Es war ein stürmischer Nachtzyklus und der Schnee, wurde haufenweise an die Fenster der Häuser und Hütten geworfen, während ein Junge, alleine in der Taverne seiner Eltern saß und über die Götter im Stillen mit sich selbst philosophierte. Die Taverne war noch geschlossen, da die meisten Bewohner des Dorfes noch schliefen oder zur Jagd in die Wildnis gingen, selbst bei so einem Wetter.
Das Dorf, war eines der vielen Siedlungen im Norland und war zwei Tagesmärsche von den anderen Dörfern und Städten, nahe dem Thulezug, entfernt. Ein jeder Nortrave,im Dorf, kannte seine Aufgaben und ging diesen jeden Tag nach. Die Jäger besorgten Felle, Fleisch und Knochen, während die Fischer, den Fisch von der See fingen und die Krieger, sorgten dafür das keine Trolle dem Dorf zu nahe kamen.
Allgemein betrachtet, lebten sie alle friedlich zusammen, wenn da nicht die hitzigen Debatten des Dorftreffens wären, die nur selten einstimmig und zufriedenstellend beendet wurden. Das meiste, ging von dem Berserker, des Dorfes aus, der sich sogut wie immer mit der Schamanin des Dorfes, in den Haaren hatte. Die Kriegerischen Ansichten, des Berserkers und dessen Stolz waren das Feuer, während die etwas liberalen und eher politischen Ansichten der Schamanin das Wasser war. Die jungen Krieger, der Gemeinde, hielten mehr zum Berserker, genau wie es einige der alten Krieger taten und die meisten jungen Männer. Die Handwerker, jungen Frauen und Kinder hatten jedoch zur Schamanin eine vertrautere Bindung als zu dem Berserker.
Der Junge, saß also nun auf dem Hocker und trank einen Krug, der bis zum Rand hin mit Met gefüllt war und zerbrach sich dabei den Kopf, darüber welcher der beiden, nun eher dem Willen der Götter entspricht. Dann klopfte es laut und von seinen Gedankengängen unterbrochen, ging er zur Tür. Als er sie öffnete, stand ein großer Mann an der Tür, dessen Haare lang und glatt, bis zu seinen Hüften reichten und ein stolzer geflochtener Bart zierte sein Kinn. Seine Kleidung, war genau das was man unter den Nortraven als eine edle Gewandung ansahen und der Kriegshammer an seinem Gurt, war reichlich verziert und sah gleichermaßen schön und mächtig aus. ,, Eigentlich haben wir noch geschlossen..." und ehe der Junge diesen Satz überhaupt beenden konnte, ging der unbekannte Nortrave einfach zur Theke und nahm Platz. ,, Ich nehme ein Met!" erklang es fordernd und gleichermaßen höflich, das was Nortraven unter höflich verstehen, aus dem Mund des Mannes. Der Junge gab dem Wunsch nach und schätzte den Besucher nicht als jemanden ein, der ein Nein akzeptieren würde. So füllte er ihm einen Krug und wollte mit kleinen Sätzen, aus gewohnheit, ein Gespräch mit ihm anfangen.
,, Dieser Schneesturm findet wohl kein Ende, nicht wahr?" gluckste der Junge Nortrave mit gespielter freundlichkeit und erntete nur ein knappes ,, Der Krug ist voll genug." als Antwort. So stellte er ihm den Krug hin und versuchte nach einigen Stillen momenten, das Gespräch von neuem zu beginnen, doch diesmal versuchte er es auf ein Thema zu lenken, welches sich um ds Kriegertum drehte und fragte: ,, Du bist sicher ein Krieger, der durch das Norland reist und viel erlebt hat, oder? Bist du ein Berserker? Ein Geweihter oder ein Handwerker? Was führte dich in unser Dorf?" so schossen die Fragen, aus dem neugierigen Jungen heraus und der Fremde, machte keinerlei Anzeichen, diese bewantworten zu wollen und stellte nach einigen schlücken Met eine Gegenfrage: ,, Hast du nicht wichtigere Fragen die dich beschäftigen?" ,, Doch, aber ich denke du willst sie nicht hören, oder vielleicht interessieren sie dich nicht." entgegnete er ihm, worauf der Hüne nur den Kopf schüttelte und mit den breiten Schultern zuckte.
Eine Weile lang, trank er schweigend seinen Met, während der Junge ihn wortlos dabei beobachtet hatte und dann neuen Mut schöpfte und nun die Frage stellte, die ihm am wichtigsten erschien.
,, Wie erkennt man den Willen der Götter? Ich meine soviele sagen dies und jenes geschah so weil es der Wille der Götter ist und unsere Schamanin und der Berserker sind sich in dieser hinsicht, nie einig. Wer von beiden hat recht und welcher unrecht und was ist nun der richtige Wille der Götter und wer weiß um ihn am besten?"
,, Der Wille der Götter, ist so einfach und leicht zu erkennen, das es für die meisten schon wieder so schwer ist, das sie ihn übersehen. Doch eine Reihe von gegenfragen, kann es dir erheblich vereinfachen und dich näher zu einer Antwort führen. Eine Gegenfrage zum Beispiel wäre warum die Götter dich auf diese Welt brachten. Weißt du es?"
,, Aye, ich weiß es und zwar damit wir Nortraven geprüft werden um uns als würdig zu erweisen nahe an Thjareks Tafel sitzen zu können"
,, Und was steht auf den Rabainsteinen?"
,, Mut, Stärke und Weisheit."
,, Womit kann man die Götter beschenken?"
,, Mit unseren Taten können wir die Götter beschenken"
,, Warum sollten Nortraven nicht stehlen, lügen oder meucheln?"
,, Weil es unehrenhaft und feige ist. Die Götter gaben doch allen gesunde Arme und Beine, Kraft und Verstand um für uns selbst zu sorgen und nicht angwiesen zu sein auf unfaire Mittel die uns einen Slag oder Kampf vereinfachen."
,, da hast du deine Antworten, du wußtest sie die ganze Zeit über selbst. Also warum zerbrichst du dir den Kopf?"
,, Weil irgendwie jeder unterschiedlich über Ketzerei, Gotteslästerung und Unehre urteilt."
,, Wäre es nicht besser, den Göttern das Urteil zu überlassen? Du kennst die Traditionen und Gesetze die stark an den Ideaelen der Götter angelehnt sind also warum um etwas den Kopf zerbrechen, was die Götter selbst zu entscheiden haben?"
,, Und was ist mit Geweihten, Berserkern und Schamanen?"
,, Geweihte sind Nortraven, die so einen festen Glauben haben das sie durch ihren starken Glauben, viel näher an den Göttern sind als alle anderen. Dieser Glaube ist so fest und treu an den Göttern gerichtet, das du ihnen getrost vertrauen kannst, denn die würden es nie wagen, die Götter mit irgendeiner hinterlist zu erzürnen, gar ihren Stand auszunutzen. Aber auch sie sind Nortraven und nicht fehlerfrei. Die Berserker, kannst du dir als Vorbild oder Leitbild nehmen. Sie sind Nortraven der tat und wenn sie ein Ziel haben, dann kämpfen sie dafür. Ich selbst, versuche nie eine Berserkerweihe zu verpassen. Die Schamanen haben eine besondere Gabe von Eydis und haben ein Gehör für die Geister und die Natur die deinen Ohren meistens verborgen bleiben. Aber auch ihnen kannst du vertrauen wenn es dir richtig erscheint. Doch außer den Geweihten vielleicht bist du niemandem verpflichtet. Was nicht heißt das du ihnen ständig wiedersprechen mußt, nur solltest du deine Vorbilder und Leitfiguren mit bedacht wählen."
,, Und wer von diesen dreien versteht die Götter am besten?"
,, Die Geweihten, Berserker und Schamanen die bereits bei den Göttern weilen."
Der Junge mußte bei dieser Antwort das Grinsen auf seinem Gesicht unterdrücken, doch das Schmunzeln des Mannes, ermunterte ihn dazu das Grinsen ruhig zu zeigen. Der Mann leerte den Krug und sagte dem Jungen noch abschließend: ,, Das was du brauchst und Wissen mußt, hast du und die Gaben der Götter, die du besitzt, hast du ebenfalls. Halte dich an die Rabainsteine und die Traditionen deiner Gemeinschaft, dann kannst du nicht viel falsch machen. Und zerbrich dir nicht den Kopf über andere, am Ende steht jeder allein vor den Göttern und muß für seine eigenen Taten gerade Stehen und nicht für die Taten anderer."
Nachdenklich nickte der Junge zu den Worten und als er aufblickte war der Fremde Nortrave verschwunden. Ungläubig schaute er sich um und die Offenen Türe der Taverne waren noch der einzige Beweis das wohl jemand den Raum verlassen hatte. Den Mann sah er nie wieder und über sein Erlebnis sprach der Junge mit niemandem.
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