Er war zeitweise doch selbst über sich erstaunt, der hagere, hochgeschossene Ventuspriester Noralis, wie Sesshaft er geworden ist, mit Frau, Kind.. wenngleich nicht besonders Angesehen als Abt der Ecclesia, so führte er doch ein ruhiges, beschauliches Leben im Dienste des Herrn der Winde.
Fast zu beschaulich war es ihm, manchmal schauderte er, als er merkte, wie gar der tägliche Gang zum Schrein seines Herren auf dem höchsten Plateau der Insel zur alltäglichen Wiederholung wurde. War Ventus nicht geradezu berühmt für seine Unstetigkeit, den Wandel? War es wirklich der Wunsch des Herren, dass einer seiner Diener ein so gefestigtes Leben führte?
Offenbar nicht, denn die Antwort kam binnen kurzem, ein ähnlicher Brief, wie ihn Brand bereits vor einigen Monden erhalten hatte. Die Einladung an die Windakademie zu Ventria, um dort als Gastlehrer von der Vogelpopulation auf der fernen Insel Siebenwind zu berichten und das Wissen der Akademie zu mehren. Er würde nach Dunkeltief gemeinsam mit Brand reisen, doch er war innerlich beinahe zerrissen von der Entscheidung, auf der einen Seite die neu gegründete Familie, auf der anderen der Dienst an Ventus, doch die Prioritäten waren nicht zu überdenken, er weihte sein Leben dem Dienst an den Winden und Lüften Tares.
So bereitete er sich vor Dunkeltief auf die Abreise vor, auf dass er die dunklen Tage damit zubringen konnte, den Menschen der Insel den Segen der Enhor zu bringen und die Heerscharen des Ungenannten mit den Wehrfähigen zurückzuschlagen.
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