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Stille! Kein Laut bewegt die eisige Luft an der Grenze zwischen Leben und Sterben, zwischen Glück und Trauer. Als wäre die blutige Welt einen Augenblick lang stehen geblieben, nur um ihren Folterknechten neue, noch grausamere Anweisungen zu geben. Selbst der Wind, sonst angefüllt mit giftiger Luft, Staub und Asche aus den öden Landen, ist verstummt. Nichts als kaltes Schweigen beherrscht den einstmals stolzen Wall, der, einem gigantischen Leichnam gleich, zerstört und auseinander gerissen sich nur noch als Schattenskelett zwischen dem Blender und den Sahor erhebt. Selbst die düstere, auf den Knien liegende Gestalt eines Recken des Löwenordens vermag die bösartige Vorwarnung, den fröstelnden Todeshauch des Bildnisses nicht zu erhellen. Gleich einer mächtigen Statue, einem Bildnis des demütigen Dieners von Reich und Viergötterschaft, verharrt der Löwe regungslos. Doch nicht, wie sonst allzeit seines Lebens, um sich für den tödlichen Sprung wider seine Beute zu ducken! Nein! Jede düstere Falte des bedrohlich blaurot im Fackellicht schimmernden Umhangs, jede Scharte an dem massiven Harnisch, lässt nur eines vermuten - Demut!
Erstarrt, als hätte der kalte, giftgeschwängerte Wind der Lande des Einen ihn in Stein verwandelt, kniet der Löwenrecke ohne jede Bewegung auf dem eisigen Steinboden des Bellumsschreines. Ein gigantischer Bidenhänder steht aufrecht vor seiner zusammengekauerten, beinahe unterwürfigen Gestalt, die in schweren Panzerhandschuhen steckenden, schwieligen Hände liegen auf der breiten Parrierstange. Die wallende, wie Blut schimmernde Löwenmähne fließt in Feuerströmen über seine Schultern, verbirgt das Gesicht als wolle es das Antlitz des Getreuen verbrennen.
Plötzlich geht ein gewaltiger Ruck durch den demütigen Leib, mit einem kaum verhohlenen Ächzen regt sich der bis eben versteinerte Löwe. Seine Hände zittern vor Kälte, Anstrengung und fanatischem Glaube. Der gepanzerte Jäger der dunklen Scharen erhebt sich in einer fließenden Bewegung, der schwere, doch schlichte Wollumhang fließt wie Wasser an seinem sich aufrichtenden Leib herab, die flammende Mähne weht im plötzlich wieder aufkeimenden Todeshauch des Ödlandes und enthüllt die Züge des Recken. Kaum einer würde diesen Anblick ohne Grauen ertragen! Sein Antlitz scheint zur Gänze von schluchtenartigen Narben durchzogen, kein noch so kleiner Fleck der bleichen, rot schimmernden Haut ist unversehrt, die eingefallenen Wangen gleichen frisch gepflügten Äckern: tot und aufgerissen. Nur die stahlgrauen Augen sind unversehrt, in ihnen glimmt ein düsteres Feuer, beinahe wie Wahnsinn flackert es in den starr auf den Altar gerichteten Pupillen und nichts als lodernder Hass, grenzenloser Zorn brennt unverhohlen in ihnen. Der rot glühende Getreue wendet sich vom Altar, er tritt auf die Aussichtsplattform des südlichen Turms am Wall. Und mit donnernder Stimme brüllt er seinen Hass in die dunkle Nacht des Einen. Der Kriegsschrei des Zum-Sprung-Sich-Duckenden Löwen hallt über die tote Ebene:
"Blender! Kein zweites Mal wirst Du den Löwen in die Flucht schlagen! Nicht Feuer noch Schmerz wird uns're Jagd wider Deine elenden Kreaturen mehr aufhalten! Aureole!
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