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 Betreff des Beitrags: Vitamageschichten
BeitragVerfasst: 16.09.08, 17:14 
Altratler
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Die Diebin

„Haltet die Diebin!“
Der Aufschrei des Händlers war selbst im dichten Gedrängel der Menschen auf dem Swaer Marktplatz kaum zu überhören. Er setzte eine Kettenreaktion in Gang, wie sie nur von Menschen hervorgerufen werden kann, die sich plötzlich um ihre Geldbörse sorgen. Der dadurch entstehende Tumult hinderte die schwer bewaffneten Wächter daran zum Ort des Geschehens vorzudringen. Der dicke, in edle Kleidung gehüllte und nun um seine Tageseinnahmen beraubte Stoffhändler sah aus als würde er platzen. Zornig schlug er mit einem Lederriemen auf seine zwei Knechte ein und überschüttete sie mit einem Schwall von Schimpfwörtern, der den Matrosen am nahen Hafen alle Ehre gemacht hätte. Einige Frauen, die sich eben noch dicht um den mit edlen Stoffen aus Endophal überladenen Verkaufsstand gedrängt hatten, zogen nun ihre Kinder fort oder versuchten ihnen die Ohren zu zuhalten.
Zwei Straßenecken weiter kam eine kleine Gestalt zum stehen. Ein zufälliger Beobachter hätte nicht sagen können, ob es sich bei ihr um einen Mann oder eine Frau handelte, denn sie war in einen dunkelgrünen Kapuzenmantel gehüllt. Doch die Passanten wurden von dem Trubel auf dem Marktplatz magisch angezogen und ignorierten die Gestalt einfach. So bemerkte auch niemand, wie sie sich zu allen Seiten umsah, einen kleinen Beutel unter ihrem Mantel hervor holte und einen Blick hinein warf. Anschließend verschwand er wieder unter ihrem Mantel und die Gestalt schlenderte bemüht unauffällig davon.
Der Name der geheimnisvollen Kapuzenträgerin war Elesandra. Natürlich verriet sie das niemandem, denn Namen waren in ihrem Geschäft ein teures Gut. Elesandra war eine Diebin. Keine sehr große – sowohl körperlich als auch von ihren Fähigkeiten – aber es genügte um sie am Leben zu halten. Und auch wenn sie von dem Geld anderer lebte, so war sie doch stolz darauf für sich selbst sorgen zu können. Die meisten anderen Frauen in ihrem Alter, sie zählte jetzt 17 Morsan, waren entweder schon verheiratet oder lebten noch bei ihren Eltern.
Nach einem kurzen Fußmarsch erreichte sie das Färberviertel. Wegen des strengen Geruchs der andauernd in der Luft lag, kamen die Wachen nur selten hier her. Damit war dieses Viertel der perfekte Ort für ein Versteck. Die Diebin bog in eine dunkle Seitengasse ein und ging hinter einem Fass mit Abfällen in die Hocke. Vor ihr ragte eine dreistöckige Manufaktur in die Höhe, die von außen mit Brettern verkleidet war. Zielsicher griff die junge Frau mit ihren zierlichen Fingern in zwei Astlöcher. Mit einem Ruck lösten sich einige Bretter von der Wand und gaben ein dunkles, kaum ein Schritt mal ein Schritt messendes Loch frei. Geschmeidig glitt Elesandra hindurch, tastete an der Wand nach der auf einem kleinen Brett bereitliegenden Kerze und entzündet sie mit einem Feuerkasten. Diesen hatte sie vor gut drei Jahren von einem Endophali mitgehen lassen. Sie verstand zwar nicht recht wie er funktioniert, aber er tat zuverlässig seinen Dienst. Als die Flamme aufleuchtete wurde der kleine Raum sichtbar, der Elesandras Versteck bildete. Wie viele Häuser in der Stadt war auch die Manufaktor auf dicken Pfählen gebaut, um es vor Ungeziefer zu schützen. So entstand ein Hohlraum, den sich die Diebin zu Nutze gemacht hatte. Es hatte sie fast ein Jahr gekostet, bis sie alle nötigen Dinge für ihr Versteck zusammen gestohlen hatte. Abgesehen von dem Gestank, an den sie sich jedoch längst gewöhnt hatte, war es ganz gemütlich. Man konnte sich zwar nur kriechend fortbewegen, aber die meiste Zeit war Elesandra ohnehin an der frischen Luft. Hastig zog sie sich um, löschte die Kerze und verließ ihr Versteck wieder. Noch einmal kontrollierte sie den Sitz der Blende, die den Eingang verdeckte, und wandte sich dann wieder in Richtung Marktplatz.
Diesmal betrat sie den Markt nicht, sondern umging ihn durch die kleinen Gassen des Händlerviertels, die ihn wie einen Ring einschlossen. Durch Zufall konnte sie dabei einen Blick auf den Dicken erhaschen, der sich noch immer nicht beruhigt zu haben schien und inzwischen schnell gestikulierend mit drei Wachen diskutierte. Die Wachen ihrerseits schienen wenig Interesse zu zeigen. Wer konnte es ihnen verübeln, schließlich waren Diebstähle an Markttagen wie diesen die Regel. Nur in den seltensten Fällen wurde mal ein Dieb geschnappt. Elesandra wandte lächelnd den Blick ab. Niemand würde sie verdächtigen, denn sie trug inzwischen das braune einfache Kleid einer Magd und wirkte wie die Unschuld selbst. Zielstrebig setzte sie ihren Weg fort und erreichte bald darauf den kleinen Vitamatempel auf der anderen Seite des Marktes. Wie immer war der der Tempel gut besucht und so fiel es nicht weiter auf, als eine junge Magd ihn betrat. Niemand wunderte sich darüber, dass sie vor der Vitamastatue niederkniete, ein kurzes Gebete murmelte und anschließend einige Münzen aus einem Beutel – der Stoffhändler hätte ihn vielleicht wiedererkannt – in einen Spendenkorb fallen ließ. Sie war nur eine ganz normale Gläubige unter vielen, die tagtäglich hier her kamen um für Gesundheit, Glück beim nächsten Würfelspiel in den Tavernen am Hafen oder das lang ersehnte Kinderglück zu beten. Nur ein älterer Mann, gehüllt in eine grüne mit den Zeichen Vitamas versehene Robe, hatte die vermeintliche Magd bemerkt und zog sie nun sanft am Ellbogen etwas beiseite.
„Der Mutter zum Gruße, Nelandra. Wie geht es dir?“, fragte der Geweihte in leisem Ton. Er verwendete dabei einen ihrer vielen Decknamen, die sie sich über die Jahre ausgedacht hatte.
„Zum Gruße…“, murmelte die junge Frau schüchtern und fügte hastig ein „euer Gnaden“ an. Auf die Frage antwortete sie gar nicht erst, was den Geweihten nicht zu stören schien.
„Ich würde gerne mit dir sprechen, hast du einen Augenblick Zeit?“
Elesandra schüttelte den Kopf, befreite ihren Ellenbogen aus dem Griff des Geweihten und war im nächsten Augenblick auch schon zwischen den Besuchern des Tempels verschwunden. Seufzend sah der Geweihte ihr nach.
Als Elesandra die Tempelportale hinter sich gelassen hatte, atmete sie tief durch. Zwar verehrte sie ihres Berufes wegen Vitama, doch mit den Geweihten der Göttin hatte sie noch nie etwas anfangen können. Sie waren ihr irgendwie… zu nett. Und als allein lebende junge Frau hatte sie gelernt jedem mit Argwohn zu begegnen, der zu nett zu ihr war – besonders wenn es sich dabei um einen Mann handelte. Schaudernd kam ihr ein dunkler Abend vor zwei Jahren in Erinnerung, den sie allerdings schnell wieder in ihrem Gedächtnis vergrub. Das Leben als Diebin war nicht einfach, aber immerhin lebte sie.

Am Abend traf sie sich mit Gernod. Wie sie auch war ein Straßenkind, allerdings zwei Jahre jünger. Wenn sie überhaupt Freunde in dieser kalten Welt hatte, dann kam er einem solchen wohl noch am nahesten. Sie fragte sich nur wie lange das noch so bleiben konnte. In letzter Zeit verhielt sich der Junge ihr gegenüber sehr merkwürdig. Sie fürchtete er könnte von ihr mehr wollen, als das dünne Band der Freundschaft das sie verband. Schon oft war sie Nachts wach gelegen und hatte sich gefragt, wie sie in diesem Fall reagieren sollte. Würde sie seine Gefühle erwidern können? Doch in ihr herrschte nur Leere, wenn sie an ihn dachte. Zum Glück war Gernod bisher zu schüchtern gewesen, ihr von seinen Absichten zu berichten.
Für diesen Abend hatte er eine ganz besondere Idee gehabt. Er hatte in der letzten Wochen den Laden eines Schmiedes am Rand des Händlerviertels ausgekundschaftet. Der Laden schien nur spärlich gegen Einbrecher gesichert zu sein. Elesandra hielt zwar nicht viel von Einbrüchen – sie hatte mal von einem Dieb gehört, der ausversehen bei einem Magier eingestiegen war und von dem daraufhin nicht viel übrig geblieben war – aber Gernod hatte ihr von einer Kiste mit einigen Edelsteinen erzählt, die er hinter der Theke des Schmiedes entdeckt hatte. Das Geld, dass sie durch den Verkauf dieser Edelsteine bekommen würde, könnte sie gut für den nahenden Morsan brauchen. Vielleicht konnte sie sich dann ja sogar ein paar Nächte in einer der beheizten Gasthäuser am Hafen leisten. Also hatte sie eingewilligt Gernod zu begleiten. Warum er ihr überhaupt davon erzählt hatte, war ihr schleierhaft. Normalerweise teilten Diebe ihre Beute nicht gerne. Ob er versuchte sie damit zu beeindrucken? Sie würde wirklich bald ein Gespräch mit ihm führen müssen…
Der junge Dieb hatte wirklich nicht übertrieben, als er ihr davon erzählt hatte wie spärlich der Laden gesichert war. Der Hinterhof des Ladens lag völlig im Dunkeln und es war eine Leichtigkeit die Hintertür mit dem mitgebrachten Brecheisen aufzustemmen. Es schien geradezu als würde der Schmied darum betteln, dass man bei ihm einbricht. Kurz überkam sie ein mulmiges Gefühl, das sie schnell wieder verdrängte. Leise tasteten sich die beiden in das Lager des Händlers voran. Sie wichen gerade einigen halb verrosteten Rüstungsteilen aus, als sie Stimmen aus dem Ladenraum hörten.
„Habt ihr sie, Schmied?“
„Natürlich habe ich sie. Ich habe noch nie mein Wort gebrochen.“
„Das ist auch besser für euch. Wir wären ansonsten sehr betrübt euch zu zeigen, was wir von nicht gehaltenen Versprechen halten. Zeigt sie uns!“
Kurz ertönte ein Rascheln, dann das Quietschen von sich öffnenden Scharnieren.
„Hier, wie versprochen, drei Rubine, ein Saphir und ein Smaragd. Ungeschliffen. Aus den Klauenbergen bei Lichtenfeld.“
„Habt ihr euch auch an die andere Abmachung gehalten?“
„Ja. Es hat mich eine ganze Stange Geld gekostet meinen Kontaktmann zu überzeugen. Ich hoffe ihr werdet das zu schätzen wissen.“
„Natürlich werden wir das.“
Es ertönte das unverkennbare Geräusche von Goldmünzen, die über einen Tisch kullerten, quittiert von einem zufriedenen Grunzen.
Gernod wollte sich herumdrehen, um Elesandra einen vielsagenden Blick zuzuwerfen, da blieb er mit seinem Ärmel an einer auf dem Tisch liegenden Zange hängen, die daraufhin polternd zu Boden fiel. Er erstarrte in seiner Bewegung und sah ängstlich zu seiner Begleiterin, die krampfhaft die Luft anhielt. Auch im Vorzimmer herrschte nun Ruhe. Wie versteinert blieben die jungen Einbrecher stehen und lauschten dem Geräusch sich nähernder Schritte. Im nächsten Augenblick flog die Tür zum Lager auf. Vom Licht geblendet kniff Elesandra die Augen zu. Im nächsten Augenblick hörte sie das Schnaufen eines Bären – oder etwas das sich so anhörte. Dann sprang ein riesiger dunkler Schatten auf sie zu. Ein fürchterlicher Gestank nach totem Fleisch schlug ihr entgegen. In diesem Augenblick gewannen fiel die Starre von ihr ab und sie ergriff Hals über Kopf die Flucht. Gernod tat es ihr nach. Der Umstand das sie vor ihm her lief, rettet ihr vermutlich das Leben. Noch ehe sie die Türe erreichte, hörte sie in ihrem Rücken einen heißeren Schrei des Jungen, dann ein lautes Poltern und anschließend das ekelhafte Knacken brechender Knochen. Sie stürzte zur Türe hinaus, als etwas sie an der Schulter streifte, worauf ein stechender Schmerz sie durchzuckte. Sie stolperte durch die Tür ins Freie und durch das Hoftor in das Labyrinth der Straßen Swas. Sie rannte und rannte. Der Schmerz in ihrer Schulter hing wie ein roter Schleier vor ihren Augen. Erst als sie sich sicher war, dass ihr niemand gefolgt war, brach sie in einer der engen Gassen zusammen. Sie hatte keine Ahnung wo sie sich befand und auch keine Gelegenheit mehr das herauszufinden, denn im nächsten Moment senkte sich eine bleierne süße Dunkelheit auf sie hinab.

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 Betreff des Beitrags: Re: Vitamageschichten
BeitragVerfasst: 18.09.08, 16:31 
Altratler
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Der Heiler

Er erwachte, als ein Lichtstrahl durch das hohe Fenster direkt in sein Gesicht fiel. Blinzelnd rieb er sich die Müdigkeit aus dem Gesicht und sah sich dann verschlafen in dem kleinen Raum um. An der gegenüberliegenden Wand ragte der Rotschopf von Relano und die langen schwarzen Haare von Ostran unter den beiden Decken des Stockbetts hervor. Seufzend senkte sich sein Kopf wieder in das Kissen zurück. Er hatte mal wieder die halbe Nacht lang wach gelegen und über sich und die Welt philosophiert. Er war ein unheimlich selbstreflektierender Mensch, worauf er einerseits sehr stolz war, es aber andererseits auch von Zeit zu Zeit verfluchte. Das Problem mit seiner Selbstreflektion war, das er unter ständigem Selbstzweifel litt. Doch damit nicht genug: Gerade das Nachdenken über sich selbst hatte ihn zu dem Schluss gebracht, dass eben jener Selbstzweifel eigentlich nur Ausdruck seines gestörten Selbstbewusstseins war. An dieser Stelle übermannte ihn dann meistens das Selbstmitleid. Dann stellte er wie immer fest, dass es unheimlich viele Worte waren die mit „Selbst“ anfingen. Ob er einer jener Menschen war, die ihr ganzes Leben lang nur in sich hinein schauten und gar nicht mitbekamen was um sie herum geschah? Nein, das konnte er sich nicht vorwerfen lassen. Als Heiler half er täglich anderen. Genaugenommen stürzte er sich geradezu in diese Arbeit, denn es lenkte ihn von den dunklen Gedanken ab, die ständig an dem Rand seines Bewusstseins auf den günstigen Augenblick zu warten ihn zu packen und ordentlich durch zu schütteln. Da genau das jetzt drohte, entschloss er sich aufzustehen.
Wenige Augenblicke später hatte er sich seine Robe übergestreift. Er schnappte sich noch ein hartgewordenes Brötchen vom Vortag aus dem kleinen Korb auf dem Tisch und trat dann durch die Türe in den kleinen Bereitschaftsraum. Dort wurde er von einem müde lächelnden Undras begrüßt.
„Guten Morgen, Undra. Wie war die Nachtschicht?“
„Größtenteils ruhig. Zwei betrunkene Seeleute und eine junge Frau. Die Seeleute wurden bereits von ihrem Kapitän abgeholt. Der hat vielleicht ein Donnerwetter losgelassen, sag ich dir. Wundert mich das du und die beiden anderen nicht aufgewacht seid. So wie ich es mitbekommen habe wollten sie eigentlich schon vor über einem Zyklus ausgelaufen sein. Die Armen dürfen jetzt vermutlich fleißig Deck schrubben.“
„Wer sich so voll laufen lässt, hat es nicht anders verdient. Was ist mit der jungen Frau?“
„Die kam erst vor kurzem herein. Die Nachtwache hat sie heute Morgen bewusstlos in der Nähe des Rathauses gefunden. Sie hatte eine Schnittwunde an der linken Schulter, allerdings nichts bedrohliches. Die Wachen gehen von einem Überfall aus. Sie trug keinen Bürgerbrief bei sich, ist also vermutlich eine Freie. Ich habe ihre Schulter verbunden und sie in Bett fünf gelegt. Alles weitere steht in meinem Bericht.“
Undras deutete hinter sich auf das Regal und erhob sich dann von seinem Stuhl.
„So und jetzt entschuldige mich bitte. Ich habe eine Verabredung mit meinem Bett und will nicht zu spät kommen.“
„Schlaf gut, Undras. Und sei nicht zu leise wenn du ins Bett gehst. Relano und Ostran, die beiden Faulpelze, sollen endlich aus den Federn. Die Hafenverwaltung möchte das wir heute zwei Handelsschiffe nach Kranken durchsuchen. In Rothenbucht soll es zwei Pestfälle gegeben haben und da werden immer alle nervös.“
Undras schenkte ihm nur ein herzhaftes Gähnen und verschwand dann schlürfend im Schlafraum des Hospitals. Haras wandte sich dem Regal zu und zog den Bericht hervor, auf den sein Kollege gezeigt hatte. Ein schneller Blick auf den Bericht zeigte ihm nichts ungewöhnliches. Als Namen der Patientin war die Nummer 2471 eingetragen. Das war das Standardvorgehen in dem Hospital, wenn man Patienten bekam deren Name nicht bekannt war oder die sich nicht mehr an ihn erinnerten. Für gewöhnlich betraf das Freie, denn Bürger hatten einen auf ihren Namen ausgestellten Bürgerbrief bei sich. Seufzend klappte Haras die Berichtsmappe zu. Vermutlich handelte es sich bei ihrem Gast um ein Freudenmädchen vom Hafen, das auf dem Weg nach Hause von einem Räuber überrascht wurde. So etwas geschah relativ häufig. Swa hatte einen großen Hafen und entsprechend gut verdienten die jungen Frauen, die ihren Körper gegen Bares feil boten. Und früher oder später landeten sie alle im Hospital. Die einen wegen Geschlechtskrankheiten, die sie sich bei ihren Freiern eingefangen hatten, die anderen weil sie sich mit irgendwelchen Mittelchen betäubt hatten. Aber eigentlich durfte er sich ja nicht beklagen. Der Hafen war der Grund, warum sich der Swaer Stadtrat überhaupt ein so gut ausgestattetes Hospital leistete. Die Angst vor eingeschleppten Seuchen war groß. Wie heißt es so schön? Des einen Freud ist des anderen Leid. Mit einem lakonischen Lächeln klemmte sich Haras die Berichtsmappe unter den Arm und machte sich auf den Weg zu der Patientin. Im Moment war sie der einzige „Gast“ des Hospitals.
Als er das große Bettenzimmer für die Freien betrat und Nummer 2471 erblickte, musste der Heiler sich eingestehen, dass er vielleicht vorschnell geurteilt hatte. Die junge Frau trug nicht die freizügige Kleidung und die dick aufgetragene Schminke, wie sie sonst für eine Hure üblich war. Um genau zu sein trug sie überhaupt keine Schminke, dafür aber Hose, Hemd und Weste in einem dunklen Grau. An ihrer linken Schulter war das Hemd abgeschnitten worden und ein weißer Verband zierte die blasse Haut der Frau. Ihr von braunen verfilzten Haaren umgebenes Gesicht zeigte den Ausdruck des friedlichen Schlafs, doch laut Bericht war sie immer noch bewusstlos. Wer sie wohl war? Haras trat näher und kontrollierte den Sitz des Verbands. In diesem Augenblick schlug die junge Frau träge die Augen auf. Wenige Augenblick später war sie halb fallend aus dem Bett gekrochen und sah den Heiler panisch an. Für einen Augenblick schien es ihm, als würden ihre Augen vor Wahnsinn glitzern, doch dann schien sie sich zu beruhigen. Haras tat sein übriges dazu und nahm eine passive Haltung ein, wie man es als Heiler schnell lernt, wenn man immer wieder mit verwirrten Leuten zu tun hat. Als nächstes würde sie ihn sicher fragen wo sie sei.
„Wo bin ich?“
„Im Hospital der Stadt Swa in der Grafschaft Lichtenfeld.“
„Was… was mache ich hier?“
„Ihr wurdet von der Nachtwache in der Nähe des Rathauses bewusstlos und mit einer Schnittwunde aufgefunden. Sie brachten euch hier her.“
Ohne den Blick von dem Heiler zu wenden tastete die junge Frau über den Verband an ihrer Schulter.
„Wie ist euer Name?“
Seine Patientin schien zuerst überlegen zu müssen ob sie ihm traute, sich dann jedoch dafür zu entscheiden, denn sie antwortete ihm im nächsten Augenblick.
„Mein Name ist Nelandra.“
„Nelandra und weiter?“
„Wie weiter?“
„Na, euer Nachname.“
„Nur Nelandra.“
Haras nickte und notierte sich den Namen in dem Bericht. Er hatte nichts anderes erwartet. Die meisten Freien trugen nur einen Namen, manche nicht einmal das. Zumindest musste er sie nun nicht mit Nummer 2471 anreden.
„Was tut ihr da?“
„Ich notiere mir euren Namen für die Unterlagen.“
Sofort kehrte das Misstrauen in ihr Gesicht zurück. Auch das hatte er erwartet. Leute wie sie misstrauten grundsätzlich jedem Stück Papier auf dem ihr Namen stand. Also ratterte er seinen Standardsatz runter.
„Keine Sorge, dieser Bericht ist vertraulich und nur für die Unterlagen des Hospitals. Er hilft uns euch wiederzuerkennen, wenn ihr uns das nächste Mal aufsucht.“
In Gedanken fügte er hinzu: Oder falls wir eure Leiche identifizieren müssen. Leider passierte das viel zu oft.
„Ich schlage vor, dass ihr euch erst einmal wieder in euer Bett legt. Ihr könnt bis zum Mittag hier bleiben. Einen Abort findet ihr im Hinterhof. Für Nahrung müsst ihr selbst sorgen, ich kann euch aber einen Krug mit Wasser bringen.“
Nelandra nickte zum Dank und Haras wandte sich herum um den Krug zu holen. Als er zurück kam, lag sie bereits wieder im Bett und betastete einmal mehr ihren Verband.
„Wie ist das passiert?“, fragte er, während er einen Becher mit dem Wasser aus dem Krug füllte und dann beides auf den kleinen Tisch neben ihrem Bett abstellte.
„Ich… bin gestürzt.“
Der Heiler glaubte ihr natürlich kein Wort und wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, da hörte er aus dem Flur die Stimme von Relano.
„Vitama, der Leben schenkenden, zum Gruße, Waibel!“
„Ehre dem Grafen, Heiler. Wir sind wegen dem Mädchen hier, das wir heute morgen hier her gebracht haben.“
„Einen Augenblick, Waibel, ich werfe schnell einen Blick in den Bericht.“
Haras runzelte die Stirn. Seit wann interessierte sich die Wache für eine Freie? Sicher, sie war vermutlich überfallen worden, aber normalerweise war der Wache Streitigkeiten unter den Freien egal, so lange sie sich nicht umbrachten oder dabei Bürger störten. Der angsterfüllte Blick seiner Patientin bestätigte seine Vermutung, das mehr hinter dieser Angelegenheit stecken musste. Unerwartet griff sie mit ihren zierlichen Fingern nach seiner Hand.
„Bitte, ihr dürft mich nicht den Wachen übergeben!“, flehte sie leise.
Er löste seine Hand aus ihren.
„Warum sollte ich euch nicht der Wache übergeben? Das Hospital wird von dem Stadtrat unterhalten und wir sind zur Zusammenarbeit mit den Wächtern verpflichtet. Außerdem scheint ihr etwas ausgefressen zu haben, sonst wären sie wohl kaum noch einmal hier.“
Mit einem Ruck wandte er sich der Tür zu, hielt dann aber inne als er aus den Augenwinkeln die pure Angst ihrem Gesicht sah. Seufzend wandte er sich ihr zu. Er hatte einfach ein zu weiches Herz, was in seiner Arbeit manchmal eher hinderlich war.
„Also gut, unter einer Bedingung: Ihr erzählt mir nachher was vorgefallen ist und ich will keine Ausreden wie ‚Ich bin gestürzt‘ hören. Danach werdet ihr das Hospital umgehend verlassen. Haben wir uns verstanden?“
Die Frau nickte eifrig. Sie schien ihm unendlich dankbar zu sein.
„Dann versteckt euch dort hinten in dem Lagerraum.“
Schneller als ein Wiesel war sie aufgesprungen und hinter der Türe verschwunden. Wie sich zeigte, geschah das keinen Augenblick zu spät, denn schon hörte Haras wieder die Stimme seines Kollegen.
„Ich kann den Bericht im Moment nicht finden, Waibel. Vermutlich kümmert sich Haras gerade um sie. Geht zum Bettenraum dort drüben.“
„Danke, Heiler.“
Dann hörte Haras das poltern schwerer Stiefel. Schnell wandte er sich dem Bett zu, in dem Nelandra kurz zuvor noch gelegen hatte und tat so als würde er es abziehen. Als der Waibel zusammen mit einem anderen Wächter in den Raum trat, wandte er sich ihnen zu.
„Vitama zum Gruße, Waibel.“
„Ja ja, zum Gruße, Heiler. Wo befindet sich das Mädchen, das wir heute Morgen hier her brachten?“
„Sie ist vor kurzem gegangen, Waibel. Wohin sagte sie nicht.“
Der Heiler biss sich auf die Zunge. Der letzte Satz war ihm zu schnell über die Lippen gekommen. Hoffentlich schöpfte der Wächter keinen Verdacht. Dieser sah nun mit einem misstrauischen Blick zu dem Wasserkrug und den vollen Becher auf dem Tisch.
„Ihr würdet mich doch nicht belügen, Heiler, oder? Wir haben gerade eben erst den Bericht von einem Einbruch bei einem hoch angesehen Schmied erhalten. Der Täter oder die Täterin konnte unerkannt mit mehreren Edelsteinen entkommen, schnitt sich aber beim Verlassen des Gebäudes an einem hervorstehenden Nagel vermutlich die Schulter auf. Es besteht daher der Grund zur Annahme, dass es sich bei dem Mädchen um jene Diebin handelt.“
„Waibel, bitte glaubt mir, hätte ich das gewusst, hätte ich sie niemals gehen lassen.“
Das war es also, was diese Nalendra zu verstecken hatte. Nur irgendetwas passte ihm nicht an der Erklärung des Wächters. Wenn er nur wüsste was?
„Wenn das so ist, dann verzeiht bitte die Störung, Heiler.“
„Keine Ursache, ich geleite euch hinaus.“
„Nicht nötig, wir kennen den Weg.“
„Ich bestehe darauf.“
Die Wächter ergaben sich in ihr Schicksal und wurden von Haras zur Türe gebracht. Als er in den Bettenraum zurück kam, ging er mit großen Schritten auf die Tür des Lagerraums zu. Diese kleine Diebin würde ihm einiges erklären müssen. Vielleicht konnte er sie ja dazu bewegen, die Edelsteine zurück zu geben. Er öffnete die Türe und setzte zu einer Schimpftirade an. Doch die Luft blieb ihm im Halse stecken. Von Nelandra war keine Spur zu sehen. Dafür waren mehrere Kisten aufeinander gestapelt worden. Das kleine Fenster unter der Decke stand speerangelweit offen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Vitamageschichten
BeitragVerfasst: 19.09.08, 14:08 
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Das Freudenmädchen

Gedankenverloren rollte sie den langen roten Strumpf ihr Bein hinauf. Dann griff sie nach den beinahe eben so langen schwarzen Lederstiefeln und streifte erst den linken, dann den rechten über. Sie erhob sich von dem kleinen Schemel, prüfte den Sitz des bis hinauf zur Hüfte geschlitzten Rockes und der Bluse mit dem tiefen Ausschnitt und warf anschließend einen Blick auf den dicken Kerl, der im Bett schlief. Nachdenklich ordnete sie ihr dunkelrotes Haar, das eigentlich gar nicht rot sondern schwarz war. Sie hatte es gefärbt, denn rotes Haar war besser für das Geschäft. Ihr Kunde hatte ihr seinen Namen nicht nennen wollen, da er meinte er könnte seinen guten Ruf verlieren. Eigentlich würde er ja auch nie Mädchen wie sie aufsuchen, doch gestern hatte man ihm die gesamten Tageseinkünfte gestohlen und deshalb suchte er nun Trost in ihren Armen. Auf keinen Fall wolle er, dass seine Frau etwas davon erfährt. Kopfschüttelnd sah sie auf den Beutel mit Münzen, den er ihr im Voraus gegeben hatte. Seine Frau hatte er scheinbar schnell vergessen, als er sie aufforderte für ihn zu tanzen. Zum Glück hatte sie früher als Tänzerin in einem der dunklen Kaschemmen im Rotlichtviertel von Draconis gearbeitet. So konnte sie auf ihre Erfahrung zurückgreifen, als sie sich langsam, mit dem Hintern vor seinen Augen kreisend vor ihm entblößt hatte. Sie hatte sich einer Schlange gleich an der Wand geräkelt und war zum Schluss mit lasziven Schritten, einen Fuß vor den anderen setzenden, auf ihn zu gegangen. Was danach folgte war das Standardprogramm. Bei Vitamas sinnlichen Kurven, warum waren die meisten Männer so einfallslos? Zum Schluss hatte er geweint wie ein Kind. Noch immer fühlte sie seinen Schweiß an sich kleben. Sie fühlte sich dreckig. Dreckig nicht nur körperlich, sondern auch in der Seele. Es war als hätte sie einen schwarzen Fleck und egal wie viel Spucke man verwendete und wie stark man mit dem Putzlappen an dem Fleck rieb, er wollte einfach nicht von ihrer Seele weichen. Kurz überlegte sie, ob sie nicht noch ein paar Münzen mehr aus den Taschen ihres friedlich schlafenden Kunden nehmen sollte. Schließlich entschied sie sich dagegen. So etwas war schädlich für das Geschäft und wenn es sich herum sprach, konnte sie sich einen neuen Arbeitsplatz suchen. Außerdem hatte sie das gar nicht nötig. Sie wandte sich der Türe des Stundenzimmers zu und trat leise hinaus. Eigentlich konnte sie von dem Geld leben. Zwar war es dreckiges Geld, aber das interessierte die Händler wenig. Und wenn sie mal krank war und deshalb kein Einkommen hatte, wurde sie von den Dienerinnen Vitamas aus dem Tempel versorgt. Sie waren es auch, die ihr verschiedene Kräuter zur Vorbeugung von Schwangerschaften zukommen ließen und sie regelmäßig auf Krankheiten untersuchten. Dafür war sie ihnen sehr dankbar.
Während sie über sich und ihr Leben nachdachte, schritt sie langsam die Treppe des heruntergekommenen Gasthauses hinab. Aus einem der Zimmer hörte sie ein unterdrücktes Stöhnen, nahm es aber nicht wirklich wahr. Solche Töne gehörten zu ihrem Geschäft und so wie die Fischer schon bald aufhörten sich über das Geschrei der Möwen zu ärgern, so war sie für solche Geräusche Taub geworden. Man gewöhnt sich eben an alles. Das hatte auch dazu geführt, dass sie seit drei Götterläufen keinen festen Freund mehr gehabt hatte. Sicher, ab und zu versuchte es mal einer, doch die gaben schnell auf. Sie war Gefühlskalt geworden und wirkliche Lust zu empfinden fiel ihr schwer. Es hieß man sollte seine Arbeit nicht nach Hause bringen. Doch was, wenn die Arbeit aus genau dem Bestand, was eine Beziehung festigte und den letzten Schliff gab? Sie hatte diese Frage einem Geweihter gestellt. Er hatte ihr erzählt, dass eine Beziehung nicht nur aus Sex bestand. Das eben auch Gefühle und das Füreinander-Da-Sein eine wichtige Rolle spielen würden. Natürlich stimmte das, aber die gemeinsame Lust gehörte eben auch dazu. Und dazu war sie ganz offensichtlich nicht mehr im Stande. Eine tiefe brummige Stimme schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Sie gehörte Pawel, dem Besitzer dieses Hauses, dass den Namen Gasthaus nur noch als Erinnerung an alte Zeiten trug.
„Na Lita, war’s schön?“, fragte der schäbig gekleidete Pawel hinter dem Tresen und zeigte dabei ein anzügliches Grinsen. Mit seiner rechten Hand verscheuchte er eine Schabe, die es sich auf seinem Hosenbein bequem gemacht hatte.
„Oh, du hast eine Freundin?“
Brummend lehnte sich der Vermieter der Stundenzimmer auf dem klapprigen Stuhl zurück und kniff missgelaunt die Augen zusammen.
„Hat es sich wenigstens gelohnt?“
„Mhm. Was ist mit meinem Anteil?“
Ächzend beugte sich der Mann zu einer Kiste hinab und tauchte wenig später mit ein paar Münzen auf, die er ihr zu schob.
„10 Prozent, wie immer.“
„Weißt du, dein ‚Gasthaus‘ ist wirklich in einem schlechten Zustand. Eigentlich sollte ich mehr bekommen, dafür das ich meine Kunden hier her lotse.“
„Vergiss es. Das Schutzgeld ist diesen Mond schon wieder gestiegen. Ich kann nicht riskieren das mir die Bude abfackelt. Andererseits… wenn du mir mal wieder einen Besuch abstatten würdest, könnten wir vielleicht über 11 Prozent reden.“
Seufzend verdrehte Lita die Augen. Männer waren so einfach gestrickt. Aber sie konnte ein wenig mehr Geld gebrauchen. Pawel hatte Recht, das Schutzgeld war in der Tat gestiegen. Also rang sie sich zu einem Nicken durch, auch wenn sie es später bereuen würde.
„13 Prozent und nicht mehr heute. Dafür komme ich morgen gleich als erstes zu dir.“
Als Antwort bekam sie nur ein zufriedenes Grunzen. Ohne Verabschiedung wandte sie sich der Türe zu und trat hinaus in die kühle Nacht. Unwillkürlich fröstelte sie. Schon bald würde sie ihre dicke Kleidung aus dem Schrank holen müssen. Der Morsan war eine schlechte Zeit für Frauen wie sie. Sie konnten nicht so viel von sich zeigen und die Männer blieben nur ungern länger als nötig auf der Straße. Letztes Jahr hatte sie für die Zeit in einem Freudenhaus am Hafen gearbeitet, aber das würde sie auf keinen Fall wiederholen. Der Besitzer hatte sie schlecht behandelt und mehrmals verprügelt. Wäre er nicht ein paar Wochen später von der Wache wegen Waffenhandels mit irgendwelchen Rebellen in Vandrien festgenommen worden, würde sie vermutlich heute noch dort sitzen. Nun gut, über ihren Aufenthalt in der kalten Jahreszeit würde sie sich später Gedanken machen. Für heute hatte sie erst einmal genug. Ein Besuch im Badehaus würde ihr sicher helfen sich ein wenig sauberer zu fühlen. Also machte sie sich auf Richtung Marktplatz. Sie war keine zwei Schritte gegangen als sich etwas um ihren rechten Arm legte und sie fest hielt. Das Etwas entpuppte sich als eine behandschuhte Hand, die zu einer Gestalt gehörte, deren Gesicht hinter einer Kapuze verborgen war. Lita musste innerlich schmunzeln. Das war offenbar einer von den Typen, die sich für ganz böse hielten.
„Heute nicht mehr, Süßer. Ich nehme keine Kunden mehr an.“
Die Gestalt schwieg. Nun wurde Lita nervös. Irgendetwas beunruhigte sie. Ein ungutes Gefühl – eine Vorahnung? Eigentlich glaubte sie ja nicht an diesen übersinnlichen Scheiß. Bei ihr war jedenfalls nie eine Magiebegabung festgestellt worden.
„Hörst du nicht? Lass mich los, ich habe mein Schutzgeld diesen Mond schon bezahlt!“
Auch darauf reagierte die Gestalt nicht. Lita packte die Angst. Sie versuchte ihren Arm aus dem Griff des Mannes – denn darum musste es sich ja wohl bei der Gestalt handeln – zu befreien. Da schnellte seine andere Hand vor und traf sie am Hals. Sie spürte einen kurzen Schmerz. Mit der freien Hand tastete sie an die getroffene Stelle und betrachtete dann ungläubig im schwachen Licht der nahen Laterne die rote Flüssigkeit an ihren Fingern.
„Was… was willst…“, stammelte sie.
Plötzlich gaben ihre Knie nach und sie sackte zu Boden. Als die Gestalt sich über sie beugte, versuchte sie zu schreien, aber es kam kein Ton über ihre Lippen. Erst jetzt wurde sie des silbrig glänzenden Dolches gewahr, der sich in der anderen Hand des Mannes befand. Panisch versuchte sie von ihm fort zu kriechen, aber auch dazu war sie zu schwach. Unter der Kapuze blitzten sie zwei leuchtend rote Punkte an.
„Der Meister wird sehr zufrieden mit uns sein.“, hauchte die Gestalt ihr entgegen.
Dann verlor sie das Bewusstsein.

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 Betreff des Beitrags: Re: Vitamageschichten
BeitragVerfasst: 21.09.08, 17:11 
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Der Heiler

Übermüdet blickte Haras hinüber zu der Uhr an der Wand des Bereitschaftraums. Er hatte heute freiwillig die Nachtwache übernommen und sehnte sich so langsam nach seinem Bett. Doch bis dahin war es noch fast einen Zyklus hin. Gähnend rieb er sich über sein Gesicht und schrieb an seinem Bericht weiter. Vor kurzem war eine Magd ins Hospital gekommen. Ihr Herr hatte sie mitten in der Nacht aufgeweckt und verlangt das sie ihm eine Gemüsesuppe kochte. Dabei hatte sie sich vor Müdigkeit in den Finger geschnitten. Es war nichts großes gewesen und trotzdem hatte Haras drei Versuche gebraucht bis der Verband richtig saß. Er ärgerte sich darüber. Normalerweise passierte ihm so etwas nicht. Als er den letzten Punkt in den Bericht gesetzt hatte, klappte er erleichtert die Mappe zu und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er fragte sich, welche Nächte wohl schlimmer waren: Jene in denen gar nichts passierte oder jene in denen es Drunter und Drüber ging. Heute war definitiv eine der Nächte vom ersten Typ und wenn er zurück dachte empfand er sie nicht als sehr angenehm. Andererseits bedeuteten ruhige Nächte zumindest das niemand verletzt oder krank wurde. Zumindest hatte man in unruhigen Nächten nicht so mit der Müdigkeit zu kämpfen. Oft stand man dann die ganze Zeit unter ordentlichem Stress. So wie vor einem dreiviertel Jahr, als einer der Kontore am Hafen gebrannt hatte. Mehrere Arbeiter waren unter dem einstürzenden Dach begraben worden. Die ganze Nacht über kamen neue Verletzte herein: erst die Unglücklichen mit den Brandverletzungen, später jene mit Rauchvergiftungen. Damals waren alle Heiler aus dem Hospital die ganze Nacht hindurch beschäftigt gewesen und trotzdem hatten sie nicht alle Verletzten retten können. Am nächsten Morgen waren sie alle zu Tode erschöpft gewesen. Zum Glück kamen einige Diener Vitamas aus dem Tempel herüber und nahmen ihnen so viel Arbeit wie möglich ab.
Er musste wohl eingeschlafen sein, denn als er durch eine kräftiges Schütteln an seiner Schulter wieder erwachte, fand er seinen Kopf auf seinen Armen wieder. Blinzelnd hob er seinen Blick und sah in das pickelige Gesicht eines jungen Rekruten der Wache.
„Oh, Vitama sei Dank, ihr seid wach Herr!“
„Wssn?“, murmelte Haras verständnislos.
„Schnell, ihr müsst mit kommen, die Wache fordert einen Heiler an!“
Gähnend rieb sich der eben erst so unsanft Geweckte über sein Gesicht und blickte hinüber zu der Uhr. Verflucht, noch immer nicht Zeit für die Ablösung. Also würde er sich wohl darum kümmern müssen. Seufzend erhob er sich von seinem Stuhl und griff nach seiner bereitliegenden Heilertasche.
„Dann bringt mich mal hin, Rekrut.“, meinte er und beendete den Satz mit einem weiteren herzhaften Gähnen. Der junge Rekrut spurtete sogleich los und Haras hatte Mühe ihm zu folgen. Erst eine Straßenkreuzung weiter hatte er ihn eingeholt.
„Wo gehen wir denn hin?“
„In das Rotlichtviertel am Hafen.“
„Mhm… gab es eine Kneipenschlägerei?“
„Nein.“
„Bei Vitamas Lieblichkeit, nun lasst euch doch nicht alles aus der Nase ziehen, Rekrut. Warum fordert die Wache mitten in der Nacht einen Heiler an? Wurde ein Wächter niedergestochen?“
„Nein, kein Wächter. Eine Hafendirne.“
„Ist sie noch am Leben?“
„Nein, Herr.“
„Warum werde ich dann gerufen? Ich kann Tote nicht auferstehen lassen.“
Der Rekrut warf ihm einen missbilligenden Blick zu und zitierte dann offenbar aus irgendwelchen Vorschriften.
„Vorschrift 87, Absatz 3: Im Falle des Fundes eines leblosen Körpers, unabhängig von Rasse, Stand oder Geschlecht, ist ein Heiler hinzu zu ziehen, der die Todesursache feststellt.“
„Aha.“
Mehr fiel Haras darauf nicht ein, aber sie bogen ohnehin in diesem Augenblick um eine Straßenecke und stießen auf eine Gruppe von Wächtern und einem bedrückt dreinblickenden Mann in schäbiger Kleidung. Er war damit beschäftigt auf einen der Wächter einzureden, der sich als der Waibel vom Vortag entpuppte.
„… ganz schlecht für das Geschäft! Wer wird denn nun noch in mein auserlenes Gasthaus kommen? Und das alles ist nur die Schuld der Wache! Würde sie dieses Viertel nicht so vernachlässigen, wäre das nicht passiert.“
„Höre mal zu … Pawel, nicht wahr? Der Wache ist dein schäbiges ‚Gasthaus‘ vollkommen egal. Hier wurde eine Frau ermordet. Zwar handelt es sich bei ihr, wie du sagst, nur um eine Hure – und davon gibt es wahrlich genug in dieser Stadt – aber trotzdem müssen wir diesem Fall nach gehen. Außerdem wissen wir beide doch sehr genau, dass sich in zwei oder drei Tagen niemand mehr an sie oder diesen Vorfall hier erinnern wird. Und wenn du dich weiter beschwerst und damit die Ermittlungen behinderst, überlege ich mir dich auf die Liste der Verdächtigen zu stellen.“
„Ich habe euch diesen Fall gemeldet! Warum sollte ich das tun, wenn ich sie umgebracht hätte?!“
„Na ich weiß nicht. Vielleicht dachtest du ja, dass wir genau so denken würden.“
Die Fassungslosigkeit stand dem Gasthausbesitzer ins Gesicht geschrieben. Statt etwas zu antworten, machte er auf dem Absatz kehrt und eilte in sein Haus zurück. Haras musste eingestehen, dass das Gasthaus tatsächlich ziemlich schäbig aussah. Aber damit passte es gut in die Gegend. Der Rekrut eilte zum Waibel.
„Ich melde mich zurück, Waibel! Ich habe einen Heiler gefunden und mitgebracht, wie ihr befohlen habt, Waibel!“
Der Angesprochene speiste den Rekruten mit einem Nicken ab und wandte sich nun Haras zu. Der Rekrut hatte sich wohl wenigstens ein Lob erhofft, denn er schlürfte mit hängenden Schultern zu seinen Kollegen hinüber.
„Ah… mhm… wir kennen uns, oder? Ward ihr nicht der Heiler, der diese Diebin entkommen ließ?“
„Ich ließ sie nicht entkommen, Waibel. Ich konnte ja nicht wissen, dass die Wache gegen sie ermittelt.“
„Wenn ihr das sagt.“
Der Waibel gab sich nicht einmal Mühe seinen Unmut zu kaschieren. Offenbar hatte es ihn ziemlich mitgenommen eine Diebin entkommen zu sehen, die sich eigentlich schon in der Obhut der Wache befunden hatte. Vielleicht hatte sich ja auch der „hoch angesehene Schmied“ bei seinem Vorgesetzten beschwert. Diese Vorstellung ließ die schlechte Laune von Haras mit einem Mal verfliegen. Mit Mühe unterdrückte er ein Lächeln.
„Was kann ich für euch tun, Waibel?“
„Hat der Rekrut euch nicht vorbereitet?“
Der Waibel warf einen bösen Blick zum Rekruten hinüber, der daraufhin leicht zusammenzuckte und schnell den Blick abwandte.
„Er hat mir das wichtigste erzählt. Das die Wache die Hilfe eines Heilers anfordert, weil eine tote Frau gefunden wurde. Das es sich bei dieser Frau um eine Dirne handelt und das dies laut irgendeiner Vorschrift in so einem Fall üblich sei. Laut dieser Vorschrift soll ich scheinbar die Todesursache feststellen. Allerdings entdecke ich hier keine Leiche.“
„Sie ist dort drüben, unter der Decke.“
Der Waibel deutete hinüber zu einem Schatten am Boden, nahe der anderen Wächter. Haras konnte ihn im trüben Licht des beginnenden Morgens erst jetzt als Decke ausmachen, unter der ganz offensichtlich eine Person lag.
„Darf ich?“
„Dafür seid ihr da.“
Der Heiler ging zu der Decke hinüber und schlug sie beiseite. Er konnte nicht viel erkennen, außer den schemenhaften Umrissen einer Frau.
„Kann ich eine Lampe haben?“
Einer der Wächter kam seinem Wunsch nach und reichte ihm eine der Lampen, die zur Standardausrüstung der Nachtwache gehörten. Nachdenklich betrachtete Haras die Tote. Sie hatte rote Haare und ihre Kleidung wies sie eindeutig als jemanden vom horizontalen Gewerbe aus. Viel erstaunlicher war aber der Anblick der Arme. Jemand hatte fein säuberlich die Ärmel der Bluse abgetrennt. Die nackte Haut darunter war über und über mit Runen bedeckt, die in die Haut geritzt worden waren. Eine erste Untersuchung des Rests ihres Körpers brachte keine weiteren Verletzungen zu Tage. Allerdings fand er an ihrem Hals eine kleine Schnittwunde. Sie hatte nicht sehr stark geblutet und war nicht tödlich gewesen, aber sicher auch nicht angenehm. Außerdem fand er unter den Fingernägeln der Frau recht viel Dreck. Das war ungewöhnlich für ein Freudenmädchen. Normalerweise achteten sie sehr auf ihr Aussehen. Er musste also erst vor kurzem an diese Stelle gelangt sein. Vielleicht hatte das Opfer versucht von ihrem Peiniger davon zu kriechen? An den Fingern ihrer linken Hand zeigte sich außerdem ein wenig eingetrocknetes Blut. Haras wollte seine Entdeckung gerade dem Waibel mitteilen, da ertönte eine sanfte Stimme.
„Der Mutter zum Gruße, meine Herren.“
Die Stimme gehörte zu einem älteren Diener Vitamas, der zu den Wächtern hinzu getreten war. Das Auftauchen des Geweihten schien dem Waibel gar nicht zu passen, denn sogleich vertrat er ihm den Blick auf die Tote.
„Ehre dem Grafen, euer Gnaden. Bitte verzeiht, aber hier verlaufen Ermittlungen der Wache. Bitte geht weiter, eure Hilfe wird nicht benötigt.“
„Das sehe ich aber anders, Waibel.“
Wie ein Aal schob sich der Geweihte an dem Wächter vorbei, dessen Laune sich daraufhin merklich noch weiter verschlechterte. Den Geweihten schien das nicht weiter zu stören.
„Diese Frau dort – Morsan sei ihrer Seele gnädig – weißt deutlich die Spuren eines Ritualmordes auf. Oder wollt ihr mir erzählen, dass ihr die Runen auf ihrem Arm nicht seht?“
„Ich sehe sie, euer Gnaden.“, bellte der Wächter hinter zusammengekniffenen Zähnen hervor.
„Und ich muss euch doch wohl nicht an die Vorschriften der Wache erinnern, oder, Waibel? Ich glaube es ist Vorschrift 87, Abschnitt 4, in der es heißt: Besteht Grund zu der Annahme, das der leblose Körper durch Diener des Ungenannten zu Tode gekommen ist, obliegt die Aufklärung der Kirche. In diesem Fall ist der Leichnam umgehend an einen Vertreter der Kirche zu überstellen.“
Noch immer lächelte der Geweihte und fügte hinzu: „Vielleicht war euch dieser Teil der Vorschrift ja auch nicht mehr geläufig, denn ansonsten hättet ihr ja gewiss sofort einen Geweihten hinzugezogen und nicht erst einen übernächtigten Heiler aus dem Hospital kommen lassen, nicht wahr?“
Der Farbe nach zu urteilen, die das Gesicht des Waibels inzwischen angenommen hatte, würde es gleich einige Arbeit für den ‚übernächtigten Heiler‘ geben, dachte Haras. Andererseits hatte der Geweihte scheinbar Recht. Und warum kümmerte es ihn überhaupt? Er war Todmüde – welch passender Begriff – und hatte keine Lust zwischen die Fronten der Wache und der Kirche zu geraten. Also trat er von dem Leichnam zurück.
Scheinbar hatte der Waibel aufgegeben, denn er sagte nichts, als aus dem Schatten zwei Anwärter mit einer Barre heraustraten. Sie betteten den Leichnam auf ihr, bedeckten sie wieder mit der Decke und trugen sie davon. Der Geweihte verabschiedete sich mit einem freundlichen „Die Mutter mit euch, meine Herren.“, und folgte seinen Helfern.
„Braucht ihr dann noch meine Hilfe, Waibel?“, fragte Haras schließlich als er überzeugt war, dass der Wächter nicht gleich den ersten Grund zum Anlass nehmen würde ihn in der Luft zu zerreißen. Als Antwort erntete er nur ein Kopfschütteln und ein tiefes Brummen. So griff der Heiler seine Tasche und machte sich auf den Rückweg zum Hospital. Er war noch nicht sehr weit gekommen, als er hinter sich einen lautstarken Fluch hörte. Daraufhin rannten an ihm zwei erschrockene Katzen vorbei. Aber aber, wenn das seine Gnaden hört, dachte Haras lächelnd. In Gedanken kehrte er nochmals zu der Toten zurück. Von den Runen verstand er nichts, aber was hatte es mit diesem Schnitt auf sich? In seinem Hinterkopf schien etwas um seine Aufmerksamkeit zu betteln, aber er war zu Müde um herauszufinden was das war. Er wusste eigentlich nur, dass er jetzt in sein Bett wollte. Und in eben jenes fiel er wenig später, nicht ohne einen seiner Kollegen vorher noch zu wecken.

Am Nachmittag erwachte er. Im Bereitschaftszimmer waren mehrere Stimmen zu hören. Schlaftrunken rutschte Haras aus seinem Bett und streifte sich seine Kleidung über. Nebenan fand er seine drei Kollegen und eine ältere Magd, die heiß miteinander diskutierten.
„… niedergeschlagen hab’n sie ihn, einfach so!“, ereiferte sich die Magd gerade.
Als sie Haras bemerkten, richteten sich alle Augen auf ihn.
„Du hast vielleicht etwas verpasst, Haras!“, meinte Relano. „Stell dir vor, man hat einen Geweihten und zwei Anwärter Vitamas überfallen und bewusstlos geschlagen! Und dann hat man ihnen auch noch den Leichnam gestohlen, den sie gerade zur Krypta bringen wollten! Das waren sicher die Diener des Einen, sag ich dir. Und vor nicht mal einem Zyklus ist dann ein alter Schuppen am Stadtrand niedergebrannt. Irgendeine arme Seele muss es erwischt haben, aber viel ist von ihr wohl nicht mehr übrig gewesen. Vermutlich ein Landstreicher, denn der Schuppen stand eigentlich leer…“
Zufälle gibt’s, die gibt’s gar nicht, dachte sich Haras und ging sich erst einmal einen Tee kochen.

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BeitragVerfasst: 25.09.08, 19:59 
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Der Glücksspieler

Gleichzeitig knallten die Würfelbecher auf den massiven Holztisch. Langsam kippte er seinen Becher nach vorne und warf so einen Blick unter den Becher, ohne das sein Gegenüber die Würfel erkennen konnte. Der versuchte freilich gerade das selbe. Seine Würfel zeigten eine Zwei und eine Fünf. Das ergab Sieben. Behutsam senkte er seinen Becher hinab und taxierte den Anderen. Was mochte er gewürfelt haben. Sechs? Acht? Er entschied sich für letzteres.
„Fünfzehn“, sagte er.
„Zwölf“
„Ich bleibe dabei: Fünfzehn“
Der Andere warf ihm einen scharfen Blick zu.
„Vierzehn“
Die Regeln dieses Spiels mit dem Namen Rattenfang waren einfach, aber es richtig zu spielen war unheimlich schwer. Zwei oder mehr Spieler hatten jeweils einen Würfelbecher. Sie würfelten gleichzeitig und sahen sich dann ihr Ergebnis an, ohne es den anderen mitzuteilen. Dann musste jeder schätzen wie hoch die Würfelsumme unter allen Bechern zusammen war. Das geschah in zwei Runden. Die Schwierigkeit lag in dem Ansagen der Summe. Ein Spieler hatte die Möglichkeit eine ehrliche Schätzung abzugeben, absichtlich zu hoch oder zu niedrig zu schätzen. Es war die Aufgabe der anderen Mitspieler herauszufinden ob er ehrlich war oder gelogen hatte. Er hatte einmal gehört, dass ein Diener des Einäugigen ein ganzes Buch über dieses Spiel und seine Möglichkeiten geschrieben hatte. Ihn interessierte das allerdings nicht sonderlich. Man musste Rattenfang erleben und konnte nicht in einem Buch darüber schreiben.
Gleichzeitig hoben die beiden Spieler ihre Becher an. Auf seiner Seite zeigten die Würfel die ihm bekannte Zwei und Fünf. Sein Gegenüber hatte zwei Vieren. Das machte zusammen Fünfzehn – er hatte gewonnen. Missmutig warf ihm sein Gegner zwei große Dukatenstücke hinüber und verließ den Tisch. Grinsend strich er das Geld ein und ließ es in einem Beutel verschwinden. Dann sah er sich in der kleinen heruntergekommenen Kaschemme um. Es war jedoch kein weiterer Glücksspieler wie er in Sicht. Na, Vitama hatte ihm für heute auch schon genügend Glück geschenkt. Mit einem Lächeln auf dem Lippen bestellte er beim Wirt ein weiteres Bier. In diesem Augenblick ging die Türe auf und zwei in schwere graue Kapuzenmäntel gehüllte gestalten betraten den Schankraum. Er schenkte ihnen keine große Aufmerksamkeit, auch dann nicht als sie sich unweit von ihm niederließen. Augenkontakt mit solchen Leuten vermied man besser, ansonsten landete man mit einem Dolch zwischen den Rippen im Hafenbecken. Der fette Wirt brachte ihm sein Bier. Er setzte den schmutzigen Krug an seine Lippen und trank einen großen Schluck. Das Gesöff hatte zwar kaum den Namen Bier verdient, aber das störte ihn nicht weiter. Eigentlich mochte er den Alkohol der Menschen nicht sonderlich. Trotzdem hatte er sich in den letzten zweihundert Jahren langsam daran gewöhnt. Es half ihm dabei seine Identität geheim zu halten. Er war ein Elf. Ein ziemlich heruntergekommener Elf, aber definitiv ein Elf. Sein Geld verdiente er sich mit Glücksspielen, wobei er seine naturgegebene Magiebefähigung dazu nutzte seinem Glück ab und zu ein wenig nachzuhelfen. Umso wichtiger war es für ihn, das ihn niemand als Elf erkannte. Niemand mochte Betrüger. Zum Glück war er kein sehr schöner Elf. In seiner Kindheit hatten ihn die anderen Kinder damit aufgezogen, dass er Menschenblut in seinen Adern hätte. Inzwischen wusste er, dass dies nicht möglich war, aber damals hatte es ihn schwer getroffen. Er war sich wie ein Ausgestoßener vorgekommen und zu dem war er dann auch geworden. Sicherheitshalber prüfte er noch einmal den Sitz seiner Wollmütze, die seine spitzen Ohren verhüllte. Die Ohren hatten ihm oft gute Dienste geleistet. Die meisten Menschen ahnten gar nicht, wie viel man in Erfahrung bringen konnte, wenn man ein Gespräch zur rechten Zeit am rechten Ort belauschte. So spitzte er auch jetzt wieder die Ohren, als die beiden verhüllten Gestalten ein geflüstertes Gespräch begannen.
„Was hast du zu deiner Entschuldigung vorzubringen?“
„Meister, wir verstehen nicht?“
„Was soll das heißen, du verstehst nicht? Weißt du eigentlich wie viel Ärger du mir bereitet hast? Du lässt dich von ein paar minderjährigen Dieben überraschen und dir beinahe die Edelsteine abnehmen. Doch statt sich um sie zu kümmern, entkommt dir auch noch die Göre. Sie treibt sich nun irgendwo dort draußen herum und es ist nur eine Frage der Zeit bis sie ausplaudert was sie gesehen oder gehört hat.“
„Meister, wir konnten nicht wissen, dass…“
„Aber nicht genug! Jetzt die Sache mit der toten Hure. Ich habe dir immer wieder gesagt wie wichtig es ist die Auserwählten verschwinden zu lassen. Stattdessen lässt du sie mitten auf der Straße liegen. Weißt du was es mich für Mühe gekostet hat sie zu beseitigen? Ich musste eine Truppe von Schlägern anheuern. Zum Glück haben sie keine Fragen gestellt warum sie eine Tote entführen sollten. Dennoch wissen auch sie zu viel. Du wirst dich später um sie kümmern und mach diesmal keine Fehler!“
„Was ist mit dem Heiler und den Wachen, Meister?“
„Die sind keine Gefahr… die Wächter sind Trottel und der Heiler konnte die Hure nicht lang genug untersuchen – zum Glück! Außerdem erregen tote Heiler und Wächter zu viel Aufmerksamkeit. Konzentrier dich lieber auf die übrigen Auserwählten. Wir haben nicht mehr lange Zeit um alles zu bekommen.“
„Und die Geweihten, Meister?“
„Um die kümmere ich mich.“
„Wir werden tun, was ihr verlangt, Meister.“
„Geh nun.“
Eine der Gestalten, die größere der beiden, erhob sich und verließ die Kaschemme. Der Glücksspieler blieb sitzen und versuchte einen gelassenen Eindruck zu machen. Sein Herz raste jedoch. Er hatte mehr gehört, als er hören wollte – viel mehr. Eine einzelne Schweißperle fand ihren Weg unter der Wollmütze hervor und rollte seine Nase hinab. Er traute sich nicht sie fort zu wischen. Als er sich sicher sein konnte, das die andere Gestalt ihm keine Aufmerksamkeit schenkte, erhob er sich und stakste ebenfalls hinüber zur Türe. Jetzt nur nicht auffallen! Eine halbe Ewigkeit später stand er an der frischen Luft und die Tür fiel hinter ihm in das Schloss. In diesem Augenblick konnte ihn nichts mehr halten. Er rannte los, jede Vorsicht fallen lassend. Kurz darauf hatte er die Piers erreicht. Vitama war ihm wieder einmal wohl gesonnen, denn er fand gleich einen Kapitän der noch einen Seemann suchte bevor das Schiff am Abend auslaufen würde. Erst als es soweit war und das Schiff den schützenden Hafen verlassen hatte, konnte er sich wieder ein wenig beruhigen. Er redete sich ein, dass er nicht aus Angst geflohen war, sondern das es nach hundert Jahren ohnehin mal Zeit dafür war etwas neues anzufangen. Warum also nicht zur See fahren? Es dauerte fast eine Woche, dann war er felsenfest von dieser Version der Geschichte überzeugt. Das Gespräch in der kleinen Kaschemme in Swa geriet in Vergessenheit.
Er ahnte noch nicht, dass das Schiff geradewegs auf einen schweren Sturm zusteuerte, in dem er und zwei Drittel der Besatzung das Leben verlieren würden. Irgendwann musste seine Glückssträhne ja mal vorbei sein.

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 Betreff des Beitrags: Re: Vitamageschichten
BeitragVerfasst: 1.10.08, 16:07 
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Der Bauernjunge

Sein Name war Degas Baumtreu. Er fand es war ein guter Name. Die Baumtreus waren nie in irgendwelche Schwierigkeiten verwickelt gewesen. Seit fünf Generationen besaß seine Familie einen Bauernhof in einem kleinen Dorf nahe Swas. Sie waren weder sehr reich noch sehr arm. Damit waren sie zufrieden. Sein Vater sagte immer: „Was will ich mit vielen goldenen Dukaten, wenn ich Abends nicht zu meinem Stammtisch gehen kann?“. Ja, sein Vater war ein Mann mit Prinzipien. Es war in seiner Familie Tradition, dass der erstgeborene Sohne den Hof übernahm. Der zweitgeborene wurde zum Militär geschickt. Der nächste sollte Geweihter werden und der Rest konnte sich seinen Unterhalt als Knecht oder Handwerker verdienen. Die Töchter wurden verheiratet – vorzugsweise ebenfalls mit Bauernfamilien. Als Zweitgeborenen hatte man Degas zum Militär geschickt, doch er war bei der Musterung durchgefallen. Zum Glück suchte die Wache in Swa gerade neue Wächter. Er fand dort Arbeit und konnte sich und seiner Familie damit die Schmach des Versagens ersparen. Zwar lästerten seine fünf Geschwister ab und zu, dass es „nur“ für die Stadtwache gereicht hatte, aber das störte ihn nicht. Als Wächter schützte er die Bürger der Stadt vor dem Gesindel. Es war seine Aufgabe Leib und Leben, Hab und Gut der Bewohner Swas zu bewahren. Darauf war er sehr stolz. Es war als würde er direkt im Auftrag der lieblichen Herrin Vitama handeln, der Schutzgöttin über Haus und Hof. Allerdings war er mit seinem Glauben in der Wache eher eine Ausnahmeerscheinung. Die meisten seiner Kollegen bevorzugten Bellum. Sie wollten stark, mutig und ehrenhaft sein. Als pickeliger junger Rekrut war er deshalb immer mal wieder dem Spot der anderen Wächter ausgesetzt. Es machte ihm nichts aus. Eines Tages würde er der größte und berühmteste Wächter Swas werden und dann würden ihn alle beneiden!
Seufzend schulterte der Rekrut den Bogen und verließ das Wachhaus. Seit dem Überfall auf den Geweihten Vitamas hatte der Hauptmann angeordnet, dass alle Wächter mit Nah- und Fernwaffen auf Streife gingen. Zwar würde er seine erste Stunde im Umgang mit dem Bogen erst nächste Woche haben, aber Befehl war Befehl. Und so trottete er mit einem Bogen auf dem Rücken durch die Stadt. Normalerweise durften Rekruten im ersten Jahr noch nicht alleine auf Streife gehen. Angesichts der Ereignisse der letzten Tage waren die meisten Wächter der höheren Ränge aber mit anderen Aufgaben betreut worden. Degas schauderte, als er an das tote Freudenmädchen zurück dachte. Sie war die erste Tote gewesen, die er je zu Gesicht bekommen hatte. Vor ein paar Tagen noch hatte er selbst mit ihr gesprochen. Er war damals nach Feierabend zum Rotlichtviertel gegangen. Als Bauernjunge vom Land, der nicht gerade die Schönheit in Person war, hatte er es schwer in der Stadt eine Freundin zu finden. Auch in seinem Heimatdorf hatte er wenig Erfolg gehabt. Dann hatte er gehört, wie sich einige seiner älteren Kollegen über ihre Frauenabenteuer unterhielten. In ihm war die Sehnsucht gereift auch einmal so etwas zu erleben. Deshalb hatte er sich vorgenommen eine der Freudenmädchen aufzusuchen und endlich in Erfahrung zu bringen wie es so war mit einer Frau zu schlafen. Die meisten der Frauen die er angesprochen hatte, hatten ihn mit einem mitleidigen Lächeln fort geschickt oder gemeint das er sich erst einmal einen Bart wachsen lassen sollte. Die – damals noch nicht – Tote hatte ihm zumindest ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Wäre der andere Mann nicht gekommen und hätte ihr ein besseres Angebot gemacht, wäre sie vielleicht seine erste Frau geworden. Danach hatte Degas dem Rotlichtviertel enttäuscht den Rücken zu gekehrt und war zu den Wachunterkünften zurückgelaufen. Er hatte in den folgenden Tagen vermieden darüber nachzudenken. Und dann fand er sie tot vor einem schmutzigen Gasthaus liegend. Ob sie ihn auch dort hin gebracht hätte? Kopfschüttelnd versuchte er die Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben. Schluss damit, er war schließlich auf Streife. Wo war er eigentlich? Ein Blick sagte ihm, dass er sich im Färberviertel befand. Als er um die Ecke bog, sah er wie eine kleine Frau hinter einem Fass hervor kam. Geschmeidig erhob sie sich und lief die Gasse entlang davon. Sie hatte Degas den Rücken zugekehrt und ihn deshalb wohl nicht bemerkt. Er wollte ihr schon hinterher eilen und sie fragen, ob alles in Ordnung sei. Dann kam ihm die Beschreibung der flüchtigen jungen Diebin in den Kopf. Von hinten waren durchaus Ähnlichkeiten zu erkennen. Er beschloss der Sache nach zu gehen.
„He, ihr da!“
Die junge Frau wandte ihren Kopf herum und sah zu ihm. Als sie ihn erkannte, wurde sie bleich und sprintete los. Also war sie es! Einen kurzen Fluch ausstoßend – und sich dafür gleich darauf selber scheltend und Vitama um Verzeihung bittend – nahm der Rekrut die Verfolgung auf. Die Diebin war schnell, dass musste man ihr lassen. Und sie schien sich in der Stadt auszukennen, denn sie führte ihn geradewegs in das verschachtelte Labyrinth der Altstadt. Dieser Teil der Stadt war der einzige, der nach dem großen Feuer vor hundert Jahren noch stehen geblieben war. Der damalige Baustil war nahezu chaotisch gewesen. Man hatte die Katastrophe zum Anlass genommen, das neue Swa besser zu planen. Heute hatte die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und den kleinen Läden ihren ganz eigenen Charme. Dafür hatte Degas jedoch keine Augen. Er hatte Mühe der Diebin hinter her zu kommen. Immer wieder musste er überraschten Passanten ausweichen. Langsam kam er näher. In diesem Augenblick rollte aus der Seitengasse zwischen ihm und der Diebin ein Handkarren hervor, geschoben von einem älteren Mann.
„Aus dem Weg!“, rief Degas, doch da war es schon zu spät. Halb hechtend, halb fallend purzelte er über den Wagen. Einige der darauf transportierten Lehmkrüge fielen zu Boden und schlugen krachend entzwei. Aus den Augenwinkeln sah er, wie die Verdächtige an der nächsten Kreuzung nach rechts abbog. Das Gezeter des Alten ignorierend rappelte er sich auf und nahm wieder die Verfolgung auf. Sein Oberschenkel schmerzte von dem Sturz und er hatte sich den Ellenbogen aufgerieben. Die Uniform hatte sich im Holz des Karrens verfangen und war eingerissen. Hätte sein Vorgesetzter ihn jetzt gesehen, hätte er ihn zur Schnecke gemacht. Er hatte kaum noch Hoffnung die Diebin zu erwischen. Trotzdem musst er es versuchen. Als er um die Ecke der Kreuzung gerannt kam, erkannte er zu seiner Verwunderung, das die Straße hier in einer Sackgasse endete. Von der Frau war nichts zu sehen. Dann sah er zwei Beine, die durch eine kleine Luke im Obergeschoss eines angrenzenden Lagerhauses verschwanden. Offenbar war sie über ein paar an der Wand stehenden Kisten dort hinauf geklettert. Diesmal fluchte Degas ganz ungeniert. Aber was half es schon? Er musste ihr hinterher. Also spuckte er sich in die Hände und zog sich die Kisten hinauf.
Oben angekommen tauchte er ein in eine Welt die vollkommen aus Zwielicht zu bestehen schien. Offenbar wurde das Lagerhaus seit einiger Zeit nicht mehr benutzt, denn es fehlte jegliches Anzeichen von Leben. Hier und da konnte er die Schemen von Kisten und Säcken ausmachen. Es roch nach alten Laken und Stroh. Das Licht, das durch einige Ritzen im Dachstuhl fiel, malte Streifen in die staubige Luft. Am anderen Ende des großen Lagerhauses war eine große Öffnung, durch die man Waren von der darunterliegenden Straße über einen Flaschenzug hinauf befördern konnte. Ob sie dort hindurch verschwunden war? Sein Instinkt sagte nein. Er nahm den Bogen vom Rücken und zog einen Pfeil aus dem Köcher.
„Ich weiß das du hier oben bist!“
Nichts rührte sich.
„Ich bin von der Wache. Ergeb‘ dich und dir wird nichts passieren!“
Langsam schlich sich Degas in gebückter Haltung vorwärts. Er kam sich vor wie ein Jäger, der durch einen finsteren Wald schlich um einen großen Bären zu erlegen.
„Ich warne dich, ich bin bewaffnet!“
Vorsichtig spähte er hinter eine Kiste. Nichts. Hatte er dort hinten Schritte gehört?
„Ich weiß wo du bist. Komm heraus!“
Einen Schritt vor den anderen setzend näherte sich Degas einem Stapel alter Säcke. Als er nur noch zwei Arm lang davon entfernt stand, machte er einen Satz nach vorne und beugte sich mit Pfeil im Anschlag hinüber, dabei einen lauten Schrei ausstoßend. Doch statt der flüchtigen Frau fand er hinter dem Stapel eine brütende Taube, die durch seinen Schrei aufgeschreckt aufflatterte. Für ihren Fluchtweg wählte sie ausgerechnet die Strecke, auf der sich Degas‘ Kopf befand. Erschrocken zuckte er zurück und verlor dadurch das Gleichgewicht. Der Pfeil löste sich und bohrte sich harmlos in die Dielen des Bodens. Diesen Augenblick nutzte die junge Diebin um hinter einem nahe stehenden Kistenstapel aufzuspringen und Richtung Warenluke zu rennen. Sie hatte die Öffnung gerade erreicht, da gelang es Degas wieder auf die Beine zu kommen und einen neuen Pfeil anzulegen.
„Halt oder ich schieße!“
Schlitternd kam die Frau zum Stehen und hob die Arme.
„Dreh‘ dich um!“
Sie kam seiner Aufforderung nach. Degas hatte noch einmal Glück gehabt. Von der Öffnung trennten sie nicht einmal mehr einen Schritt. Ängstlich sah sie zu ihm hinüber.
„Im Namen der Stadtwache Swas bist du verhaftet.“
Vorsichtig näherte sich der Rekrut. Hatte diese junge Frau wirklich gemeint sie würde ihm entkommen können? Pah! Vor Anspannung zitterte er. Er hoffte das die Diebin von der auf sie gerichteten Pfeilspitze so abgelenkt war, dass sie es nicht bemerkte. Als er nur noch wenige Schritte von ihr entfernt stand, wählte ein an einen Stützpfosten gelehntes Brett den Augenblick um scheppernd zu Boden zu fallen. Der dadurch aufgeschreckte Degas ließ den Pfeil los. Wäre er ein geübter Bogenschütze, wäre ihm das nicht passiert, doch so sauste der Pfeil in Richtung der Frau. Ein Schrei ertönte, dann stürzte sie rückwärts durch die Öffnung.
„Bei den Vieren, ich habe sie umgebracht!“, dachte ein schockiert dreinblickender Rekrut der Stadtwache.

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 Betreff des Beitrags: Re: Vitamageschichten
BeitragVerfasst: 12.10.08, 15:25 
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Die Diebin

Ein pochender Schmerz zog sie unsanft aus der schweren Tiefe ihrer Bewusstlosigkeit. Mühsam versuchte sie ihre Augen zu öffnen, doch nichts geschah. Wo war sie? Was war geschehen? Ihr Rücken fühlte sich an als wäre eine Herde Kühe darüber hinweg gezogen. Darunter schien sie jedoch auf einem weichen Lager zu liegen. Langsam kam die Erinnerung an die Verfolgungsjagd zurück. Das war wirklich Pech gewesen. Kaum hatte sie ihre Zuflucht verlassen, war sie dem Wächter in die Arme gelaufen. Sie konnte fliehen und hatte sich auch ganz gut geschlagen, bis sie in das alte Lagerhaus gekommen war. Und dann? So sehr sie sich auch bemühte, ihr wollte es nicht einfallen. Zumindest schien sie langsam zu Kräften zu kommen. In einem zweiten Versuch gelang es ihr endlich die Augen zu öffnen. Ihr Blick war verschwommen und so war das erste was sie sah eine braune Fläche umgeben von einer weißen. Als sich ihre Augen an ihre Bestimmung erinnerten, schälten sich die Flächen zu einem Bild und einer Wand heraus. Das Bild schien ihr bekannt vor zu kommen, aber ihr wollte nicht einfallen woher. Sie drehte die Augen ein wenig zur Seite, worauf ein stechender Schmerz in ihrem Kopf explodierte. Gequält keuchte sie auf und schloss für einen Augenblick wieder die Augen. Das war keine gute Idee gewesen. Aber wenn sie schon nicht die Augen bewegen konnte, dann vielleicht den Kopf? Ein vorsichtiger Test löste keine neuen Schmerzen aus, so wagte sie es den Kopf weiter zur linken Seite zu drehen und schließlich die Augen auch wieder zu öffnen. Dabei achtete sie penibel darauf auch ja gerade aus zu blicken. Was sie sah verwirrte sie im ersten Augenblick. Sie lag ganz offensichtlich auf einem Bett in einem länglichen Raum. An der Seite des Kopfendes ihres Bettes waren mehrere Fenster eingelassen. Dann fiel ihr Blick auf die anderen Betten neben sich. Zwei Betten weiter schaute der Kopf eines älteren Mannes mit verfilzten Haaren unter der Decke hervor. Da wusste sie, wo sie sich befand und woher ihr das Bild bekannt vorgekommen war. Sie war wieder im Hospiz gelandet. Das konnte nur bedeuten, dass ihre Flucht nach dem Aufsuchen des Lagerhauses nicht mehr ganz so erfolgreich verlaufen war. Aber was genau geschehen war, wollte ihr immer noch nicht einfallen. Durch die Fenster fiel nur ein trübes Licht in das Krankenzimmer, so dass sie den Wächter an der Tür erst einige Augenblicke später bemerkte. Sofort erkannte sie ihn wieder. Er war es gewesen, der sie gejagt und wohl auch gefangen hatte. Und nun passte er auf, dass sie nicht wieder davon rannte. Na da würde er sich keine Sorgen machen müssen. Im Momente fühlte sie sich sogar zu schwach ihren Arm zu heben. Für einen Augenblick keimte die Panik in ihr auf. Sie hatte doch noch einen Arm, oder? Mühevoll hob sie den Kopf und spähte an ihrem Körper hinab, was von erneut aufkeimenden Schmerz beantwortet wurde. Doch zumindest konnte sie erkennen, dass sie scheinbar noch alle Gliedmaßen besaß. Auch wenn ihr Körper nun in einem Krankenhemd steckte, was ihr weniger gefiel. Hoffentlich hatte man ihr die Kleidung nicht weggenommen.
In diesem Augenblick musste der Wächter wohl bemerkt haben, dass sie erwacht war, denn er rief nach einem Heiler. Und auch ihn erkannte sie, als er kurz darauf an ihr Bett heran trat. Jetzt würde sie eine Standpauke zu hören bekommen, da war sie sich sicher. Doch statt Ärger las sie in einem Gesicht nur Sorge. Als er bemerkte das sie wach war, setzte er ein Lächeln auf.
„Vitama sei Dank, ihr seid erwacht!“
„W…ghrmpf?“
Der Versuch Elesandras zu sprechen war kläglich gescheitert. Stattdessen überkam sie ein Husten, der ihren ganzen Körper schüttelte, gefolgt von einer neuen Welle des Schmerzes. Das Lächeln aus dem Gesicht des Heilers verschwand und er versuchte sie zu beruhigen.
„Bitte, bleibt ruhig liegen. Ihr ward fast einen Tage lang ohnmächtig. Es dauert eine Weile bis euer Körper wieder zu Kräften kommt. Ihr wollt sicher wissen was euch geschehen ist, oder?“
Elesandra nickte schwach.
„Nun so viel wie mir der Rekrut erzählt hat, hat er euch im Obergeschoss eines Lagers gestellt. Durch ein Versehen löste sich ein Pfeil von seinem Bogen, der euch in die Schulter traf. Bedauerlicherweise standet ihr zu diesem Zeitpunkt nahe einer Öffnung durch die man Waren in das Lagerhaus schaffte, so verlort ihr durch den Treffer das Gleichgewicht und stürztet durch die Öffnung hinab. Zu eurem Glück lagen unter der Öffnung einige Stapel alter Säcke, die euren Sturz etwas dämpften. Trotzdem habt ihr das Bewusstsein verloren. Als der Rekrut erkannte das ihr noch am Leben ward, lies er euch gleich hier her schaffen. Wir haben den Pfeil aus eurer Schulter entfernt und euch dann hier her in das Krankenzimmer gebracht. Euer Rücken sieht aus wie ein riesiger großer blauer Fleck, aber davon und von der Pfeilwunde abgesehen seid ihr unversehrt.“
Die Diebin versuchte einen Blick auf ihre Schulter zu erhaschen. Jetzt erkannte sie unter dem Krankenhemd die Ausbeulung, die wohl vom Verband her rührte. Seufzend lehnte sie ihren Kopf zurück ins Kissen. Mit einiger Anstrengung kam ihr ein leises „Durst“ über die Lippen. Der Heiler reagierte sofort und griff nach einem Wasserkrug und einem Becher. Er füllte den Becher und schob ihr dann seine Hand unter den Kopf um ihn zu stützen, während er ihr den Becher an die Lippen setzte. Vorsichtig trank sie einen kleinen Schluck und schenkte dem Heiler einen dankbaren Blick, worauf er ihren Kopf wieder in das Kissen hinab senkte. Ihr fiel auf, dass sie gar nicht seinen Namen kannte. Bei ihrer ersten Begegnung hatten sie nur über sie gesprochen.
„Heiler Haras?“, fragte eine verlegen klingende Stimme, die wohl zum Wächter gehörte. Zumindest kannte sie nun den Namen ihres Pflegers, der über die Schulter zur Türe sah.
„Ja, Rekrut?“
„Jetzt wo die… Verdächtige erwacht ist, wann kann die Wache sie verhören?“
„Verhören? Sie ist gerade erst aufgewacht. Sie braucht noch mindestens zwei Tage Ruhe bevor es so weit ist.“
„Zwei Tage…? Aber…“
„Kein Aber, Rekrut! Ich bin der Heiler und wenn ich sage sie ist noch nicht dazu fähig, dann ist sie noch nicht dazu fähig und das habt ihr zu akzeptieren.“
Der Rekrut murmelte daraufhin etwas, das Elesandra nicht verstehen konnte. Doch offenbar hatte der Heiler – Haras – gewonnen, denn er wendete ihr wieder seinen Blick zu und meinte dann lächelnd:
„Versucht ein wenig zu schlafen, das ist die beste Heilung. Ich sehe später wieder nach euch.“
Er erhob sich und verschwand aus ihrem Blickfeld. Kurz darauf glitt sie ab in das Reich der Träume. Der Schlaf brachte ihr nicht die erhoffte Ruhe. Der Alptraum der sie nun seit dem dunklen Abend von vor zwei Jahren regelmäßig plagte kehrte zurück. Einmal mehr fand sie sich in der Gasse wieder, als eine Gestalt in einer grauen Robe sie ansprach und fragte ob sie nicht eine warme Mahlzeit haben wollte. Erst hatte sie gezögert, dann war sie ihrem Hunger erlegen. Also war sie dem Mann zu einem der größeren Häuser im Viertel der besser betuchten Bürger Swas gefolgt. Er hatte sie durch eine Hintertür in die Küche geführt und ihr dort einen Teller mit dampfender Suppe vorgesetzt. Er meinte es sei Pilzsuppe und sie hatte reichlich und schnell davon gegessen. Zu spät war ihr der merkwürdige Untergeschmack aufgefallen. Sie hatte das Bewusstsein verloren und als sie wieder aufgewacht war… Zum Glück wurde sie in diesem Augenblick wach. Etwas in ihrer Nähe hatte sich bewegt. Ihr Herz pochte ihr bis zum Hals. War es der Mann aus ihrem Traum? Nein, es war nur Haras der Heiler. Er war an ihr Bett heran getreten. Als er ihren angsterfüllten Blick bemerkte, machte er eine beruhigende Geste.
„Keine Angst, ich bin es nur. Habt ihr schlecht geschlafen?“
„Ja“, krächzte Elesandra.
„Das tut mir leid, hier, trinkt etwas.“
Zu ihrer Zufriedenheit bemerkte Elesandra, das sie sich mit etwas Mühe aufsetzen konnte und selbst nach dem Becher greifen. Ihr Rücken und ihre Arme schmerzten, aber das ignorierte sie.
„Euch scheint es schon besser zu gehen, das freut mich.“
Das Wasser kühlte ihren Rachen und so wagte Elesandra eine Frage.
„Heißt das ihr werdet mich nun der Wache übergeben?“
Der Heiler schüttelte den Kopf.
„Nein, der Rekrut wurde abgezogen. Scheinbar hat man im Hafenbecken die Leichen mehrerer Schläger entdeckt. Das hat die Wache aufgeschreckt und alle verfügbaren Kräfte wurden dort hin beordert. Man hat euch in meine Obhut übergeben. Ich hoffe ihr versucht nicht wieder zu fliehen, weil man mir dann die Schuld geben würde.“
„Mhm…“
„Außerdem schuldet ihr mir noch eine Erklärung.“
Elesandra nickte schwach.
„Ich werde euch alles erzählen.“
„Das will ich auch hoffen. Ich habe nämlich eine ganze Menge Fragen. Zum Beispiel: Seid ihr wirklich bei einem Schmied eingebrochen und habt die Edelsteine gestohlen? Woher stammt der Schnitt an eurer Schulter? Wohl kaum von einem Nagel, dann wäre die Wunde ausgefranst. Sie ist aber vollkommen sauber, wie von einem scharfen Gegenstand. Außerdem erklärt sie nicht warum man euch bewusstlos gefunden hat.“
„Ja also… das war so…“
Und Elesandra begann zu erzählen. Zuerst nur langsam und zögerlich, dann immer schneller und flüssiger. Sie war froh sich die Geschichte mit Gernod von der Seele reden zu können. Ab und zu unterbrach sie Haras, wenn er etwas nicht verstand. An der Stelle als sie im Lager des Schmiedes von irgendetwas oder irgendwem überrascht worden waren, schüttelte er mehrmals ungläubig den Kopf. Er hielt diesen Teil der Geschichte für ein Hirngespinst, das auf die Panik in dieser Situation zurückzuführen sei. Doch sie betonte das sie sich der Geschehnisse ganz sicher sei und dabei lies er es bewenden. Schließlich kam sie zu dem Teil, als sie im Hospiz erwacht war.
„Diesen Teil kenne ich, den könnt ihr euch sparen.“
Elesandra verstummte und sah Haras erwartungsvoll an. Wie er wohl reagieren würde?
„Das ist eine interessante Geschichte… Ich werde darüber nachdenken müssen, was ihr mir erzählt habt. Ruht euch jetzt lieber noch ein wenig aus. Kann ich noch etwas für euch tun?“
„Etwas zu essen... da wäre ich euch sehr dankbar.“
Der Heiler nickte und erhob sich von dem kleinen Hocker neben dem Bett, auf dem er sich während der Geschichte niedergelassen hatte. Er verschwand zur Türe hinaus. Die Diebin nutzte die Zeit um sich ein wenig genauer in dem Krankenzimmer umzusehen. Der Mann zwei Betten weiter war inzwischen verschwunden und auch sonst waren alle anderen Betten verlassen. Ein Blick zum Fenster zeigte ihr, dass es offenbar wieder Nacht geworden war. Das Zimmer wurde nur noch von einigen Kerzen an der Wand erleuchtet. Sie sah ihren Pfleger zurück kommen, doch er blieb vor der Türe stehen, als das Krachen von splitterndem Holz ertönte. Haras drehte seinen Blick zur Seite und musste dort wohl etwas erkennen, dass Elesandra verborgen war.
„Was bei den Vieren…?“
Ein kehliges Knurren ertönte. Der Heiler reagierte sehr schnell, mit einem Sprung war er im Zimmer und donnerte die Türe hinter sich zu. Bevor sie ins Schloss fiel erhaschte die Diebin noch den Blick auf einen schwarzen Schatten.
„Nelandra, schnell kommt her und helft mir das Bett vor die Türe zu schieben!“
Erst reagierte Elesandra gar nicht, dann wurde ihr bewusst das dies der Name war, den sie Haras bei ihrem ersten Besuch genannt hatte. Es kostete sie einige Kraft ihre Beine aus dem Bett zu schwingen und aufzustehen. In diesem Augenblick donnerte eine schwere Masse von außen gegen die Türe und Haras wurde leicht nach vorn geschleudert, stemmte sich dann aber erfolgreich wieder gegen das Holz.
„Schnell, beeilt euch! Ich weiß nicht wie lange ich die Türe halten kann!“
Das Gehen fiel ihr schwer, aber die aufsteigende Angst verlieh ihr Kraft. Sie gelangte zu dem ersten Bett in der Reihe und mit einer unheimlichen Kraftanstrengung zog sie es in Richtung Türe. Wieder warf sich etwas von hinten dagegen. Die Angeln der Türe quietschten bedrohlich. Dann war es geschafft. Das Bett war heran und Haras half ihr das Bett an die richtige Stelle zu schieben.
„Das wird es etwas aufhalten.“, meinte der Heiler.
„Es?“
„Keine Zeit… ich erzähle es dir später. Wir müssen jetzt von hier verschwinden.“
Ohne es zu merken war Haras von der förmlichen auf die vertraute Ansprache umgestiegen. Er packte die junge Frau im Krankenhemd am Arm und zog sie hinüber zu dem Lagerraum, den Elesandra schon aus ihrem ersten Besuch kannte. Hinter ihnen donnerte es erneut an die Türe. Die Angeln protestierten, doch noch hielten sie stand. Sie erreichten den Lagerraum und Haras schloss hinter ihnen die Türe ab. Dann stapelte er die herumstehenden Kisten aufeinander und kletterte hinauf um das Fenster zu öffnen.
„Kommt, wir müssen verschwinden. Das Ding wird sich von dem Schloss der Lagerraumtüre nicht lange aufhalten lassen.“
Wie zur Bestätigung ertönte in diesem Augenblick dumpf das Geräusch splitternden Holzes und brechenden Metalls. Was auch immer es war, es hatte den Kampf gegen die Krankenzimmertüre gewonnen. Elesandra lies nicht länger auf sich warten und kletterte ebenfalls die Kisten hinauf. Nacheinander kletterten sie durch das Fenster hinaus in die kühle Nacht.

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 Betreff des Beitrags: Re: Vitamageschichten
BeitragVerfasst: 26.10.08, 15:19 
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Der Heiler

Er wusste nicht mehr wie weit sie gerannt waren, als sie es endlich wagten eine Verschnaufpause einzulegen. Ihr Weg hatte sie quer durch das nächtliche Swa geführt. Anfangs hatte er geglaubt jeden Moment würde etwas schweres ihn von hinten anspringen und seine spitzen Fangzähne in seinen Nacken bohren, doch nichts dergleichen war geschehen. Schon jetzt war er sich nicht mehr sicher, ob er sich das alles nicht einfach nur eingebildet hatte. Vielleicht war es ja nur ein Spiel der Schatten gewesen, dass er dort im Hospiz gesehen hatte. Aber Schatten konnten nicht knurren und sich noch weniger gegen eine Tür werfen. Und wenn es einfach nur ein tollwütiger Hund war? So etwas kam vor. Zugegeben, in diesem Fall musste es ein sehr großer Hund gewesen sein. Noch dazu einer der erstaunlich muskulös war. Und rote Augen hatte. Zweifelnd sah er hinüber zu seiner Begleiterin, die an der Wand lehnte und nach Luft schnappte. War ihre Geschichte wahr? Konnte man einer Diebin überhaupt trauen? Als Heiler hatte er oft genug mit solchen Leuten zu tun und seine Erfahrung lehrte ihm misstrauen. Noch vor kurzem hatte einer der Patienten „aus Dank“ die Geldbörse seines Kollegen mitgehen lassen. Kopfschüttelnd lehnte er den Kopf wieder an die Wand hinter sich und pumpte Luft in seine Lungen.
„Glaubt ihr mir jetzt, Heiler?“, fragte die junge Frau als sie wieder zu Atem gekommen war.
„Mhm…“
„Es war das selbe Wesen wie beim Schmied! Und es jagt mich!“
„Das kann Zufall gewesen sein…“
„Zufall?!“, rief sie. Ihre Stimme nahm einen zunehmend hysterischen Klang an. „Durch Swa rennt irgendeine Bestie und ausgerechnet ich renne ihr zufällig zwei Mal über den weg? Bei Vitama, das ist nicht euer ernst!“
„Beruhigt euch doch…“
„Beruhigen!“
„Ich gebe ja zu, dass es ein merkwürdiger Zufall ist. Vielleicht war es einfach nur ein tollwütiger Hund.“
„Ein tollwütiger Hund, der zufällig ins Hospiz kommt – das mitten in der Stadt liegt – wo ich mich zufällig gerade aufhalte? Ein tollwütiger Hund würde wohl eher den nächst besten Passanten anfallen!“
„Ich weiß ja auch nicht!“, rief Haras verägert.
„Ja, das merke ich!“, konterte die junge Frau nicht weniger laut.
Daraufhin wurde über ihnen ein Fenster geöffnet und ein Mann rief zu ihnen hinab: „Ruhe da unten oder ich rufe die Nachtwache! Anständige Menschen schlafen zu dieser Zeit!“
Gleich darauf öffnete sich ein Fenster auf der anderen Seite der Gasse: „Das gilt auch für dich, du Schreihals!“
„Was erlaubst du dir?!“
Und schon brach ein Streit zwischen den beiden Hausbewohnern los. Es dauerte nicht lange und weitere Fenster wurden geöffnet, bis ein reger Nachbarschaftsstreit im Gange war. Die beiden nächtlichen Störenfriede waren längst vergessen. Haras nutzte das um die Diebin beim Ellenbogen zu fassen und ein paar Straßen weiter zu führen.
„Egal was es nun war und ob es euch jagt oder nicht. Wir müssen überlegen was wir jetzt tun. Zum Hospiz zurück können wir erst einmal nicht, vielleicht wartet es dort noch auf uns – auch wenn ich das für unwahrscheinlich halte. Das beste wäre wohl zur Wache zu gehen und ihr von dem Vorfall zu berichten.“
„Zur Wache? Ich kann nicht zur Wache, ich werde immer noch gesucht, schon vergessen?“
„Mhmpf…“
„Außerdem ist mir kalt und mein ganzer Rücken schmerzt.“
Haras betrachtete sie in ihrem dünnen Krankenhemd und musste eingestehen, dass es vermutlich nicht viel Schutz vor der Kälte bot. Noch dazu trug die Diebin keine Schuhe. Und ihre Prellungen hatte er ganz vergessen.
„Also gut, was dann?“
„Habt ihr Geld dabei?“
„Ein wenig, ja. Warum?“
„Weil wir uns dann erst einmal einen Ort zum Schlafen suchen sollten. Ich brauche dringend ein warmes Bett und morgen sieht die Welt schon etwas besser und vor allem heller aus. Ich möchte in dieser Nacht nicht noch einmal diesem Ding über den Weg laufen.“
Haras sah sie stirnrunzelnd an.
„Ich stimme euch zwar zu, nur zweifle ich daran das wir einen Wirt finden, der einen verschwitzten und dreckigen Heiler und eine ziemlich leicht bekleidete junge Frau auf nimmt.“
„Ihr kommt nicht oft aus eurem Hospiz heraus, oder?“
„Was?“
„Wir befinden uns in Swa, der Stadt mit dem größten Rotlichtviertel Lichtenfelds! Es wimmelt hier nur so von Leuten die ganz versessen auf eure Dukaten sind und keine Fragen stellen.“
„Aber… sie werden denken das ihr eine Hure und ich euer Freier bin!“
„Na und? So lange sie es nur denken. Mir ist es egal, wenn ich dafür ein Bett bekomme.“
Unwillkürlich stieg Haras die Röte in den Kopf. Ihm war nicht wohl bei diesem Gedanken. Zwar hatte er oft mit den Freudenmädchen aus dem Hafenviertel zu tun, aber ausschließlich als Heiler. Er hatte noch nie ihre Dienste in Anspruch genommen. Überhaupt waren Frauen und er ein Kapitel für sich. Er gehörte nicht gerade zu den schönsten Menschen, die über Tare wandelten. Genau genommen war er ziemlich hager und von Muskeln war nicht viel zu sehen. Dadurch das er sich viel im Hospital aufhielt war seine Haut blass. Mit anderen Worten: Er war jener Typ Mann, den Frauen für gewöhnlich nicht einmal wahr nahmen. Das führte dazu, dass es ihm beim Umgang mit dem weiblichen Geschlecht an Erfahrung mangelte. Sicher, ein oder zwei Mal war er auch schon verliebt gewesen. Allerdings war er stets zurückgewiesen worden. Das alles hatte seinem ohnehin schon angeschlagenen Selbstvertrauen nur noch mehr Kerben versetzt. Inzwischen schwankte er zwischen dem Versuch seine Situation einfach zu ignorieren und dem innigen Wunsch sie endlich zu ändern. Wann immer er das versuchte, scheiterte er kläglich. Er wusste einfach nicht wie er mit Frauen umgehen sollte, wenn sie nicht wegen einer Krankheit oder einer Verletzung zu ihm kamen. Und nun sollte er mit einer junge Frau eines dieser Gasthäuser im Rotlichtviertel aufsuchen? Ob ihr Vorschlag vielleicht noch andere Gründe hatte? Fand sie ihn vielleicht attraktiv? Wollte sie ihn dort hin locken um ihn dort zu verführen? Haras schalt sich selbst. So ein Unsinn, sie war einfach nur Müde und dort würde man tatsächlich keine Fragen stellen. Und doch, ein wenig Hoffnung blieb…
„Gut, einverstanden.“, willigte er schließlich ein.
Kurz darauf hatten sie auch schon ein nicht ganz so heruntergekommenes Gasthaus gefunden, dass sie sich auch leisten konnten. Der Wirt hatte sie nicht einmal eines besonderen Blickes gewürdigt, er war wohl ganz andere Sachen gewöhnt gewesen. Er wollte nur wissen ob sie die ganze Nacht bleiben würden und ob sie ein besonders breites oder ein normales Doppelbett wünschten. Einzelbettzimmer oder Zimmer mit zwei Betten gab es gar nicht erst. Also entschieden sie sich für ein Zimmer mit einem normalen Doppelbett und wurden vom Wirt hinauf gebracht. Das Zimmer war vergleichsweise sauber, wenn man als Maßstab einen Schweinestall anlegte. Gäste die hier her kamen hatten meistens andere Dinge im Kopf und wollten ohnehin nicht sehr lange bleiben. Die Decke und das Laken des Bettes waren fleckig und Haras wollte lieber nicht darüber nachdenken, was sie schon alles gesehen hatten. Seufzend setzt er sich auf die Bettkannte.
„Was tut ihr da?“
„Mh?“
„Kommt gar nicht in Frage!“
„Bitte?“
„Ihr werdet auf dem Boden schlafen, nur damit das klar ist!“
„Aber… ich habe dieses Zimmer bezahlt?“
„Ich werde nicht mit euch in einem Bett schlafen! Wollt ihr etwa das ich auf dem Boden schlafe? Mit meinem kaputten Rücken?“
Grummelnd erhob sich Haras und suchte sich einen bequemen Ort auf den Holzdielen. So hatte er sich das wirklich nicht vorgestellt.
„Bekomme ich wenigstens eines der Kissen?“
Die Diebin rutschte ins Bett und warf es ihm zu. Damit bewaffnet legte er sich auf das harte Holz. Zuerst protestierte sein Körper gegen dieses harte Lager, aber dann übermannte ihn die Müdigkeit. Kurz darauf war er eingeschlafen.
In der Nacht wachte er mehrmals durch Lärm aus den Nachbarzimmern auf. Wie es schien hatte das Gasthaus heute einen hohen Durchsatz. Genervt versuchte er sich ein Teil seines Kissens über sein Ohr zu stopfen. Besonders schlimm war es kurz vor Morgengrauen. Zu der Stimme eines Manns und einer Frau gesellte sich die Stimme einer weiteren Frau hinzu. Die Geräusche waren mehr als eindeutig und ließen Haras keine Ruhe finden. Schließlich fiel er aber doch zurück in einen Dämmerschlaf.
Er wurde durch ein Pochen an die Türe geweckt. Verschlafen rappelte er sich auf und wankte zur Türe. Vor ihr stand der Wirt, der ihm sagte das seine Zeit bald abgelaufen war und das er nun entweder gehen oder einen Aufschlag zahlen sollte. Haras versicherte ihm, dass sie bald das Zimmer verlassen würden. Er kam nicht umhin zu bemerken wie der Wirt immer wieder versuchte einen neugierigen Blick in das Zimmer zu werfen. Vermutlich fragte er sich, was seine beiden Gäste so alles miteinander getrieben hatten. Wenn er wüsste…
Als der Wirt gegangen war, schloss Haras die Türe und wandte sich dem Bett zu, wo die Diebin in diesem Augenblick erwachte.
„Guten Morgen. Gut geschlafen?“
„So gut es auf diesen Dielen geht.“, meinte er brummend
„Ich habe ganz wunderbar geschlafen.“
„Euch haben diese… Geräusche nichts ausgemacht?“
„Man gewöhnt sich daran, wenn man öfters in solchen Häusern übernachtet.“
„Mhm…“
Ob das wohl öfters mit Männern war? Sicher würde sie nicht alle von ihnen auf dem Boden schlafen lassen. Vermutlich war er der einzige der je auf dem Boden hatte schlafen müssen.
„Ich habe nachgedacht. Wir sollten versuchen mehr über dieses Wesen herauszufinden.“, meinte sie unschuldig. Sie hatte seine finsteren Gedanken offenbar nicht bemerkt.
„Mh, ja, da habt ihr vermutlich recht. Trotzdem bin ich der Meinung, das wir der Wache Bericht erstatten sollten. Wer weiß was passiert wenn dieses Untier einem Kind über den Weg läuft.“
„Gut, dann machen wir das.“
Haras war verwirrt. Gestern hatte sie diese Möglichkeit noch vehement verneint.
„Ich dachte ihr habt Angst, dass man euch erkennt?“
„Ich habe ja auch nicht gesagt, dass ich euch begleiten werde. Ihr werdet allein zur Wache gehen und in der Zwischenzeit besorge ich mir etwas richtiges zum Anziehen. Anschließend treffen wir uns. Ich würde sagen so gegen Mittag vor dem Tempel Vitamas.“
„Habt ihr keine Angst, dass euch eine Wache erkennen könnte?“
„Ich kann vermeiden aufzufallen.“
„Na wenn ihr meint…“
Wenig später verließen sie gemeinsam das Gasthaus und trennten sich dann. Während Haras in Richtung Wachhaus verschwand, richtete die Diebin ihre Schritte zum Färberviertel.
Es dauerte nicht lange, dann betrat Haras die Wachstube. Dort fand er an einem Tisch sitzend einen alten Bekannten vor: der Waibel der ihm nun schon zwei Mal über den Weg gelaufen war. Haras ahnte nichts Gutes, als er das Lächeln auf dem Gesicht des Mannes sah.
„Ah, der Heiler. Wie schön, wir haben schon überall nach euch gesucht.“
Haras sah ihn verwirrt an.
„Wir haben einen wertvollen Hinweis bekommen. Ein Hafenarbeiter hat euch gesehen, wie ihr den – leider inzwischen „verunglückten“ – Schlägern Geld gegeben habt. Übrigens eben jene Schläger, die auch den Geweihten Vitamas überfallen haben. Ihr wisst sicher wen ich meine.“
„Was…?“
Das Lächeln auf dem Gesicht des Waibels erlosch und er winkte zwei in der Nähe stehende Wächter herbei, die Haras bei den Armen packten.
„Heiler, ich verhafte euch wegen des Verdachts auf Anstiftung zum Überfall auf einen Vertreter der Kirche, wegen des Verdacht auf Verschwörung gegen die Kirche und Bürger der Stadt und wegen der Beihilfe zur Flucht einer gesuchten Diebin. Vielleicht kommt auch noch Mord an mehreren Schlägern hinzu, auch wenn ihr das wohl kaum selbst getan habt.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Vitamageschichten
BeitragVerfasst: 9.11.08, 16:28 
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Der Glücksritter

Hier an der Grenze zwischen Ersont und Ravel war der Morsan bereits eingekehrt. Dicke Schneeflocken rieselten vom Himmel herab und setzten sich auf die knöchelhohe Schneedecke. Das hoch aufragende Skapen-Gebirge sah aus wie von Puderzucker überzogen. Irgendwo am Rand dieses Gebirges, in einem Dorf das kaum diese Bezeichnung verdiente, flog eine Tür auf. Heraus taumelte eine Gestalt in dicken Winterfellen. Er duckte sich, als ein Hocker über seinen Kopf hinweg segelte und ein Stück hinter ihm in einer Schneewehe verschwand. Wieder aufgerichtet fand er seine Stimme wieder und rief zurück in das Zwielicht der Hütte:
„Aber, aber, meine Herren, wir wollen doch nicht…“
Als Antwort kam ihm eine Flasche entgegen geflogen, der er ebenso geschickt auswich.
„Scheinbar wollen wir doch.“, murmelte die Person, wandte sich herum und nahm seine Füße in die Hand – nicht ohne die in der Schneewehe steckende Flasche an sich zu nehmen. Zufrieden stellte er fest, dass sie noch halb gefüllt war und ließ sie in seiner Umhängetasche verschwinden. In diesem Augenblick kamen einige wild schimpfende Männer aus der kleinen Taverne gestürmt und hefteten sich an seine Fersen. Doch noch ehe sie ihn erreichen konnten, war er auf sein bereitstehendes Pferd gesprungen und damit in Richtung der Handelsstraße verschwunden.

Zwei Tage später erreichte er Ersonts End‘. Er war froh endlich wieder eine halbwegs große Stadt erreicht zu haben. Im Morsan sollte man sich nicht unbedingt hier im Norden Galadons herumtreiben. Das Wetter war alles andere als freundlich, gleiches galt für die Bewohner dieses dünn besiedelten Landstrichs und an die Wölfe wollte er erst gar nicht denken. Wie hatte er sich nur dazu überreden lassen können hier her zu kommen? Dabei hatte alles so harmlos begonnen. Auf seiner Reise durch den Drakenwald war ihm ein harmlos aussehender alter Mann begegnet. Sie waren ein Stück zusammen gereist, als er der Alte ihm eines Abends erzählt hatte, dass er ein verstoßener Magier sei. Vor seiner Verbannung aber habe er ein mächtiges magisches Artefakt irgendwo in den Skapen-Bergen am Rande Ravels versteckt. Seine Neugier wurde geweckt und als sich der Weg der beiden in Mendel trennte, hatte er aus dem Alten mit etwas Überredungskunst den Ort des Artefakts herausbekommen. Von Mendel aus war er nach Norden gereist und hatte nach einigem Suchen sogar das Versteck gefunden. Leider hatte der Alte vergessen zu erwähnen, dass der Schatz von einem mächtigen magischen Wesen bewacht wurde. Er hatte gerade noch so mit seinem treuem Pferd fliehen können, aber sein Gepäck hatte zurückbleiben müssen. Daraufhin war er einige Monate durch die kleinen Dörfer am Rande des Gebirges gezogen und hatte versucht mit Hilfsarbeit und Glücksspiel ein wenig Geld zu verdienen. Vor zwei Tagen hatte er dann besonderes Glück beim Spiel – sehr zur Verärgerung der Dorfbewohner. Aber das Geld reichte zumindest um hier in Ersonts End‘ in ein nicht ganz so schäbiges Gasthaus einzukehren und sich ein Bad im Badehaus zu gönnen. Als er das erledigt hatte, zog er sich erst einmal in sein Zimmer zurück um endlich mal wieder die Vorzüge eines warmen Bettes zu genießen. Als er seine Tasche ablegte, fiel ihm Flasche auf, die man nach ihm geworfen hatte. Er öffnete den Verschluss und schnüffelte daran. Ah… Bärenfang, na wenn das nicht seinen Abend versüßen würde. Er prostete der gegenüberliegenden Wand zu.
„Auf euch, meine wilden Freunde aus dem Norden!“
Dann gab er sich dem Genuss des Alkohols hin.

Als er am Morgen erwachte, brummte ihm der Schädel. Er war wohl einfach nichts mehr gewohnt. Müde tastete er nach der Flasche um festzustellen, ob noch etwas übrig war das seine Kopfschmerzen stillen konnte. Zu seinem Bedauern war er gestern sehr gründlich gewesen. Seufzend erhob er sich und spähte durch das beschlagene Fenster hinaus auf die schneebedeckten Straßen der Stadt. Ganz offensichtlich hatte es die Nacht über weiter geschneit. Er musste dringend weg von hier, Schnee war nichts für ihn. Außerdem hatte er gestern im Badehaus zwei Händler aus dem Süden belauscht, die sich über Goldfunde in der Nähe von Torfeld unterhalten hatten. Wenn das nicht ein Grund war dem warmen Süden Galadons mal einen Besuch abzustatten? Wenig später war er auf dem Weg nach Ersonts Tal.

Die Reise verlief für seine Verhältnisse relativ ruhig. Zwischen Draconis und Ravins Höh hatte er einem zornigen Ehemann entkommen müssen, der nicht sehr begeistert gewesen war, dass seine Frau in den Armen eines Fremden Trost gesucht hatte. Frauen waren wirklich eine seiner Schwächen. Mehr als einmal war er durch sie in Probleme geraten, aus denen er nur durch Zufall entkommen war. Schaudernd dachte er an einen Vorfall vor einigen Jahren zurück. Auch da hatte man ihn dabei erwischt, wie er – dieses mal gleich zwei – Frauen den Tag versüßte. Bedauerlicherweise handelte es sich bei den beiden Frauen um die Gemahlin des Dorfwirts und des Dorfvorstehers. Ein wütender Mob hatte ihn gepackt, und war schon dabei ihn an dem nächsten Baum aufzuhängen, als eben jener Baum von einem Blitz getroffen wurde. Die Dorfbewohner waren panisch davon gerannt und er hatte nicht lange überlegt. Irgendwann, das wusste er, würde eine Frau ihm noch einmal zum Verhängnis werden.
Schließlich erreichte er Swa. Von hier aus wollte er ein Schiff nach Falkenstein nehmen und dann von dort aus weiter nach Torfeld. Außerdem hatte er schon lange einmal dem berühmten Rotlichtviertel der Hafenstadt einen Besuch abstatten wollen. Ob es stimmte, dass es hier sogar Elfinnen geben sollte? Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er mit einer jungen Frau zusammenstieß, die ziemlich mitgenommen aussah. Sie war mit nicht viel mehr als einem Krankenhemd bekleidet, wie man es aus Hospizen kannte.

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