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 Betreff des Beitrags: Flügge werden
BeitragVerfasst: 4.11.08, 15:59 
Ehrenbürger
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Ein Siebenwindmärchen



Vorwort:
Die Geschichte ist ig tatsächlich passiert. Da ich sie aber im Romanstil verfassen möchte, werde ich stilistische Details anpassen, eventuell Situationen verändern (das muss ich noch sehen) und abwandeln, damit es zusammen passt.
Das fällt unter "künstlerischer Freiheit"! ;)
Wer seinen Charakter widerfindet mit etwas, von dem er annimmt, das er es niemals tun würde (etwa, weil ich es falsch in Erinnerung habe), so bitte ich um eine PN incl. (er)klärender Worte, dann wird das selbstverständlich sofort bereinigt (ich kann leider nicht alle, die daran beteiligt waren, mit einer Vorabversion nerven, da ich nichtmal alle Forennamen kenne und einige Inaktiv sind).

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Inaktiv. Grund: die Nettigkeit des Rates, der wie üblich keine Ahnung hat, wie man mit Spielern umgeht, noch dazu welchen, die sich für Siebenwind einsetzen.
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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 4.11.08, 15:59 
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Er sitzt da, am Rand des aus Weidenzweigen, getrocknetem Gras und Federn geflochtenen Nestes.
Es geht steil hinab; das Nest des Falkenpaares ist knapp bemessen in eine Nische gebaut, vom Wind grade genug geschützt, das die Küken und die Behausung nicht in die Tiefe geschleudert werden können, wenn Ventus sein Spiel allzu heftig treibt.
Nur wenige der Brut haben es diesen Vitama geschafft, die meisten, die übrig waren, sind schon vor ihm in die Tiefe gesprungen und nicht zurück gekehrt. Seine Brutschwester kann er am Himmel kreisen sehen, wie sie auf den Winden reitet und kreischend ihre Herrschaft über die Wolken bekundet.
Sein wild klopfendes Herz zieht ihn hinauf, aber was, wenn er stürzt?
Der Abgrund ist tief, ein junger Falke würde den Aufprall niemals überleben.
Fester graben sich die Klauen in den Rand des Nestes, das, vertraut und einengend, Sicherheit und Geborgenheit gibt, ein Ort, den man eigentlich niemals verlassen musste.
Wäre da nicht die Sehnsucht nach mehr, nach größerem!
Unruhig spreizt er die Schwingen, späht hinauf.
Die Brutschwester ist fort, was war mit dem Bruder? Ihn hatte er rasch aus dem Blick verloren. Liegt sein Leib zerschmettert auf den Klippen, die ins rauschende Meer abfallen? Hatte der unberechenbare Wind den zarten Falkenleib gepackt und gegen die Felsen geschleudert, beiläufig, spielerisch, wie er auch jetzt gerade das schneeweiße Federkleid des letzten Falkenkükens zaust und liebkost?
Ziemlich aprupt fasst er den Entschluss, sich abzustoßen, vergisst erst, die Schwingen zu spreizen und stürzt wie ein Pfeil in die Tiefe, doch dann entsinnt er sich dieses Ur-Instinktes und schon fangen die ungeübten Flügel den Wind ein.
Sofort verlangsamt sich der Sturz, wird zu einem Trudeln, dann ein erschrockener Laut, als der Falke gerade so vermeiden kannt, den Fels zu streifen, was seinen sicheren Tod bedeutet hätte.
Schließlich, endlich, hat er sich unter Kontrolle, kein Spielball des Windes mehr, und mit einem gellenden Schrei schlägt er mit den Schwingen, an Geschwindigkeit gewinnend, nur um sich in den Himmel zu schrauben und im gleißenden Felalicht zu verschwinden, einer Zukunft entgegen, so ungewiss wie der Ausgang des Sturzes, den ein flügge werdender Falke als letzte Prüfung bestehen muss, um den Himmel zu erobern.

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Zuletzt geändert von Zacharias Gropp: 4.11.08, 16:39, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 4.11.08, 16:00 
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- 1 -


Helles Gelächter klang durch die Küche der Burg Finianswacht, drang hinaus in den felabeschienenen Hof, auf dem mittlerweile nichts mehr von dem schrecklichen Verbrechen der einstigen Bankierin Hartwine zu sehen war.
Das Gelächter verklang wieder, wurde zu eifrigem Geplapper der beiden jungen Menschen, die, um eine Arbeitsfläche herum stehend, die Köpfe zusammengesteckt, mit dem zubereiten einer Speise beschäftigt waren.
Das Mädchen, klein und schlank, in einem schlichten Kleid, das lange Blondhaar praktisch hoch gesteckt, schälte Kartoffeln, die, zerschnitten, in einen Topf voll Wasser wanderten. Der Jüngling, wenig älter, wenn überhaupt, überragt sie um gute 2 Köpfe, und war damit beschäftigt, Karotten in ungleichmässige, schiefe Scheiben zu schneiden. Sein Haar war einige Schattierungen heller als das der jungen Magd, kürzer und zerzaust, grade so von einem alten und zerschlissenen Stirnband, einem liebgewonnenen Stück Erinnerung, gebändigt.
Dennoch fielen die Spitzen des Haares fast in seine Augen, so das er gezwungen war, sie gelegentlich weg zu streichen.
"Gib acht, du schneidest dich nocht."
"Wäre nicht das erstemal. Sag mal, hast du diesen Wächter der grünen Hand gesehen, wie er gestern versucht hat, mit Anissa anzubandeln?"
"Hat er? Oh, der Arme. Dabei ist sie doch mit Xaver zusammen!"
"Im Ernst? Mit dem Langweiler?"
"Na, nur weil er die ganze Zeit herumsteht, muss er ja kein Langweiler sein!"
Der Jüngling schnalzte mit der Zunge, zuckte die Schultern und warf einige völlig verunglückte Möhrenstücke achtlos in den Topf, dessen Wasser überschwappte.
"Und", fuhr die Magd fröhlich tratschend fort, "wer sagt dir denn, das sie es so nicht gern hat, wenn der Mann still und ruhig ist?"
"Stimmt, bei Anissa kann ich mir das gut vorstellen."
"Ich kann euch hören!" kam eine Frauenstimme aus Richtung der Durchreiche hereingeschallt, was verlegenes Gekicher auslöste.
"Tschuldige!" hörte man dazwischen, dann wieder das Platschen von Gemüse, das im Wasser ertränkt wurde.
"So, ich glaube, das genügt.. Rias, du hast Kartoffelschalen auf dem Stiefel."
Während das Mädchen den Topf anhob und zur Feuerstelle trug, bückte sich der junge Mann und entfernte die Gemüsereste, als die Türe zur Werkstatt aufschwang.
Hindurch trat, begleitet vom feinen Klirren einer gut sitzenden Kettenrüstung, der Herr der Burg, Sir Aspin Schwertklinge, gefolgt von einem Falken, Sir Auron Ruodrik.
Die beiden trugen ernste Gesichter zur Schau und wandten sich nach einem kurzen Gruß an die Maid dem jungen Mann zu, der sich hastig aufrichtete, verlegen die Kartoffelschale beiseite schnippte und sich respektvoll verneigte.
Wie sehr er diesen Ritter verehrte!
Manchmal kam er sich schon albern vor, wenn er Sir Aspin offen Bewunderung aussprach, aber hatte es jemand, der großes vollbracht hatte, der ein Held war, es nicht auch verdient, wie einer behandelt zu werden? Wenigstens manchmal?
"Ehre der Krone, Sharina, Knappe Zacharias. Nach dir habe ich gesucht." brummte der sonst so gütig und freundlich wirkende Drachenritter, auf dessen Zügen nun eine Ernsthaftigkeit und Sorge zu finden war, die Zacharias die Furcht ins Herz trieb.
Er wechselte besorgt einen Blick mit Sharina, die ratlos die schmalen Schultern hob und ebenso besorgt zu Sir Aspin, dann zu ihrem Verlobten blickte.
Doch auch Sir Ruodrik trug den gleichen Ausdruck zur Schau, stirnrunzelnd schüttelte er den Kopf auf Sharinas Blick hin.
"Sir?"
"Komm mit." ordnete der oberste aller Ritter knapp an und wandte sich ohne ein Wort der Erklärung wieder ab um die Küche in Richtung Burghof zu verlassen.
Wieder wechselten Knappe und Magd einen nervösen, verunsicherten Blick.
"Das Fräulein Sharina kann dich begleiten - das wird es vielleicht einfacher machen."
Bei diesen Worten rutschte dem Jüngling das Herz in die Stiefelabsätze; hatte er etwas angestellt?
Rasch schnappte er sich einen Lappen, wischte sich die Hände ab und folgte den beiden Rittern, Sharina dicht auf den Fersen, die nun nervös an ihrer Unterlippe kaute.
Natürlich ließ sie ihn nicht alleine, wofür er unendlich dankbar war.
Was, wenn die Ritterschaft ihre Ansichten über ihn - wieder - geändert hatte und ihn nun raus warf?
Ein schwerer Stein schien in seinen Bauch zu gleiten und eine gewisse Übelkeit zu erzeugen, während er sich zusammenriss um sich nichts anmerken zu lassen.
All die Jahre der Übung, der Schmerzen, der Disziplin - er würde sich nichts anmerken lassen, wenn man ihn hinaus warf, bestimmt nicht!
Schweigend überquerten sie den Hof, ein paar Herzschlag lang vom Felalicht gestreichelt, ehe sie wieder in die Kühle der Wehranlagen eintauchten, während sie die Brücke überquerten und schließlich auch die Kriegerschule passierten.
"Wollen wir zum Hafen? Dort können wir ihn dann gleich auch noch entsorgen." knurrte Sir Ruodrik, doch Aspin winkte ab, den Weg Richtung Falkensee einschlagend.
Die Worte des Falkenritters jedoch brachten dem Knappen Erleichterung: niemals würden sie ihn einfach so töten und ins Meer werfen, also war es ein Scherz - und einen Scherz machte man nicht, wenn man jemandem den Lebenstraum zerstörte.
Aber was war es dann?
Wieder ein Blicktausch mit Sharina, die offenbar zum gleichen Schluss gekommen war, und nun aufmunternd lächelte.
Schon bald hatten sie ihr Ziel erreicht: die Statue von Finian Sonnenklinge auf der Brücke zur Hauptstadt Siebenwinds.
Dort angekommen blieben die Ritter fast synchron stehen und wandten sich den jüngeren Menschen zu, streng die Blicke, aber auch eine gewisse Amüsiertheit, die um die Mundwinkel spielte.
Offenbar gelang es ihnen nicht länger, die Farce aufrecht zu erhalten, um Spannung zu erzeugen.
Sharina stellte sich neben ihren Liebsten und blickte neugierig auf die Männerschar, die sich nun gemeinsam der Statue, der Leitfigur der Ritterschaft, zuwandte.
Zacharias ließ den Blick über die vertrauten, liebgewonnenen Konturen der Statue gleiten. Ein Ross, edel und elegant, auf der Hinterhand stehend, und darauf sitzend ein stolzer Recke mit Schwert und Schild, den Mund zum Ruf geöffnet, die Waffe in den Himmel gerichtet, als fordere der die ganze Welt heraus.
Die Züge des Mannes sprachen eine eigene Sprache: sie erzählten von Abenteuern, von Entbehrung, von Güte und Stärke, von Entschlossenheit.
"Zacharias, sage mir, wer das ist."
Sir Aspin sprach freundlich und leise, ohne Befehl, doch sofort gehorchte der Knappe, eilfertig bemüht, zu beweisen, das er keinen Rauswurf wert war:
"Sir Finian Sonnenklinge, Herr! Der Begründer des Ordens der Ritter der Sieben Winde, der den Drachen erschlagen hat und nun in Draconis als Königsritter unserem geliebten Reich dient!"
"Sehr richtig. Was könnte es bedeuten, wenn ich dich hier her mit nehme?"
Kurz blickte der Knappe zum Herrn der Ritterschaft, dann wandte er den Blick der Leitfigur wieder zu.
"Ich kann höchtens raten... ein Neuanfang? Ein Drache muss erschlagen werden?"
Fast hoffte er, eben dies wäre zu tun, auch wenn er von der Ankunft eines gefährlichen Drachen sicherlich schonmal etwas mit bekommen hätte!
"Fast."
Aspin wandte sich ihm lächelnd zu, stolz glomm in seinen dunklen Augen.
"Knappe Gropp!" bellte er, und sofort stand der Jüngling kerzengerade in Habacht, während der Großmeister sprach.
"Knappe Gropp, du wurdest für würdig befunden, dich auf die Queste zu begeben, deren Erfüllen für dich die Erhebung in den Stand eines Ritters bedeuten wird."
Kurz ließ er seine Worte wirken, während der Jüngling nach Luft schnappte, sich dann aber zusammen riss und still abwartend, die Luft anhaltend, den Ritter weiter sprechen ließ.
Derweil begann in seinem Kopf ein Feuerwerk der Freude, das es ihm schwer machte, den Worten Sir Aspins zu folgen, aber das wesentliche bekam er mit.
"Bereite dich vor. Bete zu den Vieren. Genieße die letzten freien Tage als Knappe. In 3 Tagen wirst du beginnen. Mein Schwert wirst du suchen, jene Klinge, die ich zu meinem Ritterschlag erhielt, eine Waffe, die noch am Hof von Draconis geschmiedet und von Sir Sonnenklinge mit gebracht worden war. Finde das Schwert und bring es mir, dann soll dir das Siegel des Falkenhochmeisters sicher sein."
"Jawohl, Sir!" kam es prompt, und anschließend beschrieb Aspin die Waffe noch:
"Die Lettern für Faalas von Fahlenau, der Name meines Bruders, sind in die Parierstangen graviert. Und den Knauf schmückt ein schlichter roter Stein. Sir Galthana hat noch etwas für dich, das dir vielleicht hilft."
"Wir wünschen dir alles gute, Junge, enttäusche uns nicht. Lern fliegen." fügte Sir Ruodrik dem Monolog seines Herren an und nickte.
Dann ließen die Ritter den überrollten Knappen alleine, die vor Erleichterung und Freude kichernde Magd mit sich ziehend.
"Komm, Liebste, der braucht jetzt ein paar Minuten um albern herum zu hüpfen."
Kaum waren die drei ausser Sicht tat der Knappe genau das.

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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 4.11.08, 16:01 
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Die schöne Rittersfrau hielt ihm eine von seidenem Band gehaltene Schriftrolle vor die Nase. "Hier. Das könnte dir helfen."
Sofort nahm der Knappe das Pergament und nickte ihr dankend zu, löste dann das Band und entrollte das Schriftstück.
Vertraute Worte konnte er lesen, liebgewonnene Sätze und sogar die Abschnitte erkannte er wieder.
Das Epos des letzten Falken, das er seit über einen Götterlauf auswendig konnte.
"Danke sehr."
Den Wink mit dem Zaunpfahl hatte er verstanden.

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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 4.11.08, 16:02 
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~ Der letzte Falke ~

Hört mich an, ihre lieben Leut,
hört, was ich berichte heut:
Von Tapferkeit und Rittereid
von Heldentum und großen Leid.
Von des Horstes letzter Schlacht
als der alte Feind mit Macht
erhob erneut die dunkle Hand
um zu rauben unser Land.

Im Falkenhorst bei Tag und Nacht
drei Ritter hielten einsam Wacht
um zu erfüllen ihren Eid
und kostet es auch ihren Leib.

Allein sie standen auf den Zinnen
Als der Feind mit üblen Sinnen
blickte auf zu hohen Mauern
um ihnen dort dann aufzulauern.
Er sandte aus, die dunkle Schar,
wo, das was einst lebendig war
diente ihm, auch wenn es tot
zu bringen Leid und große Not.

Die Ritter sahn die Schatten drohn,
ein Bürger wäre wohl geflohn,
doch ein Ritter wird nicht fliehn,
wenn er kann sein Schwert noch ziehn.
Und so tagte manche Stunde.
in jener Nacht die Tafelrunde
wo man sich sehr ernst beriet
ob man ging oder doch blieb.

Lange, lange hielt man Rat
und dann, als rot der Morgen naht,
erhob sich still mein hoher Herr
als drückt' ihm eine Last gar schwer.
"Es gilt zu halten Burg und Stadt,
und alle Menschen, die's dort hat.
Solang wir halten unsre Zinnen
können sie nach Stein entrinnen!
Und so lautet mein Beschluss:
Die Ritterschaft sich teilen muss!"

Und dann im ersten Morgengraun
sah man die drei nach Westen schaun.
Ihren Gefährten galt der Blick,
als man sie ließ allein zurück.
Alle Herzen waren schwer
an Wiedersehn glaubt keiner mehr.
Die Schar zog still nach Brandenstein
um dort dann Schutz und Trost zu sein.

So hielten dann bei Tag und Nacht
drei Ritter ihre einsam Wacht
um zu erfüllen ihren Eid
und kostet es auch ihren Leib.

Beim Abendmahl saßen die drei
nur ein Kätzchen war dabei,
dass leis um ihre Beine strich,
und nicht von ihrer Seite wich.
Und da man es nicht jagte fort
hörte es ein jedes Wort
von der kleine Ritterschar,
die so nah dem Tode war.

Und in jener letzten Nacht
drei Ritter hielten einsam Wacht
um zu erfüllen ihren Eid
und kostet es auch ihren Leib.
Dem ersten sprang es auf den Schoss,
der kraulte es, dann lies er los,
und Kätzchen merkte allzubald,
dass sein Herz nur einer galt,
die doch verschmähte seine Lieb,
so dass allein zurück er blieb,
und wie man sich ganz leis erzählt,
zur Liebsten dann den Tod erwählt.

Schwertklinge, wurde er genannt,
und war doch mehr als eine Hand,
die sicher eine Klinge führt,
wenn er Gefahr sich nähern spürt.
Sein Herz war treu und stets bereit
zu streiten für Gerechtigkeit.
Und hat er auch aufs Schwert geschworn
niemals erhob er es im Zorn.

Als Herrn der Münze kannt man ihn
doch zum Gold zog's ihn nie hin.
Golden aber war sein Herz,
denn er teilte fremden Schmerz.
Niemals hat er lang gesäumt,
benötigte man einen Freund.
Und auch Stolz focht ihn nie an,
denn er war ein Rittersmann.

Kätzchen sah ihn lange an,
dann hob es zu sprechen an:
"Komm mit Kätzchen, Rittersmann!
Es versteckt Dich, so es kann.
Siehst du dort die Schatten stehn?
Willst du nicht mit Kätzchen gehn?
Kostbar, kostbar ist Dein Leben,
dass die Herrin Dir gegeben."

Und der Ritter lächelt leicht,
während er ihr Fell sacht streicht.
"Niemals, niemals will ich gehn!
Muss zu meinen Schwur treu stehn.
Doch du Kätzchen, eile fort,
denn nur Tod gilt diesem Ort.
Kätzchen aber, du sollst leben
und meine Botschaft weitergeben."

Und in jener dunklen Nacht
der Ritter hielt treu seine Wacht
um zu erfüllen seinen Eid
und kostet es auch seinen Leib.

Das Kätzchen wand sich seufzend ab
es ahnte wohl sein frühes Grab
Das kleine Herz vor Kummer schwer
überlegte es still hin und her:
Wenn Bitten ohne Wirkung sind,
dann stiehlt einfach das kluge Kind!
Doch ist ein Ritter keine Maus,
nur schwer trägt man ihn aus dem Haus!

Es sprang dem zweiten auf den Schoss,
der zogs am Schwanz, dann ließ er los,
und Kätzchen merkte allzubald,
dass sein Herz nur einer galt:
Der schönsten Frau im ganzen Land
die in Vitamas Diensten stand.
Und doch saß er nun hier allein,
denn sie, sie sollte sicher sein.

Sir Athos wurde er genannt,
die Zunge flink und so gewand,
er führte, wie er führt sein Schwert
und war damit auch doppelt wert
und bei allen hochgeschätzt.
Nur das Kätzchen war vergräzt,
und zuckte wütend mit dem Ohr
als es sein Herz an ihn verlor.

Herzensbrecher, nannt man ihn
Frauen sanken seufzend hin
nahte sich der Diplomat.
Und man schätze auch den Rat,
den er willig stets gewährt
genauso hoch wie Athos Schwert.
Er war tapfer und voll Kraft
besonnen und gewissenhaft.
Kein Fest er jemals hat versäumt
und er war der treuste Freund
denn man sich nur wünschen kann
kurz: er war ein Rittersmann.

Kätzchen sah ihn lange an,
dann hob es zu sprechen an:
"Sagt mir guter Rittersmann!
Entführ ich Dich, was steht dann an?"
Und sprach's, dass es wie Scherzen klang
Und Athos lächelt: "Nun - der Strang."
Das Kätzchen schlucke einmal schwer,
denn am Leben hing es sehr.
Steckte still den Schlaftrank fort
und sprach davon kein weitres Wort.

Und der Ritter packt es schnell
ziemlich fest am Nackenfell.
"Kätzchen, niemals will ich gehn!
Muss zu meinen Schwur treu stehn.
Meinen Brüdern steh ich bei,
solang's der Viere Wille sei!
Doch du Kätzchen, eile fort!
Nichts hält Dich an diesem Ort."

Und in jener letzten Nacht
der Ritter hielt dort stolz die Wacht
um zu erfüllen seinen Eid
und kostet es auch seinen Leib.
Das Kätzchen wand sich fauchend ab,
als er es wieder lies hinab.
Und doch seufzte es gar schwer
und überlegte hin und her:
Wenn mir hilft nicht Trug und List,
dann Zwang vielleicht die Lösung ist!
Doch ist ein Ritter keine Maus,
nur schwer trägt man ihn aus dem Haus!

Es sprang dem dritten auf den Schoss,
es krallt' sich fest, lies nicht mehr los,
denn Kätzchen merkte allzubald,
das sein Herz dem Ritter galt,
der es einst gerettet hat,
aus einer tot geweihten Stadt.
Es schmiegt' den Kopf in seine Hand,
an der er trug ein kleines Band.

Sir Barnabas, wurd er genannt,
ein hoher Herr mit starker Hand,
der treu zu unserem König steht,
selbst wenn es an sein Leben geht.
Stets beugt er willig sich der Pflicht,
scheint hart und streng, wenn er mal spricht,
und doch ist, wie das Kätzchen weiß,
sein Herz voll Liebe und kein Eis.

Zum Großmeister wurd er ernannt
zu schützen uns und unser Land.
Stets direkt ist sein Gebahren.
Leidgeprüft und kriegserfahren,
führt er stets selbst die Ritter an
und fürchtet weder Geist noch Mann.
Den Schwarzen gilt sein ganzer Zorn
ihnen hat er Tod geschworn.
Fürs Volk, er tut, was er nur kann,
er ist und bleibt ein Rittersmann.

Kätzchen sah ihn lange an,
und dann packte es den Mann
so fest am Stiefel wie es geht,
zerrt und zerrt, doch dieser steht
und rührt sich keinen Finger breit
und lächelt leicht die ganze Zeit.
Schließlich drückt er es an sich,
bis die Wildheit aus ihr wich.

Und er sprach mit Trauerblick:
"Kätzchen geh, kehr nie zurück!
Diese Feste war mein Heim
und sie sollt es immer sein.
Doch draußen lauert schon der Feind
und trotzdem sind wir noch vereint.
Niemals kann ich mit Dir gehn,
muss zu meinem Schwur treu stehn!"

Und in jener dunklen Nacht
der Ritter hielt treu seine Wacht,
um zu erfüllen seinen Eid
und kostet es auch seinen Leib.

Das Kätzchen lief dann traurig fort,
so als verließe es den Ort,
doch verbarg es sich ganz still im Eck
und rührte sich nicht mehr vom Fleck.
Denn sind auch Katzen häufig scheu
im Herzen sind sie immer treu,
denn eine Katz' ist keine Maus
besteht Gefahr, dann harrt sie aus.

Und kurz bevor der Morgen graut
und Kätzchen von den Zinnen schaut,
weil Trommeln hallen die Nacht
da begann die letzte Schlacht.
Sie maunzt ganz laut: "Gefahr, Gefahr!"
Und es erwacht die kleine Schar.

Die Schwerter liegen schon bereit
und Athos spricht: "Nun ist es Zeit!
Lasst und fest das Schwert umgreifen,
wir werden nicht die Flucht ergreifen.
Diese Burg ist mehr als Stein
Und sie wird es immer sein,
solang ein Falke hier noch wacht,
und widersteht der dunklen Macht."

Drei Klingen blitzen auf im Licht,
als Sire Aspin leise spricht:
"Kein Ort, an dem ich lieber wär,
als hier vor diesen dunklen Heer,
und Euch an meiner Seite weiss.
Mein Tod ist ein geringer Preis,
habt ihr mich heute doch gelehrt,
das des Ritters wahres Schwert
allein in seinem Herzen ruht.
Eure Freundschaft gibt mir Mut."

Sir Barnabas schweigt kurze Zeit,
die Augen dunkel, voller Leid.
Dann ein Lächeln, hell und klar:
"Sire Aspin, ihr sprecht wahr!
Zu viel wir haben schon verloren,
seit wir die alten Eide schworen.
Finsterwangen ist nicht mehr,
ich liebte diese Burg so sehr.
Lang wurden wir zurückgetrieben,
verwundet, ja fast aufgerieben.
Doch brechen konnten sie uns nicht.
Noch gibt es Hoffnung, gibt es Licht.
Und diese wird auch nicht vergehen,
solange wir zusammenstehen,
vereint gegen die Dunkelheit.
Kommt Freunde, es wird nun Zeit."

Mit dem Schwert in seiner Hand,
dem Feind das Antlitz zugewand
tritt Sire Barnabas hinaus.
"Wir löschen diese Brut nun aus!"
Worauf Athos leise lacht:
"Wohlan Bruder, abgemacht!"

Im Angesicht der dunklen Macht
drei Ritter hielten treu die Wacht,
um zu erfüllen ihren Eid
und kostet es auch ihren Leib.

Das dunkle Heer es rückte an.
Dämonenbrut und Knochenmann
schritten zu dem großen Tor,
wo man sich nochmals Treue schwor.
Die Kessel standen schob bereit
zu spucken Pech, wenn es wär Zeit.
Die Drei, sie standen nun vereint
Um zu erwarten ihren Feind.

Und Feuer heiß fließt von den Mauern
auf die Feinde, die dort lauern.
Nur kurz zieht sich der Feind zurück,
dann wendet sich das Schlachtenglück.
Ein schrilles Singen ist zu hörn,
wie die Dunklen Treue schwörn,
wie sie rufen in der Nacht
ihres Meisters finstre Macht.

Und Kätzchen maunzt so laut wie nie:
"Oh hütet euch! Es ist Magie!"
Doch ehe sie zu Ende spricht,
hört sie wie das Tor zerbricht.
Das dunkle Heer stürmt schon herein
Und schlägt auf die drei Ritter ein.

Sir Athos aber ungerührt
rief während er sein Schwert noch führt:
"So haben wir in unsrer Feste
tatsächlich ungebetne Gäste.
Hat uns Bran nicht stets gelehrt,
wie man solche Gäste ehrt?
Drum Brüder lasst die Schwerter sprechen,
bis unsre treuen Klingen brechen!"

"Nein Athos, weicht nun zurück,
denn die Innenburg zum Glück
ist im Torgang noch zu schützen
wenn wir diesen Engpass nützen."
Befiehlt Sir Barnabas und weist,
zum Tor, dass Sicherheit verheißt.
"Du aber Kätzchen bist noch hier?
Nun lauf endlich, Du dummes Tier!"

Und Kätzchen stahl sich leise fort,
doch blieb es gut verborgen dort,
denn tief im Herzen war es treu,
so wild es war, so frech und scheu.

Und in jener dunklen Nacht
hielt es mit den Rittern Wacht.
Zwar schwor das Kätzchen keinen Eid
doch war's zu Sterben auch bereit.

Im Torweg stand man Seit an Seit,
zur Verteidigung bereit.
Und als dann ihre Schwerter sangen,
hört das Kätzchen voller Bangen,
erneut zum Ritual des Einen,
der Feinde Stimmen sich vereinen.
Und als ein Schatten sich erhebt,
fühlt es wie die Burg erbebt,
als ob der Horst nicht dulden wollt,
dass man seine Ritter holt.

Der Schatten senkt sich stumm hinab,
die Mauern bersten, brechen ab.
Verloren steht die kleine Schar,
in dem, was einst der Torweg war.
Sir Barnabas senkt stumm sein Schwert.
Was ist es auch im Kampf noch wert?
Wenn seiner Burg um ihn zerfällt,
als sei's das Ende dieser Welt.

Trotzig hob er dann sein Haupt:
"Schon einmal hat man mich beraubt,
mir meine eigne Burg entrissen,
die Dunklen sollten's besser wissen.
Meine Geduld ist nun vorbei,
auf die Pferde nun, ihr Zwei!"

Sire Athos wirkt verstört
und ruft dann aus, zutiefst empört:
"Wie meint ihr das? Wir sollen weg?
Ich weiche nicht von diesem Fleck!
Diese Burg hier ist mein Heim!
Lasse Euch doch nicht allein!"
Doch Aspin verharrt und schweigt,
während er sein Haupt leicht neigt.

Das Schwert liegt nun an Athos Kehle
"Ihr verweigert die Befehle?"
Athos wütend senkt das Haupt.
"Mein hoher Herr, wenn ihr erlaubt?"
Doch Barnabas fährt ihn nur an:
"Schweigt! Ihr seid ein Rittersmann!
Bei den Eid auf unsere Klingen,
ihr werden dies nach Stein nun bringen!"

Das Kätzchen ganz erschrocken späht,
was dort unten vor sich geht.
Und sieh: ein kleiner Gegenstand
wechselt nun von Hand zu Hand.
Sir Athos verneigte sich nur stumm
dann wendet er sich bitter um.
Allein das scharfe Katzenohr,
vernahm was sich im Lärm verlor:
die Worte Barnabas dabei,
geflüstert nur: "Mein Freund, verzeih"

Das Kätzchen lächelt: "Kluger Herr!
Schick beide fort, nichts hält Euch mehr!"
Sir Barnabas verharrt kurz stumm
Und wendet sich zu Aspin um:

"Die Finsterburg, sie ist nicht mehr.
Doch den Horst, geb ich nicht her.
Solang ich Mindoril noch halten kann
Stehe ich hier meinen Mann.
Ihr Aspin, hört: Gehorcht und geht!
Es reicht wenn hier EIN Ritter steht."

Doch Aspin schüttelt leicht das Haupt.
"Mein hoher Herr, wenn ihr erlaubt?
Sind auch Schlacht und Burg verloren,
so habt zu dienen ihr geschworen.
Nicht opfern dürft ihr euer Leben,
müsst unsrem Volke Hoffnung geben.
Nicht vorbei ist dieser Krieg.
Lebt und führt die unsrigen zum Sieg."

"Dann kommt mein Freund, und geht mit mir."
"Nein, mein Herr, mein Platz ist hier.
Zum nächsten Kampf braucht ihr mich nicht.
Hier allein liegt meine Pflicht.
Geht nach Stein, blickt nicht zurück.
Bellums Segen und viel Glück."

Sir Barnabas sah Aspin an,
sein Antlitz voller Reu und Scham,
zog er den Ring von seiner Hand,
der das Lehen an ihn band.

"So nehmt dann dieses Siegel an,
denn es gebührt allein dem Mann,
der in den letzen Kampf noch zieht
während jeder andre flieht."
"Man gab es Euch zu recht zum Lohn,
nun geht, die Dunklen kommen schon!"

"Mein Freund, Du gehst in Dein Verderben"
"Heut ist ein guter Tag zum sterben"
erwidert Aspin, lächelt leicht,
als er dem Herrn die Hand noch reicht.
"Seht: Athos ist davon gestürmt,
ihr habt ihn ja zutiefst erzürnt"
"Ich wollte ihn nicht sterben sehn,
und hieß ihn darum nun zu gehen.
Gewährt Bellum ihm ein langes Leben,
so mag er mir vielleicht vergeben.
Noch einmal bitt ich: komm doch mit,
in jeden Kampf warn wir zu dritt"

"Ihr wisst mein Freund, dass es nicht geht
Und mein Entschluss geschrieben steht.
Seht: Athos versucht gerad allein,
ein Ausfalltrupp zu Pferd zu sein"

Von fern man das Geräusch von Hufen
vernimmt und Athos lautes Rufen.
"Bellum schenk uns heute Flügel!
Vorwärts Brüder, nehmt die Zügel!
Niemals reite ich allein!
Will an Eurer Seite sein!
Lasst uns des Feindes Reihen brechen!
Uns und unsere Freunde rächen!"

Sir Barnabas besteigt sein Pferd,
seine Hand am Heft vom Schwert.
"Ich bin nun hin und her gerissen
Was befiehlt mir mein Gewissen?
Lass ich Aspin hier allein?
Soll ich an Athos Seite sein?
Ist mein Platz, denn nun in Stein?
Sollte hier mein Bleiben sein?
Welchem Ziel gehört mein Streben?
Sagt, wem schulde ich mein Leben?"

"Ohne Euch geht Athos nicht"
"Nun, dann kenn ich meine Pflicht.
Lebt wohl Aspin, reicht mir die Hand.
Für König und fürs Vaterland"
"Für Freundschaft, die auch noch besteht,
wenn's mit mir zu Ende geht"

Sir Barnabas wirkt leicht verloren,
dann fasst er sich und gibt die Sporen
seinem kriegserprobten Pferd
die Hand umfasst dabei das Schwert.

Das Kätzchen aber spitzt die Ohren
damit kein einzges Wort verloren
oder in jener Nacht vergessen geht,
bis es vor seinen Schöpfer steht.
Und von fern, ganz sacht und leis:
Athos Stimme, wie sie weiß:

"Hat Aspin den Ruf vernommen?"
"Er wird nie wieder mit uns kommen.
Kommt mein Freund, lasst uns nun reiten.
Ihr sollt an meiner Seite streiten"

Und am Ende jener Nacht
hielt ein Falke einsam Wacht
Stand noch Treu zu seinen Eid
die Burg zu schützen mit dem Leib.

Das Kätzchen sah ihn mit Bedauern
allein nun stehn zwischen den Mauern,
sah wie Feind um Feind sich nähert,
wie tapfer sich der Ritter wehrt.

Dann trat es aus dem Schatten raus
und fuhrt die scharfen Krallen aus.
"Oh Rittersmann, niemals allein
sollte man beim Sterben sein.
Ich selber habe sieben Leben,
eines will ich gerne geben,
und an Deiner Seite sein,
ist meine Hilfe auch so klein"

"Ich schickte meine Freunde fort,
weil Licht und Leben bald verdorrt,
der Tod lacht mir ins Angesicht
doch fürchte ich das Ende nicht.
Sieh, für jeden kommt die Zeit,
wenn ihn ruft die Ewigkeit.
Ich hab den Ruf so laut vernommen,
ich bin bereit, er mag nun kommen.
Doch die Götter, die Dich schufen,
haben sie Dich auch gerufen?
Eines musst du Dich noch fragen:
wer wird nun die Mäuse jagen?
Wer auf Meisters Schoss nun sitzen?
Wer wir Sir Athos Fisch stibitzen?
Einjeder tu, was er gut kann
und ich bin nur ein Rittersmann."
Sprach Aspin leis und lächelt leicht,
als es um seine Beine streicht.

Und Kätzchen blickt zum Schutt vom Tor,
wo sich die Spur des Herrn verlor.
"Ich gehe ja, und ohne Klage,
doch mein Ritter, eine Frage:
Was gab er ihm?" "Du ahnst es schon"
"Das Vermächtnis von Herrn Finion?"
"Wie klug mein kleines Kätzchen spricht!
Doch Athos selbst, er ahnt es nicht"

"Ach mein lieber Rittersmann,
kein Wort Dein Herz erschüttern kann?
Wofür gibst Du Dein Leben her?
Die Schlacht Du wendest niemals mehr."

"Ach Kätzchen kannst Du's nicht verstehn?
Die Seele selbst wird stets bestehn.
Ich binde sie an diesen Ort.
Doch du mein Kätzchen, eil nun fort.
Berichte treulich und auch wahr,
was in jener Nacht geschah.
Sprich von der Prüfung unsres Lebens,
von unsren Kampf, der nicht vergebens.
Lauf mein Kätzchen, lauf nun schnell.
Der Tag er naht, es wird schon hell."

Und dann im ersten Morgenstrahl
sein Leben er dem Herrn befahl.
Als Kätzchen floh, hört sie ihn rufen,
zu den Mächten die ihn schufen:
"Seht herab auf euer Kind!
Für Euch und für Siebenwind!"
Dann wurd es still, nichts hört man mehr,
allein den Lärm vom toten Heer.
Dann mit Tosen voller Wut,
erhebt sich aus dem Fluss die Flut,
zieht Burg und Heer voll Macht hinab
in ein kaltes nasses Grab.
Zurück blieb nur ein stiller See
und ein Flüstern: "Kätzchen, geh!"

So fand ein Ende jene Nacht.
Viel Leid hat sie hervorgebracht.
Viel zu schwer wiegt mancher Eid
Kostet Freundschaft, Freude, Leib.

Das Kätzchen aber lief durchs Land
Bis es ne arme Bardin fand.
Und berichtete getreu und wahr
was in jener Nacht geschah.
Die arme Bardin aber zieht
noch durchs Land und singt ihr Lied.

Und tief im See bei Tag und Nacht
Ein Rittergeist hält treu die Wacht.
Schützt den See vor Schmerz und Leid
Bis zum Ende aller Zeit.




((p.s. Das Gedicht ist nicht von mir. Ka von wem, ist aber schon ein paar Jahre alt.))

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Zuletzt geändert von Zacharias Gropp: 4.11.08, 16:57, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 4.11.08, 16:03 
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Hätte er nicht gesagt bekommen, die Klinge war bei einer Expedition gesehen worden, er hätte nun im Falkensee nach gesehen, ob sie nicht dort noch lag. Doch so musste er einen anderen Weg finden.
Tagelang brütete er über alten Berichten, Landkarten, taktischen Plänen und Landschaftsbeschreibungen. Zwar hatte er mittlerweile ein brauchbares Bild davon, wie Siebenwind vor einigen Jahren aussah, auch, wo die Burg Schieferhorst gelegen haben muss, aber was nutzte das alles auf der Suche nach einem einzelnen Schwert?
Die Klinge konnte genausogut unter einem eingestürzten Stück Mauer begraben liegen, oder der herabgefallene Stern hatte sie zerschmettert, oder auch nur der See aus dieser alles zerfressenden Brühe!
Was, wenn die Diener des Einen, die dereinst Sir Aspin gefangen und gefoltert hatten, die Ritterwaffe als Trophäe mitnahmen?
Unruhig marschierte er in der Bibliothek des Burgfriedes auf und ab, die genervten Blicke der grünengewandeten Baronswache ignorierend.
Der Tee auf dem Tisch war längst kalt, die Tasse umringt von alternden, vergilbten Pergamenten und Hadernblättern.
Er hielt inne und warf einen Blick auf die Kerze auf dem Tisch; sie war zur Hälfte herunter gebrannt.
Hätte ihm jemand vor 3 Götterläufen gesagt, er würde länger als ein paar Minuten in einer Bücherei verbringen, so hätte er nur gelacht.
Es musste einen Weg geben!
Niemand wusste, wo das Schwert war.
Es konnte ihm also niemand sagen.
Oder?
Hastig schritt er hinüber zu der großen Wandkarte, die Siebenwind zeigte, und fuhr mit dem Finger die Konturen des Falkensees nach.
Ob Sie es gesehen haben könnten?
Zacharias hatte keine Vorstellung davon, wie Aufmerksam sie den Dingen rings um ihren See herum waren, und ob sie sich solange überhaupt würden zurück erinnern können.
Einen Versuch aber war es wert, oder?
Dennoch, er musste nach Rohehaven.
Sanft tippte er auf die Stelle, an der einst Burg Schieferhorst gelegen hatte, unweit der jetzigen Burg Finianswacht.
"Da hat es begonnen." flüsterte er dem Wandteppich zu, strich mit dem Finger hinüber auf die Ruinen der einstig so stolzen Stadt.
"Wenn die Expedition nichts bringt, dann besuche ich die Meermaiden. Sie lieben alles, was glitzert und glänzt, und das tun Schwerter... ja."
"Mann, halt wenigstens dein Maul, wenn du schon soviel Wind machst beim rumlaufen, dummer Bengel!"
Er warf der wütenden Wache einen verdutzten Blick zu, löschte dann die Kerze und verkrümelte sich eilig, ehe der missgelaunte Soldat seinen Zorn an ihm ausließ.
Immerhin, er hatte nun zwei Ziele vor Augen!

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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 4.11.08, 16:03 
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"Geht es euch gut?"
"Ich habe meinen Schlüssel verloren.."
Der Markt lag verlassen da, still im Schein des Vitamalin, der hoch am Himmel stand.
Die Statue der lange verstorbenen Monarchin leuchtete hell im Mondenschein, verbreitete ein merkwürdiges, surreales Licht, und spiegelte sich im Wasser des Brunnens, wie ein Geist, so unscharf.
Zacharias ließ die Zügel seines Schlachtrosses los und wandte sich dem weißhaarigen Mann zu, der dort leicht schwankend mit ratloser Miene stand.
"Ich helfe euch." erklärte er freundlich und ging auf ein Knie, um den Boden in Augenschein zu nehmen.
Es dauerte nicht lange, bis er den entflohenen Schlüssel unter den Bänken entdeckte hatte und ihn sich greifen konnte, auch wenn er sich beim Aufrichten den Kopf an der Bank anstieß.
Ächzend ließ er sich auf der Übeltäterin nieder und reichte den Schlüssel dem Mann, der ihn verwundert ansah.
"Das war sehr nett, vielen dank. Nicht jeder hilft einem Betrunkenen mitten in der Nacht einfach so..."
Sich den angeschlagenen Kopf reibend winkte der Jüngling ab.
"Zacharias heiss ich."
Vielleicht auch, um abzulenken, stellte er sich vor und betrachtet den Weißhaarigen voller Neugierde.
Was mochte wohl passiert sein, das ein so junger Mensch schon schlohweißes Haar trug?
"Siegfried Xenophar."
Sowas. Genau den suchte er doch!
Das sagte er auch, verblüfft, den Mann, den er seit Tagen aufzuspühren versuchte, mitten in der Nacht auf dem Markt zu treffen.
"Ja? Hab ich etwas angestellt?"
"Nein, nein" wehrte Zacharias lachend ab und hob beschwichtigend die Hände.
"Keine Sorge. Nein, mir wurde gesagt, ihr wärt schon lange auf der Insel und könntet vielleicht etwas wissen, das mir weiter hilft.
"So?"
"Naja, ich suche ein Schwert. Das von Sir Aspin. Und das wurde bei einer Expedition nach Rohehaven gesehen."
Rasch beschrieb er die Klinge dem still lauschenden Weißhaarigen, der dann nickte.
"Ja, ich erinnere mich dunkel, das da einmal ein Schwert gewesen sein soll, das sich Abenteurer unter den Nagel gerissen haben sollen."
Das waren natürlich schlechte Neuigkeiten!
"Du siehst enttäuscht aus."
"Naja... es geht schließlich um meine Ritterqueste, Herr Xenophar."
"Ich werde mich einmal umhören, ob ich etwas heraus finde, und dir dann Nachricht zukommen lassen, was hälst du davon?"
"Das wäre großartig. Vielen dank."
Lächelnd hob der Weißhaarige den Schlüssel hoch und schüttelte den Kopf.
"Nicht dafür."

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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 4.11.08, 16:04 
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Geschäftig eilte er durch das enge Knappenquartier, beobachtet von seinem schneeweißen Falken Horus.
"Tränke habe ich, Verbände, Landkarten, Krapfen, Seile, mein Handbeil, zwei Laib Brot, eine Salami.."
Während er aufzählte, trug er die Ausrüstung zusammen, bis er einen kleinen Haufen auf einem der Betten liegen hatte.
"So, ich glaube, wir haben es, oder? Möchtest du mit kommen?"
Skeptisch blickte er zu seinem Falken, der mit dem Schnabel klackte, die Schwingen spreizte und den Kopf schräg zur Seite legte.
"Hast ja recht, blöde Idee. Da fängt dich nur ein Gargoyle ein und verspeist dich zum Abendbrot."
Matt lächelnd trat er hinüber zu dem großen Vogel und streichelte ihm sanft über die gefiederte Brust.
Ein Gerfalke war an sich schon ein prächtiges Tier, aber schneeweiß - eines Fürsten würdig!
Grob erwiderte der Vogel die Zärtlichkeit, indem er dem Jüngling liebevoll ins Ohr kniff.
"Au! Du Grobian!"
Tadelnd stupste er den scharfen Schnabel weg und rieb sich das Ohr. Natürlich, es blutete mal wieder.
Das war ja ein guter Anfang für die Expedition!
Kopfschüttelnd machte er sich daran, die Ausrüstung zusammen zu schnüren, im Kopf den Plan nochmal durch gehend.
Er hatte viele Freunde gefragt und überraschend viele hatten zugesagt.
Natürlich würden einige nicht kommen, dafür war auf Siebenwind einfach viel zuviel los, als das man solche Dinge problemlos planen könnte.
Ein Orküberfall, eine wandelnde Leiche, ein Seemonster, und schon zerschlugen sich alle Pläne, aber einige würden bestimmt kommen und das musste genügen.
Ein Dämon soll in den Kanälen von Rohehaven lauern.
"Das macht Laune, was?" grinste er in Richtung der Sitzstange seines Falken, doch der war längst nicht mehr da, sondern durch das Fenster zur Jagd aufgebrochen.
"Willst du mich jetzt mit Omen zuwerfen oder was soll das?"

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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 5.11.08, 04:32 
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"Sei gegrüßt, Zacharias.
Ich habe Nachforschungen angestellt und erfahren, dass die Klinge, von der ich gehört hatte, nicht jene war, die du suchts. Das Schwert, das die Abenteurer gefunden hatten, war reichhaltiger geschmückt, so dass du dir keine Gedanken mehr darum machen musst.
- S. Xenophar"
Anissa grinste frech.
"Ein neuer Verehrer, dieser Weißhaarige?"
"Was bitte?"
"Na, der Kerl, der mir die Nachricht gegeben hat für dich. Ein Liebesbrief?"
"Hast du auch was anderes im Kopf? Nein, es geht um das Schwert meiner Queste!"
"Jaa Jaa."
Augenrollend wandte der Knappe sich ab. Doofe Ziege.
Grinsend schleppte er seine Ausrüstung zu Daemmerung, den er als Packesel missbrauchen wollte, wenigstens bis zum Wall, wo er die Sachen an seine Freunde verteilen würde.
Schon von weitem begrüßte ihn das gewaltige Pferd mit einem Schnauben, streckte ihm die große Nase entgegen und ließ sich darüber streicheln.
"Tut mir leid, aber du kommst nur mit bis zum Wall. Da darfst du dann aber in aller Ruhe grasen, was hälst du davon?"
Die riesigen Ohren des Schlachtrosses wandten sich ihm zu, spielten dann, während der Jüngling seine Ladung abstellte und sich das Putzzeug schnappte.
"Was meinst du? Finden wir das Schwert heute? Oder wird das nur ein weiteres merkwürdiges Abenteuer in meinem Leben?" plauderte er mit dem Tier, das sich die Putzerei gefallen ließ, die der Knappe ihm derweil angedeien ließ.
"Was mir am meisten Sorge bereitet ist die Gefahr, in die ich meine Freunde bringe. Weißt du, was ich meine? Wenn ich selbst, alleine, Unsinn mache.. dann muss nur ich die Konsequenzen tragen. Wenn ich heute etwas falsch mache, dann geht es anderen an den Kragen."
Natürlich antwortete der mächtige Rappe nicht, angelte sich stattdessen einen grade so erreichbaren Halm seines Heus.
"Ich weiß, ich mache mir viel zuviele Gedanken, aber ich kann einfach nicht anders.." fuhr der Jüngling fort, die Bürsten weg legend und sich den unmöglich großen Hufen seines Freundes widmend, den Stalldreck hinaus kratzend.
"Das ist vermutlich das Schwerste am Erwachsen werden.. und auch daran, Ritter zu sein. Diese Verantwortung. Aber ich hab diesen Weg eingeschlagen, nicht, also muss ich da durch. Hoffen wir nur, das nicht andere für meine Fehler büßen müssen."
Wieder keine Antwort seitens des Kaltbluts, das gemächlich damit begann, den Ausrüstungspacken zu untersuchen.
"Ich habe mich aber gut vorbereitet. Ich habe Leute dabei, die sich dort auskennen. Zauberer und Elfen, die mit ihren scharfen Sinnen vor Hinterhalten warnen werden. Ayria ist dabei, die mit ihrem klugen Kopf und ihren flinken Fingern Probleme lösen kann. Löwen und sogar einen Geweihten Bellums. Was soll schon schief gehen?"
Der Hengst hob den Kopf und schnaubte ihm freundlich ins Gesicht, rieb dann seinen gewaltigen Schädel an ihm.
"Ja, ich red schon wieder zuviel, nicht?"
"Mit wem sprichst du denn da?" hörte er Mirian hinter sich.
"Ach, ich rede mir nur Mut zu."
"Achso. Komm, es wird Zeit!"
Er nickte und legte das Putzzeug weg, sattelte sein Schlachtross und verstaute die Ausrüstung darauf, während die Ritterin, die zur Beobachtung mit kam, geduldig wartete.
Wenn er heute schon sterben musste, dann wenigstens im Kreis seiner Freunde!

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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 5.11.08, 06:04 
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Es waren wenige gekommen, weniger, als er wartet hatte, weniger, als erhofft hatte.
Hadrian war nicht da, Silaja nicht, Toran nicht, der dafür Solivagus da gelassen hatte, der eigentlich nicht so recht wusste, was er hier sollte.
'Großartiger Anfang', überlegte er und rieb sich das Ohr, dessen Blutung mittlerweile gestillt war.
Genauso Sorgen machte ihm Vjaro, die keinerlei Erfahrung im Ödland hatte oder auch nur vernünftig kämpfen konnte; sie würde das ganze Unterfangen sehr schwer machen.
Allerdings hatte sie bislang alle Versuche von ihm, sie sich ohne Gesichtsverlust zurück ziehen zu lassen, abgelehnt. Stur bestand sie darauf, mit zu kommen.
Wenn er sie und damit die Löwen nicht beleidigen wollte, musste er sie wohl oder übel mit nehmen.
Während er die Vorräte aufteilte, trat eine verhüllte Gestalt in den von kaltem Wind durchpiffenen Wallraum hinein, die sofort die Aufmerksamkeit seiner Freunde auf sich lenkte.
Knurrend griff der Zwergengeweihte nach dem Stil seiner Axt, trat der Elfensoldat etwas vor, hob der Magus eine Hand mit kritischem Blick.
"Ayria! Schön, das du gekommen bist!" plappert er sofort los, um ein Massaker an seiner Freundin zu verhindern, denn die Bewegungen des angespannten Trupps waren ihm nicht entgangen.
"Ich kann dich doch nicht allein lassen, Kleiner."
Sie schlug ihre Kapuze zurück und enthülle das sorgfältig geflochtene, taillenlange Haar, das mit seiner flammenden Röte alle Aufmerksamkeit auf sich zog.
"Das hätte mich auch gewundert."
Er küsste sie auf die Wange, wandte sich dann den vesammtelten Gefährten im vertrauten Wallraum zu.
"Mehr werden nicht kommen. Ich danke euch, das ihr alle hier seid!"
Nach und nach traten sie zusammen, reihten sich auf, eine Disziplin zeigend, die ihn mit Zufriedenheit erfüllte.
Sie waren bereit, keine Idioten, die beim ersten Befehl anfangen würden zu maulen, oder aus purer Gier nach Beute die Anderen in Gefahr bringen würden.
Abgesehen vielleicht von Vjaro, die sich etwas zögerlich hinzu gesellte; aber ihr konnte er das nicht vorwerfen ob ihrer Unerfahrenheit.
Wieder schluckte er den Protest gegen ihre Sturheit herunter, während sich die Befürchtung bildete, das er das bereuen würde.
"Ihr wisst alle, worum es geht, und seid freiwillig hier," fuhr er fort und stellte sich vor seinen kleinen Trupp, "aber ich muss euch dennoch um etwas bitten."
Einen Augenblick gab er ihnen Zeit, sich neugierig anzusehen, ehe er seine Bitte formulierte.
"Ich muss womöglich den Rückzug befehlen, wenn es heiß her geht. Ich will keinen von euch in übermäßige Gefahr bringen. Daher möchte ich von einem jeden von euch hören, das er verspricht, zu gehen, wenn ich den Rückzug befehle. Wer das nicht tut, den nehme ich nicht mit."
Vjaro und Solivagus versprachen es sofort, Grom unter Grummeln etwas später, während Mirian nur kopfschüttelnd lächelte. Er konnte sie kaum dazu zwingen, und ihr auch nicht befehlen, da zu bleiben.
Seufzend wandte sich der Elf ab. "Tut mir leid. Das kann ich nicht versprechen."
Und damit verließ er das Torhaus unter den Blicken der Verbliebenen.
Plötzlich spührte er einen Schmerz im Ohr; Ayria kniff ihm hefig hinein.
"Dämlicher Idiot! Musst du sowas verlangen?" fauchte sie ihn an während er sich wand und ihrem Griff zu entfliehen versuchte.
"Was.. Ayria? Was wird das?"
"Du weißt, das ich das nicht versprechen kann! Ich weiß doch, das du Idiot dich opfern würdest, damit wir fliehen können!"
Mist, sie hatte ihn durchschaut wie Glas!
Grummelnd bekundete der Zwerg seinen Missmut, als er diese Schlussfolgerung hörte, sagte aber nichts weiter, während Mirian leise lachte.
"Also, verlang das nicht von mir!" giftete Ayria fordernd und entließ ihn endlich aus ihrem schmerzhaften Griff.
"Doch."
Zacharias rieb sich das Ohr und schüttelte den Kopf.
"Du Mistkerl!"
Sie wandte sich mit flatterndem Umhang ab, schritt wütenden Blicks zum Tor, hielt inne und kehrte zurück, um sich ihm um den Hals zu werfen und zu küssen, wieder auf die Wange.
"Pass auf dich auf, Brüderchen, hörst du?" hauchte sie mit besorgter Miene, drückte ihm noch etwas kaltes und metallisches in die Hand, dann war sie mit großen Schritten ihrer langen Beine verschwunden.
Verdutzt sah er ihr nach, dann auf die Gabe: ein Guckrohr, mit dem man Fernes nah erscheinen lassen konnte.
Großartig, mit seiner Entscheidung hatte er schon zwei Freunde vertrieben, so das seine Truppe auf 4 zusammen geschrumpft war.
Naja, er hatte schon unter schlechteren Bedingungen gekämpft und Erfolge erzielt, also warum auch nicht diesmal?
"Wollen wir?"

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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 5.11.08, 06:46 
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Das Zerren in der Luft tracktierte nicht nur seine Trommelfelle, sondern auch seine Selbstbeherrschung.
Permanent klang es, als reisse jemand Pergament entzwei, oder als rieben gewaltige Insekten ihre gepanzerten Beine aneinander.
Die Vorstellung war gruslig, aber sein flaues Gefühl schien nichts gegen das zu sein, was die junge Leuin ergriffen hatte, und so trieb er den Trupp stetig weiter vorran, um ihr gar nicht erst Gelegenheit zu geben, zuviel nach zu denken.
Aus eigener Erfahrung wusste er nur zu gut, wie schlecht das Denken in solchen Situationen war.
"Nehmt den Magus in die Mitte, Grom und ich als Spitze, Mirian rechts, Varjo links, beide flankieren Solivagus." ordnete er an, ein wenig besorgt, ob ihm gehorcht würde; er konnte kaum der Ritterin Befehle geben, doch sie fügten sich alle ohne Widerspruch.
Natürlich war Mirian nicht dabei, um ihm den Tag zu versauen, indem sie sich quer stellte. Auch nicht, um ihm wirklich zu helfen: einzig das Beobachten und das verprügeln finsterer Gestalten, die ihr vor das Schwert liefen war ihre Absicht, und er war dankbar dafür, grade angesichts der geschrumpften Truppe.
Sie stiegen über die verstreuten Ruinen, die, mittlerweile von Wind und Wetter abgeschliffen, aussahen wie beinernes Kinderspielzeug, das ein Riesenkind in der Gegend verstreut hatte. Vorsichtig kletterte der Trupp über diese Hindernisse, beständig begleitet von dem fürchterlichen Reissen.
"Was macht dieses Geräusch?" flüsterte jemand, und in dem Moment, grade, als sie die Stadtmauer der einst so prächtigen Stadt Rohehaven passierten, verstärkte sich das Geräusch: irgendwas schien sich seinen Weg zu bahnen.
"Dämonen!" brüllte der Zwerg los, und Zacharias konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, Freude aus der dröhnenden Stimme zu hören.
"Für Bellum!" folgte und sofort fielen die restlichen Krieger in den Schlachtruf ein, als sich aus dem dunstigen Zwielicht, das über der Stadt lag, eine Rotte Daimoniden schälte.
Einige kugelförmige Kreaturen, dazu ein deformiertes Etwas mit zuvielen Armen und Beinen, zuvielen Mäulern, aber ohne Augen.
"Ing mas Fe!" donnerte der Zauberer hinter ihnen, riss die Arme hoch und unter fauchendem Gebrüll verging das groteske Biest aus dem Schoß des Einen in einem Flammensturm, lauthals aus seinen vielen Kehlen kreischend.
Dann prallten die verbliebenen Dämonen, vom Ableben ihres Kameraden überhaupt nicht beeindruckt, auf die Kämpferschar, die sich den Geschossartigen Bestien entgegen warfen.
Eine der Kugeln stülpte lange Ärmchen aus dem von zähklebrigem Schleim bedeckten Leib, mit denen es nach Vjaro hieb, das schiefe, wie eingschnitten wirkende Maul geöffnet und vor Gier nach Menschenfleisch sabbernd.
Wütend stieß er die altgediente Zwergenklinge zur Seite in die Kugelkreatur, die, abgelenkt von ihren Angriffen auf Vjaro, sich dagegen nicht zur Wehr setzen konnte, und spießte das Ding fast etwas zu mühelos auf. Ein Reissen und er hatte die Klinge zur Seite hin wieder befreit, was einen ordentlichen Schwall schleimigen, schwarzen Blutes erzeugte.
Dann war eine weitere Bestie heran, die zahllose winzige Fäden hinter sich her zog, wie ein zusammengefaltetes Spinnenetz. Doch ehe es zeigen konnte, was es damit vor hatte, blitzte es auf und die Axt des Zwergenpriestres durchschnitt den Dämonenleib in der Mitte.
Einige Herzschläge blieben die Hälften in der Luft hängen, dann sackten sie aprupt zu Boden.
"Bäh." kommentierte der Knappe das und widmete sich wieder der Bestie, die von Vjaro abgelassen hatte und sich nun ihm zuwandte, schnappend mit den zahllosen Zähnen im Maul, die sich obendrein auch noch im Kreise bewegten.
Würde er da einen Arm hinein stecken, das Biest würde ihn vermutlich sofort sauber abtrennen!
Die Tentakel schnellten vor und er blockierte ihren Weg mit dem Schild, das sofort von den Ärmchen umschlungen wurde.
Der Knappe ließ das Schwert kreisen und schlug dem Biest einen großteil der Ärmchen ab, doch ehe er noch mehr tun konnte, drang aus dem zähnestarrenden Maul eine Klinge hervor, worauf die Bewegungem des Gebisses erlahmten und der Dämon mit einem sattfeuchten Klatschen auf den Boden platschte.
Hinter der verendenden Höllenkreatur stand Vjaro, noch immer zitternd ihre Waffe beidhändig gepackt haltend, von der das Blut tropfte, das sie soeben vergossen hatte.
Er nickte ihr zu, dann sah er sich um.
Alle Dämonen lagen, zumeist in mehrere Teile gespalten, auf dem Boden, einer rauchte noch ein wenig, ein anderer zappelte noch sinnlos über den kargen Boden.
Grinsend beendete der Geweihte die Hampelei der Dämonenhälfte mit einem Axthieb, dann intonierte er ein tiefdröhnendes Gebet, worauf sich die unheiligen Bestien, widerwillig und zäh, in schwarzen, fettigen Rauch verformten und verflüchtigten.
"Gute Arbeit."
Zufrieden nickte er. Keiner war davon gelaufen, keiner hatte die Formation gebrochen, niemand war verletzt.
Ein guter erster Schlagabtausch!
"Weiter?"
Vielstimmiges Nicken antwortete und so setzten sie ihren Weg in die Tiefen der Ruinenstadt fort.
Ein gutes hatte es ja: das entnervende Reissen hatte aufgehört.

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BeitragVerfasst: 8.11.08, 04:29 
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Nichts.
Rein gar nichts.
Nichtmal die Spur von irgendwas war zu finden.
Die ganze Stadt war leer, Einzig die Steine der Ruinen lagen noch herum, und selbst da schien so einiges zu fehlen.
Keine Knochen. Keine Leichen. Kein Holz, keine zerborstenen Rüstungen oder Waffen. Keine Pfeilspitzen. Keine Geschosse von Katapulten oder dergleichen.
Nichts.
Rein gar nichts.
"Gut, ich glaube, das können wir hier vergessen. Was immer hier war, es ist nicht mehr." stellte Grom schließlich fest.
"Dann die Kanalisation?" fragte der Zauberer.
"Ja, das wird das Beste sein." bestätigte Zacharias nickend.
"Gut, dann folgt mir."
Sie bahnten sich ihren Weg durch das modrig anmutende, bräunliche Gras, der einzige, wenig ermutigende Beweis für Leben in dieser düsteren Umgebung.
Zacharias Gedanken kreisten derweil um eine düstere Gestalt mit einem Staubwedel, die schimpfend über die Unordnung durch die Ruinen zog und alles entfernte, das sich bewegen ließ.
Der Abstieg in die düsteren Überreste der vermeintlichen Kanäle war eine willkommene Möglichkeit, diesen albernen Gedankengang beiseite zu schieben, auch wenn er nur mit Mühe an sich halten konnte, nicht laut los zu lachen.
Die Gefährten entfachten Fackeln und schritten dann die alten, verwitterten Stufen hinab in die Tiefe, während Solivagus etwas über magische Schwingungen, einen alten Kult und ständig wider auf erstehende Leichen erzählte.
Und von einem Hebel, und das er Feuer machen würde, um die Biester zu grillen.
Das war eine Sprache, die auch der junge Knappe verstand und so stellten sie sich nach Anweisungen des Magus auf, während Zacharias die Aufgabe übernahm, den Hebel zu ziehen, der die Scheusslichkeiten frei lassen würde.
Zugegeben, eine seltsame Taktik für eine merkwürdige Konstruktion, aber wer wusste schon, was verrückte Wesen an verrückten Orten taten, wenn sie Langeweile hatten?
Untermalt wurde das Aufstellen der Formation von einem leisen Schlurfen, gelegentlichem Stöhnen und undefinierbar verschwommenen Echos, die durch die nur schwach erleuchteten Gänge hallten.
Was hier wohl passiert war?
'Egal', schalt er sich gedanklich, spähte durch die große, niedrige Halle zu seinen Gefährten und als sie ihm signalisierten, bereit zu sein, zog er den merkwürdig knöchern anmutenden Hebel nach unten.
Und dann gab er Fersengeld, während aus mehreren Richtungen das Knallen metallener Türen auf steinerne Mauern zu hören waren und augenblicklich ein geiferndes Gekreisch anhob, das sich unangeehm rasch näherte.
Auf einem Knochen ausgleitend legte der Knappe die letzten Schritte armrudernd zurück und wurde nur von Mirians ausgestrecktem Arm davon abgehalten, die Reise mit dem Gesicht an einer Wand abzubremsen. Beinah sanft schob sie ihn in die Formation, packte ihr Schwert fester und da waren auch schon die ersten Bestien heran.
Doch ehe Zacharias nur erkennen konnte, was sie eigentlich darstellten, schossen unter dem Run des Magiers brüllende Flammen aus dem abgewetzten Boden und verschlangen die Untoten ohne Zaudern.
"Blöde Magie." maulte Grom neben ihm und unwillkürlich grinste der Knappe, trotz der Hitze die ihm den Schweiß auf die Stirn trieb und von der er meinte, sie senge ihm die Nasenhaare an.
"Du kommst schon noch zu deinem Kampf, keine Sorge!" beruhigte er den alten Freund.
Wie recht er doch hatte!

Der schwere, fettige Rauch, vom Gestank nach verbranntem Fleisch geschwängert, hing an der niedrigen Decke, erschwerte das Atmen und auch die ohnehin schon beschränkte Sicht.
Dennoch durchstöberten sie die Haufen wertlosen Mülls, der fast schon pingelig ordentlich an den Wänden aufgereiht herum lag.
"Nichts." stellte Vjaro schließlich entnervt fest, und so ungern der Knappe es tat, er musste ihr Recht geben: nirgens war auch nur die Andeutung eines metallenen Gegenstandes, geschweigedenn die eines Schwertes!
Vielleicht hatte der Dämon von dem die Rede gewesen war es in seiner Gewalt?
Grade wollte er seine Gefährten anweisen, sich in der verräucherten Halle zu sammeln, als dicke, fast greifbare Schatten aus den Wänden quollen.
"Angriff!" gellte der Warnruf durch den verfallenen Gang, in dem sie standen, und da schlug auch schon der Mangel an Licht über ihnen zusammen.

Kalt.
Verdammt kalt!
Wann immer er von einem der Schatten auch nur gestreift wurde, hatte er das Gefühl, die Stelle erfriere bis hinab zum Knochen. Und das tat weh.
Mehr schlecht als Recht - wie bekämpfte man die Abwesenheit von Licht, wenn sie vor den Fackeln nicht halt machte? - hackte er auf die Schatten ein, die sich davon widerwillig zurück treiben ließen, ein bisschen, als kämpfe man mit Schleim.
Derweil wurde es immer dunkler und sie wurden allmählich auseinander getrieben.
Der Schweiß, den der Kampf seine Stirn hinab lief, begann, zu gefrieren, während er sich verzweifelt zu Grom hindurch schlug, der von den Dingern eingekreist wurde, die sich allmählich aus den Schatten heraus kristallisierten: Schemen, vage Menschenförmig, aggressiv und offenbar nicht gewillt, die lebenden Störenfriede so einfach davon kommen zu lassen.
Und dann, noch während er Grom erreichte und neben ihm eine Wand fast völlig in Flammen aufging, die alle Schatten verzehrten, erklang ein Lachen, das aus dem Reich des Einen selbst zu kommen schien: schrill und unnatürlich, hell, viel zu hoch und voll Grausamkeit, Hohn und Wahn.
"Sammelt euch!" brüllte er den Befehl hinaus und nahm Grom einen seiner mehr oder weniger definierten Gegner ab, trieb ihn zurück, während Grom sich seines Gegners entledigte und ihm dann beistand, den letzten der Schattenkrieger zu vernichten.

Keuchend und teilweise vor Schmerz und Angst wimmernd sammelte sich der Trupp, zitternd vor Kälte, in der großen Halle.
Die Fackeln gaben kaum mehr Licht her, der Atem wurde sofort zu hellen Wölkchen, der Geruch nach Schweiß und Blut erfüllte die Luft fast so penetrant wie der Leichen und Feuergeruch.
Und obendrein war da noch immer dieses hohle, kalte Lachen, das sich, zwar vom Echo verzerrt und umher geworfen, immer weiter nährte.
"Formiert euch." befahl der Knappe so ruhig, wie er nur konnte.
Natürlich kam ihm in den Sinn, sich zurück zu ziehen.
Aber was, wenn die Bestie, die da kam, im Eingang lauerte?
Er musste erst wissen, wo das Monster war, ehe er eine Entscheidung treffen konnte!
Obendrein begannen die vage menschenähnlichen Schatten, sie einzukreisen, hatten den Weg zum Ausgang längst in Beschlag genommen. Würden sie diese Kreaturen überhaupt überwinden können?
Sie schlossen einen Kreis um den Magus und er hörte, wie jemand Vjaro leise Ermutigungen zu flüsterte. Ob sie es mittlerweile bereute, mit gekommen zu sein?
Wer könnte es ihr verdenken!, überlegte er und wischte sich den schweiß mit dem Umhangsaum von der Stirn, verengte dann die Augen.
Es wurde zu dunkel! Er sah schon kaum noch die 2 Schritt vor ihm liegende Wand.
Eine Flucht würde nunmehr ohne ihn stattfinden müssen, da er ohne Sicht nur im Weg stehen würde.
Dazu müsste er aber wissen, wo die Kreatur war, um sie ablenken zu können - und das hieß warten.
Er holte tief Luft und nickte. Ja. Vielleicht würde es ihm gelingen, das Biest lange genug abzulenken um sich auch zurück zu ziehen, aber dazu müssten erst einmal die Schatten im Eingang weg, denn die würden wenigstens die unerfahrene Leuin in Panik versetzen.
Und eine Panik während einer Flucht? Seine Gefährten wären leichte Beute für das Monster, was es vielleicht auch beabsichtigte.
Sie warteten, gar nicht lange, doch die Dunkelheit hatte sie fast vollständig eingehüllt, als sich die Schritte endlich soweit näherten, das man die Richtung bestimmen konnte.
Noch während Zacharias eine Herausforderung aussprechen konnte, kam ein tiefes, düsteres "Sterbt."
Und daraufhin ein donnerndes Gebrüll: "Für Bellum!" das in den weitläufigen Gängen widerhallte. Der Zwerg hatte angegriffen.
Der Knappe hörte Kampfeslärm und wandte sich seinem Freund zu, dem Geräusch folgend, und wusste, immerhin, er konnte gefahrlos angreifen, da der Geweihte mit seiner geringen Größe nicht im Weg sein würde, doch gerade, als er zuschlagen wollte, schrie Grom auf.
Es wurde zu einem Röcheln, dann krachte es und direkt neben Zacharias schlug etwas schweres auf den Boden auf.
Von dort ausgehend hielt er seinen Schild vor, das Herz wild schlagend und doch präzise jede Bewegung, und er fühlte, wie etwas hart auf seinen Schild prallte, ihm fast den Arm brach. Mühsam einen Schmerzensschrei unterdrückend, legte er die Klinge an den Rand des Schildes an.
Nun wusste er, wo sein Gegner war, trotz Finsternis und dem Lärm um ihn herum, denn seine Gefährten hatten in den Kampf eingegriffen.
"Flieht!" befahl er und stieß seine Klinge über das Schild dort hin, wo der Angriff gekommen war.
Zögern, dann bestätigten wenigstens Vjaro und der Magier die Anweisung, packten sich den Zwergen und schon hörte er, wie sie sich entfernten.
Warum traf er nichts?
Er zog die Klinge nach unten, an seinem Schild - moment, sein Schildarm war plötzlich so leicht, trotz des Schmerzes, den der Hieb des Monsters hinterlassen hatte.
Das Schild, das ihn so lange treu beschützt hatte, war weg! Zerstört!
Verblüfft stieß er sein Schwert dennoch ungefähr da hin, wo er seinen Gegner vermutete, doch wieder fuhr es durch blanke Luft, als ihn etwas mit der Wucht eines heranrasenden Pferdes in die Brust traf und dort grade so vom eisernen Kettenhemd davon abgehalten wurde, ihm in den Leib zu dringen.
Japsend entwich ihm alle Luft, doch trotz des Schwunges konnte er nicht umfallen, etwas hielt ihn am Boden fest - sog an ihm - zerrte - riss - entriss ihm Kraft, Lebenswillen und Mut - Furcht schlug über ihm zusammen wie die Wellen über einem Ertrinkenden - Bilder zogen an seinem Geist vorbei, entsetzliche Bilder, von Blut und Tod und Hass und Mord und Grausamkeit und unendlichem Leid - und dann fehlte die Kraft, sein Schwert zu halten, er konnte nicht schreien, nicht fallen, nicht sterben - es war kalt - unendlich, entsetzlich, lähmend kalt -
Vorbei.
Wie eine umgeworfene Statue stürzte er hintenüber und blieb in der Düsternis liegen.
Fühlte sich so der Tod an?
'Nein, eigentlich nicht, das weißt du doch, du Dummkopf.' überlegte er, und über diesem ein wenig zynischen Gedanken wurde es vollends Dunkel, auch in seinem Geist.

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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 9.11.08, 03:44 
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Endtag, 20. Carmer 19. n Hilgorad

Ritterqueste


Ich habe am 19. Carmer den ersten Versuch gestartet, das Schwert zu finden.
Zuerst holte ich Erkundigungen ein über 2 Wochen verteilt: das studieren alter Landkarten, suchen nach Berichten, Gespräche mit Alteingesessenen.
Dabei erfuhr ich, das es offenbar ein ähnliches Schwert gegeben hatte, nur reicher verziert, das Glücksrittern in die Hände gefallen war.
Ebenso hörte ich, das die Kanalisation von Rohehafen wider entdeckt wurde und das die Befürchtung bestand, das sich dort ein mächtiger Dämon eingenistet hatte.
Das Gerücht besagte weiter, das der Dämon offenbar im letzten Mond eine Dienerin des Astrael verschlungen haben sollte.
Darum beschloss ich, eine größere Gruppe als zuvor geplant zusammen zu stellen, um, falls wir dem Dämon tatsächlich begegneten, ihn aufzuhalten, vielleicht sogar zu vernichten.
Einige sind dann leider nicht erschienen, so das die Gruppe, mit der ich schlussendlich aufgebrochen habe, nicht so groß war wie erhofft.
Der Weg nach Rohehafen war mit Kadavern gepflastert: es schien, als hätte sich das Ödland entschlossen, unseren Weg zum Scheitern zu bringen, und in Rohehafen selbst herrschte ein beständiges, zischelndes Geflüster, das endete mit einem lauten Reissen.
Daraufhin kamen aus den Ruinen Kugeldämonen auf uns zu, die wir vereint nieder rangen.
An den Ruinen ist uns schon bald aufgefallen, das sie überraschend sauber waren: es wirkte, als wäre ein äußerst pingeliger Putzer hindurch gegangen und hätte alle losen Steine, Trümmer, jeden Krümel Dreck, Knochen und was sonst so in einer kriegsverwüsteten Stadt zurück bleibt, enfernt.
Nichts war mehr da, auch zogen sich überall Lachen aus sauer riechender, grautrüber Brühe hin.
Wir durchstöberten die Ruinen eine Zeitlang bis sicher war, das wirklich nichts von Interesse oben verblieben war ausser herumwandelnden Untoten, vielleicht Bewohnern der Stadt, die an ihren Todesort gebunden sind...
Herr Grauring führte uns zu einer Stiege, die in ein altes Gemäuer führte.
Dort lagen überall sortierte Stapel von Gerümpel herum.
Auch mussten wir dort eine sehr merkwürdige Taktik benutzen, die der Magier vorschlug: er stellte sich hin und zauberte einen Flammenkreis, dann musste jemand einen Hebel betätigen worauf sämtliche Biester in der Umgebung auf ihn zuliefen, weil sie vom Licht angezogen wurden.
Er röstete einen Großteil der Bestien, den Rest erschlugen wir vereint, dann durchstöberten wir die Gänge.
Es fand sich nichts, abgesehen davon, das die Schatten lebendig wurden und uns angriffen, nach uns griffen und sich dann zu Knochen, dann ganzen Skeletten bildeten, die uns bedrängten.
Dann hörten wir ein seltsames, irres Kichern, versammelten uns im größten Raum und warteten ab.
Ich möchte die Entscheidung, abzuwarten, begründen, da sie falsch war:
Ich ging davon aus, das ein Rückzug zu diesem Zeitpunkt zu einer kopflosen Flucht geworden wäre, da die junge Leuin, die das Ödland nicht kannte, kurz davor war, in Panik zu verfallen. Sie hätte die Furcht verbreitet und ich nahm an, das genau das im Sinne des Monstrums war, das da auf uns zu kam. Einzeln und Alleine hätte es jeden von uns ohne Mühe getötet.
So standen wir Rücken an Rücken, der Magier lies den Boden um uns brennen als uns weitere Schatten und Knochenschatten angriffen, doch das Feuer verlosch ungewöhnlich schnell und tauchte uns in klebrige Dunkelheit.
Es war noch wenig Licht da, nicht genug für meine Nachtblindheit, und es wurde elend kalt, wie im tiefsten Morsan wenn man in einen See springt.
Dann schlurfte etwas aus der Dunkelheit, offenbar ein faulender Untoter, und griff den Geweihten Eisenfaust an; es gelang mir nicht wie ich gehofft hatte, den Angriff anhand des Geräusches der Waffe abzufangen, der Zwerg wurde umgeworfen und ich orientierte mich an der Kälte und ihrem Ausgangspunkt, um das Wesen mit meinem Schild zurück zu stoßen, weg vom Zwergen.
Dann befahl ich den anderen einen sofortigen Rückzug, den sie, weil sie es mir gelobt hatten, vermutlich auch sofort antraten - ganz genau kann ich es nicht sagen.
Es muss mich sofort angegriffen haben, denn sofort krachte etwas gegen meinen Schild und meinen Arm, brach ihn mir fast, und auch das über die Schildkante gestoßene Schwert (ich versuchte, die Kante als Zielführung zu benutzen) verfehlte, glaube ich jedenfalls.
Anschließend erstarrte ich, wie zu Eis geworden, und musste hilflos mit anfühlen wie die Kreatur mir die Jugend stahl, mein Haar ergrauen ließ und mich schließlich umwarf.
Ich hörte noch Kampfeslärm, aber ich konnte mich immer noch nicht rühren, und als ich wieder völlig bei mir war, hatten sie mich aus den Kanälen getragen.
Grom Eisenfausts Bart ist nunmehr Schlohweiß, aber es geht ihm gut; ich selbst bin nun mit grauen Strähnen geschlagen, vielleicht 40 Sommer alt, möglicherweise mehr.
Ich bitte darum, die Wachen zu informieren, das sie mich nicht nochmal als Fremden aufhalten, und warne jeden vor, das er mich womöglich nicht widererkennen könnte.

Die Mission kann als Gescheitert betrachtet werden.

Allerdings habe ich eine andere Idee, nur das werde ich alleine durch ziehen.

- Z. Gropp

Besonders Stolz war er nicht auf das, was in dem Bericht stand.
Gut, die Situation war unüberschaubar gewesen, und die lebende Dunkelheit, die insbesondere wegen seiner Nachtblindheit ein Problem war, hatte sie Sache nur verschärft.
Obendrein das verwirrende Echo...
Ja, er hatte mehr als genug Ausreden für sein Versagen.
Aber der Preis, der war unglaublich hoch.
Immerhin, Grom trug es mit Fassung: er schien sich sogar zu freuen und seinen schneeweißen Bart wie ein Banner vor sich her zu tragen.
Aber Zacharias kam damit überhaupt nicht klar, nun weiße Strähnen im viel zu langen Haar zu haben, die Schwere, die seine Glieder befallen hatte, die mangelnde Beweglichkeit...
Das ihm Beatrice in den Armen schwach geworden und Sharina bei seinem Anblick in Ohnmacht gefallen war, machte die Angelegenheit nur schlimmer!
Wie sollte man sich denn auf seine Arbeit konzentrieren, wenn einem die Frauen ständig glühende Blicke zuwarfen?
Und dann noch Yves, der geglaubt hatte, er wäre ein Verehrer von Mirian gewesen!
Als wäre das nicht schlimm genug, nein, ihm schmerzten die Knochen, sein Augenlicht hatte an Kraft verloren, nun auch am Tage, und sein Gehör war längst nicht mehr so scharf wie es nötig war, um die mangelnde Sicht auszugleichen.
Und dann war da noch die allumfassende Schwäche, die nichts mit den 20 gestohlenen Götterläufen zu tun hatte: es war, als hätte der Untote ihm nicht nur diese 20 Jahre genommen, sondern auch den Lebenswillen, den sie beinhaltet hätten, die Freude an der eigenen Existenz.
Obendrein erkannte ihn niemand; er hatte sogar schon ein Duell ausfechten müsen um zu beweisen, wer er war!
Und nun, nun war er müde, wieder so müde... müde...

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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 9.11.08, 03:53 
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Fast einen Mond war vergangen seit dem desaströsen ersten Schritt auf seinem Weg.
Mittlerweile war Ruans Zeichnung zu einem neuen Tag des Wunders geworden: Gnaden Proveus Herand hatte ihn und Grom in den Tempel gebracht und im Morsanschrein hatten sie, wie es schien, stundenlang gebetet; dann waren sie eingeschlafen während der Sand in der Uhr rückwärts gelaufen war.
Als die drei wieder erwacht waren, hatten Grom und Zacharias ihre Jugend zurück gewonnen und in tiefer Dankbarkeit den Rest der Nacht im Schrein, kniend und betend und Opfer gelobend, vor dem Altar verbracht, tief bewegt - und im Falle Zacharias' auch überrascht - über die Gnade des Herren Morsan.
Schließlich hatte er mit Sharina und Hadrian zusammen die Meermaiden aufgesucht, die tatsächlich wussten, wo Sir Aspins Schwert war, und ihm als Gegenzug um es zu sehen zu bekommen, eine Blume abforderten, Xan's Träne.
Nun war diese Blume im Besitz der Hexe von Südfall, die für ihre Grausamkeit bekannt war, und es war nicht einfach gewesen, das verrückt anmutende Mädchen zu überzeugen, ihn auch nur anzuhören, und nun wartete er seit einer Ewigkeit darauf, das sie ihm mitteilte, was ihr Lohn für die Blume sein sollte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 24.11.08, 07:13 
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Der kalte Wind pfiff über den Truppenübungsplatz nördlich von Falkensee, erschwerte Istrigur das Zielen und peitschte Umhänge, Schweife und Haar gnadenlos.
Fröstelnd lehnte Zacharias sich an Kamino, Mirians Ross, und flaxte mit ihr, während der andere Knappe sich mit seiner üblichen Diszipliniertheit der Aufgabe stellte, beobachtet von den beiden Elfen, die den Unterricht leiteten.
Die Ritterin ließ sich gerade darüber aus, wie kalt es doch wäre, als eine Bewegung Zacharias' Aufmerksamkeit einfing und zu Boden lenkte: der Wind hatte ein Stück Rinde vor seine Füße getragen.
Eigentlich war das nicht besonders interessant, und gerade wollte er den Blick wieder abwenden, als ihm die Schrift auf dem Rindenstück auffiel.
"Oh?"
Er kniete sich hin und las die Rinde auf.
"Was hast du da?" fragte Mirian neugierig, doch er gebot ihr mit erhobener Hand einen Augenblick zu warten.
"Moment.."
In die Rinde eingeritzt stand eine Botschaft, ziemlich unmissverständlich, und er fühlte sofort, wie die Aufregung in ihm emporstieg wie heißes Wasser. Kommentarlos gab er die Nachricht weiter an seine Waffenschwester.
"Geh und befrei den Ahnvater Wolf, du wirst ihn in der Nähe der Kugeln im toten Land finden. Gelingt es dir, werde ich entscheiden, ob du würdig bist zu erhalten was du begehrst." las sie vor, reichte ihm die Botschaft dann zurück, ehe sie fort fuhr.
"Am Splitterfelsen sind Kugeln, in einem Häusschen dort. Ob das gemeint ist?"
"Ich kenne sonst auch nichts." bestätigte der Knappe und spähte hinauf in den Himmel.
Noch ein viertel Dunkelzyklus, bis Fela auf ging.
"Wirst du gleich aufbrechen?"
"Wenn ich noch jemanden finde, der mich begleitet.. alleine ins Ödland zu gehen.."
"...ist Wahnsinn, ganz recht. Ich komme mit, wenn du möchtest. Als Beobachterin, natürlich."
"Ich kann es dir schlecht verbieten, nicht?"
Der Knappe lächelte hinauf zu seiner Freundin, dankbar für ihr Angebot, denn ihre Klinge war gefürchtet und scharf - und sie konnte ein wenig Bestätigung nach der Katastrophe mit der Orkenschlacht gut vertragen!
"Gut, dann ziehen wir uns um und brechen auf."
Sie nickte, wandte ihr Pferd, was den Knappen, der an dem Rappen lehnte, aus dem Gleichgewicht brachte, und trieb es lachend an.
"Das hast du mit Absicht gemacht!"

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 Betreff des Beitrags: Re: Flügge werden
BeitragVerfasst: 24.11.08, 07:16 
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Das Ödland.
Er verabscheute es, und, auch wenn es schwer war, sich das einzugestehen, er fürchtete es.
Tief durchatmend zeichnete er eine Raute und sah zu seiner Begleiterin.
Beide hatten sie Gewänder in gedeckten Farben angelegt um nicht von weitem gesehen zu werden, und die beiden schwarzen Schlachtrösser taten ihr übriges.
Mirian nickte ihm zu und so trieb er Dämmerung hinaus in die Ödnis.
Der gewaltige Hengst zeigte kurz seinen Unwillen, indem er sich für zwei, drei Herzschläge dem Hinaustreten in die verdorbene Erde verweigerte, doch dann siegte die natürliche Gelassenheit und auch die Abgebrühtheit des Kaltbluts und es gehorchte.
Der Weg zum Splitterfelsen, der seinen Namen wegen der vielen, vielen Pfade trug, die ihn wie zerbrochen anmuten ließen, war gepflastert mit den Leichen der Ödlandbewohner, die wie es beinah schon Tradition war, aus ihren Löchern krochen, sobald sich die Reiter näherten.
Den eingespielten Kampfgefährten bereiteten die vereinzelt hereintröpfelnden Gegner keine übermässige Mühe, nur der Knappe, der mit den Gedanken bei Ahnvater Wolf war, bekam einige schmerzhafte Hiebe ab, die ihn ziemlich rasch wieder in die Realität zurück brachten.

"Wir sind da." stellte Mirian schließlich fest und zügelte Kamino, der unruhig den Kopf warf.
Zacharias lenkte sein Schlachtross ein wenig näher an das Gebäude heran, lauschte einige Augenblicke, dann stieg er ab und zog das blauweiße Bernsteiner Licht aus seiner Halterung am Sattel, hievte es sich auf die Schulter und umschritt das niedrige Gebäude.
Es kauerte sich in eine Einbuchtung des Splitterfelsens, nicht mehr als ein Raum, keine Treppe hinauf auf das Dach, keine Fenster, nur eine große Öffnung zum eintreten.
Aussen herum schien alles ruhig und so betraten sie gemeinsam das Innere des Häusschens, das den Namen beinahe nicht verdiente.
Dort ruhten auf einigen steinernen Stelen staubbedeckte bunte Kugeln, gruppiert um einen leuchtenden, schimmernden Stein in der Mitte.
"Sieht nicht aus, als wäre hier in letzter Zeit jemand gewesen, hm?" stellte der Knappe mit zusammengezogenen Augenbrauen fest. Wäre ja auch zu einfach gewesen!
"Nein, nicht wirklich."
Mirian trat hinaus und direkt in ein Skelett hinein, das sich gerade aus der Erde grub, offenbar von ihrem Passieren aufgeweckt.
"Verdammt!" schnaubte sie und packte mit ihren gepanzerten Händen den Schädel des Untoten, riss ihn vom Rückrad und warf ihn beiseite.
Klappernd und Rasselnd brach der Knochenmann grade wieder zusammen, ehe er noch wirklich hatte sich aufrichten können.
Kichernd folgte ihr Zacharias und sah sich um, während Mirian sich auf einem morschen Baumstamm nieder ließ und ein Käsebrot auspackte.
"Also gut, hier leben Oger, aber ansonsten ist alles voller Höhlen, Gänge und Passagen. Ich denke, wenn wir hier einmal drum herum reiten und alles ansehen, sind wir zwar eine Weile beschäftigt, aber wenn der Wolf hier ist, müssten wir ihn finden. Ich war mal mit Lucius hier auf der Suche nach den Schwarzen Reitern, da haben wir uns einen Teil dieses hässlichen Felsbrockens angesehn.." fügte er erklärend an und wandte sich um.
Erschrocken riss er die Augen auf: direkt hinter der pragmatisch die Pause nutzenden Ritterin schlich ein verwesendes Etwas heran, ein Goblin, hätte er gesagt, hätte er raten müssen.
"Achtung!" rief er und riss sein Schwert hoch, als das gammelnde Unwesen sich auch schon auf seine Freundin stürzte, die mit dem Untoten zusammen in den Dreck rollte und sich in ein wenig appetitliches Handgemenge gezwungen sah.
Sofort schnappte der Goblin nach dem Gesicht der Frau, die einen Arm hoch riss und so das Gebiss des Untoten auf blankes Bronze stieß; splitternd zerbarst eine handvoll maroder Zähne.
Zacharias trat rasch näher und trat dem Goblin in die Flanke, so das es ihn von seiner Freundin riss, die daraufhin sich auf das Biest rollte und ihm mit einem festen Griff, ganz ähnlich wie zuvor bei dem Skelett, das Genick brach.
Dem Knappen schauderte es bei dem entsetzlichen Geräusch, doch die Kreatur war davon noch lange nicht besiegt, sondern nur ein wenig desorientiert.
Grabschend mühte der Goblin sich damit ab, die sicher geglaubte Beute wieder in die gammelnden Finger zu bringen, als Knappe und Ritterin zeitgleich ihre Klingen in den Brustkorb versenkten.
Kurz grinsten sie sich an, dann rissen sie wie von einem Gedanken gelenkt die Klingen zur Seite, jeder in eine andere Richtung, und mit einem weiteren, gänsehaut erzeugenden Geräusch rissen Fleisch und Sehnen, barst das Rückrad. Schwarzverfaultes Blut kleckerte auf den verseuchten Boden, dann kippte der Unterleib nach vorne weg, der Oberkörper platschte mit einem Schmatzen zu Boden.
Stille.
"Das Mistvieh hat sich im toten Winkel angeschlichen. Verdammtes Auge!" schimpfte Mirian dann los und wandte sich unwirsch ab.
Zacharias hob eine Hand, wollte sie trösten, doch da hatte sie sich schon zu ihrem heruntergefallenen Brot gebeugt und es aufgehoben.
"..Angesabbert." brummte sie wütend und schleuderte es auf den reglosen Leichnam des Goblins.
"Ist das bedauernswerte Brot unser größter Verlust?" erkundigte Zacharias sich bemüht ernst, erntete ein grobes Nicken und wollte gerade zu einer weiteren, flapsigen Bemerkung ansetzen, als ihm eine Bewegung auffiel.
Vorsichtig spähte er an Mirian vorbei, die nun damit beschäftigt war, ihr Schwert zu säubern.
Ein Hut ragte hinter der Ecke des Häusschens hervor!
Ein alter, fleckiger Spitzhut wie Magier aus Märchen sie trugen.
Sowas!
"Pst... schau mal" flüsterte er und beschäftigte sich mit einem Lappen damit, sein Bernsteiner Licht von Unrat zu befreien.
Natürlich hatte er vergessen, Mirian zu warnen, sich nicht umzudrehen, was diese sofort tat.
Schwups, verschwand die Magierhutspitze hinter der Ecke des Häusschens und dann hörten sie eilige, sich entfernende Schritte.
"Da war jemand." seufzte der Knappe und pfiff seinen Hengst herbei, der folgsam heran getrottet kam.
"Vielleicht weiß er, wo Ahnvater Wolf ist!" erklärte er und stieg auf den Rücken des Tieres, das wie üblich an Bergsteigen erinnerte.
"Gut, dann los, weit kann er ja nicht kommen; da hinten ist ja alles voller Gestrüpp." brummte Mirian, scheidete ihre Klinge und erklomm Kaminos Rücken.
Gemeinsam machten sie sich daran, den Fremden zu verfolgen.

Wie sie sich geirrt hatten!
Der Fremde hatte sich zum Einen als Frau heraus gestellt, und zum Anderen machten der buckligen Gestalt die Sträuche und abgeschlagenen Baumreste, deren dicken Wurzeln aus dem verderbten Erdreich ragten, weniger zu schaffen als den Reitern.
"Das ist wahrlich vom Einen verflucht!" fauchte die Ritterin, zog ihre Klinge und schlug einen Busch, dessen Dorne sich in ihrem Steigbügel verhakt hatten, kurz und klein.
"Ja - der bösartige Busch des Todes ist sein schlimmster Diener!" scherzte der Knappe, während sein Blick über die Ödnis strich und nach dem Spitzhut suchte.
"Da!"
Sofort trieb er Daemmerung an, dessen schwere, große Hufe tiefe Abdrücke im weichen Untergrund hinterließen.
Das riesige Kaltblut ließ sich nicht länger beirren und walzte einfach durch das Gestrüpp.
Zuerst stutzte die Reiterin, dann folgte sie einfach der geschlagenen Schneise mit einem Schulterzucken.
"Sie ist weg." stellte Zacharias einige Minuten der fruchtlosen Verfolgung verblüfft fest.
Nicht nur, das die Bucklige mühelos durch das schwierige Gelände gekommen war, sie hatte auch noch ein enormes Tempo vorgelegt, während sie rings um den Splitterfelsen geflohen war.
"Dann wird sie sich versteckt haben."
"Schon klar, aber wo? Unsichtbar wäre auch eine Möglichkeit."
"Ist es wichtig, das wir diese Frau finden? Wenn sie hier lebt, wird sie ihre Gründe haben und vermutlich sind das keine, die wir wissen wollen."
"Das mag sein" bestätigte Zacharias und blickte am Felsen entlang. Irgendwas war da doch! Er kam nur nicht darauf, was.
"Allerdings finde ich, müssen wir ihr unsere Hilfe anbieten."
"Deine Aufgabe, dein Handeln. Ich mische mich da nicht ein."
Er grinste sie an und lenkte Daemmerung näher an den Felsen. Da war doch was!
Tatsächlich: ein Loch im Erdreich, unauffällig und durch Gestrüpp verborgen.
Hätte er nicht schon nach Dachsen und Füchsen gejagt und mit einer kleinen Schwester Verstecken gespielt, er hätte es gar nicht als Höhlenöffnung erkannt, sondern als Schatten auf einem grauen Berg in einem Land voller Schatten.
"Schau mal."
Langsam näherten sich die Reiter dem Berg, der wie ein Versprechen erschütternder Zerstörung über ihnen aufragte.
Der Knappe zügelte sein Schlachtross, glitt aus dem Sattel und kniete sich in das weiche Erdreich.
Kleine Füße hatten den Boden dort aufgewühlt und das in mehrere Richtungen, einen regelrechten Trampelpfad erzeugt.
"Hier kann man durch."
"Woran siehst du das?" fragte Mirian, ebenfalls von ihrem Pferd abgestiegen, und starrte auf das Wirrwar an Abdrücken.
"Hier, hier und hier.. kleine Füße, höchstens anderthalb Schritt groß, leicht, aber in Eile, die frischsten sind da oben."
"Aha." sie beäugte ihn voller Misstrauen und er grinste.
"Ich hab die Drakenwälder Großwildjagd gewonnen! Indem ich einen großen Hirsch aus einem Rudel heraus aufgespührt habe! Vertrau mir."
Völlig sicher war er natürlich nicht; es könnten auch wirklich einfach nur zufällige Abdrücke sein, aber es passte einfach zu gut.
"Na gut. Und jetzt? Das Loch da im Berg sieht nicht aus, als könnte man da im schweren Panzer hinein, ohne das man es bereuen würde."
"Da hast du recht."
Zacharis wandte sich ab und führte Daemmerung ein Stückweit weg.
Dann löste er die Schnallen der Halsberge, der Armschützer, die Erudin selbst noch auf seinen Leib geschmiedet hatte, und auch die der schweren gepanzerten Lederhandschuhe löste er ab.
Die schweren Panzerteile befestigte er in einem kleinen Netz am Sattel und reichte Mirian, die ihm gefolgt war, die Zügel des Rappen.
"Ich gehe alleine, kannst du bitte auf Daemmerung acht geben?"
"Natürlich."
Sie lächelte ihm aufmunternd zu.
"Pass auf dich auf."
"Immer!"
"Genau das macht mir ja solche Sorgen.."
Lachend kniete sich der Jüngling in den Dreck und kroch in die Eingeweide des Berges hinein.
Was ihn da wohl erwartete?

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Zuletzt geändert von Zacharias Gropp: 24.11.08, 16:32, insgesamt 1-mal geändert.

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Nach einem langen Tunnel, den er auf Knien und Händen überwinden musste, und in dem die Düsternis vorherrschte, war das Licht des kleinen, kargen Tals blenend, als er endlich hinaus kroch und den Rücken streckte.
Unwillig, die Augen schließend, schüttelt er das Erdreich aus dem zerzausten Blondhaar und stand auf, klopfte beiläufig Dreck von den kettenbewehrten Knien, sah sich um und trat aus der Kuhle, die den Tunnel abschloss.
Nach einigen Augenblicken hatten sich seine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt und der stechende Schmerz ließ nach, so das er sich auf seine Umgebung konzentrieren konnte.
Der Boden hier war weitaus trockener, nur wenig Pflanzenbewuchs bedeckte ihn, verkrüppelte Bäumchen und harte, zähe Gräser.
Die Wände des Tales gingen steil in die Höhe, es wirkte eher, als wäre hier ein Kind in eine Kuchenmasse getreten, und ungefähr so ließ sich auch die Form des langgestreckten Tales beschreiben.
In der Mitte etwas schmaler, war es vorn und hinten leicht gerundet, wobei die Spitze erhöht lag und ein Zaun oder so etwas am anderen Ende zu sehen war.
Der Einschnitt war höchstens 100 Schritt tief und hatte keinen weiteren erkennbaren Eingang.
Ein wenig Felalicht fiel hinein und beleuchtete nur eine Stelle, an der eine mitleiderweckend schäbige, schiefe Hütte ihr trostloses Dasein fristete.
Der kastenförmige Bau sah aus wie aus Trümmern, Treibgut und was sonst noch so zur Verfügung stand zusammen gezimmert, noch dazu ohne große Ahnung oder auch nur Liebe.
Sonderlich Stabil mutete es entsprechend auch nicht an, ausserdem fehlten Fenster, nicht einmal eine Tür war eingehangen in dem mehr oder weniger als Eingang erkennbaren Loch an der Seite, die dem Berg ab und dem Durchgangsloch zugewandt war.
Darin konnte er eine bucklige, alte Frau erkennen, deren fleckiger Spitzhut während der hektischen Arbeit, die sie verrichtete, aufgeregt wippte.
Ihr buntes Gewand wirkte ebenso schäbig wie die Behausung, deren Inhalt sie eiligst zu durchwühlen schien, als suche sie etwas Lebenswichtiges.
Vorsichtig trat er näher, warf einen weiteren Blick ringsum, sichernd, ehe er die Alte ansprach.
Er musste vorsichtig sein: vermutlich hielt sie ihn für einen Räuber oder einen Diener des Einen, und er hatte nun wirklich nicht vor, einer alten Frau Leid zuzufügen, auch nicht, indem er sie erschreckte.
"Ehre den Vieren!" rief er, weit weg noch stehend, um ihr Zeit zu geben, ihn näher in Augenschein zu nehmen.
Das war ein Fehler: die Alte schrie auf, lies den zerbeulten Topf, den sie gerade durchstöbert hatte, fallen und deutete auf ihn.
"Du wirst ihn nicht bekommen!" kreischte sie, dann bewegte sie die Hände als wolle sie etwas zu sich ziehen.
'Oh oh.'
Alarmiert warf der Knappe sich zur Seite, als ihre verkrümmten Finger auch schon etwas nach ihm Warfen, das nach grünen, durchsichtigen Seilen aussah.
Sie fielen dort, wo er eben noch gestanden hatte, zu Boden, um dann da zu erblühen und den Boden kurzfristig mit Blumen, Gesträuch und anderem wild wucherndem Grün zu bedecken. Sonderlich freundlich sahen die dornbewehrten Pflanzen allerdings nicht aus, und auch nicht schön.
"Ich will euch nichts tun!" versuchte er, die Alte, die noch immer schimpfte, tobte und keuchte zu besänftigen, und trat aus dem Windschatten des Gebäudes, in den er sich geflüchtet hatte, direkt vor den Eingang.
"Bitte, beruhigt ... Au!"
Erneut hatte sie den Zauber nach ihm geworfen und diesmal war er voll hinein gerannt; schmerzhaft schlangen sich die durchsichtigen Fäden um ihn, nur um dann materiell zu werden und ihn einzuschnüren.
Sie krochen wie lebendig geworden um seinen Leib, zogen seine Beine zusammen und schlangen sich um seinen Hals, banden ihm die Arme an den Leib.
Hastig gelang es ihm noch, die Hände nahe seines Gürtels unter zu bringen, ehe auch die Gelenke umschlungen waren und sie fest an den Bauch gepresst wurden.
Schwankend stand er da, während um ihn herum das faule Grün hässliche Blüten warf und die Dornen ihn durch das Kettenzeug hindurch piesackten, aber wenigstens nicht ernsthaft verletzten.
Wieder kreischte die Alte, direkt vor ihm nun, zu ihm hinauf "Er gehört mir! Du wirst ihn mir nicht nehmen!"
"Ich .. will .. gar nichts.. nur .. "
Die Ranken schnürten ihm die Luft ab, während sie sich enger zogen, und doch gelang es ihm, die Finger einer Hand nach unten tasten zu lassen und den Griff eines seiner vielen Dolche und Arbeitsmessers zu fassen zu bekommen.
Nur ein bisschen mehr!
Aber schon konnte er fühlen, wie die Ranken sich schmerzhaft zusammen zogen; wollte die Alte ihm alle Knochen im Leib brechen?
"Halt den Mund! Du bekommst ihn nicht, er ist mein, er gehört mir, niemand kann das ändern!" giftete sie und deutete auf ihn, kreischte grell und schmerzhaft.
Und dann explodierte die Welt um ihn herum, versank in einem chaotischen Farbengewirr, in dem Rot und Schwarz dominierten, in dem es nur ihn gab und den Schmerz, der wie flüssiges Feuer durch seine Adern rollte und alles fort brannte, was nicht Schmerz war.
Irgendwer schrie gellend, ein entsetzlicher Schrei des Schmerzes, aber wer, war ihm gar nicht klar; die Ranken schlangen sich fester, begannen unter dem Knacken seiner malträtierten Knochen, ihm die Luft abzuschnüren und aprupt brach der Schrei ab, doch der Schmerz blieb.
Riss ihn jemand in Stücke?
'Mach dem ein Ende!' flehte das Kind in ihm, wimmerte und wollte fliehen, doch wohin?
Die Fesseln, die nun in sein Fleisch schnitten, die Dornen tiefer hinein trieben, hätten ihn selbst dann gehalten, wenn er nicht die Kontrolle über fast jeden Muskel verloren hätte.
Würgend und keuchend sackte er in die Knie, für einige Herzschläge lang die Kontrolle nur durch den eisernen Wunsch, nicht zu sterben, über seine Muskeln zurück erlangend, und dann gelang es ihm endlich, den Dolch fest zu packen und aus der ledernen Scheide zu ziehen.
Ein Zucken und die erste Ranke war durchtrennt, gab ihm einen Hauch von Zuversicht zurück, während der Griff des Schmerzes mit jedem verstrichenenen Augenblick stärker wurde.
'Lass mich sterben...'
'Nein!'
Stur stemmte er sich gegen den Wunsch, einfach aufzugeben, und wieder gab eine Ranke nach, so das seine Hand nun aprupt frei war.
Hoffnung ströhmte durch seinen Geist, half ihm, die Disziplin herbei zu zwingen, die nötig war, um unter Schmerz zu denken, dann sackte er nach vorne weg und schlug der Länge nach auf.
Schwindel machte das Denken noch schwerer, aber er hatte erreicht, was er wollte: die Ranken gaben nach, und als er aufhörte, sich zu regen - welch Wohltat für seinen geschundenen Körper! - da ließ wenige Herzschläge später auch der Schmerz nach. Hörte auf.
Sie hielt ihn für besiegt, ließ ihren Zauber fallen, und alsbald darauf fielen auch die erstickenden Ranken von ihm ab, getränkt von winzigen Tropfen seines Blutes.
Mühsam den Atem ruhig haltend verhielt er sich still, lauschend, das Prickeln seiner Glieder, in die das Blut zurück kehrte ignorierend so gut es ging.
'Das fällt, mal wieder, nicht so wirklich unter auf mich aufpassen, oder?' überlegte er und hätte gelacht, wenn ihm nicht so verdammt schlecht gewesen wäre.
Er hörte die Alte zufrieden Schnauben, dann strich sie an ihm vorbei, doch ehe sie hinaus gelangen konnte, hatte er sich hinauf gestemmt und sie am Hals gepackt.
Erschrocken, ja panisch quiekte sie, starrte den besiegt geglaubten entsetzt an, dann riss sie die dürren Finger hoch und warf Flammen nach ihm, die jedoch an seinem Panzer nicht mehr verursachten als Rußflecken und ein bisschen verbrannten Stoff am Umhang.
Ein wenig grob stieß er sie gegen die Hauswand und schämte sich sogleich: er konnte doch keine Oma verprügeln!
Unschlüssig wischte er sich das Blut vom Hals, wo die Dornen ihm in die Seiten eingedrungen waren, und schüttelte den Kopf.
Immer noch bemühte sie sich darum, ihn anzugreifen, obwohl er einen harten Griff um ihr dürres Genick gelegt hatte, es ihr jederzeit brechen konnte, so mager wie sie war.
"Was ist hier los? Bei Bellum, wie siehst du denn aus?"
Kurz sah er zur Seite; Mirian stand da, verschmutzt, eine Fackel in der Hand, der Blick erschrocken auf ihn gerichtet.
Dann fiel ein Schatten von oben herab und kreischend stürzte sich ein Gargoyle aus dem fahlgrauen Himmel hinab.
Hastig schob der Knappe die abwechselnd schimpfende, fluchende und flehende Oma in ihre windschiefe Hexenhütte, um sie vor dem Unwesen zu schützen.
"Ich kümmere mich drum!" verkündete die Ritterin zufrieden und zog ihr Schwert, um sich auf die Bestie zu stürzen.
"Also gut, alte Frau. Wir unterhalten uns jetzt!" schnappte er in Richtung der noch immer an seinem Arm hängenden Alten, die verzweifelt nach ihm trat.
Seufzend ließ er sie los, so das sie auf das Lumpenbett purzelte.
Doch statt das sie nun bereit gewesen wäre, mit ihm zu reden, sprang sie sofort auf, trat ihm gegen das Schienbein und rannte hinaus.
Keuchend bekam er gerade noch ihren Umhangsaum zu fassen und hielt sie auf, damit sie nicht in den Kampf draussen geriet, als ein roter Schatten herab segelte, kaum größer als ein Rabe, und auf ihrem Rock nieder ging.
Sofort gellten ihre panischen Schreie durch den ganzen Talkessel, dann klirrte etwas, das er nicht sehen konnte, und ein panisches "Nein!" folgte.
Die Alte entriss sich mit einem Ruck seinem Griff und floh an der kämpfenden Ritterin und dem Gargoyle vorbei, nur um wenige Schritt später mit einem mörderischen Krachen sich aufzulösen.
"Ups." stellte der mitgenommene Jüngling verblüfft fest, richtete den Blick auf seine Freundin, die den Steinmann gerade mit einem rundumschwung ihrer Klinge den Kopf abschlug und sich ihm zuwandte, ehe noch die Kreatur zu Boden gegangen war.
"Was bitte ist hier los? Und warum siehst du aus als hättest du südendophalische Disziplinstraditionen ausprobiert?"
"Hä?"
"Egal. Schau mal, da ist ein roter Vogel." sie deutete hinauf und er trat hinaus, folgte mit dem Blick ihrem Deut.
Tatsächlich, da saß ein leuchtend rot gefiederter Vogel, einem Raben ähnlich, dessen kluger Blick sie neugierig musterte.
Im langen Schnabel hielt er einen Schlüsselbund.
Ehe die Beiden noch etwas sagen konnten, breitete der Vogel seine Schwingen aus und schwebte zu Boden, wo er wie der General einer siegreichen Schlacht vorrau schirtt, jede Bewegung vom Klingeln des Schlüsselbundes untermalt.
Achselzuckend folgte Zacharias dem Vogel.
Er war schon von Zimmerpflanzen gerettet worden, warum also nicht einem Vogel hinter herlaufen?
Mirian zögerte länger, dann kam sie hinterher.
Sie erreichten alsbald die Palisade, in der sich nun eine Tür zeigte, die von einem schweren Vorhängeschloss gesichert war.
"Verstehe. Würdest du mir bitte die Schlüssel geben?" wandte er sich freundlich an den Vogel, der auf ihn zu hopste und die Beute vor ihm im Dreck liegen ließ.
"Vielen dank."
Unter einem schmerzerfüllten Ächzen - die Verletzungen durch die Dornen waren nicht schwer, aber schmerzhaft! - hob er ihn auf und trat zu der Tür, entriegelte sie und spähte hinein.
Dort saß, ein wenig abgemagert und mit misstrauischem Blick, der schönste und eindrucksvollste Wolf, den er jemals gesehen hatte.
Ein prächtiges Tier, bestimmt, in den Wäldern zu herrschen, nicht, in einem kaum von Licht erfüllten Verschlag vor sich hin zu vegetieren!
"Du bist frei." erklärte er sanft dem misstrauisch leise knurrenden Wolf, trat ihm aus dem Weg und warf die Schlüssel auf den Boden zurück.
Es dauerte etwas, dann folgte der Wolf seiner Aufforderung, durchschritt die Türe - und lief los, an den Menschen vorbei. Wenige Schritte später war er verschwunden.
"Gehen wir?"
"Gute Idee. Du siehst aus wie Dreck."
"Lass dich mal von einer verrückten Oma foltern, dann reden wir weiter, ja?"
"Oh je. Ich hatte dir doch den Befehl gegeben, auf dich acht zu geben!"
"Ach, das war ein Befehl? Sag das doch."

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Inaktiv. Grund: die Nettigkeit des Rates, der wie üblich keine Ahnung hat, wie man mit Spielern umgeht, noch dazu welchen, die sich für Siebenwind einsetzen.
Eventgeilheit ftw!


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