Siebenwindhomepage   Siebenwindforen  
Aktuelle Zeit: 7.07.25, 17:32

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Die Suche
BeitragVerfasst: 27.02.10, 14:22 
Ehrenbürger
Ehrenbürger
Benutzeravatar

Registriert: 8.01.04, 15:37
Beiträge: 978
Sie fror.

Der Wind hatte eine eisige Frische in sich. Ihr Lagerfeuer flackerte leicht und erzeugte tanzende Schatten auf der nächtlichen, öden Umgebung. Außer dem tosenden Wind und dem knistern des Feuers, vernahm sie keine Geräusche in der Umgebung. Wer sollte auch hier hin kommen? Mitten ins tiefste Ödland. Sie warf ein weiteres Stück Holz in die Glut und ließ den Wind den Rest erledigen. Bald fachte das Feuer wieder stärker auf.
Seit einer Woche war sie nun hier. Eine Woche im Ödland. Es war eine Grenzerfahrung die sie benötigte. Die Idee war einfach gewesen. Finde wieder zu den fudamentalen Wurzeln des Ritterordens. Stärke deinen Körper und schärfe den Verstand. Als sie aufgebrochen war, war sie ausgebrannt gewesen. Die Zeit war nie gut zu ihr. Der Verlust von Gefährten, Freunden, Geliebten und der ewige Kampf gegen Feinde wie die Orken, hatten dazu geführt, daß sie emotional festgefahren war. Die Problematik dahinter leuchtete ihr ein. Sie war zu dem geworden, was sie nie werden wollte. Sie glich nun mehr Hagen Robaar, anstatt Fedral Lavid.
Grimmig, distanziert, arrogant und herrschaftlich. Sie wollte nie so sein. Ihr Ziel war es stehts gewesen ein Ritter der traditionellen Machart zu sein. Jemand der Unschuldigen half, der Schuldige bestrafte und der sein Herzblut für die gerechte Sache opferte. Natürlich tat sie dies, aber die Ambitionen dahinter waren die falschen. Sie wurde geleitet von Ehrgeiz und der Überzeugung als Frau in der Ritterschaft härter kämpfen zu müssen als jeder Mann.
Als ihr ehemaliger Knappe, Yves Rondragon, durch die Wahl der Tafelrunde zum Hochmeister des höchsten Ordens, dem der Drachen, ernannt worden war, verzehrte es sie innerlich vor Missgunst und Neid. Sie hatte soviel Blut vergossen, soviel Schweiß und soviele Tränen, für die Ritterschaft. Der Dank dafür war stets gewesen, daß sie weiter um das kämpfen musste, was ihr ihrer Meinung nach zustand.
Der Fehler hinter dieser Denkweise war offensichtlich. Sie hatte die Tugend der Demut verloren. Wie konnte das passieren? Sie erinnerte sich, daß sie als junge Frau von gerade einmal 18 Morsan nach Siebenwind kam. Naiv, voller Elan und voller Demut, den Göttern und der Sache gegenüber. Sie hatte sich engagiert, die Naivität und die Schwäche ihres Leibes überwunden, nur um schließlich zu einem starrsinnig denkenden Ordensmitglied zu werden.
Festgefahren in Fehden mit den Orken oder Persönlichkeiten aus ihrer Vergangenheit, die ihr den Aufstieg innerhalb des Adels neideten. Was brachten diese Fehden? Nichts. Lediglich leid, wie sie ein ums andere Mal am eigenen Leib erfuhr.
Deswegen war sie hier. Hier draußen in der Wildnis des Aschelandes. Deswegen zitterte sie in der Kälte des Morsans und sann über sich selbst und die Götter nach.

In der ersten Woche kam sie zu keinem befriedigenden Ergebnis.

Die zweite Woche. Sie hatte sich im Jagen versucht und einen Wolf erlegt, der sie attackiert hatte. Letztlich hatte sie dessen Fleisch aber nicht angerührt. Wie konnte sie auch? Hier war alles verdorben. Wahrscheinlich auch das tote Fleisch der von ihr erschlagenen Kreatur. Sie wusste, daß dies ein Vorurteil war, denn sie war schon viele Male im Ödland gewesen. Sie hatte das Fleisch der dort verwilderten Tiere gegessen und hatte nie etwas wie Verderbnis empfunden. Dennoch hinderte sie etwas. Vermutlich die Vorstellung, daß sie doch einst verdorben worden war.
Sie erinnerte sich an die Narbe in Form des vandrischen Wappens, welches sie einst auf dem Bauch getragen hat. Sie war entfernt worden, als sie um eine Audienz bei seiner Majestät bat, damals in Draconis. Die Erinnerung war jedoch geblieben. Ebenso die Scham, daß sie ihr Leben einem Tardukai verdankte.
Sie dachte über das vandrische Vermächtnis der Tardukai nach und schämte sich abermals, als sie bemerkte, daß sie ein ganzes Lehen verdammte, nur dafür, daß es solche Menschen hervorbrachte. Sir Lavid war auch aus Vandrien gekommen und er war ein besserer Ritter gewesen als sie. Vorurteile... Schon wieder.
Nicht alle Halblinge sind nur lustig. Es gibt auch ernste.
Nicht alle Elfen sind mystisch. Es gibt auch Idioten unter ihnen.
Nicht alle Orken befinden sich im Blutrausch. Mit manchen kann man vernünftig reden.
Nicht alle Nortraven haben einen sofortigen Hass auf das Wappen auf ihrer Brust. Manche könnten Freunde werden.

Warum nur war sie so festgefahren? Wie konnte sie die Ausbildung ihres Knappen beenden, wenn sie selbst sich nicht mehr benahm wie es ein Ritter tuen sollte?

Auch die zweite Woche brachte nur wenige Erkenntnisse.

Woche drei. Ihre Vorräte waren aufgebraucht und sie as nun doch vom Fleisch des Ödlandwilds. Was hätte sie auch machen sollen? Umkehren um auf dem Markt Gemüse, Fleisch und Obst zu kaufen? Das kam für sie nicht in Frage. Sie hatte sich geschworen das Leben als Nomade zu führen, bis die Weisheit ihr eine Hand entgegen streckte. Einen Wink zur Erleuchtung, über die Tugenden der Ritter und ihre Art zu leben.
Nicht die Herrschaft und Dominanz zählt, sondern Güte, Verständnis und Opferbereitschaft. Mit jedem Tag kam sie ihrem Ziel nun näher. Es half, daß sie keiner Menschenseele traf und nur für sich blieb, denn dadurch blendete sie alles aus, bis auf ihre Gedanken. Das unwirtliche Terrain stärkte aber gleichsam ihren Körper und die diversen Konflikte mit Goblins, Trollen und Vieläugigen waren eine willkommene Abwechslung zum tristen Alltag der Meditation.
Sie hatte gegen Ende der Woche eine Erkenntnis:

Sie war egoistisch.

Warum bildete sie Knappen aus? Für ihre Reputation. Warum übernahm sie schwierige Aufgaben wie Schlachtenführung, Verwaltung und Organisationsaufbau? Für ihre Reputation. Nur ...
Was war die Reputation wert, wenn man nicht geliebt und bewundert wurde, sondern nur im Grimm respektiert?
Es gab nur eine Antwort auf diese Frage. Sie war rein rethorisch.

In Woche vier sah sie erstmalig ihr Spiegelbild. Sie blickte in eine Pfüze, die nach einem erneuten Regenguss entstanden war. Verzerrt sah sie im Wasser eine Unbekannte. Ihre Augen hatten den stoischen, stolzen Glanz verloren. Stattdessen glänzten sie nachdenklich, introvertiert und fragend, als suche sie nach Antworten auf existenzielle Dinge. Auch sonst empfand sie ihr Angesicht als reifer. Die Heißspornigkeit der Jugend war nicht mehr zu sehen. Auf ihren von Schnittnarben verzierten Anglitz dominierte nun ein Ausdruck der inneren Ruhe und Gelassenheit.

In diesem Moment wusste sie, daß es Zeit für ihre Rückkehr war. Zeit heim zu kehren, nach Seeberg.

Es würde sich zeigen, ob jene Erfahrung sie verändert hat.

_________________
"It seems as if heaven had sent its insane angels into our world as to an asylum, and here they will break out into their native music and utter at intervals the words they have heard in heaven; then the mad fit returns and they mope and wallow like dogs."
Ralph Waldo Emerson, 1841


Avatar in voller Größe


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste


Sie dürfen keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de