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 Betreff des Beitrags: Geschäftliche Korrespondenz
BeitragVerfasst: 24.10.08, 20:21 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 6.12.07, 02:34
Beiträge: 55
Die Kleidung war einfach und robust gehalten - ein schlichtes Hemd aus groben, schmutzig-grauen Leinen, eine dunkelbraune Wollhose, kurze, offene Weste, ein Kopftuch, welches die öligen, schwarzen Haare aus dem Gesicht hielt und schwere Stulpenstiefel. Leise pfeifend hoppste die Frau die Stufen zum Hafen hinab, derweil an ihrem Tuch eine angesteckte, kleine Elsterfeder vorwitzig jeden Hoppser mitmachte. In einer Hand trug die Frau, deren Auftreten dem der Arbeiter hier am Hafen so sehr ähnelte, einen Umschlag aus dicker Pappe, verschlossen mit einer Kordel, welche mit einem schmucklosen, roten Wachssiegel versehen war. Einen Moment hielt die Frau inne, derweil der Dunkelzyklus mehr und mehr hereinbrach. Ihr Blick schweifte über die Arbeiter, Matrosen und manchen Reisenden, die sich im Hafen aufhielten oder ihrer jeweiligen Arbeit nachgingen. Ihr Augenmerk fiel rasch auf einen Matrosen, welcher an einem Poller lümmelte und gerade einen Schluck aus einer irdenen Flasche nahm. Insgesamt sah er nicht anders aus, als all die anderen Matrosen, die momentan ihren Landgang genossen, doch gab es ein Detail, was ihr ins Auge stach - eine kleine Elsterfeder, ähnlich ihrer, die wiederum als Zierde an einem Beutel an seinem Gürtel hing. Einen Moment wartete sie ab, streunte dabei gemächlich durch den Hafen, während sich dieser langsam leerte. Nur der Matrose und ein paar vereinzelte Arbeiter blieben zurück und sie schlenderte zum Matrosen wie scheinbar zufällig hinüber.

"Schöner Abend. Es ist immer wieder ein besonderer Anblick, wenn Fela versinkt und die Schatten länger werden, nicht wahr?"
Allzu laut sprach sie es nicht aus, teils nuschelte sie es sogar, damit nicht allzu viel von den Arbeitern im Hafen aufgeschnappt wurde.
Sein Blick ging flüchtig zur Seite, dann sah er wieder hinaus auf den Falkensee, leicht dabei nickend, ehe er in einem ähnlichen Tonfall antwortete: "Jedoch nur einen Dunkelzyklus lang, bis alles wieder den Anschein hat wie immer."
Nur sehr kurz zeigte sich ein zufriedenes Lächeln auf ihren Lippen, dann reichte sie ihm den Pappumschlag, dabei einen flüchtigen Blick um und hinter sich werfend.
"Draconis ist im Felaschein sowieso am schönsten."
Sie lächelte ihm zu, er nickte nur dabei, als hätte er sie verstanden und sah kurzzeitig auf den Umschlag, der wiederum keine Adresse trug, dann rappelte er sich vom Poller auf. Sie hob eine Hand kurz zum Abschied an.
"Macht's gut und die Viere mögen euch schützen."
Leise pfiff sie eine Melodie, während sie ihren Weg wieder zur Vorburg und raus aus dem Hafen nahm. Auch wenn es sie bisweilen nervös machte - denn er war nunmal ein Teil der Schatten wie sie und fraglich, welche Informationen er noch über sie haben mochte und weitergeben würde - diese Art der Nachrichtenübermittlung war ohne Frage die bequemste und sicherste.

~*~


Über vier Wochen später wird besagter Pappumschlag in Draconis ankommen. Mehr als nur eine Hand wird ihn entgegennehmen und weiterleiten. Auffällig nur für aufmerksame Beobachter, die den Weg des Umschlags verfolgt hatten, was vermutlich nur die Viere alleine waren, wird sein, dass jeder der Boten irgendwo an seiner Kleidung oder seinen Taschen eine Elsterfeder trug... jedoch nie allzu auffällig.

~*~


Eine gepflegte, nur wenig faltige Hand brach das Siegel, nahm die Kordel ab und zog aus dem schon etwas welligen und mitgenommenen Pappumschlag ein paar Blätter hervor. Sogleich breiteten diese Hände, welche nie harte Arbeit gesehen hatten und mit einem recht auffälligen, smaragdbesetzten Edelsteinring versehen waren, eines der Blätter, eine Karte, auf einem marmornen Tisch aus.
"Eine Karte, ehrwürdiger Wissender, von der Insel Siebenwind."
Eine zweite Person schlurfte gebeugt und sich mit knittrigen, dünnen Händen auf einem schlichten, schwarzen Gehstock stützend, heran und richtete den Blick aus grauen, von Falten gesäumten Augen, die jedoch eine für das Alter ungeahnte Aufmerksamkeit und Klarheit zeigten, auf die Karte. Er deutete sogleich auf ein Kreuz, welches sich in einem Tal auf der nördlichen Seite der Insel finden lässt.
"Was gedenkt sie Uns damit zu sagen?"
"Schauen wir einmal, was im Bericht steht. Ich lese ihn euch vor, wenn ihr gestattet."
Ein einladender Deut des Alten zu dem Jüngeren, ehe sich beide auf gepolsterten Stühlen niederließen.
Ein kleines Etui zog der Jüngere hervor, öffnete es und zog einen Zwicker hervor, den er sich auf die Nase setzte und durch dessen Linsen er auf das zweite Blatt hinabblickte und mit ruhiger, sonorer Stimme vorlas:

"Den Vieren zum Gruße,

die Mitarbeiterliste konnte, abgesehen von einem neuen Wächter, noch nicht erweitert werden. Momentan gilt es zudem noch mit dem erwirtschafteten Vermögen vorsichtig zu haushalten. Noch längst sind nicht alle benötigten Rohstoffe und Fertigwaren besorgt, herrscht hier auf der Insel doch ein eklatanter Handwerkermangel und jene, welche es gibt, wissen um ihren Status. Passende Mitarbeiter lassen sich darüber hinaus nur schwerlich finden."


Ein Lächeln huschte über die Züge des Alten und recht leise warf er ein: "Ihr Misstrauen steht ihr immer im Wege."
Kurz nur stoppte der Jüngere, ein bestätigendes Nicken, ehe er weiter fortfuhr.

"Allerdings ergab sich eine neue Möglichkeit um Geschäfte zu tätigen, insbesondere um an notwendige Werkzeuge zu kommen. Ein weiterer Ort, ideal für wirtschaftliche Beziehungen, ist momentan im Entstehen begriffen. Aber auch Geschäftsbeziehungen, welche lukrative Aufträge für unser Kontor nach sich ziehen lassen könnten, lassen sich dort einholen und in Zukunft wird dort unter Umständen eine weitere, kleine Faktorei aufgebaut.

Bedauerlich ist jedoch, dass sich mit der Führungsschicht zweier großer Kontore - eines, welches mit gewöhnlichen Waffen handelt, ein anderes, welches ein ähnliches Sortiment, nur edler, anbietet - keine weiterführenden Geschäftsbeziehungen ergeben konnten. An unsere Angebote schienen sie zwar interessiert, doch griffen sie nicht darauf zurück, als es nötig gewesen wäre.
Ich gedenke mich jedoch an ein Kontor, welches wiederum hochwertige Waffen, Bücher, Weine und feine Uhren anbietet, zu wenden, auf dass sie vielleicht auf unser Angebot zurückgreifen.

Ich hoffe, ich konnte Euch mit meinem Geschäftsbericht zufriedenstellen und verbleibe mit den besten Grüßen,

Calea Dantia"


Darunter wiederum fand man eine kleine Kontenübersicht, wo akribisch einige Zahlen aufgeführt wurden. Die Spalten wiederum überschrieben mit "Soll" und "Haben", ehe ganz unten ein "Summe" mit entsprechender Zahl folgte.
Doch diese Zahlen wurden nicht vorgelesen. Stattdessen hob der Jüngere seinen eher skeptischen Blick zu dem Alten, der lediglich still vor sich hinlächelte. Ein Augenblick des Schweigens trat ein, ehe der Jüngere es wagte sein Wort wieder zu erheben.
"Mit Verlaub, ich bezweifle, dass sie es schafft."
"Dessen sind Wir uns bewusst. Wir selber wissen nicht einmal, ob sie ihre Gelegenheit zu nutzen weiß. Aber Wir haben noch genug anderen, hoffnungsvollen Nachwuchs. Versagt sie, wird sie ausgetauscht. Doch sie hat noch genug Zeit."
Beständig lächelte der Alte, dann drückte er sich an seinem Gehstock untermalt von einem leisen Ächzen auf.
"Wir werden nun zu den Bewahrern gehen. Wir gedenken Uns heute noch die Berichte aus Endophal anzuhören."
Der Jüngere neigte respektvoll sein Haupt.
"Vitama und Astrael mögen euch behüten, ehrwürdiger Wissender."
"Und auch Ihn mögen sie behüten", sprach der Alte und verließ den kleinen Raum hinaus in einen zwielichtigen Gang. Nur das leise Schlurfen und Rascheln seiner Kleidung untermalte seinen Abgang.

_________________
What is locked can be opened.
What is hidden can be found.
What is yours can be mine.

Nur ein Dieb.


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