torfeld. Darum wissen sie, dass sie noch immer im Herzogtum Sae sich befinden, und sie noch eine weite Strecke vor sich haben. Eile ist somit geboten, denn tief verschneit ist der Weg und beschwerlicher ist der Weg um so mehr, da sie nur nachts fahren sollen.

Zu derselben Zeit, da die beiden Männer auf dem Weg nach dem in dem Grenzland Falkenstein gelegenen Städtchen Torfeld sich befinden, erreicht der Diener des Allwissenden Astrael, Adriano Mirell, die Hafenstadt Venturia. Wie ihm geheißen, kehrt er in die Taverne „Zur lachenden Möwe“ ein und trifft dort zu seiner Überraschung auf zwei seiner Brüder, die er sofort an deren Habit erkennt.
Der Allwissende Astrael mit Euch, Brüder!“ „So Astrael mit Euch, Bruder! Woher kommet Ihr, Bruder? Und wohin des Weges?“ „Man komme von der Heilgen Stätte Lafays’ Stab und müsse nach Siebenwind, Brüder.“
Ein leises, zögerlich gesprochenes „Argionemes lächelt im zweiten Mond den blauen Tüchtigen“, welches ebenso leise erwidert wird mit den Worten „Drei Katzen werden werfen in Lafays Stab 15 zornige Junge“ veranlasst Adriano Mirell, sich zu den beiden Brüdern an den Tisch zu setzen.
„Ich eilte von Lafays’ Stab hierher nach Venturia, da Hochwürden Gosh mich wies, eiligst eine Botschaft nach Siebenwind zu bringen, welche ich seiner Hochwürden ... hm ... wie war noch gleich sein Name ... ah ja .. Hochwürden Mantaris überbringen soll. So soll ich, so dieses ich getan, auch auf dem Eiland bleiben und der unsrigen Sache dienlich sein auf dem Eiland.“ „Auch uns wurde gewesen, sich auf das Eiland Siebenwind zu begeben. Doch sollten uns Brüder der Bruderschaft geleiten, welche aber man hier in Venturia nicht antraf. Darum blieb man hier zurück in Venturia, allein unser Bruder Claffo Ansprand, mit dem wir gemeinsam aufbrachen von der Heilgen Stätte Lafays’ Stab, so wie auch Ihr es getan, allein er machte sich allein auf den Weg, um eine wohl wichtige Botschaft auf dem Eiland einem unserer Brüder, Hochwürden Salanus, zu überbringen.“ „So wollt Ihr, Brüder, weiter hier in Venturia verweilen und warten auf die Brüder der Bruderschaft?“ „Ja, so ist’s. Und wir müssen es auch tun, doch davon zu erzählen, ist nicht der rechte Ort hier, Bruder.“ „Nun, ich muss eilen, auf dass ich den Brief, den ich bei mir habe, baldigst Hochwürden ... aähmm .. ach ja .. Hochwürden Mantaris übergeben kann, wie es der Wunsch seiner Hochwürden Gosh ist. So werde ich heut Nacht noch hier in der Taverne mich etwas ausruhen und hoffe, schon morgen einen Segler zu finden, der mit dem Ziel Siebenwind in See sticht.“ „So möge Astrael Euch schützen, Bruder! Sicherlich werden wir uns schon bald wieder sehen werden auf dem Eiland.“ „So will ich ruhen. Astrael möge ebenso Euch schützen, Brüder!“


Am kommenden Tag ist Adriano Mirell froh darüber zu erfahren, dass zum späten Zyklus ein Segler mit dem Ziel Siebenwind in See stechen wird. Eiligst begibt er sich nochmals in die Taverne „Zur lachenden Möwe“, um sich von seinen Brüdern zu verabschieden.
Bevor er sich auf das Schiff begibt, vergewissert er sich, dass der versiegelte Brief für Hochwürden Mantaris in seiner wenigen Habe, die er mit sich führt, gut versteckt ist.


Der Allwissende mit Euch, Bruder Sanduros, mein Sohn!

Viel Zeit ist vergangen seit jenem Tag, als ich Euch und Bruder Calmexistus Salanus wies, Euren Meister Arondar Mellhorn zu begleiten auf das Eiland Siebenwind. Es war wohl im Jahre 13. n. Hilgorad, wenn ich mich recht entsinne.

Ich erinnere mich gerne an Euch und Euren Gefährten Calmexistus, mit dem Ihr während Eurer Ausbildung im Kloster ja viel Zeit gemeinsam verbrachtet, obwohl Ihr Euch in Euren Wesenszügen doch sehr von jenem unterschiedet. Euch wie Calmexistus war ein unstillbarer Wissensdurst eigen und beim Disputieren standet Ihr dem Calmexistus in keinster Weise nach, gleichwohl jener eine schärfere Zunge hatte als Ihr, dagegen Ihr mehr mit Bedacht und Besonnenheit das Wort zu führen verstanden habt.

Aber all dieses liegt lange Zeit zurück. Lang liegt auch zurück der Tag, an welchem Ihr Euch auf den Weg zu dem Eiland Siebenwind gemacht habt mit Eurem Lehrer, Bruder Arondar Mellorn und Calmexistus. Ich weiß, dass in den vielen Jahren, die nun vergangen sind, Ihr wie auch der Bruder Calmexistus auf dem Eiland Siebenwind gedient habt dem Allwissenden Astrael.

Es war mein Wunsch, dass Bruder Arondar Euch, Bruder Sanduros, nichts erzählte über Zweck und Ziel der Reise auf das Eiland Siebenwind, Man wies Bruder Arondar an, allein Bruder Calmexistus die Gründe der Reise auf das Eiland zu offenbaren. So blieb Euch all die Jahre verborgen, welchem Zwecke diese Reise diente, wie es mein Wunsch war.

Ihr fraget Euch sicherlich nun, warum es mein Wunsch war, dass Ihr nichts davon erfahren solltet. So lasset Euch sagen, dass dieses geschah um Euretwillen, aber auch geschah um der Sache willen, der Bruder Arondar diente und der Bruder Calmexistus dient. Ihr habt aber sicherlich geahnt, dass Gefahren mit dieser Reise wohl verbunden waren. In diesen Euren Ahnungen wurdet Ihr sicherlich auch bestärkt, als das Schreckliche geschah und Euer Lehrer, Bruder Arondar, auf mysteriöse Weise verschwand und wohl gemeuchelt wurde.

So Ihr nun diese Zeilen lest, Bruder, mag es sein, dass Ihr Eurem Bruder Calmexistus gram seid, da er sich Euch gegenüber in Schweigen hüllte die ganze Zeit. Doch seie Euch gesagt, dass Euren Bruder Calmexistus keine Schuld trifft, wies man doch Bruder Arondar an, Bruder Calmexistus beim Allwissenden Astrael schwören zu lassen, dass kein Wort vor niemandem über seine Lippen komme, was Bruder Arondar ihm offenbarte.

Jetzt ist nun die Zeit gekommen, Euch einzuweihen. Dieses muss und will ich nun tun mit diesen Zeilen, denn es ist mein Wunsch, dass ich es bin, der Euch einweihet über den "Ring des Argionemes".

Bruder Arondar wurde gewiesen von den Brüdern des „Ringes des Argionemes“, sich auf das Eiland Siebenwind zu begeben. Bruder Arondar war ein Bruder des „Ringes des Argionemes“, er diente diesem, wie auch ich und Bruder Calmexistus dienen dem „Ring des Argionemes“.

Ihr werdet Euch nun fragen, was es mit diesem „Ring des Argionemes“ auf sich habe.
So seie Euch gesaget, dass die Brüder des „Ringes des Argionemes“ in Demut dienen dem Herrn Astrael. Ihr Denken und Handeln allein ist bestimmet davon, zu loben und zu preisen den Namen des Allwissenden, auf dass des Allwissenden Astrael Segen liege auf dem von den Heilgen Vieren Auserkorenen, in dessen Händen liege das Schicksal des Galadonischen Reiches.

Allein wird der Segen der Heilgen Viere liegen auf dem Galadonische Reich, es erblühen im Glanze, so denn eine Ordnung seie im Reiche, welche den Heilgen Vieren wohl gefalle. Doch wie schauet es aus im Galadonischen Reich?

Das Galadonische Reich liegt darnieder, verfallet mehr und mehr in Agonie. Gewiss traget seine Majestät, welche auserkoren von den Heilgen Vieren, keine Schuld daran., dass so geschehen ist. Schuld sind allein die alten, mächtigen Adelsgeschlechter, die Ritterschaft in den Baronien und Grafschaften des galadonischen Reiches, welche es verstanden haben, sich bei seiner Majestät einzuschmeicheln.
Unkultiviert und hemmungslos sind diese in ihren Instinkten. Etwas Barbarisches, wider den Heilgen Vieren, lebt in ihren wilden Seelen ungebrochen, je wie es ihr Vorteil will. Die Frucht dieser weltlichen Obrigkeit ist allein die Verderbtheit, welche sich offenbare in Hochmut und allen lasterhaften weltlichen Begierden.
Fremd ist ihnen, in Demut zu erflehen den Beistand der Heilgen Viere und den Segen der Diener der Heilgen Viere, so sie zu Felder ziehen wider die Brut des Ungenannten, des namenlosen Gottes. Stattdessen bedecken sie ihre Pferde mit seidenen Decken und ihre Panzer mit allen möglichen Überhängen und Tüchern, bemalen ihre Schilder, schmücken sich ringsum mit Gold und Silber und Edelsteinen.
Ein törichtes Tun mag man darin sehen, so sie mit solch weibischem Putz wider dem namenlosen Gott in den Kampf ziehen. Doch ist weitaus Schlimmeres zu sehen darin als nur törichtes Tun, so sie glauben, dass der Arm des namenlosen Gottes vor den gülden Rüstungen zurückscheut, nicht ein Gewand aus kostbarem Tuch zu durchbohren vermag.
Doch Schlimmeres offenbaret sich, so man erkennet, dass sie sich anmaßen, so sie so sich gebaren, ohne den Segen der Heilgen Viere, ohne den Segen der Heilgen Vier Orden in die Schlacht zu ziehen. Ein Frevel ist’s, den sie selbst nicht erkennen wollen oder nicht zu erkennen vermögen. Ein Frevel, durch welchen uns allen drohet, in den Abgrund gerissen zu werden.

Geschickt haben Adel und Ritterschaft es verstanden, den Einfluss der Heilgen Kirche der Viere bei seiner Majestät und im ganzen Reich zu verringern. Geschickt verstanden es Adel und Ritterschaft, seiner Majestät Herrschaft gleichzusetzen mit der ihrigen weltlichen Herrschaft. Welch frevlerischer Hochmut wider den Heilgen Vieren, ist doch allein eine Herrschaft viergöttergefällig, so sie den Segen derer erfahre, die da berühret sind von den Heilgen Vieren. So lasset Euch sagen, Bruder Sanduros: Allein ist’s, diesem frevlerischem Tun wider den Heilgen Vieren, wider seiner Majestät Willen ein Ende zu bereiten, was die Brüder des „Ringes des Argionemes“ lenkt und leitet in ihrem Tun.

So will ich hier nun diesen Brief enden lassen mit der Bitte und dem Auftrag an Euch, Bruder Sanduros, dem Bruder Calmexistus und den Brüdern des „Ringes des Argionemes“ auf dem Eiland Siebenwind zur Seite zu stehen.

Lasset Euch leiten in Eurem Denken durch den Allwissenden!
Lasset Euch leiten in Eurem Tun durch Argionemes!


Zoran Gosh

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Zuletzt geändert von Calmexistus: 24.01.08, 05:50, insgesamt 1-mal geändert.

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Eisig bläst der Wind den zwei auf den Karren kauernden Männern ins Gesicht. Schon seit Tagen sehen sie in der Ferne in östlicher Richtung den schneebedeckten Gipfel des Weltenbergs. Der Gaul scheint man Ende seiner Kräfte und es geht nur noch langsam voran.

„Wir müssen rasten, Bruder. Lasst uns um Gastfreundschaft ersuchen auf einem einsam gelegenen Gehöft. Dort wollen wir rasten und neue Kraft schöpfen. Und so wir Glück haben, werden wir von dem Bauern ein frisches Pferd erstehen können. Du siehst doch, dass der Gaul am Ende seiner Kräfte ist. Er wird uns den Karren nicht mehr nach Torfeld ziehen.“ „Ja, Bruder, ich habe wohl zu sehr das Pferd zur Eile getrieben. Wir müssen wohl rasten. Doch muss einer von uns beiden stets Wache halten, auf dass nicht jemand der Kisten gewahr werde, sich ihnen nähere oder sich gar an ihnen zu schaffen mache.“ „Gewiss, Bruder, dieses werden wir wohl tun müssen. Doch werden wir auch dann etwas Kraft schöpfen können. Eine warme Mahlzeit wird uns sicherlich gut tun.“


Zur gleichem Zyklus, als die Brüder ein schwaches Licht eines einsam gelegenen Bauernhofes in der Dämmerung erspähen, erreichen seine Eminenz Telophas von Basarius und Hochwürden Henricus Decredon Catae die Hauptstadt Draconis. In Begleitung von sieben Novizen des Ordo Astraeli und Brüdern des Ordens der Bruderschaft waren sie aufgebrochen von der Heilgen Stätte Lafays’ Stab viele Tage vor jener Nacht, in der der Karren mit den geheimnisvollen Kisten sich auf den Weg gemacht hatte.

„Ihr seid Euch sicher, Bruder Telophas, dass seine Heiligkeit, Erzprätor Adrianus Herwart von Yngelsburg, uns so unangekündigt empfangen werde?“ „Seid unbesorgt, Bruder Henricus. Sicherlich werden wir uns gedulden müssen ein wenig. Doch bin ich mir gewiss, dass er mich und Euch bereit sein wird zu empfangen.“ „Und Ihr wollet, Bruder Telophas, ohne Umschweife darauf zu sprechen kommen und vortragen seiner Heiligkeit Euer Anliegen?“ „Gewiss, Bruder Henricus, das werde man tun wollen. Warum seid Ihr so voller Zweifel darüber, dieses unser Anliegen seiner Heiligkeit vorzutragen?" „Und Ihr wollet jene Schrift auch vorlegen seiner Heiligkeit, Bruder Telophas? Ihr wisset um die Brisanz jenes Schriftstückes gewiss wie auch ich es weiß. Doch wie wird seine Heiligkeit darauf reagieren? Ich vermag dieses nicht abzuschätzen.“ „Nein, Bruder Henricus. Man werde zunächst berichten seiner Heiligkeit. Und ich bin mir sicher, dass seine Heiligkeit auch weiß davon, was wir nochmals bekräftigend zu berichten gedenken. Seine Heiligkeit, ich bin zuversichtlich, wird gutheißen unser Anliegen, Bruder Henricus.“

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Zuletzt geändert von Calmexistus: 4.02.08, 05:24, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 17.02.08, 05:34 
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Seit vielen Tagen schon wütet ein Sturm im Süden des Reiches. Den zwei Männern ist bewusst, dass bei diesem Sturm gar nicht daran zu denken ist, sich weiter auf den Weg nach Torfeld zu machen. Sie sind froh, auf diesem einsamen Gehöft, welches wohl östlich des Weges nach Torfeld und südlich der Gebirgskette „Hand Mens“ gelegen, eine Bleibe gefunden zu haben und sich am Feuer wärmen zu können.

Der Bauer des Gehöfts, seine Familie und auch die Knechte und Mägde haben sich den zwei in blauer Robe gekleideten Männern gegenüber gastfreundschaftlich gezeigt, wohl auch darum, da der Bauer für Unterkunft und Verpflegung mit Dukaten reichlich entlohnt worden ist. Aber ein Gefühl des Zweifels ist bei dem Bauern und den Seinen genährt worden durch das Gebaren, welches die zwei Diener Astraels an den Tag gelegt haben und an den Tag legen, wenn man sich dem Karren nähert, der in einer Scheune untergestellt ist. Gleichwohl die beiden Diener des Allwissenden oft sich zusammen setzen mit dem Bauern, seiner Familie oder auch dem Gesinde, über dieses und jenes mit ihnen sich unterhalten, gemeinsam ein Gebet an die Viere mit ihnen sprechen, bleiben doch gewisse Zweifel auch dadurch, dass die Diener Astraels ab und zu sich abseits setzen und im Flüsterton sich unterhalten.

„Wir verlieren viel Zeit, Bruder. Und der Weg ist noch weit nach Falkenstein.“ „Sorge dich nicht, Bruder. Fast zwei Mondesläufe sind es noch bis zu dem Tag, an dem das Schiff der Nortraven in der Falkensteiner Bucht vor Anker gehen wird und dort auf uns wartet.“ "Ja, Du hast wohl recht, Bruder. Es wäre auch sinnlos, bei diesem Unwetter sich auf den Weg zu machen.“




Zu dieser Zeit schaut Hochwürden Zoran Gosh aus dem Fenster einer Studierstube der großen weißmagischen Bibliothek zu Lafays’ Stab. „Wahrlich – jetzt sehet man, welch Kräfte Ventus zu entfesseln vermag. Wehe denen, die nun da draußen diesem schutzlos ausgeliefert sind.“

Er wendet sich wieder um und den drei Männern und der Frau zu, die in der Mitte des Raumes zu ihm schauen. Aufgrund der Habits, welche diese Viere tragen, ist unschwer zu erkennen, dass sie Diener des Herrn Bellum sind. Und die Insignien ihrer Roben offenbaren Hochwürden Gosh, dass zwei Männer Hochgeweihte des Herrn Bellum sind.

„Euer Kommen, Brüder und Schwester, wurde uns schon angekündigt, so rechnete man schon zu früherer Zeit mit Euch.“
„Die Wege sind tief verschneit, Bruder! Und wir wollten unserer Rösser schonen. Darum brauchten wir längere Zeit für den Weg zu diesem Heilgen Ort.“
„Gewiss, gewiss. So sehet bitte in meinen Worten auch keine Worte des Mahnens oder der Ungeduld. Man wisse, dass Ihr auf dem Eiland Siebenwind lange weiltet, dem Herrn Bellum dort dienend. Dankbar sind meine Brüder und ich nun, dass Ihr in der unsrigen Sache die Eurige seht. So sagt mir, Brüder und Schwester, kennet Ihr Bruder Calmexistus Salanus, welcher dienet auf dem Eiland Siebenwind dem Allwissenden und ein Bruder des Ringes des Argionemes ist?“
„Ja, ein jeder von uns kennet Bruder Calmexistus. Ich selbst stand oft mit ihm auf einem Wachturm Brandensteins zu jener Zeit, als die Horden des Namenlosen vor den Mauern dieser Stand standen.“
„Auch ich kenne gut Bruder Calmexistus. Ich gestehe es ein, dass ich in ihm einen sonderbaren Kauz sah, als ich ihn kennen lernte. Ich sah ihn stets in einem Schaukelstuhl im Ordenshaus der Kapelle zu Brandenstein vor sich hindösen. Doch merkte ich schon bald, dass dieser anfängliche Eindruck von Bruder Calmexistus ein irriger war.“
„Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, Schwester. Bruder Calmexistus war einst mein Schüler. So weiß ich selbst sehr gut, dass er wohl manch sonderbares Gebaren an sich hat. Ich nehme an, dass Bruder Sanduros Euch ebenso bekannt ist.“
„Gewiss, auch Bruder Sanduros kennen wir gut. Doch sagt, Bruder, was denket Ihr, wann wir aufbrechen sollten zu dem Eiland, um zu dienen den Heilgen Vieren und um beizustehen Bruder Calmexistus auf dem Eiland? Es sei Euch gesagt, dass wir bereit sind, dorthin aufzubrechen.“
„Schon bald, schon bald. Doch jetzt werdet Ihr noch hier mehr gebraucht, ist es noch besser, dass Ihr hier an dieser Heilgen Stätte dienet dem Ring des Argionemes. Doch denke man, dass Ihr noch in diesem, spätestens aber im kommenden Mondeslauf Euch zu dem Eiland aufmachen solltet.“
„So soll es sein. Möge der Herr Bellum uns die Kraft geben für unser Werk, auf dass es geschehe zum Ruhme der Heilgen Viere und zum Ruhme seiner Majestät, welcher auserkoren von den Heilgen Vieren!“
„Möge der Allwissende uns leiten in unseren Tun!“

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Zuletzt geändert von Calmexistus: 17.02.08, 05:55, insgesamt 1-mal geändert.

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Vor Tagen schon haben die zwei Diener Astraels das Gehöft wieder verlassen. Der Sturm hatte sich gelegt und laue Winde Vitamas ließen schnell den Schnee schmelzen.
Doch dieses macht das Vorankommen wiederum beschwerlich, steckt doch der Karren, beladen mit den zwei schweren Kisten, immer wieder im Schlamm fest.
Ein gutes Stück des Weges nach Torfeld haben sie noch vor sich. Da die zwei Diener des Astrael Vorsicht walten lassen, den Handelsweg nach Torfeld meiden und kleine Pfade nutzen, wird es noch Tage dauern, bis sie das Städtchen Torfeld erreichen werden.
Noch ist genügend Zeit für den Weg zur Falkensteiner Bucht. Noch vermögen sie es, rechtzeitig die Falkensteiner Buch zu erreichen, in der ein Schiff der Nortraven vor Anker liegen soll, welches die zwei schweren Kisten auf das Eiland Siebenwind verbringen soll.

Zur gleichen Zeit hört man in der Küche des kleinen Häuschens, welches am Rande des in der Baronie Morthum gelegenen Städtchens Necris steht, das Gekeife der Theophilia Gruberer, Eheweib des Satorius Gruberer, welcher sein Brot verdienet als Minenarbeiter in den Minen des zerklüfteten Dalugebirges.
„Du kannst uns doch nicht einfach so mir nichts dir nichts verlassen, uns hier allein zurücklassen! Denk doch an deine beiden Kinder. Wovon sollen wir leben, frag ich dich? Soll ich nun auch noch selbst in die Mine gehen und durch meiner Hände Arbeit dafür sorgen, dass unsere Kinder etwas zu beißen haben?“
Schweigsam schaut Satorius Gruberer zu seinen zwei in einer Ecke ängstlich hockenden Kindern, wohl um den zornigen Blicken seines Eheweibes auszuweichen.
„Erduldet habe ich deine Saufereien! Hingenommen habe ich, dass du deinen letzten Dukaten in der Taverne gelassen hast, während deine Kinder und auch ich Hunger erleiden mussten. Und gar nicht reden will ich davon, wann zuletzt du mir schenktest die Freuden Vitamas. Ich vermag mich gar nicht mehr daran zu erinnern, wie es ist, dass mein Schoß die Sinnesfreuden Vitamas dargereicht bekomme durch deiner Lenden Kraft. Wahrscheinlich hat Dir der Branntwein auch diese wohl schon genommen. Einzig Vitamas Sinnesfreuden empfange ich durch dich dadurch, dass ich erdulden muss, wie du besoffen dich neben mich bettest, mir ein ‚Mein Zuckerstütchen, mein Rehlein“ lallend ins Ohr flüsterst, dabei aus deinem Maul nach Met und Branntwein stinkend, um sofort dann schnarchend und grunzend Lifnas Segen zu empfangen.“ Satorius blickt bei diesen Worten, die sarkarstisch und voller Bitternis gesprochen sind, sein Weib an, doch bringt er kein Wort heraus.
„So sag doch, mein Schatz.“ in besänftigendem Tonfall „Was ist der Grund, dass du meinst, auf das Eiland Siebenwind dich begeben zu müssen so plötzlich, uns hier allein zurücklassend? Was hat es mit diesem Mann auf sich, der so geheimnisvoll tat und mit dir sprach?“ „Ich, ich .. Weib, ich muss...“ „So mach endlich dein verdammtes Maul auf, Satorius! Sag endlich mir, was es ist, dass du auf dieses vermaledeite Eiland musst!“ „Ich kann es dir nicht sagen, Weib. So verstehe doch, dass ich es dir nicht sagen kann. Doch ist es, wie es ist. Ich muss mich zu diesem Eiland aufmachen. Doch darf und kann ich dir nichts sagen über den Grund.“

Solch Szenen spielen sich zu selbiger Zeit an manch verschiedenen Orten auf dem Festland ab. Nicht immer ist es mit solch Herzeleid verbunden, wie es geschieht in dem kleinen Hauschen, welches gelegen am Rande des Städtchens Necris in der Baronie Morthum. Mal ist es ein Schneidergesell im Städtchen Librasulus in der Baronie Kettel, der seinem Schneidermeister überraschend kundtut, auf Wanderschaft gehen zu wollen, ohne dafür einen Grund zu nennen. Mal ist es ein Recke in der Kadamark, der bisher die Holztransporte als Wache eskortierte, welcher seinen Hauptmann darum bittet, ihn aus den Diensten des Barons zu entlassen; oder es ist ein Holzschnitzer, der in Gofilm dem Meister seiner Zunft kundtut, dass er fort zu gehen beabsichtige.

Selten nur geben all diese Männer und Frauen Auskunft darüber, dass es ihre Absicht ist, sich auf das Eiland Siebenwind zu begeben. All diese Männer und Frauen hüllen sich in Schweigen darüber, was der Grund ihres Handelns ist. All diese Männer und Frauen tun so, für einen Jeden gleich überraschend wie unerklärlich, nachdem ihnen eine Botschaft übermittelt wurde, die folgenden Wortlaut hatte:

In vier Tagen, gezählet ab dem heutigen Tage, wird werfen eine der drei dunklen Katzen in Lafays Stab fünf zornige Junge.

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BeitragVerfasst: 6.04.08, 18:41 
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Es ist schon spät am Abend, als Claudius Liebegott, ein Jüngling von wohl etwa 20 Astrael, das in der Baronie Wallenburg gelegene Städtchen Titanfels erreicht. Erschöpft ist er von der Wanderung, denn mühevoll war der Weg von der Heilgen Stätte Layfays Stab nach Titanfels. Eine lange Zeit hatte er an jener Heilgen Stätte geweilt, um Schriften in der Bibliothek der an Layfays Stab befindlichen weißmagischen Ausbildungsstätte zu studieren. Nun war er zurück auf dem Weg nach Borast, denn er war Schüler an der weißmagischen Schule zu Borast, eben jener, nahe den Inkwetmooren gelegenen Ausbildungsstätte, die wegen ihrer strengen Ausbildungen gleich berühmten wie berüchtigten Ruf hat. Und er war auf dem Weg nach Borast mit einem wichtigen Auftrag.

So ist er sehr erleichtert, als er die Taverne „Zum schimmernden Astreyon“ betritt. Nur wenige Gäste sitzen im Schankraum und es hängt der Geruch von gebratenem Fleisch und Bier in der Luft. Der Wirt, ein kleiner rundlicher Kerl mit rotem Gesicht und strähnigen Haaren, begrüßt den jungen Mann mit einem freundlichen „Seid gegrüßt und willkommen, werter Herr!“ und geleitet ihn zu einem der zwei Tische, welche nahe dem Kamin stehen. Als Claudius Liebegott seinen Umhang ablegt, schaut der Wirt einen kurzen Moment überrascht, als er der weißen Robe des Claudius Liebegott gewahr wird, die unübersehbar ein Zeichen ziert – ein goldenes Oval, in welchem eine brennende Kerze dargestellt ist.

Nachdem der Wirt dem Claudius Liebegott einen großen Krug gefüllt mit Bier gebracht hat und wieder in einen Hinterraum verschwunden ist, schaut sich Claudius Liebegott genauer um. Außer ihm sind nur vier weitere Gäste in der Taverne: Auf einer in einer Ecke des Schankraumes stehenden Bank sitzt ein junger Bursche wohl mit seiner Liebsten, verschämt und schüchtern mit Zärtlichkeiten um sie werbend. Ein heruntergekommener Landstreicher, der den Kopf laut schnarchend auf den Tisch liegen hat, sitzt an einem in der Mitte des Schankraumes stehenden Tisch. An dem zweiten, nahe dem Kamin stehenden Tisch sitzt ein Mann mittleren Alters. Er ist in einem schwarzen Mantel gekleidet und raucht – seine Blicke stumm und forschend auf Claudius Liebegott gerichtet – an seiner langstieligen Pfeife. Der junge Mann, müde und erschöpft von der Wanderung, erwidert den Blick fragend und ohne sich einschüchtern zu lassen. Seine Hand fährt einige male durch die Luft, um den hellgrauen Rauch zu vertreiben, da dessen aromatische Zusammensetzung ihm zu Kopf zu steigen droht.

Als der Wirt neben Claudius Liebegott steht und ihn anspricht, zuckt dieser erschrocken zusammen, da er den Wirt wohl nicht kommen gehört hat. Insgeheim tadelt sich Claudius Liebegott selber für seine Unachtsamkeit und dass der Fremde ihn so hat ablenken können. So bittet er auch den Wirt um Verzeihung, er möge seine Frage doch bitte wiederholen. Nachdem Claudius Liebegott dem Wirt einige Dukaten zugesteckt hat für die gebrachten Speisen, verschwindet der Wirt wieder, ohne den anderen Mann auch nur eines Blickes zu würdigen. Als Claudius Liebegott seinen Kopf wieder in dessen Richtung dreht, ist der Platz an dem Tisch leer. Stirnrunzelnd blickt er sich um und erschrickt erneut, als eine sanfte und doch zugleich eindringliche Stimme direkt neben ihm erklingt. „Ihr seid beschenkt von der Gabe, die Astrael als Geschenk darreicht, und wandelt auf den Pfaden weißen Magie, mein Sohn. Sagt, wenn ich irre!“ Vor Schreck bleibt Claudius Liebegott das Stück Fleisch fast im Hals stecken. Es dauert eine Zeit, bis er sich von dem Schrecken erholt und den Mann anschaut. „Nein, Ihr irrt nicht. Aber woher wisst Ihr., dass....“ „Nun, Euer Zeichen, welches Eure Robe ziert. Ich kenne dieses Zeichen als das Zeichen der Brüder der ‚Zeitlosen Hoffnung’. „Ja, so ist es und in diesem Falle irrt Ihr nicht, werter Mann“

Claudius Liebegott mustert den Mann nun genauer. Aus der Nähe scheint der Mann ihm wesentlich jünger als er angenommen hat zuvor; doch als Claudius Liebengott dem Mann nun direkt in seine saphirschimmernden Augen blickt, erkennt er eine Tiefgründigkeit und ein Alter, das nicht zum Rest des Gesichtes passt. Die braunen Haare des Mannes sind schulterlang und leicht gewellt, sein Mantel sauber, aber stellenweise deutlich abgenutzt vom Alter. Am Kragen wird dieser von einer unscheinbaren, schwarzfarbenen Brosche zusammengehalten, auf der zwei gekreuzte Dolche, die ein Auge umfassen, zu sehen sind. Die Hände des Mannes sind übereinander auf seinem Schoss gelegt und wirken gepflegt und filigran – keinesfalls wie die eines Kämpfers oder eines schwer arbeitenden Handwerkers. Die langstielige Pfeife ist nicht mehr zu sehen, aber der betörende Tabakgeruch liegt immer noch in der Luft. Am linken Handgelenk fällt Claudius Liebegott ein aus sehr dünnem Stahlseil geflochtenes Armband auf und am Ringfinger seiner rechten Hand ein Ring mit einem kunstvoll eingravierten „B“, das ebenfalls durch zwei gekreuzte Dolche eingefasst wird.

„Mein Name ist Fabius Montegro.“, sagt der Fremde und seine Stimme hat etwas Ergreifendes, etwas Melodisches an sich, das Claudius Liebegott sofort einnimmt, ihn aber auch zugleich erschauern lässt. Nachdem Claudius Liebegott sich dem Mann ebenfalls vorgestellt hat und den Mann dazu eingeladen hat, mit ihm zu speisen, sind die Skepsis und Zurückhaltung des Claudius Liebegott eigenartigerweise schnell verschwunden und der Mann hat mit den wenigen Worten eine Atmosphäre geschaffen, als wenn Claudius Liebegott diesen Mann schon lange kennen würde. So erzählt er dem Mann von seinem Tun, dass er an der Heilgen Stätte Lafays Stab weilte, dort Schriften studierte und dass er nun wieder auf dem Weg zurück nach Borast sei, da er Schüler sei in der dort gelegenen weißmagischen Ausbildungsstätte der „Schule der Läuterung“. Fabius Montegro hört aufmerksam zu und beobachtet Claudius Liebegott mit einem tiefgründigen Blick.

Als Claudius Liebegott von den Geschehnissen berichtet, deren er gewahr wurde an der Heilgen Stätte Lafays Stab, als er erzählt dem Mann, dass in den vergangenen Mondesläufen mehr und mehr Diener des Allwissenden Astrael dort eingetroffen sind, bemerkt er ein kurzes Funkeln in den Augen des Mannes. Erst recht bemerkt er dieses, als er darauf zu sprechen kommt, dass an der weißmagischen Schule zu Lafays Stab davon gesprochen wurde, dass in der letzten Zeit vermehrt Diener des Allwissenden Astrael an der Heilgen Stätte eingetroffen sind in Begleitung von Mannen eines Ordens, der sich schlicht Die Bruderschaft nennt.

Es mag dem vielen Met geschuldet sein, den Claudius Liebegott getrunken hat, dass er dem ihm fremden Mann viel erzählt, was er besser nicht tun sollte. So erzählt er ihm von der Ermordung des Bibliothekars der Bibliothek der weißmagischen Schule zu Borast. Auch erzählt er ihm davon, dass aus verschiedenen Bibliotheken im ganzen Reiche heilige Schriften entwendet wurden, und dass er beauftragt sei, eine der noch wenigen verbliebenen heiligen Schriften zur Bibliothek nach Borast zu bringen.

Schnell fällt Claudius Liebegott in einen tiefen Schlaf, nachdem er ein Bittgebet zu Lifna gesprochen hat. Im Traum streichelt eine Hand liebevoll seine Wange, seinen Hals. Zärtlich berühren Fingerkuppen seine Lippen, auf dass sie sich leicht öffnen. Mit seiner Zunge schmeckt er die süßlichen Tropfen, die seine Lippen benetzen.

Ein markerschütternder Schrei der Dienstmagd lässt in den frühen Morgenzyklen den Wirt der Taverne „Zum schimmernden Astreyon“ aus seinem Bett hochfahren. Hurtig schlüpft er in seine Pantoffeln und eilt die Treppe hinauf zu den Gästezimmern. Kreidebleich steht die Dienstmagd vor der Türe eines der Zimmer. Als der Wirt in das Zimmer geht, sieht er Claudius Liebegott in dem Bett liegen, die Augen starr, weit aufgerissen, weißer Schaum vor dem Mund.
Zur selbigen Zeit hat Fabius Montegro das Städtchen Titanfels schon verlassen und ist auf dem Weg nach Lafays Stab. In seiner Tasche eine Schrift, welche sich noch am gestrigen Abend im Besitz des Claudius Liebegott befand.

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BeitragVerfasst: 19.04.08, 17:45 
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Am Fuße des Schlachtenbergs

Die zwei Diener des Astrael haben Torfeld hinter sich gelassen, Viel Zeit hat es gekostet, da sie das Städtchen Torfeld weit umfahren haben; die Wege, die sie nutzen mussten, waren schlecht.

Doch nun sind sie gezwungen, Rast zu machen in einen kleinem Dörfchen, welches am Fuße des Schlachtenberges gelegen ist, da einer der beiden Diener des Astrael erkrankt ist. In einer heruntergekommenen Herberge sind sie abgestiegen, auf dass der erkrankte Bruder wieder zu Kräften kommt.

„Oh Bruder, ich fürchte, dass durch mich uns misslingen wird, was uns aufgetragen wurde. Wir werden nicht rechtzeitig erreichen die Falkensteiner Bucht. Wir werden zu spät dort ankommen und das Nortraven-Schiff wird fort sein.“ „Sorge dich nicht, Bruder. Wir haben noch Zeit und werden schon zu rechten Zeit unser Ziel erreichen. Werde du nur wieder gesund.“ „Die zwei Kisten, sie sollen doch nach Brandenstein verbracht werden, nicht?“ „Ja, Bruder, so ist es. Und es ist von Wichtigkeit, dass diese zwei Kisten in Brandenstein gut und sicher verwahret bleiben vorerst. Du weißt doch darum! Doch nun ruhe dich aus und schlafe ein wenig. Ich werde Dir zu späterer Zeit eine Suppe bringen, die dir gut tun wird.“



In der weißmagischen Bibliothek zu Lafays Stab

Zur gleichem Zyklus, als die zwei Brüder in der armseligen Taverne rasten, erreichen seine Eminenz Telophas von Basarius und Hochwürden Henricus Decredon Catae die Heilige Stätte Lafays Stab. Sie sind zurückgekehrt aus der Hauptstadt Draconis in Begleitung von sieben Novizen des Ordo Astraeli und Brüdern des Ordens der Bruderschaft.

In Draconis hatten sie bei seiner Heiligkeit, Erzprätor Adrianus Herwart von Yngelsburg, nicht erreicht, was sie sich erhofft hatten. Doch nun eilen sie zu Hochwürden Zoran Gosh, denn sie haben in Draconis vernommen, was seiner Majestät Wunsch und Befehl; sie wollen den Brüdern eiligst berichten davon, dass die Diözesen der Kirche der Heiligen Viere aufgelöst, Sie wissen darum, dass sie sich beratschlagen müssen, was zu tun sei angesichts der Änderungen, die da in der Kirche der Heiligen Kirche auf Geheiß seiner Majestät kommen werden.

Als sie das Zimmer in der weißmagischen Bibliothek zu Lafays Stab betreten, in dem sich Hochwürden Gosh aufhält, werden sie noch gewahr, wie Fabius Montegro Hochwürden Gosh just eine Pergamentrolle übergibt. Mit einem genügsamen Lächeln nimmt Hochwürden Gosh die Schriftrolle an sich. „War es beschwerlich, in den Besitz dieser bedeutsamen Schrift zu kommen? Doch nein, Ihr müsset nicht mir berichten. Wichtig allein ist, dass diese Schrift nicht in falschen Händen man wisse. Die Brüder des Ringes des Argionemes sind dankbar den Fratres Noctis, wissen sie doch, dass Ihr wie die Euren ihnen treu zu Seite stehen, wie es schon immer war.“
Fabius Montegro verneigt sich leicht vor Hochwürden Gosh. „Wie es Euer Wunsch ist, Hochwürden, werde man sich auf den Weg nach Venturia machen, um dort ein Schiff zu finden, welches mich auf dieses Eiland bringen soll.“ „So tuet dieses. Eure Brüder werden Euch empfangen auf dem Eiland. Ihr wisset nun darum, dass zwei Kisten es sind, die Ihr in der Hafenstadt Brandenstein entgegen nehmen sollt. Der Vogtess nehmt Euch an, wie ich es Euch sagte. Doch vor allem nehmt Euch jener Elfe an, Ihr wisset nun darum, warum sie sterben muss.“ „Der Frieden Morsans wird ihre Seele erfüllen, Hochwürden.“

Fragenden Blickes schauen Eminenz Telophas von Basarius und Hochwürden Henricus Decredon Catae dem Fabius Montegro nach, als dieser das Zimmer verlässt. Mit gleichen fragenden Blicken wenden sie sich nun Hochwürden Zoran Gosh zu. „Es muss diese Tat geschehen, Brüder! Doch lasst uns zusammenrufen den inneren Zirkel. Vieles ist es, was zu besprechen ist!“

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Ende der Zeit der Könige
BeitragVerfasst: 6.08.08, 16:51 
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Nahe der Bucht zu Falkenstein

Viele Tage waren vergangen, allzu viel Zeit war verstrichen. Ein schweres Fieber hatte beide Diener des Astrael an das Bett gefesselt. Sie waren froh darüber gewesen, dass der Wirt der Taverne und dessen Gesinde ihnen Pflege hatte angedeihen lassen, gleichwohl es viele Dukaten gekostet hatte. Allein Sorge um die zwei Kisten hatten sie sich oft gemacht, hatten sie es doch nicht vermocht, über selbige Kisten zu wachen, als sie das Bett hüten mussten.

Die zwei Diener des Astrael sind nun wieder auf dem Weg. Etwas kränklich und schwach sehen sind sie noch, wie sie da auf dem Bock des Pferdewagens sitzen, der von dem Gaul gezogen wird. In südöstlicher Richtung erhebt sich das Bergmassiv des Schlachtenberges und ein kräftiger Südwind trägt Meeresluft heran. „Werden wir noch rechtzeitig die Falkensteiner Bucht erreichen, Bruder?“ „Mache Dir keine Sorgen, Bruder. Noch vermögen wir es zu schaffen, können rechtzeitig die Bucht Falkenstein erreichen. Doch dafür müssen wir sputen, auf dass wir das Nortravenschiff in der Bucht von Falkenstein noch antreffen werden. Also lass die Peitsche knallen und treibe an den Gaul, Bruder.“



Im Kloster des Ordo Astraeli zu Nakro in der Baronie Kettel

Hochwürden Ectus Fuhrenberg flucht leise, als er in den leeren Taubenschlag schaut. Schon seit Tagen erwartet er eine Botschaft von Hochwürden Hadrian Lugado, welcher in Draconis weilt. Missmutig schaut er drein, als er leicht hinkend vom Taubenturm hinabsteigt

In seinem Arbeitszimmer angekommen, schlägt Hochwürden Fuhrenberg einen Folianten auf und beginnt mit dem Studium der Schrift. Doch gelingt es ihm nicht recht, sich auf das Lesen dieser Schrift zu besinnen, da er sich Sorgen macht darum, dass noch immer keine Nachricht von Hochwürden Lugado ihn erreicht hat. Und da er weiß um die Dringlichkeit dieser Nachricht, ist seine Sorge umso größer.

Als es an der Tür klopft und ein junger Novize das Arbeitszimmer betritt, wird er aus seinen Gedanken gerissen. „Das Essen ist fertig, Hochwürden. Wir haben darüber hinaus Besuch, Hochwürden. Eine Delegation aus Draconis ist soeben eingetroffen und wird mit uns speisen, so es Hochwürden genehm." „Eine Delegation aus Draconis? So ist es sicherlich Hochwürden Lugado, welch eine Freude, ihn begrüßen zu dürfen.“ „Nein, Hochwürden, es handele sich nicht um Hochwürden Lugado. Es seien fünf Männer und wohl von Adel, denn sie sind gewandet in feinstem Tuch und in ihrem Gefolge wohl mehr als zwanzig berittene Streiter. Doch vermag ich Euch nicht zu sagen, was diese hier her führt nach Nakro, denn sie wollten mir nichts sagen und wünschen Euch zu sprechen, Hochwürden. Auch konnte ich kein Wappen bei ihnen entdecken noch sonst etwas, dass mir erlaubet, Euch zu sagen, wer diese Männer sind, Hochwürden.“ „Nun, so wollen wir die Herren begrüßen und hören, was sie hier her führt und welches Begehr sie haben.“

Als Hochwürden Fuhrenberg den Raum betritt, in den der Novize die fünf Männer geführt hat, beschleicht ihn ein Gefühl der Skepsis, da ihm die Männer, die in staubige Mäntel gehüllt in der Halle an der langen Tafel sitzen, nicht bekannt sind. Mit leicht gekrauster Stirn räuspert er sich und will gerade einige Grußworte und einen Segen sprechen, als einer der Männer sich erhebt und zu sprechen beginnt: „Ihr seid Hochwürden Ectus Fuhrenberg, ehemaliges Oberhaupt der Diözese Kettel?“ Als Hochwürden Fuhrenberg dieses bejaht, erheben sich die anderen Männer, blitzen Schwerter im Fackelschein. „Was fallet Euch ein, Ihr Herren, das Schwert zu erheben wider einem Diener des Allwissenden?“ Doch der Mann, welcher ihn angesprochen hat, achtet nicht auf die Worte seiner Hochwürden und fährt mit schneidender Stimme fort: „Ihr gehöret an einer Vereinigung, die sich nennt „Ring des Argionemes!“ Ectus Fuhrenberg erblasst und krampft sich mit der Hand an den Tisch. Er hat sofort begriffen, was ihm bevorsteht. Jetzt hört er harte Schritte, das Klirren von Waffen; er wird gewahr, wie weitere Recken in den Saal stürmen und als geharnischte Mauer jeden Rückzug versperren. Einige der Mannen haben sich dem leichenblassen Ectus Fuhrenberg genähert, um ihn zu packen, einer der Männer wirft ihm einen Strick um den Hals und beginnt, ihn hinauszuzerren.

In einem nahe dem Kloster gelegenen Wald fallen sie her über Ectus Fuhrenberg und über den Novizen wie Rasende, toll vor Erregung. Wie um die Wette stoßen sie mit ihren Schwertern auf die Wehrlosen ein, immer, immer wieder, und vom Blutdurst trunken gemacht, schließlich derartig wildwütig, dass sie einander selbst verwunden. Der Waldboden schwimmt schon nass und rot, und noch immer rasen sie weiter. Erst da sie den letzten Atemzug Leben den zuckenden, aus unzähligen Wunden blutenden Leibern der Unseligen entrissen haben, lassen sie ab. Und als grauenhaft entstellte Fleischmasse werden die Leichen in den Waldboden verscharrt.

Grauenvolle Qualen, unvorstellbare Pein, unermessliche Schmerzen waren es, welche zugefügt wurden Hochwürden Ectus Fuhrenberg; und desgleichen widerfuhr solch Furchtbares seiner Hochwürden Lugado in einem zu Draconis nahe gelegenen Wald. Doch aller Schmerz, alle Pein vermochte nicht zu lösen die Zunge von Hadrian Lugado; allein ein Pergament, eben jene Nachricht, die Ectus Fuhrenberg so dringlich erwartete, war es, die selbigen verriet, war doch seiner Name auf diesem Pergament zu lesen.

Ectus Fuhrenberg war nicht so stark wie Hochwürden Lugado, seinen Peinigern zu widerstehen. Die Qualen und Schmerzen, die man ihm zufügte, vermochten zu lösen seine Zunge. Astrael möge es ihm verzeihen und der Allwissende wird gewiss verzeihen seinem Diener, auch wenn gar furchtbar war, was er verriet, denn es waren die Namen derer, die da waren der Innere Zirkel des Ringes des Argionemes – Eminenz Telophas von Basarius, Hochwürden Zoran Gosh, Hochwürden Henricus Decredon Catae, Hochwürden Romualdo Lavarin, Hochwürden Willibald Puckel, Hochwürden Ignaz Moravio.

In scharfem Ritt ist eine Reiterei auf dem Weg nach Lafays Stab. Librasulus haben sie schon hinter sich gelassen, doch verlassen sie nun den Weg, der nach Draconis führt und reiten in südöstliche Richtung, um in scharfem Ritt, die Wälder Kadamarks durchquerend, schneller ihr Ziel zu erreichen – die heilige Stätte Lafays’ Stab.

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Ende der Zeit der Könige
BeitragVerfasst: 10.08.08, 14:14 
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Am Bord eines Nortravenschiffes

Mühselig war die letzte Wegstrecke gewesen, denn die zwei Diener des Astrael mussten sich wahrlich sputen, um noch rechtzeitig die Falkensteiner Bucht zu erreichen. Doch wurde ihre Mühe belohnt, das Schiff der Nortraven lag noch in der Buch zu Falkenstein und wartete auf ihr Kommen. Beschwerlich ist es noch gewesen, die schweren Kisten mit einer kleinen Schaluppe an Bord des Schiffes zu bringen, doch ist diese Arbeit nicht mehr mit dieser Hast zu tun gewesen.

Erleichtert und voller Zuversicht stehen die zwei Diener des Allwissenden an der Reling und schauen auf das offene Meer. Laute Kommandos der Nortraven vernehmen sie, als der Anker gelichtet wird und die Segel gesetzt werden.



In einem Zimmer in der weißmagischen Bibliothek zu Lafays Stab

Zur gleicher Zeit, als die zwei Diener des Astrael auf dem Nortravenschiff weilen, blickt der Hochgeweihte des Astrael, Zoran Gosh, aus dem Fenster eines in der weißmagischen Bibliothek zu Lafays Stab gelegenen Zimmers. Wie es den Tagen Vitamas eigen ist, ist die Luft klar und der Ausblick aus dem Turmfester gen Osten ist wahrlich ein prachtvoller. In der Ferne zeichnet sich deutlich der Gebirgszug „Hand Mens“ am Horizont ab, dessen schneebedeckte Gipfel von dem Licht Felas angestrahlt in gülden Farben leuchten.

Dem Hochgeweihten Zoran Gosh, Mitglied des Inneren Zirkels des Ringes des Argionemes, scheint aber dieser herrliche Blick aus dem Fenster auf die Landschaft des Herzogtums Sae keine rechte Erbauung zu sein. Ein Irrtum wäre es, würde man den Grund für das offensichtliche fehlende Interesse an der herrlichen Landschaft des Herzogtums darin vermuten, dass er die Wälder der Baronie Kadamark vermissen würde. Der eigentliche Grund ist, dass seine Gedanken allein darum kreisen, was geschehen war in dem letzten Mondeslauf.

„Wie seie es bestellt darum, was seiner Majestät Wille ist, die Diözesen der Kirche der Heiligen Viere des galadonischen Reiches in Signaturen zu fassen, Bruder Enricus?“ hört Zoran Gosh Eminenz Telophas von Basarius fragen, der an einem in der Mitte des Raumes stehenden runden Eichentisch mit fünf weiteren betagten Männern sitzt, deren gemeinsames auffälliges Äußerliche ist, dass ihre Köpfe alle kahl geschoren sind.

Die Geschehnisse des letzten Mondeslaufes sind es gewesen, die Telophas von Basarius veranlasst haben, als Rector des Inneren Zirkels des Argionemes-Ringes die sechs Mitglieder des Inneren Zirkels zusammenkommen zu lassen.

Die von Eminenz Telophas von Basarius gestellte Frage gilt Hochwürden Henricus Decredon Catae, der eine Zeit lang nachdenklich in die Runde blickt, bevor er antwortet: „Nun, es sei wohl abgeschlossen, was seiner Majestät Wunsch und die Diözesen zusammengefasst in zehn Signaturen. Es seie gesagt, dass man Bruder Hadrian schon längst aus Draconis zurück erwarte, um von ihm Neueres zu erfahren. Doch ist er leider noch immer nicht aus Draconis zurückgekehrt. Und ich muss Euch sagen, Brüder, dass ich mir nun auch Sorgen mache um den Bruder Hadrian, dass ihm etwas zugestoßen sei vielleicht. Aber nun gut. So will ich Euch berichten, wie es bestellt sei um die Reform der Kirche der Heilgen Viere: Es müsse festgestellt werden, dass …“

Hochwürden Catae wird bei seinen Ausführungen unterbrochen durch einen Novizen, der das Zimmer betritt und von einer Delegation kündet, welche eingetroffen seie aus Draconis und zu sprechen wünsche die Hohen Würdenträger des Ordo Astraeli.

„Wisssse man darum, in wessssen Namen diessse Delegation gessschicket wurde, wassss sssie für ein Anliegen habe?“ Nein – sie wollten mir nichts dergleichen sagen. Allein die Bitte trugen sie vor, vorsprechen zu dürfen. Man denke jedoch, dass die vier Männer von adeligem Stand seien, denn sie sind gekleidet in edlem Gewande und zu ihnen gehöret eine Reiterei von wohl gut 20 Mannen, die sie wohl geleiteten auf dem Weg von Draconis zu dieser heiligen Stätte.“ „Sagten sie denn, wen Sie sprechen wollten, Novizius?“ fragt Hochwürden Romualdo Lavarin. „Ja – sie nannten die Eurigen Namen.“

Überrascht fährt Zoran Gosh herum und wendet sich dem Novizius zu. „Sie nannten die unsrigen Namen, einen jeden von uns, Novizius?“ „So ist es, Hochwürden Gosh.“ Fragenden Blickes schaut Zoran Gosh zu den am Tisch Sitzenden. „Woher mögen sie wissen unsere Namen und dass wir nun hier an diesem Orte allesamt anzutreffen sind?“ „Wahrlich verwunderlich ist dieses; Bruder Zoran. Doch sollten wir empfangen diese Delegation aus Draconis. Dann werden wir es erfahren. Doch sehe ich keinen Grund, der uns veranlassen sollte, uns zu sorgen.“ Mit ruhiger Stimme spricht Hochwürden Ignaz Moravio zu seinen Brüdern, eher er sich dem Novizen zuwendet: „Novizius, richtet aus der Delegation aus Draconis, dass man am morgigen Tage sie empfangen werde. Sorget dafür, dass sie eine Unterkunft bekommen und dass es ihnen auch sonst an nichts mangele.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Ende der Zeit der Könige
BeitragVerfasst: 15.08.08, 12:20 
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In sturmgepeitschter See

„Oh Astrael, hilf uns und stehe uns bei!“ Verängstigt kauern die zwei Diener des Astrael in einer Kajüte des Nortravenschiffes. Krampfhaft halten sie sich fest, versuchen Halt zu finden, um nicht in der Kajüte des Schiffes herumgeschleudert zu werden. Sie hören das Heulen des tosenden Sturmwindes, der nur wenige Wortfetzen, geschrieene Kommandos der Notraven, an ihr Ohr dringen lässt. Das Krachen und Bersten, als der Mast des Schiffes bricht, lässt sie verängstigt zusammenzucken.

Die zwei Diener des Astrael knien in der Kajüte, mit ihren Händen eine Kugel vor ihrer Brust andeutend. Sie sprechen gemeinsam ein Gebet zu dem Allwissenden, demütig ihr Haupt neigend, als eine riesige Welle sich über dem Schiff bricht und das Meer das Schiff verschlingt.



In den im Herzogtum Taras gelegenen Inkwitmooren

Vor Tagen waren die edlen Herren und ihr Gefolge aufgebrochen von der Heiligen Stätte Lafays Stab, um die Diener des Allwissenden zu geleiten nach Draconis. Das Misstrauen, welches die Diener des Allwissenden ihnen gegenüber hegten zu Beginn, konnten sie zerstreuen. Ein Pergament, welches zierte das Siegel des Zälaten, leistete ihnen dafür gute Dienste. Dass dieses Siegel eine Fälschung war, vermochten die Diener des Allwissenden nicht zu erkennen. So waren die Diener Astraels festen Glaubens und guten Mutes, da das Pergament kundtat, dass es des Zälaten Wunsch sei, sie zu sehen und ihren weisen Rat zu hören. Wie in der Schrift zu lesen war, sich nach Draconis aufzumachen, taten sie und brachen auf nach Draconis, geleitet von den 5 Gesandten und deren Streiter.

Mit Ehrfurcht und Respekt wurden die Diener des Astrael von den Mannen behandelt, welche vorgaben, auf Befehl des Zälaten zu handeln. So ist es nicht verwunderlich, dass ein jegliches Misstrauen der Diener des Allwissenden zerstreut war, als das Örtchen Titanfels erreicht wurde. Drei Tage rastete man an diesem Ort, denn die Reise war beschwerlich. Dort lauschten aufmerksam die Mannen den Worten der Diener Astraels, demütig sprachen sie mit ihnen Gebete zu Astrael und priesen den Namen des Allwissenden. Jeglicher Argwohn war ausgeräumt, so dass die Diener des Allwissenden auch keinen Argwohn hegten, als davon gesprochen wurde, dass der Weg nach Borast unpassierbar sei und man einen Umweg durch die Inkwitmoore auf sich nehmen müsste.

Schweigend stehen die Mannen am Rande des Tümpels und schauen starren Blickes, wie das Moor die blaue Robe verschluckt. Blutig sind ihre Schwerter, Blut verschmiert sind ihre Gewänder. Manch einer der Mannen stützt sich erschöpf auf den Knauf seines Schwertes, gleichwohl es kein Kampf war, der sie ihre Kräfte kostete, denn die Brüder des Astrael vermochten sich nicht zu wehren. Erschöpft ist manch einer der Männer wohl, weil das Gemetzel, das Abschlachten der vielen Diener des Astrael wohl schwer lastet auf der Seele.

Ein heftiger Regen setzt ein und reißt die Männer aus ihrer Lethargie. Die Blutlachen, letzte Zeugnisse des Geschehens, werden fortgespült vom Regen, der nun sintflutartig niederprasselt. Hastige Worte werden gesprochen, die zur Eile mahnen, denn schnell steigt das Wasser im Moor an und Wege, die noch zuvor passierbar waren, sind nicht mehr zu finden.

„Bellum, stehe mir bei und sei mir gnädig.“ Krampfhaft umklammert der Letzte der Recken den Knauf des Sattels. Sein stolzer Rappe wiehert laut im Todeskampf, streckt seinen Kopf empor, doch die heftigen Bewegungen lassen um so schneller den Rappen im Moor versinken. Mit letzter Kraft entnimmt der Recke eine Taube aus einem kleinen Holzkäfig, welcher am Sattel gebunden ist, befestigt ein winziges Pergamentröllchen an dem rechten Bein der Taube und wirft mit letzter Kraft die Taube in die Höhe. Der Flügelschlag der Taube ist zu hören, als sie sich in die Lüfte emporschwingt und Richtung Norden gen Draconis fliegt. Stille herrscht wieder in den Inkwetmooren.

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Roselin Linnfaerber
Bram Fichtenstieg
Viinjald Frederikksson

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