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 Betreff des Beitrags: Aus dem Leben eines Attentäters
BeitragVerfasst: 18.02.07, 16:24 
Einsiedler
Einsiedler

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Vor nicht allzuvielen Jahren, an einem kalten aber sonnigen Mittag


Gegen Mittag des Tages streifte ein komplett in Grau gekleideter Mann durch die Wälder vor den Toren der Stadt. Sein Gewand war weit geschnitten und es wehte wie ein Banner im Wind, als er sich dem Wachturm am Nordtor näherte. Und obwohl er durch den knietiefen Schnee lief, so waren seine Schritte kaum zu hören, als ob der laub- aber keineswegs leblose Wald seine Anwesenheit zu verbergen versuchte. Ein leises Zischen, einem Windstoss durch die kahlen Baumkronen gleich, sprach er zu seinem Gefährten "Schatten, komm!"

Der grau-weiße Wolf sprang mit einem weiten Satz aus einer Vertiefung hervor, das dichte Fell von Schnee besetzt. Man könnte meinen, der Wolf würde mehr Lärm verursachen, doch sobald dieser hinter einem Baum verschwand erstarb das sanfte, stobende Geräusch und auf einmal, völlig lautlos, kam der Wolf hinter dem Mann zum Vorschein. Zögernd sah sich der Mann um und ging dann in die Hocke, die eine Hand am Boden, die andere Hand die Kapuze zurück schiebend. Das lange blonde Haar wehte im Wind, als er den Kopf in den Nacken legte und mit geschlossenen Augen die Umgebung in sich aufzusaugen schien.

Für einige Sekunden schien er zu erstarren ehe er jedoch explosionsartig rückwärts an einen nahe stehenden Baum sprang, noch im selben Augenblick den Bogen von seiner Halterung am Rücken lösend und mit der Hand nach vorn riss. In einer einzigen geschmeidigen Bewegung erfasste er den Bogen mit seinen Zähnen um kurz darauf mit den Händen einen großen Ast an dem Baum zu greifen und sich an diesem nach nur wenigen Schwüngen hochzuziehen. Als er einen festen Stand auf dem Ast erreicht hatte drückte sich erneut kraftvoll ab und mit flatterndem Umhang, vom Geräusch her einem flatterndem Vogel gleich, hielt er sich dann an der Halterung für das Bannertuch fest. Nach weiteren kurzen Schwüngen konnte er schließlich den Rand des Daches greifen und dieses dann erklimmen. Oben angekommen blickte er kurz zurück auf den Wolf, der noch immer am Fuße des Baumes verharrte. Dieser schüttelte sich gerade den Schnee vom Fell, der wohl von dem Baum herabfiel, den der Mann als Zwischenstation bei der Erklimmung des Wachturmes nutzte. Für die Dauer eines Wimpernschlages schien sich ein Lächeln auf seinen Lippen abzuzeichnen, jedoch verfinsterte sich seine Miene sofort wieder und mit kühlem, berechnendem Blick wandte er sich seinem eigentlichen Ziel zu, dem Zentrum der Stadt.

Auf den Bogen, den er inzwischen aus dem festen Griff seiner Zähne entnommen hatte, legte er einen Pfeil auf und spannte ihn langsam durch. Immer stärker bog sich dieser bis ein leises Knarzen einsetzte, als ob der Bogen jeden Augenblick bersten könnte. Er war gut, das wusste er. Man hatte ihm alle Techniken für diese Art der Jagd beigebracht. Mearon wäre stolz auf ihn. Die Art und Weise, wie er sich bewegte, stets im Schatten der Gesellschaft, wie er mit der Umgebung zu verschmelzen schien - das alles brachte ihm immer den Vorteil und den Vorsprung, den er benötigte um nach dem finalen Schuss unerkannt und ohne Aufsehen zu erregen verschwinden zu können. Aber heute war viel los auf dem Marktplatz denn es sollte ein öffentlicher Appell stattfinden. Wieder durchbrach ein leises Zischen die Stille auf dem nördlichen Wachturm. "Nunja, ohne Herausforderungen wäre das Leben nicht lebenswert." Er schien sein Ziel jetzt gefunden zu haben. Langsam und tief einatmend legte er auf den Punkt an, in dem der Pfeil schließlich einschlagen sollte. "Hab ich dich!" zischte es erneut hinter seinen Zähnen hervor. Dann kehrte wieder Stille ein. Sekunden wurden zu Stunden, so kam es ihm vor. Und dann, ein Pfeifen, laut und bedrohlich, für die Hundertschaft von Soldaten nicht zu überhören. Die Spannung entlud sich. Und der Pfeil flog davon.



Es war schon immer viel los zur Mittagszeit, doch das anwesende Heer trieb das sonst schon geschäftige Treiben auf die Spitze. Überall rannen Soldaten hin und her, suchten ihre Einheiten, stellten sich auf, verschoben sich. Es dauerte eine Weile, bis endlich Ordnung herrschte und es nach einem sauberen Antreten aussah. Es waren vier große Kompanien, zwei bildeten die Front, und jeweils eine Kompanie bildeten links und rechts eingeschlagen die Flanke. In der Mitte der Front, zwischen den zwei Kompanien stand der Ehrenzugmit dem Stadtwappen und dem Banner der Truppen. Gut drei Meter war es hoch, mit einem gewaltigen Stoffbanner dessen goldene Kordeln am unteren Ende sich mit der Nase des Standartenträgers vergnügten und diese im Wind liebkoste. Dieser fand das freilich weniger erfreulich und so versuchte er es ständig aus seinem Gesicht zu pusten. Nach einigen Minuten dann schien die Aufstellung ihre endgültige Position gefunden zu haben.

Mit grimmiger Miene trat der Leutnant vor seine Männer. Der ganze Platz war gefüllt mit Soldaten, alle in sauberen Uniformen, die Sonne spiegelte sich in den polierten Schwertern, Schilden und Rüstungen dass man hätte erblinden können. Er ging die Front ab, begutachtet die Männer, erteilte Lob für besonders schön herausgeputzte und Tadel für negativ auffallende Soldaten. Dann drehte er sich von den Männern weg und hielt nach dem Hauptmann Ausschau. Es war windig an diesem Tag, doch jetzt schien selbst der sich vor den angetretenen Männern ehrfürchtig zu trollen, nur von Norden her war ein leises Pfeifen zu vernehmen. Doch dieses Pfeifen war nicht der Wind, wie er über die Zinnen strich und an den Mauern der Stadt seine Melodie spielte, es klang unnatürlich, bedrohlich.

Wie ein Blitz schlug der Pfeil in dem Querkreuz am oberen Ende der Bannerstandarte ein. Augenblicklich lösten sich die Reihen auf, zerstoben in alle Himmelsrichtungen. Gellende Schreie, wie Harpyien, die sich zum Angriff erhoben, vereinzelte Befehle die jedoch in dem Gekreische der Menge untergingen. Das Chaos obsiegte erneut der Ordnung, einzig allein der Leutnant schien einen kühlen Kopf zu bewahren. Instinktiv schaute er nach Norden, wo er dann etwas zu erkennen meinte. "Da, im Norden, auf dem Wachturm!" brüllte er, doch die anderen Soldaten waren viel zu sehr damit beschäftigt ihrer eigenen Furcht Herr zu werden. Zornesröte zeichnete sich in dem Gesicht des Offiziers ab, als die Gestalt auf dem Turm sich bewegte. Erneut schien der Wind aufzuheulen und der Leutnant trat einen Schritt zurück, bevor nur einen Wimpernschlag später ein weiterer Pfeil an jener Stelle einschlug, an der er kurz zuvor stand. Er schaute kurz zu Boden auf den Pfeil, der schräg im gefrorenen Boden des Marktplatzes steckte. Mit einer schwarzen Schnur war ein Zettel um den Pfeil befestigt worden und der Leutnant beugte sich herab um den Pfeil herauszuziehen. Ehe er den Pfeilschaft jedoch greifen konnte, schlug nur eine Handbreit daneben ein weiterer Pfeil ein. Erschrocken wich er zurück und blickte wieder nach Norden um die Gestalt zu suchen. Doch an der Stelle, wo der vermeintliche Schütze vorher stand malte sich nur noch der blaue Horizont an den Umrissen der Stadtmauer ab. Fluchend zog der Leutnant den Pfeil mit dem Papier aus dem Boden, löste die Schnur und rollte den Pergamentfetzen auseinander. Mehrmals las er in Gedanken die Nachricht:

Der Wolf weiß Bescheid über deinen Frevel.
Deine Strafe wird an deinen Taten gemessen.
Dir bleiben zwei Wochen, dich zu stellen.
Sonst reißt dich das Rudel!


Für eine Weile starrte er auf den Zettel, ehe er ihn zerknüllte und in eine Tasche seiner Uniform schob. Ein letztes Mal schaute er zu seinen Männern, die noch immer ziellos über den Platz rannten. Er knurrte einem Soldaten dann einen Befehl zu und ging dann schließlich zornig fluchend in Richtung Burg.

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BeitragVerfasst: 19.02.07, 17:55 
Einsiedler
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Zwei Wochen später, an einem unwirtlichen Morgen


Einem Schatten gleich schmiegte sich der Mann in seinen grauen Sachen an die Hauswand in der Gasse. Die Kapuze des Umhanges tief ins Gesicht gezogen wanderte sein Blick über den Marktplatz, die ganze Stadt war in ein unschönes Grau gehüllt und unter dem Mantel hielt er eine Holzlatte mit der linken Hand festumschlossen. Wie ein Leichtentuch legte der Nebel sich über die Stadt und nur wenige Bewohner zog es in diesen Tagen vor die Tür. Vielerorts waren die Läden zu, kaum ein Handelskarren rollte durch die Stadt. Doch leer war sie nicht.Hier und da gingen ein paar Soldaten Streife, mit dicken Fellmäntel und Handschuhen bekleidet. Sonderlich motiviert schienen sie nicht und auch ihre Aufmerksamkeit mag von dem tristen Wetter getrübt worden sein. Denn dann hätten sie die Gestalt mit Sicherheit eher bemerkt, die sich nun an ihre Fersen heftete. Doch es war irrelevant wann sie ihn entdeckten. Er wusste dass die Ablösung kurz bevor stand und es war ihm einerlei ob er ihnen bis zum Wachlokal folgt oder sie auf offener Straße beseitigte um an den Schlüssel zu kommen. Sein Ziel würde er erreichen, so oder so.
Nach einiger Zeit bogen sie dann in eine kleine Seitenstraße ab und hielten vor einer eher unscheinbaren Holztür, doch dahinter befand sich das Ziel des Mannes. Als einer der Soldaten in eine Tasche nach dem Schlüssel griff, sprang er aus dem Schatten hervor und zog ihnen von hinten die Holzlatte über die Köpfe die er am frühen Morgen gefunden hatte.

Schnell und lautlos ging es von statten und bevor er die Tür zu der Wachstube öffnete schleifte er die beiden bewusstlosen Soldaten in ein dunkles Eck der Gasse. Er schien ruhig zu sein, seine Bewegungen wahren gezielt und zeigten kein Anzeichen von Nervosität und auch sein Atem war ruhig und kontrolliert. Langsam öffnete er dann die Tür immer weiter, den Raum dahinter sorgsam ausspähend. Nichts. Ein Tisch, ein Stuhl, ein Regal und ein Waffenständer mit Hellebarden füllten den Raum. Doch keine Anzeichen von weiteren Soldaten. Er hielt einen Moment inne, dann trat er mit sanften, beinahe lautlosen Schritten ein und schloss ebenso leise die Tür. Er sah sich das Regal genauer an und entdeckte da einige Uniformen, Röcke, Mäntel, Handschuhe und Baretts.
"Mein Glückstag", murmelte er und entnahm dem Regal einen Satz der Uniformen und verstaute sie in einem
umherliegenden Beutel. Dann plötzlich hörte er über ihm Stimmen und Schritte. Er fuhr herum und schaute gebannt auf die nach oben führende Treppe, wo sich wohl das Büro des wachhabenden Offiziers befand. Er hielt einen Augenblick inne, ehe er sich rasch unter der Treppe versteckte.

Die Stimmen wurden lauter und nun konnte er die beiden Männer deutlich verstehen, da sie jetzt wohl direkt über ihm auf der Treppe stehen mussten.
"Ist mir egal, was der Hauptmann denkt. Ich lass mir von so einem dahergelaufenem Penner nicht vorschreiben, wie ich meine Arbeit zu machen habe."
Es folgte ein Moment des Schweigens als der andere dann antwortete.
"Aber Herr Leutnant, jemanden auf offener Straße mit dem Schwert zu töten, das ist nicht gut. Wir hätten den Jungen einsperren können. Selbst wenn er geredet hätte, so würde ihm doch niemand glauben!"
Dann fuhr der Leutnant seinen Untergebenen an.
"Ich kann es nicht zulassen, dass jemand erfährt, dass wir Schmiergelder kassieren. Und du schon gar nicht mit deinem verschwenderischen Weib!"
Auf einmal krachte es und der Soldat, anscheinend nicht der Leutnant, landete am Fuße der Treppe, mit blutiger
Nase und einer Platzwunde am Kopf, die von dem Aufprall auf den harten Boden herrührte. Erneut knurrte der Leutnant den am Boden liegenden Mann an.
"Schreib mir nicht vor, was ich zu tun habe, sonst ergeht es dir wie dem Jungen. Und jetzt verschwinde, bevor ich richtig wütend werde!"

Mit einem unausgesprochenen Fluch aber sich bewegenden Lippen erhob sich der Soldat dann und verließ das Wachlokal. Einen Moment verblieb der Graue regungslos im Schatten, ehe ihm ein Schauer über den Rücken rann.

"Die Wachen! Würde er sie finden? Sind sie noch bewusstlos?" Wie ein Schlag in seinen Bauch presste es ihm die Luft aus den Lungen, er hatte das Gefühl zu ersticken. Er hatte einen Fehler gemacht. Es war nicht der erste Einsatz von ihm, doch ein Fehler unterlief ihm noch nie. Würden seine Glieder jetzt nicht durch den Schock so verkrampft sein, er wäre gerannt. Lieber unentdeckt fliehen als aufzufliegen. Öfters mal musste er improvisieren, doch hat er bis jetzt jeden Auftrag beim ersten Anlauf erledigt. Seine Zuverlässigkeit war es, die seinen Ruf ausmachte. Er schluckte dann runter, sein Rachen war trocken und kratzig, er muss wohl die ganze Zeit den Mund offen gehabt haben. Eine Zeit verharrte er da im Schatten, der Leutnant schien wieder nach oben gegangen zu sein, denn es war totenstill, nur seinen eigenen, flachen, schnellen Atem konnte er wahrnehmen.
"Beruhig dich, Narr. Alles ist in Ordnung. Konzentrier dich und erledige diese Sache!" grollte es in seinem Kopf. Erinnerungen an seine Ausbildung kamen in ihm hoch. Ruhe bewahren ist das oberste Gebot. Er regelte seinen Atem langsam herunter und nach einiger Zeit schien er wieder so ruhig wie beim Betreten des Hauses zu sein.
"Es ist Zeit, bring es hinter dich und verschwinde unauffällig!" mahnte die Stimme wieder in seinem Kopf. Er nickte dann mehr zu sich selbst und langsam schob er seinen Kopf aus der Deckung um den Raum zu überprüfen.

Nichts. Nochimmer standen da der Tisch, der Stuhl, das Regal und der Waffenständer. Und auf dem Boden war Blut. Sein Blick fiel dann auf die Uniform, die er sich zurecht gelegt hatte. Er starrte sie einen Moment an, ehe ein sadistisches Grinsen über sein Gesicht flog. "Natürlich, das macht es noch einfacher!" sprach er in Gedanken zu sich selbst. Er nahm dann die Uniform und tauchte sie ausgiebig in den Blutfleck, den die blutende Nase des Soldaten hinterlassen hatte und stopfte sie in den Sack zurück. Dann schlich er langsam und leisen Fußes die Treppe hoch und näherte sich dem Büro des Wachoffiziers. Er zückte seinen Dolch und versuchte dann durch das Schlüsselloch in den Raum hineinzuspähen. "Nichts" fuhr es ihm durch den Kopf. Er stand dann eine Weile an der Tür und lauschte. Als er sich der regelmäßigen Atmung des wohl schlafenden Leutnants sicher war, öffnete er vorsichtig die unverschlossene Türe.

Der Leutnant lag im linken, hinteren Eck des Zimmers auf seiner kleinen Pritsche und schlief. Sein Brustkorb hob sich leicht und ein leises Schnarchen erfüllte den Raum mit Leben. Mit leisen Schritten ging der Mann dann auf das Bett zu, in der linken Hand seinen Dolch fest umschlossen. Nun lag er da, vor ihm. ruhig schlafend, unwissend. "Soll ich ihn wecken? Er hätte es verdient zu sehen, dass er jetzt sterben wird!" fuhr es ihm durch den Kopf. Er streckte seine rechte Hand aus und wollte an der Schulter des Leutnants rütteln damit dieser erwachte. Doch kurz bevor er ihn berührte zog er die Hand wieder zurück. Statt ihn zu wecken zog er jetzt die erhobene Linke herab, der Dolch bohrte sich in die linke Brust des Mannes, direkt ins Herz. Das Blut spritzte in kleinen Fontänen aus der Wunde, als er den Dolch wieder rauszog. Ein roter Nebel durchzog den Raum, einige Spritzer landeten auf den Lippen des Angreifers und er leckte mit der Zunge drüber. Nach wenigen Augenblicken erlosch dann die Fontäne, der Kampf des Leutnants war verloren, er hatte keine Chance. Er war tot. Der Mann starrte dann noch einen Moment auf den leblosen Körper ehe er sich abwendete und rasch das Zimmer verließ und nach unten ging. Im Vorraum angekommen fiel sein Blick wieder auf die Uniform die er sich zurechtgelegt hatte. Er bückte sich dann herab und öffnete das Bündel und wischte den Dolch an dem Umhang ab. Doch er säuberte ihn nicht komplett, nur soviel dass sowohl am Umhang als auch am Dolch Blut klebte. Er schnappte sich dann Dolch und Uniform und ging zur Tür. Vorsichtig öffnete er sie einen Spalt und als er nichts ungewöhnliches erkennen konnte verließ er das Wachlokal. Er rannte eilig zu den beiden bewusstlosen Wachen, nahm einer davon den Umhang ab. Dann legte er dem Soldaten den Dolch in die linke Hand und fuhr ihm mit dem von Blut besudelten Umhang durch das Gesicht. "Perfekt" dachte er sich, "der perfekte Mord!"
Zuletzt legte er dem Soldaten den blutverschmierten Umhang an und schnallte den Trinkschlauch von seinem Gürtel los. "Eigentlich Verschwendung, aber was tut man nicht alles um der Gerechtigkeit willen!" knurrte er und öffnete den Schlauch um den starken, nach Schnaps riechenden Inhalt über beide Soldaten auszuschütten. Er warf einen letzten Blick auf die Tür des Wachlokals, ehe er mit einem leisen Lachen davonrannte.


Eine Stunde später dann sah man einen in Grau gehüllten Mann, wie er über den ganzen Marktplatz schrie "Mord im Wachlokal! Soldaten töten Soldaten! Alkohol und Korruption der Auslöser!" und dann mit einem kurzen Grinsen in einer dunklen Gasse verschwand.

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BeitragVerfasst: 8.03.07, 13:57 
Einsiedler
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Kurz vor Sonnenaufgang, an einem Morgen am Ende des Morsan.

Es dämmerte bereits, als der Mann das Haus am Stadtrand erreichte. Ruhig lag es da, nur im obersten Stockwerk drang Licht durch eines der vielen Fenster. Mit gemächlichen Schritten ging er auf die Tür zu und klopfte, wie er es schon immer getan hat, wenn er gerufen wurde. Nach einem kurzen Augenblick vernahm er dann Schritte im Haus und ehe er sich versah öffnete der andere Mann ihm die Tür. Ohne ein Wort zu sagen, selbst das begrüßende Nicken fiel sehr knapp aus dass man meinen könnte, es hätte nie stattgefunden, trat er ein. Er musterte den älteren Mann eine Weile und als die Tür wieder geschlossen war folgte er ihm nach oben in jenes beleuchtete Zimmer. Oben angekommen setzte sich der ältere der beiden an einen Schreibtisch der für sein Alter bemerkenswert aussah, während der jüngere Besucher recht starr im Raum stand und nur mit sich flink bewegenden Augen die Umgebung musterte.
„Du pflegst deine Möbel immer noch so, dass man meinen könnte, sie wären erst gestern geliefert worden.“
Auf das Gesicht des Alten legte sich bei den Worten ein leichtes Lächeln, jedoch war auch dies im schwachen Schein der flackernden Kerze kaum auszumachen.
„Ich habe nicht mehr viel zu tun, seit ich mein linkes Auge verlor“ meinte der Mann am Schreibtisch dann mit einem Seufzen in der Stimme „aber trotz deines wählerischen Verhaltens machst du Arbeit für zwei.“ Nach einem Moment des sich gegenseitig Anstarrens schob der Alte dem Besucher dann ein Pergament zu, dass er wohl vorbereitet hatte.
„Dies ist der nächste Auftrag, ich denke dass dich seine Taten motivieren würden.“
Jetzt endlich bewegte sich der jüngere und ging einen Schritt auf den Schreibtisch zu um den Zettel zu lesen.
„Bist du dir da sicher?“ fragte er mit einem Grollen in der Stimme.
„Natürlich. Ich habe alle relevanten Sachen beigefügt. Informier dich vorher bei den Behörden, doch wirst du nur Bestätigung finden für das was ich dir da aufgeschrieben habe.“
Erneut kehrte Ruhe ein, ehe der Alte sich vom Schreibtisch erhob und das Fenster dahinter eine Hand breit öffnete. Einen Moment stand er da, drehte sich dann um und mit einem strengen Blick sprach der dann zu dem Jungen. „Das nächste Mal mach es unauffälliger. Ein toter Soldat reicht, aber die anderen beiden waren sicher unschuldig.“
„Niemand ist unschuldig“ erwiderte der jüngere „und das weißt du genauso gut wie ich. Außerdem sind alle Soldaten dieser Stadt unfähig.“
Ein sachtes Nicken des Mannes am Fenster und der andere bestätigte es seinerseits mit einem Nicken und drehte sich dann um. „Es wird diesmal länger dauern, ich muss die Sachlage erst klären.“ Dann verließ er das Zimmer und ging nach unten, nahm sich noch einen Stück Brot vom Tisch und verließ dann das Haus, um nur wenige Augenblicke später mit den Schatten zu verschmelzen.

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BeitragVerfasst: 3.07.07, 16:35 
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Zehn Tage später, kurz vor Sonnenuntergang

Die Sonne stand bereits tief am Horizont und ein kalter Wind pfiff leise über die Dächer der am Rande der Stadt stehenden Häuser. Die Stadtwache am Tor schaute ihm misstrauisch und die Nase rümpfend nach als er an ihr vorbei ging. Er hasste es, sich mit Tierkot einzureiben, aber es war die einzige Möglichkeit um unbemerkt Waffen an den Soldaten vorbei in die Stadt zu schmuggeln. Unter seine Kapuze lachte er hämisch, denn auf sein neuestes Werk war er besonders stolz: einen Pfeil, den er aus dem Oberschenkelknochen eines Bären geschnitzt hatte. Es war kein leichter Kampf und der Bär hatte ihm seine Pranke mehrmals hart ins Gesicht geschlagen, doch das Blut zusammen mit dem Gestank ließ ihn noch heruntergekommener aussehen. Sein Kopf schmerzte fürchterlich und auf dem einen Ohr schien er taub zu sein, aber er wusste dass sich das bald wieder legen würde. Er hatte noch Zeit, sein Ziel nicht. Als er erfuhr, wen er als nächstes eliminieren sollte begann er mit den Nachforschungen. Angeblich verkauft ein Alchemist in seinem Laden am östlichen Stadtrand besondere Tinkturen, Tränke und anderen Kram, den er aus Menschenknochen herstellt. Erst schenkte er den Gerüchten keine Beachtung, aber je länger er ihn beobachtete, umso mehr wuchs in ihm der Zorn, denn es hieß dass dieser Scharlatan nicht mal vor Kindern halt machte. Eines Abends dann folgte er dem Alchemisten unauffällig zu einer Höhle nördlich der Stadt. Langsam betrat er die Höhle und als er sah was dort geschah hätte er sich am liebsten an Ort und Stelle übergeben. Doch das würde nur Aufmerksamkeit erregen, ebenso wenn er den Mann und seine Begleiter in der Höhle getötet hätte. Er wandte sich dann schließlich ab und zog sich in sein Versteck in den Bergwäldern zurück, wo er nach einer Möglichkeit suchte, den Mann unbehelligt zu töten. Ein paar Tage blieb er da oben und dachte über das Geschehene und das Gesehene nach. Schließlich kam ihm der Einfall mit dem knöchernen Pfeil.

Es dauerte nicht lange bis die Wache einschlief und er trat aus dem schützenden Schatten des Hauses hervor. Inzwischen war es Nacht und die Sterne funkelten vereinzelt zwischen den löchrigen Wolken hervor. Es war ein leichtes den schlafenden Soldaten zu überrumpeln und die Fesseln und den Knebel anzulegen und als die Wache aufwachte sah sie nichts. Nichts außer zwei Schatten. Der Wolf trat langsam an die beiden heran, der eine in graue, stinkende Lumpen gehüllt mit einer tief sitzenden Kapuze auf dem Kopf und den anderen, geknebelt und gefesselt im Wachlokal. Inzwischen war es dunkel und als der Graue den Soldaten in sein Wachlokal zog fing dieser auch auf einmal an zu stinken. Dieser muss wohl gedacht haben dass er nach dem Mord vor einem Monat der nächste sein würde, worauf er sich ängstlich in die Hosen geschissen haben muss. Der Soldat wehrte sich nicht und als der Graue ihn in die Ecke gesetzt hatte schaute dieser ihn an. Es herrschte eine eisige Stille; lange starrte er den überwältigten Soldaten an. "Anscheinend hast du vor etwas Angst" durchbrach ein Zischen die Ruhe. Wie ein Messer schnitt es durch die stickige Luft des Wachlokals. "Mir scheint, du verbirgst was, aber keine Angst, heute bist nicht du mein Ziel." Er schaute auf den Soldaten herab und schlug ihm mit dem Schaft seines Dolches auf den Hinterkopf, sodass der Soldat sich wieder schlafen legte. Dann nahm er eine kleine Ampulle unter seinem Umhang hervor, öffnete sie und flößte sie dem bewusstlosen Mann ein. "Träum süß, 'Wachmann'!" Er konnte sich ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen, jedoch hielt dieses nur kurz und wich abrupt wieder seinem fixierten, konzentrierten Gesichtsausdruck.

Er ging dann die Treppe nach oben auf den Wehrgang wobei ihm der Wolf lautlos folgte. Alles was man sehen konnte waren zwei Schatten, die schnellen und leisen Fußes den Wehrgang entlang rannten. Plötzlich, etwa hundert Fuß vor dem nächsten Wachturm blieb er stehen und schickte seinen Wolf zurück, der nur einen Augenblick später dann nicht mehr zu sehen war. Er beugte sich über die Zinnen hinweg und schaute eine Gasse entlang in die Stadt hinein, bis sein Blick schließlich auf der Tür eines kleinen Hauses fiel. Er nahm den Bogen von der Schulter, legte einen Pfeil auf und wartete. Eine Stunde stand er da, beinahe regungslos. Das Einzige was sich bewegte waren seine Augen, die abwechselnd nach rechts zu dem Wachturm wanderten nur um einen Augenblick später wieder die Tür in der Ferne zu fixieren. Der Wind, der sonst an den Mauern sein Lied spielt, legte sich und eine fade, unheimliche Stille verbreitete sich entlang der östlichen Stadtmauern. Schließlich öffnete sich die Türe, die er die ganze Zeit beobachtete und aus ihr drang Licht nach draußen. Er spannte den Bogen, atmete tief ein und zielte auf die Tür, als plötzlich ein Mann nach draußen trat.

"Komm nächste Woche wieder, dann habe ich deine Tränke fertig" sagte der alte, bärtige Mann zu dem Beleibten, der gerade in der Tür stand. Dieser nickte dann und wandte sich vom Alten ab. Sein Blick schweifte kurz über die Stadtmauer und für einen kurzen Augenblick war ihm, als hätte er eine Bewegung darauf ausmachen können. Er atmete tief durch und stapfte langsam davon; die Tür hatte er nicht geschlossen. Der Besitzer des Ladens seufzte und näherte sich der Tür. Gerade als er sie schließen wollte fiel ihm ein Stück Papier auf, dass in einer Ritze im Holzrahmen der Tür steckte. Er schaute sich erst um und fragte sich, ob dieser Zettel wirklich für ihn bestimmt sei. Zögerlich nahm er den Zettel ab, entfaltete ihn und begann zu lesen.
"Die schwarze Kunst war dein Verbündeter, doch ist die Dunkelheit dein Untergang. Das junge ward geschändet und vom Schlächter gefangen. Zu Ende ist deine Reise, der Weg hört für dich hier auf."
Er schien zu erstarren und er wünschte sich insgeheim einfach davon zu laufen, doch wusste er was passieren würde. Er schaute sich erneut suchend um, horchte, doch keine Bewegung, kein Laut war auszumachen.
Doch plötzlich trug der Wind von der Mauer her ein Pfeifen heran und ehe er es wirklich realisieren konnte, drang die kalte, eiserne Spitze bereits durch die Haut und das Fleisch an seinem Hals. Er sank röchelnd zu Boden, Augen und Mund zum Schrei weit aufgerissen, aber der Pfeil durchbohrte seinen Kehlkopf und beraubte ihm seiner Stimme. Er verkrampfte und zuckte noch für eine kurze Zeit und als die Lebensgeister seinen Körper verließen, ließ seine Hand den Zettel frei und dieser fiel mit der Schrift nach oben auf die Türschwelle welche vom Licht aus dem Inneren des Hauses beleuchtet wurde, sodass man den unteren Absatz deutlich entziffern konnte. Ein stilisierter Wolfskopf vor gekreuztem Schwert und Bogen war zu erkennen und darunter noch ein Vers.
"Ich bin die Nacht, die Dunkelheit die dich umgibt. Siehst du mich, spürst du mich. Doch dann ist es zu spät."

Es vergingen ein paar Minuten, doch könnten es genauso Stunden gewesen sein, als plötzlich ein Wolf zu der Leiche schlich und den Zettel von der Türschwelle auflas und schließlich beinahe lautlos davon stob. Am Morgen darauf gab es auf dem Marktplatz nur ein Gerücht:
Man erzählte sich von dem Alchemisten, der aus Menschenknochen Tränke braute. Und dass sich die Toten bei ihm gerächt hätten. Mit der Zeit wurde die Geschichte immer abstrakter und ein stinkender, in Grau gekleideter Mann rieb sich über die linke Gesichtshälfte und das linke Ohr, ehe er sachte nickend die Stadt verließ.
"Einen Toten hat man mich noch nie genannt" murmelte er schmunzelnd.

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BeitragVerfasst: 4.10.08, 15:42 
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Drei Monate später, an einem der ersten Morgen des Frühlings

Langsam stieg die Sonne höher an diesem Morgen, hier und da blendete sie den einen oder anderen durch die noch wenigen restlichen Schneehaufen, die sich tapfer gegen den Frühling wehrten und einfach nicht schmelzen wollten. Erste Triebe sprossen wieder aus dem Boden um das gesamte Stadtbild mit jedem weiteren Tag bunter erscheinen zu lassen und die Vögel sangen bereits wieder ihre Lieder als hätte es diesen harten Winter nie gegeben. Mit voranschreitender Stunde füllte sich auch der Marktplatz wieder mit dem gewohnten Lärm gemischt aus preisenden Händlern die nun auch wieder von weiter her anreisten und dem unbeschwerten Geschrei spielender Kinder. Auf den Wiesen und Feldern vor der Stadt wuchs bereits das Frühlingsgetreide und auch die ersten Gemüsepflanzen brachen durch die nun nicht mehr ständig gefrorene Erde. Die Ränder und Lichtungen der umliegenden Wälder glitzerten verheissungsvoll vom Morgentau ob des nahenden Sommers und Raureif verzierte Felsen, Steine und Bäume mit sonderbaren und abstrakten, schönen Mustern. Die ersten Jäger wagten sich nun wieder weiter in den Wald hinein auf der Jagd nach Rot- und Grosswild ebenso wie die Druiden, welche sich nun in verhältnismässig leichter Kleidung wieder auf die Suche nach Heilkräutern begaben.

Vor dem Westtor herrschte grosser Andrang, hatte sich für den heutigen Tag doch ein Ritter des Königs angemeldet welcher sich wohl zu verspäten schien. Doch sind es nicht nur einfache Bauern, reiche Händler, Handwerker, Schmiede und Kinder, welche mit grossen Augen an den Strassenrändern die Ankunft des Ritters und seines Gefolges erwarteten. Auf den Hügeln nordwestlich der Stadt stand ein junger Mann, gänzlich in grau gehüllt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, und beobachtete die so sehnsüchtig erwartete Karawane, welche zwei Meilen vor der Stadt die Ausläufer der Berge verlassen hatte und sich nur sehr langsam gen Stadt bewegte. Unter der Kapuze runzelte sich die Stirn des Mannes in Falten und eine leichte Bewegung des Stoffes deutete ein Kopfschütteln an.
"Wenn ich eins mehr hasse als Soldaten dann sind es Ritter. Selbstgefälliges Pack." murmelte er leise und ging dann in die Knie. Er drehte den Kopf etwas zur Seite und legte ihn ein Stück weit in den Nacken, ehe er einen kurzen Pfiff ausstoss. Kurz darauf tapste langsam ein grauer Wolf aus dem Dickicht es Waldes hervor, das Fell mit Morgentau beperlt, im Maul hatte er einen Hasen. Der Wolf stellte sich neben den Mann, legte den Hasen vor dessen Füsse und reckte ihm den Kopf wie auf Bestätigung wartend entgegen. Der Mann schaute zur Seite um das tote Tier zu begutachten und kraulte den Wolf kurz hinter den Ohren ehe er eine abweisende Handbewegung machte.
"Nimm ihn, ich habe keinen Hunger." sprach er leise, den Blick wieder zu der Karawane gerichtet, welche anscheinend an einem weitern Bauernhof zu rasten schien. Daraufhin begann der Wolf den toten Hasen auseinander zu reissen und nach wenigen Augenblicken hatte dieser sich an dem Tier anscheinend genug gesättigt woraufhin er sich nun neben den Mann setzte, ihn aufmerksam beobachtend. Für einen Augenblick herrschte Ruhe, nur die Vögel mit ihrem Gesang und der Wind, der liebkosend über die Baumwpifel streifte welche sich wie geschmeichelt hin und her bewegten, durchbrachen die Stille. Schliesslich wendete sich der Mann von dem Geschehen unter ihm ab und marschierte vom Wolf verfolgt mit leisen Schritten in den Wald, wo er nach kurzer Zeit mit den Schatten zu verschmelzen schien.

Die Menschenmenge am Stadttor wurde immer grösser und nur mit grosser Mühe und Anstrenung gelang es den Soldaten die Strasse freizuhalten, als der Ritter endlich mit seinem Anhang das Stadttor zu passieren schien. Doch anstatt sich weiter dem Markt zu nähern hielt der Ritter an, rief seinen Knappen zu sich der nach kurzen Befehlen zu seinem Pferd rannte, eine Schriftrolle holte und sie dem Ritter gab. Dieser brach das Siegel auf, entrollte das Pergament und richtete sich in seinem Sattel auf. Er brauchte kein Wort zu sprechen oder Befehl geben. Denn plötzlich wurde es still, selbst der Wind trollte sich ob der stolzen Erscheinung des Ritters und hielt mit seinem Tagewerk inne. Nach einem kurzen Moment dann erhob er laut und donnernd seine Stimme.
"Soldaten des Königs, Bürger, Bauern, Kinder und Frauen." Er hielt erneut einen Moment inne und schaute sich um, ehe er fortfuhr.
"Zu lange war diese Stadt eine Geisel der Gewalt, des Verbrechens und der Korruption. Der König selbst sandte mich aus um hier für Frieden, Recht und Ordnung zu sorgen. Und bei den Göttern, das werde ich!" Ein Aufschrei des Jubelns und der Freude stieg empor als der Ritter den Satz beendete, jedoch hob er in einer gebieterischen Geste die Hand worauf es wieder still wurde, nur hier und da ein leises Raunen oder Getuschel.
"Seid gewiss, diese Stadt war einst ein Hafen der Sicherheit und Geborgenheit, Schutz bot sie den Schwachen, Armen und Kranken. Und das wird sie auch weiterhin. Ich, Dalasar Grauschwinge, Ritter des Königs vom Orden der Lilie, werde mit aller Entschlossenheit jegliches Gesindel verfolgen, vor Gericht stellen und seiner gerechten Strafe zuführen. Hierzu erteilt mir der König eine Generalvollmacht, welche auf diesem und weiteren Urkunden mit königlichem Siegel bestätigt wird. Ein jeder der sich mir oder meinem Gefolge widersetzt sei festzusetzen und auszuliefern. Gnade denen, welche sich freiwillig stellen, Strafe jenen, welche sich widersetzen."
Als er seine Rede beendete hob er erneut die Hand um aufkommenden Jubel und Getose im vornherein zu unterbinden und rief seinen Knappen zu sich. Er raunte ihm einen Befehl zu woraufhin dieser sich neben dem Ritter mit einer Standarte aufstellte. Immernoch war es still, selbst das Getuschel von beiden Seiten der Strasse her verstummte. Dalasar stellte sich im Sattel auf, zog sein Schwert, hob es über sich in den Himmel und schaute sich mit strengem, stolzem Blick um.
Er öffnete den Mund, wohl um ein Hoch auf den König auszusprechen, doch dazu kam er nicht.

Ein leises Surren, schnell lauter werdend zu einem bedrohlichen Zischen, durchbrach die Stille und schnitt ihm die Worte im Munde ab.

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